Moderne Sagen
Liebe Klasse 7b,
in den vergangenen Deutsch-Stunden haben wir gemeinsam einen analytischen Blick auf die traditionelle Volkssage „Der Rattenfänger von Hameln“ geworfen. Dabei habt ihr den Text und seine Merkmale, die für eine traditionelle Sage typisch sind, untersucht und diese anhand von Textbelegen nachgewiesen.
Sagen gibt es aber auch heute noch! Wir sprechen dabei von modernen Sagen.
Für die Zeit zuhause bitten wir euch, folgende Aufgaben zu lösen, die wir dann gemeinsam vergleichen, wenn ihr wieder in der Schule seid.
Profitip: Legt euch eine Uhr neben eure Aufgaben und schaut, wie lange ihr tatsächlich braucht! Schreibt euch eure Arbeitszeit mit einem farbigen Stift hinter die Aufgaben auf Seite 1.
1. Informiert euch mit Hilfe des Kastens K1 darüber, was moderne Sagen sind. Erklärt, worin die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen traditionellen Volkssagen und modernen Sagen liegen. Markiert alle Gemeinsamkeiten mit blau, alle Unterschiede mit rot. (Zeit: ca. 20 min)
2. Lest beide modernen Sagen aufmerksam durch. (Zeit: ca. 5 min)
3. Ordnet die Merkmale auf Seite 4 den passenden Funktionen zu. (Zeit: ca. 7 min) 4. Untersucht beide modernen Sagen hinsichtlich ihrer Merkmale. Markiert passende Textstellen in eurem Text. (Zeit: ca. 25 min)
5. Belegt die Merkmale mit Hilfe von Textausschnitten („Textbelege“) und tragt sie in die Tabelle ein. (Zeit: ca. 20 min)
Gutes Gelingen!
Es grüßen euch herzlich
Frau Schirmer und Frau Hoffmann J
K1 Moderne Sagen – was ist das?
Zur Wiederholung: wie belege ich Textstellen richtig?
„ […] Wortgruppe aus dem Text, die das Merkmal belegt […]“ (Zeile / Z. 7) […] bedeutet eine Textauslassung und kann vor, hinter oder vor und hinter eurem Textbeleg stehen.
Moderne Sagen – was ist das?
Der Begriff „moderne Sage“ stammt aus den 70er/80er-Jahren des 20. Jahrhunderts und hat sich mittlerweile durchgesetzt. Als konkurrierende Begriffe für die Textsorte waren zudem Bezeichnungen wie „sagenhafte Geschichten von heute“; „Urban Legends“ („Großstadtsagen“) oder „FOAF-Tales“ in der Diskussion („foaf“: „friend of a friend“ ➝ Geschichten, die dem „Freund eines Freundes“ passiert sind).
Moderne Sagen ähneln den traditionellen Volkssagen durch ihre mündliche Weitergabe. Und wie auch in traditionellen Volkssagen steckt in modernen Sagen häufig ursprünglich ein „Körnchen Wahrheit“ – auch wenn Rückschlüsse darauf oft kaum noch unmittelbar möglich sind. Moderne Sagen weisen inhaltlich und strukturell Parallelen zu den Volkssagen auf: So geht es häufig um unerklärliche und unheimliche Ereignisse, die in die Alltagswelt einbrechen. Ähnlich wie traditionelle Volkssagen bedienen moderne Sagen offenbar eine Reihe von menschlichen Grundbedürfnissen: Sie sprechen die Sensationslust an, erzeugen Gruseln –und helfen damit zugleich, Komplexität und Unerklärlichkeit im Alltag zu bewältigen.
Unterschiede zwischen modernen Sagen und Volkssagen zeigen sich bei Themen und Figuren: Die Themen von Volkssagen schöpfen aus den Quellen des Volksglaubens und des
Mythos; dementsprechend treten darin Hexen, Elfen, Zwerge und ähnliche Fabelwesen auf. Solche Fantasiegestalten sind in modernen Sagen nicht zu finden. Die sagenhaften Geschichten von heute spielen vielmehr in der nüchternen und technisierten Alltagswelt
unserer Gegenwart. Dabei machen sie meist schauerliche, unheimliche oder witzige Begebenheiten zum Inhalt. Sie rücken ein „unerhörtes“ Moment in die Wirklichkeit hinein.
In der modernen Sage wird in der Regel eine bekannte Alltagssituation aufgegriffen und überspitzt: Die Geschichte nimmt eine überraschende, verblüffende oder unheimliche Wendung. Aufgrund dieser Darstellungsweise sind moderne Sagen auch oft attraktive Meldungen in den Medien!
Moderne Sagen wollen für wahr gehalten werden und spielen mit den Ängsten und Sorgen der Zuhörer. Oft verfügen sie auch über ein lustiges Ende, eine Art Pointe. Charakteristisch für
moderne Sagen ist zudem der nüchterne Stil: Sprachlich haben sie meist die Form sachlicher Berichte.
Die moderne Sage wird so gut wie nie von demjenigen erzählt, dem der Vorfall tatsächlich passiert ist.
Der Erzähler verbürgt sich zwar für den Wahrheitsgehalt der Geschichte, tritt aber als
„Außenstehender“ in den Hintergrund: Es ist typischerweise „der Freund eines Freundes“ oder „die Kollegin einer Bekannten“, denen die Geschichte angeblich wirklich passiert ist.
Zwei Beispiele für moderne Sagen
Merkmale moderner Sagen im Überblick
(Tipp: Nutze 5 verschiedene Farben, um dem Merkmal die passende Funktion zuzuordnen!)
Merkmal Text 1:
Die Ratte in der Pizza
Text 2: Der Alligator in der Kanalisation
Erzähler ist nicht der Betroffene
Reale Orte, Personen und Einrichtungen der Gegenwart
Alltagssituationen
Ungewöhnliche Ereignisse
Gefühle