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"Doch nicht unser Kind..."

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Academic year: 2022

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Unterstützung für Eltern krebskranker Kinder

Bearbeitet von

Dr. Martine Hoffmann, Dr. Elke Freudenberg, Dr. Gilles Michaux, Dr. Sven Gottschling

1. Auflage 2013. Taschenbuch. 178 S. Paperback ISBN 978 3 7945 2891 2

Format (B x L): 14,5 x 22 cm

Weitere Fachgebiete > Medizin > Human-Medizin, Gesundheitswesen > Medizin, Gesundheit: Sachbuch, Ratgeber

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nach seinem kranken Bruder, seiner kranken Schwester oder nach Tod und Sterben fragt, wenig oder keine Zeit haben, vereinbaren Sie einen passenden Zeitpunkt für das Gespräch. Und halten Sie diese Vereinbarung unbedingt ein!

Wie kündigt sich die Sterbephase an?

Ein »Wissen«, das aus dem Unterbewusstsein kommt, kann sich auch bei Kindern durch sogenannte Nahtoderfahrungen ausdrücken: Der Betroffe- ne erlebt eine Trennung von Körper und Geist in unterschiedlichem Maße, gleichzeitig gehen die Empfindungen für Zeit und Raum verloren. Erkennen Patienten dies als eine Art »Vorahnung«, werden sie danach oft ruhiger und haben häufig keine Angst mehr vor dem Sterben (»Ich weiß jetzt, dass es da dieses Licht gibt, dass alles ganz warm und hell sein wird« oder »Die Oma wartet auf mich, sie hat mir schon zugewunken.«). Versteckte Signale des Patienten, die sich oft als Andeutungen erkennen lassen (»Die Klara ist ja jetzt auch schon tot.«), oder andere Varianten der sogenannten »symboli- schen Sprache«, können ebenfalls Hinweise darauf sein, dass das Kind selbst spürt, dass es nicht mehr viel Zeit hat, auch wenn es dies nicht direkt und offen ausspricht.

Tipp

Fragen Sie Ihr Kind danach, was es träumt. Manchmal ergeben sich aus den Träumen Hinweise auf versteckte Ängste oder Fragen, die Ihr Kind nicht zu äußern wagt.

Anitas Traum (8 Jahre), erzählt von ihrer betreuenden Psychologin

Anita träumte davon, in einem Schneewittchensarg auf der Wiese vor ihrem Elternhaus zu liegen. Sie sah ihre Mutter und ihren Vater mit ihrem kleinen Bruder gemeinsam toben und spielen. Der Hund lief um die Gruppe herum und Anita wollte mitspielen. So sehr sie sich jedoch bemühte, sie konnte sich durch Rufen und Klopfen kein Gehör verschaffen. Sie fand keinen Ausweg aus dieser gläsernen Truhe und wachte aus diesem Traum mit tränennassen Augen, zitternd und laut rufend auf.

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Nehmen Sie solche und ähnliche Träume unbedingt im Gespräch mit Ihrem Kind auf, auch wenn es Ihnen schwerfällt. Sie können ein wichtiger Hinweis darauf sein, dass sich ihr Kind damit beschäftigt, wie das Sterben sein wird und ob es danach irgendeine Form des »Weiterlebens« oder einen Ort gibt, an dem man sein wird. Es kann für alle sehr tröstlich sein, sich gemeinsam auszumalen, wie der Himmel oder das Paradies aussehen könnte – wie auch immer Sie sich das vorstellen.

Exkurs

Es gibt ein sehr schönes Buch (und einen Film): Abschied vom Leben. Ge- spräche mit einer Sterbenden (Filmer u. Fleer 1991). In diesem Buch wird beschrieben, wie eine junge Mutter ihrem kleinen Sohn erklärt, dass er auch nach ihrem Tod Kontakt zu ihr aufnehmen kann. Er soll vor dem Schlafen- gehen eine Rose ins Fenster stellen, sie könne diese Rose dann sehen und würde in seinen Traum kommen. Im Traum wären beide dann wieder vereint und könnten über alles sprechen, was gerade anliegt. Vielleicht sind diese oder ähnliche Vorstellungen für Sie und Ihre Familie ebenfalls eine Hilfe- stellung, um sich gegenseitig zu versichern, dass es auch nach dem Tod eine Verbindung geben könnte.

Unter Umständen ist es Ihrem Kind in diesem Zusammenhang wichtig, dass es selbst etwas hinterlassen kann, wenn es beispielsweise seine Spielsachen gezielt an bestimmte Personen verschenken möchte. Auch wenn Ihnen die- se Gedanken Ihres Kindes weh tun, lassen Sie es zu, wenn es für Ihr Kind wichtig ist, auf diese Weise »seine Dinge zu ordnen«.

Steht die Sterbephase unmittelbar bevor, so ergeben sich verschiedene Sym- ptome, die Ihnen Ihr behandelnder Arzt ausführlich erklären wird.

Möglicherweise zieht sich Ihr Kind von Gesprächen und Aktivitäten immer mehr zurück und schläft sehr viel. Manchmal sind diese »Schlafphasen«

nicht besonders tief, Ihrem Kind fehlt jedoch die Kraft, die Augen offen zu halten und sich zu äußern.

Tipp

Für Ihr Kind ist es beruhigend, wenn Sie an seinem Bett bleiben und seine Hand halten, auch wenn es (scheinbar) schläft.

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Wir wissen aus Erfahrung, dass der Druck einer liebevollen Hand, sanftes Streicheln und das Murmeln vertrauter Stimmen sehr entängstigend und entspannend für den Sterbenden sein können. Außerdem lassen Forschungs- ergebnisse Hinweise darauf zu, dass das Gehör das letzte Sinnesorgan ist, das ausfällt, wenn ein Mensch stirbt.

Tipp

Wenn Sie sich liebevoll Ihrem Kind zuwenden, wird es vielleicht nicht jedes Ihrer Worte verstehen, aber es wird spüren, dass Sie da sind und es nicht allein lassen.

Für Sie ergeben sich so bis zuletzt Möglichkeiten, ihm noch etwas Liebes zu sagen, ihm Ihren Beistand zu versichern. Den »letzten Schritt« auf seinem Weg muss Ihr Kind dann allein tun, so schwer dies auch zu akzeptieren ist.

Manche Kinder spüren, dass es ihre Angehörigen kaum schaffen, sie gehen zu lassen. So haben wir beobachtet, dass manches Mal ein Kind in dem Moment stirbt, in dem die Mutter oder der Vater gerade eine Minute aus dem Raum geht, um vielleicht die Krankenschwester etwas zu fragen oder sich eine Tasse Tee zu holen.

Individuell Abschied nehmen

Ist Ihr Kind gestorben, dürfen und sollen Sie sich alle Zeit lassen, die Sie brauchen, um sich von ihm zu verabschieden. Auch in einem Krankenhaus gibt es keinen Grund zur Eile. Das Stationsteam wird Ihnen den Rahmen zur Verfügung stellen, den Sie benötigen. Ist Ihr Kind zu Hause gestorben, haben Sie ebenfalls die Möglichkeit, es noch eine ganze Weile bei sich zu behalten.

Es ist nicht notwendig, sofort den Bestattungsdienst zu benachrichtigen.

Die Beerdigungsinstitute können Ihnen hier genauere Informationen geben.

Tipp

Wie auch immer Ihnen zumute ist, lassen Sie Ihren Gefühlen und Gedanken freien Lauf: Wenn Sie weinen möchten, so weinen Sie. Wenn Sie schreien und klagen wollen, dann tun Sie es.

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Manchmal ist es wichtig, den Tod im wahrsten Sinn des Wortes zu »be- greifen«, fassen Sie Ihr Kind ruhig an und streicheln Sie es. Häufig bieten Krankenpflegekräfte den Eltern auch an, beim Waschen und Herrichten zu helfen. Bringen Sie Kleidung mit, die Ihr Kind tragen soll, legen Sie das Lieblingsstofftier, oder was immer Sie Ihrem Kind noch mitgeben möchten, in seine Hände. Für die Geschwister kann es ebenfalls hilfreich sein, dem Bruder oder der Schwester noch etwas beizulegen (etwa einen Brief), sich dadurch von ihm oder ihr zu verabschieden.

Tipp

Denken Sie daran, dass auch die Geschwister den langen Weg durch die Krankheit mitgegangen sind und es für sie ebenfalls sehr wichtig ist, auch das Ende dieses gemeinsamen Weges zu verstehen.

Zu den letzten Minuten mit Ihrem gestorbenen Kind gehört unter Umstän- den auch, dass Sie sich gemeinsam am Bett mit einem Gebet, einer Geschich- te oder einem Lied verabschieden. Dieses verbindende Ritual hilft Ihnen als Familie, Trost zu finden. Was Sie zusammen durchgestanden haben, das findet damit zunächst einmal einen Schlusspunkt. Die Erinnerung wird Sie immer begleiten.

Wo finde ich Hilfe in meiner Trauer?

Eine gemeinsam geplante und erlebte Beerdigung bildet einen wichtigen Schritt, um sich auf dem künftigen, noch unsicheren Lebensweg ohne das verstorbene Kind zurechtzufinden und wieder Halt zu suchen. Jeder geht mit seiner Trauer auf ganz persönliche Weise um. Es lassen sich hierfür keine »Regeln« aufstellen. Für Sie als Eltern wird sich ein anderes Gefühl entwickeln als für die Geschwisterkinder.

Kommt ein Mitglied der Familie mit dem Tod des Kindes, des Bruders oder der Schwester gar nicht zurecht, dann findet es Hilfe bei verschiedenen Stel- len: Die Hospizvereine bieten beispielsweise Gelegenheiten für Trauernde, in Einzelgesprächen oder auch in Gruppentreffen über ihre Emotionen und Gedanken zu sprechen. In manchen Hospizvereinen haben sich Mitarbei- ter auf die Begleitung trauernder Geschwisterkinder spezialisiert. Hinter

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