Universit¨ at Konstanz
Fachbereich Mathematik und Statistik Repetitorium Lineare Algebra 2019
L¨ osungen – Zusatzaufgaben
Zusatzaufgabe 2
Es sei ϕ : V → W eine lineare, surjektive Abbildung zwischen K -Vektorr¨ aumen und ferner {v
1, . . . , v
n} eine Basis von V . Eine der folgenden Aussagen ist immer richtig, die andere gilt nicht immer. Geben Sie f¨ ur die richtige Aussage einen Beweis, f¨ ur die falsche ein Gegenbeispiel.
(a) {ϕ(v
1), . . . , ϕ(v
n)} ist ein Erzeugendensystem von W . (b) {ϕ(v
1), . . . , ϕ(v
n)} ist linear unabh¨ angig in W .
L¨ osung.
(a) Die Aussage ist wahr. Wir m¨ ussen zeigen, dass jedes w ∈ W sich als Linear- kombination der ϕ(v
1), . . . , ϕ(v
n) schreiben l¨ asst. Sei also w ∈ W . Da ϕ nach Voraussetzung surjektiv ist, gibt es ein v ∈ V mit ϕ(v) = w. Da {v
1, . . . , v
n} eine Basis von V ist, gilt v =
n
P
j=1
λ
jv
jf¨ ur geeignete λ
j∈ K mit j = 1 . . . , n.
Die Linearit¨ at von ϕ liefert w = ϕ(v) = ϕ
n
X
j=1
λ
jv
j!
=
n
X
j=1
λ
jϕ(v
j),
dies war zu zeigen.
(b) Die Aussage gilt nicht immer. Wir geben also ein Beispiel an, so dass ϕ : V → W eine lineare, surjektive Abbildung ist, aber {ϕ(v
1), . . . , ϕ(v
n)} ist linear abh¨ angig in W . Wie finden wir ein solches Beispiel? Wir k¨ onnen K = R , V = R
nund W = R
mw¨ ahlen. m sollte so klein wie m¨ oglich gew¨ ahlt werden; m = 1 kommt nicht in Frage, denn ein Vektor in einem 1-dimensionalen Vektorraum ist immer linear unabh¨ angig. Wir w¨ ahlen daher m = 2. Da 3 Vektoren in einem 2-dimensionalen Vektorraum immer linear abh¨ angig sind, w¨ ahlen wir n = 3.
Wir betrachten nun folgende Matrix A ∈ M
2×3( R ) gegeben durch A =
1 1 0 1 0 1
.
Der Rang von A ist 2. Die Spaltenvektoren sind linear abh¨ angig. Es sei nun ϕ : R
3→ R
2mit Darstellungsmatrix A. Dann ist ϕ eine surjektive, lineare Abbildung und {ϕ(e
1), ϕ(e
2), ϕ(e
3)} ist linear abh¨ angig.
Zusatzaufgabe 3
Sei V ein Q -Vektorraum und x
1, . . . , x
r, y ∈ V . Ferner gelte y 6∈ hx
1, . . . , x
ri. Zeigen Sie: Ist {x
1, . . . , x
r} linear unabh¨ angig, so auch {x
1+ y, . . . , x
r+ y}.
Beweis. Es sei {x
1, . . . , x
r} linear unabh¨ angig. Angenommen,
M := {x
1+ y, . . . , x
r+ y}
ist linear abh¨ angig. Dann l¨ asst sich ein Vektor aus M als Linearkombination schrei- ben, o.E. sei x
1+ y ein solcher Vektor. Somit haben wir
x
1+ y =
r
X
j=2
λ
j(x
j+ y) ⇔ y
"
1 −
r
X
j=2
λ
j#
| {z }
=:`
= −x
1+
r
X
j=2
λ
jx
j• Falls ` = 0 ist, folgt
0 = −x
1+
r
X
j=2
λ
jx
j,
d.h. {x
1, . . . , x
r} ist linear abh¨ angig. Widerspruch zur Voraussetzung!
• Falls ` 6= 0 ist, folgt
y = 1
`
"
−x
1+
r
X
j=2
λ
jx
j# , d.h. y ∈ hx
1, . . . , x
ri. Widerspruch zur Voraussetzung!
Zusatzaufgabe 4
Sei n ∈ N und τ ∈ S
n. Zeigen Sie, dass H
τ:= {σ ∈ S
n: στ = τ σ} eine Untergruppe von S
nist.
Beweis. F¨ ur den Beweis weisen wir folgende Aussagen nach:
(i) H
τist nicht-leer
(ii) ∀ϕ, π mit ϕ, π ∈ H
τgilt ϕπ ∈ H
τ(iii) ∀ϕ mit ϕ ∈ H
τgilt ϕ
−1∈ H
τZu (i): Wegen id τ = τ id gilt id ∈ H
τ, also ist H
τnicht-leer.
Zu (ii): Es seien ϕ, π ∈ H
τ. Wir m¨ ussen ϕπ ∈ H
τzeigen, d.h. ϕπτ = πϕτ. Nach Voraussetzung gilt
ϕτ = τ ϕ (1)
und
πτ = τ π. (2)
Es gilt
ϕπτ = ϕ(πτ )
(2)= ϕ(τ π) = (ϕτ )π
(1)= (τ ϕ)π = τ ϕπ, dies war zu zeigen.
Zu (iii): Es sei ϕ ∈ H
τ. Wir m¨ ussen zeigen, dass auch ϕ
−1∈ H
τist, d.h. ϕ
−1τ = τ ϕ
−1. Wegen ϕ ∈ H
τgilt
ϕτ = τ ϕ.
Hieraus folgt
ϕ
−1ϕτ = ϕ
−1τ ϕ ⇔ τ = ϕ
−1τ ϕ ⇔ τ ϕ
−1= ϕ
−1τ ϕϕ
−1⇔ τ ϕ
−1= ϕ
−1τ, dies war zu zeigen.
Zusatzaufgabe 5
2
Sei V = {f ∈ R [t] : deg f ≤ 2} ein Untervektorraum von R [t]. Zeigen Sie, dass es f¨ ur jedes
a b c
∈ R
3genau ein f ∈ V gibt mit
f (1) = a f
0(0) = b f(0) = c und geben Sie dieses f explizit an.
L¨ osung. Zu gegebenem (a, b, c) ∈ R
3m¨ ussen wir zeigen, dass es genau ein f ∈ V gibt mit
f(1) = a f
0(0) = b f (0) = c.
Jedes f ∈ V ist von der Gestalt
f = a
2t
2+ a
1t + a
0mit (a
0, a
1, a
2) ∈ R
3. Die Bedingungen liefern folgendes lineares Gleichungssystem
f(1) = a
2+ a
1+ a
0= a f
0(0) = a
1= b
f(0) = a
0= c.
Die erweiterte Koeffizientenmatrix ist also
1 1 1 a 0 1 0 b 0 0 1 c
.
Die Matrix hat vollen Rang, d.h. es gibt genau eine L¨ osung. Aus dem LGS lesen wir sofort ab
a
2= a − b − c, a
1= b, a
0= c,
also gibt es zu (a, b, c) ∈ R
3genau ein f ∈ V mit den geforderten Eigenschaften, n¨ amlich
f = (a − b − c)t
2+ bt + c.
3