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N jl. \ Í ' lv. \ 1 l i i 1. r a t <!(. ! :V 1

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E i n e P a r a l l e l e.

Im Anhange:

U e b e r d ie D e u ts ch e n in U n g e rn .

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J ohann v. Csaplovics. C s a p lo v ic s J á n o s

/)

H a l i é , 1 9 4 9. R e n g e r ’ sche V erlag sh a n d lu n g .

(3)
(4)

Eingang §. 1.

Conlraste in Englaiul §. 2.

England uml Ungern §• 3.

Tadler von England §. 4.

BlacKstone §. 5.

Das Latéin in England §. 6. 12. 61.

Eintiieilung von England §. 7.

W ritte, einer copirt §. 8. 25. I. II. VI.

Jnridisclie Studien §. 9.

Advocaten und ilire Pfiffe §. 9. 10.

Gesetze §. I I . 14.

Verfassung. Magna charta § .1 2 . Habeas corpus §. 13.

Statuts. Corpus juris hung. §. 14.

Gerichte §. 15. 16. 17. 18. 19.

Verwaltung dér Comitate. Beamte §. 20.

Eidesucüt §. 20. 25. IV.

Geistliclie Gericbte §. 21.

Testamente. Katze vor Gericht §. 10. 21. 93.

Excommunication §. 22.

Spassige Benennungen §. 23.

*

(5)

R oe, D oe, ewige Cavenlen §. 25.

IV rilte, §. 25. I. II. VII.

Vorladung §. 25. II.

Verhaflung §. 25. II.

Verbandlung §. 25- III.

Beweis-Verfahren §. 25. IV.

Bescbluss zum Urtliel §. 25. V.

Urtheil §. 25. VI.

Remedia jurid. §. 25. VI.

Execution §. 25. VII.

Processkosten §. 26.

Eangsamkeit dér Processe §. 27.

Depositen-Gelder §. 27.

Reichthum dér Englánder §. 27.

Oberhaus als Gericbl §. 28.

Ueber die engliscben und ungriscben Processe §. 22.

Polizeigericbte §. 30. 31.

Dér K ín ig, seine Rechte §. 32. 34. 35.

Processe gégén den Kínig §. 32. 33.

Sleuern in England und in Ungern §. 35.

Pariement. Oberhaus §. 36.

Unlerbaus §. 37. 40.

Fehler des Parlements §. 38.

Eeichen-Section verboten §. 30.

Lángé Beden §. 41.

Küche des Parlements §. 41.

Eormel dér Sanctionirung dér Gesetze §. 42.

Synoden §. 34. 43.

Geistlichkeit §. 44.

Pfarren- Verleihung §. 45.

Vorrechte dér Geistlichkeit §. 46.

Einkünfte derselben §. 47. 48.

Zebend §. 48. Abgaben an die Krone §. 35.

Irlándische Prálaten §. 49.

Predigen §. 50. Fucbsjáger §. 51.

Anzug des Erzbischoffs und Frau §. 51.

I.anil- und Seemacht §• 53.

Matrosenpressen §. 54.

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Grundeigenthum §. 55. 50. 57. 02.

Tolle Bedingungen (lesselben §. 58.

Klieleute, Wittwen §. 59. 00.

Englisclie Aussprache (les Laleins § 01.

nénién des Grundeigenlhums §. 03.

Freundschaftliche Vergleiche §. 04.

Anwendung auf Ungern §. 05. 07. OS. 09. 70.

nangordnung des Civilslandes §. 71.

Ébren - Verletzungen. Slrafe §. 72.

Geselzliches Altér §. 73.

Uneheliche Kinder §. 74. 75.

Éhen §. 70.

Copulalion in Schottland §. 77.

Vervvickelte Verwandtschalt §. 78.

Verhaltnisse derF.heleute §. 79. 80. 81. 82, W eiber-Recble §. 83.

F.hetreue §. 83.

Urulale Behandlung dér Weiber §. 84.

Ehescbeidungen §. 85.

Weiberkauf und Verkauf §. 80.

Anekdole §. 87.

Weiber-Entfübrungen; Ehebrucli §. 8S.

Conlracle §. 89.

Grtind- und Hausverkaufe §. 90. 91.

Güler-Verpfándungen §. 92.

Erbfolge §. 94.

Succession des königlichen Fiscus §. 95.

Slaalsverbrechen, Strafen §. 95. 9G.

Slraf-Justitz §. 97. 98. 101. 100.

Privilégium clericale §. 99. 100.

Weiber-Moralilát §. 102. Durst §. 114.

Criminal-Gerichle §. 103. 104.

Wirlliscliaft mit Syiben §. 105.

Tntoleranz gégén Katkoliken §. 107.

Sonderbare Gebrauche §. 108.

Presbyterianer lacben nie §. 109.

Geldgier dér Englánder §. 110.

Geldzinsen und Schuldnerbehandlung §. 111.

Bankerutte §. 112.

Wellen §. 113.

(7)

Gasleveien und ITungersnolli §. 114- Ilansballe §. 115-

A n h a n g -

Uefter die Deulschen in Ungern S. 118.

(8)

IVlan hört oft die Meinung aussern: Ungerns Ver- fassung und bürgerliche Einrichtungen seien den britti schen sehr ahnlich. Diess ist zum Theil wahr; aber es gibt auch starke Abweichungen. — leh will versuchen, einige Merkmale dér Aehnlichkeit, so wie dér Unahn- lichkeit zusammenzustellen; aber nur fragmentarisch, und ohne System; auch nicht erschöpfend; dcnn das verlangt eine weit grössere Arbeit, als ich unterneh- men will.

§ .

2

.

^ Betrachtet mán Englands Unternehmungsgeist, In­

dustrie, Wissenschaftlichkeit, Iíunstfcrtigkeit, ürdnung- nnd íleinlichkeitsliebe: so ist es andrerseits ganz uner- wartet, unbegreiflich und fást unglaublich, was mán von den háuGgen S o n d e r b a r k e ite n , dérén viele an wahre V e r r ü c k t h e it , an’s F a b e lh a fte grenzen, von glaubwürdigen Augenzeugen beschrieben liest. — Viele nennen Ungern das Land dér C o n tr a s t e , und habén nicht unrecht; aber unsre Contraste versehwinden gégén die brittischen fást ganz und gar.

1

§■ 3.

In den letzten fiinfzig Jahren erfuhren fást allé Lander Europas grosse Erschiitterungen und Veriinde- rungen ihrer Verfassungen und Institutionen. Nur w ir

1

(9)

und die E n g liin d c r die wenigsten. Hierin schon linde ich eitie grosse A o h n lie h k e it. Aber in Betreff dér starren, cigensinnigen Anhánglichkeit an das Altcrthum und an das crerble Ilerkonmien, sind wir Ungern — obschon auch wir eine gute Portion davon habén — mit den Britten gar nicht zu vergleichen. ,,Nos moeurs corrigent nos lois;ií und dér Bucbstabe des Gesetzes ist bei uns unvergleichlich weniger tödtend, als in Eng- land; —• denn wir lassen auch das Augcnmaass gelten;

zuweilen sogar mehr als nöthig. In dieser Hinsicbt konimen mir die Englander wie b e tru n k e n e A lt g la u - b e r vor, die aber selbst in ihrer Temulenz gesehickter, pliífiger sind, als viele Nüchterne. — Solchc Beispiele kommen auch im gemeinen Leben an Individucn vor, wo Mancher selbsl im Rausche zu allerhand Arbeiten fahigcr ist, als andre Nüchterne.

§• 4.

Es gab bereits eine Menge L o b r c d n e r dér britti- schen Einrichtungcn und des dasigen Volkslebens. Viele lobén alles Mögliche was brittisch isi, und haltén síeli nur an die glánzende Seile. — Aber es fehlt auch an T a d le rn nicht, und zwar anTadlern, die nur die dunkle Seite aufsuchten. —

Ein soleher Tadler war B e s c h o r n e r in s. W erke:

G ru n d z ü g e des G e in e in w c se n s und B e le u c h tu n g dér e n g lis c h e n S ta a ts v e r fa s s u n g . Leipzig 1820;

und P rü fu n g dér e n g lis c h e n V e rfa s s u n g und V e r- g le ic h u n g m it d ér d e u tsch cn . 1821. III Th. — VVer über S k a n d a le gerne liest, wird in diesen Büchern scine volle Befriedigung linden. Schade, dass dér Verf.

starb, ebe sein Bucii ganz fertig ward. Auch des fran- zösischen Feldmarschalls P ille t W e rk : U A n g leterre vue a Londi'es et dans ses provinccs, pendnnl un

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séjour de dia? années, dönt six cotnme prisonnier de gucrrc. A Paris 1815. — enthalt fást lautér Tádéi. — Beide scheinen nur in dér Absicht geschriebcn zu habén, damit, wcnn die Ileiligsprechung Englands versucht weiden sollte, dér diabolus rotae niehl felilen müge. — Alléin derErstere belegtAlles gehörig, und derLelztere sah das Meiste selbst, und scheint allén Glauben zu ver- dienen. — Hat mán diese beiden W erke gelesen, so muss mán die Englander als b r u ta le , g ra u s a m e , h öeh st e ig e n n iit z ig e , t o lle , auss e h w e ife n d e , ja sogar la s te r h a fte Mensehen wirklich verabseheuen.

§• 5.

lch benutzte voi’züglich B la c k s t o n e ’ s Commentar iiber Englands Gcsetze, als das B e s te in dicsem Fache.

Dér Verf. (géb. 1723, 1780) war Advocat, dann Professor Juris, Parlamentsmitglied, General-Anwald dér Königin und Kichter in dem Conrt o f cornmon pleas. — Sein W crk wurde im Jahre 1811 zum sieben- zehnlen mai nachgedruckt, IV Bd. Macii dér funfzehn- ten Ausgabe erschien davon eine französische Ueber- setzung in VI Bánden zu Paris 1823. — John G iffo rd lieferte davon eincnAuszug inIVBanden, den C o ld itz , königl. danischer Landvogt, in’s Deutsche iibersetzte und zu Scbleswig 1822— 3 in 11 Bandcn drucken Hess. — lch benutzte sowohl diesen deutschen Auszug, als auch die französische Ueberselzung, welche beide in Noten auch Erganzungcn liefern, die die spátere Gesetzgebung nothwendig maehte. — Die übrigen benutzten Quellén werde ich an gehörigen Ortcn anzeigen.

§ .

6

.

Da im Verfolg meines Aufsatzes vieles L a te in is c h e vorkommen wird, so muss ich hier schon erinnern, dass

1 *

(11)

in England bei Gerichlen seit jeher die normannisch- französische Sprache iiblich war. — E du a rd III. ver- ordnete 1 3 6 3 , dass die gerichtlichen Verhandlungen e n g lis e b gcführt, aber Ia te in is cb protokollirt werden.

— C r o m w c ll befalil 1654 die Protokolle e n g lis c h zu fiihren; aber unter K a ri II. (nacb 1660) wurde die lateiniscbe Sprache abermals cingeführt, und erst 1730 durch die e n g lis c h e erselzt. — Aber mán sah hald ein, dass sich nieht Alles aus dem Lateinischen in’ s Englische so kurz iibersetzcn lasst, und dass fiir ein W o rt zuweilen auch sechse nöthig sind. So beschloss das Parlament zwei Jahr spiiler, dass die la te in is c h e n termini technici beibehalten werden sollen. Daher das juridische brit- tische Mischmasch, daher die Menge lateinischer W orte auch heutzutage, wie wir es bald seben werden.

§• 7.

leh mnss noch vorausschicken, dass die biirgerliche Eintheilung Englands in G r a fs c h a ft e n , County, Co- mitatus, wíe bei Uns bestehe. Jede hat einen Comes und Vice-Comes {Sheriff). Solche gibt es in England und W ales 5 2 ; alsó so viele wie bei uns bis zűr Ein- verleibung von Iir a s z n a etc. — Zehn Fanniién freier Einwohner bilden ein tithing oder town, ciné Gemeinde;

zehn lilhing ein Hundrcd. — Die Zahl dér Hundred, in Bezichung auf Grafschaften, ist unbcstiinint.

§. 8. «

Es wird von „ W r i t t ii oft die Rede sein. Darum bemerke ich darüber vorlaulig, dass allé Mandata ju - dicialia fVritt heissen, und im Namen des Königs aus- gestellt und sigillirt werden. Dér Gebrauch davon ist in Processen so háufig, dass wir davon kehien BegrifT habén (Siehe .§. 25 sub I. II.). Sie werden auch heut-

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Zűr Unterhaltung theile ich gleich bier einen W rítt

„ trespass upon the c a s e d. b. wegeu V e r le tz u n g in b e s o n d e re m F a lle , mit. — In England ist es nem­

beli gesetzlich, dass mán den Arzt wegen nachlássiger oder ungeschickter Jlehandlung verklagen kann, was ich schr verniinftig linde. Denu anderswo stebt es den Aerzteu frei, so viele Patienten umzubringen, als sie wollen, wenn es nur ,,ad regulás artisíe geschieht. — Ein solcher gemissbandelter Patient erwirkt vöm Ge- ricbt des Grosskanzlers folgenden W r itt, dér ,,si f e c e - rit Te securum“ heissl.

,, Qeorgius B e x etc. V ice Comiti N . salutem. — S i A f'ecerit te securum de clamore suo prosequendo:

tunc p o n e p e r rádium et salvos plegios (d. h. ca- ventes) B. quod sit coram iustitiariis nostris apud fVestmonastcrium in octavis sancti Michaelis, osten- surus quare? cum idem B. ad dextrum oculutn ipsius A , casualiter laesum betie e t competenter curandum apud S. pro quadam pecuniae summa, pra e manibus soluta assumpsisset, idem B. curarn suarn circa ocu- lum praedictum tam ncgligentcr e t improvide appo- suit, quod idem A . defectu ipsius B. visum oculi praedicti tota/iter amisit, ad damnum ipsius A . vi- ginti librarum, ut dicit. E t kabeas ibi nomina ple- giorum et hoc breve. Teste me ipso ad Weslmona- sterium.íi -—

Hieraus lemen w ir:

1) das englische Latéin;

2 ) die grosse Wirlhschaftlichkeit mit W orten , demi kürzer dürfte sich so was kaum fassen lassen;

3) dass ein Auge in England ohngelahr zweibundert f. C-M. wertb sei.

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W ie studirt inán in E n g la n d Ju ra? und EtwaN von A d vocaten .

Für tlie Jurisprudenz ist bei Uns bei weitein besser gesorgt, als in England. Dem Namen nach gibt es dórt zwar auch juridische Lebranstalten, und zwar die Uni- versitáten zu O x fo r d und C a m b r id g e , w o das römi- sche und canouische Reebt gelelirt werden soll; und so- genannte ,,Inns o f courtsíí (Rechlsakademien) in Lon­

don, fiir das Sludium dér Landesrechte. — Aber, — wer wiirde es glauben? — auf den U n iv e rsitiite n geschieiil durch Vorlesungen gar nichts, and die Prüfungen bei juristisehen Doctorpromotionen sind eine blosse Forma­

iitat. — Die Professoren, die das Reelit iehren sollen, leben gewöhnlich als Advocaten in London, und betrach- teu ilire akademischen Aemter als Nebensache.

In den Inns werden auch keine Vorlesungen gc- halten. Die ganze Sorge fü.r den Unterricht ist dem — K och überlassen. Denu dér angehende Recbtsgelelirte ist schuldig, eine bestimmte Zeit bindurch sein Ordina- rium, d. h. das gemeinschaftliclie Mittagsmal (kis com- mons) dortzuverzehren; alsó statt über den R ü ch e rn — über den S ch iis s e ln zu schwitzen.— Diesc Sonderbar- kcit bestátigt auch R a u m e r in s. Ruehe: „ E n g la n d im Jahre 1 8 3 5 , L c ip ig 1 8 3 6 , II, S. 476.“ — W e r würde das von England vcrmutlien? — Da hier alsó nur für die R á u ch e gesorgt ist und niclit für die Kiipfe, so müssen dic Jurislcn anderswo Jura suclien, und das geschiebt niclit anders, als auf P a t v á r i c n , wo sic durch Abschreibcn von juridischen Aufsiitzen ihrer Prin- cipale, und durch die Lektiire von C o k e ’ s und B la c k - s t o n e ’ s Commentarien die Recbte lemen; wahrend dem aber immer fórt die Inns zum E ss e n besuchen.

§. 9.

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Dicse Juris stúdióst habén wcit mehr zu lemen, als die unsrigen. — Bis sie nur die zahllosen lateini- schen und altfranzösischen Benennungen dér W r i t t e und andrer Aktén, und die in §. 105. erwáhnle Sylben- wirthschaft erlernen, diirften sie niclit viel wenigcr Zeit dazu bruucheu, als die Apolhekerjungen, bis sie allé Namen dér Budisén, Flaschen und Schachteln mcmori- ren lemen.

Nach zwei bis drei Jahrcn wird ein Exameu ange- stellt, welcbes aber blos eine Form ist, und dér Rcclits- caudidat braucht síeli nur mit einein Zeugnisse des K oclis auszuweisen, dass er an Essen auf dér Akademie uicht felilen liess, worauf er den Eid dér Trcue (Oath o f ullcgiance) ablegt, und in die Zalil dér Barristers auf- genomnien wird. — Diese sind schon Advocaten, wer- den aber nur „appretitícü ad logon‘ ‘ (Praktikanten) ge- nannt, und werden nur nach sechszelmjahriger Praxis zu

„ Serjeants at /awu servietites ad legem, zu wirklichen Advocaten aufgenommen. — W e r A tto rn cy, Anwald dér Krone (Jiscalis rcgius bei uns) werden w ill, muss bei einem wirklichen A ttorn ey vorlier fünf Jahre láng in dér Lehre gcstanden sein.

Bei uns muss jeder künftige Advocat seinen juridi- schen Curs auf Akademien oder auf dér Universitat ge- hörig absolviren, alsdann wenigstens zwei Jahr láng als Patvnrist practiciren, und endlicli sich dér Censur, die schr strenge ist, unterziehen. Nicht geniigsam L'ntcr- richtete werden zűr Wiederholung ihrer Studien an- gewiesen.

§ .

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.

Zwischen den apprenticii und servientes adlegem- Advocaten ist dér Unterschied, dass die Ersteren, die námlich nur das B a u c h r e ch t studirl habén, nur münd-

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Aufsatze machen dürfen.

Die Advocaten müssen sich mit H o n o r a r e u be- guiigen, und dürfen deswegen nicbt geriehtlich klagen.

— Aber P ille t erzahlt S. 7 7 , dass sie sich sehr grau- sam zahlen lasscn, und dass die (Ilienten ihnen sogar auf dér Gasse sorgfáltig ausweichen, weil diese vortrefl- lichen Anwálde schon für einen g u te n M o r g e n ein paar Pfund Sterling als Conferenzhonorar aufschreiben.

Sie sind für Nichts veranlwortlich, was sie nach dér Instructiou ilirer Partéién vorbringen, wáre es aucli eine D e h o n e s ta tio n dér Gegcnpartei, und zablen alsó keine Emenda linguae. Aber was sie aus eigencr In- vention vorbringen, dafür können sie bestraft werden.—

Für líetrügerei oder Collusion mit dér Gegen- partei, trifft sie Gefángnissstrafe von einem Jahr und T a g, nebst Verlust dér Praxis — alsó Silentium.

Aber schlau sind auch die englischen Advocaten.—

Nach dem Gesetz ist das T e s ta m e n t giiltig, wenn Zeugen da sind, die beschwören, dass derTestator noch ein L e b e n in s ich h a tte , als sein Testament verfasst wurde. — Nun aber dürfen sogar die Verfasser dér Te- stamente Érben sein, u n so melír dér A rzt, dér Iiran- kenwárter, die Bediente, und dürfen zugleich als Z e u g e n gebraucht werden, was bei uns nicbt er- laubt ist.

P ille t erzahlt S. 68 einen schönen Fali, wo dér Advocat zum Testamentscbreiben etwas zu spát kam, weil derTestator indessen starb.— Das war Jenem sehr gleichgiiltig. Er sleckte dem Todten eine le b e n d e F iie g e in’s Mául, setzte sich nieder und schrieb ganz phlegmatisch das Testament, worin er sich selbst zum liniversalerben einsetzte und auch die Umstehendeu mit einigen Legaten bedachte. — Als das Testament bald

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darauf angefocbten wurde, schwor er samt den Legata- ren mit gutem Gewissen: der Testator habé wirklich nocii ein L e b e n in s ich gehabt. Er meinte die le - ben d e F i ie g e , und das Testament wurde bestátigt. — Daher schreibe sich das Vermögen der meisten Advoca­

ten von so betrügerisch erworbeuen Erbschaften her.

Unsere Advocaten verstehen sich auch auf allerhand Mikmak, aber — ich wette — der obige Pfiff ist ihnen uoch nicht geláutig.

§■ 11.

Cr e 8 e t z e.

Die Engliinder habén eben so gut wie wir lex scripta und non scripta. Aber sie verstehen darunter Etwas gauz anderes, als wir. —

L e x scripta sind dórt nur die Parlamentsbeschlüsse, Siatute Law , die mit der Magna charta (common law) vöm Jahre 1215 anfangen.

L e x non scripta sind ihnen nicht nur allgemeine und besonderc Gewohnheiten, sondern auch gewisse be- sondere Gesetze, welche als Herkommen angenommen und von eiuigen besonderen Gericbten, die keine allge- meine Gerichtsbarkeit habén, angewendet werden. Da- hin gehört das r ö m is ch e und das k a n o n is c h e Recht, die als lex non scripta unter gewissen Beschránkungen gél Len:

1) bei den geistlichen Gericbten, der E rz- und Bi- schöfe (curia christianitatis) ■

2) bei K riegs-, 3) See- und 4) Universitátsgerichten.

Entscheidungen der Gerichtshöfe gehören auch zűr lex non scripta. Sie werden in den Protokollen (Re- cords) aufbewahrt; und in Auszügen (Reports) erláu- tert, dienen sie den unteren Gerichten zűr Ricbtschnur, so wie bei uos die decisiones curiales. — Von solchen

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Reports besitzt die Hofbibliothek in W ien 16 Octav- bándc und no eh 1 General-Report to tke Ixings in Coímcil etc. 1837. föl. Somit habén die englischen Jnristen siebenzehn mai so viel zu studieren, wie die unsrigen.

L e x non scripta ist endlicli auch die lex merca- toria, Kaufmannsbrauch.

Dass wir ganz anders distinguiren, ist den Jurislcn gut békán n t.

In dieser Hinsicht stehen wir deu Englandcrn weit voran. Denn wir habén schon seit dem X V I. Jahrhun- dert ein Tus sci'iptmn, einen Codex ( Verböcz) , wo die Englander bis auf den heutigen Tag nicbts derglei- chen aufzuvveisen habén. Sie habén zwar auch ein Common law vöm X I. Jalirhundert, welches E du ard vcrfassen liess. Aber es erhellet von selbst, dass das- selbe schon lángé wenig brauchbar sein kaim. Sie sau- gen nur immerfort an G o k ’ s und B la c k s t ó n e ’ s Goni- mentaren, dicss sind ihre W erb őczy.

Die Gesetze schreiben die Englánder so unglaublieli verwirrt und iiberladen, dass mir die Urkunde von G ü lh a n c bei weitem besser geschrieben vorkommt, als die englischen Gesetze. Die T ü rk eii übertreffen alsó hierin die Englander. — W e r kaim auch die neuste Bili des berülimten Prcmiers, P e e l, zum Schutz dér königlicben Person, ohne Erstaunen gelesen babén?

§■ 12.

V e r f a s s u n g .

Die Englander habén, so wenig wie w ir, eine systematische Constilulions ~ Urkunde aui'zuweisen. — Ilire Verfassung beslebt ganz so, A v ie die unsrige, aus vcrschiedenen, in verscbiedenen Jahrhunderten verfass- ten Fundamentalgesetzen. —

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Sebőn im Jahre ] 100 hatte Heinricli J. dér brilli- sefien Natiou einen wichtigen Freiheitsbrief: charta libertatum, ausgeslellt. Und die LJugern haltén schon von S tep h an 1. aurea libertás etwa ein Jahrhunderi friiher bekomnien, worauf sich auch dér König Béla IV'.

im Jahre 1207 beruft. — A ber, leider! habén wir von dieser nicht einmal eine Abschrift, von dér A n d r e a n i- schen aber kein Original aufzuweisen.

Ein Englander, Sir R ó b e r t C o lto n (■}• 1631), war so glücklieh, erst im X V II. Jahrhundert das Original dér brittischen Charte vöm Jahre 1215 bei einein Schnei- der zu finden, dér sie eben im IJegriffe war zu zer- sehneiden*). — W e r sagt uus, welcher Schneider unsre Originale zerfetzte?

Die magna charta dér Englander ist zwar um- stiindlicher, ausfiihrlicher, als die unsrige; aber dein ganzen Inhalte nach dér unsrigen sehr ahnlich. Beide sind lateiniscli geschrieben. Nur ist das brittische Latéin unvergleichlich barbarischer, als das unsrige.

In unsrer Urkunde heisst es z. B . art. 2 : ,, Volu- ///us etiam, quod nec nos, ncc posterí nostri aliquo tempore servientes (nobiles) capiant vei destniant, fa vore alicuius potentis, nisi primo citati Juerint, ct

ordine iudiciario con. ctc.lí

Dasselbe Latéin laulet im Brittischen, §. 4 8 , so:

,,Nullás liber homo capiatur, vei imprisonetur, aut dissaisiaiur (amoveatur) de aliquo liberó tenemenlo (tenuto) suo vei libertatibus, vei liberis consuetudi-

*) Londres, la Cour el les prooinces d'Angié térré. A Paris 18I(i.

/ / , , 406—7. Elánt un jou r chez són ta illeu rfl vit, que cclui~ci allait couper, pour fa ir é des mesures, un parchemin qui arait plu&ienrs cachels. II fu t curieux de voir ce que c'ela it, que ce vieux tű r e , el sa surprise egala són ravissetnent, lorsque il reconnuí Voriginal de la grande charte.

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nibus suis; aut utlagetur (proscribatur) aut eoculel, aut aliquo modo destruatur; nec super cum ibimus, nec super eum mittemus, nisi p er legale iudicium pnrium suarum, vei p er legem terrae.i‘— Dér ungri- sche Concipient war des Lateins bei weitem miichtiger, und versland auch bündiger zu schreiben, so dass Cicero unsre Urkunde weit eher verstehen wiirde, als die brittische.

§. 13.

Eben so wichtig ist aucb ihre ,,H alcas corpus ad subiiciendumii Acte vöm Jahre 1679, nach vvelchcr jeder ohne Anzeige dér Ursache VerhafLele, sogleicli entweder vor’s Gericht gestellt und verliört, oder frei- gelassen werden muss. —

Diese Acte kam spassig zu Standé. Als die Bili vielfach bestritten wurde, schritt maii zűr Abstimniung, und es waren zum Stimmenzálilen G r e y und N o u r r il beslcllt. — Dér letztere batte deu Kopf nocb von Punseli voll und gab nicbt Acht; so ziihlte G re v alléin, wie er wollte. Unter den iibrigen Votisanten watschelte aucb ein ungemein dieker Lord herbei. G r e y geliel dér grosseBauch; und er sagte lachend: derBaucb ist unter Brüdern zehn andere Biiuche werth, und notirte wirk- lich zehn Stimmen, die endlich auch wirklich die Majo- ritát bildeten. Ohne den Dickbauch wáre alsó die Ha- beas cot'pus-Acte nicbt zu Standé gekommen.

§. 14.

Die Parlaments-Statuten füllen schon zwölf starke Folianten (so viele besitzt die Hofbibliothek in W ien ) die aucb (laut Conversat.-Lexikon dér Gegenwart, 1832, I., 808) in neunzclm starken Quartbáuden gedruckt vorhan- den siud vöm Jahre 1215 — 1827, und zwar von 1215—

1760 5 i Bánd, von da in 67 Jahren 131 Bánd. — Sie

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sind bis circa 1500 abwechselnd bald lateinisch, bald französisch, bald englisch gescbriebcn. —

W ir sind alsó r e ic h e r in dieser Hinsicht darin, dass unser Corpns iuris mit dem ersten Könige Stephan anfángt, alsó zwei Jalirhunderte frülier; aber die Englánder sind reicher an B iin d e n , denn unser Corpus iuris betrágt nur tV von dera ihrigen. — A ber, web’

dem Juristen, dér aus den Parlamentsacten Jura lemen w ill! —- Dazu kann er nur die Commentare brauchen. — Daher schon die so oft sogar im Parlamenté vorgebrachte Klage: dass bei dér grossen Verwirrung dér Gesetze auch dér geschickteste Jurist nicht im Standé sei, einen Kaufbrief mit voller Sicberheit far denKáufer zu Standé zu bringen. — Einige Ueberschnappte — wie dér poeti- sche Sclireiber dér pia desideria, vöm Jahre 1839 — sagten dasselbe auch Uns naek; aber — diess ist nur die Folge ihrer Unwissenheit.

Sonderbar ist die A rt, wie die Englánder ihre Ge­

setze zu citiren pflegen, nemlich so: 6. George III. C.

21., das bedeutet: aus dem 6len Regierungsjahre des Königs Georg 111. das 21te Statut. — Unsre A rt, Ge­

setze zu citiren, ist viel kürzer und bequemer. W ir brauchen nicht allemal die Geschichte dér Könige aufzu- schlagen, um das Jahr des Gesetzes zu erfahren.

Das Hauptresultat dér brittischen Verfassung und dér Gesetze ist: dass die Englánder gégén die Gewalt ihrer Könige sehr g u t, gégén ihre Mitbürger dagegen sehr s c h le c h t verwahrt sind. — Dafür folgen viele augenscheinliche Beweise hier.

§. 15.

C r c r i c h t e .

R a u m e r schrieb in seinem: E n g la n d im J ah re 1835. Leipzig 1836. I ., 475. ,,E s wird einem Preussen

(21)

Stadt- und Laudgcrichte, auch keine Oberlandgerichle, mit cinem W orte (mit Ausnahme dér Behörden fiir ganz geringe Sachen), keine ortliebe Rechtspílege gibt. Rieh- ter dér Ilauptstadt reisen im Lande umher und urteln von scchs zu sechs Monaten in wenigen Tagén über ciné unendliche Menge von Dingen.“ — Und ich sage:

diess wird auch einem Ungern schwer zu begreifen. — Dass es dem aber so ist, folge hier dér Reweis.

V or allém bemerke ich, dass es dórt zweierlei Gc- richte gebe: Coarts o f record und nőt o f record;

nemlich R ecord -Höfe sitid solche, die beweiskráftige Protokolle führen; und solche sind allé königliche Ge- richtc. Das Gericht eines Privatmannes hat kein be- weiskriiftigcs Protokoll, alsó n ich t rccord.

Es gab noch zu R la c k s t o n e ’ s Zeiten v ie r e r le i Loealgerichte, die aber sebon langc von den Westmiin- stcrgerichteu ganz und gar verdráugl, jelzt kaum mehr als dem Namen und der Form nádi existiren. Nemlicli

1) Court o f pie jioudré, curia pedis pulvcr/.sati;

so narriseh hicss eiust das M a r k lg e r ic h t (obwobl diess vielleicht dariu seineu guteu Grund liatte, dass die Marktleute gewöhnlich bestaubte Fiisse inilbringen); es wurde an jedem Jahr- und Wocheiunarkte über Markt- gesebafte gehalten. Die Appellalion ging nach W est- münsler.

2) Court báron, ciné Art sédén dommalis, Hcr- renstulil, urllieilte über Streitigkeiteu wegen Landeigen- tbum iin Gutsgebiet. Ferner über Schulden und Scha- den, die nieht über 40 Schilling (clwa 20 F. C.-M.) sicli beliefen.

3) Hundred court war nur eine grössere sedes dommalis für allé Einwohner der Hundertschaft.

(22)

4) County cou rt, Grafschaltsgericht, urtheille nur über Sehulden bis 40 Schilling.

Die crstcn zwei waren iZecorrf-Gerichte, die zwei letztern niclit.

§. 16.

Gegeuwiirtig besteben folgcnde Gerichte, allé in London:

1) Court o f common pleas, Gericht der gemeincn í’rocesse, oder common bcnch (geineine B ank), hat seinen Silz in der Weslmünstercity. Urtheilt über Grundstücke und bürgerliclie Sachen. Besteht aus drei Richtern und einem Priisidenten. — Appellalion an die

2) Kingsbcnch, königliche Bank, darum so ge- nannt, weil vormals der Iiönig selbst zu prasidircn pllegte (bei uns Tabuid regia). Besteht gleichfalls aus vier Richlcrn. — Erkennt über peiniiche und bürger- liche Rechtssachen. Appellation theils an das Obcrhaus, thcils an das folgende Gericht, uach Umslanden.

3) Court exche.quer, Gcriehtshof der Schatzkam- mer. Der spassige Nanic kommt von der Schachbret- artigen Decke des Gerichtstisches her. — Urtheilt über konigliehe Einkünfte, d. h. allé Schuldncr des Königs werden zűr Zahlung der Gebühren hicr verhalten. Alsó ciné Art Hofkammer. Aber die wahre S ch a tz k a m - incr ist von dicsem Gericht verschieden. — Es ist ein B il l i g k e i t s - , zugleich o rd e n tlic h e s G e r ic h t. AIs Billigkeilsgericht unterscheidet es sich von dem ordent- lichen nur im Belreff der Procedur. — Besteht auch aus vier Riciitern, die mit den obigen acht zusammen die z w ö l f R ic h t e r E n g la n d s heissen.

W ie diese für das ganze Land hinlanglich sein kőimen, ist schwer zu begreifen, besonders wenn mán noch bedenkt, dass diese drei Gerichte ihre Sitzungen jahrlich nur v ie rm a l haltén, und zwar:

(23)

1) Z u S t .H il a r iu s ,2 3 .Jan. — 1 2 .F e b r.= 1 9 T a g e . 2) O s te r n , 15 Tagé darauf, bis zumMontag nacli Christi Himmelfahrt = 28 Tagé.

3) D r e if a lt ig k e it , Freitag nach Trinitatis und dauern 14 Tagé láng.

4) M ic h a e li, 6 — 28. N ov., 22 Tagé.

Zusammen 83 Tagé im Jalire. — Erkennt mán hicv nicht unsrc termini iudiciorum? Dicse sind 1) Epipha- niae, heil. dreiKönige; 10. Jan. bis zűr vorlelzten W o cb c vor Ostern. 2) Paschatis, Ostern, 8 Tagé nach Ostern bis zum 27. Juni. 3) S. Stephani, 20. August, bis zum Fest des heil. Michael, 29. Sept. 4) <S. Martini, vöm 12. Novemb. bis zum 20. Decemb.

§■ 17.

4) Court o f chancery, Kanzleigerichtshof, ist dér h öch ste unter den ersten Instanzen, worin derKanzler mit zwölf Beisitzern. E s is t das e i n z i g e , w e lch e s u n u n te rb ro ch e n a rb e ite t. — Allé Original-íFWííe werden da ausgestellt. — Es ist gleichfalls ein Billig- keits-, zugleich ordentliches Gericht.

5) Court o j exchequcr chamber, ist ein Appel- lationsgericht.

6 ) Das Haus dér L o r d s ist das höchste Appella- tionstribunal.

§• 18.

Es sind noch sogenannte A ssise n . — Diese sind Courts o f assise, königl. Landgerichte, und „n is i priusCí Gerichtshöfe, d. h. wenn nicht v o r dem , zűr Verhandlung in Westmünster bestimmten Tagé die rei- senden Oberrichter nach dér fraglichen Grafschaft kom- men sollten *).

!) Nisi prím heissen die Oberrichter flarum, vveil die Jury sonsl

(24)

Die zwölf Richter namlich theilen sich in die 52 Grafschaften und reisen z w e im a l (in die 4 nördlichcn Grafschaften nur e in m a l) im Jahre paarweise daliin, namlich nach den S z . H ila ir e - und D r e if a lt ig k e it s - Gerichtsterminen, w o sie, mit Zuziehung dér Jvry, Ge- rechtigkeit üben; wie bei uns bis 1723 die Protonotarii art. 30, 1723. — Sie bekommen daza 5 Auftriige:

1) Commission o f pea ce, Unlersuchung dér von den Friedensrichtern an sie gebrachten Angelegenheiten.

2) C. o f oyer and terminer, zu verhören und ab- zuthun, d. h. Strafrecht üben.

3) C. o f g a o l delivery, Strafbare zu arretiren oder zu cntlassen.

4) C. o f assise, über liegende Gründe nach dem Ausspruch dér Geschwornen zu urtheilen.

5) C. Nisi prii/s, allé quaestiones f a c t i zu unler- suchen, die in Westmünster vorkamen, und reif sind, um von Geschwornen entschieden zu werden.

§. 19.

ím Jahre 1831 ist für Concurse in Bankeruttrállen ein eigenes Gericht: Court o f bankrupcy, mit einem Prasidenten, vier Richtern, sechs Commissaeren errich- tet worden. —

Es gibt noch allerhand andere Municipal- und spc- cielle Gerichte, die ich vielleicht spater aufzáhlen werde.

— Hier nur von den G e w is s e n s g e r ic h te n , courts o f request or conscience, in London und in andern volkreíchen Stadten, zűr Reitreibung von Schulden bis 40 Schilling, hestehend aus zwei Aldermen und vier Bürgern, die wöchentlich zwcimal Sitzungen hallen.

(25)

Die V e r w a llu n g d ér C o m ita te ist von dér uns- rigen sehr verschiedeu. — Sheriff, Vicecom es, wird vöm IxÖnige ,, ad custodiam Comitatus“ ernannt, und ist vöm Comes ganz unabhángig. E r isi alsó ganz Be- amte des Königs, so lángé es dér König w ill, zugleich Richler, Friedenserhalter, und Diener dér obersten Ge- ricbtsböfe. Als Richter urlbeilt er in Schuldsachen, die nicht iiber 40 Schilling (20 FI.) betragen; und in meh- reren bürgerlichen Saclien. Er darf jeden Rubestörer ergreifen lassen, und aueb die ganze Mannschaft seiner Grafschafl ( ,,posse Comitatus“ ) im Notbfalle wider des Königs Feinde aufbietben. Sein Undersheriff (Schrei- ber) vcrrichtet gewöhnlich allé Gescbáfte des Amtes, mit.

Ausnahme weniger, die den Sheriff selbst erfordern.

Bei Uns wird dér ganze Magistrat dér Comitate allé drei Jahre vöm Adél gcwahlt (restaurirt). Den O b e rg e sp a n oder A d m in is tr a to r ernennt dér König.

F r ie d c n s r ic h t c r (Justice o f the pcacc) bestellt dér König in jeder Grafschaft so viele und auf so lángé, als er will. Ilire Gcwalt ist mehr polizeilieh, als rich- terlich. Sie wachen iiber die öflentliclie Rube, nehmen Klagen an, verhaften Yerbrecher und vernehmen sie vorlaufig und summariseb. — Sie versammeln sich vier- teljiihrig und rufen die Jury zusammen zum Gericht.

Sie heissen ,, Q u o r u mweil die W orte des Gesetzes lauten: ,, Quorum aliqucm vestrum A . B. C. I). unum esse volurnusy — Ein jeder derselben muss, naeh erbal- teneru königlichen Patent iiber seine Ernennung, vöm Sekretar in dér königlichen Kanzlei ( clerk o f the croum in chancery) einen IVritt , , dedimns potestatem“ er- beben, wodurch gewissen Personcn aufgelragen wird, von ihm die gewöhnliclien Eide abzunehmen. — Mán betracbte nur die Menge Eide, die ein solcber scbwören

(26)

muss. — V or allém muss er zwei Zeugen stellen, die es bcschwören, dass er in den niichsten drei Monalen das heilige Abendmal öflcntlich in dér Kirche empfangcn habé. — Daran ist aber nocli nicht genug. Die Eng- liinder kennen sích, dass es bei ihnen auf ein paar falsche Eide nicht ankomme. E r muss alsó darüber auch nocb des betreffenden Pfarrcrs Zeugniss beibringen, und schwörcn:

1) Den allgemeinen Eid dér Unterthanstreue ( oatk o f allegiance).

2) Abschwörimg des Papstes ( oatk o f suprcmacy), d. h. dass er nicht den Papst, sondern den König für das Obcrhaupt der Kircbe anerkenne. Denn die Eng- lander sind sehr bőse auf den Papst.

3) Abschwörung des Pratendenlen {oatk o f abju- ration), bezieht sich auf die jetzigeThrondynaslic gégén die verlriebenen S tu a rls.

4) Dass er an die Transsubstantiation nicht glaube.

Dieser Eid ist erst 1828 abgescbalft.

5) Den Diensteid (oatk o f office) und

6) den Vcrmögenseid (oath o f qualification), dass er niimlich 1Ü0 Pfund Sterling jáhrliche Renten habé, sonst darf er unter 100 Pfund Sterling Strafe nicht als ,,Quorumít fungiren. — Dasselbe gilt auch von allén andern Aemtern. W e r weiss, ob die höheren und höeh- sten Beamten nicht diese Eide sogar dupliren müssen!

Denn die Englander können des B ie r e s , der Í V r itte und der E id e nie zuviel habén. Bei uns ist mán froh, wenn mán mit einem Eide fertig ist. -— Es gibt noch:

Coroners, Kronbeamte, die einzigen öffentlichen Beamte, die noch von den Grundeigcnthümcrn (fr c c - holders) in jeder Grafschaft, und zwar oft auf Lebens- zeit gewahlt werden. IhrePflicht ist hauptsáchlich, iiber

2 *

(27)

plötzliche oder gewaltsame Todesfálle zu untersuchen.

was ,,supcr visum corporis“ gescheheu muss.

Constablcs, sind Bürgcr von verschiedenen Gewer- ben, und allé Ilausherren, die zűr Erhaltung dér öflenl- lichen Sichcrheit und Ordnung das Amt ohne allé Be- soldung, nach dér Reilie auf ein Jahr überiiehmen müs- sen. Arme Bürger vertrclen öfters Andere fiir Bezali- lung. Sie stehen in Achtung bei Jedermann; ihr Amts- zeichen ist ein grosserStab mit dem engliscbeu Wappen.

(A r c h e n h o lz , England II. 136.) Sie habén eine sebr ausgedehnte Vollraacht, allé Ruhestörer und Verbrecher zu arretiren; Aufsicht bei Tagé, und Wache bei dér Nacht zu haltén.

Die G e r ic h ts d ie n e r beissen Bailliffs.

Die ordeutliehen Gerichte des geineinen Rechts habén die Entscheidung aller möglichen Rechtsstreite, die nicht ausschliesslich zur Gerichtsbarkeit dér g e is t- lic h e n , dér S e e - oder R it l e r g e r i c h t e gehören. So- gar Soldaten werden von Civilisten beim biirgerlichen Gcricht geldagt, nur von Soldaten beim Militairgericht.

(A rch en h . II. 167.)

Zögert das Untergericht, z. B . Sheriff oder Frie- densrichter mit dér gerichtlichen Verhandlung, so dienL dazu dcr W ritt ,,de procedendo ad iudicium‘ l oder ,,mandamus“ , worauf, wenn das Gericht noch nicht seine Schuldigkeit thut, ein Capias IVritt folgt; die Richter werden gefangen. — Solche W rilte sind viel wertb.

Anmassung dér Gerichtsbarkeit, oder die Ladung

„ coram non i u d i c ewird durch den IFritt „ o f p ro - hibilioni( entfernt.

(28)

§.

21

.

tteistliclie Crerichte (Curiae christ tanítatis) sind:

1) Archidiakonatsgericht.

2) Consistorialgerichte dér Bischöfe.

3) Appellationsgericht des Erzbiscliofs von C a n te r - b u r y , Court o f arches. Auch ein spassiger Name!

weil das Gericht ehedein in dér Kirche dér heil. Maria le bow, S. Maria de arcubus gehalten zu werden pflegte.

4) Das grosse Appellationsgericht in allén geistliehen Sachen sind iudices dclegati {Court o f delegates).

Die Gerichtsbarkeit dér geistliehen Geriehte ist aus- gedehnter, als bei uns. — Sie urtheilen

1) Ueber verweigerte geistliche Abgaben, z. B.

Zehend, Stollgebühren, Erhaltung der Kirchengebiiude etc.

2) Ueber E h e s a ch e n , und zwar:

a) ,,Causae iactitationis tnalrimo?iii“ , wenn ein Theil sich rülmit, mit dem andern verheirathet zu sein.

b) W egcn ehelicher Pflichllcistung.

c) W egen Ehebruch (§. 88.).

d) Ehescheidungen von Bctt und Tisch (§. 85.).

e) Ueber Klagen wegen alimentation der Frau iiaeh der Scheidung.

In U n g e rn gehören dieEheprocesse der Katholiken und der Morgenliinder, wie auch jene der gemischlen Éhen zu geistliehen, die der Proteslanten vor der Hand zu Civil-Gerichten, die selbst iiber die Scheidungen zu erkennen habén, bis die Consistorien gehörig organisirt werden.

3) Ueber T e s ta m e n te . Hierin ist áie geistliche Gerichtsbarkeit sehr ausgedehnt, Denn in England ge-

(29)

b) Urtheile iiber die Vollziehung dér Testamente; uud c) Klagen dér Legatare wegen Vermáchtnissen.

Ueber die Testamente siehe oben §. 10 und unteu

§■ 93.

Bei uns gehören die Testamente nur im BetreíF dér ausscren Solcnnitaten (derForm) zum geisllichen Gericht.

§•

22

.

Zűr Vollziehung ihrer Urtheile habén die geistlichen Gerichtshöfe kein anderes Mittel, als den K irch e n b a n n (excommunicalio), dér doppelt ist: dér k le in e und dér g r o s s e . — Durch jenen wird dér Excommunicirte nur von dér Theilnahme an Sacramenten ausgeschlossen, woraus sich die meisten niclits machen. — ü c r grosse Bann ist schon kein Spass, denn er schliesst den Ver- bannten auch von dér Gcmeinschaft aller Christen aus.

Ein solcher Patron ist dann ganz rechtlos; mán darf ihn prügeln, wie mán v ili, und ihm auch den Rock aus- ziehcn; er darf weder eine dingliche, noch einc persön- liche fílage vorbringen. — Sőhnt er sich in vierzig Ta­

gén nicbt mit dér Kirche aus: so írlasst das Iíanzlei- gericht an den Sheriff cinen fV rítt: ,,Signijicavit no- bis1 S dér von seinen W irkungen: de excomm unicato capiendo heisst. Dér Verbannte wird alsó ohne weite- res gefangen und in’ s Locli gesteckt; w o er so lángé sitzt, bis er zár Besinnung kommt, und sich demüthigt.

— Aisdann wird er auf cinen frischen W ritt: de ex- commuiiicato deliberando freigelassen.

B la ck s to n e sagt: e s ste h e s ch le ch t urn die E xe- cution dér geistlichen Urtheile. — Ich sage aber: es

(30)

stehe seh r g u t; und die geistlichen Herru konnen mit so einem ,,Significavit nobisíl Writtchen wohl zufrie- den sein. Sie selbst zwar habén keine Haltunsfeste — abersie brauchen solchenauch nicbt zum Essen zu gébén, und dér Sheriff geht ihnen schon mit seinen Constables, ja sogar imNolhfall mit seiner ganzen posse Comitatus

au die Hand.

Nach dem obigen ist auch in Engiand nicht wohl rathsam, mit den geistlichen Herrn viel zu spassen, ohn- geachtet ihres ganzen No Popért/!

§• 23.

Schon bisjetzt lieferte ich mehrcre Beispiele dér Sonderbarkeit dér Britten; unter andern auch, dass ihre verschiedenen Benennungen sehr spassig sind, wie Curia pedis pulverisati, S c h a ch b re tt - Gericht, B o g e n - Gericht; Nini prius; Quorum. — Eine solche unge- schickte Benennung isi auch Parson, Person, fúr den P f a r r e r ; Clerk statt S e c r e t á r , wovon untén § .4 0 .—

Dahin gehört auch dér llo s e n b a n d o r d e n und dér B ath- o rd e n , dér letztere darum so genannt, weil dic Candi- daten dazuTags vorher ein B ad nehmen miissen.— Da­

hin auch das K le in -K o r b -A m t (Petty bag) beim Iíanz- leigerichte. — Dahin dér S p r e c h e r (Speaker), Prasi- dent des Unlerhauses, dessen Benennung auch eine son- derbare ist, denn er darf eigentlich nicht sprechen, um seine Meinung über die Debatten zu áussern; sein Spre­

chen beschrünkt sich nur auf die Aufrechthaltung des Reglements. E r sollte alsó richliger Z u h ö r e r oder A u s c u lta n t heissen. W elcher Unterschied zwischen ihm und unserin P e r s o n a l! dér seine Meinung frei verficht, und eigentlich dér wahre Sprecher isi. — W ie würden die Auslander über Uns spötteln, wenn bei Uns solche narrische Benennungen gebrauchlich wáren! —

(31)

Bei Uus ist fást nur die einzige Benennung: Index pedaneus, sonderbar, die ich einst von einem Comrne ti ybí/f-Jurislen mit lábi biró übersetzen hörte. Ich rieth ibm, lieber talpi biró zu schreiben, oder wenn er noch genauer will: talp ács biró. Das Iudicium pedaneum klingt fást so wie Curia pedis pulverisati.

Unser Szolgabiró (Stuhlrichter) könnte auch son­

derbar vorkommen; aber diese Benennung hat. ikren selír guteu historischen Grund. Denn ehedem hiessen Edel- lente ,,servienteslt, wie sie in England auch hcutzu- tage noch Rnight (das deutsche K n e c h t ) beissen. — Unsere servientes sind schon lángé H e rr e n geworden;

daber das lateinische: Index nobilium schon ganz in dér Ordnung ist.

§. 24.

Aber zuweilen verstehen die EngláDder auch pas- sende Benennungen zu erfmden, wie the Kings Cock- crow er, dcs K ö n ig s H a h n en k rá h er. — Seit jeher, und noch unter G eorglII. (regierte 1760— 1810) gab es einen Hofbeamten, dér so hiess, weil er zűr F a s te n - z e it , statt des Nachtwachters, die Stunden derN achtim königlichen Schlosse auszukriihen hatte. Und darum hiiUe er eigentlichnoch passender S tu n d e n a u sk riih e r heissen sollen. — Dér Prinz von W a le s (nachheriger König) war cinst beim Souper beim König. Unversehens stolpert dér ehrliche Cockcrower herein, halt sich die Nasen- löcher zu, und fángt an e x officio aus aller Iiraft die Stunden auszukráhen. Dér Prinz verstand das Hahnen- Solo nicht, fasste den Kráher am Kragen und schüttelte ihn so stark, dass ibm allé Rippen krach len, und nebst- dem auch allé übrigen Stunden in dér Gurgel stecken

(32)

blieben. Da wurde das Krahamt abgestellt. (Alig. Zeit.

1839. St. 72. Beil. S. 550.)

Auch dér Ausdruck „ presse“ , zu Deutsch M a tr o - s e n p r e s s e , gefállt mir ausserordentlich. — Etwas ricb- tigeres lasst sich nicht denkeu. Ich werde davon weiter untén §. 54. schöne Sachen erzáhlen.

§. 25.

U e 1> e r P r o c e s s e .

Die Hauptbestandtheile eiues jeden bürgerlichen Proccsses in England sind:

1) Dér Original W ritt.

2) Die Vorladung.

3) Die Verhandlung.

4) Das Beweisverfahren.

5) Dcr Beschluss zum Urtheil.

6) Das Urtheil, und

7) Die Vollziehung desselben. — Alsó

I. Original W r itt, bei uns Evocatorium man­

dátum. — Ueber 20 FI. C.-M. sind in England allé Processe causae tabulares. W e r nur einen Gulden iiber 20 zu fordern hat, muss die Gerechtigkeit in L o n ­ don suchen, und vor allém eineu Original W ritt ent- weder selbst von dórt holen, oder durch Bestellte sich schicken lassen; denn ohne solchen königlichen Befehl kann er keine Klage anhangig maciién. Ein solcher W i'itt wird aufPergament geschriebenund mit demgrossen königlichen Siegel versehen. Dér Sheriff wird ange- wiescn, dem Beklagten zu befehlen, entwcder mit dem Klager sich zu vergleichen, oder vor Gericht zu erschei- nen. Ein solcher W ritt heisst ,,pra ecip e“ . — W o aber dér Beklagte ohne weiteres erscheincn soll, heisst dér W ritt; „ si te Jecerit securum“ , wie dér schon

(33)

oben §. 8. mitgetheilte, d. h. wenn dér Ktager scine Klage fortsetzen w ill, und dafür Bürgschaft stellt.

Ohne W r itl, ohne E id , und oline B ü r g s c h a ft ge- schieht in England Nichts. ín Processen müsseu beide Theile Bürgen stélién. Dér K lá g e r für die Fortsetzung seiuer Klage (de clamore suo prosequcndo)-, d.h. dar­

um, daruit im Falle, wo er nicht vorGerichte erschiene, für die Entsehádigung des Beklagten die Bürgen liaften;

dér Beklagte aber muss Caventen stellen für sein Er- scheinen vor Gericht. — Aber — diese Bürgschaft ist nur ein leerer Spass. Denn es werden inirner nur John D oe und Richard Roe als Bürgen genaunt, die unter dér Sonne gar nicht existiren, dafür aber (laut P ille t S. 171) die ersten besten zwei Gassenlumpen als Doe und Roe dem Sheriff vorgeführt, die schwören, dass sie wohlhabende Familienváter sind; und auch die Partéi, die sie vorführt, beschwört dasselbe Falsum. — W e r sollte es für möglich haltén, dass in England eine solehe Tollheit Statt finden könne?

Nach dér geschehenen Vorladung muss dér Sheriff den W ritt nach London zurückschicken (return) und auf dér Rückseite desselben berichten: dass er den Be­

klagten vorladen liess, und dass beide Theile die ewigen Caventen Roe und D oe für sich stellten.

II. Die V o rla d u n g , „summons11, bei uns Cita- tion. Dér Sheriff lasst die Abschrift des Original- JVritts durch seine zwei Bothen, wclche summoners heissen, dem Beklagten entweder pcrsönlich zustellen, oder in seinem Hause, oder auf seinem Landgute zu- rücklassen. —■ Bei Realklagen geschieht die summons durch Aufriehtung eines weissen Stockes, oder einer Rutbe auf dem Grunde des Beklagten, und muss über- diess eines Sonntags an die Kirchenthür angeschlagen werden.

(34)

Erscheint dér Beklagte nicht: so folgt ein judicial writt, unter dem Gerichlssiegel, gleichfalls in Königs Namen, aber nur von dem ersten Richter beglaubigt.

(Allé nach dem O riginal-W ritt erlassene W ritte sind solche judicial ivritté.) Dieser W ritt heisst: „w ritt o f attachment“ , Versicherungswritt, oder ,,p on e‘ e, wodurch dér Sheriff angewiesen wird, den Beklagten durch’ s Pfánden, oder Wegnahme von Giilern, oder durch s ic h e r e Bürgen (alsó nicht mehr Roe D oe) zum Erscheinen zu zwingen. — Darauf folgt dér W ritt

distringas(Districtio, Pfándung, distress) wonach die Pfándung von Zeit zu Zeit fortzusetzen ist, und auch zu verkaufen, um den Kláger für seine Rostén zu ent- schádigen.

In Yiolenzfállen kann auch die Person des Beklag­

ten verhaflet werden, besonders wenn er Nichts hat, wodurch mán sich seiner versichern könnte. Dazu dient ein W r í t t , , capias ad r e s p o n d e n d u mden dér Sheriff ganz kurz indossirt, „ c e p i c o r p u sd. h. habé ihn schon! — Ist diess nicht kurz und gut?

Kann er ihn aber nicht linden: so berichtet e r:

„n on est inventus, latitat, oder discurrit“ , worauf sogleich ein neuer W r itt „testatum capias“ an den Sheriff dér andern Grafschaft erlassen wird, wo sich dér Beklagte aufhallen soll.

Es gibt noch W r itte : alias capias, pluries capias

capias utlagatum (den Geáchteten). Allé gehen aufs F a n g e n aus!

Beim S c h a tz k a m m e r g e r ic h t heisst dér erste W ritt: „ q u o minus.il — Hier geht es námlich gar spassig zu. W e r hier klagen will, wird für den Pách- ter oder Schuldner des Königs ausgegeben; (alsó auch eine Art D oe und Roe) und behauptet: dér Beklagte habé ihn beeintráehtigt, „q u o minas sufficiens existit

(35)

d. h. er zahle nicht seine Schuld an den Kliiger, wo- durch dieser ausser Stand gesetzt sei, dem Königc sei- nen Pachlzins oder Schuld zu bezahlen. — Ist dieser Pliff nicht echteiiglisch? — Das Beste dabei ist, dass auf dieses quo minus dér Beklagte, so wie auf ein capias sogleich festgenommen werden kann.

Erscheint dér Beklagte, so stellt er vor alléra Bür- gen fiir sein ferneres Erscheinen und Gehorsameu; und zwar ebenfalls nur John D oe und Richard R oe, was so viel heisst als nullus et nemo.

Erscheint er nicht, so kann dcr K U lger, wenn er will, für ihn verfahren, als wenn er wirklich erschienen ware ( enter an appearance „ f ó r himu•); er bestellt namlich im Namen des Beklagten die allmachtige Bürg- schaft von D oe und R oe, und nimmt alles vor, was dér Beklagte selbst wiirde gethan habén. — Vcrsteht diess Jemand unter Uns? — Ich nicht! — Diess ist eine dér sonderbarsten englischen Sonderbarkeiten, dass dér K lá g e r fiir sich s o w o h l, als fiir s e in e n G e g n e r allegiren darf. Und B la c k s to n e n muss mán doch glau- ben. — W o ist das Volk unter dér Sonne, das einen solchen Process aufzuweisen hátte?

Maciit derKlager beim Ansuchen um den Original- W ritt, was am hauligsten geschieht, ein ,,affidavitu d. h. schwört er darauf, dass dér Gegenstand derKlage wenigstens 15 Pfund Sterling betrage: so kann er den Beklagten sogleich verhaften lassen, und eine r e e lle Biirgschaft von ihm fordern, námlich wohlhabende zwei Caventen, die fiir die Summe gut stehen. Alsó keinen Lumpen Roe Doe. Die eidlich angegebene Summe wird auf die Rückseite des W rilts verzeichnet, und dann ist dér Sheriff verpflichlet, den Beklagten wirklich fest zu nehmen: worauf er berichtet: ,,C ep i corpus.lí Siehe die b r ittis c h e F r e ih e it ! Bei uns ist sie gar nicht

(36)

möglich.— Nach P ille t S. 169 wird ohne vorherigen Eid kein W ritt ausgefolgt; und keine Klage angenora- men, bevor dér Klítger schwört, seine Klage sei ge- recht.

Die Verhaftung geschieht durch Ergreifen oder durch blosses Berühren dér Person. Ist das einmal gesche- hen: so ist dér Gerichtsdiener befugt, auch in das Haus einzubrechen, was sonst nicht geschehen darf; da er viel- mehr dem Beklagten auf dér Gasse aufpassen muss, um ihn zu verhaften.

Einst las ich in A r c h e n h o lz ’ s England und Ita- lien, Carlsruhe 1787, II. 170, dass, um die Verhaftung ohne Einbruch ins Haus, zu vollziehen, ein sehr dicker Baillif, dér ein passionirter Biertrinker, und dabci ein schlauer Kéri w ar, sich in ein grosses leeres Fass sper- ren Hess, welches sein Bauch ganz ausfüllte, und wel- ches, unter dem Vorwande, es sei Kaufmannsgut, E i- genthum des Beklagten, ins Haus hinein gerollt wurde.

Diess muss fiir den Gerichtsdiener eine sonderbare Kör- permotion hervorgebracht habén. — Dér Beklagte macht das Fass arglos auf, und findct da mit Erstaunen den ehrlichen Haltunsfest, dér ihn sogleich berührte und so fiir verhaftet erldárte.

Peers, Glieder des Parlements, Secrelare, Advoka- tcn und die übrigen Gerichtsbeamten, dürfen nicht mit einem Capias begrüsst werden. Mán muss die so ge- nannte bili o f privilege gégén sie anwenden. — Geist- liche dürfen wahrend des Gottesdienstes, Parlementsmit- glieder wahrend dér Silzung nicht verhaftet werden.

Es kann auch in Gegenwart des Königs, oder in dér Nahe scines Pallastes so wenig, als an dem Orte dér königlichen Gerichte Verhaftung Statt finden. Und an Sonntagen ist sie nur wegen Friedensbruch und grosser Verbrechen vorzunehmen. — In England gibt es alsó

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eine Menge schöner W r itte, und mán ist dórt auch bei weitem fertiger zum Capias, und zwar ohne Riicksicht auf Personen, als bei Uns.

III. V e r h a n d lu n g : lieísst so viel als allegiren, was chedem durch dieAdvocalen mündlich, jetzt schrift- lich gcschieht.

Das Erste ist die I í la g s c h r if t , , ,declaration, narratio, count,u vormals „ t a l e 11 genannt. —• W ird sie in zwei Gerichtssilzungen nach dem Erscheinen des Beklagten nieht eingereicbl, so folgt die Sentcnz: „ n ő t to fo llo w f* dass dér Kláger seine Klage nicht fortsetze, und „n o n prosequitur'‘l protokollirt; und er muss dem Beklagten die Kosten ersetzen, woraut er seine Klage vorbringen kann. — Steht er davon ab (unsere depo- silio causae) , so heisst das , ,retra x it,li wodurch die Klage für immer verloren wird. Verzögert er selbst die Verhandlung, so ist das „discontinuancef1* dér Pro- cess wird unterbrochen, dér Beklagte ist nieht schuldig lánger zu warten, dér Kláger muss ihm die Kosten er­

setzen, und dieser muss wieder cinen Original- W ritt auswirken.

Auf die Klage muss dcr Beklagte in angemessener Frist seine „ d e je n c e, “ Vertheidigung, beginnen, und seineEinrede, „p lea s“ eingeben, sonst wird dasRecht dem Kláger zugesprochen wegen default, weil dér Be­

klagte „ nihil d irit;ie wie bei uns „ p e r non defendit.11 Fing derProcess mit einem , ,Capias“ an: so kann dér Beklagte, ehe er sein pleas einreicht, nocb eine Frist vöm Gericht erhalten, um zu versuchen, die Klage giitlich abzuthun, d. h. „licen tia loquendi, impar- lanceri — Und bei Realklagen Zeitfrist zűr View, was so viel heisst als Oculata, namlich, um den fraglichen Gegenstand zu besehen, ob er dér námliche ist, von dem die Klage spricht. Ist diese Frist vorbei, dann

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muss dér Beklagte schon mit seiner Replik ausrücken, und zwar vor allém seine Nebenausflüchte, die wir E x - ceptiones nennen, vorbringen. Diese sind dreicrlei:

1) Ueber die Incompetenz des Gerichts, coram non iudice.

2 ) Ueber den A ctorat, z. B . dass dér Kláger einem fcindlichen Staate angehöre, oder eine verheirathete Frau sei etc.

3) Ueber die Nichtigkeit des Yerfabrens (abate- ment), wenn enlweder dér W r itt, oder aber die De­

claration (A etio n ) Fehler enthált, z. B . wenn dér Beklagte darin falsch benannt (misnomer) oder unricbtig bezciehnet wird, wie Squire statt Knight.

Die Exceptionen muss dér Beklagte b e s c h w ö r e n , oder auf eine andere Art beweisen. Er muss aber auch dasBessere sogleich anzeigcn, wie dér Kláger diese E x­

ceptionen hatte vermeiden können. — W erden diese ge- richtlicli verworfen: so wird dem Beklagten aufcrlegt, b e s s e r zu a n t w o r te n , , ,respondcat o u s t e rworauf er sich in’s meritum cinlassen muss; plea to the aetion.

Hicrin findet immer auch die, bei uns nieht immer zu- lássige Reconvention Statt, was dórt Compensation, S e t-o ff heisst.

A uf des Beklagten pleas folgt des Klágers R ep ly;

des Beklagten Duplik (rejoin), des Klágers Triplik (surre- jó in ), des Beklagten Quadruplik (rebutter) und noch des Klágers Quintuplik (surrebutter). Und nieht mehr.

Ueber die exceptionen erfolgen interlocutory jud- gements, wie bei uns interlocutoriae sententiae.

IV . B e w e is v e r fa h r e n , , ,trial“ , oder Beweise, die die Partheien für ihre Behauptungen vor Gerichten gebrauchen können, sind:

1) A u s z ü g e aus P r o t o k o lle n (by record), nur in Falién, wo die Parthei sich auf eine authentische

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Acte (matter o f record) beruft; z. B. dass Jemand Gráf oder Báron sei, muss durch einen königlichen W r itt, oder durch das Patent bewiesen werden; oder dass im Betreff des fraglichen Gegenstandes sclion ge- richtlich verhandelt wurde.

2 ) A u g e n s c h e in {b y inspection, or examina- tion) , was wir Oculata nennen. — Dahin gehört auch Revisio aetatis, die auch bei Uns einst üblich war. In England wird dér Minderjáhrige auch jetzt noch vor’ s Gericht gestellt, welches nach dem Augenmass zu enl- scheiden hat, ob die Person minderjahrig sei oder nichl.

In dem dazu gehörigen Writt heisst es: „ u t p er aspe- ctum corporis sut constarc poterit iustitiariis nostris, si praedictus A sít plenae aetatis nec n e?il — Ein saubres Latéin!

3 ) S c h r ift lic h e Z e u g n is s e , wo das Zeugniss des Ausstellers dér einzige genügende Beweis des strei- tigen Punktes ist.

4 ) Z e u g e n , by witnesscs, p er testes. Verhör dér Zeugen ohnc Zuziehung dér Jury; wovon aber sehr selten ein Gebrauch geschiehl. Deslo mehr wird

5) die V e rh a n d lu n g d urch Jury eingeleitet. — Die Zeugen werden durch den W ritt „su b poena ad testificandum“ vorgeladen. (Bei uns compulsoriale man­

dátum). Die Strafe betragt 100 Pfund Slerl. für den König, und 10 Pfund Sterl. für die Parlhei, die auch für den Verlust noch entschadigt werden muss, durch die widerspenstigen Zeugen. — Alsó ist unsere Zeugen- strafe (6 4 FI. C .-M .) eine wahre Bagatelle gégén die englische (1100 FI. C .-M .)! Bei uns zahlen s ie b e n - zehn verschwiegene Zeugen nur so viel, wie in Eng­

land ein einziger. — Dér Ausspruch dér Jury heisst verdict, tere dictum.

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Es waren chedem als Beweisc iiblich auch gericht- licbe Ziveikampfe und Covjuratores, wie bei Uns.

Es wunderl mich, dass B la c k s to n e untcr den Beweismitteln nicht dcr in England so haufigen E id a b - lc g u n g erwiihnt. Die Eugliinder gchen auch hicrin ins Unglaubliche, und scheinen vor fa ls c h e n Kiden nichl die geringstc Schcu zu habén. — P illé t erzahlt S. 169.

„E s gibt kein Land auf Érden, w o dér E id so oft ver- langt und abgelegt würde, wie in England. Mán kaim vor dcr Obrigkcit in keiner Angelegenbeit erscheinen, oline dass ein Eid abgefordert würde. Jede Schuldfor- derung muss mit eiucm Eide bekriiftigt werden, bevor dér W r itt deshalb ausgestellt wird. Es gibt aber auch kein Land, w o so viele fal se he Eide geschworen wür- den, wie in England.“ — Um desto sicherer l'alsch schwören zu kőimen, kiissen viele Zeugen nicht die l li b c l, sondern ihre eigenen Diiunic. — ( Londres, la cour ele. II. 62.,)

Alsó an Sonntagen Klavier spielen oder ausfahren, ist ciné Todsünde: aber sich besaulcn, oder falsch schwö- rcn ist — N ic h ts?

Ein auffallendes Beispiel von unverschiiintcn fal­

schen Eidcn ist schon oben ad I. wegen dér ewigen Cavenlen Ror, D oc angeführt worden. lm Zollaint so- gar und im Acciscbureau wird bcstándig geschworen.

Nach dér alig. Zeit. 1831, Nr. 114, wurden dórt in cinem Jahre 296,202 Eide abgelegt. So erkliirt sich vielleicht B la e k s to n e s Schweigen, dass er niimlich den

Kid für kein reclitliciics Beweismitlel Iliéit.

V. B e se lilu s s zum U rth e il {demurrer) isi nichts anders, als was wir submitlit nemien.

V i. U rth e il. Das ganze Vcrfahren wird protokol­

la l, und das heisst ,,p ostea (í; niimlich postea ersehie- nen lilager und Beklagte durch ihre Anwiilde etc. (W ir

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