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Nachhaltige Investitionen vorantreiben | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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KLIMAWANDEL

30 Die Volkswirtschaft   11 / 2018

Der globale Ressourcenverbrauch ist nicht nachhaltig: Gemäss WWF und Global Footprint Network hat der Planet bereits Anfang August mehr Ressourcen verbraucht, als er im gesam- ten Jahr wird regenerieren können. Gegenwär- tige Treibhausgasemissionen führen zu einer globalen Klimaerwärmung von 3 bis 4 Grad Cel- sius bis Ende des 21. Jahrhunderts.

Das im Dezember 2015 von 195 Ländern unterzeichnete Pariser Klimaübereinkommen will die Erwärmung deshalb auf deutlich weni- ger als 2 Grad Celsius begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es zusätzliche Investitio- nen. Insbesondere sind die Finanzfl üsse klima- verträglich auszurichten.

EU greift ein

Alleine in den EU-Staaten sind zusätzliche In- vestitionen in der Höhe von 180 Milliarden Euro pro Jahr nötig, wie die EU-Kommission am 8. März 2018 in ihrem Aktionsplan zur Fi- nanzierung eines nachhaltigen Wachstums schreibt. Gemäss dem Aktionsplan sollen ers- tens Kapitalfl üsse auf nachhaltige Investitionen umgelenkt werden. Zweitens gilt es fi nanzielle Risiken zu bewältigen, die sich aus Klimawan- del, Umweltzerstörung, Ressourcenknappheit und sozialen Problemen ergeben, und drittens sollen Real- und Finanzwirtschaft nachhaltiger und transparenter werden.

Der EU-Massnahmenkatalog ist umfas- send. Ein einheitliches Klassifi kationssystem («Taxonomie») bildet dabei die Grundlage für

STANDPUNKT VON CHRISTIAN HOFER

Nachhaltige Investitionen vorantreiben

künftige Regulierungen. Mit einer EU-Norm für «grüne» Anleihen, einem EU-Umweltla- bel und der Vereinheitlichung von CO 2 -Bench- marks will die EU das Vertrauen des Marktes in nachhaltige Finanzprodukte stärken. Nach- haltigkeitserwägungen sollen bei der Beratung eine grössere Rolle spielen, und die treuhän- derische Pfl icht von institutionellen Anle- gern und Vermögensverwaltern soll um Nach- haltigkeitsaspekte erweitert werden. Auch Rating agenturen sollen Nachhaltigkeitsfak- toren bei der Bewertung der Kreditwürdigkeit stärker berücksichtigen.

Erste auf dem Aktionsplan basierende Regu- lierungsvorschläge hat die EU-Kommission be- reits wenige Wochen nach der Publikation des Aktionsplans am 24. Mai 2018 erlassen. Diese betreff en die Taxonomie, die Off enlegung von Informationen über nachhaltige Investitionen und Nachhaltigkeitsrisiken sowie CO 2 -Bench- marks.

Positive Reaktion der Branche

In der EU hat die Finanzbranche vorwiegend positiv auf den Aktionsplan reagiert. So erhoff t sich beispielsweise der Bundesverband deut- scher Banken davon verlässliche Rahmenbe- dingungen für nachhaltige Anlagen und Finan- zierungen. Für den Branchenverband sind nun bei der Umsetzung die Reihenfolge der Mass- nahmen, die Einbindung aller Stakeholder und die Berücksichtigung bestehender Standards entscheidend.

Die EU macht Ernst mit Nachhaltigkeit im Finanzwesen: Mit einem Aktions-

plan will sie die Pariser Klimaziele umsetzen. Die Schweiz droht ins Abseits

zu geraten.

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FOKUS

Die Volkswirtschaft  11 / 2018 31

Christian Hofer ist Leiter Corporate Responsibility und Nach- haltigkeit von Raiffeisen Schweiz, St. Gallen

Bezüglich eines «Green Supporting Factor»,  der positiven Bewertung grüner Finanzierun- gen bei den Eigenkapitalanforderungen von Banken und Versicherungen, zeigen sich die europäischen Bankenverbände zurückhalten- der. Die Massnahme wird zuweilen kritisiert, sie könne die Finanzstabilität gefährden. Ein weiterer Kritikpunkt am Aktionsplan ist, das Nachhaltigkeitsthema werde auf den Klima- wandel reduziert.

Schweiz setzt auf Freiwilligkeit

Auch in der Schweiz setzt sich die Erkennt- nis durch, dass neben der Realwirtschaft auch die Finanzwirtschaft bei der Eindämmung des Klima wandels und der Finanzierung einer nachhaltigen Entwicklung einbezogen werden muss. Bereits 2014 wurde der Branchenverband Swiss Sustainable Finance (SSF) gegründet, der die Position der Schweiz als nachhaltigen Fi- nanzplatz stärken will. Im Jahr 2016 veröffent- lichte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) kon- krete Vorschläge für einen Fahrplan zu einem nachhaltigen Finanzsystem in der Schweiz.

In der Politik werden nachhaltige Finanzen ebenfalls vermehrt zu einem Thema, wie diver- se Interpellationen von Parlamentariern zeigen.

Die Antworten des Bundesrates machen deut- lich, dass er die Finanzbranche in der Schweiz primär über Freiwilligkeit, Transparenz und Dialog dazu ermutigen will, zu einer nachhal- tigen Entwicklung und zur Eindämmung des

Klima wandels beizutragen. Ein Beispiel für diesen subsidiären Ansatz sind die vom Bafu und vom Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen (SIF) 2017 initiierten, kostenlo- sen Klimaverträglichkeitstests: Pensionskassen und Versicherungen können so ihre Portfolios auf die Klimaverträglichkeit überprüfen. Um die Transaktionskos-

ten von Klimaverträg- lichkeitstests zu senken und die Transparenz im Markt zu steigern, setzt sich der Bund zudem für die Schaffung einer internationalen Norm

zur Messung der Klimawirkung von Investi- tionen und Finanzierungen ein (ISO-Standard 14097).

Es ist nun zu wünschen, dass der Aktions- plan der EU die Diskussion über Nachhaltig- keit im Finanzwesen auch in der Schweiz ver- stärkt – denn a priori ist gegen das Anliegen und die Stossrichtung der EU-Kommission nichts einzuwenden. Vielmehr könnten sich von der EU abweichende Schweizer Regelun- gen und Standards negativ auf den hiesigen Finanzplatz auswirken. Will sich die Schweiz weiterhin glaubwürdig als nachhaltiger Finanz- platz positionieren und entsprechende Chan- cen nutzen, muss sie eine Antwort auf den EU- Aktionsplan entwickeln.

Die Schweiz muss

eine Antwort auf den

EU-Aktionsplan

entwickeln.

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