• Keine Ergebnisse gefunden

Eine Welt ohne Hunger in einer Welt voller Kriege?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Eine Welt ohne Hunger in einer Welt voller Kriege?"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Eine Welt ohne Hunger in einer Welt voller Kriege?

Von Daniel Wegner, 53. Kurs des Postgradu- ierten-Programms am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) & Michael Brüntrup, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

vom 16.10.2017

(2)

Eine Welt ohne Hunger in einer Welt voller Kriege?

Bonn, 16.10.2017. Trotz der Verpflichtung der interna- tionalen Gemeinschaft, den Hunger bis 2030 zu been- den, gab es 2016 rund 38 Millionen mehr hungernde Menschen als im Vorjahr. Einem aktuellen Bericht der Vereinten Nationen zufolge sind bewaffnete Konflikte der Hauptgrund für diesen drastischen Anstieg. Vor dem Hintergrund des heutigen Welternährungstags ist es daher notwendig, die besonderen Herausforderun- gen an der Schnittstelle zwischen Ernährungssicherung und Friedensförderung stärker in den Blick der Entwick- lungspolitik zu rücken.

Menschengemachter Hunger

Selbstverständlich hat Hunger viele Gesichter und ebenso vielfältige Ursachen. In Bangladesch trifft er vielleicht eine Feldarbeiterin, deren Lohn nur für eine karge Mahlzeit am Tag reicht. In Mexiko lässt er Stra- ßenkinder nachts wach liegen. In Südasien und Subsa- hara-Afrika, wo die meisten Hungernden leben, ver- nichten Dürren sowie Hochwasser seit Monaten Ernten und dezimieren Tierherden. Die meisten Hungernden sind Kleinbauern, die bei wachsender Bevölkerungs- dichte, begrenzten Landreserven, degradierenden Bö- den und mangelnder Unterstützung nicht genug pro- duzieren können, um sich ausreichend zu ernähren.

Der vorherrschende Hungertreiber ist jedoch ein ande- rer: Die Mehrheit der Hungernden lebt in Ländern, die von erodierender Staatlichkeit und kriegerischen Aus- einandersetzungen geprägt sind. In der Tat sind schwa- che institutionelle Kapazitäten und anhaltende Konflik- te ein Türöffner für schwere Hungersnöte. Dies wurde in den vergangenen Monaten insbesondere im Südsu- dan, Nigeria, Somalia und im Jemen deutlich. Hier wer- den Hunger und Not möglicherweise systematisch von Konfliktparteien eingesetzt: Rebellen und Soldaten brennen Felder nieder, vernichten Saatgut, vergiften Brunnen und erschweren humanitären Organisationen gleichzeitig den Zugang zu Krisenregionen.

Die zugespitzte Ernährungslage in Krisen- und Konflikt- ländern widerspricht dem zweiten globalen Nachhal- tigkeitsziel: den Hunger in den kommenden 13 Jahren weltweit zu beenden. Da die Glaubwürdigkeit der Agenda 2030 und damit der Vereinten Nationen stark von Fortschritten bei Armut und Hunger abhängig ist, muss auch Deutschland überzeugende Mittel finden, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Der Erfolg entwicklungspolitischer Maßnahmen in fragilen Län- dern und Konfliktregionen wird dafür entscheidend sein. Die folgenden vier Vorschläge könnten dazu bei- tragen.

Kohärente Entwicklungspolitik als Schlüssel

Zunächst müssen Diskrepanzen in der strategischen Ausrichtung der außenorientierten Politiken der Bun- desregierung beseitigt werden. Ernährungssicherung

und Friedensförderung dürfen nicht parallel nebenei- nander existieren, sondern müssen Hand in Hand ge- hen. Doch bisher gehen weder die Deutsche Nachhal- tigkeitsstrategie noch die Leitlinien zu ziviler Krisenprä- vention ausreichend auf die Verbindung zwischen Hunger und Konflikten ein. Zwar bezeichnet der aktuel- le Entwicklungspolitische Bericht der Bundesregierung die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) explizit auch als Instrument der Friedenspolitik, allerdings mangelt es an einer kohärenten Vision, die auch andere politische Handlungsfelder integriert.

Zweitens sollte das neue Kabinett Not- und Katastro- phenhilfe intensiver mit langfristigen Entwicklungsini- tiativen verbinden. Dazu gehört insbesondere, die Übergangshilfe auf eine größere Zahl von Ländern auszuweiten und die Kooperation zwischen dem Aus- wärtigen Amt – zuständig für humanitäre Hilfe – und dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – verantwortlich für Übergangshilfe – zu verbessern.

Darauf aufbauend ist es unabdingbar, einen stärkeren Fokus auf (potenzielle) Krisenregionen zu legen. An- statt Unruhegebiete und schwache Staaten zu verlas- sen, sollten diese in besonderer Weise von der EZ be- rücksichtigt werden. Nur so können Strukturen aufge- baut werden, die langfristig Frieden garantieren und gleichzeitig wachsendem Mangel präventiv entgegen- treten können.

Zu guter Letzt würde ein besseres Konflikt-Monitoring die Krisenanfälligkeit der Entwicklungspolitik stark vermindern. So wie das schon praktizierte ‚Climate Proofing’ könnte ein ‚Conflict Proofing’ – also die Über- prüfung von EZ-Projekten hinsichtlich ihrer potentiel- len Auswirkungen auf Konflikte bzw. Anfälligkeit für Konflikte – in das Standardrepertoire aufgenommen werden. So würde ein sensiblerer Umgang mit Konflikt- prävention und Friedensförderung systematisch in das Alltagsgeschäft der EZ integriert werden.

Worten Taten folgen lassen

Die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele ist eine Mam- mutaufgabe für die internationale Gemeinschaft. Nur wenn gemeinsame und ernsthafte Anstrengungen zur Verwirklichung der Ziele unternommen werden, kann die globale Entwicklungsagenda zu einem Erfolg wer- den. Das gilt insbesondere für die Beseitigung von Hunger in all seinen Formen. Um diesen elementaren Vorsatz zu erreichen, muss die Schnittstelle zwischen Ernährungssicherung und bewaffneten Konflikten einen höheren Stellenwert in der deutschen Entwick- lungspolitik einnehmen. Erst dann wird das Motto der Agenda 2030 – leave no one behind – wirklich mit Leben gefüllt.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 16.10. 2017

www.die-gdi.de | twitter.com/DIE_GDI | www.facebook.com/DIE.Bonn | www.youtube.com/DIEnewsflash

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Erst wird gezeigt werden, dass an- scheinend noch mehr ärztliche Leistungen gar nicht von Ärzten durchgeführt werden müssen, dann werden die Bezüge gekürzt, weil die Arbeit ja

Hierbei wird aber eins immer nicht ausreichend gewürdigt und berücksichtigt: jede Arzt- helferin, die in einer Arztpra- xis fehlt, bedeutet weniger Zuwendung für den Patien-

Bei stationären Rehabi- litationsmaßnahmen nach einer Krankenhausbehand- lung (Anschlußrehabilita- tion) müssen Versicherte ab 18 Jahren täglich 17 DM (Ost: 14 DM) für längstens

Es geht um Menschen, die vor der eigenen Haustür Strukturen für ein faires, ökologisch-nachhaltiges Wirtschaften aufbauen und dabei konsequent Natur- und Klimaschutz praktizieren..

Derzeit ist das An- gebot für Handys, die Android nutzen noch wesentlich kleiner, die Apps nicht einheitlich im Aussehen und Bedienung und es gibt prak- Seit Erscheinen des iPhone

Kapitalismus beenden − für eine Welt, in der allen alles gehört!. Dieses Produkt ist

Der Sicherheitsrat kann beschließen, welche Maßnahmen – unter Ausschluss von Waffenge- walt – zu ergreifen sind, um seinen Beschlüssen Wirksamkeit zu verleihen; er kann die Mit-

auf, wa<> unsere Alu-Hausbaltsrol- le mit de Lebensbedingungen indianischer Volker in Bra<>i- lien zu tun bat oder warum für den Dritte Welt Laden der