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112 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2020 | www.diepta.de

PRAXIS

D

er Mond selbst

leuchtet nicht.

Das, was wir von ihm ausmachen können, ist reflektiertes Son­

nenlicht, das uns wie über einen Spiegel entgegenstrahlt. Wieviel von unserem natürlichen Erd­

satelliten wir dabei zu sehen be­

kommen, hängt vom Winkel ab, in dem die Himmelskörper sich gegenüberstehen. Bilden Sonne, Erde und Mond eine gerade Linie, bei der der Mond in der Mitte steht, erreicht uns kein reflektiertes Licht, das ist der Neumond. Vollmond hingegen haben wir, wenn die Erde im Mittelpunkt dieser gedachten Gerade steht, aber nur, wenn sie

den Mond dabei nicht in ihren Schatten stellt. Das wäre eine Mondfinsternis. Ein vollstän­

diger Phasenzyklus von einem Neumond bis zum nächsten dauert ungefähr 29,5 Tage und trägt den schönen Namen Lu­

nation.

Der Mond hat einen gewaltigen Einfluss auf unser Leben. Der westliche Kalendermonat ist nach ihm benannt und orien­

tiert sich grob am Mondzyklus, der islamische Kalender mit 354 oder 355 Tagen richtet sich voll­

ständig nach ihm. Die Gravita­

tion des Mondes verursacht auf der Erde die Gezeiten: Ebbe und Flut der Meere. Aber auch der Erdmantel hebt und senkt sich.

Das Verhalten von Zugvögeln, nachtaktiven Insekten und an­

deren Lebewesen orientiert sich am Mond. Auf die Gesundheit des Menschen soll der Erdtra­

bant sich ebenfalls auswirken:

Ihm wird ein Einfluss auf

Schlafstörungen, Operations­

komplikationen und den weib­

lichen Zyklus nachgesagt.

Schlechter Schlaf bei vol- lem Mond Unter den zahl­

reichen Mythen um den Mond hat es eine bis ins Wörterbuch geschafft: der historische Be­

griff für Schlafwandeln war Lu­

natismus – Mondsucht. Heute spricht man von Somnambu­

lismus, also Schlaf­Spazieren.

Tatsächlich bewegen die nächt­

lichen Spaziergänger sich Licht­

quellen entgegen, in Zeiten der Elektrizität kann das aber auch eine andere Quelle als das Mondlicht sein. Vollmond­

nächte sind 250­mal heller als

VOLLMOND

Wer schon durch das Nordseewatt gestapft ist, hat die Kraft des Mondes erlebt. Besonderer Einfluss auf unser Wohlbefinden wird dem Vollmond nach- gesagt. Unsinn, sagen manche, andere halten daran fest.

In aller Monde

© YouraPechkin / iStock / Getty Images

DIE NÄCHSTEN VOLLMONDDATEN IM ÜBERBLICK:

Donnerstag, 7. Mai Freitag, 5. Juni Sonntag, 5. Juli Montag, 3. August Mittwoch, 2. September

(2)

ein sternenklarer Nachthimmel.

Wer sein Zimmer also nicht gut abgedunkelt hat, für den ist die Wahrscheinlichkeit des Schlaf­

wandelns bei Vollmond wirk­

lich erhöht.

Auch wer nicht nächtlich umher wandelt, hatte vielleicht schon einmal den Eindruck, bei Voll­

mond schlechter zu schlafen.

Lange galt dies als Unsinn, eine Studie der Universität Basel konnte aber erstmals aufzeigen:

Probanden benötigten fünf Mi­

nuten länger zum Einschlafen, der Schlaf dauerte 20 Minuten weniger, der Spiegel des Schlaf­

hormons Melatonin war nie­

driger und die Tiefschlafphasen um 30 Prozent kürzer. Leider weist die Studie einige Schwä­

chen auf. Es wurden nur drei­

einhalb Tage betrachtet, kein ganzer Mondzyklus. Und falls Probanden gewusst haben, dass es Vollmondzeit war, könnte die Sorge um möglicherweise schlechten Schlaf überhaupt erst zu einer unruhigen Nacht geführt haben – eine selbster­

füllende Prophezeiung also.

Dennoch wirft die Untersu­

chung die Frage auf: Gibt es neben unserem zirkadianen Rhythmus, der vom Sonnen­

licht gesteuert wird, auch eine innere Monatsuhr, die sich an den hellen Vollmondnächten auslotet?

Erhöhtes Operationsrisiko Schon lange bevor die Studie veröffentlicht wurde, gab es die lunatische Gesundheitsastro­

logie: Ratgeber zu Mondgym­

nastik, Mondernährung und Mondkalender empfehlen, den Alltag nach Phase und Stellung des silbernen Satelliten zu pla­

nen. So soll dessen Einfluss den eigenen Vorhaben gutes Ge­

lingen bringen. Mondkalender raten zum Beispiel von Opera­

tionen am Vollmondtag ab, es komme häufiger zu starken Blu­

tungen und das Komplikations­

risiko sei erhöht. Hat der Chi­

rurg vielleicht schlecht ge­

schlafen? Die zahlreichen Stu­

dien zum Thema konnten bis­

lang keinen Zusammenhang belegen. Immerhin, wer bei Eingriffen den Termin planen kann, hat so die Möglichkeit, mit einem besseren Bauchge­

fühl in den Operationssaal zu gehen, und die innere Einstel­

lung ist für den Heilungserfolg erheblich, wie wir unter ande­

rem vom Placebo­Effekt wissen.

Ovulation im Mondschein Der weibliche Zyklus ist unge­

fähr 28 Tage lang, entspricht also grob der Lunation. Die Anhänger einiger esoterischer Kreise gehen davon aus, dass Frauen ihren Eisprung ohne störende Einflüsse bei Voll­

mond hätten und dementspre­

chend bei Neumond menstruie­

ren. Beide Kreisläufe würden somit gleichzeitig neu begin­

nen. Gynäkologen widerspre­

chen dieser Theorie jedoch schon lange, Apps mit Perio­

dentracker unterstützen ihre Aussage nun. Die Anthropolo­

gin Beverly Strassmann hat den Mond als Menstruationstakt­

geber ebenfalls widerlegen können: Sie hat die Frauen der Dogon, einer afrikanischen Volksgruppe in Mali, unter­

sucht, die ohne Empfängnis­

verhütung und ohne elektri­

sches Licht leben und deren Zyklus damit keinen künst­

lichen Einflüssen unterliegt.

Gesundheitliche Auswirkungen des Vollmonds sind also nur in wenigen Fällen belegt. Die jahr­

tausendealte Faszination für unseren Trabanten schmälert das jedoch nicht.  n

Gesa Van Hecke, PTA/Redaktionsvolontärin

© Khongtham / iStock / Getty Images

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