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Kopenhagen 1941 und die Natur des deutschen Uranprojektes

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Kopenhagen 1941 und die Natur des deutschen Uranprojektes

Helmut Rechenberg, München

Motto: „Eine amüsante Neuigkeit erreichte uns heute mittag. Die ’Stars and Stripes’

brachten eine 15-zeilige Notiz über die fehlgeschlagenen Versuche der Deutschen, eine Atombombe zu bauen.“ (E.Bagge, Tagebuchnotiz vom 24.Mai 1945)

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Einleitung

Am 19. Dezember 1938 schrieb Otto Hahn aus Berlin nach Stockholm an Lise Meitner über die Fortsetzung der mit ihr 1934 begonnenen Untersuchungen, die bei der Bestrahlung von Urankernen mit langsamen Neutronen entstehenden neuen Substanzen chemisch zu

identifizieren. Er hatte an seinem Kaiser Wilhelm-Institut (KWI) für Chemie in Berlin- Dahlem mit Fritz Straßmann insbesondere die früher von Irène Curie und Paul Savitch als Radium gedeuteten Endprodukte näher analysiert und stellte nun fest:

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„Aber immer wieder kommen wir zu dem schrecklichen Schluß: Unsere Ra-Isotope verhalten sich nicht wie Ra, sondern wie Ba. Wie gesagt, andere Elemente,

Transurane, U, Th, Ac, Pa, Pb, Bi, Po kommen nicht in Frage. ...

Vielleicht kannst Du irgendeine phantastische Erklärung vorschlagen. Wir wissen dabei selbst, daß es [d.h. das mit Neutronen beschossene Uran] eigentlich nicht in Ba zerplatzen kann.“

Lise Meitner und ihr in Kopenhagen arbeitender Neffe Otto Frisch, aber auch unabhängig andere, zeigten bald darauf, daß entgegen den bisherigen Vorstellungen der Experten in der Kerntheorie (besonders Niels Bohr in einer Arbeit mit Fritz Kalckar aus dem Jahre 1937) die Spaltung des Urankerns in zwei gleich große Kernbruchstücke durchaus möglich war und daß dafür große Energiemengen freigesetzt wurden.

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Die Entdeckung der Uranspaltung veranlaßte nicht nur eine große Anzahl weiterer

wissenschaftlicher Untersuchungen über den „neuen Typ der Kernreaktion“, sondern ließ

auch besorgte Wissenschaftler an unerwünschte Folgen denken. So schrieb der 1933 aus

Deutschland emigrierte Leo Szilard bereits am 2. Februar 1939 aus New York an mehrere

Kollegen in Westeuropa:

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„Es liegt auf der Hand, daß, falls mehr als ein Neutron freigesetzt würde, eine Kettenreaktion möglich wäre. Unter Umständen könnte das zum Bau von Bomben führen, die ganz allgemein sehr gefährlich wären, besonders in den Händen gewisser Regierungen."

Er meinte damit besonders die nationalsozialistische deutsche Regierung und wollte die Kollegen veranlassen, freiwillig auf die Veröffentlichung von Versuchen zu verzichten, die eine Neutronenvermehrung ergeben. Frédéric Joliot und Mitarbeiter in Paris folgten

allerdings seinem Wunsche nicht und gaben schließlich in einer Mitteilung an die britische Zeitschrift Nature, die am 22. April 1939 erschien (Nature 143, 680, 1939), bekannt, daß je Spaltungsvorgang etwa 3,5 Neutronen erzeugt wurden. Somit eröffnete sich zum ersten Mal die Möglichkeit, die im Atombau enthaltene Energie in großem Maßstabe durch eine

Kettenreaktion freizusetzen.

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In Deutschland, ebenso wie in England und den USA, wurde diese Möglichkeit in verschiedenen wissenschaftlichen und militärischen Gremien erörtert und entsprechende Experimente wurden eingeleitet. Nach dem Ausbruch des Krieges im September 1939 entstanden auf beiden Seiten geheime Projekte, z.B. das amerikanisch-britische Manhattan- Projekt, das zur Herstellung und Anwendung von Uran- und Plutoniumbomben führte.

In diesem Beitrag wird anhand von Dokumenten und späteren Erinnerungen der

Teilnehmer die Rolle Werner Heisenbergs im deutschen Uranprojekt erörtert. Dieser war im August 1939 von einem wissenschaftlichen Besuch der Vereinigten Staaten nach

Deutschland zurückgekehrt, obwohl ernsthafte Angebote vorlagen, ihn an amerikanische Universitäten zu holen (Abschnitt 1). Im September 1939 wurde er zum Heereswaffenamt einberufen, das sich für die mögliche militärische Verwendungen der Uranspaltung

interessierte. Heisenberg arbeitete zuerst theoretisch genauer die Vorstellungen aus, wie man eine Energie erzeugende Kettenreaktion in einer „Maschine“ mit Natururan als Brennstoff bauen und in Gang setzen kann, und beteiligte sich auch selbst an vorbereitenden

Experimenten in Leipzig, die im Spätsommer 1941 einen Erfolg wahrscheinlich machten

(Abschnitt 2). Die bereits früher von Carl Friedrich v. Weizsäcker erhaltene Aussicht, daß

man in einer funktionierenden Uranmaschine schließlich auch chemisch neues Material zu

einem „Kernsprengstoff“ erhalten könne, versetzte ihn in Sorge, und er wollte darüber auf

einem Besuch in Kopenhagen mit seinem Lehrer und Freund Niels Bohr sprechen. An diesen

Besuch schloß sich eine kontroverse historische Diskussion an (Abschnitt 3). Im Juli 1942

berief die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft Heisenberg als Direktor in ihr Institut für Physik

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nach Berlin, wo er insbesondere auch die dort geplanten Großversuche zum Bau der

„Uranmaschine“ (später „Reaktor“ genannt) leiten sollte (Abschnitt 4). Daneben arbeitete Heisenberg wissenschaftlich an seiner neuen Theorie der Elementarteilchen, die er auf mehreren Auslandsreisen vortrug; die historischen Quellen zu diesen Besuchen werfen ein kritisches Licht auf deren Interpretation als „Nazi-Propaganda“, wie sie von einigen amerikanischen und anderen Historikern versucht wird (Abschnitt 5). Das deutsche

Uranprojekt endete Anfang 1945 mit dem letzten Versuch der Heisenberg-Bothe-Gruppe im südwestdeutschen Haigerloch, in dem eine Kettenreaktion fast erreicht wurde (Abschnitt 6).

Bemühungen um eine „Atombombe für Hitler“ lassen sich dagegen nicht belegen, wie bereits die abgehörten Gespräche der im englischen Farm Hall gefangen gesetzten führenden

deutschen Uranforscher, welche Anfang 1992 freigegeben wurden, bestätigten. Auch die Notizen von Niels Bohr über das Treffen mit Heisenberg im Jahr 1941, die seit 6.Februar 2002 vom Niels-Bohr-Archiv in Kopenhagen allgemein zugänglich gemacht wurden und von denen manche sensationslüsterne Geschichtsforscher und eine von ihnen angestachelte Öffentlichkeit den Beweis erhofften, haben nichts Schlüssiges dazu ergeben (Nachtrag 2002).

1. Gespräche mit Freunden in den USA und Rückkehr nach Deutschland (Juni-August 1939)

In Leipzig erhielt Heisenberg frühzeitig Kenntnis von der Kernspaltung durch einen Vortrag von Carl Friedrich v. Weizsäcker, der aus Berlin zu einem Vortrag im physikalischen Seminar kam.

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Wie seine Kollegen in Deutschland und im westlichen Ausland erkannte er durchaus die möglichen Folgen, nachdem die überschüssige Neutronenproduktion bestätigt wurde. Er beschäftigte sich jedoch nicht eingehender mit Fragen der technischen

Energiegewinnung aus der Uranspaltung, sondern setzte seine theoretischen Überlegungen über hochenergetische Streuprozesse in der Höhenstrahlung fort. Anfang Mai reichte er bei der Zeitschrift für Physik die Arbeit „Zur Theorie der explosiven Schauer in der kosmischen Strahlung“ ein, in der er diese Prozesse mit der Mesonentheorie erklärte. Diese Gedanken trug er auch auf der Konferenz über kosmische Strahlung vor, die zwischen dem 27. und 30.

Juni an der Universität Chicago stattfand und von vielen Experten aus den USA und anderen

Länder besucht wurde.

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Wie seine Frau Elisabeth in ihrem Buch berichtete, benützte Heisenberg diese USA- Reise vor allem, um viele der befreundeten Kollegen aufzusuchen und mit ihnen über fachliche, allgemeine und persönliche Fragen zu diskutieren:

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„Im Frühsommer 1939 reiste Heisenberg nochmals nach Amerika. Das Motiv zu dieser Reise war, sich noch einmal seiner Freunde dort zu versichern und ihnen die Gründe für sein Verhalten verständlich zu machen. Er glaubte damals noch fest an die ‘Familie der Physiker auf der ganzen Welt’, von der er mir so oft erzählt hatte, und er ahnte nicht, daß er durch seine Entscheidung, in Deutschland zu bleiben, sich selbst aus dieser Familie ausschloß. Da er sich nie mit der Politik der Nazis

identifiziert hatte, glaubte er fest, daß die alten Freundschaften über die politischen Gegensätze hinweg währen könnten. Fermi, mit dem er seine Absicht in Deutschland zu bleiben besprach, zeigte ein gewisses Verständnis für diesen Entschluß, obgleich er ihn letztlich nicht billigte; Pegram in New York aber konnte er mit seinen

Argumenten nicht überzeugen, und so wie Pegram reagierten doch die meisten seiner amerikanischen Freunde, was Heisenberg sehr schmerzte.“

Heisenberg erinnerte sich in seiner Selbstbiographie an Details seiner Gespräche auf der Sommerschule von Ann Arbor mit dem Ende 1938 aus Italien in die USA gegangenen Enrico Fermi, den er bereits aus seiner Göttinger Zeit im Jahre 1924 kannte und seither immer wieder auf Konferenzen getroffen hatte. Dieser schlug ihm vor, wie er selbst in den Vereinigten Staaten zu bleiben; er sagte insbesondere:

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„Was wollen Sie noch in Deutschland? Sie können den Krieg nicht verhindern, und Sie werden nur Dinge verantworten müssen, die Sie nicht tun und nicht

mitverantworten wollen. Wenn Sie damit, daß Sie all das Elend drüben mitmachen, irgend etwas Gutes bewirken können, würde ich Ihre Haltung ja verstehen. Aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist doch verschwindend gering. Hier können Sie neu anfangen.“

Heisenberg antwortete, daß er seit seiner ersten USA-Reise im Jahre 1929 mit der „ständigen Versuchung“ gekämpft hätte auszuwandern – es lagen seither mehrere verlockende Angebote amerikanischer Universitäten vor, namentlich 1934 von der Harvard University und 1938 von der Columbia University (wo der erwähnte George Pegram Dekan war). Aber er hätte sich doch entschieden, in Deutschland zu bleiben, um nach 1933 „einen Kreis junger Leute um sich zu sammeln, die an dem Neuen in der Wissenschaft mitmachen wollen, die auch später nach dem Kriege zusammen mit den anderen dafür sorgen könnten, daß es wieder gute Wissenschaft in Deutschland gibt“, und er fügte hinzu:

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„Ich hätte das Gefühl, Verrat zu begehen, wenn ich diese jungen Menschen jetzt im

Stich ließe. Die Jungen können ja weniger leicht auswandern als wir. Sie würden

nicht so leicht eine Stellung finden, und es käme mir unbillig vor, wenn ich diesen

Vorteil einfach für mich ausnützen wollte. Ich habe einstweilen die Hoffnung, daß

der Krieg nicht lange dauern wird.“

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Fermi wies ihn dann auf die möglichen Folgen der Urankernspaltung hin – er arbeitete seit dem Frühjahr über das Problem, eine energie erzeugende Kettenreaktion zustande zu bringen, die auch zu militärischen Zwecken verwendet werden könnte, eine Entwicklung, die im Kriege sicherlich von beiden Seiten rasch vorangetrieben würde und endete: „Die

Atomphysiker würden in dem Land, in dem sie leben, von der Regierung veranlaßt werden, sich an dieser Entwicklung zu beteiligen.“ Heisenberg entgegnete, er sei sich dieser Gefahr wohl bewußt, habe aber den Eindruck, daß „die Entwicklung länger gehen wird, daß also der Krieg zu Ende sein wird, bevor es zu einer technischen Anwendung der Atomenergie

kommt“, insbesondere, daß der Krieg ohne einen deutschen Sieg ausgehen werde, denn

„moderne Kriege werden mit der Technik geführt, und da Hitlers Politik Deutschland von allen anderen Großmächten isoliert hat, ist das technische Potential auf der deutschen Seite unvergleichlich viel geringer als auf der Seite der wahrscheinlichen Gegner“.

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Nach Heisenbergs Erinnerung fand das Gespräch in der Wohnung von Fermi statt. Das trifft nicht notwendig zu, da Fermi damals in New York an der Columbia University

arbeitete und als Gastvortragender nach Ann Arbor kam. Andererseits wohnte Heisenberg bei dem ihm ebenfalls seit langem bekannten und befreundeten Samuel Goudsmit, einem der Organisatoren der Sommerschule. Der holländische Student Max Dresden, der bei Fermi promovieren wollte und ebenfalls nach Ann Arbor mitgekommen war, erinnerte sich später, daß „Otto Laporte eine Party für seinen alten Freund Heisenberg gab“ und weiter:

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‘’I and a few other graduate students were asked to function as bar tenders and waiters. There was actually not much to do, so we could pay close attention to the conversations. There was really only one central topic. Fermi had just left Fascist Italy to come to the USA, Heisenberg had decided to return to Nazi Germany. The crucial part of their argument was whether a decent honest scientist could function and maintain his scientific integrity and personal self-respect in a country whose all standards of decency and humanity had been suspended. Heisenberg believed that with his prestige, reputation and known loyalty to Germany, he could influence or even guide the government in more rational channels. Fermi believed no such thing.

He kept on saying: ‘The people [the Fascists] have no principles; they will kill anybody who might be a threat – and they won’t think twice about it. You have only the influence they grant you.’ Heisenberg didn’t believe the situation was that bad. I believe it was Laporte who asked what Heisenberg would do in case of a Nazi-Soviet pact. Heisenberg was still unwilling to ascertain that possibility: ‘No patriotic

German would ever consider this option.’ The discussion continued for a long time

without resolution. Heisenberg felt Germany needed him, that it was his obligation to

go back. Fermi did not think that there was anything anyone could do in Italy (or

Europe); he was afraid for the life of his wife ([who was Jewish and] her father was

later killed); and so he felt it was better to make a fresh start in the US. But none of

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the decisions had come easy. The role of physics and physicists was mentioned off and on.“

Dresden schloß, daß, obwohl man keineswegs “the turbulent” zukünftige Zeit klar voraussah, es doch sichtbar wurde, daß die theoretischen Physiker “would not longer be a happy,

unconcerned group of young men matching their intelligence against the secrets of the universe“ (l.c.).

Sein Bericht bestätigte im Wesentlichen den Inhalt der Gespräche in Heisenbergs Darstellung, insbesondere die unterschiedlichen Schlußfolgerungen der Teilnehmer.

Goudsmit, der offensichtlich ebenfalls an der Party teilnahm, schilderte den entscheidenden Punkt der Konversation: ‘’Enrico Fermi and I asked him the question many others had asked:

‘Why don’t you come here?’ He answered: ‘No, I cannot because Germany needs me.’ He believed that Hitler’s excesses of which he strongly disapproved would soon be over. He felt that he would be needed to repair the damage made by the regime.“

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Und Dresden erzählte an anderer Stelle noch ein weiteres Detail:

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„Heisenberg sei anfangs unschlüssig gewesen, was er auf die Frage von Fermi und Goudsmit antworten solle. Da habe Frau Fermi gesagt, ... daß jeder, der in

Deutschland bliebe, verrückt sein müsse, worauf Heisenberg vehement Einspruch erhoben habe.“

Es bleibt insgesamt festzuhalten, daß die Inhalte der Berichte von Heisenberg einerseits und von Dresden und Goudsmit andererseits sich keineswegs widersprechen. Alle Zeugen bestätigen die ausführliche Erörterung der Rückkehrfrage, und sie schließen nicht aus, daß Fermi ein größeres Verständnis für die Haltung seines Freundes Heisenberg zeigte als die anderen Teilnehmer.

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Andererseits greift die vor allem von Goudsmit vertretene Deutung, Heisenberg habe sich nur von seinem extremen Nationalismus verführen lassen, sicher zu kurz.

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Das Verantwortungsgefühl nicht nur für das Vaterland, sondern vor allem für die ihm anvertrauten jungen Studenten in Deutschland war Heisenberg seit seiner Pfadfinderzeit teuer. Das hatte mit verblendetem Nationalismus wenig zu tun, eher mit menschlichem Charakter. Wenn er sagte: „Deutschland braucht mich“, meinte er jedenfalls nicht nur die deutsche Wissenschaft und seine „eigene bedeutende Rolle“ (so Goudsmits Unterstellung!) in ihr, sondern vor allem seine Schüler und Mitarbeiter, die er nicht im Stiche lassen wollte.

Ein solches Verhalten kann daher kaum als persönlicher Ehrgeiz bezeichnet werden, und es

verwundert deshalb nicht weiter, daß George Pegram, der Heisenberg seit zehn Jahren

väterlich zugetane Physiker der Columbia University, auch keinen Erfolg hatte, als er ihm

noch am Hafen von New York zum Bleiben umstimmen wollte. Allerdings zeigte er für die

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Gründe des Deutschen viel weniger Verständnis als Fermi und blieb nach Heisenbergs Erinnerung verstört am Kai zurück. In der Tat konnte die Mehrzahl der amerikanischen Kollegen noch Jahrzehnte später überhaupt nicht verstehen, daß er das letzte so großzügige Angebot ausschlug, aus dem schlimmen Nazi-Deutschland ins gelobte Land zu kommen. Sie vermuteten daher, daß er vielleicht insgeheim doch mit den Nazis sympathisierte und unter Umständen bereit war, ihnen mit allen Mitteln gegen die freie westliche Welt zu helfen.

Es bleibt nachzutragen, daß eineinhalb Monate später Heisenberg an den dänischen Lehrer und Freund Niels Bohr schrieb:

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„Durch die Abreise Watanabes nach Dänemark scheint sich noch einmal die Möglichkeit zu geben, Dir zu schreiben. Du weißt, wie traurig ich über die ganze Entwicklung bin. In Amerika sahen wir es ja alle kommen. Ich bin wieder

zurückgefahren, da ich hierher gehöre. Das wirst du sicher verstehen.“

Er fügte hinzu: „Heute erhielt ich die Nachricht, daß ein Bruder des jungen Weizsäcker gefallen ist. Wieviel Unglück wird noch geschehen.“ Am 1. September 1939 hatte die deutsche Regierung den Krieg vom Zaun gebrochen, und schwerste Zeiten standen Heisenberg, seiner Familie, seinem Vaterland und Europa bevor.

2. Das deutsche militärische Uranprojekt und die Möglichkeit der Energiegewinnung aus der Uranspaltung (1939-1941)

2.1 Das deutsche Uranprojekt und die Leipziger Versuche

In Deutschland bemühten sich die staatlichen Behörden frühzeitig um die Auswertung der

Ergebnisse der Hahn-Straßmannschen Entdeckung. Unmittelbar nach dem Erscheinen der

Notiz von Joliot und Mitarbeitern über die Neutronenvermehrung bei der Urankernspaltung,

am 22. April 1939, hielt Wilhelm Hanle an der Göttinger Universität einen Vortrag über eine

mögliche Gewinnung von Kernenergie. Sein Institutschef Georg Joos unterrichtete daraufhin

umgehend das Reichserziehungsministerium in einem Brief, und schon zwei Tage später lud

Dr. W. Dames im Namen des Reichsforschungsrates (RFR) zu einer „Besprechung über die

Frage einer sich selbst fortpflanzenden Kettenreaktion“ ein: Außer Joos als Vortragendem

und Hanle kamen am 29. April einige experimentelle Experten nach Berlin und beschlossen

Untersuchungen, die in Göttingen ausgeführt werden sollen. Dieser erste „Uranverein“ des

Erziehungsministeriums löste sich allerdings am 20. August 1939 auf, als die Mitarbeiter

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(nämlich Joos, Hanle und Reinhold Mannkopff) zu Wehrmachtsübungen eingezogen wurden – das Militär war von anderer Seite (nämlich Paul Harteck und Wilhelm Groth aus Hamburg, ebenfalls am 24.April 1939) auf die Möglichkeit der Gewinnung von Kernenergie

aufmerksam gemacht worden und schaltete das zivile Projekt erst einmal aus.

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Nachdem am 1. September 1939 der Krieg gegen Polen begonnen hatte, berief das Heereswaffenamt (HWA) den Heisenbergschüler Erich Bagge nach Berlin ein, um eine Sitzung der experimentellen Spezialisten, namentlich mit den Professoren Walther Bothe (Heidelberg), Hans Geiger (Berlin), Paul Harteck (Hamburg), Gerhard Hoffmann (Leipzig), Joseph Mattauch (Berlin) und Georg Stetter (Wien), am 26. September zu organisieren. Auch der Theoretiker Siegfried Flügge von Hahns KWI fürChemie war eingeladen worden, der vorher Artikel über die technische Ausbeutung der Uranspaltung geschrieben hatte.

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Bagge erinnerte sich später an den Verlauf dieser Sitzung:

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„Die Sitzung begann mit einer Rede von Dr. [Wilhelm] Basche, der nach einleitenden Bemerkungen zur Kriegssituation auf Flügges Artikel in den Naturwissenschaften hinwies und dann feststellte: Aufgabe der Anwesenden sei es, alle Vorbereitungen dafür zu treffen, die Frage nach der technischen Realisierbarkeit der

Kernenergiegewinnung eindeutig zu beantworten. Es sei natürlich sehr schön, wenn die Antwort positiv ausfalle und es gelänge, eine neue Energiequelle zu erschließen.

Sie werde mit großer Wahrscheinlichkeit auch militärische Bedeutung haben. Eine negative Antwort sei aber ebenso wichtig, da man dann sicher sei, daß auch der Feind nicht über sie verfügen könne.“

Die versammelten Kernforscher diskutierten die gestellte Frage an und erwogen das Für und Wider der Kernenergie, bis (nach Bagges Erinnerung) Geiger das Abschlußwort sprach:

„Meine Herren, Sie haben gehört, daß eine Chance besteht, die Kernenergie durch Spaltung freizusetzen. Ich muß sagen, wenn auch nur die geringste Spur einer Chance dazu besteht, dann müssen wir sie verfolgen. Wir können gar nicht anders.“ (l.c.)

Bei dieser ersten Sitzung am 26. September 1939 im Heereswaffenamt setzte Bagge auch

(gegen die Einwände vor allem von Walther Bothe) den Vorschlag durch, seinen Lehrer

Werner Heisenberg als theoretischen Experten hinzuzuziehen. Heisenberg erhielt also den

Einrufungsbefehl, zur zweiten, personell erweiterten Konferenz im HWA zu erscheinen – es

kamen dazu u.a. auch noch die Experimental-Professoren Klaus Clusius aus München,

Robert Döpel aus Leipzig, Otto Hahn und Georg Joos aus Göttingen sowie der Theoretiker

Carl Friedrich v. Weizsäcker. Nun wurde beschlossen, die Arbeiten an dem als geheim

erklärten Projekt nicht, wie von der militärischen Behörde und deren Sprengstoff- und

Kernphysikspezialitäten Dr. Kurt Diebner gewünscht, in Berlin zu konzentrieren, sondern auf

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die verschiedenen Institute der beteiligten Professoren (im Wesentlichen waren etwa ein Dutzend Stellen damit beschäftigt!) zu verteilen. Heisenberg kehrte daher nach Leipzig zurück mit dem Auftrag, eine detaillierte Theorie für eine Uranmaschine zu entwerfen; er legte diese in zwei grundlegenden Arbeiten nieder, deren Ergebnisse er in den Sätzen zusammenfaßte:

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„Die von Hahn und Straßmann entdeckten Spaltungsprozesse an Uran können nach den bisher vorliegenden Daten auch zur Energieerzeugung im Großen verwendet werden. Die sicherste Methode zur Herstellung einer hierzu geeigneten Maschine besteht in der Anreicherung des Isotops

U92235

. Je weiter die Anreicherung getrieben wird, desto kleiner kann die Maschine gebaut werden. Die Anreicherung von

U92235

ist die einzige Methode, mit der das Volumen der Maschine klein gegen 1 cbm gemacht werden kann. Sie ist ferner die einzige Methode, um Explosivstoffe herzustellen, die die Explosivkraft der bisher stärksten Explosivstoffe um mehrere Zehnerpotenzen übertreffen. Zur Energieerzeugung kann man aber auch das normale Uran ohne Anreicherung von

U92235

benützen, wenn man Uran mit einer anderen Substanz verbindet, die Neutronen von Uran verlangsamt, ohne sie zu absorbieren. Wasser eignet sich hierzu nicht. Dagegen erfüllen nach den vorliegenden Daten schweres Wasser und ganz reine Kohle diesen Zweck.“

Er ging in seinem ersten Bericht vom Dezember 1939 auch auf die voraussichtlich günstige Schichtenanordnung aus Uranoxid und dazwischen liegende Schichten von D

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0 ein und forderte eine Nachprüfung der spezifischen Daten dieser Substanzen, die dann beim zweiten Bericht vom Februar 1940 z.T. schon vorlag und den Ausschluß von Kohlenstoff als

Bremssubstanz der Neutronen nahelegten; diese Vermutung wurde durch spätere Versuche von Walter Bothe und Peter Jensen bestätigt und bestimmte den Verlauf des deutschen Uranprojektes im Zweiten Weltkrieg erheblich.

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In Leipzig gewann Heisenberg mit dem Extraordinarius Robert Döpel einen kongenialen experimentellen Partner, mit dem er sorgfältige Versuche zur Bestimmung der

Diffusionslänge von thermischen Neutronen in schwerem Wasser und Uranoxid vorbereitete und ausführte (1940) und sich dann endgültig der Frage zuwandte, Neutronenvermehrung in einer Schichtenanordnung von Uranoxid und schwerem Wasser zu erreichen. Döpel

schilderte die Zusammenarbeit, die seine Frau Klara einschloß, in dem Kondolenzbrief an Frau Heisenberg zum Tode des Partners:

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„Bekannt wurde ich mit Werner Heisenberg bereits im Jahre 1921 während meiner

Promotionszeit im Münchner Institut für Experimentalphysik. Da aber zwischen den

beiderseitigen Arbeitsgebieten keine unmittelbare Verbindung bestand, so waren

unsere kleinen Gespräche auf zufällige Begegnungen im Sommerfeldschen Seminar

oder im physikalischen Kolloquium beschränkt. Zwanzig Jahre später führten unsere

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Wege wieder zusammen und zwar im Physikalischen Institut zu Leipzig. Diesmal deckten sich Teile unserer Arbeitsgebiete in der gemeinsamen Untersuchung der Frage, ob sich die Wirkung der von O. Hahn gefundenen Uranspaltung so verstärken ließe, daß sie eine makroskopische Energiegewinnung ermöglichte. Dabei lernte ich Werner Heisenberg so gut kennen, wie sich eben zwei Männer während einer über zwei Jahre andauernden Zusammenarbeit kennenlernen können. ... Seine Arbeit bestand natürlich in der theoretisch-mathematischen Durchdringung des Problems.

Meine Aufgabe war der Entwurf der Apparaturen, die Entwicklung der Meßmethode und die Organisation der Messungsarbeit eines Laboratoriums, und meine

unvergeßliche Frau übernahm die Umrechnung der Meßergebnisse für die Beantwortung der theoretischen Fragen.“

Heisenberg interessierte sich sogar „für die apparativen Einzelheiten der empirischen Arbeit, er beteiligte sich selbst an den Messungen“, fuhr Döpel fort und fügte noch hinzu:

„Ja, er ließ sich sogar in unserem Kernphysikalischen Praktikum von meiner Frau in den Bau von Zählrohren einweihen und hatte seine helle Freude daran, als unter seinen Händen aus Metall, Isolationsmaterial und Vakuum eine kleine Apparatur entstand, die nun eine, für unsere Sinne zunächst unzugängliche Wirkung in den Bereich des Beobachtbaren übertrug.“

Die Leipziger Versuche führten im Herbst 1941 zu einem wichtigen Durchbruch in der Energiegewinnungsfrage, die Robert und Klara Döpel mit Heisenberg am Ende ihres Geheimberichtes zusammenfaßten:

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„Eine Kugel-Schichtenanordnung mit [je zwei] Schichten von 17 cm D

2

O, 11 g cm

-2

U

3

O

8

und ca. 2 mm ‘Rein-Al H 99’ als Trenn- und Halterungsmaterial besitzt eine positiven Neutronenabsorptionskoeffizienten. Rechnet man jedoch die in Al absorbierten Neutronen den effektiv frei werdenden hinzu, dann wird der mittlere Absorptionskoeffizient der (nun aus D

2

O und Präp. 38 aufgebaut gedachten) Anordnung negativ und zwar von der Größenordnung -100 sec

-1

. Das Problem der Halterung der Schichten muß also in anderer Weise gelöst werden. Die

Energieerzeugung wird wahrscheinlich erst mit großen Maschinen (Größenordnung 5 to D

2

O) möglich sein, genauere Angaben über die Größe der Maschinen können auf Grund der bisherigen Versuche noch nicht gemacht werden.“

2.2 Heisenbergs Befürchtungen und Niels Bohrs Erkenntnisse bis September 1941

Die oben genannte Arbeit wird in einer von Kurt Diebner geführten Liste als am 28. Oktober

1941 beim HWA eingegangen geführt.

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Tatsächlich standen ihre Ergebnisse schon im

September fest, denn Heisenberg schrieb am 1. Oktober 1941 an den befreundeten früheren

Leipziger Kollegen und Historiker Hermann Heimpel folgende Sätze als Dank für dessen

Buch mit Aufsätzen über das Mittelalter:

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„Sehr gefallen hat mir in Ihrem Buch die Stelle über das Zeitgefühl des Mittelalters, im Gegensatz zu dem unserer Epoche. Dabei kam mir einen Augenblick der

Gedanke, es könnte sich in naher Zukunft noch einmal eine solche Wandlung

vollziehen. Denn vielleicht erkennen wir Menschen eines Tages, dass wir tatsächlich die Macht besitzen, die Erde vollständig zu zerstören, dass wir also durch eigene Schuld durchaus einen ‘jüngsten Tag’ oder etwas, was ihm nahe verwandt ist, herauf beschwören können. Doch es ist wohl noch Phantasterei, das zu denken.“

Wie kam Heisenberg, ausgehend von seiner erfolgreichen Arbeit mit den Döpels, die den Bau einer Energie erzeugenden Uranmaschine in den Bereich des Möglichen rückte, auf solche düstere Gedanken?

Mehr als ein Jahr zuvor hatte Carl Friedrich v. Weizsäcker das Ergebnis einer theoretischen Untersuchung bei Kurt Diebner abgeliefert, in der er eine neue spaltbare Substanz diskutierte, die man durch Anlagerung von Neutronen an das gewöhnliche U

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Kernsprengstoff dienen würde.

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Dieses Transuran, das die Amerikaner zuerst 1941 in kleinsten Mengen mit einem Kernteilchenbeschleuniger erhalten und „Plutonium“ nennen würden, ließ sich insbesondere in einer funktionierenden Uranmaschine großtechnisch herstellen; das heißt, die schwierigen und wenig erfolgversprechenden Bemühungen einer Isotopentrennung im natürlich vorkommenden Uran (mit weniger als 1 %

U92235

) konnten umgangen werden, sobald die Uranmaschine funktionierte; denn dann müßte der neue Kernsprengstoff nur noch chemisch abgetrennt werden und eine ungeheuer wirksame Bombe rückte in der Tat in den Bereich des Möglichen. Natürlich würde der Weg dazu noch Jahre in Anspruch nehmen, davon war Heisenberg im September 1941 überzeugt; aber er war

jedenfalls ziemlich besorgt über diese Aussicht.

Im Gegensatz zu Heisenberg hatte Niels Bohr in der Entdeckungsgeschichte und der theoretischen Deutung der Uranspaltung eine aktive Rolle gespielt. So hatte er zunächst im Oktober 1937 zusammen mit Fritz Kalckar eine theoretische Untersuchung abgeschlossen, die sich mit der Verwandlung der Atomkerne durch den Zusammenstoß mit energiereichen Teilchen wie Protonen, Neutronen oder -Teilchen beschäftigte: die Autoren fanden heraus, daß nur ähnlich kleine Teilchen wie die aufgenommenen wieder „abgedampft“ werden könnten, d.h. es sollten keine größeren Buchstücke als α-Teilchen herauskommen. Die von Hahn und Straßmann im Dezember 1938 entdeckte Uranspaltung widersprach nun der Theorie von Bohr und Kalckar, die bis dahin von allen Physikern als letztes Wort

angenommen worden war. Bohr fand bald den Fehler in den früheren Überlegungen heraus:

Sie hatten eine mögliche Verformung der als kugelförmig gedachten Kerne nicht in Betracht

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gezogen, die aber bei Atomkernen mit höheren elektrischen Ladungen zunehmend eintritt.

Von Februar bis zum Juni 1939 schuf er nun mit dem Amerikaner John Wheeler eine vollständige Theorie der Kernspaltung, in der langsame Neutronen (wie sie von Hahn und Straßmann benützt wurden) allerdings nur das seltene Uranisotop

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aufbrechen.

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Bohr verfolgte auch die ersten Bemühungen in den Vereinigten Staaten, praktisch

Atomkernenergie zu gewinnen. Insbesondere untersuchten Herbert Anderson, Enrico Fermi und Leo Szilard in einer am 3. Juli 1939 zur Veröffentlichung eingereichten Arbeit die Frage, ob sich die Zahl der Neutronen in einer Anordnung von Uranoxid und einer 10 % Mangansulfatlösung vermehrte; der gewünschte Erfolg stellte sich zwar nicht ein, aber das Experiment an der Columbia-Universität war der erste Schritt zum späteren Kernreaktor von Fermi und seinen Mitarbeitern, der am 2. Dezember 1942 kritisch wurde, also zum ersten Male technisch Energie aus der Urankernspaltung liefern würde.

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Ende 1939 sah Bohr allerdings diesen Erfolg keineswegs voraus, denn er beendete am 6.

Dezember 1939 einen Vortrag in Kopenhagen mit den Bemerkungen:

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„Die hauptsächliche Frage stellt sich daher, in wieweit sich die natürliche Mischung von Uranisotopen benützen läßt, um Energie in großem Maßstabe zu erzeugen. Der offensichtliche Weg dazu wäre, Uran mit Materialien zu mischen, die Wasserstoff enthalten, um die bei der Spaltung erzeugten Neutronen sicher durch Zusammenstöße mit Protonen genügend zu verlangsamen, so daß sie mit genügender

Wahrscheinlichkeit mit dem seltenen Isotop [

U92235

] reagieren können. In Experimenten mit solchen Mischungen hat man in der Tat Ketten von mehreren aufeinander folgenden Spaltungen erhalten, aber es ist von Anfang an sicher, daß dieser Vorgang nie zu einer Explosion führt, die plötzlich einen wesentlichen Teil der Atomenergie freisetzt. [Hervorhebung des Übersetzers H.R.]. Denn damit solche Explosionen entstehen, müßte die Temperatur der Mischung auf Milliarden von Graden anwachsen; jedoch schon bei einigen tausend Grad würde der Prozeß abbrechen, weil die Protonen in der Mischung zu hohe kinetische Energie besitzen würden, um die Spaltungsneutronen genügend zu verlangsamen. Tatsächlich fällt die Wahrscheinlichkeit einer Neutronenreaktion mit dem seltenen Uranisotop rasch mit steigender Neutronenenergie, und bereits bei Energien von wenigen Elektronenvolt sinkt sie unter die Wahrscheinlichkeit des Einfangens durch das häufigere Isotop [

U92238

].“

Obwohl Bohr gleichzeitig die Frage aufwarf, ob der Neutronen-Einfangsprozeß im Isotop 238 unter allen Umständen die Entstehung einer langen Kette von Uranspaltungen

verhindern könne, glaubte er auch in den folgenden Jahren nicht an die baldige praktische Ausnützung der Atomkernenergie. Natürlich erfuhr er auch kaum etwas von den

geheimgehaltenen Forschungsprojekten, an denen Fermi in den USA und Heisenberg in

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Deutschland beteiligt waren, zumal bereits am 9. April 1940 deutsche Truppen seine Heimat besetzten. Bohr und seine Mitarbeiter am Kopenhagener Institut arbeiteten zwar weiter über kernphysikalische Probleme, auch der Kernspaltung, aber das Problem der

Energiegewinnung diskutierten sie nicht.

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Das änderte sich erst mit dem unerwarteten Besuch Heisenbergs, den er im September 1941 erhielt.

3. Heisenberg in Kopenhagen und das Gespräch mit Bohr

Seit Ende 1938 hatte Heisenberg seinen Lehrer und Freund Niels Bohr nicht mehr gesehen, denn das für Herbst 1939 geplante Zusammentreffen auf der Brüsseler Solvay-Konferenz wurde wegen der Kriegsereignisse auf unbestimmte Zeit verschoben – den in Abschnitt 1 zitierten Brief vom 14. September 1939, der Bohr „noch einmal für alle Freundschaft“

dankte, und mit „vielen herzlichen Wünschen“ schloß, schrieb er nach der Absage der Konferenz. Sieben Monate später, am 9. April 1940, wurde Dänemark von deutschen Truppen besetzt. Stefan Rozental, damals Bohrs persönlicher Assistent, schilderte die Zeit der Okkupation, die bis zur Kapitulation der Besatzung am 4. Mai 1945 dauerte, in seinem Erinnerungsbuch als zunächst wenig dramatisch, denn:

32

„Aus verschiedenen Gründen war man auf Seiten der Besatzungsmacht daran

interessiert, daß Ruhe im Lande herrschte. So ging das Leben nach außen hin weiter, als ob nichts geschehen wäre. Natürlich gab es deutsche Soldaten auf den Straßen, Verdunklung, Rationierung, Pressezensur und dergleichen, aber sowohl der dänische König als auch die dänische Regierung waren im Amt. Es wurde sogar noch eine Parlamentswahl abgehalten . ... Es gab vorläufig auch keine Verfolgung oder Diskriminierung der Juden.“

Allerdings stand die dänische Regierung unter Druck der deutschen Besatzung und die Repressalien verschärften sich mit wachsendem Widerstand von Seiten der dänischen Presse oder Widerstandsgruppen: „Unter diesen Umständen war es nicht verwunderlich, daß das Wort „die Deutschen“, im Grunde der Name einer Nachbarnation, zum Synonym wurde für

‘Nazis’, ‘Gestapo’, ‘Provokateure’, ‘Spitzel’, kurz gesagt ‘Feinde’.“

33

Die Arbeiten im

Bohrschen Institut gingen weitgehend ungestört weiter, es wurde sogar bis zum Kriegseintritt

der USA im Physical Review publiziert. „Allerdings ließen die Deutschen Niels Bohr und

seinen Bruder beobachten“, denn „sie wußten wohl Bescheid über die unversöhnliche

Haltung der beiden Brüder gegenüber dem Nationalsozialismus und ihre umfassende Hilfe

für deutsche Emigranten“.

34

(14)

Für Heisenberg, der in Deutschland keine genauen Informationen über Bohrs Lage besaß, ergab sich zwei Jahre nach Kriegsbeginn endlich eine Gelegenheit, persönlich nach

Kopenhagen zu fahren, wobei er sich einer Einladung des neueingerichteten Deutschen Wissenschaftlichen Institutes (DWI) bediente – es war für ihn die zweite Auslandsreise im Krieg und die deutschen Behörden waren ihm nicht sehr wohlgesonnen. Die Einwände kamen weniger von militärischer Stelle – schließlich war Heisenberg als Mitarbeiter am deutschen Uranprojekt ein Geheimnisträger –, sondern vom Reichserziehungsministerium (REM). Dieses hielt den Leipziger Professor, der noch wenige Jahre zuvor in einem

Parteiblatt als „Ossietzky der Physik“ und „Statthalter des Judentums im deutschen Geiste“

angegriffen worden war, nicht für eine geeignete Person, die deutsche Kultur im Auslande zu vertreten.

35

Die Einladung des neugegründeten DWI, das dem Auswärtigen Amt unterstand, wurde von Staatssekretär Ernst v. Weizsäcker nachdrücklich unterstützt. Dessen Sohn Carl Friedrich organisierte eine astrophysikalische Konferenz, auf der Heisenberg vortragen sollte.

Die endgültige Genehmigung von Heisenbergs Besuch wurde schließlich von der hohen Parteikanzlei erteilt, allerdings mit der einschränkenden Auflage, daß „Heisenberg nicht herausgestellt“ werde und „nur einige Tage“ bleibe.

36

3.1 Die astrophysikalische Konferenz des Deutschen Wissenschaftlichen Instituts in Kopenhagen und Heisenbergs Teilnahme

Für die astrophysikalische Konferenz hatte Carl Friedrich v. Weizsäcker neben Heisenberg und sich selbst zwei Vertreter der eigentlichen Fachwissenschaft ausgesucht, die ebenfalls vom Erziehungsministerium nicht begünstigt wurden, nämlich Hans Kienle, den Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums in Potsdam (daneben auch ein Jugendfreund

Heisenbergs), und Ludwig Biermann, den Privatdozenten an der Universität Berlin (und später Mitdirektor Heisenbergs am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik in München). Von dänischer Seite nahmen zwei weltbekannte Astrophysiker teil, Elis

Strömgren und dessen Sohn und Nachfolger als Leiter der Kopenhagener Sternwarte, Bengt

Strömgren, sowie drei ihrer jungen Mitarbeiter. Das wissenschaftliche Programm umfaßte

sechs Vorträge der deutschen Gäste: Biermann berichtete über die physikalische Deutung der

neuen Sterne (Novae), besonders seine eigene Theorie dazu, Kienle über die in Göttingen

durchgeführten Messungen des kontinuierlichen Spektrums der Sterne und die daraus

abgeleiteten Sterntemperaturen; in seinem zweiten Vortrag diskutierte Biermann

(15)

Berechnungen der Oszillatorenstärke zahlreicher Atome in Sternatomsphären, die eine Häufigkeitsbestimmung chemischer Elemente in Sternen ermöglichen sollte; v. Weizsäcker erläuterte seine Theorie der Elementumwandlungen in den Sternen. In seinem Bericht ans Ministerium schrieb v. Weizsäcker weiter:

37

„Außerdem fanden 2 Vorträge vor einem größeren geladenen Hörerkreis statt, dem Vertreter der Bevollmächtigten des Deutschen Reiches und der Partei sowie Vertreter der Universität Kopenhagen (einmal der Rektor der Universität) angehörten.

Professor Heisenberg berichtete über den gegenwärtigen Stand der Erforschung der kosmischen Strahlung, Professor Kienle über Strahlung und Temperatur der Sterne.

Beide Vorträge wurden mit sehr großem Interesse aufgenommen.“

Insgesamt äußerte sich v. Weizsäcker (sicher aus vielen Gründen, nicht zuletzt der Tatsache, daß das Auswärtige Amt und sein Vater die Tagung unterstützt hatten) ziemlich positiv über die Veranstaltung und den Gastgeber, das DWI, das einen „angenehmen Rahmen bot“, und er betonte auch „die gastliche Aufnahme durch die dänischen Gelehrten, zu denen die deutschen Tagungsteilnehmer alte, persönliche Beziehungen haben“, und schloß: „Der lebendige Beweis dafür, daß in Deutschland auch während des Krieges erfolgreich

Wissenschaft getrieben wird, und die Möglichkeit, in persönlichen Gesprächen eine Reihe schiefer Urteile über Deutschland richtig zu stellen, war wohl nicht ohne Bedeutung.“(l.c.) Auch Heisenberg verfaßte einen offiziellen Bericht an das REM, datiert bereits am 23.

September 1941, in dem er präzise auf sein eigenes Besuchsprogramm einging. Er schrieb darüber:

38

„Die astrophysikalische Arbeitstagung im Deutschen wissenschaftlichen Institut in Kopenhagen war auf die Zeit vom 18.-23.9.41 fortgesetzt. Da ich aus privaten Gründen am 21.9. wieder nach Deutschland reisen mußte, habe ich meine Reise im Einverständnis mit dem Auswärtigen Amt bereits am 15.9. angetreten. In

Kopenhagen wurde ich von einem Herrn des Deutschen wissenschaftlichen Instituts empfangen. Am 16. besuchte ich Prof. Dr. Bengt Strömgren an der Sternwarte Kopenhagen und vereinbarte mit ihm die Einzelheiten des Programms der

Arbeitstagung. Außerdem nahm ich Fühlung auf mit den Physikern am Institut für theoretische Physik der Universität Kopenhagen. Die übrigen Tagungsteilnehmer kamen am Abend des 17. September nach Kopenhagen und am 18. fanden allgemeine Vorbesprechungen über den Verlauf der Tagung statt. Die Tagung begann am 19. mit einem Vortrag von Dr. Biermann, Babelsberg, über die Theorie der Novae. Von dänischer Seite nahmen an der Arbeitstagung nur die beiden Professoren Strömgren (Ellis Strömgren und Bengt Strömgren) und die Mitglieder der Kopenhagener Sternwarte teil. Am Abend des 19. hielt ich meinen Vortrag über den jetzigen Stand unserer Kenntnisse von der kosmischen Strahlung. Zu diesem Vortrag waren außer den Kopenhagener Astronomen auch noch verschiedene Mitglieder der deutschen Kolonie in Kopenhagen erschienen. Am 20. fanden sowohl vormittags wie

nachmittags Sitzungen im Rahmen der Arbeitstagung statt. Am Mittag des 20. waren

(16)

wir Gäste des deutschen Gesandten in Kopenhagen. Schon am Abend vorher hatte ich Gelegenheit, den Landesgruppenleiter kennenzulernen und mich mit ihm über die vorliegenden Fragen zu unterhalten. Am 21. morgens reiste ich ab.“

Anders als der Diplomatensohn v. Weizsäcker schilderte er ziemlich wahrheitsgetreu auch negative Erkenntnisse von seinem Besuch, insbesondere:

39

„Von dem Zusammensein mit dänischen Kollegen habe ich den Eindruck gewonnen, daß unsere Beziehungen zu den wissenschaftlichen Kreisen in Skandinavien jetzt sehr schwierig sind. Man stößt überall auf eine sehr reservierte, oft auch ablehnende Haltung. Nur wenige dänische Kollegen sind bei der augenblicklichen Lage zu einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit in einem mehr oder weniger offiziellen Rahmen, wie ihn das Deutsche wissenschaftliche Institut darstellt, bereit. Die Dänen nehmen diese Haltung ein, obwohl mir gegenüber fast alle Kollegen betont haben, daß sie über das Verhalten der deutschen Wehrmacht nicht die geringste Klage vorzubringen hätten.“

Der Kopenhagener Assistent von damals, Stefan Rozental bestätigte diese Beobachtung und erläuterte später die Situation aus dänischer Sicht:

40

„Im Herbst 1941 erhielt das Institut einen unerwarteten Besuch von zwei deutschen Physikern, Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker ... beide alte Bekannte sowohl von NB [Niels Bohr] als auch von anderen Mitarbeitern des Instituts. Jetzt waren sie nach Kopenhagen gekommen, um an einer internen Sitzung deutscher Wissenschaftler im Deutschen Kulturinstitut teilzunehmen. Diese

Institution, deren Gelände auf der anderen Seite des an das Institut angrenzenden

„Fälledpark“ lag, war von der Besatzung errichtet worden, vermutlich in der Absicht, das Verhältnis der Dänen gegenüber Deutschland zu verbessern. Hier veranstalte man auch Vorträge deutscher Wissenschaftler, zu denen dänische Gäste eingeladen wurden. Aber solche Vorträge wurden weitgehend [von den Dänen] boykottiert. ...

... Sie [d.h. die Sitzung] wurde übrigens auch dazu benützt, Vorträge von Heisenberg bzw. von Weizsäcker am Kulturinstitut zu arrangieren, wozu man verschiedene dänische Physiker einlud. Auch diese Vorträge wurden boykottiert.“

In Übereinstimmung mit Heisenberg erinnerte sich Rozental, daß „Heisenberg mehrfach zum Lunch ins Institut kam“, und weiter an einen die Mitarbeiter Bohrs irritierenden Aspekt, nämlich: „Bei Tisch sprach man natürlich von der Lage auf den Kriegsschauplätzen. Man mußte den Eindruck gewinnen, als glaube Heisenberg an einen deutschen Sieg.“ Deutlicher schilderte er diesen Sachverhalt an anderer Stelle nach dem Bohrbiographen Abraham Pais so:

41

"He [Heisenberg] spoke with great confidence about the progress of the German offensive in Russia. ... He stressed how important it was that Germany should win the war. To Christian Møller for instance he said that the occupation of Denmark,

Norway, Belgium, and Holland was a sad thing but as regards to the countries in East

Europe it was a good development because these countries were not able to govern

(17)

themselves. Møller’s answer was that so far we only learned that it is Germany which cannot govern itself."

Rückblickend lassen sich für die zur Schau getragene Siegeszuversicht Heisenbergs drei Gründe angeben. Erstens legte die damalige Kriegslage - die deutsche Militäroffensive in Rußland kam noch im Herbst 1941 sehr rasch, so daß ein schneller Sieg über die

Sowjetunion bevorzustehen schien. Zweitens stand natürlich ein deutscher Geheimnisträger im Ausland unter besonders strenger Beobachtung und durfte sich keinerlei Zweifel am Endsieg des Dritten Reiches erlauben. Drittens verabscheute Heisenberg das sowjetische kummunistische System noch stärker ab als das nationalsozialistische. Freilich stieß seine später wiederholte sehr negative Beurteilung der Diktatur in Rußland in einem anderen besetzten Land auf einiges Befremden.

42

Schließlich gibt es aber noch ein weiteres Dokument, das am frischesten über das Geschehen berichtet, nämlich einen Brief, den Heisenberg damals aus Kopenhagen an seine Frau schrieb. Er ist in mehreren Teilen notiert, mit den Daten „Dienstag abend“ (d.i. am 16.9.1941), „Donnerstag abend“ (also am 18.9.1941), und „Samstag abend“ (also am 20.9.1941), und wurde von Heisenberg erst am Tag der Rückkehr (also am 21.9.1941) in Berlin nach Leipzig aufgegeben, denn er hatte in Dänemark gehört, daß „die Censur die Ankunft um mehrere Tage verzögern würde“.

43

Er berichtete in ihm zunächst über seine Fahrt am 15.9.1941 aus dem unfreundlichen Norddeutschland – Regen in Berlin und Sturm in Neustrelitz – ins wolkenlose Dänemark, wo er in Kopenhagen noch „am späten Abend unter sternenklarem Himmel durch die Stadt zu Bohr“ eilte, und seine ersten Eindrücke von diesem Besuch:

„Bohr und seiner Familie geht es gut; er selbst ist etwas älter geworden, seine Söhne sind nun alle erwachsen. Das Gespräch ging schnell zu den menschlichen Fragen und Unglücken unserer Zeit; über die menschlichen ist Einigkeit von selbst gegeben; bei den politischen Fragen wurde ich schwer damit fertig, dass selbst bei einem Mann wie Bohr Denken, Fühlen und Hassen nicht ganz getrennt werden können. Aber wahrscheinlich soll das auch garnie getrennt werden. Auch Frau Bohr war wohl, sie erkundigte sich sehr nach den Kindern, besonders nach Maria. ... Später sass ich lange mit Bohr allein; erst nach Mitternacht brachte er mich mit Hans [Bohr] zusammen zur Trambahn.“

Zwei Tage später (am 17.9.1941) kam Heisenberg erneut zu Bohr ins die Villa Ny-Carlsberg,

wo er neben dessen Familie auch eine junge Engländerin vorfand,.die sich (wie Heisenberg

erfreut festhielt) „bei den unvermeidlichen politischen Gesprächen, bei denen mir natürlich

von selbst die Rolle zufiel, unser System zu verteidigen“, dezent zurückzog.

(18)

Außer über die Privatbesuche bei Bohr erzählte Heisenberg seiner Frau über einige

„wissenschaftliche Diskussionen“ in Bohrs Institut – „die Kopemhagener wissen aber auch nicht viel mehr als wir“ – und die Tatsache, daß die Mitglieder „leider nicht zu den

Vorträgen im deutschen Wissenschaftlichen Institut kommen werden“. Diese Eindrücke und weitere, die der Briefschreiber festhielt, lassen sich, soweit es Einzelheiten betrifft, recht gut sowohl mit Heisenbergs offiziellem Bericht an das REM in Übereinklang bringen, als auch mit den zitierten Erinnerungen der dänischen Gastgeber. Auch über den Besuch in der deutschen Gesandtschaft am 20.September teilte er seiner Frau einige amüsante Erlebnisse mit. Allerdings stehen in dem Brief keinerlei Hinweise auf den Inhalt eines bestimmten Gespräches, das er mit seinem Lehrer und Freund Niels Bohr führte.

3.2 Das mißlungene private Gespräch Heisenbergs mit Bohr

Sowohl in Bohrs als auch in Heisenbergs Erinnerung blieb der Besuch im September 1941 vor allem durch ein Gespräch, das beide unter vier Augen führten und über dessen

eigentlichen Sinn und teilweisen Inhalt sie sich später nicht einigen konnten. Heisenberg hat aus seiner Sicht das Gespräch mehrfach ausführlich geschildert, z.B. in seiner

Autobiographie; er betonte dabei, daß er nicht offen reden konnte, weil er „fürchten mußte, daß Niels Bohr von deutschen Stellen überwacht würde“, und er daher auch „mit äußerster Vorsicht sprach, um nicht später auf irgendeine bestimmte Äußerung festgelegt werden zu können“

44

.

Die früheste und im Detail vielleicht genaueste Formulierung ist in einem Manuskript aus dem Jahre 1948 enthalten. Einleitend faßte Heisenberg darin zunächst kurz die Ergebnisse der deutschen Uranforschung bis zum September 1941 zusammen und betonte seinen Wunsch, mit Bohr über die beunruhigenden Folgerungen aus den letzten Ergebnissen der Leipziger Versuche zu sprechen. Dann wandte er sich dem Inhalt des Gesprächs zu und hielt fest:

44

„Ich begann das Gespräch nach meiner Erinnerung auf einem Abendspaziergang mit

der Frage an Bohr, ob er der Ansicht sei, daß man als Physiker das moralische Recht

habe, an der praktischen Ausnützung der Atomenergie zu arbeiten. Bohr fragte

zurück, ob ich denn glaube, daß die Atomenergie schon in diesem Kriege praktisch

angewendet werden könne. Ich antwortete: ja, das weiß ich. Als ich merkte, daß

dieser Satz Bohr sehr beunruhigte, fügte ich etwa hinzu (was auch während des

ganzen Krieges bis Hiroshima meine Überzeugung war): es handele sich ja zunächst

sicher nur um die Energieausnützung in Maschinen, die Herstellung von Bomben

erfordere ja wohl einen so wahnsinnigen Aufwand, daß der Krieg vorher zu Ende

(19)

gehen würde. Ich wiederholte dann meine Frage, ob Bohr glaube, daß wir deutschen Physiker an solchen Problemen arbeiten dürfen oder sollen. Bohr antwortete zu meiner Überraschung ausweichend, daß ja die Physiker aller Länder zu

Kriegsarbeiten eingesetzt wären, dagegen sei wohl nichts zu sagen. Bohr ging aber nicht weiter auf diese Frage ein, ich hatte den Eindruck, daß er beunruhigt war und die Frage nicht weiter mit mir diskutieren wollte. Auch ich selbst war beunruhigt, weil ich mir Bohrs Zurückhaltung nicht ganz erklären konnte.“

Heisenberg betonte in seiner Niederschrift über das Gespräch von 1941 weiter: „Über die technischen und wissenschaftlichen Einzelheiten unserer Uranarbeiten wollte ich mit Bohr nicht sprechen, weil ich annahm, daß ich in Kopenhagen scharf beobachtet würde, und weil es mir nicht sinnvoll schien, um einiger wissenschaftlicher Details willen, die Bohr

wahrscheinlich genau so wußte wie ich, Bohrs und mein Leben aufs Spiel zu setzen.“

(loc.cit., S.2) Man darf also völlig ausschließen – auch weil Heisenberg damals an einem geheimen militärischen Projekt mitarbeitete - , daß er damals Bohr eine Skizze der

Uranmaschine (oder gar, wie in völliger Verkennung der Tatsachen angenommen wird, von einer „deutschen Bombe“) übergab, wie in manchen auch „historischen“ Darstellungen behauptet wird.

Die späteren Schilderungen, die Heisenberg in Briefen, Interviews und Schriften mitteilte, folgen dieser Darstellung weitgehend. So fügte er in seiner Selbstbiographie nur noch eine Angabe hinzu, die sich auf das Zustandekommen des Zwiegesprächs bezog, nämlich: „Ich besuchte Bohr in seiner Wohnung in Carlsberg, schnitt aber das gefährliche Thema erst auf einem Spaziergang an, den wir am Abend in der Nähe seines Hauses unternahmen."(l.c.) Carl Friedrich v. Weizsäcker, der Zeitzeuge, bestätigte z.T. den Ort – nämlich außerhalb geschlossener Wände – und das Ergebnis des Gesprächs nach seiner Erinnerung, denn: „Zehn Minuten nach dem Ende des Gesprächs, das auf der ’Langen Linie’

im Hafen von Kopenhagen stattfand, und wo die beiden sich freundschaftlich getrennt hatten, sah ich Heisenberg, und er sagte: ‘Du, ich fürchte, es ist völlig schief gegangen.’“

46

Damit scheint auch der Zeitpunkt des Gesprächs eingeengt auf einen Abend zwischen dem 17. 9.

(als v. Weizsäcker nach Kopenhagen kam) und dem 20.9.1941 (bevor Heisenberg abfuhr).

Von Niels Bohrs Seite gab es bisher (siehe aber den Nachtrag unten!) zu dem Gespräch

nur Berichte aus zweiter Hand, wobei die zuverlässigsten wohl von seinem Sohn Aage und

Stefan Rozental stammen, die beide Heisenbergs Besuch im September 1941 miterlebt

hatten. So schrieb Aage Bohr :

47

(20)

"In a private conversation with my father Heisenberg brought up the question of the military application of atomic energy. My father was very reticent and expressed his scepticism because of the great technical difficulties that had to be overcome, but he had the impression that Heisenberg thought that the new possibilities could decide the outcome of the war if the war dragged on."

Rozental bemerkte über das Ergebnis des Gesprächs aus Bohrs Sicht folgendes: "I can only remember how excited Bohr was after that conversation and that he quoted Heisenberg for having said something like, ‘You must understand that if I am taking part in the project then it is in the firm belief that it can be done.’“

48

Nach dem Stand der Arbeiten im deutschen Uranprojekt , die in Abschnitt 2 zusammengefaßt wurden, bezogen sich die Aussagen Heisenbergs natürlich nur auf seine Mitarbeit an der großtechnischen Energiegewinnung und nicht an einer Uranbombe.

49

Niels Bohr andererseits regte sich sicher auch schon deshalb auf, weil er ja bisher an der Möglichkeit einer großtechnischen Atomenergiegewinnung überhaupt gezweifelt hatte.

Zusammenfassend sollte man herausstreichen, daß sich alle diese Berichte, sowohl die von Bohrs wie die von Heisenbergs Seite, keineswegs widersprechen, was den eigentlichen Inhalt des Gesprächs betraf. Es hat also sicher, entgegen allen Spekulationen von anderer Seite, sicher keiner von beiden irgendeine Unwahrheit erzählt. Beide betonten, daß Heisenberg 1941 das Problem der Folgen aus der Atomenergie angesprochen und dabei für Bohr beunruhigende Ergebnisse mitgeteilt hatte. Heisenberg notierte darüber hinaus eine ihm

„unerklärliche Zurückhaltung“ Bohrs, die Haltung der deutschen Physiker bezüglich einer Mitarbeit an dem brisanten Projekt zu erörtern, denn: „Bohr sagte mir [1947], daß er auf die Frage nach der moralischen Berechtigung der Uranarbeiten in der Tat nicht habe eingehen wollen, er habe meine Worte lediglich als eine Information über den Stand unserer

Uranarbeiten aufgefaßt.“

50

3.3 Mißverständnisse, Visionen und Hoffnungen

Von Bohr liegt noch ein weiterer Bericht über Heisenbergs Besuch im Jahre 1941 vor, den

der russische Physiker Eugen Feinberg vermittelte. Dieser berief sich auf Notizen über ein

Gespräch, das Niels Bohr anläßlich seines Moskaubesuches von Mai 1961 führte. Bohr sagte

damals im Kreise von Feinberg und einigen Kollegen im Lebedev-Institut der Sowjetischen

Akademie der Wissenschaften:

51

(21)

„ ’Heisenberg kam im Herbst 1941 zu mir als Hitler Frankreich schon besetzt hatte und in Rußland rasch vorrückte. Heisenberg wollte mich überzeugen, daß Hitlers Sieg unvermeidlich sei und daß es töricht wäre, daran zu zweifeln. Die Nazis respektierten die Wissenschaft nicht, und deswegen verhalten sie sich so schlecht zu den Wissenschaftlern. Wir müssen uns zusammentun und Hitler helfen, und dann, wenn er siegt, wird sich auch seine Einstellung den Wissenschaftlern gegenüber ändern. Man muß mit den von den Nazis gegründeten Instituten zusammenarbeiten.’

Bohr zündet sich seine Pfeife an und schaut mich, ohne sie aus dem Mund zu nehmen, erstaunt an... . Sogar jetzt staunt er noch. ‘Der meinte, daß Hitlers Sieg unvermeidlich wäre. Ich konnte ihm doch nicht einfach Nein sagen. Ich sagte, daß ich eine solche Frage nicht allein entscheiden kann, daß ich mich mit meinen

Mitarbeitern beraten muß. Aus dem, was Heisenberg sagte, haben wir den Schluß gezogen, daß Hitler die Atomwaffe bekommt. Warum sonst sollte der Sieg unvermeidlich sein?’ “

Um die Frage zu beantworten, wann die hier von Bohr angedeuteten Punkte erörtert wurden – ob sie etwa auch in dem privaten Gespräch auf dem Spaziergang eine Rolle spielten – , muß berücksichtigt werden, daß das Zusammentreffen von Bohr und Heisenberg im September 1941 an drei verschiedenen Schauplätzen stattfand: Erstens gab es

Tischgespräche im Institut, an denen auch andere Mitarbeiter Bohrs, etwa Christian M

ø

ller und Stefan Rozental, teilnahmen: zweitens besuchte Heisenberg Bohr in seinem Heim, der Carlsberg-Villa; drittens wurde das vertrauliche Gespräch wohl im wesentlichen, hier interessierenden Teil auf einem Spaziergang im Freien geführt. Sicher hat Heisenberg im Institut bei Tische, sozusagen in der Öffentlichkeit, über die damaligen Kriegsaussichten gesprochen; und unabhängig von seinen wirklichen Ansichten konnte er sich schon wegen der möglichen Überwachung gar nicht leisten, anders als von einem sicheren Sieg der

deutschen Wehrmacht zu sprechen; und, wie bereits erwähnt, ist es durchaus möglich, daß er damals – wenigsten vorläufig – an einen Sieg im Osten glaubte. Sodann hatte er als

Teilnehmer einer Tagung am Deutschen Wissenschaftlichen Institut in Kopenhagen den Auftrag, die Mitglieder des Bohrschen Instituts dorthin einzuladen, und diese Einladung wird er bereits bei seinem Antrittsbesuch am 16. September 1941 überbracht haben. Heisenberg hielt schließlich die Zusammenarbeit mit dem vom Auswärtigen Amt (und Ernst v.

Weizsäcker) unterstützten Institut für politisch relativ unbedenklich, eventuell auch für die

Dänen zumutbar. Er notierte daher in seinem Brief nach Hause darüber: „Es ist merkwürdig,

wie man hier, obwohl die Dänen ja völlig ungestört leben können und es ihnen ausgezeichnet

geht, verstanden hat, so viel Hass oder Angst zu erzeugen, dass auch eine Verständigung auf

kulturellem Gebiet – wo sie früher selbstverständlich war – fast unmöglich ist.“

52

(22)

Da das Deutsche Wissenschaftliche Institut (DWI) unter der Schirmherrschaft des Auswärtigen Amtes stand, hoffte Heisenberg, daß Bohr im Falle irgendeiner Gefährdung durch Besatzungsbehörden sich an die Deutsche Gesandtschaft um Hilfe wenden könnte, und dazu war eine Beziehung zum DWI sicher hilfreich. In diesem Zusammenhang erinnerte sich Carl Friedrich v. Weizsäcker später auch an die Gespräche, die er und Heisenberg bei ihrem Besuch am Mittag des 20.9.1941 in der Gesandtschaft führten:

53

„Jedenfalls haben wir mit diesen Gesandten, die dem Kreise um meinen Vater herum nahestanden, sehr mühelos und offen sprechen können. Wir haben natürlich auch unsere Besorgnisse um Bohr angesprochen und haben von Seiten der Gesandtschaft die Zusicherung bekommen, daß diese sehr bereit sei, sich um Bohrs Wohl zu kümmern, soweit sie dazu eben fähig waren.“

Bereits am Samstagabend hatten beide ein gute Gelegenheit, dieses Ereignis Bohr zu

übermitteln, denn Heisenberg schrieb unter dem Datum Samstag abend (also am 20.9.1941) im Brief an seine Frau: „Heute abend war ich bei noch einmal zusammen mit Weizsäcker bei Bohrs. Das war in vieler Weise besonders nett, das Gespräch drehte sich einen grossen Teil des Abends ujm rein menschliche Probleme. Bohr las etwas vor, ich spielte eine Mozart- Sonate (A-Dur).“ Es liegt also völlig nahe, daß Heisenberg und von Weizsäcker bei diesem Abschiedsbesuch dem Gastgeber den Kontakt zur deutschen Gesandtschaft empfahlen. Bohr reagierte darauf allerdings sehr ablehnend; ja er betrachtete die von Heisenberg früher geäußerte Siegeszuversicht im Zusammenhang mit dieser Empfehlung und schloß daraus 1941, daß ihn Heisenberg eventuell damit zur Kollaboration mit den Deutschen veranlassen wollte, wie er zwanzig Jahre später in Gegenwart von Feinberg erzählte.

Hier entstanden also ganz grundlegende Mißverständnisse, die offensichtlich Bohrs früher weitgehend unbegrenztes Vertrauen zu Heisenberg erschütterten. Es war ihm 1941 nicht möglich, sich in den früheren Schüler hineinzuversetzen, der, weil er nach 1933 in

Deutschland ausharren wollte, sich auf Kompromisse mit den Behörden des Dritten Reiches einlassen mußte, um wohldefinierte Zwecke (etwa den Schutz der Wissenschaft und

bestimmter gefährdeter Personen) wenigstens teilweise zu erreichen. Dazu gehörte auch

Heisenbergs nach außen gezeigtes „politisches“ Handeln, das allerdings durchaus auch

bestimmt war von den Ansichten des ehemaligen Neupfadfinders, der von Jugend an daran

gewöhnt war, zu seinen engsten Freunden, zu denen auch viele Ausländer und darunter vor

allem Niels Bohr zählte, ein vollständiges Vertrauen zu haben. Heisenberg verstand daher

1941 die Zurückhaltung seines väterlichen Freundes Bohr im Jahre 1941 ihm gegenüber

eigentlich nicht. Dagegen hatten Bohr und sein Kreis von Anfang an kategorisch beschlossen,

(23)

jede auch nur geringste Kollaboration mit den deutschen Stellen abzulehnen. Heisenberg nahm diese Einstellung, die einstweilen jede mögliche andere Zusammenarbeit auch mit Freunden auf der anderen Seite ausschloß, damals zur Kenntnis; verstanden hat er sie nicht ganz, ebenso wenig wie Bohr Heisenbergs scheinbar unsensibles Verhalten gegenüber den Gefühlen der Menschen im besetzten Dänemark.

Ein anderes Mißverständnis, das nach einigen Darstellungen des Kopenhagener Besuches von Heisenberg eine Rolle gespielt haben soll, kam wohl weder in dem privaten Gespräch mit Bohr noch sonstwo zur Sprache, wie Stefan Rozental betonte:

54

„Falsch ist auf jeden Fall die Darstellung, die von verschiedenen Seiten lanciert wurde und die darauf hinausläuft, daß Heisenberg Niels Bohr dazu veranlassen wollte, eine Art Gentleman’s Agreement zwischen deutschen und alliierten Physikern zu vermitteln, von der Arbeit an der Herstellung von Kernwaffen abzusehen.

Heisenberg selbst hat in einem Gespräch mit mir nach dem Krieg zum Ausdruck gebracht, daß ein solcher Plan ja völlig absurd gewesen wäre. Gegebenenfalls hätte Heisenberg natürlich seine deutschen Kollegen informieren müssen, und er wäre sofort als Verräter hingerichtet worden.“

Bohr hat sich selbst energisch bis zuletzt gegen eine solche Vorstellung gewehrt, ja sogar Heisenberg unterstellt, diese zu verbreiten, wenn er in Feinbergs Gegenwart sagte:

„Heisenberg ist ein sehr ehrlicher Mensch. Aber es ist erstaunlich, wie einer fähig ist, seine Ansichten zu vergessen, nachdem er sie allmählich geändert hat. Im Bericht von Jungk entspricht kein einziges Wort der Wahrheit.“

55

In der Tat wurden im Kriege und nachher in Dänemark wie in den USA eine Reihe von Folgerungen aus dem Besuch Heisenbergs

gezogen – ; etwa, daß er Bohr zur „Mitarbeit am deutschen Atombombenprojekt“ überreden wollte – an denen noch weniger wahr ist.

Um auf das nicht durchgeführte ‘Gentleman’s Agreement’ zurückzukommen, sollte man jedoch darauf hinweisen, daß ein solches durchaus in Heisenbergs Wunschdenken während des Krieges vorkam. So deuten einige Sätze im letzten Teil eines 1942 fertiggestellten philosophischen Manuskripts darauf hin, wenn er z.B. über die besondere Rolle der Wissenschaft spricht:

56

„Vielleicht wird bei der zukünftigen Gestaltung der Welt die Wissenschaft eine noch wichtigere Rolle spielen als bisher. Nicht so sehr deshalb, weil sie zu den

Voraussetzungen der politischen Macht gehört, sondern weil sie die Stelle ist, an der

die Menschen unserer Zeit der Wahrheit gegenübertreten. Während im politischen

Leben ein dauerhafter Wechsel der Worte, der Kampf verlogener Ideale gegen andere

verlogene Ideale gar nicht vermieden werden kann, betreten wir in der Wissenschaft

einen Bereich, in dem das, was wir sagen, eben letzten Endes entweder wahr oder

(24)

falsch ist; hier gibt es noch eine höhere Macht, die unbeeinflußt durch unsere

Wünsche endgültig entscheidet und damit wertet. Am wichtigsten sind daher auch die Gebiete der reinen Wissenschaft, in denen von praktischen Anwendungen nicht mehr die Rede ist, in denen vielmehr das reine Denken den verborgenen Harmonien in der Welt nachspürt. Dieser innerste Bereich in dem Wissenschaft und Kunst kaum mehr unterschieden werden können, ist vielleicht für die heutige Menschheit die einzige Stelle, an der ihr die Wahrheit ganz rein und nicht mehr verhüllt durch menschliche Ideologie oder Wünsche entgegentritt. ...

Solange dieser zentrale Bereich der Wissenschaft unangetastet bleibt, ist wohl auch die Gefahr nicht allzu groß, die dadurch heraufbeschworen wird, daß wir die Kräfte der Natur in viel höherem Maße beherrschen als frühere Zeiten. Diese Kräfte können in ihrer Wirkung zum Guten geleitet werden, solange sie noch durch uns von einer Mitte her geordnet werden, die nicht von uns, sondern von einer höheren Macht gesetzt ist. Nur wenn die ordnende Mitte fehlt, führen die Kräfte zum Chaos. Auch für die Menschheit im Ganzen gelten hier die Verse von Stefan George: ‘Wer je die Flamme umschritt ...’ In gewisser Weise wiederholt sich jetzt im Großen eine Ordnung, die früher bei primitiven Völkerstämmen bestanden hat. Der Forscher ist, wenn auch gegen seinen Willen, für das Volk der Magier, dem die Kräfte der Natur gehorchen. Aber seine Macht kann nur zum Guten ausschlagen, wenn er gleichzeitig Priester ist und nur im Auftrag der Gottheit oder des Schicksals handelt.“

Wenn man diese Sätze von ihrer (noch) jugendbewegten Stimmung befreit, so darf man sagen, daß dem mit der Ausnützung der Atomenergie beschäftigten Heisenberg durchaus die Vision vorschwebte, die Atomforscher könnten sich wie Priester zu einer verschworenen Gesellschaft von Magiern vereinigen, die die Macht zum Guten lenken. Aber solche Visionen blieben mitten im Krieg wohl Träume, an die sich zumindest die Kriegsgegner nicht halten konnten. Auf jeden Fall wird hier ziemlich deutlich sichtbar, daß er an eine aktive

Beteiligung Bohrs an einer „Atombombe für Hitler“ nie gedachte hatte, abgesehen von der Tatsache, daß ein solches Projekt auch aus äußeren Gründen nie zustande kam, wie die Fortsetzung des deutschen Uranprojektes zeigte.

57

4. Heisenbergs Berufung nach Berlin und die Fortführung des deutschen Uranprojektes (1941-1944)

4.1 Die Rückgewinnung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik

Auf den beiden Konferenzen des Heereswaffenamtes am 16. und 26. September 1939, in denen das geheime deutsche Projekt zur Auswertung der Energie aus der Uranspaltung beschlossen wurde, drängte die militärische Behörde nach einer zentralen Leitung in Berlin und nahm dafür das Dahlemer KWI für Physik in Aussicht. Da dessen Direktor, der

Holländer Peter Debye, ablehnte, die dazu notwendige deutsche Staatsbürgerschaft

anzunehmen, kam er für die Leitung weder in Frage noch durfte er an seinem Institut

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