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Liebe Brüder und Schwestern! Wofür lebst du?

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Academic year: 2022

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Liebe Brüder und Schwestern!

Wofür lebst du?

Diese Frage hat diese Woche eine Philosophin formuliert, die beim Festakt

„50 Jahre IFS“ gesprochen hat. Sie sagt, dass das die entscheidende philosophische Frage des menschlichen Lebens ist, die Motivationsfrage schlechthin. Wofür lebst Du? Diese Frage können wir uns heute Abend stellen im Blick auf Maria, im Blick auf das II. Vatikanische Konzil, das vor 50 Jahren eröffnet wurde, und im Blick auf unser eigenes Leben. Wofür lebst Du? Ich möchte im Blick auf Maria jetzt diese Frage irgendwie beantworten. Sie hängt sehr berührend zusammen mit dem Text aus der Geheimen Offenbarung, den wir heute gehört haben. Hier heißt es: „Ich hörte diese laute Stimme vom Thron her rufen. Seht die Wohnung Gottes unter den Menschen. Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein und er, Gott, wird bei ihnen sein.“ Es ist die große Sehnsucht Gottes, bei uns Menschen zu sein, in der Welt, in unserem Leben Wohnung zu nehmen, und Maria hat mit ihrem ganzen Leben auf diese Sehnsucht Gottes geantwortet, in dem sie ihr großes „JA“, ihr großes

„FIAT“ gesprochen hat. Wenn wir also diese Frage für Maria beantworten müssten heute Abend: „Wofür stehst Du, Maria?“, dann würde sie wohl stehen für das große „JA“ des Menschen zur großen Sehnsucht Gottes, nämlich in der Welt unter den Menschen Wohnung zu nehmen. Wie nun können wir 2000 Jahre später persönlich dieses große „JA“, das Maria gesagt hat, sagen? Wie sie können wir persönlich dazu beitragen, dass Gott in unserem persönlichen Leben aber auch in der Welt Wohnung nehmen kann.

Im Blick auf das Konzil möchte ich drei Möglichkeiten (es gibt viele natürlich) mit Euch teilen, die für eine Ordensgemeinschaft und Christin- nen und Christen, die mit Gott auf dem Weg sind, Varianten sind für dieses „JA“ zu Gott:

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1. Die Feier der Liturgie

Im Konzil heißt es: „Die Liturgie ist der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt.“

Die Liturgie ist der Höhepunkt unseres Lebens, des Lebens als Kloster- gemeinschaft und ist zugleich deren Quelle, und das ist wohl der erste Punkt, die erste Form der Anwesenheit Gottes in dieser Welt: die Feier der Liturgie. Viele Menschen finden diese Zeit nicht, und Ihr steht als Klostergemeinschaft stellvertretend vor Gott. Im Zentrum dieser Liturgie steht natürlich die Eucharistie. Man könnte vielleicht etwas plakativ sagen, ein Bissen Brot und ein Schluck Wein verwandeln die Welt. Sie weisen darauf hin, dass Christen im Wesentlichen miteinander teilen oder, wie der Theologe Mußner sagt, miteinander essen und in dieser Gemeinschaft gemeinsam vor Gott zu stehen. Die große Mystikerin Silija Walter hat es in diesem wunderschönen Text zum Ausdruck gebracht:

Jemand muss zu Hause sein, wenn Du kommst.

Jemand muss zu Hause sein, Herr, wenn du kommst.

Jemand muss dich erwarten.

Jemand muss nach dir Ausschau halten Tag und Nacht.

Jemand muss wachen, um deine Ankunft zu melden, Herr.

Du kommst ja doch in der Nacht.

Wachen ist unser Dienst, wachen.

Jemand muss es glauben, zuhause sein um Mitternacht, um dir das Tor zu öffnen, um dich einzulassen,

wann immer du kommst, Herr.

Wir bleiben, weil wir glauben.

Zu glauben und zu bleiben sind wir da.

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Herr, und jemand muss dich aushalten, dich ertragen, ohne davonzulaufen.

Deine Abwesenheit aushalten,

ohne an deinem Kommen zu zweifeln.

Dein Schweigen aushalten und trotzdem singen.

Dein Leiden, deinen Tod mit aushalten und daraus leben.

Das muss immer jemand tun mit allen anderen – und für sie.

Und jemand muss singen, Herr, wenn du kommst.

Das ist unser Dienst: dich kommen sehen und singen.

Weil du Gott bist.

Weil du die großen Werke tust, die keiner wirkt als du.

Und weil du herrlich bist und wunderbar wie keiner.

Komm, Herr!

Das ist die erste Form, wie Gott heute Wohnung nimmt, durch die Liturgie.

2. Das Sakrament des leidenden Menschen. In der heutigen Lesung steht: „Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.“ Hier nähern wir uns einer zweiten Form der Anwesenheit Gottes in dieser Welt. Im leidenden Menschen. Das Konzil hat diesen zentralen und oft zitierten Satz formuliert: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Men- schen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“ Es gibt das Sakrament des leidenden Menschen. Oft in der Geschichte haben Menschen gespürt, dass vor allem im leidenden Menschen und in der Hinwendung zum leidenden Menschen, zur Trauer, zur Angst, aber auch zur Freude der Menschen, dass dort der Ort Christi ist. Denn wir wissen, Gott hat keine Hände, nur unsere Hände, um den Men-

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schen zu helfen. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um zu den Men- schen zu gehen.

Drei Beispiele:

1. Blaise Pascal. Er wurde ja exkommuniziert, und weil er dann nicht zur Kommunion gehen konnte, hat er Sterbende zu sich in die Wohnung aufgenommen und sie gepflegt. Denn er glaubte, dass in diesen sterbenden Menschen Christus da ist.

2. Die selige Mutter Theresa, die im sterbenden Menschen Christus gesehen hat. In ihrer Glaubensnot hat sie sich einfach dem leiden- den Menschen zugewendet, im Wissen, dass dort der Ort Christi ist.

Gott ist in Christus am Kreuz gegenwärtig. Es gibt ja diese nette Anekdote, dass ein Journalist sie besucht und gesagt habe: „Mutter Theresa, das was Sie da machen, könnte ich nicht um hundert- tausend Dollar. Mutter Theresa sagte zu ihm: „Ich auch nicht.“

3. Ein drittes Beispiel sind natürlich die Werke der Barmherzigkeit. Die Heilmittel der Barmherzigkeit sind die Basis des Evangeliums. Die Welt heute kennt die Logik der Wirtschaft, sie kennt die Logik der Finanzmärkte, sie kennt die Logik der Leistung. Dieser Logik, in der es viele Verlierer gibt, stellt die Kirche, stellt Christus die Logik der Barmherzigkeit entgegen. Das Konzil fordert uns auf, Zeichen und Werkzeug der Liebe Gottes zu sein. Und hier können wir viel lernen von den Tieren. Mich haben einige Vorträge beim Philosophicum in Lech sehr berührt. Es ging dort um das Wesen, das Leben der Tiere.

Diese Solidarität entdecken wir auch in der Tierwelt. Zwei Beispiele:

die Zugvögel und die Pinguine.

Der Blick in die Schöpfung.

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Wenn ein Zugvogel während des Fluges krank wird, verlassen zwei Vögel die Formation, um ihm zu helfen und ihn zu schützen. Sie bleiben so lange bei ihm, bis er wieder flugfähig ist oder stirbt.

Wenn Kälte und Stürme am Südpol selbst Menschen in Hightech- Kleidung nicht lange überleben lassen, dann stellen Pinguine sich dicht zusammen. Die Jungtiere und Weibchen stehen in der Mitte, wo es am wärmsten ist. Außen stellen sich die Männchen wie eine Wagenburg mit dem Gesicht nach innen auf. Da aber der mörderische Sturm von einer Seite tobt, dreht sich der äußere Kreis langsam, so dass jedes Tier einmal den Sturm voll ertragen muss, sich dann aber wieder im Windschatten erholen kann.

Hier – in der Schöpfung – sehen wir eine Solidarität, die wir bei uns Menschen mit unserer hohen Intelligenz vielleicht manchmal vermis- sen. Wie sehen sie aus, diese Heilmittel der Barmherzigkeit für heute? Einige Gedanken: Beispielsweise einem Menschen zu zeigen, zu sagen, du gehörst dazu. Viele Menschen stehen heute am Rande, Behinderte, sozial Schwächere, Ausländer, alte Menschen. Der Wunsch und die Sehnsucht nach Zugehörigkeit ist einer der tiefsten Wünsche unseres menschlichen Herzens. Oder der Gedanke, ich rede gut über dich. Die Erfahrung heute in der Welt, in der medialvermittelten Welt ist eine andere. Bad news are good news.

Jemanden öffentlich hinzurichten macht vielen Spaß und gibt ein Kribbeln, scheinbar. Das Heilmittel der Barmherzigkeit ist: Menschen Ansehen zu geben, die übersehen werden, die abgeschrieben sind, verurteilt werden. Ein Heilmittel der Barmherzigkeit könnte heißen, ich besuche dich. Wie viele Einsame, Fallengelassene, Fortschritts- verlierer, Arbeitslose in vielen Ländern dieser Welt warten auf einen Besuch. Ein besonderes Heilmittel der Barmherzigkeit ist das Gebet.

Ich bete für dich. Für einen Menschen beten heißt, ihn hineinzuneh- men, hineinzudenken in die große Barmherzigkeit Gottes. Es gäbe noch viele Heilmittel der Barmherzigkeit. Die größten im Sinne des

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Konzils sind die Sakramente. Sie sind nicht Orte der Disziplinierung, der Rechthaberei, sondern sie sind Heilmittel der Barmherzigkeit.

Ganz zentral ist die Eucharistie, die wir jetzt miteinander feiern.

3. Hier steht für mich das Wort des heutigen Evangeliums. Dort heißt es:

„Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“

Die dritte Form der Präsenz Gottes in unserem Leben ist das Wort Gottes. Maria ist eine Hörerin des Wortes. Die Welt heute ist laut geworden. Der Nebengeräusche sind viele. Ist es uns möglich, heute noch Hörerinnen und Hörer des Wortes zu sein? Wenn wir die schönen Lieder hören, die uns heute der Chor singt, hören wir die Töne, die Zwischentöne, hören wir das, was diese Musik uns sagt?

Hören wir die Worte, die Menschen uns sagen in ihrer Not, in ihrer Freude? Hören wir das, was ein Kind uns sagt, was die Natur uns sagt?

Ich glaube, dass das Wort Gottes unser Leben herausfordert. Viele Gedanken sind uns zu groß, zu unverständlich. Viele Gedanken ma- chen uns vielleicht Angst. Letztendlich sind wir jedoch aufgefordert, Hörer des Wortes zu sein. Nur das wird unser Leben im Tiefsten berei- chern und verändern. Nur weil Maria eine Hörerin des Wortes war, konnte sie zuerst einmal ihr Ja sagen und zweitens konnte Gott diesen großen Plan mit ihr verwirklichen.

Rose Ausländer hat ein wunderschönes Gedicht formuliert. Es heißt:

Wort an Wort

Wir wohnen Wort an Wort

Sag mir dein liebstes Freund

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meines heißt DU

Das Hören des Wortes führt uns zum großen Du. Wir sind mit Gott per DU. So wie es Maria war. Diese innere Beziehung zu Christus konnte auch den seligen Carl Lampert, dessen Seligsprechung wir vor einem Jahr erleben durften, in diese vertrauende Haltung führen. Wenn er sagt: „Hätte ich nicht eine innere Kraft, so möchte man verzweifeln an solchem Wahnsinn des Lebens. Aber alles Geschehen hat schließlich seinen Sinn und Zweck gefunden, das muss mich trösten.“ (Carl Lampert in seinem Brief an Bruder Julius vom 4. April 1943).

Liebe Freunde: „Wofür lebst Du?“ Vielleicht möchten wir stammeln und zögern, wie Maria zu sagen: „Ich möchte dafür leben, dass Du, Gott, Wohnung nehmen kannst in meinem Herzen und auch in der Welt.“ Bitten wir Gott, dass wir diese drei Formen der Präsenz Gottes immer wieder persönlich erfahren dürfen:

1. Der Ort Gottes ist in der Feier der Liturgie. Jemand muss zuhause sein, wenn Gott kommt und ihn willkommen heißen.

2. Der Ort Gottes ist der leidende und geknechtete Mensch. Seine Angst, seine Trauer, aber auch seine Hoffnungen und seine Freude sind für uns Angst, Trauer, Hoffnung und Freude, und somit auch Wege zu Christus.

3. Der Ort Gottes ist im Wort: „Wir dürfen, sollen Hörer und Hörerin- nen des Wortes sein. Das wünsche ich uns allen von Herzen.

Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs

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