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ARS MEDICI 24 2009

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Es ist kein Geheimnis, dass sich die Patienten emanzipiert haben. Das alte paternalistische Rol- lenverhältnis zwischen Arzt und Patient ist lange den Bach runter. Nach landläufiger Ansicht hat sich der moderne Patient als gut informierter, autonomer, mitunter eigenwilliger Akteur etab- liert – wenn man so sagen darf: ein Selberbesser- wisser, der in einen fruchtbaren Dialog mit dem Arzt tritt, der aber zuweilen nicht davor zurück- schreckt, den Expertenstatus des Arztes infrage zu stellen.

Auf den mündigen Staatsbürger folgte also un- vermeidlich der mündige Patient. Wer mündig ist, klagt seine Vollmachten und Mitbestimmungs- rechte ein, gerade auch wenn es um die eigene Gesundheit geht. Damit verändert sich auch das

Arzt-Patient-Verhältnis. Dieses wird heute gern etwas holzschnittartig charakterisiert als eines zwischen dem Patienten als Kunden und dem Arzt als Dienstleister. Eine Beziehung also, die auf einem Geschäftsverhältnis gründet.

Eine solche Entwicklung mag man beklagen, be- grüssen oder auch bestreiten. Sicher ist, dass der mündige, informationsbereite Patient als Endver- braucher zum Zielobjekt der Aufklärung (und Manipulation) geworden ist. Die Gesundheits - industrie wendet sich ohne Umschweife direkt an den Massenkunden, die wachsende Zahl nicht ver - schreibungspflichtiger Medikamente spielt ihnen in die Hände, die allgemeine Medikalisierung des Lebens (einschliesslich der «Erfindung» von Krank- heiten) hält neue Absatzchancen für Medika- mente und «Lebenssteigerungsmittel» bereit.

In den USA ist man längst einen Schritt weiter.

Dort können auch verschreibungspflichtige Medi- kamente direkt beim Patienten beworben werden, bekannt auch unter dem Namen «direct to consu- mer advertising» (DTCA). Das Ziel ist ebenso lis-

tig wie offenkundig: Der Patient soll das geprie- sene Präparat (oder Behandlungsverfahren) vom Arzt verlangen, dieser wiederum, so die Erwar- tung, wird sich den Wünschen und Vorlieben sei- nes kundigen Patientenkunden nicht verschlies- sen. In den USA wurden die Ausgaben für DTCA

in den letzten zehn Jahren mindestens verdrei- facht. Der Erfolg ist jedoch nicht garantiert. Nach einer gerade erschienenen amerikanischen Studie (Arch Intern Med 2009; 169: 1969–1974) konnten die Verordnungszahlen von Clopidogrel durch Pa- tientenwerbekampagnen keinesfalls erhöht wer- den. Dafür erhöhte der Hersteller den Preis für das Medikament, die Therapiekosten stiegen in den untersuchten (staatlich finanzierten) Medi- caid-Programmen um mehr als 200 Millionen Dollar. Schon im letzten Jahr hatte eine kanadi- sche Studie (BMJ 2008; 337: a1055) gezeigt, dass Konsumentenwerbung für das Rheumamedika- ment Etanercept oder das inhalative Steroid Mo- metason das Verschreibungsverhalten der Ärzte nicht nennenswert beeinflusste. Ob sich Ärzte den (mutmasslichen) Verschreibungswünschen ihrer Patienten tapfer widersetzten, ob sie ihre Patien- ten klug überzeugten oder schlicht den finanziel- len Restriktionen folgten, sei dahingestellt.

Uwe Beise

E d i t o r i a l

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