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open.med: Ehrenamtliche Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung

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Bayerisches Ärzteblatt 5/2008 337

Varia

Dr. Ahmed Fana, Allgemeinarzt, ehrenamt- licher Mitarbeiter bei Ärzte der Welt e. V.

„Es ist nicht akzeptabel, dass Menschen bleibenden gesundheitlichen Schaden nehmen, weil sie sich nicht trauen, drin- gend benötigte medizinische Hilfe in An- spruch zu nehmen“.

Allein in München leben etwa 30 000 Men- schen ohne Papiere. Diesen Menschen möchte Ärzte der Welt mit dem Projekt open.med in München helfen. Die 2006 gegründete Anlauf- stelle ist unabhängig von staatlichen Institu- tionen. Zweimal die Woche für drei Stunden bietet das Team von open.med in Zusammen- arbeit mit café 104 Menschen, die sich keine Versicherung leisten können oder Angst vor Abschiebung haben, Zugang zur Gesundheits- versorgung. Die betroffenen Personen können sich hier anonym und kostenlos helfen lassen.

Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz vertreten, denn körperliches Unwohlsein ist oft mit psy- chischen Problemen gekoppelt und fordert ne- ben einer medizinischen Behandlung auch eine psychosoziale Beratung.

In der Sprechstunde werden die Patienten zu- nächst von Mitarbeitern von Ärzte der Welt und café 104 empfangen, deren Aufgabe es ist, die Nöte der Hilfesuchenden aufzunehmen. Je nach Problemlage folgt dann der Arztbesuch oder eine psychosoziale Beratung. In manchen Fällen auch beides. An dem Projekt sind zwölf freiwillige Ärzte beteiligt, die die ärztliche Sprechstunde durchführen. Diese beinhaltet sowohl eine Untersuchung als auch eine indi- viduelle Beratung zu Risikofaktoren wie zum Beispiel Übertragung von Infektionskrank- heiten. Für größere Probleme, die nicht in der Sprechstunde gelöst werden können, steht ein Netzwerk von etwa 50 Fachärzten und anderen Anbietern von Gesundheitsvorsorge zur Ver- fügung, an die die Patienten überwiesen wer- den können. Diese sind bereit, die Behandlung kostenlos oder zu verringerten Kosten durch- zuführen. Eine telefonische Hotline bietet Be- ratung und Hilfe auch außerhalb der Sprech- stunden an.

Zu den Personen, die Hilfe bei open.med su- chen, gehören aber nicht nur Migranten ohne Papiere. Selbst für Menschen mit Ausweispapie- ren ist der Zugang zur Gesundheitsversorgung nicht immer gewährleistet. Vor allem Bürger

aus den neuen östlichen EU-Staaten können sich eine Krankenversicherung auf Grund ihres niedrigen Einkommens nicht leisten. Außer- dem ist jeder zehnte Patient Deutscher. Seit der Gesundheitsreform 2007 sollte der Anteil dieser Patienten zwar zurückgehen, doch laut Angaben des Statistischen Bundesamts gibt es immer noch etwa 200 000 Deutsche ohne Krankenversicherung (Februar 2008).

Obwohl seit Beginn des Projektes schon viel erreicht wurde, gibt es Bereiche, die noch wei- ter ausgebaut werden müssen. Dazu gehört zum Beispiel die Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern. Die meisten Krankenhaus- verwaltungen verhalten sich zögerlich gegen- über Patienten ohne Krankenversicherung. Da schwangere Frauen einen nicht unwesentlichen Teil der Patienten ausmachen, sieht sich das Team von open.med zum Beispiel sehr oft vor die Frage gestellt, wo die Frauen kostengüns- tig entbinden können. Bis jetzt konnte in den

meisten Fällen eine Lösung für die Probleme der Patienten gefunden werden. In diesem Be- reich ist Ärzte der Welt dringend auf Spenden angewiesen.

S. aus Polen:

„Jahrelang arbeitete ich als Putzhilfe für eine Familie. Mein Lohn war gering und die Kran- kenversicherung zu teuer. Ich habe mich ver- liebt und wurde schwanger. Mein Freund hat mich verlassen, die Familie beschäftigte eine neue Putzfrau. Ich war verzweifelt. Eine Freun- din ging mit mir zu open.med. Der Arzt dort hat mich beraten und an eine Frauenärztin vermit- telt, die mich während der Schwangerschaft betreute. Auch für die Entbindung wurde alles organisiert. Außerdem wurde ich von einer eh- renamtlichen Mitarbeiterin bei den Behörden- gängen begleitet.“

Stephanie Erbacher (Ärzte der Welt e. V.)

open.med: Ehrenamtliche Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung

Ein multinationales medizinisches Team kümmert sich bei open.med um Menschen ohne Krankenversi- cherung: Dr. Tanja Hackl, Maren Porzelt (Apothekerin), Dr. Maria Heinzlmann,

Dr. Meena Niazi, Dr. Saskia Christ, Dr. Florian Sepp, Dr. Ahmed Fana, Dr. Paul Dieter Dechamps, Dr. Peter Kuetgens, Dr. Barbara Theml, Dr. Virginie Mukasanga und Dr. Anton Wächter (v. li.).

Ärzte der Welt e. V.– open.med/café 104, Augsburger Straße 13, 80337 München, Sprechstunde: dienstags 17.00 bis 20.00 Uhr und freitags 10.00 bis 13.00 Uhr,

Telefonische Beratung: Montag bis Freitag von 9.30 bis 17.00 unter Telefon 0177 5116965

open.med sucht noch niedergelassene Ärzte, die bereit sind, eine Behandlung kostenlos oder zu ge- ringen Kosten durchzuführen. – Ansprechpartnerin: Marion Chenevas, Telefon 089 65309971 E-Mail: marion.chenevas@aerztederwelt.org

Spendenkonto: Bayerische Landesbank, Konto: 28 888, BLZ 700 500 00 Begünstigter: Ärzte der Welt e. V., Projekt open.med

Referenzen

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