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Frommelt, Fabian (2021): Was wimmelt hier? Gamprin-Bendern im Liechtensteiner Wimmelbuch. In: gamprinbendern. Informationen der Gemeinde Gamprin-Bendern Juli – Dezember, 2/2021, S. 52–53.

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Academic year: 2022

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Was macht die Funkenhexe auf dem Dach des

«Löwen» und was der Mönch vor dem Pfarrhaus?

Weshalb ist eine Muschel am Wegweiser? Und ist der «Adler» wirklich abgebrannt?

Das Junge Theater Liechtenstein feiert seinen 20. Geburtstag mit der Herausgabe eines Liech- tensteiner Wimmelbuches. Jede Doppelseite des von Eliane Schädler farbenfroh gestalteten Buches gibt mit einer Fülle von Einzelheiten Einblick in das Wesen und in die Geschichte aller elf Gemeinden.

Dabei geraten Zeiten und Räume in ein beziehungs- reiches Durcheinander. Das Buch will Erwachsene und Kinder miteinander ins Gespräch über Ver- gangenheit, Gegenwart und Zukunft bringen und damit einen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten.

Allerdings erschliessen sich die Inhalte nicht immer so einfach – das Verständnis aller Details bedarf ei- niger ortsgeschichtlicher Kenntnisse.

Was wimmelt hier?

Gamprin-Bendern im Liechtensteiner Wimmelbuch

FABIAN FROMMELT, LIECHTENSTEIN-INSTITUT

Das Liechtensteiner Wimmelbuch – Ausschnitt aus der Doppelseite «Gamprin-Bendern»

(© Junges Theater Liechtenstein/Eliane Schädler)

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Dass vor einigen Jahren die Funken- hexe gestohlen wurde und später beim Gasthof Löwen wieder auf- tauchte, ist kein Zentralereignis der Gampriner Historie. Die Episode verweist aber auf die im 17. Jahr- hundert auch in der Herrschaft Schellenberg grassierende Hexenverfolgung und wirft Fragen auf: Macht es Sinn, die Verbrennung unschuldiger Frauen alljährlich zum Winterende nachzuspielen? Welches Frauenbild haben wir heu- te und wie halten wir es selbst mit Missgunst und Ausgrenzung?

Der Mönch im weissen Habit hin- gegen steht für rund 600 Jahre Benderer Geschichte: Von 1194 bis 1801 gehörte die Pfarrei Bendern samt Kirche und umfangreichen landwirtschaftlichen Gütern dem Prämonstratenserkloster St. Luzi in Chur. Dieses prägte das religiöse, kulturelle und wirtschaftliche Leben über Jahrhun- derte wesentlich mit. Zur Zeit der Reformation floh der Konvent von Chur nach Bendern. Die Mönche bauten das jetzige Pfarrhaus als Klostergebäude mit Kapitelsaal und kehrten erst um 1636 nach Chur zurück.

Auch die Muschel bezieht sich auf die Bedeutung Benderns für Religi- osität und Frömmigkeit: Sie ist das Symbol des Heiligen Apostels Jakob und bezeichnet die Lage Benderns am Jakobsweg auf der Teilstrecke von Feldkirch über Bendern und den Rhein durch das Toggenburg nach Einsiedeln.

Das Netz der Jakobswege verband seit dem Mittel- alter Pilger aus ganz Europa mit dem Zielort Santia- go de Compostela in Spanien.

Jüngeren Datums ist die Marien- Lourdes-Grotte am Benderer Kirch- hügel unterhalb der Pfarrkirche:

Das der Grotte des Marien-Wall- fahrtsorts Lourdes in Frankreich nachempfundene Marienheiligtum wurde 1896 unter dem Benderer Pfarrer Franz Xaver Häusle errichtet. Sie ist Zielort der Lichterprozession am 1. Mai.

Der glatzköpfige Herr im Fürsten- mantel, der den Fürstenhut auf- gesetzt erhält, führt zurück ins Jahr 1699: Am 16. März leistete die Schellenberger Bevölkerung dem Fürsten Johann Adam I. von Liechtenstein auf dem Kirchhügel die Huldigung, also das Treueversprechen, zwei Monate nach- dem er die Herrschaft Schellenberg gekauft hatte.

Dass der Fürst die Krone vom Volk erhält, stellt die Machtverhältnisse auf den Kopf. Auch war Johann Adam I. bei der Huldigung gar nicht zugegen, son- dern liess sich durch den Schellenberger Landvogt vertreten. Der Eid wurde von den Haushaltsvor- ständen geleistet – in der Regel den Männern.

Jedoch befanden sich unter den rund 260 huldi- genden Personen auch neun Witwen. Sie werden durch die kniende weibliche Figur symbolisiert, auf deren Rücken der Mann mit der Krone in den Händen steht – ein krasses Sinnbild der damaligen Geschlechterrollen?

Und zuletzt: Der Gasthof Adler ist nicht abgebrannt. Jedoch brach am 12. Mai 1994 im von Gastarbei- tern bewohnten Dachgeschoss ein Feuer aus. Unter Zurücklassung ihrer persönlichen Habe konnten sich alle Bewohner unverletzt ins Freie retten. Der Brand wurde von den Feuerwehren von Gamprin- Bendern, Eschen, Ruggell, Schellenberg und Mau- ren innert zweier Stunden gelöscht.

Die wenigen Beispiele zeigen die inhaltliche Vielfalt und den Reichtum an Anspielungen, die das Buch auch für Erwachsene interessant machen.

Literatur und Quellen Das Liechtensteiner Wimmel- buch. Eine Produktion des Jungen Theater Liechtenstein, Illustratio- nen: Eliane Schädler, mit histori- schen Kurzerklärungen von Fabian Frommelt, Schaan 2021.

https://historisches-lexikon.li/

Liechtensteiner Volksblatt und

Liechtensteiner Vaterland vom 13. Mai 1994.

www.liechtenstein-institut.li

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