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Entscheidungen - In Verfassungsbeschwerden von juristischen Personen des Privatrechts können Darlegungen zur Grundrechtsfähigkeit erforderlich sein

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Academic year: 2022

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- Bevollmächtigte: Rechtsanwälte Dr. Küchenmeister & Wiedermann, Eschenburgstraße 31, 23568 Lübeck -

BUNDESVERFASSUNGSGERICHT - 1 BvR 1530/15 -

- 1 BvR 1531/15 -

In den Verfahren über

die Verfassungsbeschwerden der S… GmbH,

vertreten durch den Geschäftsführer K.,

1. gegen a) den Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg

vom 1. Juni 2015 - OVG 9 N 24.15 -,

b) das Urteil des Verwaltungsgerichts Cottbus vom 24. Februar 2015 - VG 6 K 779/14 -,

c) den Widerspruchsbescheid der Stadtverwaltung Cottbus vom 8. April 2014 - Buchungszeichen: 644 103 223 -, d) den Beitragsbescheid der Stadtverwaltung Cottbus

vom 12. April 2011 - Buchungszeichen: 644103223 -, - 1 BvR 1530/15 -,

2. gegen a) den Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg

vom 1. Juni 2015 - OVG 9 N 28.15 -,

b) das Urteil des Verwaltungsgerichts Cottbus vom 24. Februar 2015 - VG 6 K 778/14 -,

c) den Widerspruchsbescheid der Stadtverwaltung Cottbus vom 3. April 2014 - Buchungszeichen: 644 103 019 -, d) den Beitragsbescheid der Stadtverwaltung Cottbus

vom 9. März 2011 - Buchungszeichen: 644103019 - - 1 BvR 1531/15 -

hat die 2. Kammer des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts durch

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5 die Richter Gaier,

Schluckebier, Paulus

gemäß § 93b in Verbindung mit § 93a BVerfGG in der Fassung der Bekanntma- chung vom 11. August 1993 (BGBl I S. 1473)

am 2. November 2015 einstimmig beschlossen:

Die Verfassungsbeschwerden werden nicht zur Entscheidung ange- nommen.

G r ü n d e : I.

Die Beschwerdeführerin, ein Energieversorgungsunternehmen in der Rechtsform der Gesellschaft mit beschränkter Haftung, wendet sich mit ihren Verfassungsbe- schwerden gegen ihre Heranziehung zu Schmutzwasseranschlussbeiträgen auf der Grundlage des Kommunalabgabengesetzes für das Land Brandenburg.

Mit ihren Verfassungsbeschwerden rügt sie eine Verletzung des Grundrechts aus Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit den aus Art. 20 Abs. 3 GG folgenden Grundsätzen des Vertrauensschutzes und der Rechtssicherheit. Sie beruft sich auf das Rückwir- kungsverbot sowie unter Bezugnahme auf den Beschluss des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 5. März 2013 (BVerfGE 133, 143) auf das Gebot der Belastungsklarheit und -vorhersehbarkeit.

II.

Die Verfassungsbeschwerden werden nicht zur Entscheidung angenommen. An- nahmegründe nach § 93a Abs. 2 BVerfGG liegen nicht vor. Den Verfassungsbe- schwerden kommt weder grundsätzliche verfassungsrechtliche Bedeutung zu noch ist ihre Annahme zur Durchsetzung der von der Beschwerdeführerin als verletzt ge- rügten Grundrechte angezeigt. Sie sind unzulässig, weil sie nicht in einer den Anfor- derungen der § 23 Abs. 1 Satz 2, § 92 BVerfGG genügenden Weise substantiiert be- gründet wurden.

Die Beschwerdeführerin hat nicht dargelegt, dass sie im Sinne des Art. 19 Abs. 3 GG grundrechtsfähig und damit gemäß § 90 Abs. 1 BVerfGG beschwerdefähig ist.

1. Nach § 90 Abs. 1 BVerfGG kann „jedermann“ mit der Behauptung, durch die öf- fentliche Gewalt in einem seiner Grundrechte oder grundrechtsgleichen Rechte ver- letzt zu sein, Verfassungsbeschwerde erheben. Beschwerdefähig ist demnach, wer Träger eines als verletzt gerügten Grundrechts oder grundrechtsgleichen Rechts sein kann (vgl. BVerfGE 129, 78 <91>; BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 16. De- zember 2014 - 1 BvR 2142/11 -, NVwZ 2015, S. 510 <511>). Grundrechtsträger sind nach Art. 19 Abs. 3 GG auch inländische juristische Personen, soweit Grundrechte

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8 betroffen sind, die ihrem Wesen nach auf diese anwendbar sind. Allerdings dienen

die Grundrechte vorrangig dem Schutz der Freiheitssphäre des einzelnen Menschen als natürlicher Person gegen Eingriffe der staatlichen Gewalt (vgl. BVerfGE 15, 256

<262>; 21, 362 <369>; 59, 231 <255>; 61, 82 <100 f.>; 65, 1 <43>). Die Grundrechts- fähigkeit einer juristischen Person des öffentlichen Rechts ist vor diesem Hintergrund grundsätzlich dann zu verneinen, wenn diese öffentliche Aufgaben wahrnimmt (vgl.

BVerfGE 21, 362 <369 f.>; 45, 63 <78>; 61, 82 <101>; 68, 193 <206>; 70, 1 <15>;

75, 192 <197>; 85, 360 <385>; BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 16. De- zember 2014 - 1 BvR 2142/11 -, NVwZ 2015, S. 510 <511 f.>). Gleiches gilt für ju- ristische Personen des Privatrechts, die von der öffentlichen Hand gehalten oder be- herrscht werden (vgl. BVerfGE 45, 63 <79 f.>; 68, 193 <212 f.>; 128, 226 <245 f., 247>).

2. Die Beschwerdeführerin hat zur Frage ihrer Grundrechts- und Beschwerdefähig- keit nichts vorgetragen, obwohl ein Vorbringen hierzu angezeigt war. Denn die Be- schwerdeführerin ist eine juristische Person des Privatrechts, aus deren Firmierung als „S. GmbH“ sich Anhaltspunkte dafür ergeben, dass es sich bei ihr um ein privat- rechtlich organisiertes Unternehmen handelt, welches von der öffentlichen Hand ge- halten oder jedenfalls beherrscht wird. Die Energieversorgung ist eine typische öf- fentliche Aufgabe der Daseinsvorsorge. Für die Beschwerdeführerin bestand daher Anlass, sich mit ihrer Grundrechts- und Beschwerdefähigkeit auseinanderzusetzen.

Von einer weiteren Begründung wird nach § 93d Abs. 1 Satz 3 BVerfGG abgese- hen.

Diese Entscheidung ist unanfechtbar.

Gaier Schluckebier Paulus

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Bundesverfassungsgericht, Beschluss der 2. Kammer des Ersten Senats vom 2. No- vember 2015 - 1 BvR 1530/15, 1 BvR 1531/15

Zitiervorschlag BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Ersten Senats vom 2. Novem- ber 2015 - 1 BvR 1530/15, 1 BvR 1531/15 - Rn. (1 - 8),

http://www.bverfg.de/e/rk20151102_1bvr153015.html ECLI ECLI:DE:BVerfG:2015:rk20151102.1bvr153015

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