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Tabakverarbeitung - Zigarettenraucher steigen auf Feinschnitt um

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GENIOS BranchenWissen LEBENSMITTEL

Tabakverarbeitung - Zigarettenraucher steigen auf Feinschnitt um

Kernthesen

Feinschnitt und Pfeifentabak sind bei den Tabakwaren die Gewinner der Corona-Pandemie.

Die Raucherbasis in Deutschland wird immer kleiner.

Der deutsche Zoll konfisziert mehr Zigaretten, Feinschnitt und Wasserpfeifentabak.

Die E-Zigarettenhersteller wehren sich gegen die Einführung einer Tabaksteuer auf ihre Produkte.

Beitrag

Corona hat das Verhalten vieler Raucher in Deutschland verändert. Sie nutzen verstärkt Feinschnitt, um sich Zigaretten selbst zu drehen. Für Aufregung in der Branche sorgen Pläne der Bundesregierung bei der Tabaksteuer. Vor allem E-Zigarettenhersteller sehen sich durch die Einführung einer neuen Steuer auf ihre Produkte benachteiligt.

Verbraucher steigen auf selbstgedrehte Zigaretten um

Insgesamt gaben die Verbraucher in Deutschland 2020 rund 28,8 Milliarden Euro für Tabakwaren aus. Dies entspricht einem Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das geht aus dem aktuellen "Jahrbuch Sucht"

der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hervor. Davon entfielen mit 14,4 Milliarden Euro die Hälfte der Ausgaben auf die Tabaksteuer. Damit nahm der Fiskus 2,7 Prozent mehr ein als 2019.

Der Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE) nennt bezugnehmend auf Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) Einzelheiten zur Entwicklung der einzelnen Tabakwarensegmente.

Demnach bezogen die Hersteller 2020 73,8 Milliarden Steuerbanderolen für Zigaretten, ein Minus von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der BVTE erwartet einen weiteren Rückgang. Demnach soll sich der Zigarettenkonsum jedes Jahr um drei Prozent reduzieren.

Bei Feinschnitt bestellten die Tabakwarenhersteller Steuerzeichen für 26 328 Tonnen. Dies entspricht etwa 39,5 Milliarden selbstgedrehten Zigaretten. Im Vergleich zu 2019 war das 10,6 Prozent mehr. Grund für den Anstieg ist nach Ansicht des BVTE der Corona-bedingte Ausfall vieler Reisen ins Ausland, wo sich die Urlauber normalerweise mit billigen Zigaretten eindecken. Auch Einschränkungen im kleinen Grenzverkehr sorgen dafür, dass weniger Zigaretten in Polen und Tschechien erworben wurden. Als Alternative zu billigen Zigaretten greifen die Raucher zum preisgünstigen Feinschnitt zum Selbstdrehen.

Die Kategorie Pfeifentabak verzeichnet mit kurzen Unterbrechungen schon seit Jahren ein zweistelliges Wachstum. 2020 gewann die Kategorie im Vorjahresvergleich nochmals 44,3 Prozent dazu. Der Absatz von Zigarren und Zigarillos erhöhte sich laut dem Bundesverband der Zigarrenindustrie (BdZ) allerdings nur um 3,7 Prozent auf 2,74 Milliarden Stück. Für das Wachstum sorgten vor allem Wasserpfeifentabak und die

neuartigen Tabakerhitzer, die in dieses Segment fallen. Berücksichtigt werden müssen auch statistische Sonderfaktoren und Verschiebungen, die 2019 zu einem starken Rückgang um 12,1 Prozent geführt hatten.

Insgesamt dürfte der tatsächliche Zuwachs somit wesentlich geringer ausgefallen sein. (1), (2), (3), [Abb. 1]

In Deutschenland greifen immer weniger Menschen zu Tabakwaren

Die Tabakwarenhersteller müssen sich in Deutschland auf eine immer kleiner werdende Käuferbasis

(2)

einstellen. Der Anteil der Raucher ist hierzulande seit einigen Jahren rückläufig. Auch bei Jugendlichen zeichnet sich seit rund 15 Jahren ein Trend zum Nichtrauchen ab. Laut dem aktuellen "Jahrbuch Sucht"

rauchten 2017 26 Prozent der Männer und 19 Prozent der Frauen. Berücksichtigt sind hierbei die über 15- Jährigen.

Auch das Bundesgesundheitsministerium stellt fest, dass die Zahl der Raucher abnimmt. Demnach rauchen in Deutschland nur noch 23,8 Prozent der Erwachsenen ab 18 Jahren. Männer greifen dabei mit 27 Prozent häufiger zu Tabakwaren als Frauen mit 20,8 Prozent. (2), (4)

Trotz weniger Schmuggel konfisziert der Zoll mehr Tabakwaren

Da Deutschland ein Hochsteuerland für Tabakwaren ist, besorgen sich viele Raucher im Ausland günstige Zigaretten. Das zeigt die Entsorgungsstudie, die das Marktforschungsinstitut Ipsos seit 2004 monatlich im Auftrag der deutschen Zigarettenindustrie durchführt. Im Rahmen der Untersuchungen werden leere

Zigarettenschachteln aus Altpapier- und Wertstoffsortieranlagen sowie in Straßen gesammelt, um anhand der darauf befindlichen Steuerbanderolen die Anzahl der nicht in Deutschland versteuerten Zigaretten abschätzen zu können.

Die aktuelle Entsorgungsstudie zeigt, dass 2020 rund 17,2 Prozent der gerauchten Zigaretten nicht in Deutschland versteuert wurde. Das entspricht einem Volumen von rund 12,8 Milliarden Zigaretten. Im Jahr zuvor waren es noch 19,1 Prozent. Grund für den Rückgang ist laut BVTE die eingeschränkten

Reisemöglichkeiten ins Ausland, wo günstige Tabakwaren gekauft werden.

Eine große Bedeutung haben geschmuggelte oder gefälschte Zigaretten. Deren Anteil im deutschen Markt schwankte in den letzten Jahren zwischen einem Drittel bis zur Hälfte der nicht in Deutschland versteuerten Zigaretten. Dies würde aktuell bis zu vier Milliarden Zigaretten entsprechen. (1), (5)

Angesichts des Schmuggels kommt dem Zoll eine große Bedeutung zu. Die Beamten haben laut dem Bundesfinanzministerium während der Corona-Pandemie deutlich mehr Tabakwaren beschlagnahmt. 2020 wurden rund 106 Millionen Zigaretten konfisziert, nach 68 Millionen im Jahr zuvor. Hinzu kommen 27 Tonnen Feinschnitt und 72 Tonnen Wasserpfeifentabak. 2019 waren es noch 15,7 Tonnen beziehungsweise 48,3 Tonnen. (6)

Bundesregierung führt Steuer für Tabakerhitzer und E-Zigaretten ein

Raucher müssen in den kommenden Jahren tiefer in die Tasche greifen. Das Bundesfinanzministerium erhöht die Steuer für eine Packung Zigaretten ab 2022 bis 2026 jährlich um acht Cent. Die Tabaksteuer für eine Packung Feinschnitt mit 40 Gramm steigt im selben Zeitraum um durchschnittlich circa 13 bis 16 Cent pro Jahr.

Auch auf Nutzer von Tabakerhitzern und E-Zigaretten kommen höhere Kosten zu. Auf diese Produkte, für die bisher nur die Mehrwertsteuer fällig ist, muss in Zukunft Tabaksteuer bezahlt werden. Tabakerhitzer werden steuerlich den "normalen" Zigaretten gleichgestellt. Für nikotinhaltige Liquids, die in E-Zigaretten zum Einsatz kommen, wird ein eigener Steuertarif eingeführt. Demnach wird auf ein zehn Milliliter-Liquid ab dem nächsten Jahr Tabaksteuer in Höhe von 1,60 Euro fällig. Bis 2026 soll diese auf 3,20 Euro steigen. Aktuell kosten zehn Milliliter-Liquid rund fünf Euro. Inklusive der Steuer würde sich das Behältnis in fünf Jahren auf 8,20 Euro verteuern, sollte der Nettopreis gleichbleiben.

Vor allem die Hersteller von E-Zigaretten gehen dagegen auf die Barrikaden. Die Branche, die nach Schätzung des Bündnisses für tabakfreien Genuss 2020 hierzulande einen Umsatz von 450 Millionen Euro mit Liquids und Geräten macht, hält die Tabaksteuerreform für "unverhältnismäßig". Man will vor das

Bundesverfassungsgericht ziehen.

Branchenvertreter führen aus, dass mit der Verteuerung dem Schmuggel Vorschub geleistet werden könnte.

Doch es wird vor allem mit Gesundheitsaspekten argumentiert. Demnach sollen Liquids wesentlich weniger Schadstoffe enthalten als Tabakzigaretten. So kommt eine Studie von der britischen Gesundheitsbehörde in Auftrag gegebene Studie 2015 zu dem Ergebnis, dass E-Zigaretten etwa 95 Prozent weniger schädlich sind als Tabakzigaretten. Dieser Umstand sollte sich auch steuerlich bemerkbar machen.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. So verweist das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) auf Aerosole, die beim Erhitzen von Liquids entstehen und krebserregende oder möglicherweise krebserregende Substanzen enthalten können. Die E-Zigaretten sind im Vergleich zu Tabakzigaretten zwar sehr

wahrscheinlich deutlich weniger schädlich, aber dennoch keine harmlosen Life-Style-Produkte. (7), (8)

(3)

Fallbeispiele

Philip Morris: Werben für umweltgerechte Filterentsorgung

Für kurze Zeit brachte Philip Morris ab Mitte April besondere Designeditionen der Marken Marlboro sowie L&M in den Handel. Das Besondere daran ist, dass auf und in den Schachteln für eine saubere Umwelt geworben wurde. Das bezieht sich auf eine umweltgerechte Entsorgung der Filter. Die angebrachten Hinweise fordern die Raucher auf, gebrauchte Zigarettenfilter in den Restmüll zu werfen. (9)

Heinrich Villiger: Zigarrenhersteller baut zweite Produktionsstätte

Der Schweizer Zigarrenhersteller Heinrich Villiger verfügt über eine eigene Zigarrenfabrik in Brasilien. Nun wird im nicaraguanischen Estelí eine zweite Produktionsstätte hinzukommen. In der Zigarrenfabrik "Villiger De Nicaragua", die im Herbst 2021 fertiggestellt wird, sollen in Zukunft 70 Mitarbeiter Marken in den

unterschiedlichsten Formaten produzieren. Die handgerollten Zigarren sollen in Europa, in den USA, in Asien und in den arabischen Ländern in den Handel kommen.

In den vergangenen zehn Jahren hat Nicaragua bei den Zigarrenexporten ein durchschnittliches Wachstum von rund zehn Prozent verzeichnet. Estelí, im zentralen Hochland auf einer Höhe von etwa 840 Meter gelegen, ist eine der drei wichtigsten Tabakanbaugebiete des Landes. (10)

Zahlen & Fakten

Abbildung 1: Neuer Minusrekord

Entnommen aus: Homepage des Deutschen Zigarettenverbands, Februar 2021, (3) Glossar

Erläuterung wichtiger Begriffe Steuerzeichen (für Tabaksteuer)

Die Tabaksteuer wird durch Verwendung von Steuerzeichen, auch Banderole genannt, entrichtet, die ähnlich Geldscheinen mit bestimmten Sicherheitsmerkmalen ausgestattet sind. Die Banderole ist von den Herstellern an einer Kleinverkaufsverpackung, zum Beispiel einer Zigarettenverpackung, so anzubringen, dass der Inhalt

(4)

ohne sichtbare Beschädigung des Steuerzeichens oder der Packung nicht entnommen werden kann.

Der Hersteller bestellt die Steuerzeichen, die von der Bundesdruckerei produziert werden, und berechnet die Steuerzeichenschuld selbst. Der Wert der gekauften Steuerzeichen entspricht der Tabaksteuer.

Da die Hersteller Steuerzeichen auch auf Vorrat beziehen, entspricht die entrichtete Tabaksteuer nicht unbedingt dem tatsächlichen Tabakwarenverkauf im Handel.

E-Liquid

E-Liquid wird die Flüssigkeit genannt, die bei einer E-Zigarette verdampft wird. Bestandteile sind in der Regel Propylenglycol, Glycerin, Wasser, Nikotin sowie Lebensmittelaromen.

Tabakerhitzer

Bei einem Tabakerhitzer kommt echter Tabak zum Einsatz. Der Tabak wird jedoch nicht wie bei einer

klassischen Zigarette bei 600 bis 800 Grad Celsius verbrannt, sondern bei rund 300 Grad Celsius erhitzt. Der dadurch entstehende Tabakdampf wird inhaliert, ähnlich wie bei einer klassischen Zigarette, durch den Filter.

Klassischer Feinschnitttabak

Der klassische Feinschnitttabak ist loser Feinschnitttabak zum Drehen und für Stopfmaschinen. Er unterscheidet sich vom Volumentabak durch ein geringeres Volumen und eine geringere Schnittbreite.

E-Zigarette

Bei der E-Zigarette wird eine mit einer Flüssigkeit gefüllte Kapsel elektrisch erhitzt, der Dampf dann vom Konsumenten eingeatmet. Die Flüssigkeit, die E-Liquid, gibt es mit und ohne Nikotin und mit unterschiedlichen Aromen.

Nace Code

N4726 Einzelhandel mit Tabakwaren N1200 Tabakverarbeitung

Weiterführende Literatur

(1.) Ein recht gutes Jahr - Bund legt Statistik zur Tabaksteuer 2020 vor aus Die Tabak Zeitung Ausgabe 4 vom 27.01.2021

Autor: O.V.

(2.) Deutsche rauchen weniger - Neues "Jahrbuch Sucht" erschienen / Feinschnitt hat 2020 zugelegt aus Die Tabak Zeitung Ausgabe 17 vom 28.04.2021

Autor: O.V.

(3.) Versteuerter Zigarettenabsatz

aus Deutscher Zigarettenverband vom 28.01.2021 Autor: O.V.

https://www.zigarettenverband.de (4.) Mehr Tabak in der Krise

aus Lebensmittel Zeitung direkt Ausgabe 5 vom 03.05.2021, Seite 44 bis 45 Autor: Gültekin, Sabine

(5.) Jede sechste Zigarette ist illegal - Anteil geschmuggelter und gefälschter Zigaretten trotz Corona- Beschränkungen hoch

aus Die Tabak Zeitung Ausgabe 8 vom 24.02.2021 Autor: O.V.

(6.) Mehr Tabak beschlagnahmt

aus DER SPIEGEL vom 26.06.2021, Seite 51 Autor: O.V.

(7.) Gesetzentwurf: Scholz verteidigt höhere Steuern auf E-Zigaretten aus LebensmittelZeitung.net vom 20.05.2021

Autor: O.V.

(5)

(8.) Gesetzesänderung: E-Zigarettenbranche zieht wegen Tabaksteuer vor Gericht aus LebensmittelZeitung.net vom 10.06.2021

Autor: O.V.

(9.) Raucher gefordert - Philip Morris setzt mit Editionen ein Zeichen aus Die Tabak Zeitung Ausgabe 17 vom 28.04.2021

Autor: O.V.

(10.) Zigarren aus dem Land der tausend Vulkane - Heinrich Villiger investiert in eine eigene Produktionsstätte in Nicaragua

aus Die Tabak Zeitung Ausgabe 21 vom 26.05.2021 Autor: O.V.

Autor GENIOS BranchenWissen: Markus Hofstetter 16.08.2021

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