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Vielleicht – aber das historische „was-wäre –gewesen-wenn- Spiel“ ist manchmal anregend, aber letztlich sinnlos

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Academic year: 2022

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„Luther in Laach” - Grußwort Oberkirchenrat Dr. Michael Gärtner 20. Februar 2018, LBZ Speyer

Sehr geehrte Frau Dr. Gerlach, liebe Frau Bars,

Sehr geehrter Pater Sander, lieber Herr Generalvikar Jung, verehrter Herr Professor Roberts, sehr geehrte Damen und Herren

Wenn Philipp Melanchthon der Reformator des 16. Jahrhunderts

gewesen wäre, dann wäre vielleicht nicht so viel Porzellan zerschlagen worden – nicht in den Diskussionen zwischen den verschiedenen

Richtungen der Reformation und vielleicht auch nicht zwischen der einen katholischen Kirche und den reformatorischen Bewegungen deren

weltlichen Unterstützern.

Vielleicht – aber das historische „was-wäre –gewesen-wenn- Spiel“ ist manchmal anregend, aber letztlich sinnlos.

Es war Martin Luther, dieser Polterer, der zu den sanften Tönen des Philipp Melanchthon nicht fähig war, wie er selbst zugegeben hat. Er war die zentrale Figur der mitteldeutschen Reformation und war in vielerlei Hinsicht ein Kind seiner Zeit.

Er war aber vor allem auch ein Kind seiner Kirche und der theologischen Tradition dieser Kirche. Das haben die Kirchenhistoriker in den letzten Jahren schärfer herausgearbeitet, und das macht auch Ihre Ausstellung deutlich. Vieles von dem, was wir dem reformatorischen Denken Luthers zuschreiben, haben bereits andere vor ihm gedacht und geschrieben – aber oft nicht so bildreich und eben auch nicht so laut. So wie er mit aller Ernsthaftigkeit und Konsequenz im Kloster das zu leben versuchte, was er unter einem gottwohlgefälligen Leben verstand – genauso ernsthaft und konsequent setzte er seine Erkenntnis der Rechtfertigung allein aus Glauben um. Er war oft unduldsam, kein Mann für Kompromisse. Aber vielleicht war das eben auch einer der Gründe für die

Durchsetzungsfähigkeit der Reformation in jenem Jahrhundert.

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„Luther in Laach” - Grußwort Oberkirchenrat Dr. Michael Gärtner 20. Februar 2018, LBZ Speyer

Ich finde es eine hervorragende Idee, Luther im Spiegel der Bestände einer Klosterbibliothek zu betrachten. Unser heutiges Lutherbild ist nicht mehr das der Siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als ich studierte, und erst recht nicht mehr das des Jahres 1918. Es wird sich auch weiter wandeln, je mehr Facetten zum Vorschein kommen. Ihre Ausstellung wird dazu beitragen.

Es hat sich wahrlich viel getan, in den letzten Jahrzahnten. Luther ist nicht mehr der, der Katholiken und Protestanten trennt. Er ist zu einem geworden, der unsere beiden Konfessionen verbindet. Wir haben ihn beide neu kennen gelernt, seine Verwurzelung in der theologischen Tradition seiner Kirche, die unseren gemeinsamen Wurzeln sind. Die protestantische Kirchengeschichtsschreibung ist in Veränderung begriffen. Sie macht nicht mehr den großen Sprung nach der Zeit Augustins hinein ins 16. Jahrhundert, wie das noch zu meinen

Studienzeiten zumindest tendenziell wahrzunehmen war. Sie nimmt die mittelalterliche Theologie stärker durch eigenständiges Quellenstudium wahr, zeichnet ein diffenzierteres Bild. Sie sieht Luther als Teil einer kirchlichen Reformbewegung, die erst nach 1517 getrennte Wege ging.

Ich bin in einer lutherischen Gemeinde aufgewachsen, und fühle mich mit der mir gewohnten liturgischen Tradition in einem katholischen

Gottesdienst wohl. Für einen eingeborenen pfälzer Protestanten, der von der oberdeutschen Reformation geprägt ist, ist das deutlich schwerer.

Darüber hinaus gibt es vieles, was sich an Traditionen über die Jahrhunderte hinweg voneinander weg entwickelt hat. Aber wir sind dabei, uns gegenseitig zu entdecken. In unseren regelmäßigen Gesprächen mit dem Domkapitel beeindruckt mich immer die tiefe

Frömmigkeit meiner katholischen Brüder. Sie ist fremd und faszinierend zugleich, reich an spirituellen Schätzen, die ein heilsamer Schatz für unsere Gesellschaft sind.

Wir sind einig in dem immer wieder neuen Bemühen von Gott zu reden.

Wir sind einig darin, dass dies immer unzulänglich ist, und einig darin, dass es immer notwendig ist. All unser Reden von Gott ist Stückwerk, unvermeidlich aber alternativlos.

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„Luther in Laach” - Grußwort Oberkirchenrat Dr. Michael Gärtner 20. Februar 2018, LBZ Speyer

Schließen möchte ich mit einem Zitat Martin Luthers aus seiner

Erläuterung zur 20. These der Heidelberger Disputation aus dem Jahr 1518: „Es soll niemand genug und von Nutzen sein, wenn er Gott in seiner Herrlichkeit und Majestät erkennt, wenn er nicht denselben Gott in er Erniedrigung und Schmach des Kreuzes erkennt.“

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für diese Ausstellung und danke Ihnen, dass Sie sie zu uns in die Pfalz, nach Speyer geholt haben.

Dr. Michael Gärtner

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