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Folsäure in der Schwangerschaft

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Academic year: 2022

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Wenn Frauen kurz vor oder früh während der Schwangerschaft Fol- säure als Nahrungsergänzung ein- nehmen, mindert dies offenbar das Risiko ihrer Kinder, später eine Störung des autistischen Formen- kreises zu entwickeln. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie aus Norwegen.

JOURNAL OF THE AMERICAN MEDICAL ASSOCIATION

Seit Längerem ist bekannt, dass eine pränatale Folsäuresupplementierung das Risiko von Neuralrohrdefekten bei Neugeborenen verringert. Ob das syn- thetische B-Vitamin auch auf andere

Bereiche der neuronalen Entwicklung positive Effekte hat, ist dagegen bis anhin nicht geklärt. Eine norwegische Studie sollte daher nun prüfen, ob zwi- schen einer zusätzlichen Folsäureauf- nahme bei Schwangeren und dem spä- teren Risiko der Kinder für eine autisti- sche Störung, ein Asperger-Syndrom oder ein PDD-NOS (pervasive develop- mental disorder – not otherwise speci- fied, tiefgreifende Entwicklungsstö- rung – nicht anders bezeichnet) ein Zusammenhang besteht.

Als Stichprobe für ihre Untersuchung hatten die skandinavischen Wissen- schaftler insgesamt mehr als 85 000 Kin- der aus der populationsbasierten pro- spektiven norwegischen Mother and Child Cohort Study (MoBa) ausge- wählt und nachbeobachtet, die zwi- schen 2002 und 2008 zur Welt gekom- men waren. Gegen Ende des Follow-ups im März 2012 betrug das durchschnitt- liche Alter der Kinder 6,4 (3,3–10,2) Jahre.

Die norwegische Gesundheitsbehörde empfiehlt seit 1998 allen Frauen mit Kinderwunsch, ab einem Monat vor Konzeption und während des ersten Trimenons täglich 400 µg Folsäure ein- zunehmen. Zum Zeitpunkt der Rekru- tierung für MoBa existierten in Norwe- gen keine mit Folsäure angereicherten Lebensmittel, und sofern Multivitamin- präparate Folsäure enthielten, lagen die Konzentrationen jeweils unter 400 µg.

In MoBa waren die teilnehmenden Frauen in der 18. Schwangerschafts- woche (SSW) mittels Fragebogens zur jeweiligen Verwendung von Nahrungs- supplementen vor und kurz nach der Empfängnis befragt worden. Weitere Informationen zu Ernährung und Nah- rungsergänzung in der mittleren Schwa n - gerschaftsperiode lieferte ein in der 22. SSW vorgelegter Fragebogen zu Er- nährungsgewohnheiten.

Positiver Effekt bei früh-pränataler Folsäuresupplementierung

Von primärem Interesse in der Studie war eine Folsäuresupplementierung im Zeitraum ab 4 Wochen vor bis 8 Wo- chen nach Schwangerschaftsbeginn, da auf der Basis anderweitiger Forschungs - ergebnisse anzunehmen war, dass der Effekt auf die Entwicklung des zentra- len Nervensystems in dieser Zeit- spanne, in die etwa auch der Verschluss des Neuralrohrs (6. SSW) und die Entwicklung der grundlegenden Hirn- strukturen (5.–10. SSW) fallen, am ausgeprägtesten ist. Die Kinder von Frauen, die irgendwann in dieser Pe - riode Folsäuresupplemente zu sich genommen hatten, wurden mit denen verglichen, deren Mütter während die- ser Zeit auf eine Folsäuresupplementie- rung verzichtet hatten.

Es konnte eine Reihe von Faktoren identifiziert werden, die eine mögliche Assoziation zwischen der Supplemen- tierung und dem Risiko für Störungen vom autistischen Formenkreis (autism spectrum disorders, ASD) beeinflussen könnten, etwa Bildungsstand und Alter der Eltern, geplante/unge wollte Schwan gerschaft, Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft, Body- Mass-Index (BMI) der Mutter und Ge- wichtszunahme in den SSW 18 und 30, Anzahl vorausgegangener Schwanger- schaften sowie das Jahr der Geburt.

Die statistische Datenanalyse wurde daher hinsichtlich der letzteren beiden Faktoren sowie bezüglich Bildungs- stands der Mutter entsprechend ange- passt.

Zum Ende der Nachbeobachtungszeit war bei 270 Kindern der Stichprobe von Spezialisten ein ASD diagnostiziert worden, und zwar bei 114 Kindern eine autistische Störung, bei 56 ein Asperger-Syndrom und bei 100 ein PDD-NOS. Von den Kindern, deren Mütter Folsäure eingenommen hatten, litten 0,10 Prozent (64/61 042) an einer autis tischen Störung, der schwersten Erschei nungsform der drei genannten Störungstypen, im Vergleich zu 0,21 Prozent (50/24 134) der Kinder, die im Mutterleib nicht Folsäure ausge- setzt waren (Odds-Ratio: 0,61; 95%- Konfidenz intervall: 0,41–0,90). Für ein Asperger-Syndrom oder ein PDD-NOS ergab sich bei allerdings geringer statistischer Power keinerlei Risiko - reduktion.

STUDIE REFERIERT

364

ARS MEDICI 7 2013

Folsäure in der Schwangerschaft

Weniger autistische Störungen bei folatexponierten Kindern

Merksätze

❖Kinder von Frauen, die irgendwann im Zeit- raum ab 4 Wochen vor bis 8 Wochen nach Kontrazeption Folsäure eingenommen hatten, wurden während des Follow-ups sel tener mit einer autistischen Störung diagnos tiziert als Altersgenossen, deren Mütter auf eine Fol- säuresupplementierung verzichtet hatten.

❖Obwohl die Datenanalyse hinsichtlich Fakto- ren wie Bildungsstand der Mütter, Parität und Geburtsjahr angepasst wurde, lässt sich ein Bias durch unerfasste Störvariablen (z.B.

sozioökonomischer Status und gesundheits- bewussteres Verhalten) nicht ausschliessen.

❖Einen kausalen Zusammenhang zwischen pränataler Folsäureeinnahme und der Ent- wicklung einer autistischen Störung kann die Studie nicht belegen.

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STUDIE REFERIERT

ARS MEDICI 7 2013

365

Kausalität noch nicht belegt

Ebenfalls kein Zusammenhang zeigte sich zwischen der Entwicklung einer autistischen Störung der Kinder und einer Fischölsupplementierung wäh- rend der Schwangerschaft, obwohl der Fischölverzehr mit denselben Charak- teristika der Mütter assoziiert war wie die Folsäureaufnahme, nämlich unter anderem mit einem höheren sozioöko- nomischen Status und einem gesund- heitsbewussteren Verhalten. Die Auto- ren können daher nicht ausschliessen, dass der in der Studie beobachtete Fol- säureeffekt zum Teil auf solche nicht

erfassten Störvariablen zurückzufüh- ren ist. Die Tatsache, dass sich unter Fischöl – anders, als es bei Vorliegen eines substanziellen Effekts solcher Faktoren anzunehmen wäre – und auch bei einer Folsäuresupplementierung in späteren Phasen der Schwangerschaft keine Risikoreduktion zeigte, spricht jedoch gegen eine solche Beeinflussung.

Zwar lässt sich auf der Basis dieser Stu- die zwischen einer Folsäureaufnahme von Schwangeren und der Entwicklung einer autistischen Störung bei Kindern kein kausaler Zusammenhang herstel- len, der beobachtete Effekt unterstützt

allerdings dennoch die pränatale Fol- säuresupplementierung und sollte, so das Fazit der Autoren, in nachfolgenden Studien weiter untersucht werden. ❖ Ralf Behrens

Quelle: Surén P et al.: Association between maternal use of folicacid supplements and risk of autism spectrum disorders in children. JAMA 2013; 309: 570–577.

Interessenkonflikt: Einer der Autoren gibt an, Vortrags - honorare der Universitäten Oslo und Agder erhalten zu haben, sonst wurden keine weiteren Interessen konflikte deklariert.

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