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Die Zukunft von Levo-dopa bei M. Parkinson

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ME D S C A P E

Levodopa hat trotz der neue- ren Dopaminagonisten eine Zukunft in der Parkinson- behandlung, wenn eine kontinuierlichere dopamin- erge Stimulation erreicht werden kann.

Levodopa, der chemische Vorläufer von Dopamin, wird seit über 30 Jahren in der Parkinsonbehandlung eingesetzt und bleibt die wirksamste Therapie bei dieser Krankheit, stellen drei amerikanische Neu- rologen in ihrem Medscape-Beitrag fest.

Im Vergleich zu den neueren Dopamin- agonisten erzielt Levodopa in relativ kur- zer Zeit therapeutische Spiegel, ist einfach zu dosieren und hat weniger kurzfristige Nebenwirkungen wie Halluzinationen, Schläfrigkeit und Fussödeme. Hauptnach- teil beim langfristigen Levodopa-Einsatz ist jedoch die Entwicklung von motori- schen Fluktuationen und Dyskinesien.

Diese motorischen Komplikationen sind sowohl auf die Krankheitsprogression als auch auf die Levodopa-Pharmakokinetik zurückzuführen.

Motorische Komplikationen unter Levodopa

Bevor sich bei der Parkinsonkrankheit klinische Symptome manifestieren, sind schon 50 bis 60 Prozent der nigrostriata-

len dopaminergen Neurone untergegan- gen, und die Dopaminkonzentration im Striatum ist um ungefähr 70 bis 80 Pro- zent zurückgegangen. Unter Normalbe- dingungen setzen die dopaminergen Neurone den Neurotransmitter in relativ konstanter Weise frei. Zu Beginn der Par- kinsonerkrankung sind die überlebenden Neurone noch fähig, Levodopa aufzuneh- men, es als Dopamin zu speichern und in dieser Form dann kontinuierlich abzuge- ben. Gehen weitere Neurone unter, geht diese «Pufferkapazität» verloren.

Klinisch äussert sich dies in einer rasche- ren Abnahme der Medikamentenwirkung («wearing off»). Gehen noch mehr dop- aminerge Neurone verloren, spiegeln die motorischen Fluktuationen die wechseln- den Levodopa-Blutkonzentrationen noch stärker, sodass schliesslich die therapeu- tische Wirkung jeweils nur noch eine bis zwei Stunden anhalten kann (On-off-Phä- nomen). Die Dopaminfluktuationen schei- nen zu einer Rezeptorüberempfindlichkeit zu führen, die sich klinisch in Dyskinesien äussert. Wenn die durch Levodopa indu- zierte Dopaminkonzentration im Gehirn zu hoch ist, kommt es zu Dyskinesien; ist sie zu tief, kehren die Symptome zurück.

So entsteht ein therapeutisches Fenster, das im Verlauf immer schmaler wird. Zeigt der Patient Dyskinesien und motorische Fluktuationen, führt eine Erhöhung der Dopaminmedikation zur Verstärkung der Dyskinesien, und eine Reduktion verlän- gert die Off-Phasen.

Prävention von motorischen Fluktuationen und Dyskinesien

Um diese unglückliche Entwicklung zu verhindern, bieten sich drei Möglichkeiten an: einerseits Medikamente, die die Pro- gression verlangsamen oder stoppen, an-

dererseits der Einsatz von symptomati- schen Medikamenten, die eine längere Halbwertszeit haben und so die pulsatile Stimulation der Dopaminrezeptoren ver- hindern, sowie eine kontinuierlichere Le- vodopa-Versorgung des Gehirns. Bisher, so die Autoren, konnte für kein Medika- ment definitiv nachgewiesen werden, dass es die Progression der Parkinson- erkrankung verzögert oder verhindert, obwohl etliche in Prüfung stehen.

Kontinuierliche dopaminerge Stimulation

Die Hypothese der kontinuierlichen dop- aminergen Stimulation postuliert, dass so das Auftreten von motorischen Fluktua- tionen und Dyskinesien eingeschränkt werden kann. In diese Richtung deuten klinische Studien, die gezeigt haben, dass der initiale Einsatz von Dopaminagonisten mit relativ langer Halbwertszeit das Auf-

Die Zukunft von Levo- dopa bei M. Parkinson

Wie lässt sich eine kontinuierliche dopaminerge Stimulation erreichen?

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

p u n k t e p u n k t e

●Eine möglichst kontinuierliche dopaminerge Stimulation kann die gefürchteten motorischen Komplikationen bei M. Parkinson einschränken.

●In der Initialtherapie sind daher länger wirkende Dopaminagonis- ten Levodopa vorzuziehen.

●Ist eine Levodopa-Behandlung notwendig, kann die Kombina- tion mit Carbidopa und einem COMT-Inhibitor gleichmässigere Levodopa-Spiegel erzielen.

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treten von motorischen Fluktuationen und Dyskinesien verzögern kann. Es gibt auch ein Tiermodell mit für dopaminerge Neuronen toxischem MPTP an Primaten, das für lang wirkende Dopaminagonisten im Vergleich zu Levodopa weniger Dyski- nesien dokumentiert.

Studien mit Dopaminagonisten Ropinirol (Requip®) ist ein Dopaminagonist mit einer Halbwertszeit von ungefähr sechs Stunden (bei Levodopa/Carbidopa [Sine- met®] beträgt sie nur ca. 90 Minuten). In ei- ner Fünfjahresstudie erhielten 268 Patien- ten mit neu aufgetretenem M. Parkinson entweder Levodopa oder Ropinirol als in- itiale Therapie. Zusätzliches Levodopa war zur ausreichenden Symptomkontrolle in beiden Gruppen erlaubt. Die Symptome besserten sich in beiden Gruppen, der Nut- zen erschien aber in der Levodopa-Gruppe signifikant besser. In dieser Gruppe ent- wickelten jedoch 45 Prozent Dyskinesien, in der Ropinirol-Gruppe waren es nur 20 Prozent. Nebenwirkungen wie Halluzina- tionen, Somnolenz und periphere Ödeme waren in der Ropinirol-Gruppe häufiger.

Eine andere Studie mit dem lang wir- kenden Dopaminagonisten Pramipexol (Sifrol®) ergab ähnliche Resultate. Diese Zweijahresstudie randomisierte 301 Pati- enten mit frühem Parkinson entweder zu Pramipexol oder zu Levodopa, ebenfalls mit zusätzlichem Levodopa wenn not- wendig. Nach zwei Jahren hatten die Pa- tienten in der Levodopa-Gruppe eine grössere Verbesserung der motorischen Funktion erfahren, aber bei 51 Prozent waren Wearing-off- beziehungsweise On- off-Phänomene oder Dyskinesien auf- getreten. Diese Komplikationen erlebten in der Pramipexol-Gruppe nur 28 Prozent.

Kurzfristige Nebenwirkungen waren aber auch mit diesem Dopaminagonisten häu- figer als mit Levodopa.

Diese Studien stimmen mit dem aus dem Tiermodell Vorhergesagten überein und stützen die Hypothese der kontinuierli- chen dopaminergen Stimulation.

Kontinuierliche Levodopa-Verab- reichung

Attraktiv wäre eine Applikation von Levo- dopa in kontinuierlicherer Weise, da so motorische Komplikationen verhindert werden könnten und gleichzeitig eine bessere Symptomkontrolle bei weniger Nebenwirkungen zu erwarten wäre. In der Tat konnte gezeigt werden, dass die kontinuierliche enterale Infusion von Le- vodopa zu gleichmässigeren Plasmaspie- geln und Reduktionen von Off-Perioden und Dyskinesien führt. Diese Verabrei- chungsform ist jedoch in der Praxis für die Patienten, noch dazu im Frühstadium, nicht praktikabel. Auch die bisher ent- wickelten galenischen Formen mit verzö- gerter Freisetzung (CR-Präparate) lassen immer noch eine hohe Variabilität der Levodopa-Blutkonzentrationen erkennen und scheinen so keine kontinuierliche Dopaminstimulation zu bieten, schreiben die Autoren.

COMT-Inhibitoren

Eine andere Strategie ist die Verlängerung der Levodopa-Halbwertszeit durch Kom- bination mit einem Catechol-O-Methyl- transferase(COMT)-Inhibitor wie Entaca- pon (Comtan®). Dieser Wirkstoff reduziert den peripheren Abbau von Levodopa und verlängert so die Halbwertszeit auf unge- fähr 2,25 Stunden. Bei Parkinsonpatien- ten, die unter motorischen Fluktuationen leiden, verringert Entacapon die Off-Peri- oden. Beim selben Dosierungsintervall fluktuieren die Levodopa-Blutkonzentra- tionen unter Levodopa/Carbidopa plus Entacapon weniger als unter Levodopa/

Carbidopa allein. Im MPTP-Primatenmo- dell traten mit dieser Dreierkombination signifikant weniger Dyskinesien auf als unter Levodopa/Carbidopa allein, bei ver- gleichbarer Besserung der Parkinsonsym- ptome. Auch diese tierexperimentelle Stu- die stützt somit die Hypothese, dass eine kontinuierliche dopaminerge Stimulation motorische Komplikationen verhindern kann.

Kontinuierliche dopaminerge Stimulation in der Praxis

Um diesem Konzept in der Praxis nachzu- leben, ergeben sich somit folgende Mög- lichkeiten: Junge Parkinsonpatienten soll- ten zunächst mit einem lang wirkenden Dopaminagonisten behandelt werden.

Sind die Symptome so nicht länger zu kontrollieren, sollten Levodopa/Carbidopa plus Entacapon hinzugefügt werden. Pati- enten, die keine guten Kandidaten für eine Dopaminagonisten-Behandlung sind – beispielsweise ältere Parkinsonpatienten und solche mit kognitiver Beeinträchti- gung –, könnten bei Therapiebedürftig- keit von Anfang an die Dreierkombination Levodopa/Carbidopa plus COMT-Inhibitor erhalten.

Ein jetzt auch in der Schweiz erhältliches Kombinationspräparat (Stalevo®) verein- facht diese Therapie. Es ist in drei ver- schiedenen Dosierungskombinationen er- hältlich. Diese Kombinationsbehandlung, so hoffen die Autoren, müsste den Vorteil des grössten therapeutischen Nutzens bei geringsten kurzfristigen Nebenwirkungen mit demjenigen einer selteneren Verursa- chung motorischer Komplikationen im weiteren Verlauf verbinden. ●

Robert A. Hauser (Parkinson’s Disease and Movement Disorders Center, Depart- ments of Neurology, Pharmacology, and Experimental Therapeutics, University of South Florida and Tampa General Health- care, Tampa/USA) et al.: The future of le- vodopa therapy for Parkinson’s disease.

Medscape Neurology & Neurosurgery 2003; 5 (2).

www.medscape.com/viewarticle/

461625 (Zugriff am 10. Mai 2004).

Halid Bas

Interessenlage: R.H. sowie die beiden Koauto- ren deklarieren finanzielle Beziehungen mit einer langen Reihe von Pharmafirmen, die im Neurologiebereich tätig sind.

Die Zukunft von Levodopa bei M. Parkinson

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