2020
04
PerLe – Projekt erfolgreiches
Lehren und Lernen
Innovative Lehrprojekte, zukunftsweisende
Maßnahmen,
Best-Practice-Beispiele
eMagazin für aktuelle Themen der Hochschuldidaktik
STUDIENORIENTIERUNG Angebote für Schüler_innen und Studienanfänger_innen
ZUKUNFTSORIENTIERUNG Erfolgreicher Übergang von der Universität in den Beruf
LEHR-LERN-QUALIFIZIERUNG Qualifizierungsangebote für Lehrende
PROZESSBEGLEITUNG PerLe-Instrumente zur Dissemination guter Lehre
2
PERSPEKTIVEN 04.203
Liebe Leser_innen,
die Förderung durch den Qualitätspakt Lehre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung hat in den vergangenen acht Jahren bundesweit als Innovations-motor und Impulsgeber für wirkungsvolle Entwicklungen in der Lehre gesorgt und somit der Lehre einen größeren Stellenwert neben Forschung und Transfer an Hochschulen verliehen.
An der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) konnte das Projekt erfolg- reiches Lehren und Lernen (PerLe) von 2012 bis 2016 und dann anschließend von 2017 bis 2020 zukunftsweisende und nachhaltige lehrbezogene Maßnahmen und Projekte in der Lehre umsetzen. In kontinuierlichem Austausch mit Fakultäten und Instituten der CAU und mit unterschiedlichen weiteren universitären Einrichtungen und Zentren sowie Praxispartnern, hat PerLe das Engagement von Lehrenden und Studierenden für innovative Lehre unterstützt und befördert. Passgenaue Maßnahmen zur Studienorientierung sowie Begleit- und Lehrangebote für Studierende in der Studieneingangsphase oder zur Berufsorientierung konten erfolgreich implementiert werden. Wichtige Schwerpunkte wie Forschungsorientierung, Digitalisierung und Gesellschaftsbezug in der Lehre wurden in der Professionalisierung von Lehrenden und Tutor*innen gesetzt und weiterentwickelt. Die Lehrqualitätsentwicklung an der Kieler Universität konnte auch dank des jährlichen PerLe-Fonds für Lehrinnovation weiter ausgebaut werden.
Eine Auswahl dieser vielen innovativen Konzepte und Maßnahmen möchten wir Ihnen in dieser Abschlussausgabe des eMagazins PERSPEKTIVEN präsentieren.
Wir möchten aber auch mit Ihnen den Blick nach vorne richten, denn die Förderung von Support-Strukturen für innovative Lehre und Lehrentwicklung bleibt auch in Zukunft an der CAU im Fokus. Auch dank der Verstetigung von erfolgreichen Projektkonzepten und Maßnahmen aus dem Qualitätspakt wird diese Aufgabe leichter zu meistern sein.
Viel Freude bei der Lektüre wünscht Giovanna Putortì
PERSPEKTIVEN ➝ PerLe – Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen ➝ Editorial
eMagazin für aktuelle Themen der Hochschuldidaktik
Giovanna Putortì
Referatsleitung Lehrentwicklung Geschäftsbereich Qualitätsentwicklung
4
PERSPEKTIVEN 04.205
56
➔ KAPITEL II:
PerLe-Unterstützung für einen erfolgreichen Übergang von der Universität in den Beruf
28 Einleitung
Zukunftsorientierung – Studium und dannach?
30 Von Erklärvideos, Social Bots und ethischen Fragen
Digitale Kompetenzen für Geistes- und Sozialwissenschaftler_innen
34 Eigene Schwerpunkte setzen
Programme zur Zukunftsorientierung
38 Lernen
Durch gesellschaftliches Engagement
42 Eine Ausbildung in Lebensdesign
Der Ansatz des »Life Design«
48 Studierende in Online-Sessions beteiligen
Neue Methoden in Lehrformate integrieren
52 Zwischen Beruf und Berufung:
Wie finde ich einen passenden Job?
Zukunfts- und Karriereplanung für Geistes- und Sozialwissenschaftler_innen
➔ FEEDBACK
Rückmeldungen zum Projekt PerLe
PERSPEKTIVEN ➝ PerLe – Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen ➝ Inhalt
02 Editorial
➔ KAPITEL I:
PerLe-Angebote für Schüler_innen und Studienanfänger_innen
08 Einleitung
Studienorientierung und Studieneingangsphase
10 Erfolgsmodell
Vorkurse an der CAU in der Studieneingangsphase
14 Hier geht’s lang: Orientierung im Formelwust
Wie der Einstieg in die MINT-Fächer und die Wirtschaftswissenschaften besser gelingt
20 Words don't come easy
Wissenschaftliches Schreiben und wissenschaftliches Arbeiten in der Studieneingangsphase: Geschichte, Philosophie, Romanistik und Volkswirtschaftslehre
24 Fern – und doch so fachnah
Studienorientierung in Zeiten der Pandemie
26 Recherchetutorien in der Studieneingangsphase
Ein neues Lehr-Lern-Konzept für die Recherchetutorien im Fach Geschichte
INHALT
30
24 10
42
38 34
I
II
6
PERSPEKTIVEN 04.207
➔ KAPITEL IV:
PerLe-Instrumente zur Dissemination guter Lehre
86 Einleitung
Prozessbegleitung
88 #diesejungenLeute
Altersdiskriminierung von jungen Erwachsenen erforschen
92 Unterricht für die Generation YouTube
Nachhaltigkeit mit Filmen vermitteln
94 Spielerisch in das Studium
Projektwoche für Studienanfänger_innen am Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik
98 Orientierung zwischen Glauben und Wissen
Neustrukturierung der Studieneingangsphase Evangelische Theologie
102 Praxisnähe dank digitaler Versuchsküche
Remote Kitchen Oceanography
106 Impressum
PERSPEKTIVEN ➝ PerLe – Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen ➝ Inhalt
94
98 60
30 20 102
➔ KAPITEL III: 80
PerLe-Qualifizierungsangebote für Lehrende und Tutor_innen
58 Einleitung
Lehr- Lern-Qualifizierung
60 Vielfältig forschen
„Diversity Management“: Ein Best-Practice-Bericht aus der Lehre
66 Lehrveranstaltungen gemeinsam reflektieren und verändern
Interview mit Marcus Martin
70 Durch Selbstreflexion zur individuellen Lehrstrategie finden
Sicherheit und Klarheit für das Selbst- und Rollenverständnis als Lehrperson gewinnen
74 Gesellschaft und Verantwortung
„Research for Change“: Forschend die Welt verändern
78 Forschungsbasierte Lehre digital
Interdisziplinäre studentische Forschungsprozesse digital begleiten
80 Empathische Persönlichkeit in Scharnierfunktion gesucht
Drei Kurzinterviews zur Rolle von Tutor_innen an deutschen Hochschulen
III IV
8
PERSPEKTIVEN 04.209
Um den Studienerfolg von Beginn an zu un- terstützen, wendeten sich die Angebote von PerLe zum einen an Schüler_innen und zum anderen an Studienanfänger_innen.
1. Studienorientierung
Die Programme für Schüler_innen zielten darauf ab, Erwartun
gen ans Fach und an den Studienalltag zu prüfen, sodass Stu
dieninteressierte schon frühzeitig die Chance erhielten, ihren Wunschstudiengang zu finden. Sie hatten die Möglichkeit, mit
„Studieren, aber was?“ einen Workshop zur Entscheidungsfin
dung sowie mit „Ask a student“ eine Veranstaltung zur Überprü
fung ihres Studieninteresses zu besuchen.
„Studieren, aber was?“ bot Schüler_innen dabei vor allem die Gelegenheit, über die eigenen Fertigkeiten, Interessen und Ziele zu reflektieren. Zugleich erhielten sie Informationen zu Studien
feldern sowie eine Anleitung zur systematischen Recherche über Studiengänge und deren Anforderungen. Im Format „Ask a stu
dent“ dagegen gaben geschulte Studierende konkrete Einblicke in den Studienalltag ihres Faches. Dieses Angebot diente primär dazu, den eigenen Studienfachwunsch zu überprüfen. Die Teil
nehmenden besuchten zu diesem Zweck eine Fachlehrveranstal
tung, erhielten Informationen zu den Fachanforderungen sowie zu späteren Berufsaussichten. Auch eine gemeinsame Campus
erkundung – zu Coronazeiten virtuell – und ausreichend Zeit für individuelle Fragen rund ums Studieren durften dabei nicht fehlen.
2. Studieneingangsphase
Beim Übergang von der Schule an die Hochschule indes sehen sich die meisten Studierenden mit zwei Herausforderungen kon
frontiert, die es im Wesentlichen ohne adäquate Unterstützung zu bewältigen gilt: Ausrichtung, Umfang und Tiefe der fachli
chen Studieninhalte einerseits sowie das selbstverantwortliche akademische Lernen andererseits.
PerLe bot Studienanfänger_innen Vorkurse an, die vor Semester
beginn fachrelevantes Schulwissen aufbereiteten. Hier wurden universitäre Lern und Arbeitsmethoden vorgestellt, die für die fachlichen Lernkulturen sensibilisieren sollten. Außerdem beka
men Studierende Instrumente und Strategien für eigenverant
wortliches Studieren mit auf den Weg und erhielten hilfreiche Informationen, um sich an der Universität orientieren zu können.
Für Erstsemesterstudierende wurden im Semester dann be
gleitende fachspezifische Veranstaltungen in Form von Tutori
en, Plenarübungen oder Schreibberatungen und Workshops zur Studienunterstützung angeboten.
Alle diese Angebote wurden von Studierenden mit Lehrauf
gaben unterstützt, die zuvor im hochschuldidaktischen Qualifi
zierungsprogramm Beat A Tutor von PerLe geschult worden waren.
Die meisten Themen der Studieneingangsphase von PerLe werden in bestehenden Strukturen der CAU weitergeführt. Die fachnahe Studienorientierung wird im Geschäftsbereich Qua
litätsentwicklung (Servicezentrum Studium und Internationa
les) verortet. Fachübergreifende Angebote für die Förderung von Studienkompetenzen in der Studieneingangsphase – wie wissenschaftliches Schreiben, Sprach, Lektüre und Mathema
tisierungskompetenzen und naturwissenschaftliches Denken – finden in der Universitätsbibliothek ihr Zuhause (und knüpfen im Lernort UB an bestehende Angebote für Informationskom
petenz und wissenschaftliche Arbeitsmethoden an.)
Diese Kernthemen finden sich auch in den nachfolgen
den Artikeln. Vorkurse haben sich als ein erfolgreiches Format erwiesen, um den Studierenden das Ankommen im System Universität zu erleichtern. Grundlegende Studienkompetenzen vor allem für Geisteswissenschaften sind Methoden des wis
senschaftlichen Schreibens. Mathematisierungskompetenzen hingegen sind für MINTStudiengänge unabdingbar. An einzel
nen Beispielen wird illustriert, wie diese Kompetenzen vermit
telt werden können. Die Angebote zu Informationskompetenz sowie zur Studienorientierung schließlich stehen exemplarisch für die digitalen Formate in der Studieneingangsphase, die 2020 adhoc entwickelt wurden.
STUDIENORIENTIERUNG UND
STUDIENEINGANGSPHASE
I
PERSPEKTIVEN ➝ Studienorientierung und Studieneingangsphase ➝ Einleitung
KAPITEL
10
PERSPEKTIVEN ➝ Studienorientierung und Studieneingangsphase ➝ Vorkurse PERSPEKTIVEN 04.2011
VORKURSE AN DER CAU IN DER STUDIENEINGANGSPHASE
Die ersten Tage auf dem Campus können ganz schön anstrengend sein:
Was ist eigentlich wissenschaftliches Arbeiten, welche Veranstaltungen muss ich belegen und wie schaffe ich es, rechtzeitig bis zur ersten Prüfung vorbereitet zu sein? Diese und viele andere Fragen werden in den Vorkursen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel beantwortet.
Das „Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen“ (PerLe) hat im Jahr 2012 da
mit begonnen, die Vorkurse in enger Zusammenarbeit mit den Fächern zu konzipieren. Je nach Anforderungen des jeweiligen Fachs und den Bedarfen der Studierenden variierten sie im Umfang der folgenden Inhalte:
➜ Orientierung an der Kieler Uni
versität (räumlich wie strukturell), Einführung in die Fächer und For
schungsschwerpunkte
➜ Grundlagen der akademischen Lern
und Arbeitsmethoden (Verfahrens
weisen und grundlegende Arbeitsme
thoden des jeweiligen Fachs)
➜ Grundlagen des selbstregulierten Lernens (Zeitmanagement, Selbstmo
tivationsstrategien, Kommunikati
onskompetenz)
Perspektivwechsel: von der Schulbank in den Hörsaal
Die Vorkurse waren freiwillige Angebo
te, die Studierende auf den Einstieg ins Studium vorbereiten, ohne Fachinhalte vorwegzunehmen. Der Schwerpunkt der ein bis zweiwöchigen Blockveranstal
tungen vor Beginn der Vorlesungszeit lag auf dem Perspektivwechsel Schule
Hochschule und den unterschiedlichen Denk und Arbeitsweisen, mit denen Stu
dierende zum Studienstart konfrontiert werden. Für die Studierenden wurden die Unterschiede in den Lernanforderungen zwischen Schule und Hochschule thema
tisiert sowie weitere Anforderungen und Annahmen zur Studierfähigkeit, die an der Hochschule – überwiegend implizit – an sie gestellt werden, explizit gemacht.
Bei der Bewältigung der Anforde
rungen kann vor allem in Hinblick auf Kontaktaufbau, Kommunikation und Kooperation die soziale Komponente hel
fen (E. Bosse 2016). Deswegen wurde bei den Maßnahmen auch immer die soziale Dimension mit in den Blick genommen:
Präsenzveranstaltungen und Arbeit in Gruppen fördern den Kontakt zwischen Studierenden.
Gute Noten für die Vorkurse
Angeboten wurden die PerLeVorkurse im MINTBereich für die Fächer Biolo
gie, Chemie, Informatik, Ingenieurwis
senschaften und Mathematik sowie in den Geisteswissenschaften für die Fächer Geschichte, Philosophie und Romanis
tik. Seit 2012 wurden mit insgesamt 48 Vorkursen im Schnitt 61 bis 86 % der Erst semesterstudierenden der Fächer erreicht. Die Teilnehmenden bewerteten die Kurse konstant positiv und fast alle (95 %) würden sie weiterempfehlen.
Nicht nur die Studierenden, auch die grundständige Lehre profitierte von den Vorkursen unmittelbar. Die Studierenden
sind schon zu Beginn des Studiums mit bestimmten Abläufen vertraut und an das universitäre Umfeld gewöhnt, sodass der Beratungsaufwand für die Lehrenden ge
ringer ist. Das entlastet vor allem die Leh
renden der Einführungsveranstaltungen spürbar.
Vorkurse in den MINT-Fächern
Das Format der Vorkurse (Vorlesung mit Übung bzw. Tutorium) bietet bereits vor Studienbeginn die Möglichkeit, einen Einblick in die Struktur einer typischen Lehrveranstaltung im MINTBereich zu gewinnen und sich an die Abläufe und Anforderungen zu gewöhnen. Neben den rein fachlichen Inhalten wurden die geänderten LehrLernbedingungen the
matisiert, die Bedeutung des eigenver
antwortlichen Arbeitens hervorgehoben, LernStrategien vermittelt und Literatur
recherche geübt. Diese Aspekte bzw. deren verspätete Wahrnehmung und Umset
zung behindern gerade in der Eingangs
phase regelmäßig den Studien erfolg.
Chemie
PerLe bot Vorkurse im Bereich Chemie für folgende Fächer an: Biologie, Chemie inkl. Biochemie, Molekularbiologie, Wirt
schaftschemie und Geowissenschaften.
Insgesamt nahmen pro Jahr etwa 350 Stu
dierenden an diesen Kursen teil.
Für die Lehrenden der Universität waren die Vorkurse insofern eine Unter
stützung, da sie schon im Vorfeld basale Fertigkeiten der Chemie und Mathematik vermittelten. Darüber hinaus wurden den Teilnehmenden beispielsweise die unter
schiedlichen Formate und Angebote aus der grundständigen Fachlehre erläutert, Herangehens und Denkweisen aufge
zeigt und erste Inhalte der grundständi
gen Fachlehre im Vergleich zur Schule erläutert.
Studierende der Biologie sowie der Geowissenschaften wurden in dem jewei
ligen ChemieVorkurs mit den grundle
genden Konzepten der Allgemeinen Che
mie vertraut gemacht.
In dazugehörigen Übungsstunden wurden Inhalte aus der Schulchemie wie
derholt und Kenntnisse aufgefrischt, die im BiologieStudium und auch in den Geowissenschaften vorausgesetzt werden.
Text: Dr. Patryk Brzezinski, Kerstin Hoffmann, Julia Müller, Jörn Willers Radke, Julian Rudnik, Dr. Alexander Ullmann ➞
ERFOLGS-
MODELL
Foto: Lisei Martin
12
PERSPEKTIVEN ➝ Studienorientierung und Studieneingangsphase ➝ Vorkurse PERSPEKTIVEN 04.2013
Mathematik
PerLe bot drei mathematische Vorkurse für jährlich ca. 540 Studienanfänger_in
nen aus der Mathematik und Fächern an, in denen mathematische Kenntnisse be
nötigt werden.
In MINTFächern nahmen Kompe
tenzen aus dem Bereich der Mathematik und Logik eine wichtige Rolle ein. Der Erwerb dieser Kompetenzen ist ein zen
traler Bestandteil des propädeutischen Studiums. Die Inhalte der Vorlesungen erreichen schon nach kurzer Zeit einen Umfang und ein Abstraktionsniveau, das sich mit Schulwissen und Beispielen allein nicht mehr überblicken lässt. Dies führt häufig zu einem „Abstraktions
schock“ in den ersten Wochen des Studi
ums (H. Schichl, R. Steinbauer 2012).
Der Vorkurs Mathematik für Studie
rende der Fachrichtungen Mathematik und (Wirtschafts)Informatik fand als zwei wöchiger Blockkurs vor Semesterbe
ginn statt. Darin lernten die Studierenden die mathematische Sprache kennen und konnten sich an die universitäre Lern
kultur im Fach Mathematik gewöhnen.
Die Herangehensweise an mathemati
sche Problemstellungen und Aufgaben wurde exemplarisch aufgezeigt und ein erster Einblick in wissenschaftliche Me
thoden der Mathematik gegeben. Ergänzt werden diese durch Gruppenarbeit, in der sich die Studierenden eigenständig mit den Übungsaufgaben beschäftigen konnten sowie Übungsgruppen, in denen unter anderem Lösungsstrategien vermit
telt, Inhalte der Aufgaben in allgemeinere Zusammenhänge gebracht sowie Un
terschiede und Verbindungen zwischen Schul und Hochschulmathematik aufge
zeigt wurden.
Vorkurse für Studierende der Fächer Biologie und Geowissenschaften waren gemäß der Studieninhalte etwas anders aufgebaut: Hier wurden in größerem Umfang Rechentechniken, Termumfor
mungen und Gleichungen wiederholt.
Der Fokus lag in diesen Vorkursen auf ei
ner beispielhaften Prinzipiendarstellung und den schulmathematischen Rechen
methoden.
Ingenieurwissenschaften
Der PerLeVorkurs zur Physik für Studie
rende der Ingenieurwissenschaften rich
tetete sich an Studienanfänger_innen der
Fächer Elektrotechnik und Informations
technik (ET&IT), Materialwissenschaft (MaWi) sowie der jeweils zugeordneten Studiengänge des Wirtschaftsingenieur
wesens (Wi.Ing. ET&IT bzw. Wi.Ing.
MaWi). Er ist dem Vorkurs Schulmathe
matik des Instituts für Experimentelle und Angewandte Physik zeitlich nach
geordnet und knüpft an dort vermittelte mathematische und rechentechnische Grundlagen an.
Bei der Entscheidung für ein ingeni
eurwissenschaftliches Studium spielen
oft zukünftige Arbeitsmarkt und Ver
dienstchancen eine zentrale Rolle. Die Erwartung ist, dass aufgrund des stärke
ren Anwendungsbezuges im Vergleich zu mathematischnaturwissenschaftlichen Studiengängen ein tiefergehendes Inter
esse für grundlegende Konzepte unnötig ist. Dabei wird nicht nur die Bedeutung dieser Disziplinen für das eigene Fach,
sondern auch der Umfang und die In
tensität der entsprechenden Grundlagen
module in den ersten Fachsemestern weit unterschätzt.
Tatsächlich nehmen in der Schule vermittelte Rechentechniken in inge
nieurwissenschaftlichen Studiengän
gen weit mehr Raum ein als in einem Fachstudium Mathematik. Dies wird während des Vorkurses im Rahmen ei
ner Einführung in die Klassische Me
chanik dargestellt. In den zugeordne
ten Übungen werden physikalische
Grundlagen und Rechentechniken prä
sentiert und eingeübt. Durch die im Vorfeld erfolgte Einführung von bzw.
Erinnerung an wichtige Größen und Be
griffe (z. B. Bewegungsgleichung, vekto
rielle Größen, Felder) sind einige basale Stolpersteine bereits beseitigt, wovon die grundständige Lehre unmittelbar profi
tiert.
In den Jahren 2013 bis 2018 besuchten insgesamt 852 Studienanfänger_innen die Vorkurse zur Physik für Studierende der Ingenieurwissenschaften. Pro Jahr lagen die Anmeldezahlen zwischen 120 und 180 Studierenden, somit wurden bis zu 85 % der jeweiligen Studierendenko
horten erreicht. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren durchweg positiv.
Die Weiterempfehlungsraten betrugen zwischen 89 % und 100 %. Die Studieren
den gaben den Vorkursen Durchschnitts
noten zwischen 2,1 und 2,6.
Vorkurse in den Geisteswis- senschaften (Philosophie, Romanistik, Geschichte)
Lehrassistenzen von PerLe führten seit 2012 an der Philosophischen Fakultät Vorkurse für Philosophie und Romanistik (Französische, Italienische, Spanische und Portugiesische Philologie) durch.
2017 kam noch das Fach Geschichte hin
zu. Die Vorkurse richteten sich sowohl an Lehramtsstudierende als auch an Studie
rende der Fachergänzungsstudiengänge (2FächerBachelor).
Der im Vergleich zur Schule höhere Anteil des eigenverantwortlichen Selbst
studiums stellt für viele Studierende eine Herausforderung dar. Die Vorkurse in den Geisteswissenschaften helfen den Studierenden, sich an der Universität und im gewählten Fachbereich besser zu orientieren, und erleichtern ihnen
die Eingewöhnung. Sie unterstützten die Teilnehmenden bei der Organisa
tion und gaben eine kurze Einführung in die verschiedenen Fachbereiche des Studiums. Außerdem wurden erste wis
senschaftliche Arbeitsmethoden wie Le
setechniken für wissenschaftliche Texte sowie Lernstrategien erarbeitet. Ergänzt wurden diese Inhalte durch fachspezi
fische Angebote wie Sprachtutorien in der Romanistik oder erste Einblicke in die drei epochalen Einführungsmodule (Antike, Mittelalter und Neuzeit) in der Geschichte. Viele Fragen und Unklarhei
ten der Studierenden konnten auf diese Weise im Vorfeld geklärt werden.
Die Reichweite der Vorkurse in den Studienfächern war hoch. Ein Großteil der neu eingeschriebenen Studierenden nahm an diesen Angeboten teil, zum Studienbeginn im Wintersemester zwi
schen 80 und 280 Studierende pro Fach.
Die Rückmeldungen der Studierenden zu diesem Angebot waren durchgängig positiv. Die Weiterempfehlungsquote des Angebots betrug über 98 % in allen geis
teswissenschaftlichen Fächern über den gesamten Projektzeitraum.
Fazit
Während der Projektlaufzeit hat sich das Format des Vorkurses in vielen Fächern als hilfreiche und notwendige Unterstüt
zung etabliert. Die Vorkurse erreichten im Schnitt 61 bis 86 % der Erstsemester
studierenden der Fächer. Lehrende kön
nen darauf zurückgreifen, dass grund
legende Kenntnisse beispielsweise in Rechentechniken oder literale Kompe
tenzen vorhanden sind, sodass ein er
folgreicher Studienstart nicht schon am Fehlen grundlegender Arbeitstechniken und Fachgrundkenntnisse scheitert. Eine langfristige Etablierung dieser Angebote ist sinnvoll, um zu Beginn des Studiums für Studierende den Weg zu ebnen. ■
Quellen
Bosse, E. (2016). Herausforderungen und Unterstützung für gelingendes Studieren: Studienanforderungen und Angebote für den Studieneinstieg. In I. van den Berk, K. Petersen, K. Schultes,
& K. Stolz (Hrsg.), Studierfähigkeit – theoretische Erkenntnisse, empirische Befunde und praktische Perspektiven (Bd. 15, S.
129–169). Hamburg: Universität Hamburg.
Schichl, H.; Steinbauer, R. (2012): „Einführung in das mathemati- sche Arbeiten“; 2. Auflage, Springer Spektrum, Berlin Heidelberg.
Foto: Lisei Martin Foto: Lisei Martin
»Die Inhalte der Vorlesungen erreichen schon nach kurzer Zeit einen Umfang und ein Abstraktionsniveau, das sich mit Schulwissen und Beispielen allein nicht mehr überblicken lässt. Dies führt häufig zu einem „Abstraktionsschock“
in den ersten Wochen des Studiums.«
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PERSPEKTIVEN 04.20PERSPEKTIVEN 01.1915 15 14
PERSPEKTIVEN ➝ Studienorientierung und Studieneingangsphase ➝ MINT-AngeboteHIER GEHT’S LANG:
ORIENTIERUNG IM FORMELWUST
WIE DER EINSTIEG IN DIE MINT-FÄCHER UND DIE WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN
BESSER GELINGT
Die Abbruchquote in vielen Studien- gängen der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) ist höher als im Durchschnitt aller Studiengänge (Heublein 2014).
Aus diesem Grund schuf das „Pro- jekt erfolgreiches Lehren und Lernen“
(PerLe) Unterstützungsangebote für Studienanfänger_innen. Diese sollten notwendige und vorausgesetzte Vor- kenntnisse vermitteln und begleitend zu Lehrveranstaltungen aktuelle Inhal- te aufgreifen und bewährte Lern- und Arbeitsstrategien fördern.
PerLeAngebote gab es unter anderem für die Fächer Chemie, Mathematik, Physik sowie für verschiedene ingenieurwissenschaftliche Studi
engänge der CAU. Auch in den Wirtschaftswis
senschaften sind große Schwächen im mathe
matischen Bereich auszumachen, sodass hier ebenfalls entsprechende PerLeMaßnahmen eingeführt wurden. Das Angebot im MINTBe
reich bestand fächerübergreifend aus den Ele
menten Vorkurs, Tutorium, Plenarübung und
Repetitorium. Zu einzelnen Veranstaltungen wurden Schreib und Lernwerkstätten organi
siert. Die Teilnahme an den nichtcurricularen Angeboten war freiwillig.
Über 2000 Teilnehmende
Die PerLeLehrassistenzen für Chemie, Mathe
matik und Physik/Elektrotechnik führten pro Jahr knapp 40 Veranstaltungen durch, die von mehr als 1000 Studienanfänger_innen besucht wurden. Die rund 15 Veranstaltungen der Lehr
assistenz Wirtschaftswissenschaften besuchten aufgrund der hohen Studierendenzahlen in diesem Bereich ebenfalls über 1000 Studienan
fänger_innen.
Der Schwerpunkt der ein bis zweiwöchi
gen Vorkurse vor Beginn der Vorlesungszeit lag auf dem Perspektivwechsel SchuleHochschule und den unterschiedlichen Denk und Arbeits
weisen, mit denen Studierende zum Studien
start konfrontiert werden.
Praktische Beispiele aus den Tutorien
In den Tutorien wurde den Studierenden die Möglichkeit geboten, sich in eigenständiger Gruppenarbeit mit Übungsaufgaben oder der
Vor und Nachbereitung von Vorlesungen zu beschäftigen. Vorlesungen und Aufgaben waren thematisch eng verzahnt. Die Tutorien wurden wöchentlich während der Vorlesungszeit abge
halten. Ebenfalls während der Vorlesungszeit wurden in der Plenarübung ausgewählte zen
trale Themen eher punktuell und dafür aus
führlicher und in vielen Details aufbereitet. In der Regel wurden diese Themen zum besseren Verständnis mit ergänzenden Beispielen unter
mauert. Anhand dieser wurde aufgezeigt, wie die in der Vorlesung vorgestellten Werkzeuge zur Bearbeitung von Aufgaben und Lösung von Problemen eingesetzt werden können.
Zielführende Lernstrategien vermitteln
Die Repetitorien griffen im Anschluss an die Vorlesungszeit zentrale Themen auf, wieder
holten diese in komprimierter Form und unter
mauerten sie mit ergänzenden Beispielen. Es wurden thematisch passende Übungsaufgaben bearbeitet und besprochen und Lernstrategien vermittelt.
Zum physikalischen Anfängerpraktikum wurde eine Schreibwerkstatt angeboten. Die Studierenden erhielten Hinweise zu Forma
lien, Formulierungen, guter wissenschaftlicher
Praxis und der Behandlung von Messabwei
chungen. Sie konnten ihren ersten Laborbericht vor Ort erstellen und die Tipps direkt in einem konkreten Anwendungsfall umsetzen.
Rückmeldungen und Erfahrungswerte
Die beschriebenen Formate wurden ab 2012 eingeführt und haben sich bewährt. Die Rück
meldungen von Lehrenden und Studierenden sind durchgängig positiv.
Die Lehrenden berichteten in persönlichen Gesprächen von einer Entlastung, einer Verrin
gerung der Übungsstunden und von einer spür
bar reduzierten Abbruchquote im Vergleich zu früheren Jahrgängen.
Für den Erfolg und die Qualität der An
gebote haben sich folgende Punkte als zentral erwiesen:
➜ Enge Verzahnung mit curricularen Veran- staltungen und Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen im Fach: Nachfrage und Lernerfolg sind mit einer akuten und rele
vanten Problemstellung verknüpft. Sofern kein unmittelbarer Bezug zu Vorlesungsin
halten und Prüfungsstoff hergestellt werden kann, ist die Motivation insbesondere für vorlesungsbegleitende Angebote gering. ➞ Text:
Dr. Patryk Brzezinski Jasmin Marquardt Jörn Willers Radke
Julian Rudnik Dr. Alexander Ullmann
Foto:
Dr. Patryk Brzezinski, Dr. Alexander Ullmann
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PERSPEKTIVEN ➝ Studienorientierung und Studieneingangsphase ➝ MINT-Angebote PERSPEKTIVEN 04.2017
➜ Sichtbarkeit und Niedrigschwelligkeit: Die Maßnahmen müssen an geeigneter Stelle be
worben werden. Für Vorkurse hat sich sowohl eine OnlineÜbersicht an zentraler Stelle als auch eine persönliche Einladung per EMail an die Studienanfänger_innen bewährt. Die vorlesungsbegleitenden Angebote und Re
petitorien müssen in Vorlesung und Übung bekannt gemacht werden. Sie sollten im Vorlesungsverzeichnis den entsprechenden Lehrveranstaltungen zugeordnet sein (sie
he Punkt 1). Es sollte ein großes Zeitfenster mit flexiblen Arbeitszeiten geboten und auf Voranmeldung verzichtet werden. Eine gute Erreichbarkeit in Hinblick auf vorangehende curriculare Veranstaltungen erhöht ebenfalls die Akzeptanz.
➜ Betreuungsschlüssel: Je besser der Betreu
ungsschlüssel ist, desto höher ist die wahrge
nommene Qualität der Veranstaltung. Die am besten bewerteten Tutorien sind tendenziell jene im Sommersemester, die in der Regel geringere Teilnehmendenzahlen aufweisen.
Im regulären Tutoriumsbetrieb hat sich ein Verhältnis von einer/m Tutor_in pro 20 Teil
nehmenden als guter Kompromiss erwiesen.
Typische Probleme mit Fachanforderungen
Die Schwierigkeiten zum Studienstart sind mannigfaltig und nicht allein fachlicher Natur.
Die PerLeVeranstaltungen vernetzten die Stu
dierenden daher auch sozial, versuchten, die Orientierung im System Universität zu verbes
sern, führten in die jeweilige Fachkultur ein und an die geänderten LehrLernBedingungen her
an und vermittelten Lernstrategien.
Im fachlichen Bereich bereiten den Studie
renden oft der hohe Abstraktionsgrad, die un
gewohnte Darstellung und eine hohe Stoffdichte Probleme. Dadurch werden auch relativ einfa
che Aussagen nicht durchdrungen und können nicht angewendet werden.
In der Plenarübung können die Dozent_in
nen die abstrakten Formulierungen anschaulich mit Inhalt füllen. Diese Möglichkeit einer punk
tuellen Themenauswahl mit ausführlicherer Be
sprechung und konkreten Anwendungsbeispie
len wird von den Studierenden sehr geschätzt.
Aus der Übung zum Modul Physik 1 wird häufig berichtet, dass die Arbeit mit vekto
riellen physikalischen Größen Schwierigkei
ten bereitet, auch in den PerLeTutorien wurde
dieses Problem deutlich. Dies betrifft z. B. die Superposition von Kräften, die Aufteilung einer Gewichtskraft in eine Tangential und eine Nor
malkomponente auf einer schiefen Ebene oder die Berechnung von x und yKomponenten in einem orthogonalen Koordinatensystem. Im Vorkurs Physik für die Ingenieurwissenschaften wurde ein diagnostischer Test, der Force Concept Inventory (Hestenes et al. 1992) als Instrument verwendet, um das Verständnis der Teilnehmen
den für Konzepte der klassischen Mechanik ab
zufragen und aufzuzeigen. Die, gemessen am Anteil richtiger Antworten, einfachste Aufgabe ist die folgende: Zwei Personen ziehen an unter
schiedlichen Positionen mit mehr oder weniger Kraft an einer Kiste. Der ungefähre Weg, den die Kiste nimmt, soll angegeben werden (zu ca. 90 % korrekt beantwortet). Die entsprechende Skizze kann sehr schnell in ein Kräfteparallelogramm überführt werden, sodass eine Brücke von der of
fenbar einfachen Anschauung zur formalen und abstrakten Betrachtungsweise geschlagen ist.
Derartige Aufgaben können eventuell über Audience Response Systems unterstützend zu Experimenten mit gleicher Aussage genutzt werden, bei denen die Hörer_innen stärker die Konsumentenrolle einnehmen.
In den ChemieVeranstaltungen wird deut
lich, dass Schwierigkeiten bestehen, Phänomen, Theorie und formale Darstellung zu verknüpfen.
Bis dato wurden in der Regel isolierte Versuche und Reaktionen sehr kleinschrittig betrach
tet. Eine Kontextualisierung und eigenständige Entwicklung aus einer Theorie unterblieb und bereitet im Studium Probleme. An dieser Stelle müssen die Teilnehmenden durch Unterstüt
zungsangebote abgeholt werden.
Mathematik in INT-Fächern
Von den rund 40 jährlichen PerLeUnterstüt
zungsangeboten im MINTBereich entfielen 19 auf Veranstaltungen, die dem NebenfachBe
reich zuzuordnen sind.
Neben Veranstaltungen wie Physik für Stu
dierende der Ingenieurwissenschaften und Chemie für Studierende der Biologie und der Geowissenschaften hatten INTFächer, in denen Mathematik als curricularer Bestandteil auftritt,
ein besonderes Gewicht. ➞
Aufgabe 4 Geben Sie in jedem der folgenden F¨alle f¨ur jede∼- ¨Aquivalenzklasse von M einen Repr¨asentanten an:
1. ∼ ist die feinste ¨Aquivalenzrelation auf M =Z, so dassz∼z+ 1 f¨ur alle z ∈Z.
2. ∼ ist die feinste ¨Aquivalenzrelation auf M =Z, so dassz∼z+ 2 f¨ur alle z ∈Z.
3. ∼ ist die feinste ¨Aquivalenzrelation aufM =Z2, so dass (a, b)∼(a,−b), (a, b)∼(b, a) und (a, b)∼(a, a+b) f¨ur alle a, b∈Z.
Aufgabe 5 (1F) Seien M und N Mengen und f : M → N eine surjektive Abbildung. AufM sei die Relation∼ definiert als
m1∼m2 ⇐⇒ f(m1) =f(m2).
1. Zeigen Sie, dass ∼eine ¨Aquivalenzrelation ist.
2. Seiπ∼:M →M/∼,m→[m]∼die kanonische Abbildung, die einem Ele- ment seine ∼- ¨Aquivalenzklasse zuordnet. Zeigen Sie, dass eine eindeutige Bijektion h:N →M/∼existiert, so dass h◦f=π∼.
Abgabetermin: Mittwoch, 7.11.2012, 8:15 im Schrein.
2
vorlesungsfrei Vorlesungszeit vorlesungsfrei
Grundlagenmodule
z. B. Allgemeine Chemie I, Analysis I, Anfängerpraktikum, Lineare Algebra I, Mathematik für die Physik/Ingenieurwissenschaften, Physik 1, Physik für die Ingenieurwissenschaften
• Vorwissenaktivierung
• Sensibilisierung für veränderte Lehr- Lern-Bedingungen
• Wissensstand reflektieren
• soziale Vernetzung
Vorkurse
• Adressatengerechte Übungsaufgaben
• Kontextualisierung der Lehrinhalte
• Vermittlung von Lernstrategien
• Visualisierungen
• Tutor_innen als Ansprechpersonen
• Kleingruppenarbeit
Tutorien
• Fachkonzepte vorstellen/anwenden
• Fachsprache und Modelle anwenden
• Wiederholen und Vertiefen zentraler Themen mit ergänzenden Beispielen
• Vorbereitung auf neue
Übungsaufgaben
Plenarübungen
• Schreibkompetenz im MINT-Bereich thematisieren
• Anforderungen an wissenschaftliches Schreiben/Arbeiten
• Tutor_innen als Ansprechpersonen
Schreibwerkstatt
• Strategien/Herange- hensweisen
wiederholen
• Wiederholung zentraler Themen in komprimierter Form
• Ergänzende Beispiele verschiedener Aufgabenformate
• Zusätzliche Übungsaufgaben, Bearbeitung und Besprechung direkt in Veranstaltung
Repetitorien
Beschreibung der Maßnahmen und Integration in den Studien- verlauf
Ein dem PerLe-Lehrbetrieb entnommenes Beispiel aus der Mathematik ist die obenstehende Aufgabe (Lineare Algebra, 1. Semester, 2. Übungsblatt). Der hohe Abstraktionsgrad ist für die Studierenden in den ersten Semestern sehr ungewohnt.
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PERSPEKTIVEN ➝ Studienorientierung und Studieneingangsphase ➝ MINT-Angebote PERSPEKTIVEN 04.2019
Dies trifft zu für Physik, Biologie, Geowis
senschaften, Informatik und Elektrotech
nik & Informationstechnik.
Mathematik steckt überall drin
Durch Beispiele aus dem Fach konnten Studierende der INTFächer behutsam an die Mathematik herangeführt werden, und die Mathematik konnte von Beginn an in einen Kontext mit dem jeweiligen Fach gesetzt werden. Hierfür boten sich PerLeTutorien oder Repetitorien an.
Beispiele sind etwa in der Physik nahelie
gend, da sich physikalische Modelle der Sprache der Mathematik bedienen und da sich Mathematik und Physik seit jeher wechselseitig inspiriert haben. Aber auch in anderen INTFächern findet man früh entsprechende Beispiele: In der Biologie führt das Beschreiben der Veränderung von Populationen auf Übergangsmatrizen oder im fortgeschrittenen Studium auf Differentialgleichungen, in der Informa
tik verwendet man zur Beschreibung von Schaltungen sogenannte Boolesche Alge
bren, welche eine mathematische Struk
tur darstellen. Außerdem sollen den Stu
dierenden möglichst früh mathematische Konzepte, die ihnen zu Beginn oft abstrakt und realitätsfern vorkommen, nahege
bracht werden. Ein Beispiel hierfür ist das Rechnen mit komplexen Zahlen in den In
genieurwissenschaften, was für viele Mo
dellierungen – etwa in der Elektrotechnik – unerlässlich ist. Ausgehend von realen Problemen des jeweiligen Faches wird so über das Modellieren und Formalisieren der Nutzen mathematischer Kenntnisse und Fähigkeiten deutlich.
Mathematik in den
wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen
Auch in den zahlreichen Studiengängen der Wirtschaftswissenschaften berichten die Lehrenden zunehmend über unzurei
chendes mathematisches Grundlagenwis
sen. Deshalb wurden auch in diesen Studi
engängen im Projektverlauf zusätzlich zu sechs curricularen Grundlagenveranstal
tungen der ersten zwei Fachsemester Un
terstützungsangebote von PerLe konzipiert.
Neben semesterbegleitenden Tutori
en und prüfungsvorbereitenden Re
petitorien, welche ähnlich wie in den MINTFächern aufgebaut sind, wurden des Weiteren Probeklausuren und Lern
werkstätten angeboten. Letztere leiste
ten Hilfe zur Selbsthilfe und förderten die Eigenständigkeit und Vernetzung der Studierenden. Neben einer Vertiefung des Fachinhalts der mikroökonomischen The
orie wurde die frühzeitige Auseinanderset
zung der Studierenden mit den Lerninhal
ten forciert, um ein Bewusstsein für den Zeitaufwand einer gründlichen Klausur
vorbereitung zu schaffen.
Die Angebote wurden sowohl von den Studierenden als auch von den Lehrenden als gewinnbringend betrachtet.
Zusammenfassung
Die PerLeAngebote im MINTBereich und den Wirtschaftswissenschaften eta
blierten sich seit 2012 als sinnvolle Er
gänzung zu den Pflichtmodulen in der Studieneingangsphase. Durch adressaten
und situationsgerechte Formate konnte in jeder Phase des ersten Studienjahres eine angemessene Unterstützung gewährleistet werden, was die Rückmeldungen sowohl der Lehrenden als auch der Studierenden spiegeln. Profitieren können insbesondere Studierende, die
➜ über unterdurchschnittliche Vorkennt
nisse verfügen
➜ für die regelmäßige Auseinanderset
zung mit den Inhalten einen Anstoß benötigen
➜ Schwierigkeiten haben, aus eigenem Antrieb Kontakt zu Kommiliton_in
nen aufzunehmen
Die Angebote mussten daher möglichst niedrigschwellig angelegt und gut wahr
nehmbar sein. Auf diese Weise trug PerLe dazu bei, die heterogenen Studienvoraus
setzungen der Studienanfänger_innen im MINTBereich zu reduzieren und die Grundlage für ein eigenverantwortliches Selbststudium im weiteren Verlauf der Ausbildung zu legen. ■
Literaturverzeichnis
Hestenes, D.; Wells, M.; Swackhamer, G. (1992): Force concept inventory. In:
Phys. Teach. 30 (3), S. 141. DOI: 10.1119/1.2343497.
Heublein, U. (2014): Die Entwicklung der Studienabbruchquoten an den deutschen Hochschulen. Statistische Berechnungen auf der Basis des Ab- solventenjahrgangs 2012. Hannover: Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung.
Probeklausur zum Modul: Einführung in die Volkswirtschaftslehre.
Foto: Jasmin Marquardt
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PERSPEKTIVEN 04.2021
Gut und gleichzeitig wissenschaftlich zu schreiben, bereitet Studienanfän- ger_innen oft erhebliche Probleme. So ist es etwa eine ebenso enervierende wie persistente Tradition von wenig sprachgewandten Schreiber_innen, in der Aufbietung möglichst vieler Fach- termini und Fremdwörter sowie der Applikation möglichst imponieren- der Ketten verschiedener Substanti- ve einen wissenschaftlichen Stil zu imitieren. Genau: Ein wirklich gut ge- schriebener wissenschaftlicher Text funktioniert anders. Zu Unsicherheiten im Schreibstil kommen für Studienan- fänger_innen häufig weitere grundle- gende Fragen: Wie zitiere ich richtig?
Wie strukturiere ich einen Text?
Die Bedeutung des Schreibens
Das Schreiben wissenschaftlicher Texte gehört zu den zentralen Tätigkeiten, die im geistes
und sozialwissenschaftlichen Studium gelernt und gefordert werden. Auch nach dem Studium spielen Schreibkompetenzen für viele berufliche Wege eine wesentliche Rolle. Umso wichtiger ist es, den Studierenden an der Universität mög
lichst früh das nötige Handwerkszeug mit auf den Weg zu geben.
Doch Hochschullehrende setzen die not
wendigen Schreibkompetenzen bereits voraus, so entsteht eine Lücke zwischen den Erwartun
gen der Lehrenden auf der einen Seite und den Fähigkeiten der Studierenden auf der anderen Seite.
Angebote von PerLe
Mit unterschiedlichen Maßnahmen begegnete das „Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen“
(PerLe) diesen Herausforderungen, unterstützte die Anpassung an neue Lernkulturen und för
derte die Eigenverantwortung, die Studienmoti
vation sowie das selbstgesteuerte Lernen.
Zum großen Teil waren diese Maßnahmen nicht in fachliche Curricula eingebunden und stellten eine zusätzliche Unterstützung für die Studierenden dar. Die fachintern angesiedelten Zusatzangebote von PerLe wurden durch über
fachliche Angebote wie die Schreibwerkstatt flankiert.
ANGEBOTE DER FÄCHER Im Fach Geschichte
Für das Fach Geschichte entwickelte PerLe meh
rere Angebote zum wissenschaftlichen Schrei
ben. Allen gemein war, dass sie außerhalb der curricularen Lehre stattfanden und dem Kon
zept des PeerTeaching folgten: Ältere, erfahrene Kommiliton_innen begleiten dabei die Studien
anfänger_innen.
Nicht nur der allgemeine Vorkurs für an
gehende Geschichtsstudierende, sondern auch sämtliche Tutorien, Lernwerkstätten und die Schreibsprechstunden im Fach folgen diesem Prinzip. Im Wintersemester 2017/2018 und im Sommersemester 2018 begleiteten je drei bis vier Studierende höherer Semester die Studienanfän
ger_innen bei ihren ersten wissenschaftlichen Arbeiten. Um einerseits den fachlichqualitativen Anforderungen zu entsprechen und andererseits die Vorteile des PeerKonzepts zu ermöglichen, wurden die Tutor_innen zuvor intensiv geschult.
Berührungsängste abbauen
Die Teilnehmenden bewerteten die PerLeAnge
bote für das Fach Geschichte durchweg positiv – das PeerTeaching baut Berührungsängste mit dem wissenschaftlichen Arbeiten ab, erlaubt Fragen, die sich die Teilnehmenden gegenüber ihren Lehrenden nicht zu stellen trauen und verbessert die Zusammenarbeit der Lernenden mit den Lehrenden – die Tutor_innen nehmen eine Scharnierfunktion in der Kommunikation mit den Lehrenden ein und ermutigen die Stu
dierenden aktiv zu Nachfragen bei diesen.
Schreiben als Prozess
Seit dem Wintersemester 2018/2019 erprobte PerLe sogenannte Texttutorien. Dabei begleitete ein Team von Tutor_innen insgesamt sechs Pro
seminare, in denen mit schreibintensiven Me
thoden gelehrt wurde. Die Tutor_innen gaben den Studierenden während des Semesters auf schriftliche Proseminarsaufgaben ein individu
elles, schriftliches Feedback. Außerdem führten sie am Ende des Semesters individuelle Bera
tungsgespräche, in denen der Schreibprozess der Studierenden in seiner Gesamtheit betrach
tet wurde. Dadurch nahmen alle Teilnehmen
den eines Proseminars ohne weiteren Zeitauf
wand an einem Schreibtutorium teil, in dessen Rahmen sie ein ausführliches Feedback auf ihre ersten Schreibexperimente erhielten. Zugleich beförderten die Tutor_innen als Bindeglieder zwischen Dozent_innen und Studierenden die Kommunikation zwischen beiden Gruppen ➞
PERSPEKTIVEN ➝ Studienorientierung und Studieneingangsphase ➝ Schreibangebote
DON’T COME EASY
Wissenschaftliches Schreiben und wissenschaftliches Arbeiten in der Studieneingangsphase: Geschichte, Philosophie, Romanistik
und Volkswirtschaftslehre
WO RD S
Text: Sebastian Balling, Catharina Jerratsch, Julia Müller, Benjamin Peter
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PERSPEKTIVEN ➝ Studienorientierung und Studieneingangsphase ➝ Schreibangebote PERSPEKTIVEN 04.2023
Intensivkurs für die MasterStudierenden. Zu Be
ginn des Wintersemesters wurden dann wöchent
liche Bachelor und MasterKurse angeboten.
Positive Erfahrungen wurden mit dem deutsch
sprachigen Kurs gemacht, der sich an Bachelor
Studierende richtete, die ihre ersten Erfahrungen mit Seminararbeiten machten.
Schreib-Sprechstunde mit direktem Feedback
Vom Institut für Volkswirtschaftslehre wurde entschieden, dass die BachelorStudierenden drei Leistungspunkte für den Besuch der Veran
staltung erhalten und die Angebote zum wissen
schaftlichen Schreiben in das Wahlpflichtangebot aufgenommen werden. Als zusätzliche Maßnah
me wurde eine SchreibSprechstunde eingeführt, in der die Studierenden sich Feedback zu ihren Seminar und Abschlussarbeiten holen können oder Probleme im Schreibprozess besprechen und Tipps erhalten.
Offene Lernatmosphäre
Die Schreibkurse wurden von den Studierenden gut angenommen. Auch wenn sie noch keine grö
ßeren Semesterarbeiten verfassten, fühlten sich die Teilnehmenden nun auf das wissenschaftliche Schreiben vorbereitet. Sie lobten zudem die offe
ne Lernatmosphäre und die abwechslungsreichen Übungen mit diversen Beispielen. Auch die WiSo
Fakultät bzw. Lehrende des VWLInstituts schätz
ten die PerLeAngebote.
Die Verankerung des Kurses in der Prüfungs
ordnung ermöglichte es, das Angebot über die Pro
jektlaufzeit dauerhaft zu etablieren.
Überfachliche Angebote zum wissenschaftlichen Schreiben
Die Arbeit in den verschiedenen Fächern hat ge
zeigt, dass es Schnittpunkte bei den Schwierigkei
ten von Studierenden im Bereich der Lese und Schreibkompetenzen gibt. Die ähnlichen Anfor
derungen an die Studierenden im Selbststudium legten eine Konzeptübertragung beziehungswei
se ausweitung nahe. Im Sommersemester 2017 wurde eine fachübergreifende Schreibwerkstatt eingerichtet. Erprobt wurden die fachübergreifen
den Formate auf der jährlich stattfindenden „Lan
gen Nacht der Hausarbeiten“, einer bundesweiten Aktion, an der die CAU seit 2014 teilnimmt. Der große Erfolg und die immense Nachfrage nach niedrigschwelligen WorkshopAngeboten zum wissenschaftlichen Schreiben zeigten sich an den hohen Teilnahmezahlen. PerLe hat das Format von Beginn an mit einer Vielzahl von Workshops und Beratungsangeboten unterstützt.
Drei Säulen für gute Schreibpraxis
Das PerLeAngebot der Schreibwerkstatt bestand bisher aus drei Säulen, mit denen der Schreibpro
zess gestützt wurde. Die erste Säule war die indi
viduelle Beratung, in der alle Studierenden, vom ersten Semester bis zu Doktorand_innen, beraten wurden. Die zweite Säule bildeten niedrigschwel
lige fakultative WorkshopAngebote zu Fragen des Schreibprozesses. Die dritte Säule bildet ein Netz
werk mit Lehrenden, die besonderes Interesse an der Vermittlung propädeutischer Schreibkompe
tenzen haben. In diesem Netzwerk tauschten sich die Lehrenden über die Einbindung von schreib
intensiven Lehrmethoden aus.
Chancen und Möglichkeiten in der Vermittlung literaler Kompetenzen
Die Erfahrungen zeigen, dass Schreibprozesse in der Lehre schon in der Studien eingangsphase mehr Beachtung finden sollten. Die heterogenen Bildungshintergründe der Studierenden machen es erforderlich, auf schriftliche Prüfungsleistungen wie etwa Hausarbeiten besser hinzuarbeiten und die Studierenden mit anspruchsvollen Schreibauf
gaben für fachliche Inhalte und Herausforderun
gen zu motivieren. Den Blick für den Erwerb der Schreibkompetenzen im Studium zu schärfen, ver
spricht nicht nur bessere Textprodukte, sondern auch die Möglichkeit, das Schreiben als Medium des Lernprozesses für fachliche Inhalte stärker ein
zubinden.
Fachlich oder fächerübergreifend?
Die Erfahrungen zeigen, dass eine fachliche Anbin
dung über tutorielle Angebote oder über die direkte Integration schreibintensiver Übungen in die Fach
lehre sinnvoll sind. Ohne den fachlichen Bezug bleibt die Vermittlung des Schreibens unattraktiv, da konkrete Schreibprojekte die Studierenden he
rausfordern und ihr Interesse in der Bewältigung dieser Aufgaben besteht. Der primäre Fokus sollte daher auf den fachspezifischen Unterstützungsan
geboten liegen. Jedoch können fachübergreifende Angebote wie Schreibberatung und Workshops diese fachspezifischen Maßnahmen unterstützen.
Um Synergieeffekte aus den fachspezifischen und fachübergreifenden Angeboten besser zu nutzen, ist eine Verzahnung dieser Angebote anzustreben. Das Ziel bleibt eine qualitativ hochwertige Förderung und Vermittlung von Schreibkompetenzen, von der alle Studierenden profitieren können. ■
und motivierten Studierende dazu, sich schon bei der Konzeption ihrer Hausarbeit Feedback bei den Betreuer_innen einzuholen. Die Schreibtutorien sollten dazu beitragen, Schreiben als Prozess der schriftlichen, nicht monologischen Auseinander
setzung mit einem Thema zu begreifen und einen wissenschaftlichen Text als phasenweise erarbeite
tes, schriftliches Denken zu verstehen.
Die Texttutor_innen wurden vorab durch das Programm Beat – Be a tutor von PerLe geschult, das ihnen in mehreren Workshops, schreibdidakti
sche Grundlagen, Feedbackmethoden sowie fach
spezifische Eigenheiten des wissenschaftlichen Schreibens vermittelte.
Im Fach Philosophie
Im Fach Philosophie erprobte das Projekt seit 2012 verschiedene Formate zur Unterstützung des wissenschaftlichen Schreibens in der Studienein
gangsphase, nachdem sowohl Studierende als auch Lehrende hier Handlungsbedarf sahen. Seitens der Lehrenden wurden die heterogenen Fähigkeiten der Studienanfänger_innen angemerkt, seitens der Studierenden der Wunsch nach besserer Beglei
tung beim Erlernen des wissenschaftlichen Schrei
bens geäußert.
Trial and Error:
verschiedene Formate
Neben einer ersten Thematisierung im Vorkurs zu allgemeinen Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens, die zum Selbststudium anregen, wur
den Tutorien als begleitende Maßnahmen im ers
ten Semester und als Kompaktveranstaltungen zu Beginn der Semesterferien angeboten. Darüber hinaus wurden Beratungen und Sprechstunden so
wie niedrigschwellige Unterstützungsangebote er
probt. Außerdem wurde ein allgemeiner Leitfaden für die Studierenden erstellt, in dem die grundle
genden Informationen zu den schriftlichen Prü
fungsleistungen aufgeführt sind.
Die philosophischen Schreibwerkstätten hatten zunächst einen relativ geringen Zulauf, wobei die Studierenden, die schon einmal an einer Schreib
werkstatt beziehungsweise Schreibberatung teil
genommen hatten, durchgehend zufrieden waren.
Dies zeigt, dass es sich nicht um punktuelle Einzel
veranstaltungen handeln darf, sondern diese eng
mit der Arbeit des Philosophischen Seminars ver
netzt werden müssen.
Im Fach Romanistik
In der Studieneingangsphase der Fächer der Ro
manischen Philologie (Französisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch) gilt es, zweierlei zu berücksichtigen: Einerseits beherrschen die Stu
dierenden die gewählte Fremdsprache in sehr unterschiedlichem Maße, andererseits werden Methodenkompetenzen bereits in der Studienein
gangsphase erwartet. Die Lehrassistenz Romanis
tik bot die Möglichkeit, sowohl Sprach als auch Methodenkompetenzen gleich in der Studienein
gangsphase zu verbessern.
Vorkurs und semester begleitende Angebote
Bereits vor Studienbeginn setzte PerLe im Be
reich der Romanistik die gezielte Förderung an und bot durch einen Vorkurs die Möglichkeit, sich auf das Studium vorzubereiten. Dabei wurden die Studierenden einerseits dabei unterstützt, wissen
schaftliche Texte in der jeweiligen Fremdsprache zu verfassen, andererseits wurde das Lesen fremd
sprachlicher Primär und Sekundärtexte geübt.
Semesterbegleitend bot PerLe im Bereich der Romanistik sowohl Sprachtutorien als auch Lektü
re und Methodentutorien mit drei Förderschwer
punkten an:
➜ Fremdsprachenkenntnisse
➜ Vor und Nachbereitung der in den Seminaren behandelten Texte in der Fremdsprache sowie
➜ Literatursuche für wissenschaftliche Arbeiten.
In Lektüretutorien bot PerLe die Möglichkeit, Pri
mär und Sekundärtexte mit Tutor_innen vor und nachzubereiten, da die Texte für die Studierenden oftmals schwer zugänglich sind.
Im Fach Volkswirtschaftslehre
Seit 2017 unterstützte PerLe auch Schreibkom
petenzen der Studienanfänger_innen im Fach Volkswirtschaftslehre (VWL). Dabei wurden ver
schiedene Konzepte ausprobiert, um den Studie
renden der Bachelor und MasterStudiengänge das wissenschaftliche Schreiben näherzubringen.
Gestartet wurde mit einem englischsprachigen
»Den Blick für den Erwerb der Schreibkompetenzen im Studium zu schärfen, verspricht nicht nur bessere Textprodukte, sondern auch die Möglichkeit, das Schreiben als Medium des Lernprozesses für fachliche Inhalte stärker einzubinden«
Die Schreibtutorien sollten dazu beitragen, Schreiben als Prozess der schriftlichen, nicht monologischen Ausein- andersetzung mit einem Thema zu begreifen und einen wissenschaftli- chen Text als phasen- weise erarbeitetes, schriftliches Denken zu verstehen.
Literatur
Rohde, C. (2014): Die problembasierte-schreibintensive Lehre in der Studieneingangsphase, in:
Das Hochschulwesen. Forum für Hochschulforschung, -praxis und -politik, 62. Jg. 4/5.
Kruse, Otto (2003): Schreiben lehren an der Hochschule: Aufgaben, Konzepte, Perspektiven, in:
Konrad Ehlich (Ed.) et al.: Wissenschaftlich schreiben - Lehren und Lernen.
Die Tutor_innen nahmen eine Scharnierfunktion in der Kommunikation mit den Lehrenden ein und ermutigten die Studierenden aktiv zu Nachfragen bei diesen.
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PERSPEKTIVEN 04.20
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PERSPEKTIVEN ➝ Studienorientierung und Studieneingangsphase ➝ Ask a student digitalFERN – UND DOCH SO FACHNAH
Text: Jörn Willers Radke und Moritz Schüler
SCHOLARSHIP OF TEACHING AND LEARNING (SOTL)
STUDIENORIENTIERUNG IN ZEITEN DER PANDEMIE
»Ask a student«, das erfolgreiche PerLe-An- gebot zur fachnahen Studienorientierung, lebt von der Präsenz der Teilnehmenden, die die Universität unmittelbar erfahren und sich ak- tiv und direkt mit Studierenden ihres Wunsch- fachs austauschen. Im Sommersemester 2020 kann „Ask a student“ nicht stattfinden – das wäre die nachvollziehbare Konsequenz daraus gewesen, dass die pandemiebeding- ten Zutrittsbeschränkungen dem Angebot die Grundlage entziehen. Doch die Orientierung im Dschungel der Studienangebote ist nicht einfacher als sonst, sondern, im Gegenteil, durch die Unsicherheiten für die Planung des Semesters auf allen Ebenen eher schwieriger geworden. PerLe hat daher entschieden, „Ask a student“ trotz der Widrigkeiten im Sommer- semester 2020 anzubieten – im Einklang mit den Hygienemaßnahmen mit sehr viel Ab- stand im digitalen Raum.
Studieninteressierte treffen Studierende
Kann ein Workshop, der derart auf Präsenz und persönlichen Kontakt zugeschnitten ist, im digitalen Raum funktionieren?
Die Teilnehmenden an »Ask a student« gaben in den vergan
genen Jahren und über Fachgrenzen hinweg stets an, dass ihnen besonders die Gespräche mit den Studierenden – ausgebildeten Tutor_innen – und die damit einhergehende realistische Dar
stellung des Studiums gefallen und weitergeholfen hätten. Im
mer wieder wurde betont, dass die Möglichkeit, „alle Fragen“
stellen zu können, ungemein wertvoll sei. Des Pudels Kern ist die Begegnung von Studieninteressierten und Studierenden – diese Möglichkeit wollten wir auch im digitalen Raum schaffen.
Die CAU intensiviert seit dem Ausbruch von Corona die Be
mühungen, den Ausbau einer Infrastruktur für die digitale Lehre zu schaffen. MitBigBlueButton und Zoom gibt es zwei Dienste, die Funktionen für Gruppengespräche geräteübergreifend zu
verlässig zur Verfügung stellen – so weit, so gut.
Anpassung an die Gegebenheiten
»Ask a student« wird normalerweise als etwa siebenstündiger Tagesworkshop mit verschiedenen Bausteinen durchgeführt.
Durch kreative Methoden und intensiven Austausch mit Studie
renden ihres Wunschfachs haben die Studieninteressierten Gele
genheit, ihre Erwartungen mit der Studienrealität abzugleichen.
Zusätzlich führen die Teilnehmenden ein Informationsgespräch mit einem/r Fachvertrer_in, besuchen eine exemplarische Lehr
veranstaltung und bearbeiten typische Aufgaben der ersten Stu
diensemester. Auch der erste Spaziergang über den Campus darf bei dem Angebot nicht fehlen.
Der Erwartungsabgleich mit der Studienrealität musste für das digitale Format neu geplant, Gespräche und Diskussionen um die Arbeit auf einem virtuellen Whiteboard ergänzt werden.
Die Umsetzung der restlichen Bausteine gestaltete sich zwar schwieriger, unmöglich war sie aber nicht. An Klausuren, den Übungsbetrieb oder typische Arbeitsweisen im Studium ange
lehnte fachspezifische Aufgabenstellungen konnten die Studi
eninteressierten mit geteilten Informationsquellen zu Hause am Schreibtisch bearbeiten. Experimentierfreudige Teilnehmende freuten sich über HomelabVersuche. Da Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2020 überwiegend online stattfanden, konnte eine solche auf diesem Weg ebenfalls besucht werden.
Fachvertreter_innen schalteten sich online hinzu, Videos ver
mittelten einen Eindruck vom Campus.
Da niemand den ganzen Tag vor dem Bildschirm verbrin
gen möchte, musste der Workshop auf eine Dauer von cir
ca zweieinhalb Stunden gekürzt werden. In diesem Rahmen agierten die Tutor_innen eigenständig und passten die Abläufe an die Gegebenheiten an. Erklärt sich ein_e Dozent_in für ein OnlineGespräch bereit? Liegen in dem geplanten Zeitraum Lehrveranstaltungen, in die die Gruppe sich einklinken kann?
Gibt es Videos, die unseren Fachbereich oder wichtige zentrale Einrichtungen der Universität informativ präsentieren? Kann ich eventuell sogar selbst eines produzieren? Derartigen Fragen stellten sich die Tutor_innen, beantworteten sie für ihre eigenen Veranstaltungen und setzten diese dann entsprechend um.
Insgesamt erfordern das OnlineFormat und die allgemein herrschenden pandemiebedingten Begebenheiten eine größere Flexibilität, als der relativ stringent planbare „Tag an der Uni“.
Die Tutor_innen müssen die Herausforderung annehmen, an
hand grober Leitlinien zu agieren, und die Organisator_innen bereit sein, Abläufe neu zu denken und sich vom bewährten Konzept zu lösen.
Chancen und Einschränkungen in der Praxis
Im Sommersemester 2020 hat PerLe insgesamt 42 OnlineWork
shops »Ask a student« zu 24 Fächern angeboten. Hinzu kommen zahlreiche „Last Minute“Sprechstunden zu den verschiedensten Fächern. In diesen stehen die Tutor_innen den Studieninteres
sierten zu einem späteren Zeitpunkt während der Bewerbungs
phase fürs Studium an der CAU noch einmal für letzte Fragen zur Verfügung. Ein Vorteil des digitalen Formats wird dabei so
fort deutlich: Während in Präsenz ein einzelner Tag angeboten werden kann, sind in dieser Form mehrere Termine pro Fach möglich. Die verkürzte Dauer lässt Vormittags und Nachmit
tagstermine zu, sodass Tutor_innen und Teilnehmende in dieser Hinsicht mehr Möglichkeiten haben.
„Es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht“, berichtet Stine Fromke, Tutorin bei »Ask a student« für Lehramt und Wirt
schaft/Politik. „Besonders schön fand ich es, dass wir sogar einen Teilnehmer aus BadenWürttemberg dabeihatten, der sonst ja nie hätte teilnehmen können.“
Durch das OnlineFormat entfallen Anfahrtswege, was den Kreis potenzieller Teilnehmender stark erweitert. Auch redu
ziert sich für die Tutor_innen der Aufwand sehr, falls Workshops kurzfristig ausfallen müssen, wenn die angemeldeten Personen nicht erscheinen.
Max Trempenau, der gemeinsam mit Stine vier Workshops und zwei „Last Minute“Sprechstunden geleitet hat, ergänzt: „Es lief viel besser, als wir es erwartet hatten, und das hat uns auch für die nächsten Sessions neuen Schwung gegeben.“ Natürlich stellen die gezwungenermaßen weggebliebenen Elemente einen Verlust dar: Das Gefühl, mit hunderten Kommiliton_innen in einer Vorlesung zu sitzen, kann virtuell nicht vermittelt werden;
spannende Laborbesichtigungen, das Erleben der Campus und MensaAtmosphäre, die Besichtigung weiterer Lehr und Veran
staltungsorte oder des Sportforums fehlen und können online nur unzureichend wiedergegeben werden.
„Wir finden die Präsenztermine wichtig“, sind sich Stine und Max dann auch einig und schlagen vor: „Vielleicht kann man in Zukunft ja immer einen Termin vor Ort und einen virtuell anbieten.“ ■
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PERSPEKTIVEN ➝ Studienorientierung und Studieneingangsphase ➝ Recherchetutorien – Studieneingangsphase digital PERSPEKTIVEN 04.2027
In Kooperation mit der Universitätsbibliothek Kiel (UB) bot das Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen (PerLe) seit 2017 für alle Proseminare im Fach Geschichte sogenannte Recherchetu
torien an, in denen geschulte Tutor_innen Studierende im peer
topeerFomat neben einer allgemeinen Bibliothekseinführung und einer fachspezifischen Schulung in das Bibliographieren u.
a. auch Einblicke in die Themenfelder Fernleihe, Fachdatenban
ken und überregionale Katalogrecherche geben.
Bis zum Februar des Jahres 2020 fanden die Recherchetuto
rien analog in der UB statt, und die Literaturrecherche konnte vor Ort ausprobiert oder durch den Austausch in Kleingruppen geübt werden. Mit der CoronaPandemie musste ein neues For
mat geschaffen werden, um die Tutorien während des Sommer
semesters 2020 anbieten zu können. So entstand ein dreiteiliges digitales Angebot bestehend aus synchronen und asynchronen Elementen, welches die Recherchekompetenzen der Studieren
den optimal stärken soll.
Über die Lehrplattform OLAT wurde ein Kurs eingerich
tet, der kollaborativ gestaltet wurde und für alle Nutzer_innen der Lernplattform offen ist. Dort finden sich verschiedene allgemeine Materialien wie Handouts zur epochenspezifi
schen Bibliographie oder zum wissenschaftli
chen Arbeiten, Screencasts, etwaige Tipps zur Literaturrecherche und Informationen zu wei
teren digitalen Angeboten. Studierende und Lehrende haben die Möglichkeit, orts und zeitunabhängig die zur Verfügung gestellten Informationen zur Literaturrecherche zu sich
ten, herunterzuladen und zu nutzen.
Zusätzlich enthielt der OLATKurs Un
tergruppen, in die sich ein gesamtes Prose
minar für ein synchrones Recherchetutorium einschreiben konnte, das im „peertopeer“
Format über BigBlueButton durchgeführt wurde. Im Laufe des Semesters stellte sich
schnell heraus, dass die Inhalte der Tutorien trotz Verlagerung in den digitalen Raum recht zufriedenstellend vermittelt werden konnten und die Tutorien sehr viel Austauschmöglichkeiten für die Studierenden boten. Dies bezeugen die Aussagen der Studie
renden in den Evaluationen.
Natürlich bietet die digitale Lehre aber nicht nur Vorteile.
Beispielsweise war nur schwer nachzuvollziehen, ob die Studie
renden die gesamte Zeit während des Tutoriums aufmerksam waren und die Inhalte auch wirklich verstanden haben. Viele Studierende nutzten während des Tutoriums keine Kamera und es gab vereinzelt auch Studierende ohne Mikrofon, obwohl vor
her auf die Notwendigkeit eines Mikrofons hingewiesen worden war. Die Tutor_innen mussten also zusätzliche Zeit einplanen, damit die Kommunikation zwischen den Studierenden hin
reichend stattfinden konnte. Herausfordernd war im digitalen Raum auch der stete Austausch zwischen Tutor_innen und Stu
dierenden, der bei den früheren Präsenzveranstaltungen keine Schwierigkeit dargestellt hatte. Dadurch war das Peer Teaching, also die Vermittlung von Informa
tionen „auf Augenhöhe“, aufgrund der digitalen Distanz in gewissen Momenten mühsam.
Neben den synchronen Re
cherchetutorien boten die Tutor_
innen im Semester jede Woche freitags offene Sprechstunden an.
In diesen konnten Studierende in
dividuelle Herausforderungen bei der Literaturrecherche klären und Erfahrungshorizonte in Einzel
gespräche ausgetauscht werden.
Die Tutor_innen agierten bei der Planung und Durchführung der Rechercheangebote sehr selbst
ständig und konnten dank ihrer eigenen fachlichen und persön
lichen Erfahrungen sowie ihrer fortgeschrittenen Recherche und Organisationskompetenzen Studierende erfolgreich begleiten.
Eine regelmäßige Tutorenqualifizierung durch Workshops des Qualifizierungsangebots BEAT – BE A TUTOR und Meetings, in denen kreative und effektive Methoden und Tools zur Wis
sensvermittlung, didaktische Grundlagen und fachspezifische Inhalte zur Weiterbildung geübt sowie einheitliche Rahmenbe
dingungen für die Tutor_innen geschaffen werden, stärkten die Tutor_innen bei ihrer Arbeit. Auch das regelmäßige Auswerten und Zurückmelden der Evaluationsergebnisse, die während und nach den Recherchetutorien von Studierenden und Lehrenden gesammelt wurden, und die kontinuierliche Weiterentwicklung und Verbesserung bestehender Konzepte, was als dynamischer Prozess verstanden werden sollte, sind grundlegend für den Erfolg der digital und studentisch angebotenen Recherchetutori
en für das Fach Geschichte. ■
➜Beispielvideo aus den Recherchetutorien
RECHERCHETUTORIEN IN DER STUDIENEINGANGSPHASE
Vom kollaborativen Online-Kurs mit synchronen und asynchronen Elementen über Screen- casts bis hin zu digitalen Arbeitsmaterialien: Für die Recherchetutorien im Fach Geschichte entstand im Sommersemester 2020 ein vollkommen neues Lehr- Lern-Konzept.
Text: Dr. Melanie Greinert
Digitales Angebot zur Literaturrecherche des Projekts PerLe in Kooperation mit der UB Kiel