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Roß und Reiter im Sähnäme.
Von Faul Horn.
Firdausi's §ähnäme gegenüber bringen die Orientalisten Lessing's
Epigramm :
Wer wird nicht einen Klopstock loben ?
Doch wird ihn jeder lesen? — Nein.
Wir wollen weniger erhoben 5
Und fleißiger gelesen sein
gemeiniglich mit einer Beharrlichkeit zur Anwendung, die fast un¬
verantwortlich ist. Auch Nöldeke's schöne Abhandlung im Grund¬
risse der iranischen Philologie hat niemanden zu speziellen Firdausl-
studien angeregt. Und doch ist es eine Ehrenpflicht der iranischen lo
Philologie, gründlich die Schätze zu heben, welche Firdausi's Lebens¬
werk den verschiedensten Zweigen der Forschung in so reicher Fülle
anbietet. In Deutschland gibt es ja allerdings, trotz ihres Grund¬
risses, eigentlich noch keine solche Disziplin, wenigstens verfügt sie
noch über keinen Lehrstuhl, der ihre zunftmäßige Anerkennung zum 15
Ausdruck brächte. Auf den internationalen Orientalistenkongressen
ist die arische Sektion schon längst in a) Indien und b) Iran ge¬
scbieden, und „Iran" hat immer so viel Verhandlungsstofi" zu be¬
wältigen, daß die Zeit nie ausreichen will. Im Universitätsbetriebe
ist aber die „historische Entwicklung" bei Indien stehen geblieben. 20
Ich hatte schon vor Jahren einen Beitrag zur Tilgung besagter
Ehrenschuld in Angriff genommen : Eine ins Einzelste gehende, um¬
fassende Darstellung der Kultur Persiens nach den Schilderungen
des äähnämes. Leider haben mich Störungen meiner Gesundheit, die
jetzt gehoben sind, bislang verhindert, das begonnene Werk zu Ende 25
zu führen. Doch hielt ich die Wertschätzung Firdausi's noch all¬
gemein für unerschüttert. Aus Browne's Literary History of Persia
Vol. II, 142/43 ersehe ich indes, daß dieser gar keinen Enthusiasmus
für das Sähnäme hegt und daraus kein Hehl macht. Einer so
gewichtigen Stimme gegenüber ist es notwendig, bald Einspruch so
zu erheben , wenn man zu solchem Veranlassung hat , damit nicht
andere irre werden. Ich greife aus meinem bisher fertig gestellten
Manuskripte auf gut Glück ein km-zeres Kapitel heraus und zwar:
„Eoß und Reiter", als ein Spezimen dessen, was das Sähnäme bietet.
838 Horn, Roß und Reiter im Sähnäme.
Die Fülle und der Wert des Materials sprechen ja für sich selbst.
Aber auch die Art und Weise , wie es der Dichter darbietet , ist
allenthalben hochkünstlerisch und poetisch. Reiter und Roß, das
Verhältnis beider zu einander sind so zart und gemütvoll geschildert,.
5 wie es nur ein echter Dichter, kein Reimchronist vermochte. Und
das Gleiche gilt für alles, was Pirdausl behandelt.
Der Perser liebt auffallende , bunte Kleidung. Auch seine
Poesie hüllt er in solche. Daß Browne die häufig wiederkehrenden geflügelten Worte (weiter — allerdings nicht „geflügelt" in Büch-
10 inann's Sinne — sind diese Bilder doch nichts), wie: Der Held
erschien wie ein grimmiger, kampfsuchender Löwe, wie ein Krokodil,
wie ein Wind usw. nur als leeren Bombast empfindet, nimmt raich
Wunder. Ich bewundere ara Sähnäme auch in dem epischen Gerippe
iramer von neuem die große Mannigfaltigkeit im Ausdruck (man
15 vgl. z. B. die Zusammenstellung der Sonnenaufgänge usw. in der
Nöldekefestschrift II, 1039 ff.). Browne entschuldigt sich mit mangeln¬
dem Verständnis für alle Epik. Er wird dann also auch die Ilias
und Odyssee nicht so schätzen wie wir anderen , und unter diesen
Uraständen mag sich allerdings Firdausi darein finden, wenn er auf
20 einen Bewunderer verzichten muß , dera sonst ein so feines Gefühl
und so viel Liebe für alles Persische gegeben sind.
Ich rauß es mir hier versagen, zu dem folgenden Material aus¬
reichende anderweitige Parallelen hinzuzufügen. Doch möchte ich
summarisch auf die inhaltreiche Monographie J. v. Negelein's, Das
25 Pi'erd im arischen Altertume, Königsberg i. Pr. 1903 (Teutonia,
2. Heft) hinweisen , deren Verfasser es ausdrücklich anerkannt hat,
daß ihm mein Material „in vielen Punkten ungeahnte Perspektiven
erschlossen habe". Das Kompliment gilt dem großen persischen
Dichter , nicht mir , der ich nur treuliche Kärrnerarbeit zu leisten 30 mich beinülin konnte.
Unter den Haustieren nimmt die weitaus vornehmste Stelle
das Pferd ein. Die Perser sind von jeher ein Reitervolk gewesen,
auch heutzutage macht keiner, der etwas auf sich hält, auch nur
den kürzesten Gang zu Fuß , sondern er steigt , selbst zu einem
35 Besuche über die Straße, zu Roß. So reitet im Sähnäme der Ober¬
mobed zu Izadh Gusasp ins Gefängnis (tvif, 10 v. u.)i). Auch nach
dem Gelage reiten die Helden nach Hause (206, 1397), sogar wenn
sie bezecht sind , wobei sie sich auf den Pferden einer am andern
halten (211, 1481). Rödhäba hebt es als etwas Außerordentliches
40 hervor, daß Zäl seine fürstlichen Füße zum Gehen zu ihr bemüht
habe (164, 641). Für SijäwuS ist es entehrend, daß man ihn zu
Fuß gefangen fortführt und zur Richtstätte schleppt (657,2388;
662, 2474; 664, 2507).
1) Die Zahlen in persischer Schrift beziehen sich auf Turner-Macan , die deutschen auf die Leidener Ausgabe ; vereinzelt ist Mobl als P. zitiert.
Horn, Roß und Reiter im ^hname. 839
Wie in anderen Sprachen ist auch im Persischen der Kitter
(suwär) ursprünglich mit dem Reiter (ap. asabärä) identisch. Der
„Sitz" auf dem Pferde (nisast) ist allgemein zu einem solchen in
allen Lebenslagen geworden und hat direkt die Bedeutung „Be¬
nehmen" erhalten (iHv, 12; (ft^A, 8). 5
Die Zucht der edlen Tiere wurde mit größter Sorgfalt be¬
trieben. Die Pürsten — auch einzelne Große, z. B. Tazaw (832,
1065), Nöäirwän's Vezir Mahbüdh (IIa!*, 7) — hielten ausgedehnte
Gestüte. Auf den Schenkeln trugen die Tiere Brandzeichen ihrer
Eigentümer (287, 91 vgl 106; 1627, 2315), in verschiedenen Koppeln lo
desselben Besitzers vei-schiedene (ifll, 4). Kai Chosrau setzt einmal
als Preise 10 edle Rosse mit dem Brandzeichen seines Großvaters
Käös aus (1069, 82).
Die Koppeln waren in der guten Jahreszeit in der Steppe
untergebracht. Jedes Jahr wurden die Herden in eine sorgfältig is
ausgesuchte, wasserreiche Gegend hinausgeführt (1057, 145); Rustam
bringt einmal allein eine ganze Herde in Verwirrung (1056, 133,
146 ff.). Vor einem Kriegszuge werden sie in Sicherheit (832, 1065)
oder in die nächste Stadt gebracht, um die Truppen auszurüsten
(1144,47)1). Nach der Eroberung der Stadt holt sie der Sieger-'o
von draußen herein (1343, 1386).
Der ääh erlaubt gelegentlich den Rittern, sich aus einer Koppel
Rosse (Fohlen) mit dem Lasso herauszufangen, wozu eine besondere
Geschicklichkeit gehörte (776, 186). Ein Besuch der Herden bietet
einen beliebten Zeitvertreib (z. B. Däräb, 1776, 17).
Parwez hatte in allen seinen Marställen zusammen 46 000 Kriegs¬
pferde (Clo, 13), also wobl zugerittene Ritterrosse (667, 2554);
Zahhäk besaß 10 000 Stück, von denen zwei Drittel Tag und Nacht
gesattelt dastanden, nicht etwa weil er sie zu Kriegszwecken brauchte,
sondern nur des Prunkes halber (28, 97). ;)o
Die Ställe (äkhur) werden häufig erwähnt (z. B. 653, 2333;
667,2554; 1427,2874; 1464,364; 1559,1101; 1691,3446;
1781, 113 — (ö.A, 15 in der abgeblaßten Bedeutung „Krippe").
Wie in Käös' Elburzpalast waren die königlichen natürlich immer
sehr komfortabel angelegt (408, 424). s.'i
Der (Ober)stallmeister (sar subän — meist nur kurz subän.
cöbän „Hirt" — ijala-där , asp-där; der offizielle Titel lautete
sälär-i äkhur: IHI, 1; tfAl, 6; lA.t, 9 v. u. oder amir äkhur:
ini, 2), ein erfahrner Alter (1057, 149), hatte Bereiter und ünter-
hirten unter sich (1056, 135). Gustasp bietet sich dem „Hirten" 40
des rümischen Kaisers als Fohlenbereiter (kurra-täz) an ; der traut
aber dem ihm völlig Fremden nicht und weist ihn zurück (es war
eben ein wichtiger Vertrauensposten; 1454, 163) S.isän. der Ahn-
1) Vgl. della Valle, Viaggi II, 267 ff. tRoma 1568).
840 Horn, Roß und Reiter im Bahname.
herr der Sassaniden, war Pferdehirt des Königs von NeSäpür (1757,
154), desgleichen seine Nachkommen bis auf Bäbak, der es zum
Oberhirten brachte (IHo, 8 ff.).
In dem Leben des Helden bildet die Roßwahl eine wichtige
5 Episode. Das Sähnäme enthält verschiedene derartige Szenen ; die
ausführlichste davon ist die Kürung des RakhS:
Sämtliche Herden seines Großvaters werden dem jungen Rustam
vorgeführt. Er streicht jedem einzelnen Rosse über den Rücken
und drückt ihm dabei durch seine gewaltige Kraft den Bauch
10 bis auf den Boden hernieder. Da kommt endlich eine käbulische
Schimnielstute mit einer Brust wie eine Löwin, kurzen Fesseln,
Ohren (spitz) wie Dolchen, Brust und Schultern feist, schmalen
Weichen. Hinter ihr ein seit drei Jahren sattelrechtes Füllen,
dessen Hinterkeulen i) und Brust schon so breit wie die seiner
15 Mutter sind, rotbraunscheckig, mit einem Ochsenschwanz, schwarzen
Hoden, wild, stahlhufig. Sein Leib war von oben bis unten bunt
wie rote Rosen auf Saffran. Die Spur eines Ameischens konnte
es auf schwarzem Wolltuch in finsterner Nacht zwei Farsakh (12 km)
weit sehen ^). An Kraft war es ein Elefant, an Höhe ein Eilkamel,
20 an Wucht wie der Berg Bahistün (287, 91).
Rakh§ ist das Ideal aller Rosse ; von ihm abzustammen ist
das Höchste , was sich überhaupt von einem Pferde rühmen läßt
(1094, 504). Einmal bricht er unter Afräsijäb's Stuten ein, so daß
ihn Rustam mit dem Lasso wieder herausfangen muß (1056, 129).
25 Die Helden reiten wohl durchgängig Hengste. Daß dies aucb
sein Bedenkliches haben konnte, zeigt folgende Episode. Babräm's
Hengst läuft auf dem Schlachtfelde Stuten nach und läßt sich auch
durch Schläge nicht zügeln. Der Reiter haut ihm schließlich in
jähem Zorn unmittelbar vor dem Feinde den Kopf ab und muß
so nun zu Fuß kämpfen , was als etwas ganz außerordentliches gilt
(859, 1531 ff, 1546).
Aus RakhS's Geschlecht stammt Subräb's Eoß. RakhS ward
einmal heimtückisch von samanganischen Pferdehirten gefangen und
besprang bei dieser Gelegenheit 40 Stuten , von denen aber nur
35 eine unter großen Schmerzen trächtig ward — die Mutterstute von
Suhräb's Roß (435 Anm. 11).
Genau wie sein Vater Rustam probiert auch Subräb viele
Rosse durch , bis er das rechte findet : Einen Braunen , stark wie
einen Elefanten, flüchtig wie einen Vogel, mit einer Brust wie eine
40 Gazelle, (munter) wie ein Pisch im Wasser, der die schweren Waffen
tragen kann (443, 173; das Letztere betont auch Rustam 287, 89,
vgl. 435, 48).
Ein gutes Roß kann im Notfalle selbst noch einen zweiten
Reiter in voller Rüstung tragen (856, 1477). Zu Puß kann der
1) Pralle Hinterbacken sind scbön (1533, 648).
2) Schon awestisch.
S 9
Horn, Roß und Reiter im Sähnäme. 841
Ritter in dieser niciit gehen. Gustahm taumelt wie ein Trunkener
umher, als ihm sein Roß erschlagen ist (856, 1474). Charakteristisch
ist es auch , wenn Nakhwär dem Farüdh den Rat gibt , er solle
nicht den Tös verwunden, sondem vielmehr sein Pferd töten ; denn
dann werde der vom weiteren Kampfe abstehn — allerdings hier 5
aus dem Grunde, weil es für Pürsten nicht ziemlich sei, zu Puße
zu kämpfen (1305, 642).
In derselben Nacht, in welcher Alexander der Große geboren
ist, hat auch eine edle Stute im Marstall ein Püllen (einen Schimmel)
geworfen , das dem jungen Helden dadurch wie vom Schicksal be- lo
stimmt ist (1781, 113). Das ist ein poetischer Gedanke, in der
Wirklichkeit würde das Roß bald zu alt für seinen Reiter werden.
Zum Kriegsdienst werden vierjährige Pferde als am Geeignetsten
bezeichnet (1882, 1381).
Der junge Gör wählt aus 100 edlen arabischen Rossen zwei i5
aus: Ein kastanienbraunes mit breiter Brust und ein rotbraunes,
beide aus dem Walde von Küfa (jedenfalls von berühmter Zucht;
Ifil, 3). Därä begnügt sich in seinen ersten ärmlichen Verhältnissen
mit geringen Waffen, sein Pferd muß aber edel und wertvoll sein
Ein Ideal eines Rosses ist auch das geheimnisvolle, welches
König Jazdegard I, den Sünder, erschlägt : Ein Schimmel mit Hinter¬
backen wie ein Wildesel (prall), kurzen Pesseln, schwarzen Hoden,
raben(schwarz)äugig, den langen Schweif auf dem Boden schleppend,
mit hohem Nacken, langer Mähne, steinhufig, schäumend, wild. Es 25
läßt sich ganz willig satteln; als dann aber der König zurücktritt,
um den Schwanzriemen zu befestigen, wiehert es auf und gibt ihm
einen Huftritt an den Kopf, daß er sofort tot umfällt (ifvl^, 1 v. u.).
Aucb „langgezogene Genitalien" gelten als Vorzug (817, 814;
Rückert nicht genau: „die Weiche gestreckt")i). so
Rakhs wiehert in der Schlacht beständig (953, 1468), seine
Stimme kennt jeder. Kai Käös faßt aus seinem Gewieher neuen
Mut (350, 560 — so hat er zu Qobädh's Zeit im Türkenkampfe
gewiehert), Afrisijäb erschrickt davor (1673, 3137). Auch Zarer's
Roß erkennt Gu§täsp am Gewieher (1449, 75). 85
Rosse wittern ihresgleichen von Ferne (1258, 2276). In tiefster
Finsternis, wo der Reiter keine Ahnung mehr vom Wege hat, über¬
läßt er sich der Führung seines Tieres (344, 451), daher das passende
Beiwort des Pferdes „wegsuchend' (56, 423).
Die Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit der Rosse wird 40
natürlich öfters dichterisch übertrieben. Real ist es aber, wenn an
einem Tage eine doppelte Tagestour geleistet wird, z. B. 335, 299;
1559, 1103 ein Weib), oder auch, wenn Lohhäk und Farsidhward
auf der Flucht in einer Stunde 7 Farsakh (ca. 40 km) zurücklegen
(1764, 124). so
(1257, 2266). 45-
1) Etwa „kastriert'?
842 Horn, Roß und Reiter im Sähnäme.
Beiwörter und allgemeine Bezeichnungen des Rosses sind im
Sähnäme :
„Windfuß" (52,338), .windschnell" (bädh-äwar; 1179,748)
— Sijäwus's Bihzädh holt den Wind im Laufe ein (653,2434),
8 er fliegt davon (722, 741); Säm's und Hümän's Rosse heißen Adler
(188, 1068; 881, 199);
„Schnellläufer" (Renner ttz-rau; 1220, 1545), „schnelllaufend"
{tez-tag; 52,352), „Traber, trabend" {gäm-zan; 443,173), , Weg¬
treter' {räh-pnj; 58, 454), „wegzusammenwickelnd" d. i. „schnell' 10 {rah-naward ; 462, 446).
„Scharfäugig' (58, 454). „Erzhufig" (Rakhs) 302, 41, (CöbTn's Roß) IavS*, 4; kurz „ehern" (187, 1054); „steinhufig" (das Roß, welches Jazdegard I erschlägt; Ifvf, 11). „Fügsam" (wohldressiert;
dasi-kas, 341,391). „Kräftig" (bär-kas wörtl. „lastentragend";
15 712, 556).
In Vergleichen erscheint es als ein Drache oder ein Eilkamel
(Bibzfidh ist ein „schwarzes Eilkamel", 722, 740).
Für die Reise verwandte man Paßgänger {rahwär; 1177, 713
— so heißt Bevan's Roß im Vergleich zu dem edlen Bihzädh).
20 Neben seinem Leibrosse hatte der Ritter stets noch ein Hand¬
pferd {2)älä), das er bei weniger wichtigen Gelegenheiten ritt (z. B.
140,205; 151,397; 930,1061). Auch Reitgestelle für Prauen
werden vom pälä getragen (220, 1634).
Der Ritter erscheint mit zwei Pferden (1489, 807; 1385, 2222),
25 wie das ganze Heer (1209, 1355; löff, 5 v. u.)*) oder wie Boten
zu einem Eilritte zwei mitnehmen (172, 780 „wenn eins bleibt, so
setze dich auf das andere"; auch 647, 2236 ist wohl statt „drei"
vielmehr „zwei" zu lesen, wie II.0, 7; IIa!", 16; Uli, 3 wirklich steht; die Boten des Parwez an den Kaiser satteln die Handpferde, 30 reiten also zunäcbst auf solchen Iii., 9 v. u.). Lohräsp war seiner
Zeit ärmlich nur mit einem Rosse nach Erän gekommen (1432, 2972).
Be^an vermißt es einmal schmerzlich , daß weder sein Rappe noch
sein brauner Paßgänger zur Stelle ist (1081, 284).
Bei Pferden muß man nach „Abstammung und Farbe' fragen,
85 lautet eine Maxime (f.vC, 13 P.).
Als edelste Eosse gelten die arabischen (529, 105). Sie sind
die schnellsten (187, 1046), haben lange Mähnen (316, 15) und ein
so glattes Fell, daß kein Stäubchen darauf haften bleibt (1119, 941).
Gern bilden sie einen Bestandteil fürstlicher Geschenke; Mundhir
40 sendet solche an Jazdegard I (P. V, 513), ein berühmtes Gestüt
bei Küfti fanden wir bereits erwähnt (S. 841). Bisweilen heißt es
kurz „rennende Araber' (50, 300), „ein Araber' (Ufo, 15).
I) So auch in der Folgezeit; im Heere der Großmoghuls war die Kavallerie eiu- bis vierpferdig (s. Horn, Das Heer- und Kriegswesen der Großmoghuls, Leiden 1894, S. 20).
Hom, Roß und Reiter im Sähnäme. 843
Neben ihnen werden auch Rosse aus Pars (oder allgemein
„persische?") genannt (200, 1273).
Rakhs stammt aus Käbul (s. oben), Isfandijär hat ein Berber¬
roß (1570, 1276), einen Zäbuler Grauen erkennt Säm schon von
Ferne (172, 787). Chinesische Pferde schenkt der Chaqan dem Kaiser 5
(IIaI, 15), die Alanen senden solche eigener Zucht an Nö^Trwän
(P. VI, 147), ebenso Qandaqe (andalusische) an Iskandar (1864, 1048).
Nicht so ganz einfach ist es , die Bedeutung der einzelnen
Farbenbezeichnungen zu ermitteln. Als vier Hauptfarben haben
wir einmal: Schecke, Fuchs, Schimmel, Rappe (1840, 593). Rot- lo
braunscheckig (bör-airas)^) ist RakhS (288, 108; 1030, 1191).
Das Wort Rakhs selbst bedeutet „Schecke" (498, 1064); Gustahm
leiht einmal dem Gew einen prächtigen rakhä (817, 814). Er heißt
auch „rosenfarbig" (gulrang; 289, 125, 130 — vgl. „wie rote
Rosen auf Saffran" V. 100)-), oder „rosenscheckig" {gulraklis ; u>
342,417). „Rosenfarbige" Pferde (gulrang, gultjän) haben auch
Gödharz (1094, 503), Farlburz (762,1409), Lohräsp (1530, 603), Gör
(löff", 9 V. u.), Hümän's Dolmetscher beim Zweikampf (1179, 748).
Häufig sind Füchse bör. Qobädh reitet einen (296, 242);
SijäwuS's Pferd ist ein solcher (444, 189) — 626, 1852 hat es das 20
Beiwort „elefantenfarbig" d. i. „elefantenartig" oder „elefantengleich"
(vgl. 444, 174).
„Kastanienbraun" (asqar; 427 Anm. 1; Ifil, 3).
„Rotbraun" (kumet — mit schwarzer Mähne und Schwanz;
tfil, 4). 25
Der Schimmel (kking'''}) spielt auch in Persien eine besondere
Rolle. Aus dem Wasser kommt das weiße Todesroß Jazdegard's I
(Ifvt^, 1 V. u.) und verschwindet wieder in ihm (Ifvf, 11 v. u.),
der Engel Sarös reitet auf einem Schimmel (lin, 6 v. u.*)). In
der Schlacht werden Schimmel erwähnt (1515, 333); Rakhs's Mutter m
war einer (287, 96); Schimmel reiten Farhädh (1094, 503), der
junge Iskandar (1781, 114), Parwez (einen „Elfenbeinschimmel";
IavC, 11 V. u.).
Dagegen bedeutet carma „grau". Der carma Suhräb's ist
nämlich „steinfarbig" (477, 714 — „moschusfarbig", das wäre „schwarz", 35
wie P. hat, ist unmöglich). ManSÖihr (121, 1035), Säm (188, 1073),
Hümän (1183, 832), ein Bote (172, 783) reiten Graue. Ein Araber¬
fürst hat den Spruch getan: „so lange ich lebe, soll mein Grauer
mein Freund sein, ein Weib brauche ich nicht" (152, 419).
Ein hellbraunes (ins Gelbe spielendes) Pferd (samand) haben 4o
1) Auch kurz bloß bör (288, 122) oder abraS (288, 116, 133).
2) Rotbraun-rosenfarbig (285, 69 — antizipierend).
3) Daß khing direkt den Schimmel bezeichnet (nicht „grau"), beweist die Stellung neben scbwarz (1840, 593, auch WTs und Eämin 38, 6).
4) 830, 1032 ist mit P. zu lesen: „Keiner konnte die Faust mehr rühren'.
Zoitschrift der D. M. G. Bd. LXI. 66
.S !) *
844 Horn, Roß und Reiter im Sähnäme.
z. B. Gustahm (1260,2320), Zäl (191,1113), Gurdäfaridh (451,
292), Kai Käös (390, 184), der Gödharzide Bahräm (803, 569)j
Manööihr (194, 1167), Säm (196, 1184). Auch sonst ist die Farbe
beliebt (416, 559), die Mutter von Alexander des Großen Leibpferd
5 war hellbraun (1781, 113).
Zweimal kommt ein „Apfelschimmel" (ablaq) vor; Cöbin reitet einen moschus(schwarz)schwänzigen, erzhufigen (Uvf, 4), desgleichen Bindög (IlfA, 2).
Endlich der Rappe (deza, iabdez , „nachtfarbig", Sabrang).
10 Solche reiten Säm (191, 1125), Isfandijär (1532, 644); Mihräb
(229,1795), Qobädh (255, 204), Gew (1035,1275), Gör {\b.^, 12 v.u.), Parwez (Mo, 18; r.ff, 2), Schahrän Guräz (f.ol, 10 v. u.; schwarzes
Roß); Alkös (429, 715), Kai Chosrau (762, 1409), Farämurz (688
118), BeXan (1072,134; 1094,504; 1256,2233), SijäwuS (653|
16 2334).
Öfters sollen Sabdez und Sabrang wohl die Namen der Rosse
sein. So heißt Isfandijar's Rappe (1532, 644) Öabrang (1589, 1599), Gör's äabdez (lo.l, 12 v. u.) oder Sabrang (Iofl, 4 v. u.), doch läßt
sich nicht immer genau bestimmen, ob vom „Rappen* oder von
20 äabrang , Sabdez die Rede ist. Auch Gulgün , Gulrang (s. oben)
können Eigennamen, nicht nur Farbenbezeichnungen sein.
Unzweifelhafte Pferdenamen sind RakhS, Bihzädh (SijäwuS's
Rappe 653, 2334, den dann Kai Chosrau erhält, und der in Gustäsp's
Rappen wieder auflebt, 1523, 464; 1535, 693) und Sabähang
26 („Morgenstern"), wie Farhädh's Schimmel (1094, 503) und Bevan's Rappe (1179, 751) heißen.
Das Leibroß ist seines Reiters treuester Freund. Es hat Menschen¬
verstand. Rustam läßt auf seinen Abenteuern den RakhS während
der Rasten frei herumlaufen und weiden (ohne Zaum ; 335, 308,
90 vgl. 1053, 84), er stellt sich schon zur rechten Zeit von selbst
wieder ein. Einmal fangen ihn in einem solchen Falle Turanier,
nachdem er sich vorher tüchtig gewehrt hat (435, 34). Ein anderes
Mal tötet er einen Löwen, während sein Herr ruhig schläft (335,
310). Als diesen ein Drache überfallen will, weckt er Rustam und
35 unterstützt ihn dann im Kampfe, indem er das Untier beißt (339,
364,ff.). Auch PaläSän, der gerade beim Essen sitzt, und Lohhäk
machen ihre Pferde durch Wiehern auf die nahenden Gegner auf¬
merksam (828, 992; 1258, 2277). Bei der größten Ermüdung sorgt
der Reiter daher seinerseits zuerst für sein Roß und denkt erst in
40 zweitel- Linie an sich selbst (339, 354).
Sijäwuä läßt seinen Bihzädh („Wohlgeboren") vor seinem Tode
frei. Er drückt den Kopf des Tiers an seine Brust und sagt ihm
ins Ohr, es solle sich von niemandem als von seinem Sohne Kai
Chosrau einfangen lassen. Alle seine andern Rosse tötet er, damit
45 sie nicht in die Hand seiner Feinde fallen (653, 2334). Das
Gleiche tut Jarira mit ihres Sohnes Farüdh arabischen Rossen; sie
r. ♦
Horn, Roß und Reiter im Sahname. 845
schlitzt ihnen den Bauch auf oder haut ihnen die Sehnen durch
(824, 924). Der junge Kai Chosrau geht dann später in den Wald,
wo Bihzädh sich aufhält (seine Mutter Firangls weiß die Stelle)
und zeigt ihm Sattel und Zaum des Vaters; der Rappe erkennt
sie , beide weinen. Unter Liebkosungen sattelt Kai Chosrau das 5
Roß (722, 730). Firangls küßt ihres Gatten treues Roß (723, 760);
ebenso Suhräb's Mutter das ihres toten Sohnes (519, 1435). Katäjün,
Isfandijär's Mutter und dessen Schwestern streicheln dem Pferde
des Toten Kopf und Hals und bestreuen es mit Staub (es trauert
so mit den Menschen); Katäjün macht ihm Vorwürfe (1722, 3963). lo
Bevan's Pferd kommt, als es seinen Herrn verloren hat, mit
zerrissenem Zügel und verkehrt aufgelegtem Sattel zurück (als wenn
es sich das selbst getan hätte ; auch Gustahm's Roß in gleicher
Lage, 1260,2321), „die Lippen hängend lassend" (trauernd; 1092,
452). Eines Verstorbenen Rosse schnallt man nämlich den Sattel i.'>
verkehrt auf (z. B. 1720, 3934) und schneidet ihm Mähne und
Schwanz ab. Bei Alexander des Großen Tode werden 1000 Rosse
so gezeichnet (It^'oA, 5). Das Trauergefolge hinter Suhräb's Leiche
hat seinen Pferden die Schwänze abgeschnitten (514,1353), was
dessen Mutter dem Leibrosse mit seines Herrn Säbel später „halb" 20
tut (519, 1443).
Für die Jagd hatte man besonders dressierte Rosse (IIaI*, 6).
Nur in der allerhöchsten Not schlachtete der persische Krieger
sein Pferd und aß es (830, 1031). Bauern aßen dagegen Pferde¬
fleisch. Sah Nöslrwän erließ die Verordnung, daß ein Soldaten- 2.'>
pferd, das in eineni Saatfelde weidend betroffen werde, an Ort und
Stelle getötet und der Feldbesitzer durch das Fleisch entschädigt werden solle (Ivll, 3). In Türän verspeiste man bei Festlichkeiten Pferdefleisch (1615, 2102).
Daß Rosse ohne Weiteres einen großen Fluß durchschwimmen, 30
gilt als etwas Außergewöhnliches. So setzt Firedhün mit seinem
Gefolge über den reißenden Tigris, wobei die Rosse bis zum Sattel
einsinken (52, 338), oder Kai Chosrau über den .Jehün. Von einem
vorzüglichen Reiter heißt es, er könne das Meer zu Pferde passieren
( IaCI', 9). Sonst bindet man den Pferden aufgeblasene Schläuche 35
an die Seiten (1606, 1928 — die Furtstelle, wo ein solcher Über¬
gang möglich ist, kennt bloß ein Ortskundiger, V. 1922).
D.as Leibroß des Ritters mußte jederzeit im Stalle gerüstet
bereit stehen (653,2335), im Lager ' vor dem Zelte (841,1204;
vgl. IaII", 12 V. u.). Ardasir läßt für die Flucht mit Ardawän's 40
Mädchen heimlich zwei Pferde satteln , die schon so fressen und
dann nur noch aufgezäumt zu werden brauchen (It^vC, 4).
Nach dem Ritte wird das Pferd gestriegelt, bekommt Stroh
und wird im Stalle angebunden (Iflf, 3 v. u.) ; mangels eines
Striegels kann man es mit einem wollenen Sacke abreiben (loir, 1 v. u.). 45 ÖC*
846 Horn, Roß und Reiter im Sähnäme.
Der Mist wird mit einem Besen zusammengekehrt und in eine
Grube geworfen (Ifil, 1).
Die Hetäl sattelten ihre Pferde nie ab (IIaa, 16); in einem mehr¬
tägigen, fortgesetzten Kampfe können dies einmal die Soldaten des
6 Chaqans auch nicht tun, was ihnen sehr ungewohnt ist (IVi, 8 v. u.).
Eine militärische Eeiterstrafe bestand darin, daß einer, der
sich etwas hatte zu Schulden kommen lassen , verkehrt auf seinem
Pferde sitzend durch das Lager geführt wurde , die Beine unter
dem Bauche des Tieres zusammengebunden (P. V, 655)^). Daß ein
10 lediges Pferd in einem Saatfelde totgeschlagen werden konnte, sahen
wir oben; doch war man auch milder und ließ ibm nur Schwanz
und Ohren abschneiden, wodurch es für seinen Besitzer immerhin an
Wert verlor (U.., 6).
Einen Königsmörder läßt Börän auf ein ungezähmtes , un¬
is gesatteltes Püllen binden, worauf man das Tier mit Lassos im Medän
jagt. Es wälzt sich auf dem Boden und zerquetscht den Delinquenten ((•.ÖV, 7 V. u.).
Die edle Reitkunst gehörte unbedingt zur Ausbildung des Vor¬
nehmen. Schon als Knabe tummelte er sich auf dem Rosse. Von
20 einem guten Reiter forderte man vor allem einen guten Sitz. Rustam's Sitz auf seinem RakhS ist ein „königlicher' (484, 828), Gurdäfaridh
sitzt so fest, daß ein Lanzenstoß Suhräb's sie zwar aus dem Sattel
hebt, sie sich aber trotzdem auf ihrem Pferde hält und in dieser
Lage sogar ihres Gegners Lanze mit dem Säbel durchhaut (451, 297).
25 Der Reiter mußte sein Pferd nach rechts und links in jedem
Augenblick sofort wenden können (Iflo, 4; lifo, 2 v. u. ; liAO, 12),
auch in Karriere (Hfl, 5).
Fester Schenkeldruck wird immer hervorgehoben (z. B. 288, 121).
Bei Karrifere „wird der Steigbügel oder Steigbügelriemen (649,
so 2254) schwer, der Zügel leicht" (604, 1487 u. o.), läßt der Reiter
dem Rosse die Zügel (451, 302), wie er sie ihm auch im Kampfe
auf den Hals legt, um die Hände für die Wafifen frei zu bekommen
(888, 307). Einem gut dressierten Pferde muß man auch bergab
die Zügel lassen können (man braucht es nicht vor dem Straucheln
35 straff zu halten ; Iflo , 6 v. u.) ; dem RakhS galten Berg , Schlucht
und ebener Weg ganz gleich (306, 105). Wer einen Steigbügel¬
riemen gesehen hat (ein Reiter), darf nicht vor bergauf noch bergab
zurückschrecken (livi, 1). Betrunkene verlassen sich ganz auf ihre
Pferde ; sie halten sich einer am andern, balten also die Zügel nicht
40 straff (211,1481/82). Zum Anritt in den Kampf „sammelt" der
Reiter die Zügel (394, 243 u. o.), d. h. er faßt sie fest.
Auf dem Marsche reiten die Truppen „die Zügel in einander
1) Vgl. „das hölzerne Pferd", Eselreiten, Sätteltragen und andere Kavalle¬
ristenstrafen (dorn, Die deutsche Soldatensprache, Gießen 1899, S. 123).
Horn, Roß und Reiter im t>ahname. 847
verschlungen" (1282, 206). Ein besonderes Kunststück vollführen
Isfandijär und Gurdija, indem sie ihre Speere in den Erdboden
stechen und sich an ihnen in voller Rüstung auf das gesattelt vor¬
geführte Roß schwingen (1690, 3432; IIao, 11). Die reiche Termino¬
logie der Reitkunst kann ich gegenwärtig hier nicht erschöpfen, 5
zahlreiche Redensarten aus ihr sind auch in den Sprachgebrauch
des täglichen Lebens eingedrungen. In meinem Buche wird dies
alles genaue Berücksichtigung finden. Da ich, wie alle arabischen
Wörter, jedes vorkommende ''inän und rikäb (rikeb) gebucht habe,
so wird mir im allgemeinen kein wichtigeres Vorkommen von Zügel, lo
Bügel usw. entschlüpft sein.
Der Himmel trägt oder leidet jemandes Sattel (89, 510; C.I.,
5 V. u.), jeraand hat ihn sich gesattelt (1630, 2371; loff, 2), hält
den Zügel der Zeit in der Hand (lw., 11 v. u.)
Der Tod zieht dem Rosse des Schicksals den Bauchgurt fest i5
an (433, 14 — vielleicht unecht). Einer sucht den Zügel der Größe
(866, 1658), zieht den Zügel nach hohem Tun (1116, 890), ein
anderer zieht ihn von etwas zurück (ll*"t. , 6), wendet ihn von
jemandes Willen ab (1306,671)1).
Jemand schwingt sich in den Sattel (erreicht etwas; 179, 909). 20
Guräz ist ungezäumt im Kampfe gegen Löwen (d. h. er läßt
sich nicht halten; 482, 786).
Zigeuner sind „Reiter (Meister) auf dem Lautenschlag' (Ioaö,
3 V. u.), wie Gustäsp „Reiterschaft" auf Hammer und Ambos er¬
langen will (1455, 192). 25
Den Zügel vom Bügel nicht unterscheiden können, ist ein
Zeichen völliger Ratlosigkeit und Verwirrung usw. usw.
Eine ausführliche Besprechung erfordert auch die Ausrüstung
des Pferdes.
Die Zäume (siiäm^), lagäm, fisär) waren aus Gold (28, 97; so
307, 122; 402, 340 „goldbestickt"; 63, 28; 436, 63; 653, 2335), oder Silber (lifo, 13), sowie mit Edelsteinen besetzt (1504,160;
Ufi, 12 an jedem einzelnen Gliede) und bildeten wegen ihrer Kost¬
barkeit eine willkommene Kriegsbeute (701, 858) ^).
Das Riemenzeug am Zaum war schwarz (721, 714), wie der 35
lederne Zügel (inän; 722, 745) oder Halfter (pälhang — der bis
auf die eine Stelle 1239, 1923 im Sähnäme stets nur zur Fesselung
von Gefangenen verwandt wird).
Die Sättel (ein) waren aus Pappelholz (302, 50), mit Birken¬
rinde belegt (tözi; 886, 280; 1241, 1957; IIöö, 9). 40
Darauf lagen goldene, mit Perlen besetzte Decken (593, 1294;
1) Hier noch ein Wortspiel, indem käm sowohl „Wille' wie „Gaumen' bedeutet.
2) Nach den Wörterbüchern könnte sitäm auch Sattelverzierung sein.
3) Ustäm (799 Anm. 3, V. 3; 1504, 160).
848 Horn, Roß und Reiter im Sähnäme.
„goldene Sättel' Iii., 9 v, u.; IIaa, 9 v. u.), Leopardenfellschabracken
(junägh) mit aufgestickten Juwelen: 407, 403; 627,1870, auch
722, 732; 1118,928; 1131,1168; 1174,639; 1222,1585; 1727
Anm. 9, V. 1), Brokatdecken (1069, 83), Brokatschabracken (jul-
5 r.Cv, 12), chinesische (1663, 2960).
Farhädh sitzt einmal auf einem soghdischen Sattel (787, 339).
Als Verzierung hängen am Sattel, Zaum und Leibgurt goldene und
silberne Troddeln (han-ä; 1648, 2673; 1834, 467 = rr, 6).
Unmittelbar auf dem Rücken des Pferdes lag eine einfache
10 wollene Decke (namadh-zln), mit welcher der Reiter sich beim
Schlafen im Freien zudeckte (1053, 85; Iflo, 13) und auf der er
auch gelegentlich einen Verwundeten bettete (1262, 2353).
Am Sattelgurt oder Sattelknopf (fiträk) hängt während des
Rittes der Lasso, den der Reiter dann zum Gebrauche losmacht und
16 vor sich auf den Sattelhöcker (köha-i zin) legt (s. „Lasso").
Am Sattelknopfe befestigt man auch abgehauene Feindesköpfe
(1183, 822), Be^an einmal die Köpfe erlegter Eber (1072, 134).
Beim gesattelten Rosse hängt der Zügel vom Sattelhöcker
herunter (1030, 1192). Dieser ist (vorn und hinten) so hoch, daß
20 der Reiter, wenn er während des Rittes einschläft, den Kopf darauf
legen kann (1053, 81). Bei einer Rast benutzt man den Sattel
nebst Schabracke als Kopfkissen (1053, 84) i).
Die Steigbügel (rikeb) hingen an Riemen (1181, 791); sie
waren aus Silber (125, 1100). Die Helden trugen lange, z. B.
25 Subräb (488,897; 500,1113), Sijäwus (722,732), Gustäsp (1479,627).
Als Tazäw die Ispnöi während des Rittes zu sich aufs Roß
nehmen will , hält er ihr einen Steigbügel zum Aufspringen hin
(836, 1140). Auch bei einem heftigen Lanzenstoß darf der gute
Reiter die Füße nicht aus den Bügeln verlieren (1221, 1574), doch
30 passiert dies natürlich trotzdem (697, 276).
Die Szene des Satteins wird einmal genauer geschildert (Ifvf, 7):
das Pferd hält ganz still, ohne einen Vorderfuß (dasi) vor oder
einen Hinterfuß (päf) zurückzusetzen). Der Reiter legt ihm den
Sattel auf und schnürt den Bauchriemen (tang) fest. Dann be-
35 festigt er, zurücktretend, den Schwanzriemen (2)ärdum).
Zum Antreiben des Pferdes trug der Eeiter eine Peitsche bei
sich (r.o1,7 V. u.), auch in der Schlacht (1220,1545). Darauf
stand sein Name, sie durfte daher nicht in die Hand des Feindes
fallen (857, 1489). Auch auf den Sätteln und Zäumen stand der
40 Name des Eigentümers (1727 Anm. 9, V.l — bei Rossen, die
Rustam dem Prinzen Bahman schenkt). Die Reitpeitsche konnte
sehr kostbar sein. Gew hat von Firangls aus dem königlichen
Schatze eine mit einem silbernen und goldenen, juwelenbesetzten,
zwei Hände langen Griff erhalten (nach P. wäre der Riemen mit
1) junägh (junakh, junaq) bezeichnet bisweilen don Sattel (722, 732).
Horn, Roß und Reiter im Sähnäme. 849
Juwelen besetzt gewesen; 857, 1499); eine andere ähnliche bat ihm
Käös geschenkt und außerdem besitzt er noch fünf weitere gold¬
verzierte (858, 1502).
Die Eeitpeitsche des Sähs erkennen alle schon äußerlich an
dem Namen darauf Man hängt sie am Tore seines jeweiligen Ab¬
steigequartiers oder an einem Baumaste davor auf, die Vorüber¬
gehenden verneigen sich dann vor ihr (wer reitet steigt vom Pferde)
und rufen Heil! (töii, 13; (öH, 2; IöCv, 2, 12 fif., 2 v. u fif.).
Im Kriege trugen die Pferde (wie die Elefanten) Harnische
{bargustuwän), eine Erfindung JamSedh's (23, 10). Bei einer eiligen
Verfolgung werden sie abgelegt (121, 1036), Parwez schneidet auf
der Plucht den seines Pferdes auf, um schneller fortzukommen (11(^1,
11 — der Pferdeharnisch ist schwarz, d. h. von Eisen).
Bei festlichen Gelegenheiten fiocht man den Pferden Juwelen
in Schwanz und Mähne (817, 810).
Einmal wird der Pferdenabel erwähnt. Ein Rhinozeros reißt
Gustäsp's Rosse mit seinem Home den Leib von den Hoden bis
zum Nabel auf (1466, 401).
Korrekturnote. Vorstehendes ist im Jahre 1900 geschrieben,
es ist also älter als C. Philipp's Sammlungen über das Pferd bei
Sa'di in seiner Halle'schen Dissertation vom 11. November 1901
(Beiträge zur Darstellung des persischen Lebens nach Muslih-uddin Sa'di) S. 30 fif.
Auf P i s c h e r 's Frage über die Bedeutung der Quitte bei
den Persern (oben S. 754) gibt das Sähnäme natürlich auch Aus- :
kunft, ich kann es aber im Augenblicke nicht verhören.
Spuren eines syrischen Diatessarons.
Von
Hans H. Spoer, PH. D.
American School of Archseology at Jerasalem.
Der folgende Text entstammt einem syrischen Leetionarium vom Jahre 1262 A. D. und befindet sich zur
Zeit im syrischen Kloster zu Jerusalem. Für eine Beschreibung der Handschrift und Ubersetzung des Textes mit
Vergleichung des arabischen Diatessaron vergleiche man Barton und Spoer: Traces of the Diatessaron of Tatian
in Harclean Syriac Lectionaries , Journal of Biblical Literature vol. XXIV, p. 179 sqq. 1905.
5 Vgl. arab. Diatessaron cap. 48.
Leetionarium am unteren Bande zu Kolonnen IX — XII.
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