• Keine Ergebnisse gefunden

Kann man psychische Gesundheit lernen?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Kann man psychische Gesundheit lernen?"

Copied!
33
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Kann man psychische Gesundheit lernen?

Andrea Zingsheim – EX-IN Genesungsbegleiterin und -trainerin

Prof. Dr. Michael Schulz – Gesundheitswissenschaftler

(2)

|

Zugang zum Thema

06.07.2021 2

(3)

Psychische Gesundheit – Psychische Krankheit

(4)

|

Risiken für seelische Gesundheit über die Lebensspanne (WHO, 2012)

06.07.2021 4

Setting Kultur

Gesellschaft

Soziale Umgebung

Individuum

Familie Schule Media Arbeit Gemeinde

Niedrige Sozialisation

Ungünstige Wohnung/Lebensb

edingung Krankheit der

Eltern Alkohol/Drogen

in der Schwangerschaft

Unsichere Bindung Fehlernährung

Niedriger Selbstwert Aversive Sozialleistung

Schul- schwierigkeiten

Trauma/

Vernachlässigung

Schlechte Ernährung

Diskrimination/Soziale Ungleichheit Schädliche Medieneinflüsse

Gewalt/

Kriminalität Schädl.

Pressekampgnagen

Gewalt in

Familien Antisoziales kriminelles Verhalten

Drogengebrauch

Somatische Beeinträchtigung

Schädl.

Alkoholgebrauch

Armut

Armen-Einrichtung Soziale Exklusion

Arbeitsintensivierung und Unsicherheit

Arbeitslosigkeit

Verlust von Bezugspersonen

Körperlicher Missbrauch (ältere) Somatische Beeinträchtigung

Pränatal Kindheit Adoleszenz Erwachsen Fortgeschrittenes

Alter

(5)

Psychische Belastung (Balkenhöhe) in Abhängigkeit von Armut in elf lokalen Nachbarschaften in Berlin-Mitte. Wenig Sozialleistungsempfänger leben in gelb markierten Stadtteilen, mehr in orangenen und am meisten in rot gekennzeichneten. (genaue Bildbeschreibung Dtsch. Ärztebl. Int. 2017;

114(8):121-7)

(6)

|

Eine Angewohnheit kann man nicht aus dem Fenster werfen.

Man muss sie die Treppe hinunterprügeln, Stufe für Stufe.

Mark Twain

6

(7)
(8)

|

Genesung und Wohlbefinden

06.07.2021 8

(9)

https://mind-care-bern.ch/wp-content/uploads/2016/09/10schritte_orange_def_A5.jpg

(10)

| 06.07.2021 10

(11)
(12)

| 06.07.2021 12

(13)

Was ist Recovery?

Recovery = Gesundung? Genesung? – oder doch etwas anderes?

(14)

|

Eine Annäherung an die Definition

Recovery als Genesung von seelischen Erschütterungen?

„Recovery ist ein zutiefst persönlicher, einzigartiger Veränderungsprozess der Haltung, Werte, Gefühle, Ziele, Fertigkeiten und Rollen. Es ist ein Weg, um trotz der durch die psychische Krankheit verursachten Einschränkungen ein befriedigendes, hoffnungsvolles und konstruktives Leben zu Leben. Recovery beinhaltet die Entwicklung eines neuen Sinns und einer neuen Aufgabe im Leben, während man gleichzeitig über die katastrophalen Auswirkungen von psychischer Krankheit hinauswächst.“

William Anthony (1993)

06.07.2021 14

(15)

Eine Annäherung an die Definition

Was ist Recovery?

„Recovery beinhaltet oft eine Transformation des Selbst, bei der man sowohl die eigenen Grenzen akzeptiert als auch eine neue Welt von Möglichkeiten entdeckt. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Indem wir akzeptieren, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, was wir sein und was wir tun können“

Patricia Deegan (1996)

(16)

|

Also nur etwas für psychisch kranke Menschen?

Was ist Recovery?

Recovery ist ein zutiefst persönlicher, einzigartiger

Veränderungsprozess

der Haltung,

Werte, Gefühle, Ziele

, Fertigkeiten und Rollen. Es ist ein Weg, um trotz der durch die psychische Krankheit verursachten Einschränkungen ein

befriedigendes, hoffnungsvolles und konstruktives Leben

zu Leben. Recovery beinhaltet die

Entwicklung eines neuen

Sinns

und einer neuen Aufgabe im Leben, während man gleichzeitig über die katastrophalen Auswirkungen von psychischer Krankheit

hinauswächst

.“

06.07.2021 16

(17)

Recovery ist ein Prozess, kein Zustand

Was unterscheidet Recovery von Heilung?

• Heilung, vor allem bei traditioneller medizinischer Behandlung, zielt auf Beseitigung oder zumindest Reduktion von Symptomen und (Wieder)Herstellung von

Leistungsfähigkeit ab

• Bei Recovery geht es um die Entwicklung von Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden

• Dabei liegt die Deutungshoheit, und Definitionsmacht beim Individuum

• Behandlung macht jemand Anderes

• Recovery gestaltet man selbst

• Auf dem Recovery-Weg kann man unterschiedliche Formen der Unterstützung nutzen:

z.B. Behandlung & Therapie, Selbsthilfe, Bildung

(18)

|

Das CHIME –Model

Wichtige Faktoren für Recovery

Connectedness – Verbundenheit (Beziehungen)

Mit anderen Menschen verbunden sein, unterstützende Beziehungen haben, Teil einer Gemeinschaft sein, Teil der Gesellschaft sein.

Hope & Optimism – Hoffnung & Optimismus

Das wird oft mit „Hoffnung“ übersetzt, eigentlich passender ist „Zuversicht“. Das bedeutet: An Recovery glauben, Motivation zur Veränderung haben, Erfolge feiern können, Träume, Ziele und Wünsche haben.

Identity – Identität

Ein positives Selbstbild (wieder) erlangen, Stigmatisierungen überwinden. Wissen, wer man ist, was man kann und was nicht. Sich selbst mit allen Stärken und Schwächen annehmen.

Meaning – Sinn

Ein sinnhaftes, erfülltes Leben führen. Wobei man selber bestimmt, was das für einen selbst bedeutet. Einen Sinn in der Erkrankung finden können.

Empowerment – Empowerment (Selbstermächtigung)

Selbst am Steuer sitzen, das Leben selber in die Hand nehmen. Selbstverantwortung übernehmen. Auf die eigenen Stärken blicken.

Quelle: https://www.therecoveryplace.co.uk/chime-framework/besucht am 01.09.2020 06.07.2021

18

(19)

Das CHIME – Plus Model des Recovery College

Wichtige Faktoren für Recovery

Beziehungen Zuversicht Identität

Sinn & Bedeutung

Empowerment & Selbstwirksamkeit Körperlichkeit

In sich selbst zuhause sein, dein Körper weiß die Antwort, Körperbewusstsein, Sichtbar-Sein & Außenwirkung, körperliches Wohlbefinden

Möglichkeiten

Träume, Chancen & Risiken, Ziele Sicherheit

Sicherheit ist die Basis (innere und äußere Sicherheit), u.a. Wohnen, Finanzielles, Arbeit, Bindung, Glauben

CHIME

Plus

(20)

|

Keiner dieser Faktoren steht für sich alleine

Wichtige Faktoren für Recovery

06.07.2021 20

(21)

Veränderung geschieht auf verschiedenen Ebenen, die sich gegenseitig beeinflussen:

Kann man Recovery lernen?

Verstehen: Sich selbst verstehen. Andere Menschen verstehen.

Zusammenhänge begreifen. Erkenntnisgewinn. Hierfür braucht man

Informationen, Wissen. Es gibt Dinge, die man gezielt lernen kann, andere Erkenntnisse gewinnt man durch Austausch, Hinterfragen, Nachdenken.

Handeln: Veränderungen können sich auf der Handlungsebene zeigen.

Man kann gezielt neue Handlungsweisen üben und festigen.

Fühlen: Die eigene Gefühlslage kann sich verändern. Durch äußere und innere Einflüsse. Auch durch Verstehen und neue Handlungsmuster.

(22)

| 06.07.2021 22

(23)
(24)

| 06.07.2021 24

(25)
(26)

|

Psychische Gesundheit und Wohlbefinden durch Bildung

Was passiert im Recovery College?

Handeln:

• Schon alleine dadurch, dass man hingeht, tut man etwas für sich

• Neue Handlungsweisen können ausprobiert werden

• Durch Erkenntnisgewinn bekommt man mehr

Handlungsmöglichkeiten dadurch wird das Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit gestärkt

06.07.2021 26

(27)

Psychische Gesundheit und Wohlbefinden durch Bildung

Was passiert im Recovery College?

Verstehen:

• Das Recovery College stellt Wissen und Information zur Verfügung.

• Einzigartig ist die Kombination von Erfahrungswissen und Fachwissen

• Austausch mit Gleichgesinnten

• Lernen voneinander und miteinander

(28)

|

Psychische Gesundheit und Wohlbefinden durch Bildung

Was passiert im Recovery College?

Fühlen:

• Durch die Erfahrung von Toleranz und Akzeptanz im Recovery College wächst auch die Selbstakzeptanz

• Sich weniger alleine fühlen, weil man auf Menschen trifft, denen es ähnlich geht

• Umgang mit Gefühlen lernen

• Sich selbst ernst nehmen

06.07.2021 28

(29)
(30)

| 06.07.2021 30

(31)

|

Persönliche Recovery Reise und Transformation des Systems

RC

Verbindung zu anderen Menschen

Hoffnung und Zuversicht für

die Zukunft

Bedeutung und Wichtigkeit der

eigenen Erfahrung

Veränderung der Haltung

und des Systems

Sommer, J., Gill, K., & Stein-Parbury, J. (2017). Walking side-by-side: recovery colleges revolutionising mental health care. Mental Health and Social Inclusion, (just-accepted), 00-00.

06.07.2021 31

(32)

|

Zusammenfassung

• Psychische Gesundheit kann man lernen

• Seelisches Wohlbefinden als Ziel

• Das Recovery Konzept unterstützt einen personenorientierten Ansatz

• Das Recovery College ist ein Raum, in dem man vieles über psychische Gesundheit lernen kann.

06.07.2021 32

(33)

LWL-Klinikum Gütersloh andrea.zingsheim@lwl.org michael.schulz@lwl.org

Besuchen Sie uns im Internet: www.lwl-klinik-guetersloh.de www.recovery-college-gt-owl.de

info@recovery-college-gt-owl.de

Wir freuen uns auf Ihre Fragen und eine lebhafte

Diskussion.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Nicht immer sind diese Erkrankungen Folge der Transplantation und der dadurch notwendigen Immunsuppression, sie können auch auf Vorerkrankungen zurückgehen, die bereits

Der zuständige Leis- tungsträger am Ort der Wohnungszuweisung muss zunächst prüfen, ob auf die Erreichbarkeit zu verzichten ist, weil ein wichtiger Grund vorliegt und die

Gleichzeitig wird sichtbar, dass die Arbeits- losenquoten für Personen ohne Berufsabschluss in den neuen Bundesländern durchschnittlich hö- her liegen als in den alten

Es muss sich um Personen handeln, die körperliche, kognitive, psychische Beeinträchtigungen oder gesundheitliche Belastungen oder Anforderungen nicht selbstständig kompensieren

Landesbibliothekszentrum Landesbüchereistelle Stand: Januar 2021 www.lbz.rlp.de info.landesbüchereistelle@lbz-rlp.de Ana

Auch in der Medizin und im Gesundheitswesen erfuhr das Konzept der Lebensqualität einen spektakulären Aufstieg: In kurzer Zeit avancierte es zu einem zentralen

Wolfgang Krombholz, Hausarzt aus dem oberbayerischen Isen, Pedro Schmelz, Augenarzt aus Bad Kissingen und Ilka Enger, Internistin aus Neutraubling, stehen drei Sys- temkritiker

‚entdeckenlassendem Lehrverfahren’ der Lehrstoff nicht in fertiger Form präsentiert wird, sondern die Lernenden eigenständig „Sachstrukturen herausarbeiten und in ihre kognitive