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Heuschnupfen & Allergien

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Academic year: 2022

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ei einer Allergie rea- giert das Immunsys- tem auf Stoffe aus der Umwelt, die ei- gentlich ganz harmlos sind. Zu den häufigsten Allergenen zäh- len Blütenpollen, Tierhaare und die Ausscheidungen von Haus- staubmilben. Aber auch Aller- gien gegen Arzneistoffe, wie Penicillin, oder Lebensmittel, wie Nüsse, Getreide und Milch, sind nicht selten. Die Symptome sind vielfältig. Die Bandbreite reicht von Schnupfen und ge- schwollenen, tränenden und

juckenden Augen über Asthma, Hautreaktionen und Ödemen bis zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock sowie Erscheinungen, die manchmal nur schwer mit dem Allergen in Verbindung gebracht werden können.

Erstkontakt nötigWenn man sich gegen ein Allergen sensi- bilisiert, prägt sich das Immun- system den Kontakt mit dem Allergen in das „immunologi- sche Gedächtnis” ein. Es bildet entweder spezifische Antikör-

per (humorale Immunreaktion) oder spezifische T-Lymphozy- ten (zelluläre Immunreaktion).

Während der Sensibilisierungs- phase zeigen sich normaler- weise noch keine Erscheinun- gen. Erst bei erneutem oder an- haltendem Kontakt mit dem Allergen wird das Gedächtnis reaktiviert, was zu den Symp- tomen der Allergie führt. Um als Allergen erkannt zu werden, muss eine Substanz bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Das Immunsystem erkennt nur Voll- antigene, dies sind Moleküle, die

eine gewisse Mindestgröße be- sitzen. Niedermolekulare Subs- tanzen können erst nach Bin- dung an ein körpereigenes Trä- germolekül zum Allergen wer- den. So wird das Penicillinmo- lekül erst nach Öffnung des beta-Lactam-Ringes und kova- lenter Bindung an ein körperei- genes Protein zum Vollantigen.

Sofort oder verzögertMan unterscheidet vier verschiedene Typen der Allergie oder Hyper- sensitivität. Die häufigste Form ist die Typ-I-Allergie.

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Im Federbett und auf

der Wiese

FORTBILDUNG HEUSCHNUPFEN & ALLERGIEN

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© nfot

Wer unter den Pollen von Früh- blühern leidet, weiß, dass es schon im Winter losgeht. Hausstaub-, Arzneimittel- oder Nahrungsmittel- allergien haben ohnehin das

ganze Jahr über Saison.

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Nach Kontakt mit dem Al- lergen, zum Beispiel Blütenpol- len, aber auch einigen Arznei- mitteln, bilden die B-Lympho- zyten Antikörper vom Typ IgE.

Sie binden an spezielle Rezep- toren auf der Oberfläche der Mastzellen. Dies ist die Sensibi- lisierungsphase, sie führt noch nicht zur Aktivierung der Zel- len. Erst bei einem weiteren Kontakt mit dem Allergen kommt es zur allergischen Re- aktion. Denn jetzt vernetzt das Allergen zwei IgE-Moleküle an ihren Rezeptoren auf der Zelle miteinander. Die Mastzellen werden dadurch aktiviert, sie degranulieren. Das bedeutet, sie entleeren ihre mit Histamin und weiteren Substanzen, wie Leu- kotrienen, gefüllten Vesikel durch Exozytose nach außen.

Histamin bindet an Rezeptoren der umliegenden Gewebszellen und führt innerhalb von Sekun- den zur Erweiterung der Ge- fäße, zum Austritt von Serum aus den Gefäßen und damit zu Quaddelbildung und Ödemen.

Die Leukotriene wirken bron- chokonstriktorisch und können einen Asthmaanfall auslösen.

Eine generalisierte Histamin- ausschüttung, die dann den gan- zen Körper betrifft, kann durch die Volumenverschiebung aus den Gefäßen ins Gewebe zum Zusammenbruch des Blut- drucks und damit zu einem ana- phylaktischen Schock führen.

Da die Typ-I-Allergie oft inner- halb von Sekunden bis Minuten nach der Allergenexposition auf- tritt, bezeichnet man sie auch als Allergie vom Soforttypoder einfach als allergische Sofort- reaktion. Typische Beispiele sind Heuschnupfen und Tierhaar- allergien, Urtikaria, allergisches Asthma, Quincke-Ödem und anaphylaktische Reaktionen.

Bei der Typ-II-Allergie oder Al- lergie vom zytotoxischen Typ bilden sich innerhalb weni- ger Stunden IgM- und IgG-An-

tikörper. Sie aktivieren das Komplementsystem, das aus mehr als 20 Plasmaproteinen besteht, die in einem kaskaden- artigen Aktivierungsmechanis- mus einen lytischen Komplex bilden. Dieser macht Membra- nen durchlässig, zerstört Zellen und löst Entzündungsreak- tionen aus. Man kennt die Re-

aktion Typ II beispielsweise als hämolytische Anämie nach Bluttransfusionszwischenfäl- len, aber auch als allergische Re- aktion auf Medikamente, wie zum Beispiel als allergische Agranulozytose. Dies ist eine mögliche Nebenwirkung von Metamizol und zahlreichen an- deren Arzneistoffen.

Die Typ-III-Allergie nennt man auch Allergie vom Immun- komplextyp. Hier bilden sich innerhalb von Stunden Immun- komplexe aus Antigen und An- tikörper. Die Komplexe können zellgebunden sein oder frei im Blut zirkulieren. Sie werden normalerweise rasch und effek- tiv mithilfe der Phagozyten ent-

fernt. Bei Ablagerung der Immunkomplexe im Gewebe kommt es durch Aktivierung des Komplementsystems zur Freisetzung von Entzündungs- mediatoren, was Entzündungen und Gewebszerstörung zur Folge hat. Besonders häufig betroffen sind die Glomerula der Nieren, dies führt zur Glo-

merulonephritis. Auch allergi- sche Gefäßentzündungen (Vas- kulitiden) sind möglich.

Die einzige zellvermittelte Reak- tion ist die Typ-IV-Allergie oder Allergie vom verzögerten Typ(Spättyp). Sie wird durch T-Lymphozyten ausgelöst. Die aktivierten T-Zellen induzieren die Produktion von Zytokinen,

die weitere Leukozyten an den Ort des Allergens locken und schließlich eine Entzündung des Gewebes auslösen. Da diese Re- aktion erst ein bis zwei Tage nach dem Kontakt mit dem Al- lergen entsteht, wird sie als ver- zögert bezeichnet. Typische Bei- spiele sind die Abstoßung von Transplantaten und das aller-

FORTBILDUNG HEUSCHNUPFEN & ALLERGIEN

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land sind etwa 15 bis 25 Pro- zent der Bevölkerung von Heu- schnupfen betroffen. Abhängig von den Pollenflugzeiten der einzelnen Pflanzen können die

Symptome zu unterschiedlichen Zeiträumen im Jahr auftreten.

Pollenkörner sind kleine Zellen, die das männliche Erbgut der Pflanzen übertragen und durch den Wind überall hin verstreut werden. Eine Roggenähre kann durch den Wind bis zu vier Mil- lionen Pollenkörner verstreuen.

Um darauf allergisch zu reagie-

reagieren. Die häufigsten Be- schwerden sind tränende, ju- ckende, brennende oder entzün- dete Augen sowie Fließschnup- fen und Niesreiz. Nicht selten

sind Pollenallergiker neben den genannten Symptomen von Kon- zentrations- oder Schlafstörun- gen betroffen. Durch einen nicht fachgerecht behandelten Heuschnupfen können auch die tiefer gelegenen Atemwege in Mitleidenschaft gezogen wer- den. Kommt zum Heuschnup- fen ein allergisches Asthma

sches Asthma bekommen. Wer unter Heuschnupfen leidet, ent- wickelt nach einer Weile mög- licherweise auch allergische Reaktionen auf bestimmte Nah-

rungsmittel. Während oder nach dem Essen brennt und juckt es dann im Mund und die Schleimhäute schwellen an.

Manchmal sind Magenbe- schwerden oder Durchfall die Folge. Auch Haut- oder gar ana- phylaktische Reaktionen sind möglich. Eine solche Kreuz- allergie entsteht durch Ähn-

Immunantwort reagiert. Ty- pisch ist zum Beispiel bei einer Allergie gegen Birken-, Erlen- oder Haselpollen eine später auftretende Allergie gegen Ha- selnüsse, Sellerie oder Äpfel.

Nahrungsmittelallergien Unverträglichkeiten gegenüber Lebensmitteln gibt es häufig.

Nicht immer steckt jedoch eine Allergie dahinter. Echte Nah- rungsmittelallergien kommen mit etwa fünf Prozent in der Kindheit und mit zwei Prozent im Erwachsenenalter vor. Die Symptomatik ist oftmals uncha- rakteristisch. Es können ver- schiedene Organsysteme betrof- fen sein, manchmal auch außer- halb des Magen-Darm-Traktes, sodass der Zusammenhang mit dem Allergen oftmals nicht so- fort ersichtlich ist. Häufig müs- sen zunächst andere Erkrankun- gen ausgeschlossen werden, um eine eindeutige Diagnose zu stellen. So kann sich hinter Oberbauchbeschwerden und Krämpfen eine Laktoseintole- ranz oder ein Reizdarmsyn- drom verbergen. Intoleranzen können auch nach dem Genuss von Lebensmitteln auftreten, die große Mengen biogener Amine, wie Histamin, Phenylethylamin, Serotonin oder Tyramin, enthal- ten. Viel Histamin ist beispiels- weise in Hefe, Tomatenketchup, Fisch, Sauerkraut, Pilzen, Bier, Wein und Käse enthalten. Bei prädisponierten Personen kann dies zu Unverträglichkeitsreak- tionen, die einer Allergie äh- neln, führen. Normalerweise wird das Histamin im Darm durch das Enzym Diaminoxi- dase (DAO) abgebaut. Wird je- doch zu wenig DAO produziert, treten schon bei geringen Men- gen Histamin in einer

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Mahlzeit Beschwerden auf.

Man spricht dann von Histami- nose, Histaminintoleranz oder biogener Aminintoleranz.

Die meisten echten Nahrungs- mittelallergien zählen zu den Allergien vom Soforttyp. In Ein- zelfällen sind jedoch auch die anderen Allergietypen möglich.

Meist sind es Proteine oder Gly- koproteide aus Pflanzen, gegen die sich die allergische Reaktion richtet. In Europa zählen Ge- treide, Nüsse, Milch, Obst, Ei, Hülsenfrüchte und Fisch zu den häufigsten Allergenen. Auf Früchte, Gemüse und Nüsse reagieren Betroffene häufig mit dem oralen Allergiesyndrom.

Dabei entwickelt sich ein pelzi- ges Gefühl in der Mundhöhle, Lippen und Zunge schwellen an.

Dazu können unter Umständen lebensbedrohliche Ödeme im Rachen sowie Nies- und Juck- reiz kommen. Übelkeit und Er- brechen sowie Oberbauch- schmerzen weisen auf eine Re- aktion im oberen Gastrointes- tinaltrakt hin. Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall oder Verstopfung sprechen für eine Reaktion im unteren Gastroin- testinaltrakt. Extraintestinale Symptome einer Nahrungsmit- telallergie betreffen in erster Linie die Haut, den Atmungs- apparat und die Augen. So kann die Haut mit Urtikaria, Flush

(anfallsweise auftretende Rö- tung, meist im Gesicht), Juck- reiz oder Aufflammen eines atopischen Ekzems reagieren.

Rhinitis und Asthma bronchiale sind Symptome der Atemwege.

Auch eine Konjunktivitis als allergische Reaktion ist nicht ungewöhnlich. Problematisch ist es, Symptome am Nerven- system und an den Gelenken zu diagnostizieren. Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie

ist es in diesen Fällen sinnvoll, ein Ernährungstagebuch zu füh- ren. Bezüglich der Art und Weise der Sensibilisierung ge- gen Lebensmittel unterscheidet

man zwei Kategorien: die klas- sischen Lebensmittelallergene und die pollenassoziierten Le- bensmittelallergene. Erstere führen nach oraler Aufnahme alleine zu einer Sensibilisierung

und bei erneuter Disposition zur Auslösung der Symptome.

Besonders problematisch ist hier, dass viele der klassischen Lebensmittelallergene auch durch Kochen oder andere Zubereitungsmethoden resis-

tent sind. Die pollenassoziierte Lebensmittelallergie basiert auf der kreuzreaktiven Erkennung der Allergene durch primär gegen die Pollen gerichtete IgE-

Antikörper. Die wichtigste Gruppe der kreuzreaktiven Lebensmittelproteine ist ver- wandt mit dem Hauptallergen der Birke. Daher sind diese Kreuzallergien so häufig.

Allergien gegen Arzneimit- tel So wird die Arzneimittel-be- dingte Aktivierung des Immun- systems bezeichnet. Sie ist von der pseudoallergischen Reak- tion zu unterscheiden, die nicht durch Antikörper vermittelt wird, sondern durch die direkte Arzneimittel-induzierte Freiset- zung der Immunmediatoren aus den Mastzellen. Die Symptome lassen sich nicht von echten IgE- vermittelten Allergien unter- scheiden, da beiden die Mast- zelldegranulation zugrunde liegt. So kann leicht eine aller- gische Reaktion vorgetäuscht werden. Gemeinsam ist beiden, dass sie nicht vorhersehbar sind und auch nicht über den phar- makologischen Wirkungsme- chanismus erklärt werden kön- nen. Sie sind im Allgemeinen auch nicht dosisabhängig und können bereits durch kleinste Wirkstoffmengen hervorgeru- fen werden. Arzneimittelaller- gien können sich prinzipiell durch alle vier Allergietypen äu- ßern. So lösen eine Vielzahl von Pharmaka, ganz besonders An- tibiotika, Arzneistoffe mit Pro- teincharakter, Blutprodukte und auch viele Hilfsstoffe Allergien vom Soforttyp aus, während Pe- nicilline, Sulfonamide und ei- nige Schmerzmittel auch Aller- gien vom zytotoxischen Typ hervorrufen können. Impfstoffe,

Allergene im Rahmen einer Hy- posensibilisierungsbehandlung und niedermolekulare Heparine sind Beispiele für den Immun- komplex-vermittelten Typ; zahl- reiche Arznei- und Zusatzstoffe,

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»Das allergische Kontaktekzem entwickelt sich nur selten auf intakter Haut. Eine vorgeschädigte Hautbarriere

erleichtert das Eindringen des Kontaktallergens.«

© MAST / www.fotolia.com

Beim Pricktest wird überprüft, ob die in Frage kommenden Allergene Hautreaktionen wie Juckreiz, Rötungen oder Quaddel- bildung auslösen.

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PhytoallergeneAuch für eine Reihe von pflanzlichen Arznei- mitteln werden sensibilisierende Inhaltsstoffe beschrieben. Meist sind es kleine, reaktionsfreudi- ge, lipophile Moleküle, die nach Reaktion mit einem körpereige- nen Eiweiß zum Vollantigen werden. In Europa sind es vor allem Arten aus der Familie der Asteraceae (Korbblütler), die für allergische Reaktionen ver- antwortlich gemacht werden.

Hier finden sich Sesquiterpen- lactone als potente Allergene.

Man kennt Kontaktdermati- tiden gegen Arnika und Ringel- blumen. Eine Sensibilisierung

Allergische Reaktionen der Haut Kutane Manifestationen als allergische Reaktion sind sehr häufig. Besonders oft kommt das einfache Exanthem, also eine Hautrötung, vor. Es wird durch die histaminbe- dingte Weitstellung der Gefäße verursacht. Tritt Flüssigkeit ins Gewebe aus, so entsteht eine Quaddel. Breiten sich die Quad- deln über größere Areale des Körpers aus, spricht man von Urtikaria. Meist gehen Quad- deln mit Juckreiz einher. Eine besondere Erscheinungsform ist das Quincke- oder Angioödem,

genem Gewebe, die sich inner- halb von Minuten entwickeln kann. Häufig tritt das Angio- ödem im Gesicht auf, es kann aber auch jede andere Regionen betreffen. Durch die massive Schwellung der Zunge können die Atemwege komplett verlegt werden, sodass eine notärztliche Behandlung erforderlich wird.

Anaphylaktische Reaktio- nen Die Maximalvariante der IgE-vermittelten, allergischen Sofortreaktion ist die Anaphyla- xie. Sie erfasst den ganzen Orga- nismus. Die schwerste Form ist der anaphylaktische Schock.

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körper-Reaktion, die zur Histaminausschüttung führt. Pseudoallergische Reaktionen haben die gleichen Symptome, denn sie werden ebenfalls durch Histamin hervorgerufen, es werden jedoch keine Antikörper gebildet. Into- leranzen, beispielsweise gegen Laktose oder Fruk- tose, beruhen auf einem (meist angeborenen) Enzymmangel bzw. einer verminderten -aktivität.

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Das auslösende Antigen breitet sich systemisch im Or- ganismus aus. Dies kann nach venöser Injektion, oraler Auf- nahme oder nach einem Insek- tenstich der Fall sein. Auch ein ausgedehnter Kontakt über Haut oder Schleimhaut, bei- spielsweise durch Aeroallergene

oder Latexhandschuhe, ist mög- lich. In jedem Fall kommt es zu einer massiven Ausschüttung von Histamin, denn die Mast- zellen setzen weitere Faktoren frei, die Zellen des Immunsys- tems anlocken. Diese setzen ih- rerseits wieder Substanzen frei, die Leukotriene und Histamin aktivieren. Der kumulative Ef- fekt dieser freigesetzten Media- toren besteht im Wesentlichen in einer erhöhten Gefäßperme- abilität, einer ausgeprägten Va- sodilatation mit Zusammen- bruch des Blutdrucks und einem Bronchospasmus. Autop- sien von tödlich verlaufenen Anaphylaxien zeigen in der Regel ein Lungenödem und Ödeme der oberen Atemwege und des Kehlkopfes. Die ersten Anzeichen einer anaphylakti- schen Reaktion sind meist Krib- beln in den Händen, Prickeln im Mund und Rachen sowie Hitzewallungen. Sie können in- nerhalb von Sekunden, aber auch erst nach Stunden, auftre-

ten. Typisch sind auch Gesichts- rötung, Juckreiz und Urtikaria.

Daneben können Heiserkeit und Husten auftreten. Wenn Zunge und Rachen anschwellen und sich die Atemwege veren- gen, sodass es zu Atemnot und rasselnden oder pfeifenden Atemgeräuschen kommt, wird

es gefährlich. Häufig verlieren die Patienten das Bewusstsein und entwickeln klassische Schocksymptome. Neben Arz- neimitteln, wie iodhaltigen Röntgenkontrastmitteln, Chino- lonen und beta-Lactamantibio- tika können auch Nahrungs- mittel anaphylaktische Reaktio- nen auslösen. Schwere Reaktio- nen sind normalerweise selten, wurden jedoch gehäuft für Erd- nüsse, Sojabohnen und Schalen- tiere beschrieben. Typische Ver- ursacher der Anaphylaxie sind außerdem Insektengifte von Bienen, Wespen und Hornissen.

Aber auch Schlangengifte kön- nen neben den toxischen schwere allergische Reaktionen hervorrufen. Man schätzt, dass bis zu fünf Prozent der Bevöl- kerung bereits mindestens ein- mal eine schwere allergische Re- aktion auf einen Insektenstich durchgemacht haben. Etwa ein Prozent dieser Fälle mündet in eine lebensbedrohliche Anaphy- laxie.

Wenn nach der Gabe eines Arzneimittels einzelne scharf begrenzte, gerötete oder bläulich-violett verfärbte Herde ent- stehen, kann dies ein fixes Arzneimittelexanthem sein. Es tritt bevorzugt an den Extremitäten oder den Genitalien, selte- ner an den Schleimhäuten auf. Auch Blasen können sich auf den betroffenen Hautstellen bilden. Typisch ist, dass bei neuer- licher Gabe des auslösenden Medikaments immer wieder das gleiche Areal betroffen ist. Als Auslöser kommen zahlreiche Arzneistoffe in Frage. Besonders häufig sind es Antibiotika (Cotrimoxazol, Tetrazykline, Penicilline), Barbiturate und nichtsteroidale Antirheumatika.

FIXES ARZNEIMITTELEXANTHEM

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ria. Allen Substanzen gemein- sam ist, dass sie die über die H1- Rezeptoren vermittelte Hista- minwirkung abschwächen. Da sie ein unterschiedlich starkes Vermögen haben, die Blut- Hirn-Schranke zu überwinden, zeigen sie auch ein unterschied- lich stark ausgeprägtes Spek- trum zentraler Nebenwirkun- gen. Neuere Entwicklungen un- terscheiden sich im Wesent- lichen durch eine geringere ZNS-Gängigkeit von den älteren Substanzen. So wirken die Ver- treter der ersten Generation, wie Diphenhydramin und Doxy- lamin, deutlich sedierend. Da neuere Substanzen ohne diese Nebenwirkung zur Verfügung stehen, haben die älteren an Be- deutung als orale Antiallergika verloren. Mit wenigen Ausnah- men, wie zum Beispiel Dimetin- den und Clemastin, werden sie überwiegend als Sedativum bei Unruhezuständen oder zur Be-

kämpfung von Übelkeit und Er- brechen eingesetzt. H1-Antihis- taminika der zweiten Genera- tion, wie Cetirizin, Loratadin und Terfenadin, gelten als Anti- allergika ohne nennenswerte

dritten Generation bezeichnet.

Fexofenadin ist aus Terfenadin entwickelt worden, welches in seltenen Fällen zu schweren Herzrhythmusstörungen führen kann. Von Fexofenadin ist dies nicht bekannt. Somit ist diese Weiterentwicklung mit einer verbesserten Sicherheit verbun- den. Levocetirizin und Deslo- ratadin besitzen dagegen kaum Vorteile gegenüber Cetirizin und Loratadin. H1-Antihistami- nika können auch lokal auf der Haut sowie im Auge oder der Nase angewandt werden. Hier stehen beispielsweise Bamipin für die Haut und Azelastin für Auge und Nase zur Verfügung.

Ein Großteil der Antihistami- nika ist nicht verschreibungs- pflichtig und daher auch nicht mehr verordnungsfähig. Mit Ausnahme von Cetirizin sind die Umsätze bei den nicht ver- schreibungspflichtigen H1-An- tihistaminika seither gesunken.

Daher stehen Antihistaminika heute nur noch auf Platz zwei der antiallergischen Arzneimit- tel. Die größte Gruppe bilden mittlerweile die Hyposensibi- lisierungsmittel.

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Naturlatex, das aus der Milch des Gummibaumes gewonnen wird, enthält verschiedene Polypeptide, die an IgE binden und allergische Reaktionen auslösen können. Die Reaktionen kön- nen durch die Benutzung von Latexhandschuhen, -kathetern oder –kondomen hervorgerufen werden. Die Zahl der Latex- allergiker und auch der anaphylaktischen Zwischenfälle nimmt stetig zu, allerdings ist auch die weltweite Latexproduktion als Folge der Aids-Epidemie in den letzten Jahren mehr als verdoppelt worden. Häufig ist eine Latexallergie auch mit einer Kreuzallergie gegen exotische Früchte, wie Avocado, Kiwi, Passionsfrucht, Banane, aber auch Esskastanien, verbunden.

LATEXALLERGIE

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Wegen der guten juckreiz- stillenden, antiallergischen und antientzündlichen Wirkung wer- den auch Glukokortikoide als Antiallergika eingesetzt. Je nach Ausmaß der Beschwerden wer- den sie oral, lokal, in Form von Injektionen oder zur Inhalation eingesetzt. Von der Verschrei- bungspflicht ausgenommen ist Hydrokortison samt seiner Ester zum äußerlichen Gebrauch in einer Konzentration bis zu 0,25 Prozent in einer Packungsgröße von maximal 50 Gramm sowie in einer Konzentration bis zu 0,5 Prozent in einer Packungs- größe von maximal 30 Gramm.

Hydrokortison ist das am längs- ten in der Dermatotherapie ein- gesetzte topische Glukokorti-

koid. Hier liegen umfangreiche klinische Daten vor. Wegen sei- ner geringen entzündungshem- menden Potenz wird es der Gruppe der schwach wirksamen topischen Kortikosteroide zuge- ordnet. Mit gravierenden Ne- benwirkungen ist bei kurzfris- tigem Gebrauch nicht zu rech- nen. Zudem sind allergische und juckende Hauterkrankun- gen auch für den Laien diagnos- tizierbar.

HyposensibilisierungDurch die Desensibilisierung oder allergenspezifische Immunthe- rapie kommt es zur Toleranz- entwicklung gegenüber dem Allergen. Die Behandlung ist eine Option für Patienten mit allergischer Rhinokonjunktivi- tis, allergisch bedingtem Asth- ma bronchiale und Insektengift- allergien. Sie ist vor allem dann indiziert, wenn eine Allergen- karenz nicht möglich ist und die Behandlung mit H1-Antihista- minika nicht ausreicht. In ein- zelnen Studien konnten auch schützende Eigenschaften be- züglich des Etagenwechsels, also der Entwicklung eines Asthma bronchiale aus einem Heu- schnupfen, nachgewiesen wer-

den. Die größte Gruppe der spezifischen Immuntherapeu- tika zur Hyposensibilisierung bilden die Gräserpollenextrakte.

Ihre Wirksamkeit ist für die al- lergische Rhinokonjunktivitis und das allergische Asthma be- legt. An zweiter Stelle folgen die Milbenpräparate. Die spezifi- sche Immuntherapie in ihrer klassischen subkutanen Appli- kationsform (SCIT), bei der man das Allergen unter die Haut spritzt, wird bereits seit

100 Jahren durchgeführt. Nach den Empfehlungen der Weltge- sundheitsorganisation (WHO) gliedert sich die Behandlung in eine Phase, in der ansteigende Allergenkonzentrationen ver- abreicht werden und eine an- schließende Erhaltungsphase.

Der Trend geht dahin, diese klassische, allerdings zeitauf- wändige Therapie durch spe- zielle Therapieschemata zu verkürzen. Hier muss allerdings ganz besonders auf die Sicher- heit geachtet werden, denn die gefürchteten anaphylaktischen Reaktionen treten am häufigs- ten in der Phase der Dosis- steigerung auf. Eine zu rasche Steigerung kann die Häufigkeit unerwünschter Zwischenfälle

erhöhen. Der behandelnde Arzt muss selbstverständlich bei jeder Hyposensibilisierungs- behandlung für eventuelle Not- fälle, insbesondere den anaphy- laktischen Schock, ausgerüstet und ausgebildet sein.

Neben den Präparaten zur sub- kutanen Immuntherapie (SCIT) gibt es inzwischen auch Pro- dukte zu oralen und sublingua- len Applikation. Man hat diese Applikationsform entwickelt, um die Anwendung zu erleich-

tern. Und so gewinnt die sublin- guale Immuntherapie (SLIT) zunehmend an Bedeutung. Die erste Gabe sollte unter ärztlicher Aufsicht mit einer anschließen- den Nachkontrollzeit durchge- führt werden. Ansonsten ist die Therapie anwenderfreundlich zu Hause durchzuführen, gleich- zeitig entfällt die schmerzhafte Injektion und das Risiko schwer- wiegender Nebenwirkungen ist geringer. Das eingesetzte Aller- gen wird wenige Minuten im Mund gehalten und anschlie- ßend hinunter geschluckt. An- fangs wurden die Zubereitungen nur als Lösungen angeboten, in- zwischen sind auch Tabletten verfügbar. Je nach eingesetztem Präparat erfolgt die Anwendung vor oder während der Allergie- saison oder ganzjährig. Die Ge- samtdauer beträgt in Anlehn- ung an die SCIT drei Jahre. Die Behandlung des Asthma bron- chiale mittels SLIT wird noch nicht empfohlen, weil hierzu noch keine ausreichenden Da- ten vorliegen. Allerdings konnte inzwischen die Wirksamkeit der SLIT für die Behandlung der saisonalen Gräserpollenallergie bei Kindern nachgewiesen wer- den, sodass die Therapie ab dem fünften Lebensjahr zugelassen ist. Langzeitdaten konnten au- ßerdem zeigen, dass die Wir- kung bei Erwachsenen auch noch nach Beendigung der drei- jährigen Therapie anhält. Für die SLIT werden zurzeit Aller- gene in meist unveränderter Form verwendet. Es laufen je- doch Untersuchungen mit Ad- juvanzien, die die Wirkung verstärken sollen. Da jeder Her- steller seinen Allergenextrakt unterschiedlich aufbereitet, sind verschiedene Produkte auch bei gleicher Allergenquelle nicht miteinander vergleichbar.

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Sabine Bender, Apothekerin / Redaktion

FORTBILDUNG HEUSCHNUPFEN & ALLERGIEN

NOTFALLSET

Patienten, die bereits einmal besonders starke allergische Reaktionen gezeigt haben, sollten von ihrem Arzt ein Notfallset erhalten und in dessen Anwendung unterwiesen werden. Schon bei den ersten Anzeichen einer anaphylaktischen Reaktion werden die enthaltenen Medikamente angewendet. Dort finden sich ein H1-Antihistaminikum, ein Glukokortikoid, Adrenalin zur Injektion und meist noch ein beta-2-Sympathomimetikum zu Inhalation. Das H1-Antihistaminikum blockiert die Histaminwirkung an den Rezeptoren, das Glukokortikoid dient vor allem der Vermeidung von Spätreaktionen. Adrenalin stabilisiert den Blutdruck und das beta-2- Sympathomimetikum erweitert die Bronchien bei einem Asthmaanfall.

In jedem Fall soll zusätzlich ein Notarzt angefordert werden zwecks weiterer klinischer Therapie und Überwachung.

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