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Eine Dittographie
in Hiob 38, 8 und ihre Begleiterscheinungen.
Von Wilhelm Caspari.
Die Stimmung Hiob's, welcher die Gottesreden in Kap. 38 ff.
begegnen sollen, wird vielfach als eine Art Hybris aufgefaßt; sie
führt ihn zwar nicht zu einer entsprechenden Tat, aber sie hat ihn
zu einer Selbstüberschätzung gebracht. In dieser befangen , be-
5 trachtet er sich , ohne sich dessen bewußt zu werden , als Mittel¬
punkt und Ziel der Welt. Er kommt sich nicht mehr als Indi¬
viduum einer weitverbreiteten Gattung vor, sondern er sieht in
sich die ganze Gattung geschlagen und verunglückt, weil sein Leiden
keine individuellen Voraussetzungen auf seiner, Hiobs, Seite (Sünden)
io gehabt hat. In seiner Weltvorstellung ist alles, was da ist, im
wesentlichen in zwei Sphären geteilt: in das Menschliche und Außer¬
menschliche. Letzteres befindet sich unmittelbar oder mittelbar in
der Hand Gottes, und auf ihn wird zurückgeführt, was sich im
Außermenschlichen begibt. In eine ähnlich zentrale Stellung rückt
15 Hiob innerhalb des menschlichen Gebietes infolge seines jetzigen
Ergehens sein Ich ; denn dieses ist ihm zum Problem geworden ;
die Tiere, die ihn umgeben haben, die Familie, die ihn als ihren
Patriarchen geehrt, sie sind nicht mehr. Nicht um ihretwillen also
war er da , sondern ihr aller Dasein hat nichts weiter auf Erden
20 zurückgelassen , als Spuren oder Eindrücke in seinem Innern ; so
wird er zum ersten Male dahin gebracht, sich in seinen Gedanken
isoliert Gott gegenüber zu setzen, und ohne Ablenkung seine
Existenz in dem Schema: Gott und der Mensch, zu denken.
Wahrend nun diese Stufe des religiösen Bewußtseins anderwärts
25 als das Höchste gefeiert wird, was sich denken läßt, hat das Hiob-
buch sein Augenmerk auf die hiermit verbundenen , geistlichen'
Gefahren gerichtet. Es steht der Seelenstellung Hiob's mit un¬
verhohlenem Bedenken gegenüber und läßt Gott zu ihm sagen, daß
er sich nicht überschätzen solle; er ist nur ein kleiner Teil der
:w Welt; daraus kann er die Anwendung auf sich machen, daß sein
eignes irdisches Wohl und Wehe nach Bedarf umfassenderen
Zwecken untergeordnet ist; als Zwecke, die seinen eignen Gesichts¬
kreis überschreiten, werden sie ihm vielleicht nicht einmal kenntlich, das Stück kann das Ganze, dem es eingegliedert ist, nicht begreifen.
Eine weitere Anwendung kann Hiob — aus derselben Antwort —
für seinen Gottesbegriff machen : Gott wird durch das Elend seinem s
bisherigen Schützlings nicht entstellt.
Die erste Anwendung schüchtert Hiob ein und demütigt ihn,
die zweite beruhigt ihn. Ohne gleichzeitige Beruhigung brächte
die bloße Demütigung keine Lösung, denn nicht nur die Existenz
Hiobs ist durch Elend erschüttert, die Erschütterung hat auch auf io
seinen innersten Besitz zurückgeschlagen, die festen geistigen Voraus¬
setzungen , ohne die er sich selbst nie vorgestellt hat, sind ins
Wanken gekommen, zwar nicht so, als wollte er unter die Skeptiker
gehen, sondern — recht antik — als könnte der bisher angebetete
Gott der falsche gewesen sein; es gäbe dann andere genug. 15
So ist es motiviert, daß dem Hiob gesagt wird, er sei klein.
In theoretischer Beziehung soll ihn das beruhigen , in moralischer demütigen.
Die herrschende Meinung über die vielen Variationen, die das
Thema der Kleinheit Hiob's in Kap 38 findet, geht nun dahin, daß 20
sie alle von dem geistvollen Verfasser hervorgebracht seien, dessen
geistigen Ausgangspunkt hierfür ich im Vorausgeschickten so zu
skizzieren suchte , wie er sich mir dargestellt hat. Kommt man
demgemäß mit der Erwartung, alle einschüchternden Fragen, die
die Kap. 38 f. ausfüllen, seien in den erreichten Status der Dis- sts
kussion hineinkomponiert , so wird man sehr bald inne , daß das
nicht der Fall ist, weder inhaltlich, noch formell.
Nicht inhaltlich. Die breiten Ausmalungen der Weite und
des Alters der Schöpfung fangen sozusagen mit Adam an und
beeilen sich gar nicht, zu Hiobs gegenwärtiger Lage zu kommen. 30
Man versteht erst gar nicht, was es zur Aufklärung des Falles
Hiob beitragen soll, wenn erzählt wird, daß Hiob überhaupt vieles
nicht aufklären könne. Trotzdem haben manche sich hiermit be¬
friedigt erklärt : das Hiobbuch könne eben nur das Grübeln über
die Übel widerraten , Grübeln bessere nichts und mache nur den 35
Schaden größer.
Den meisten wird aber nicht recht behaglich bei dieser Dar¬
stellung der Moral des Hiob-Buches. Es ist auch in der Tat nicht
einzusehen, weshalb ein Buch mit solchen Resultaten so lang werden
mußte ; das sieht ja fast so aus, als habe der Verfasser die Grübler 40
denkmüde machen oder zum wenigsten seinen Stoffmangel be¬
mänteln wollen.
Noch recht nahe stehen dieser unbehaglichen Ansicht andere,
welche in Kap. 38 ein weitschweifiges Proömium anfangen lassen,
das sie verschieden lang abmessen , mit der Zeit komme der Ver- 45
fasser schon zur Sache, spätestens in Kap. 42, 11.
690 Caspari, Eine Dittographie in HM 38, 8 usw.
Aber auch formell zeigen die Verse, die hier erörtert werden,
Anstöße: in Kap. 39, 17. 40, 9 ist die Rede Gottes glücklich so
weit, daß sie von ihm als einen Abwesenden spricht und schon
38, 7 liegt etwas ähnliches vor. Die Ausleger haben sich zwar das
t Wort darauf gegeben , dies nicht weiter zu urgieren. In den
Psalmen und sonst kommt es in der Tat oft genug vor. Wie aber,
wenn es jedesmal etwas zu bedeuten hätte ? Die Berechtigung
wenigstens , nachzusehen , ob das Faktum hier etwas zu bedeuten
hat, braucht man sich nicht erst zu erkämpfen.
io Die Bedeutung sucht vorliegende Studie nicht in der Richtung,
deren die Hiobkommentare , wie eingangs erwähnt , bereits über¬
drüssig geworden sind, nämlich in der Annahme einer umfänglichen
Interpolation. Die aufgeführten Anstöße erklären sich , ebensogut
wie durch die Annahme einer Interpolation , wenn der Verfasser
15 des Hiob , sei er nun eine einzelne Seele oder eine Kette von
Lehrern und Schülern, hier (und noch an anderen Stellen?) nur als
Einrahmer gewirkt hat. Das Thema: die Kleinheit des Menschen,
ist nicht so originell, daß es bis auf den Hiobverfasser hätte warten
müssen , um bearbeitet zu werden. Vielmehr hat gerade die Em-
20 pfindung, es müsse doch wohl hier etwas zur Sache Gehöriges und
nicht ein solcher Gemeinplatz traktiert werden, viele Ausleger auf
falsche Fährten geführt. Nein, es mag wirklich dieser Gemeinplatz sein, der hier abgehandelt wird, und wie er sich mit dem bisherigen
Verlauf der Diskussion verknüpft, das wurde S. 688 f. zu entwerfen
25 gesucht, unter Ausschaltung des Elihu-Problems.
Aber wenn ein Gemeinplatz , so hört man ihn doch lieber in
einer bereits bewährten, ehrwürdigen Fassung, statt mit einem ad
hoc dargebrachten Aufwände von Vorstellungen und Worten aus¬
geführt. Das will sagen : für den Vf. war es ein nicht unbedenk-
80 liches Wagestück , hier aus eigenem zu reden ; aber williger ließ
man ihn gewähren , wenn er hier in ein vertrautes Gleise ein¬
lenkte. Die den Text kannten, hörten zu, ohne ungeduldig zu
werden ; sie hatten auch gleich erfaßt , was der Text in diesem
Zusammenhange lehren solle, denn seinen Vorstellungskomplex hatten
85 sie durchgedacht. Und somit ergriffen sie ihn, wohlvorbereitet, als
Betrachtung der Kleinheit des Menschen. Nicht alles,
was er bot, gehörte zum Thema, das aber kann man von einem
eingelegten Liede (?) nicht verlangen ; genug , daß seine Tendenz
zum Thema gehört.
40 Es erhebt sich nun die Frage, ob der Text das auch noch
verrät, daß er einverleibt worden ist. So etwas pflegt doch nicht
ohne Zustutzungen abzugehen. Solche nachzuweisen und sie zu¬
gleich aus der Rücksicht auf die Hiobsituation und das Hiobthema
entstehen zu lassen, das wäre die willkommene Bestätigung für die
45 vorgetragene Auffassung des Textes, bezw. seines Auftretens in
unserem Zusammenhang.
Dabei soll von v. 2 f. abgesehen werden. Das sind Kopfleisten,
wie sie sich im Hiob selbst wiederholen (40, 6) und in jede Er¬
zählung über einen Diwan passen. Möglich, daß sie mit dem folgen¬
den Texte zusammenhingen , als ihn der Hiobverfasser aufgriff.
Möglich, daß er damals vor HCN v. 4 eine andere Einleitung ge¬
habt hatte. 5
In v. 4 beginnt eine Reihe von suff. 1. sg., die sich ziemlich
lange fortsetzt, und nur auf Gott bezogen werden kann. Nun liegen
aber gegen einzelne derselben kritische Bedenken vor, die im folgen¬
den vorgebracht werden sollen. Es ist klar, daß dieselben dann
gegen die ganze Reihe der Suffixe sprächen ; doch ist damit noch io
kein einhelliges Urteil über ihre Entstehung gefällt. Sie können
vom Verfasser oder von Kopisten angebracht worden sein, um das
logische Band zwischen der der Kleinheit gewidmeten Betrachtung
und deren Umgebung im Buche zu verstärken ; endlich können sich
beide, Vf. und Kopist darein teilen, der letztere hat, mehr mechanisch, 15 das Adaptionswerk fortgeführt (gegen Gunkel, Schöpf, u. Chaos, S. 92).
Schon an ■HD"' 1) paßt das Suffix nicht schön zu folgendem:
Wer hat die Erde gebaut ? Budde begegnet dem ; alle *Sp seien
eben nicht ernstlich gemeint. Ernst freilich nicht in dem Sinne,
als hätte Vf. keine Antwort darauf gehabt, oder als hätte er unter 20
seinen Lesern solche Ignoranten erwartet. Aber die orthodoxe
Antwort, die Vf. gäbe, wenn man ihn fragte, schließt ein Bekennt¬
nis, eine Aussage über die Weltmacht der Gottheit ein, die gar
nicht anders kann als ernst gemeint sein. Denn wenn etwas die
beim Gefühl der Kleinheit aufsteigende Beklemmung beruhigt, so 25
ist sie es. Dann aber ist zu wünschen, daß der gedankliche Wert
der Antwort nicht irgendwie vorweggenommen werde. Dies das
Bedenken gegen ein suff. an ID" 1: Die positive Nennung des Herrn der Welt ist hier noch verfrüht.
Dieser Empfindung wäre nicht ganz vollständig Ausdruck ge- so
geben , ohne noch den Versuch erneuert zu haben , v. 4 b zum
folgenden zu ziehen. Dagegen hat sich Budde ausgesprochen; die
Fragen überstürzten sich, urteilt er, und das dürften sie auch,
weil Hiob doch nichts darauf zu erwidern habe. Letzteres würde
sich zunächst mit der Bemerkung desselben Kommentars über die 35
■*J3 nicht recht vertragen. Weiter müßte man sich darüber ver¬
ständigen, ob ein Satz nail auch, ad sensum, als Fragesatz quali¬
fiziert werden kann. Wenn aber, so ist er den umstehenden nicht
gleichartig. Denn v. 4 a und v. 5 a sind Wortfragen , sie haben
einen bestimmten Fragepunkt, wollen etwas einzelnes wissen; 4 b *o
aber ist rein formale Aufforderung, mit dem Wissen nicht zurück¬
zuhalten, und parallel zu v. 3. Also repetiert es doch lieber nicht
die Einzelfrage v. 4 a mit allgemeinen Wendungen , sondern es
füllt die durch das beredte Schweigen des Gefragten entstandene
1) Symmachus hat hier faktisch kein suff. 1. sg. ; denn er redet vom Demiurgen; das fuhrt zunächst auf die 3. sg.
692 Caspari, Eine Dittographie in Hiob 38, 8 usw.
Pause aus, um neue Fragen vorzubereiten; zu denen also ist es
zu ziehen.
Parallel ist dem auffordernden Sätzchen jedoch wahrscheinlich
noch ynn 13 v. 5, von dem man sich begnügt , festzustellen , daß
5 es modal sei. Die Fragen v. 5 nämlich sind die schönste Parallele;
nun könnte die erste den erörterten imp. als Vordersatz gehabt
haben, die zweite den ^S-Satz, ähnlich wie in Gesetzestexten. Ob
dann in IN noch eine Fragesilbe steckt, die verkannt wurde, oder
ob es total aus v. 6 eingeschlichen, mögen andere entscheiden.
10 Man lernt hier soviel, daß die Erde als Haus vorgestellt wird,
und unter welchen Festlichkeiten in der Zeit unsres Textes gewisse
Akte des Hausbaus vorgenommen wurden. Alte Gleise hieße es
beschreiten, wollte man die Statistenrolle der subalternen Himmels¬
wesen beleuchten. Sie ist antimythologisch gedacht, nicht der Ab-
15 sieht nach , sondern zufolge der Gesamtvorstellung von der über¬
menschlichen Sphäre, die der Text als gegeben annimmt.
Damit scheint aber v. 8—11 nicht mehr übereinzustimmen:
„Erschaffung des Meeres. Die Schilderung wird beherrscht von
der mythologischen Anschauung des Meeres als eines Ungeheuers,
«oder Tiamat." So Budde, der sogleich betont, daß Vf. diese Vor¬
stellung jedoch ganz frei, auf seine Weise behandele. Aber es ist
schon kaum mehr Freiheit zu nennen , wenn das Meer einerseits
hinter einer (verrammelten) Tür eingesperrt, andererseits als Riesen¬
kind (von Mutter Erde) geboren und von Gott versorgt wird. Zu-
25 dem wissen wir nicht, wer des Meeres Mutter eigentlich ist. Budde
hat die Schwierigkeit gefühlt; das undeterminierte DrnM 1) geniert.
Die Ähnlichkeit mit dem vorgehenden Nomen fällt auf:
was 4)
(o)n*iM
so Aber das Meer ist nicht nur mutterlos in unserm Texte , sondern
auch heimatlos. Zunächst sind Wolken als Meeresgewand nicht so
erträglich, wie man sie in v. 9 allgemein hinnimmt. Der Text ist
nicht auf Stubbenkammer gedichtet worden. V. 9 und namentlich
v. 10 ist aber so ausgelegt worden, daß höchstens ein Insasse des
35 Eliaklosters auf dem Karmel in dem Milieu, das diese Worte nach
üblicher Auslegung atmen, gelebt und alle Voraussetzungen zu ihrer
Dichtung vereinigt hätte. Wir werden an die phönizische Küste
erinnert; dort seien steile Klippen wie ein Steinbruch dem Meere
als Grenze gesetzt. Nun hat das Hiobbuch mit dieser Provinz ein-
40 gestandenermaßen das wenigste zu tun. Da man sich ein pn gern
als massive Urkunde vorstellt, wäre aber der Ausdruck „Grenze
brechen" noch besonders ungeeignet, die Vorstellung, die in ihm
gesucht wird zu enthalten; es ist tatsächlich niemandem gelungen,
1) Trotz Jer. 1, ö.
'>) Aquila: iv r<7> nuXaletv hat wohl an V,jZ gedacht; der Text einiger
„Autigrapha" iuaiovro (entbinden) scheint targumartige , Verbesserung*.
uns den Ausdruck mit diesem Sinne annehmbar zu machen, und so
ist wirklich nicht einzusehen, was an dem 3, das auch Merx halten
wollte, gelegen ist. Man versuche es für -O© mit nttsj 1). Und
schiene unbegreiflich, wie dies Allbekannte hätte verlesen werden
sollen, so wäre einstweilen, ob p'n "TOtt, hier wie sonst vom Unter- s
gebenen des Gesetzes gesagt sei, offen zu lassen. Daraus folgt zu¬
nächst wenigstens, daß eine Verkennung des so gewöhnlichen Verbs
nicht außer dem Bereich des Möglichen liegt.
Weiter, wie dürftig sind doch die „Meereswellen" v. 11 im
Text bezeugt! KVfiara zu sagen für D">V5, das konnte den seelustig io
gewordenen Kreisen der LXX leicht fallen ; aber im Grunde ist es
ein exegetischer Gewaltstreich 2).
Einstweilen ist also die Steilküste, der Nebel und die Welle
problematisch; das ist aber die ganze maritime Ausstattung, die
man im Texte ausfindig gemacht hat. 15
Der Eindruck war wohl: wo vom Morgen, von Licht und
Dunkel , vom Regen , von Wolken die Rede sei , dürfe das Meer
nicht fehlen. Als ob wir noch die Vollständigkeit, die wir meinen,
dem Dichter vorschreiben könnten. Abgesehen davon paßt aber
das Meer in die ganze Welt Kap. 38 f. nicht hinein. Der Vf. ist 20
ein unverbesserlicher Binnenländer: „Bist du zu des Meeres Strudeln
gelangt und auf den Spuren Tehoms gewandelt?" v. 16. Er hat
also vom Meere sagen hören , wie von dem Eis , vom Scheol -Tor,
lauter Sachen, bei deren Nennung er ein leises Gruseln empfindet;
das Gruseln ist hier sehr am Platz , wo dem Hiob seine Kleinheit 25
zu Gemüte geführt werden soll. Was "©35 heißt, weiß ich zwar
nicht. Wenn aber wirklich eine Sorte Strudel , so wäre die Idee,
daß solche das Meer mit Wasser versorgen, eines Binnenländers
würdig. Dieser verrät vielleicht schon mit ipn v. 16, noch mehr
aber in v. 19: „Der Pfad zum Lagerplatz des Lichts", sich als einen so
Jäger, der in den frühesten Stunden des Tags sich aufmacht, dem
edlen Waidwerk obzuliegen ; und durch das wiederholte : „Bist du
schon bis dahin, bis dorthin gekommen?" als einen Nomaden, nicht
als einen in See stechenden Phönizier. In den Wüstentieren spiegelt
sich ihm ein Stück seiner eigenen Seele; auch er, wie der Wild- ss
esel, verachtet das Leben in der Kultur, weil es Zwang mit sich
bringt, und flieht scheu in die Freiheit. Übrigens gehe man die
ganze Tierwelt von 38, 39—39, 30 durch : wo sind die charakteri¬
stischen Wasser- oder Strandtiere ? (Man müßte sich schon damit
trösten, daß auch auf Arkona's Bergen ein Adlerhorst angetroffen 40
wurde.)
Alle diese Umstände sprechen dagegen, daß schon an wichtiger
1) Daß dies phraseologisch einem lötÖN vorzuziehen sei, wird niemand bestreiten; vor IDDN hat es graphisch den Vortritt.
2) Den auch Pseudohieronymus (Migne, S. Lat. 23, S. 1407) zu 1 Sam. 25, 44 begeht.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXIII. 45
694 Caspari, Eine Dittographie in Hieb 38, 8 usw.
Stelle 38, 8 das Meer als der Erde gleichberechtigter Lebensbereich
anerkannt wurde. Schließlich würde auch für v. 16 dieselbe Er-
wagnng angestellt werden können, wie für das "'S: es sollte nicht
durch eine voreilige Erwähnung der wichtige Augenblick des Ein-
5 tritts einer sorgfältig vorbereiteten Vorstellung geschädigt werden.
Es ist nun noch wenig darauf geachtet worden, daß das Meer
in v. 8 ff. auf einem textlich unsicheren Grunde ruht, nämlich
auf der Doppelung der Buchstaben D , ) mit welchen das unmittelbar
vorausgehende DTibna endigt. Und diese Buchstaben, obwohl Haupt-
io begriff für vier Verse , kommen an eine Satzstelle , welche selber
erst des Advokaten bedarf. Es handelt sich also weniger darum,
ob das Meer in diesen Versen mythologisch aufgefaßt sei oder nicht,
als darum, ob es überhaupt vorkomme.
Zur Entscheidung dieser Frage ist es nötig, sich zu vergegen-
15 wärtigen, was die aufs Meer bezogenen Aussagen enthielten, wenn
sie mit dem Meer nichts zu tun hätten.
Türen, die übrigens doch lieber, solange angängig, von Toren
unterschieden werden , gehören zum Hause ; mit ihrer Ein¬
setzung ist es bewohnbar geworden. Das Wahrscheinliche ist also,
so daß wir uns v. 8 noch in dem gewählten Bilde vom Hausbau be¬
finden. Dann muß auch noch immer von dem Haus, also der Erde
und ihrer Überbauung, die Bede sein. Es ist noch wenig darauf
geachtet worden, wie ungeeignet bloße Türflügel wären, jemanden
zu internieren 1). Der Dichter spräche besser von Mauern und
«5 Zäunen als Mitteln zu "ci. Mit Türflügeln gefangen halten, wäre
soviel, wie mit Salz zuckern. Es gehört schon mindestens noch
ein tüchtiger Riegel dazu (v. 10 b). Allerdings scheint dieser in
der Tat erwähnt. Das 1 in DnT3 als mittlerer Konsonant könnte
im einen Exemplar richtig gelesen sein, dessen Kopist jedoch a in
so verlas. Das las man zwar in einem andern Exemplar richtig,
dafür aber falsch 1 statt 1. Dadurch entstand eine Variante; aus
beiden suchte ich den ältern Text wiederherzustellen, hiermit die
S. 692 verlassenen Fäden wieder aufnehmend: rp^a.
Übrig ist noch ein i und ein o , je der Endbuchstabe; sie
36 setzen sich leicht in ■'Mi zusammen : Und wer ist (i&noQtvixo A)
herausgegangen (v. 9) am Himmel (Mas. *iaiii;3, l&iurjv) eine
Wolke sein Kleid, ein 'Araphel seine Drapierung ? Wie dies leichter
mit dem folgenden als mit dem vorhergehenden zusammenhängt,
läßt sich ahnen.
40 Dies vorhergehende reduziert sich also auf die kurze Fort¬
führung des Bildes vom Hausbau, das abgeschlossen wird: bis er
1) Beer bemerkt es und entfernt sie konsequent aus dem Text: D153 ; dann wäre aber das Meer, seiner ganzen Vorstellung nach, eher, nach Gen. 16, 16, als Mutter, als gen. subj. gedacht; vgl. auch 1 Reg. 3, 18; Gen. .'i8, 5. 27; 35, 16 f.; Hi. 39, 2. Oder wäre gar im subj. von "Ojj, welches Beer in Frage umwandeln möchte, die Mutter zu suchen? Beides ließe sich nicht durchführen.
an Türen Riegel (alles ohne Artikel) zur Sicherung anbrachte. Die
letztere Übersetzung des Verbs .vorzäunen, eine Hecke machen",
setzt voraus, daß das Verb prägnant steht. Sicherlich hat es
schon früh Leser gegeben, welche als Objekt des Verzäunens lieber
die Türen selbst (oder etwas Bewegliches) gelesen hätten. Und s
somit wäre gerade die ungewöhnliche Redeweise des Originals die
Mutter der Textentstellung ; zugleich aber die rechte Weise, sie sich
entstanden zu denken, soweit noch möglich, zu zeichnen versucht.
Das Bild des Hausbaus für alle Menschen wird durch die
konsekutive Aussage über Tür und Riegel mehr abgebrochen , als io
weiterentfaltet. Gerade in einem solchen Gedanken anhängsei
scheint eine Prägnanz gestattet: es eilt, und es liegt nicht so viel
daran; ad sensum ist „das Haus" Objekt von *]O s i.
Ja, es könnte erwogen werden, ob „Haus" nicht unter Bei¬
behaltung des suff.-i zu v. 8 hinzugedacht werden solle: „seinen, i»
d. i. des im Kontext vorausgesetzten Hauses" Riegel. In diesem
Falle ginge der Fragesatz NX" 1 *ü ohne Kopula an. Doch soll hier¬
mit keine bestimmte Behauptung ausgesprochen sein.
Liebhaber astraler Gedankengänge werden die neu zusammen¬
gestellte Frage: „Wer ist ausgegangen am Himmel?" begrüßt haben. 20
Wenn nach einer Antwort gesucht wird, so durchaus nicht nach
einem Riesenkinde. Denn dieses scheint gerade so unsicher unserem
Texte anzugehören wie das Meer, das er angeblich als Riesenkind
denkt. Von einem Kinde wäre, nachdem Dmtt v. 8 ausscheidet,
nur die Rede, wenn nbnn 1) hier „Windel" heißen muß. Aber das 25
Verb bedeutet „Kinderwickeln" nur an einer Stelle Hez. 14, 6 und
zwar in abgeleiteten Stämmen; das andere Derivat bwn dagegen
den Wundverband 2). Daß unser in Rede stehendes Nomen
speziell ein Tuch für Kinder bedeuten müsse, behauptet man nur
auf Grund des lanaqyävwau hin, welches aber -»nbrin, oder ■'nbrjrC: so
als Text voraussetzt. Parallel iüab hat aber dieser LXX-Text keine
Berechtigung , sowenig wie das k'rpQa^a statt "D"n v. 8: das sind
alles nur strebsame Bemühungen, möglichst viel Selbstaussagen
Gottes vorzuführen , und insofern interessant , als das allmähliche
Wachstum der „Ichstellen" in unserm Texte den S. 691 gegen sie »5
generell ausgesprochenen Verdacht bestätigt.
Können wir uns von' LXX nur die Wurzel brn bestätigen
lassen , nicht die Wortform , dann können wir auch mit der Be¬
deutung oder Übersetzung, die sie anbietet, uns nicht zufrieden er¬
klären. Wortbedeutungen machen Determinationen durch. „Windel", *o
1) ti'Xrjuu, Symraachus; Aquila, Theod. nXävrfiiv ■nla.vnv , haben viel¬
leicht an nvriE Prov. 9, 31 gedacht.
2) Die Existenz eines ass. atlu, das als Objekt von "IIIE um so will¬
kommener wäre, bestreitet Myhrman, Z. Ass. 16, S. 155 A. 12, er findet dort ein t , von ~b~.
45*
696 Caspari, Eine Dittographie in Hiob 38, 8 usw.
eigentlich vielerlei Arten von Gewinden und Tüchern, wäre eine
solche. Die Notwendigkeit aber, diese Determination hier für nbnrt
anzunehmen, ist nicht zu erweisen. Mit den Windeln verschwindet
aber das in sie zu wickelnde Kind, und jemand, von dem wirklich
5 Nif gesagt werden kann tritt an seine Stelle.
Schwerlich aber sagt Gott v. 10, daß er über diesem jemand
sein Gesetz 1) bewache ("lööä). Darüber läßt sich erst urteilen,
wenn die Verbalformen bis v. 11 einschließlich betrachtet sind.
Die auffälligste ist dort nnä -1 ndi, nachdem v. a no geschrieben
io hatte. Das soll den Auslegern zufolge zeigen, wie leicht man sich
über die Regeln der Rechtschreibung hinwegsetzte. Eine Regel der
Auslegung wäre nun die, auffällige Einzelheiten, ehe man sie solcher¬
gestalt zu den Makulaturen schickt, genau anzusehen. Wer xmal
po mit Auslaut-S schrieb, tat es doch gewiß nicht leicht, nachdem
15 er es soeben normal geschrieben hatte. Eher schrieb er es, eines
Mißverständnisses sich eben deshalb nicht versehend, defektive e.
Das N aber alternierte in verschiedenen Handschriften mit dem i
an rf%*. Letzteres war zu gut bezeugt, um es ganz zu unter¬
drücken. So hielt jemand das N, welches die Minderheit der Hss.
so in msäN bot, für Dehnungszeichen des vorausgehenden Wortes, und
glaubte auf diese Weise eine Textdifferenz glücklich beseitigt zu
haben. Wie er dann das Verbum gelesen hat, als imp., oder, de¬
fektive geschrieben, als perf. ind., das müssen wir ihm überlassen.
LXX, die auch in v. 7 ein ub und fiov untergebracht haben und
25 damit ihrem Stilgefühl Ehre machen, haben übrigens hier die 3. pers.
respektiert; gelesen haben sie wohl nicht "DIB? (gegen Dillmann), eher nrr.
Dieser 3. pers., die nahe daran war, sich offiziell in die erste
zu verwandeln , gingen die 2. pers. voraus , und gehören auch in
so die direkte Rede: „Bis hierher und nicht weiter!" Sollte neben
einer solchen „Satzung" bi nicht, wie gewöhnlich den Steinhaufen,
nämlich als Grenzzeichen, bedeuten? Dazu könnte man von den
LXX ein Verb brauchen, dessen subj. ba wäre : hier ist dein Grenz¬
mal in Hoheit gesetzt; oder auch mit obj.: hier setzt er in Hoh-
sr. heit dein Grenzmal.
An 1. pers. des Mas., die LXX nicht anerkennen, fehlt es auch
nicht : '-r, — ogia. Schreiben sie mQt&eig (v. 10 b), so verbirgt sich auch ' dahinter ein Versuch ,7 zwischen C ,- CN** T T Mas. und einer
Variante Bte»l zu vermitteln. Es tritt sonach der Fall ein , daß
40 wir uns vor die Frage gestellt sehen : Sind die 1. pers. ab v. 9,
die durch 2-nbN v. 7 so schlecht wie möglich vorbereitet sind, —
weshalb LXX auch frei umschreiben Oyytlot iiov — berechtigt und
original?, und wenn ja, inwieweit? Im allgemeinen ist es weniger
verständlich, wenn eine direkte Rede, außerhalb eines Referats eines
45 Zeugen, in eine andere direkte Rede eingeschachtelt wird, wie v. 11
1) statt "ytl sucht Beer aus LXX herzustellen.
Caspari, Eine Dittographie in Hiob 38, 8 usw. 697
nach dem überlieferten Texte, als wenn sie durch erzählendes 1Sä8r*1
eingeleitet wird. Setzen wir den Fall, die 1. pers. seien einkorrigiert,
so erklärt sich, daß rp'ir hinter der direkten Rede zunächst über¬
sehen wurde, bez. daß man erkannte, hinter tpori genüge es nicht,
aus mur ein fw(&tn zu machen ; da gab man denn den Versuch 5
ganz auf. Das Umgekehrte, ■> statt bisherigem n, hätte alle Wahr¬
scheinlichkeit gegen sich: rPÖN wäre für einen Bestandteil der
laufenden direkten Rede gehalten worden, und dabei hätte es
sein Bewenden gehabt.
Ich käme jetzt zu der Frage, wieviele 1. pers. der Hiob- io
Verfasser 1) angebracht, und wieviele seine Kopisten. Die Frage¬
stellung schließt das eine in sich, daß es nicht durchführbar sein
wird, alle 1. pers. den letzteren auf die Rechnung zu setzen.
M. E. spräche das meiste dafür , daß wenigstens 1ÖK1 schon der
Verfasser aus *fM«>1 abgeändert hat. 15
Wichtiger ist die Frage nach dem jemand , dem das „Bis
hierher und nicht weiter" zugerufen wird. Es bleibt kaum jemand
übrig, als diejenigen, für die das „Haus" v. 6—8 gebaut worden
ist, also Tier und Menschen ; beide Gattungen der Geschöpfe theo¬
retisch ohne Unterschied, praktisch jedoch mit einem solchen: der 20
menschliche Hörer denkt an sich zuerst. Daß die Welt dem Menschen
ein „Bis hierher und nicht weiter" zurufe, bedarf weiter keiner Er¬
läuterung, ist aber auch in der Zeit des Hiobbuches kein unmög¬
licher Gedanke 2).
Nur daß es hier ohne weiteres der Erbauer der Welt ist, der so 25
spricht. Wird Hiob gefragt: Wer ist ausgegangen am Himmel usw.
und spricht: „Bis hierher", so braucht man nicht einmal ein persön¬
liches Objekt zu „spricht", wie LXX für nötig befunden haben, und
Hiob war auch hinsichtlich einer Antwort nicht verlegen. Daß,
wer die Grenze setzt , sie auch begeht , fällt nicht auf. Von ihm, so
dessen Wolkengewandung erwähnt wird (vgl. 38, 1; 40, 6; 38, 22 ff.),
um eine Stimmung im Hörer hervorzurufen, kann dann auch "pt*^
ausgesagt werden, und es wird nicht erforderlich, einen stat. cstr.
daraus zu machen. Dieser empfiehlt sich dann recht wenig, wenn
DVrä die Wellen wären, denn Zak. 11, 9 ist des Jordan's „Hoheit* 35
nach der besten Überlieferung das Pflanzendickicht an den Ufern.
Ein plastischer Ausdruck der Beschränktheit des Menschen sind
Türflügel und Riegel, wodurch zugleich die rückwärtige Verbindung
mit früher angerührten Vorstellungen erzielt wird.
Schließlich haben wir durch die Konjektur fisö noch die häufig 40
von Gott aussagende R.-A. erhalten by m0SÖ, wachen über —, meist
in freundlichem, auf Gutes bedachtem Sinne. Das hätte in unserm
1) Auf ihn weisen die parallelen Rei.-Sätze v. 23; 39, 6; 40, 15.
2) Der Leser, welcher den Befehl an das „Meer* gerichtet s «in ließ, wollte dies freilich nicht leugnen, aber er stand überwiegend unter dem Ein¬
fluß von Gen. 8 und 1, 9 f. (7?).
4 9
698 Caspari, Eine Dittographie in Hiob 38, 8 usw.
Kontext den Sinn , daß der Mensch sich selbst schaden würde,
wollte er die Weltgrenzen durchbrechen. Es ist also ein wohl¬
gemeintes Zureden, die eigene Kleinheit hinzunehmen und zu¬
zugestehen. Nur daß vby nicht, auch nicht ad sensum, den
5 Menschen meinen kann, sondern zunächst nur den Himmel. Daß
Gott etwas (a -lttc)"br tue, wird kaum Bedenken erregen, by ist
jedenfalls besser als b, wie LXX haben, und dann auch in v. 11
einsetzen.
Schließlich werde zu dem hier hergestellten Abschnitte v. 8
io exe. — v. 11 bemerkt, daß ihm wie vielen alttestamentlichen Texten
die Erwartung geschadet hat, in ihm möglichst vieles gesagt zu
finden. Der Abschnitt baut nur einen schon in v. 4—8 vorbereiteten
Gedanken aus, und verwendet darauf, seiner Wichtigkeit gemäß,
verhältnismäßig viel Worte. Aber nicht jede Aussage bringt auch
is ein neues Bild , eine neue Wahrheit. Man lese daher den her¬
gestellten Abschnitt fließend, ohne bei den Details die grundlegende
Konzeption außer acht zu lassen ; dies dürfte die beste Probe sein,
ob die vorgetragene Auffassung einiges für sich hat. Sie schafft
nicht einen reichen Text , wie im Jesajabuche , sondern einen ge-
20 sprächigen, der länger auf einem und denselben Gedanken verweilt.
Über das Eindringen des Meeres in den behandelten Abschnitt
läßt sich noch Folgendes denken :
a) Im Hiob gibt es eine Vorstellung von den Beziehungen
Gottes zum Meer, die an der Gegenwart der Welt, aber nicht an
25 Gen. 1 orientiert ist (7, 12; 9, 13; 26, 12). Es gereichte daher
zur Genugtuung, nachzuweisen, daß auch Hiob auf dem Boden von
Gen. 1 steht.
b) Man weiß, was rabbinische Exegese aus einzelnen Buchstaben,
abgesehen von ihrer Stellung im Wortbilde, schließen kann. Ein
so Vorläufer dieser Methode wäre die, erst gedachte, dann vollzogene,
Verdoppelung der Buchstaben C 1 an unserer Stelle.
Wir sind bezüglich des behandelten Abschnittes schon manche
Abenteuerlichkeit losgeworden. Namentlich von dem Anblick des
mit Grundsteinen jonglierenden Hauserbauers (v. 6) hat uns Budde
35 befreit. Möchte auch vorstehendes sich den Auslegern empfehlen.
Es ist ein alter Spruch : Wer einen langen Kommentar schreibt,
macht mehr Konjekturen an den vorderen und weniger an den
späteren Kapiteln. Darum wurde hier sogleich eines der letzteren
in Angriff genommen. Da haben die bisherigen Ausleger noch die
-io und jene Nachlese stehen gelassen.
i 9
Le mot <j«j*~ chez Abü-l-Mah&sin 1).
Par Emile Amur.
Le mot tj»jj*»i qu'Abü-l-Mahäsin emploie dans la Biographie
d'Abü-l-Fidä, et que Reinaud (Geographie d'Aboulf"4da , Texte
arabe, Paris 1840, Preface XXXII, 5) a traduit ä tort par «exacl»,
est une des expressions qu'Abü-l-Mahäsin 2) emploie tres frequemment.
La forme du mot est claire ; c'est un adjectif d'intensiti de la forme 5
^yiä, forme qu'Abü-l-Mahäsin affectionne aussi tres particulierement.
C'est ainsi qu'il emploie souvent l'adjectif "affable», cf. Ms.
arabe de Paris n° 2069, 29 V. 1. 4; — 43 R. 1. 14; — 44 R. L 7
d'en bas; — 173 V. passim; et "violent, empörte"» ms.
de Paris, n° 2072, 44 V. 1. 4 d'en bas, et .A ms. 2072, 24 R. io
1. 2. Quant ä jj«^**«,, il l'a tire de la iu«Ly« "politique, conduile adroite des affaires», suivant le paradigme ^yä, mais en transformant
le hamza hypothetique en yä. De sorte que c'est bien la forme ij»y^
du Vocabulista citee par Dozy (Suppl. I, 701), sauf la permutation
du hamza avec le yä, ce qui est tres frequent, surtout chez les io
modernes. C'est identique ä la formation ^^jj „qui dort beaucoup"
de Jj. La seule difference, c'est que (j»L»., qui est un verbe (_5^!j,
a ete traite comme une racine concave par yä, telle öle, dont
on a forme (qui a de la repugnance).
1) Voyez Seybold, ZDMG. Bd. 63, p. 330.
2) Voyez mon article: La valeur historique de l'ouvrage biographique intitule AI Manhal as-säfi par Abu I-Maliäsin ibn Taghrl Birdl (Mss. 2068—72 de la Bibliotheque Nationale) dans Melanges Hartwig Derenbourg, Paris 1909, 245—254.