17. Jahrestagung, 18.– 20. Oktober 2016, LLA Triesdorf
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Melkanlagenprüfung – Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Dr. Michael HubalLandwirtschaftskammer Niedersachsen Mars-la-Tour-Str.6
26121 Oldenburg
Die Überprüfung von Melkanlagen nach gültigen DIN/ISO Normen ist in den entsprechenden Werken genauestens beschrieben. Hier ist auch festgelegt, welche Einrichtungen und Mess- stellen in welchen Bereichen der Anlagen vorhanden sein müssen. Ebenso ist festgelegt, wel- che Messverfahren angewandt werden sollen und wie die entsprechenden Werte ausfallen müssen oder ob der jeweilige Hersteller Grenzwerte angeben kann bzw. soll. In der täglichen Arbeit fällt jedoch auf, dass sowohl bei neu installierten Melkanlagen als auch bei älteren An- lagen die Messverfahren entweder gar nicht möglich sind oder erschwerte Bedingungen die Messungen erheblich behindern. Dazu kommt, dass regelmäßig vom Hersteller anzugebende Soll- oder Grenzwerte nicht schriftlich vor Ort vorliegen. Im Seminar sollen in der Diskussion mit den Teilnehmern diese Schwierigkeiten aufgezeigt und Lösungswege erarbeitet werden.
Die Ausbildung der Melkanlagenprüfer
Um die Werke der DIN/ISO zu den Begriffen, der Konstruktion und Leistung sowie den me- chanischen Prüfungen in ihren Zusammenhängen zu erfassen und anschließend bei der prakti- schen Überprüfung anwenden zu können, ist es unerlässlich, diese in ihrer Gänze zu erarbei- ten und mit fachkundigen Ausbildern und Lehrgangsteilnehmern zu diskutieren. Leider sind Lehrgänge dieser Art sehr selten. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bietet in Zu- sammenarbeit mit der WGM Lehrgänge in unregelmäßigen Zeitabständen je nach Bedarf an.
Die Messgeräteausrüstung
Die Messgeräteausrüstung ist Grundvoraussetzung für eine vollständige und exakte Erfassung aller relevanten Daten. Sie sollte jährlich auf Genauigkeit überprüft werden. Auch Hilfsmittel wie z.B. Zitzenbecherstopfen müssen in ausreichender Anzahl vorhanden sein (siehe Anzahl der Melkeinheiten des zu prüfenden Systems). Für Messungen, die z.B. einen Schwebekörper erfordern, können auch alternative Messmethoden angewandt werden.
Messpunkte
Für eine vollständige Messung der Melkanlage sind bestimmte Messpunkte, Lufteinlasspunk- te sowie Absperrmöglichkeiten von Teilen des Systems erforderlich. Weiterhin sind Angaben, wie z.B. eine leistungsgesteuerte Vakuumpumpe auf deren Höchstdrehzahl zu betreiben ist, vom Hersteller vor Ort schriftlich zu hinterlegen. Alle Angaben, die der Hersteller zu erfor- derlichen Messungen anzugeben hat, müssen ebenfalls vor Ort einsehbar sein. Insbesondere die Einrichtung von fehlenden Messpunkten ist häufig das Thema in der Praxis, bei der die Prüfer vor Problemen stehen.
Interpretation der Ergebnisse
17. Jahrestagung, 18.– 20. Oktober 2016, LLA Triesdorf
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Das Ziel jeder Melkanlagenprüfung sollte sein, festzustellen, ob die betreffende Anlage den gültigen Normen entspricht und ob alle geforderten Funktionen einwandfrei vorhanden sind.
Auch Anlagen, die in einem Zeitraum vor der neuesten Norm erstellt wurden, müssen nach der gültigen Norm überprüft werden. Hieraus sollten Verbesserungsvorschläge erarbeitet und dem Landwirt sowie ggf. dem zuständigen Servicetechniker vorgestellt werden. Hierbei darf es nicht darum gehen, „die Plakette zu bekommen“, sondern eine einwandfrei funktionierende Melkanlage als Grundlage für gute Eutergesundheit und Milchqualität herzustellen bzw. zu erhalten.
Diese Grundlage kann dann anhand von angepassten Einstellungen (Pulsation, Vakuumhöhe) und Wahl der passenden Zitzengummi zu einem optimalen Milchentzug führen. Weitere Be- obachtungen und Messungen während des Melkens sind für eine Beurteilung und eine opti- mierte Einstellung des Systems und zur Optimierung der Melkarbeit unerlässlich. Eine Ein- stellung der Melkanlage ohne Wissen über deren einwandfreie Funktion ist eine Vorgehens- weise, die einer fundierten Grundlage entbehrt.
Literatur
Hubal M., 2005 (S. 26-32): „Technische Überwachung in Melkanlagen“ in „Rinderzucht und Milcherzeugung“, Brade W. & Flachowsky G. (HRSG), ISBN 3-86576-012-0.