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Turnhout/Leuven: Brepols Publishers/ Leuven University Press 2000

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Bernard Coulie (ed.): Studia Nazianzenica 1. Turnhout/Leuven: Brepols Publishers/

Leuven University Press 2000. 291 S. (Corpus Christianorum. Series Graeca 41. Cor¬

pus Nazianzenum. 8.) ISBN 2-503-40412-X. € 130,-.

Helene Metreveli/Ketevan Bezarachvili/Tsiala Kourtsikidze/Nino Melikich-

vili/Thamar Otkhmezuri/Maia Raphava/Mzekala Chanidze (eds.): Sancti

Gregorii Nazianzeni Opera. Versio iberica I: Orationes I, XLV, XLIV, XLI. Turnhout/

Leuven: Brepols Publishers/Leuven University Press 1998. 295 S. (Corpus Christia¬

norum. Series Graeca 36. Corpus Nazianzenum. 5.) ISBN 2-503-40361-1. € 140,-.

Thamar Otkhmezuri (ed.): Pseudo-Nonniani in IV Orationes Gregorii Nazianzeni

Comentarii. Versio iberica. Turnhout/Leuven: Brepols Publishers/Leuven University Press 2002. 295 S. (Corpus Christianorum. Series Graeca 50. Corpus Nazianzenum.

16.) ISBN 2-503-40501-0. € 180,-.

Zur Rezension lagen drei Titel einer inzwischen 16 Bände umfassenden Subsidiarreihe im

„Corpus Christianorum" vor, die Editionen der christlich-orientalischen Versionen der Werke des spätantiken kappadozischen Bischofs in arabischer, armenischer, georgischer

und syrischer Sprache umfaßt (CChr.CN 3-7 sowie 9-10, 12 und 14-15), dazu antike

Viten, Kommentare und Scholien (CChr.CN 2,11 und 13) und ein hilfreiches Repertorium (CChr.CN 1). Die orientalischen Versionen stehen dabei im Zentrum der Aufmerksam¬

keit, weil die Ubersetzungen häufig deutlich älter als die ältesten erhaltenen griechischen Manuskripte aus dem neunten Jahrhundert sind und daher eine wichtige Voraussetzung für eine editio critica maior des griechischen Werkes darstellen (eine editio critica minor des griechischen Originals der Orationes ist in der zweisprachigen französischen Reihe der „Sourees Chretiennes" erschienen). Getragen wird das Projekt vor allem von einem

„Centre d'Etudes sur Gregoire de Nazianze" am Institut Orientaliste der Katholischen

Universität Löwen in Belgien unter Leitung von Bernard Coulie; es kooperiert aber

auch mit dem Handschrifteninstitut der Georgischen Akademie der Wissenschaften in

Tbilisi. Finanziert wird es unter anderem von der Görresgesellschaft.

Aus den Bänden, die orientalische Ubersetzungen enthalten, lag zur Rezension der erste Band der georgischen Version der Reden I, XLV, XLIV und XLI vor, den eine Gruppe von Editoren um Helene Metreveli ediert hat. Die Verhältnisse sind insofern komplex, als im Georgischen bis zu vier verschiedene Ubersetzungen erhahen sind. Im anzuzeigenden Band sind zwei dieser Übertragungen für vier Reden des Bischofs zu den großen Kirchen¬

festen nebeneinandergestellt: Auf der jeweils linken Seite die Übersetzung des Hagioriten

Euthymius, eines Mönchs und Vorstehers im Iviron-Kloster auf dem Athos, der von 975

bis zu seinem Tod imJahre 1028 dort 22 Reden übersetzte; auf der jeweils rechten Seite die

Übertragung des Ephraem Mtsire (oder Ephraem der Geringe), eines Mönchs und Vorste¬

hers des Castana-Klosters auf dem Schwarzen Berg bei Antiochia im elften Jahrhundert.

In der Einleitung des Bandes werden beide Übersetzungen von Edisher Tchelidze kun¬

dig verglichen (S. XIX-XXII) und dann samt einigen zusätzlichen Stücken auf der Basis

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von zehn bzw. acht Handschriften ediert. Zu den zusätzhchen Stücken gehört ein Brief des Ephraem an K'wirik'e (Kvirike) von Alexandria, der als Einleitung zu seinen Über¬

setzungen dient (S. XXXI-XXXV, französische Übersetzung S. XXXVI-XXXIX), und

ein knapper Kommentar des Euthymius zu schwierigen Passagen in or. XLIV.

Thamar Otkhmezuri edierte die georgische Version eines mythologischen (Scholien-) Kommentars des Pseudo-Nonnus, der ursprünglich im sechsten Jahrhundert entstanden war und in seinem griechischen Original bislang nur bei Migne (PG 36, 985-1058) ediert

worden ist. Der anonyme Autor kommentierte dabei die Orationes XXXIX, XLIII und

zwei Reden gegen Kaiser Julian (or. IV und V). Die Scholien sind bislang weitgehend übersehen worden, obwohl sie vor allem für den klassischen Philologen hochinteressantes Material bieten, das nirgendwo sonst überliefert ist. Nachdem die armenische Version des

Kommentars schon vor hundert Jahren publiziert wurde (A. Manandian: „Die Scholien

zu den fünf Reden des Gregor von Nazianz." In: Zeitschrift für armenische Philologie 1 [1903], S. 220-300) und Sebastian Brock schon vor vielen Jahren die syrische Überset¬

zung dieses Werkes ediert und ins Englische übersetzt hatte (Cambridge 1971, mit einer vollständigeren Edition des griechischen Textes der Scholien für or. XXXIX), liegt nun eine gleichfalls um die englische Übersetzung ergänzte weitere Version des Scholienkom¬

mentars vor. Der georgische Text wurde bereits 1989 in Tbilisi gedruckt und für die Lö¬

wener Edition um ausführliche Einleitungen und die erwähnte Übersetzung bereichert.

Bereits durch den Vergleich der Übersetzungen erkennt man, wie stark die christlich-ori¬

entalischen Versionen vom griechischen Original differieren. Da sich die Edition (wie üb¬

rigens auch bei Brock) auf einen rein philologischen Apparat beschränkt, bleibt an dem Material noch viel zu tun: Da werden beispielsweise pythagoreische Sprüche zitiert (PG 36, 993 C 8 - D 2 = S. 22 Otkhmezuri = S. 89 Brock). Hilfreiche griechisch-georgische Namenindices schließen das Werk ab (S. 279-291).

Bernard Coulie hat einen ersten Band mit „Studia Nazianzenica" in der Reihe

herausgegeben, der auch als eine Bilanz der Reihe nach reichlich zehn Jahren gelesen

werden kann. Er enthält zunächst eine Bibliographie von Repertorien, Scholien, Kom¬

mentaren und Ausgaben zu den Reden Gregors seit den achtziger Jahren des zwan¬

zigsten Jahrhunderts (S. VII-XI). Eine Anzahl von Aufsätzen beschäftigt sich mit der handschriftlichen Überlieferung der Werke Gregors in verschiedenen Sprachen, wobei

die Aufmerksamkeit auch kodikologisehen Fragen gilt: Caroline Mace und Veroni¬

que Sommer edieren metrische Adscripta aus vier byzantinischen Handschriften (S.

51-68). Ein gewichtiger Beitrag in jeder Hinsicht ist die Studie von Jennifer Nimmo Smith ,The Early Scholia on the Sermons of Gregory of Nazianzus" (S. 69-146), da

Frau Smith nicht nur über Scholien in der Antike allgemein handelt, sondern einige

interessante Beispiele aus dem Material erneut publiziert und übersetzt. Außerdem sind hilfreiche Tabellen zu den Scholien und ihren bisherigen Editionen beigegeben.

Der Herausgeber ediert mit Kollegen einen Gregor zugeschriebenen armenischen Text

über den Einzug Christi in Jerusalem aus Erevan, Matenadaran 996, fol. 463^-466'''

und übersetzt ihn (S. 185-199). Das kurze Werk würde schon wegen seiner synopti¬

schen Vergleiche eine ausführliche Behandlung seiner philologischen wie inhaltlichen

Probleme vertragen. Laurence Tuerlinckx steuert eine arabische Homilie über die

Stunde des Todes bei (S. 227-244), die in verschiedenen Handschriften überliefert ist,

aber sicher nicht von Gregor stammt. Ein knapper Beitrag von Biljana Tutorov über

„Gregoire de Nazianze dans le decor monumental" (S. 273-282) dokumentiert, daß zu

den Aufgaben des gemeinsamen Forschungsprojektes auch die Wirkungsgeschichte und

die künstlerischen Darstellungen des Kirchenvaters zählen. Ein hilfreicher Index der zhierten Manuskripte schließt den Band ab (S. 283-290).

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Es ist im Rahmen einer solchen Sammelbesprechung weder möglich, den einzelnen Bänden gerecht zu werden, noch kritische Anmerkungen zu den einzelnen editorischen Leistungen anzufügen. Aber man kann trotzdem dem gemeinschaftlichen Unternehmen, das Werk des Gregor von Nazianz und seine verschiedenen christlich-orientalischen Versionen zu edieren, seinen höchsten Respekt bekunden: Was hier in wenigen Jahren

an Editionen und erschließender Sekundärliteratur auf die Beine gestellt wurde, ist aller Achtung wert. Dafür dürfte nicht zuletzt verantwortlich sein, daß es in Löwen und Mün¬

ster gelungen ist, eine große Zahl von Gelehrten aus verschiedensten Ländern zur Mit¬

arbeit zu gewinnen. Man bezeugt vermutlich seine Hochachtung für diese gewaltige Lei¬

stung, die neben der erwähnten Subsidiarreihe des „Corpus Nazianzenum" auch in einer deutschen Publikationsreihe, den „Forschungen zu Gregor von Nazianz" der „Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums", dokumentiert wird, indem man die edierten Texte fleißig nutzt. So verdienen zum Beispiel die erwähnten mythologischen Scholien

des Pseudo-Nonnus eine eingehende Behandlung, die über die Bonner Dissertation von

Friedhelm Lefherz (Studien zu Gregor von Nazianz. Mythologie, Überlieferung, Scho¬

lien. Diss. phil. masch. Bonn 1958) hinausgeht.

Christoph Markschies, Berlin

Godula Kosack: Contes mysterieux du pays mafa (Cameroun). Recueillis par Godula

Kosack, traduits par Paul Jikedaye, Godula Kosack et Henry Tourneux. Paris:

Editions Karthala 1997. 270 S. ISBN 2-86537-707-5. € 17,-.

Godula Kosack: Contes animaux du pays mafa (Cameroun). Recueillis par Godula

Kosack, traduits par Paul Jikedaye, Godula Kosack et Henry Tourneux. Paris:

Editions Karthala 1997. 167 S. ISBN 2-86537-708-3. € 14,-.

Die Mafa („Matakam"), ein Volk von etwa 300000 Menschen, leben als Terrassenbauern

in den Mandara-Bergen Nordkameruns, westlich von Maroua im Grenzraum zu Nord¬

nigeria. Sie sprechen eine tschadische, also hamitosemitische Sprache (vgl. D. Barreteau/

Le Bleis: Lexique mafa. Paris 1991). Godula Kosack hat zwischen 1985 und 1991 über

zwei Jahre im Mafa-Dorf Gouzda gelebt und dabei an die 150 Erzähltexte auf Tonband

aufnehmen können. Etwa ein Drittel davon wird in den vorliegenden beiden Bänden

präsentiert - 30 „contes mysterieux" und 24 „contes animaux". Die Leipziger Ethnolo¬

gin wurde beim Transkribieren der Mafa-Texte entscheidend von Paul Jikedaye, einem

schreibkundigen Mafa, sowie von Henry Tourneux bei der definitiven französischen Ubersetzung der Texte unterstützt. Die Märchen wurden auf zwei Bände verteilt. In dem

einen überwiegen Erzählungen von und mit übernatürlichen, magischen Wesen, in dem

anderen stehen Tiermärchen im Vordergrund. Aus der Sicht der Mafa handeln die Mär¬

chen von Geschehnissen einer fernen Vergangenheit, einer Zeit, da die Tiere noch sprechen konnten. Ihr Verhalten spiegelt den Charakter und das Benehmen der Menschen im Alltag wider. So werden Eigensucht und Lügenhaftigkeit vor allem durch das Erdhörnchen (Eu- xerus erythropus, Sciuridae) verkörpert, das ja auch im wirklichen Leben den Bauern auf den Feldern viel Schaden zufügt. Die Schildkröte hingegen steht für Vorsicht, Klugheit,

ja Weisheit. Auch dem Hund werden nur positive Charakterzüge zugebilligt. Der Affe

fällt durch seine Neugier sowie durch große Naivität auf, wodurch er oft das Böse gar nicht zu erkennen vermag. Insgesamt gewähren die Texte einen trefflichen Einblick in alle

Bereiche des Denkens und Fühlens von Menschen, die in einem Rückzugsgebiet ältere

Traditionen in begrenztem Maße bewahren konnten.

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Die Texte werden nach Bedarf durch geeignete Erklärungen in Form von Fußnoten erläutert. Leider fehlt jedweder Hinweis auf die Gestalt und die Struktur der zugrunde¬

liegenden Mafa-Originaltexte. Nicht nur für die Afrikanistik, der es vor allem auch an der afrikasprachlichen Dokumentation gelegen sein muss, sondern auch für das Volk der Mafa selbst wäre eine Bearbeitung und Herausgabe der Märchen auf Mafa wünschenswert und von großem Wert.

Herrmann Jungraithmayr, Frankfurt a. M.

Georg Meurer: Die Feinde des Königs in den Pyramidentexten. Freiburg (Schweiz):

Universitäts-Verlag; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002. IX, 404 S. (Orbis Biblicus et Orientalis. 189.) ISBN 3-7278-1420-9 (Univcrshäts-Verlag), 3-525-53046-3 (Vandenhoeck & Ruprecht). CHE 120,-; € 99,-.

Die vorliegende Publikation, die auf eine Dissertation an der Humboldt-Universität Berlin zurückgeht, behandelt die verschiedenen Aspekte von Feindschaft im ältesten überlieferten religiösen Korpus des Alten Ägypten, nämlich den Pyramidentexten, deren Niederschrift etwa in der Mitte des 3. Jahrtausends v.Chr. einsetzt. Zur Ergänzung und

Verdeutlichung bestimmter Einzelpunkte werden aber auch in reichlichem Ausmaß an¬

dere Texte herangezogen. Das Material stellt sich bei Lichte besehen relativ disparat dar und wird vom Autor entsprechend auch in mehrere Teilbereiche zerlegt.

An erster Stelle steht, daß der tote König auf seinem Weg ins Jenseits bzw. bei der Ein¬

nahme seiner dortigen Rangstellung von den verschiedensten Göttern potentiell behindert werden kann. Tatsächlich können in diesem Rahmen auch all die Götter, von denen man sonst eher eine positive Rolle erwartet, als möglicherweise gefährlich eingestuft werden.

Hauptwaffe des Königs zur Abwehr solcher Risiken sind die Bedrohungen an Götter, die immer als typisches Element der ägyptischen Religion empfunden wurden und bereits in diesem frühen Stadium voll ausgeprägt sind. Unter dem Aspekt der Bekämpfung für den Verstorbenen gefährlicher Gottheiten interpretiert der Autor auch den bekannten „Kan- nibalcnhymnus". Zu letzterem Text ist inzwischen die ausführliche Behandlung von Chr.

Eyre (The Cannibal Hymn. A Cultural and Literary Study. Liverpool 2002) zu verglei¬

chen; speziell zur astronomischen Deutung noch L. Depuydt {Bibliotheca Orientalis 55 [1998], Sp. 41f.).

Ein ganz anderer Komplex betrifft die Gegnerschaft Seths und seines Gefolges. Sie

äußert sich prinzipiell in der Ermordung des Osiris, die in den Pyramidentexten aller¬

dings allenfalls angedeutet, meist sogar nur stillschweigend vorausgesetzt wird. Größeren Raum in den Texten nehmen dagegen die Vergeltungsaktionen ein, bei denen Seth entwe¬

der gezwungen wird, als Unterworfener den Osirisleichnam zu tragen, oder mitsamt sei¬

nem Gefolge abgeschlachtet wird, letzteres meist im Zusammenhang von Opferritualen, die auf der realen Ebene Tierschlachtungen beinhalten. Eine bemerkenswerte Beobach¬

tung des Autors ist, daß für das Gefolge des Seth terminologisch in fast allen ägyptischen

Texten ein anderer Ausdruck als für das des Horus gewählt wird (S. 105-110). Beim

Studium dieser Texte gewinnt man den Eindruck, daß die alten Ägypter nicht in Frieden

ein Opfermahl halten konnten, ohne ihre Feindschaft zu einer Gruppe von Gegnern

zu betonen - und der Rezensent kennt diese Tendenz bis hin zu einem unpublizierten demotischen Text der Römerzeit, in dem ein Fest der Trunkenheit zu Ehren von Bastet

sich auch durch einen Antagonismus (mit teilweise wüsten Beschimpfungen) der „Wir-

Gruppe" gegenüber ihren Widersachern auszeichnet.

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Neben der Feindschaft zu Osiris gibt es auch einen Kampf des Seth mit Horus. Hier wird in den Pyramidentexten vor ahem in vielfacher Weise thematisiert, wie das Horus¬

auge von Seth und seinem Gefolge mißhandelt wird. Verdienstvoll und wichtig für die

weitere Forschung ist auch der Ansatz zur Verfemung des Seth. Der Autor arbeitet im

Widerspruch zur Position vieler Ägyptologen plausibel heraus, daß diese bereits im Alten Reich einsetzt, keinesfalls erst in der Spätzeit (S. 208-211).

Nur selten erscheinen Dämonen als Feinde des Verstorbenen. Dagegen gibt es eine

Reihe von allgemeinen Gefahrensituationen, etwa die drohende Verwesung oder der Ver¬

zehr von Kot und Urin.

Eine ganz spezielle Gefahr droht dem König durch Schlangen, und hier gibt es ein

eigenes Korpus von Schlangenzaubersprüchen in den Pyramidentexten. Durch präzisere Beobachtungen insbesondere zur Zeichenverstümmelung kann der Autor gegen die letzte Bearbeitung von Leitz überzeugend zeigen, daß die Schlangen nicht etwa als Wächter der Pyramide verstanden werden, die nur potentiell auch für den Grabherrn gefährlich sind, sondern die Sprüche zum Schutz des Königs auf seinen Wegen vor Schlangen dienen.

Ferner will er diese Schlangen in enger Verbindung mit Seth sehen.

Nur sehr selten werden diesseitige Feinde genannt, und auch diese werden nicht als Be¬

drohung des lebenden, sondern allenfalls des toten Königs verstanden. Spezielle Sprüche zum Schutz der Pyramide runden das Bild ab.

Das Buch ist insgesamt gut und sorgfältig gemacht und gibt dem Leser viel nützliches Material zur Hand. Gelegentlich wäre zu überlegen, ob eine straffere redaktionelle Hand¬

habung sinnvoll gewesen wäre, da bei mehrfach herangezogenen Textpassagen öfters

unnötige Dubletten auftauchen (vgl. etwa S. 95f. neben S. III u. 159). Außerdem wirken die Übersetzungen gelegentlich etwas zu sehr nach „Ägyptologendeutsch", insbesondere durch die Spitzenstellung der Negation. Dem positiven Gesamtbild kann dies aber keinen Abbruch tun.

Einige Details:

S. 76-78: Zu den jpLtiw s. ausführlich A. von Lieven: Der Himmel über Esna. Eine Fallstudie zur Religiösen Astronomie im Alten Ägypten. Wiesbaden 2000 (Ägyptologi¬

sche Abhandlungen. 64), S. 50-55.

S. 81, Anm. 5: An der zitierten Stelle im Tagewählkalender gibt es tatsächlich keinerlei Bezug auf Osiris und die Abydosfahrt, vielmehr will Isis (in Tarnung) sich mit der Fähre übersetzen lassen.

S. 86: Zu den r^y-t in den Pyramidentexten wäre O.I. Pavlova („R^y-t in the Pyramid Texts. Theological Idea or Political Reality." In: J. Assmann/E. Blumenthal (Hrsg.):

Literatur und Politik im pharaonischen und ptolemäischen Ägypten. Kairo 1999, S. 91-104) nachzutragen.

S. 116: PT 1945b ist ir.t=f die Nisbe „das ihm Zugehörige", nicht etwa die Relativform

„die er gemacht hat".

S. 119 Anm. 4: Dem Rezensenten ist nicht ersichtlich, inwiefern der ife^^-Spruch ein Beleg für das Ertrinken des Osiris sein soll.

S. 119f. u. 300: Die angebliche Bedeutung „ertränken" für shs ist durchaus problema¬

tisch und mindestens für PT 1948e inhahlich ausgeschlossen.

S. 146: Der vom Autor nur nach Schotts Vorbericht zitierte Text pBM 10081 ist für den entsprechenden Abschnitt des Rituals gegen Feinde bei G. Burkard (Spätzeitliche

Osiris- Liturgien im Corpus der Äsasif-Papyri. Wiesbaden 1995 [Ägypten und Altes Te¬

stament. 31], S. 63-83 u. 303-306) ediert und übersetzt worden.

S. 186f.: Die Argumentation beruht auf der Annahme, daß als ity „Herrscher" zu lesen ist, was aber orthographisch wenig plausibel ist, vielmehr wäre eher „Vater" zu erwarten.

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S. 215: Die Übersetzung von PT 516c mag problematisch sein, die vom Autor gewählte Version „die ihn nicht kennen" würde aber auf Ägyptisch sicher bm.w sw mit dem enkliti¬

schen Personalpronomen erfordern und ist mit dem überlieferten ^»m=/ nicht vereinbar.

Joachim Friedrich Quack, Berlin

Michael Pfrommer: Königinnen vom Nil. Mainz: Philipp von Zabern 2002.128 S. ISBN

3-8053-2916-4.6 25,80.

Das vorliegende Buch stellt ein vergleichsweise ungewöhnliches Projekt dar, da es sich um ein Begleitbuch zu einer Fernsehdokumentation handelt, die vom ZDF und von Arte aus¬

gestrahlt wurde. Beachtenswert ist, wie hier ein in seinem Fachgebiet anerkannter Wis¬

senschaftler sich an ein breites Publikum wendet und Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung in einer Form präsentiert, die auch marktgerecht ankommen kann. Dies bringt natürlich manche Zwänge mit sich, wenn es darum geht, da ein konkretes Bild bieten zu müssen, wo ein Forscher sich normalerweise mit der Verbalisierung von ünsicherheit begnügen würde. Dies thematisiert der Autor auch im Vorwort, wenn er schreibt: „Daß der Fachmann am Ende allein bleibt mit seinen Zweifeln, scheint mir zwar ein recht frag¬

würdiges Privileg, ist aber gut so" (S. 7). Andererseits bietet eben der Zwang, etwas Vor¬

zeigbares produzieren zu müssen, auch die Chance, bei schwierigen Fällen Hypothesen zu testen und so zu sehen, was definitiv ausgeschlossen werden kann und was real denkbar wäre - oder wie es der Autor formuliert: „Man kann sich ungeniert in Grenzbereichen

der Wissenschaft bewegen und Fragen aufwerfen, an die man sich vorher kaum gewagt

hätte" (S. 12). Gerade in einer Zeit, in der von den Universitäten zunehmend politisch verlangt wird, ihre Bedeutung für die Allgemeinheit unter Beweis zu stellen, wird es auch

immer wichtiger werden, mit derart unkonventionellen Methoden Präsenz zu zeigen.

Der Rezensent sieht hier auch eine weitere Chance. Bekanntlich gibt es durchaus einige Nachfrage bei kulturgeschichtlichen Themen, diese wird aber in den Medien allzu oft mit Produkten befriedigt, die den Fachspezialisten innerlich aufstöhnen lassen. Gerade wenn mehr wirkliche Kenner der Probleme bereit sind, ihr Wissen in einer breit rezipierbaren Form zur Verfügung zu stellen, könnte man diese zweifelhaften Erzeugnisse vom Markt verdrängen und so zu einem angemesseneren Verständnis alter Kulturen in der Bevölke¬

rung führen. Der Autor zeigt sich auch sehr geschickt darin, einen eingängigen Stil zu benutzen und gerade in solchen Passagen, die wohl direkt dem Text der Fernsehsendung entsprechen, teilweise recht lockere Formulierungen zu wählen. Zum Alexanderroman und dem „Trug des Nektanebös" heißt es etwa: „Wahrscheinlich sah Nektanebös so aus wie der junge Omar Sharif" (S. 60).

Generelles Thema sind die ptolemäischen Königinnen und ihre Taten. Inhaltlich greift der Autor teilweise Material wieder auf, das er ausführlicher bereits in M. Pfrommer: Ale¬

xandria. Im Schatten der Pyramiden (Mainz 1999) behandelt hat. Jedoch hat er sich dabei erkennbar bemüht, auch den neuesten Forschungsstand mit zu erfassen, so daß sich einige Bereiche ergeben, die auch für den Fachkollegen von besonderem Interesse sind. Hervor¬

zuheben ist hier einmal, wie der erst 2001 publizierte Poseidippus-Papyrus mit seinen Epigrammen auf Ptolemäerherrscherinnen und ihre Erfolge immer wieder herangezogen wird. Daneben ist der spannendste Teil des Buches, der auch vergleichsweise den größten Umfang einnimmt (S. 61-75) und bereits als Titelbild präsent ist, die Frage der Konzeption einer schwebenden Statue der Arsinoe II. Hier hat der Autor, nachdem ihm die antiken Berichte zunächst ganz unmöglich vorkamen, unter Konsultation naturwissenschaftlicher

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Speziahsten einer praktisch umsetzbare Lösung gefunden, die durchaus sensationell ist:

Wenn man eine relativ leichtgewichtige, nicht zu große Statue der Königin mit eisernen Haaren herstellt und in einen Kuppelbau stellt, dessen Decke mit Magnetit versehen ist, würde es tatsächlich möglich sein, die Statue schweben zu lassen, sofern man mit Hilfe z. B.

eines Seiles an den Füßen verhindert, daß sie direkt an der Decke hängen bleibt.

Auch Berenike II. wird relativ breit behandelt, und hier gibt es eine weitere Idee, die auch für den Fachmann eine Neuheit darstellen würde. Unter Konsultation eines Medizin¬

historikers überlegt er, inwieweit die besonders großen Augen der Ptolemäer ein Krank¬

heitsbild, speziell die Basedow-Krankheit darstellen könnten, an der entweder sie selbst teilweise litten oder Alexander der Große, an dessen Erscheinungsbild sie sich anglichen.

Diese Krankheit führt aber oft zu einem speziellen Charakterbild, das durch Aktivität

und extremen Wagemut gekennzeichnet ist.

Beim Bildmaterial des Buches nehmen die für die Fernsehsendung geschaffenen Mo¬

delle von alexandrinischer Architektur sowie dem Prunkschiff Ptolemaios' IV. breiten

Raum ein. Gerade dieser originellste Teil des Ganzen macht den besonderen Reiz des

Werkes aus. Auch wenn dem Autor selbst bewußt ist, wie sehr manches allenfalls im Gro¬

ben gesichert ist (er spricht von „Anmutung"), werden die Rekonstruktionen sicher ein Ausgangspunkt für weitere Diskussionen sein und die Forschung so selbst da voranbrin¬

gen, wo sie sich vielleicht nicht immer als korrekt erweisen werden.

Etwas weniger gelungen sind einige Bemerkungen zum pharaonischen Ägypten, bei

denen man merkt, daß der Autor für diesen Bereich aus zweiter Hand arbeitet. Hat¬

schepsut war keineswegs die einzige regierenden Frau in Ägypten (so S. 9), man denke

an Sobeknofrure. Auch die These, der Mythus von der Geburt des Gottkönigs diene zur

Rechtfertigung der Machtergreifung nicht legitimer Herrscher (S. 16f.), ist angesichts von dessen Bezeugung auch für Amenhotep III. und Ramses II. kaum aufrecht zu halten. Das soll aber dem Wert des Buches keinen Abbruch tun. Für ein größeres Publikum bietet es einen gut lesbaren und attraktiv bebilderten Uberblick mit vielen reizvollen Details. Für den Fachwissenschaftler ist es als Beispiel einer Vermittlung von Forschungsergebnissen in der Öffentlichkeit aller Aufmerksamkeit wert.

Joachim Friedrich Quack, Berlin

Veronika Six: Äthiopische Handschriften vom Tänäsee, Teil 3. Nebst einem Nachtrag

der äthiopischen Handschriften deutscher Bibliotheken und Museen. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 1999. 508 S. (Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutsch¬

land. 20,3.) ISBN 3-515-03035-2. € 122,-.

Der vorliegende Band markiert das Ende von mehr als dreißig Jahren erfolgreicher Kata¬

logisierungsarbeit äthiopischer Handschriften in Deutschland. Diese verdienstvolle und mühsame wissenschaftliche Anstrengung, die vom 1993 verstorbenen Äthiopisten Ernst Hammerschmidt eingeleitet wurde, hatte zwei Ziele verfolgt. Das erste betrifft die Be¬

schreibung der äthiopischen Handschriften, die Ende der sechziger Jahre von Hammer¬

schmidt in Äthiopien aufgenommen wurden. Es geht dabei um besonders wertvolle

Handschriften aus den Tänäsee-Klöstern, die dank ihrer abgelegenen Inselposition häufig

von den verheerenden Ubergriffen der Muslime und der Galla-Stämme verschont blie¬

ben. Der andere Schwerpunkt dieses Unternehmens liegt in der Beschreibung der in den deutschen Bibliotheken, Privatsammlungcn und Museen angesammelten Handschriften aus Äthiopien.

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Der bedeutendste Teil der am Tänäsee als Mikrofilm aufgenommenen Handschriften

hat Hammerschmidt in zwei Bänden, 1973 (die Handschriften in dem Kloster des heili¬

gen Gabriel auf der Insel Kebrän = VOHD 20,1) und 1977 (die Handschriften von Dabra

Märyäm und von Remä = VOHD 20,2), beschrieben. Danach verlagerte sich die Arbeit

auf die Katalogisierung äthiopischer Handschriften in Deutschland. Bei dem ersten

Band {Äthiopische Handschriften 1: Die Handschriften der Staatsbibliothek Preußischer

Kulturbesitz. Wiesbaden 1983 = VOHD 20,4) trat E. Hammerschmidt unterstützend

Veronika Six zur Seite. Nach diesem Band übernahm sie die ganze Last dieses Unter¬

nehmens und legte zwei weitere Handschriftenkataloge vor: Äthiopische Handschriften 2: Die Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek. Stuttgart 1989 (= VOHD 20,5) und Äthiopische Handschriften 3: Handschriften deutscher Bibliotheken, Museen und aus Privatbesitz. Stuttgart 1994 (= VOHD 20,6).

Mit dem vorliegenden Katalog wurden die beiden oben erwähnten Ziele erreicht und damit die Beschreibung der Tänäsee-Handschriften bzw. der noch nicht katalogisierten Handschriften in Deutschland abgeschlossen. Im ersten Teil dieses Bandes (S. 51-250)

werden 67 Handschriften aus dem Kloster Dägä Estifänos (das sind Tänäsee 112-178

= Dägä Estifänos 1-67) sowie weitere vier Handschriften aus der Tänäseeregion be¬

schrieben. Die Bibliothek des Dägä Estifänos-Klosters, das im 13. Jh. gegründet wurde, bewahrt mehrere aufgrund ihres Alters und Inhalts wertvolle Handschriften. Thematisch liegt der Schwerpunkt der Sammlung auf dem Gebiet der Theologie, Hagiographie sowie

des apokryphen und apostolischen Schrifttums. Zwei Handschriften stammen aus dem

14. Jh., elf aus dem 15. Jh. weitere acht sind im 16. Jh. und fünfzehn im 17.Jh. zu datieren.

Hierzu sind noch weitere neun Handschriften, deren Datierung in die jeweilige Uber¬

gangszeit fällt, zu erwähnen. Der Rest ist neueren Datums.

Der Teil B des vorliegenden Katalogs bietet die Beschreibung (S. 251-449) von 136

Handschriften deutscher Bibliotheken und Museen, die erst nach Veröffentlichung der

Bände VOHD 20,4-20,6 bekannt bzw. erworben wurden. Sie stammen aus Einrichtungen aus Jena, Kiel, München (Bayerische Staatsbibliothek, Bayerisches Nationalmuseum und Museum für Völkerkunde), Witzenhausen, Emden, Göttingen, Abtei Münsterschwarzach, Schleswig und Berlin. Thematisch sind diese Handschriften, wie erwartet, heterogener

Natur. Neben bereits erwähnten biblischen und hagiographischen Inhalts umfassen sie

ferner Rituale und Offizien sowie Hymnen (Saläm) und Gebete. Die magischen Gebete in Rollenform (die sog. Zauberrollen) machen jedoch den bedeutendsten Teil aus. Hier sei die

Sammlung Kriss, heute im Besitz des Bayerischen Nationalmuseums, mit ihren 55 magi¬

schen Pergamentrollen erwähnt. Die ältesten Handschriften dieser zweiten Gruppe stam¬

men aus dem Ende des 14. oder dem Anfang bzw. der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Neben Handschriftenbeschreibungen enthält der vorliegende Band ein Verzeichnis der Abkürzungen und Zeichen und die Umschrifttabelle (S. 15-47) sowie einen wertvollen Re¬

gisterteil (S. 451-507). Trotz berechtigter Kritik an den etwas gewöhnungsbedürftigen Ab¬

kürzungen der Literatur oder an der Umschrift (vgl. die Besprechung von E. Ullendorf? in BSOAS 58 [1995], S. 611-614) ist die Einheitlichkeit der gesamten Katalogisierungsarbeit viel bedeutender und demgemäß hat V. Six die von E. Hammerschmidt festgelegten Richtlinien übernommen. Daher wird sich der Rezensent im Folgenden weniger mit dieser Kritik beschäf¬

tigen. Vielmehr möchte er, unter Berücksichtigung einiger in Äthiopien erschienener Arbeiten, den Textausgaben- bzw. den Literaturteil der beschriebenen Handschriften ergänzen.

S. 31, zur Abkürzung MD statt zä-därräsäw lies yä-därräsäw.

S. 51, Handschrift Tänäsee 112,11,1: Tamhartä jpabu'at. Zu diesem Text gibt es in Äthio¬

pien mehrere Ausgaben in Miniformat z. B. Tsmhsrtä (pabu'atfäwwase duyan wä-ma'asärä säytan. Addis Abäba: Druckerei Täsfa Gäbrä Sallase 1989 A.M. (= 1996/1997 A.D.).

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S. 58, Der Evangehst Matthäus: Die Übersetzung des Titels seines Buches heißt: „Buch der Geburt Jesu Christi".

S. 60, Handschrift Tänäsee IH: zu Wunder Jesu gibt es eine neue einheimische, von dem Wunder Marias getrennte Ausgabe: Tä'ammarä 'iyäsus, hä-ga'az-anna bä-'amarafifia.

[A. A.:] Druckerei Täsfa Gäbrä Sallase 1990 A.M. (= 1997/1998 A.D.)

S. 63, Handschrift Tänäsee 115, III: zu Darsanä Mika'el gibt es eine neue Textaus¬

gabe: Darsanä Mika'el wä-Darsanä Rufa'el. Asmära: Druckerei Kokäbä sabah 1993 A.M.

(= 2000 A.D.). Diese Ausgabe bietet laut Inhaltsverzeichnis auch die Wunder Tä'ammar beider erwähnten Erzengel.

S. 65, Tänäsee 115, IV: Tä'ammarä Gäbra'el, siehe die Ausgabe: Darsanä Gäbra'el.

Tä'ammarä Gäbra'el. Ga'az-anna 'amaranfia. [A. A.:] Druckerei Täsfa Gäbrä Sallase 1988 A.M. (= 1995/1996 A.D.).

S. 70f. Tänäsee 116, III, 16 Säqoqawä dangal und III, 20 Ma^letä sage siehe auch die

einheimische Ausgabe: Malpletä sage. Säqoqawä dangal. Druckerei Täsfa 1985 A.M.

(= 1992/1993 A.D.).

S. 80, Tänäsee 119, 1: Mäshafä ganzät. Hier wäre auch die Ausgabe Bhrhanä-Mäsqäl

Täsfa-Maryam (Hrsg.): Mäshafä ganzät. Asmära: Druckerei Francäskana 1963 A.M.

(= 1970/1971 A.D.), zu erwähnen. Ebendort S. 81, Nr. 4 ist sälot zä-mängädä sämay mit

„Gebet (sg.) für die Himmelsreise" zu übersetzen.

S. 104, Tänäsee 123: Gabrä hamamat, hierzu gibt es eine neue Ausgabe, Addis Abäba:

Druckerei ra«/d'e zä-guba'e 1990 A.M. (= 1997/1998 A.D.).

S. 124, Tänäsee 130: Fatha nägäst, hierzu vgl. auch die einheimische Ausgabe Fatha nägäst nababu targ'^amew. Addis Abäba 1990 A.M. (= 1997/1998 A.D.).

S. 193, Tänäsee 158: Mäshafä qedar, hierzu auch die Ausgabe Mäshafä qedär (tamqätä

nasha); wä-mäshafä qändil, hrsg. Täsfa Gäbrä Shllase zä-bsher Bulga. 1991 A.M.

(= 1998/1999 A.D.).

S. 198, Tänäsee 160, I Zammare und II Mäwas'a'at. Siehe Zammare wä-mäwasa'at.

Addis Abäba 1986 A.M. (= 1993/1994 A.D.).

S. 201, Tänäsee 161, III: Sar'atä qaddase, hierzu gibt es mehrere einheimische Ausgaben:

Sar'atä qaddase yä-hazh täsätawo. Addis Abäba 1979 A.M. (= 1986/1987 A.D.); Sar'atä qaddase. Asmära: Druckerei Kokäbä sabah 1988 A.M. (= 1995/1996 A.D.); Sar'atä qaddase maslä Gabrä diyaqonat wä-täsätawo zä-hazh. Addis Abäba 1991 A.M. (= 1998/1999 A.D.)

S. 244, III Märha 'awwur bedeutet „Führer des Blinden".

S. 266, Magische Gebete in Rollenform, zu den allgemeinen Literaturangaben könnte

man hinzufügen: S.B. Cernecov: „Tri magiceskich sjuzeta po materialam efiopskich

rukopisnych amuletov iz sobranija MAE." In: Africana. Afrikanskij etnograficeskij sbor¬

nik 10 (1975), S. 208-218; G. Fiaccadori: „Un rotolo magico etiopico nella collezione deU'Universitä di Pisa." In: Egitto e Vicino Oriente 5 (1982), S. 183-188; F.H. Hallock:

„A Magic Prayer Scroll." In: Aethiopica 3 (1935), S. 172ff.; D. Lifchitz: „Amulettes ethio¬

piennes." In: Minotaure 1 (1933) S. 71-74; Enno Littmann: „The Prineeton Ethiopic Magic Scroll." In: Prineeton University Bulletin 15 (1903) S. 31-42; J. Mercier: „Etude stylistique des peintures des rouleaux protecteurs ethiopiens." In: Objets et Mondes 14 (1974) S. 89-106; ders., „Magie et tradition: les rouleaux protecteurs." In: Les dossiers de l'archeologie 8, Dijon, (1975), S. 116-126; N. Rhodokanakis: „Eine äthiopische Zaubergebetrollc im Museum der Stadt Wels." In: WZKM 18 (1904), S. 30-38; B. Turaev:

„Efiopskija orationes falsae i exorcismi." In: Recueil de travaux rediges en memoire du juhile scientifique de M. Daniel Chwolson (1846-1896). Berlin 1899, S. 241-267.

S. 268, Lafafä sadaq hierzu ergänzend folgende Literaturhinweise E.A. Wallis Budge:

The Bandlet of Righteousness. An Ethiopian Book of the Dead. London 1929 (Luzac's

(10)

Semitic Text and Translation Series. 19), Text und Übersetzung; Täsfa Gäbrä Shllase (Hrsg.): Mäshafä hsywät wä-mädbanit. Lafafä sadaq. Addis Abäba 1986 A.M. (1993/1994 A.D.); nur in Übersetzung: B.A. Turaev: Lafafä sadaq, svitok' opravdanija, perevod' i zamecanija. St. Petersburg 1908 (Pamjatniki efiopskoj pis'mennosti. 7).

S. 272, Handschrift 83, Märbähtä Sälomon, hierzu gibt es ein sehr verbreitetes ge¬

drucktes einheimisches Amulett in Miniformat Mästamä 'aganant wä-Märhähtä Sälo¬

mon katab.

S. 294, Handschrift 92, 2 ILasurä Mäsqäl, neben Text und Übersetzung bei Lifchitz vgl. noch Sylvain Grebaut: „Litanies de la Croix." In: Aethiopica 3 (1935), S. 187-190;

Sylvain Grebaut: „Petit Hasoura Masqal." In: Aethiops 6 (1938), S. 12f.

S. 347, Handschrift 124, zu den Cyprianusgebeten bietet R. Basset keine Textausgabe, sondern nur eine Übersetzung.

Zum Schluß der Katalogisierungsarbeit bleibt dem Rezensenten - der zugleich als

Benutzer dieser Werke spricht - die angenehme Aufgabe, V. Six für ihre beeindruckende Leistung zu danken: finis coronat opus.

Bogdan Burtea, Berlin

Zafer Youssef/Werner Arnold: Konversationskurs Arabisch. Übungsbuch zur moder¬

nen Kommunikation in der arabischen Schriftsprache. Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag 2000. VIII, 317 S. ISBN 3-89500-195-3. € 25,80.

Das gewachsene Interesse am Erlernen der arabischen Sprache dokumentiert sich im uni¬

versitären Bereich darin, daß heute Arabisch nicht mehr nur Bestandteil philologischer und islamwissenschaftlicher Studiengänge ist, sondern auch Studenten mit soziologischen, politologischen, juristischen oder betriebswirtschaftlichen Berufsfeldern Arabisch als mo¬

derne Fremdsprache erlernen möchten.

Im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts sind an einigen deutschen Universitä¬

ten und Hochschulen Lehrmaterialien und -konzepte entwickelt und eingesetzt worden,

die den Hör- und Sprechfertigkeiten besondere Aufmerksamkeit widmen, so z.B. in

Bochum, Erlangen, Leipzig, Mainz und Potsdam. Vorliegendes Buch, basierend auf den

Erfahrungen in hocharabischer Konversation am Institut für außereuropäische Sprachen und Kulturen der Universität Erlangen-Nürnberg, stellt die dort entstandenen Konver¬

sationsmaterialien für den akademischen Unterricht vor.

Zunehmend werden heute bei der Vermittlung des Arabischen als moderne lebende

Sprache Lehr- und Lernmethoden wie für europäische Fremdsprachen angewendet, ohne

dabei die strukturellen Unterschiede des Arabischen als semitische Sprache im Vergleich zu den europäischen Sprachen zu übersehen.

Eine weitere Divergenz, die speziell die Ausbildung der Fähigkeiten im Hören und Sprechen tangiert, ist die Diglossie einer einheitlichen überregionalen schriftlich fixierten Hochsprache einerseits und einer Vielzahl von regionalen, stark voneinander differie¬

renden mündlichen Dialekten andererseits.' Weitestgehend besteht heute Konsens in der

Wahl des modernen Hocharabisch (auch Modern Standard Arabic) als Spracherwerbs-

ebene für Nichtmuttersprachler, worunter die Sprachform zu verstehen ist, wie sie heute geschrieben und unter Weglassung der Endungen (i'räb) gesprochen wird. Diese gespro¬

chene Sprache enthält aber auch aus den Dialekten stammende Komponenten und Formen

' Vgl. W. Diem: Hochsprache und Dialekt im Arabischen. Wiesbaden 1974.

(11)

wie mus mumkin, mäfis, Verneinung mit mä etc. Ein Kurs in arabischer Konversation muß bei Berücksichtigung dieser Besonderheiten quasi einen gewissen „Stilbruch" in Kauf nehmen. Ein Hinweis auf diese komplizierte sprachliche Situation in der arabisch¬

sprachigen Welt wäre bereits im Vorwort angemessen gewesen, zumal der Untertitel des Buches auf die arabische Schriftsprache Bezug nimmt.

In der modernen Sprachausbildung haben Konversationskurse zum Ziel, auf die

sprachliche Praxis vorzubereiten, in der ein Sprecher kommunikative Absichten realisie¬

ren und zwischenmenschliche Kontakte herstellen will. Der Lernende erwirbt Fähigkei¬

ten für die situationsadäquate und partnerbezogene Ausführung entsprechender Kom¬

munikationsverfahren, z.B. Berichten, Beschreiben, Erzählen etc. in Monologen bzw.

Fragen, Auffordern, Bitten etc. in Dialogen. Eine Konversation im institutionalisierten Fremdsprachenunterricht, wo eigentlich kein echtes Kommunikationsbedürfnis besteht, in Gang zu bringen, zählt mit zu den schwierigsten Unterfangen des Unterrichts. Durch die Vorgabe von Themen und/oder Situationen, die Bereitstellung von sprachlichen

Mitteln und die Organisierung der Sprachhandlungen müssen Ausgangsimpulse für das

Sprechen geschaffen werden.

In dem Konversationsbuch erfolgt die Vorgabe von Themen mittels Wortschatz zu 51

Themenbereichen. Dieser umfaßt Sachverhalte, die Studierende interessieren, mit denen sie sich identifizieren und die motivierend für die Sprachausübung sein können. Bis Punkt 30 beziehen sich die Themen vorwiegend auf die Alltagswelt und die eigene Person. Es folgen übergreifende Themen zu Industrie, Landwirtschaft, Politik usw. und zu Studieninhalten (z.B. Geschichte, Sprachwissenschaft, Feldforschung usw.). Dazwischen finden sich auch wieder Alltagsthemen, wie Pkt. 39. Auf dem Markt, Pkt. 40. Einkauf Pkt. 41. Bekleidung.

Die einzelnen Punkte enthalten im Durchschnitt 90 zum Thema passende Vokabeln.

Der Pkt. 40 Einkauf, nochmals untergliedert nach Kaufobjekten, steht zahlenmäßig mit 220 Vokabeln an der Spitze. Mit 47 Vokabeln ist der Pkt. 6 Reise und Verkehrsmittel am schwächsten ausgestattet, allerdings könnte man hierzu auch Pkt. 5 Im Hotel (78 Voka¬

beln), Pkt. 7 Auf dem Bahnhof (59 Vokabeln), Pkt. 8 Auf dem Flughafen (70 Vokabeln) zählen. Viele Vokabeln sind in mehreren Themenbereichen angesiedelt, was einen positi¬

ven Lerneffekt haben kann.

Mit dieser Auswahl wird ein breites Wortschatzspektrum aus allen Bereichen des

modernen Lebens geboten, incl. zahlreicher Neubildungen in den Bereichen Technik,

Wirtschaft und neue Medien. Besonders hervorzuheben sind die unter Pkt. 1 Begrüßungs¬

formeln und auch in weiteren Punkten immer wieder aufgelisteten vielfälligen Gruß- und

Wunschfloskeln zu den verschiedensten Anlässen nach dem Muster assalämu 'alaikum I

wa-'alaikum assaläm usw. Sie repräsentieren die für das Arabische typische Konversati¬

onsidiomatik. Positiv vermerkt sei die Aufnahme diverser Feste und Feiertage (Pkt. 10), arabischer Gerichte (Pkt. 13 Im Restaurant) und arabischer Sprichwörter und Redensar¬

ten (S. 311 ff.) als soziokulturelles Hintergrundwissen.

Die Bereitstellung der Sprachmittel erfolgt in Listen mit Einzelwörtern (Substantive,

Adjektive, Verben), mit Wortverbindungen und Redewendungen zu einem oder ggfs.

mehreren Themenbereichen. Die jedem Themenkreis folgenden fünf bis zehn Verben in

der Zitierform (Perfekt und Imperfekt) sind nach dem arabischen Alphabet angeordnet.

Alle Verben sowie die Adjektive sind nochmals im Anhang nach dem deutschen Alphabet geordnet aufzufinden.

Nun erwartet der Studierende bei seiner Vorbereitung auf die Konversation zu

einem bestimmten Themenbereich sicher für die gesamte Wortschatzsammlung ein

Ordnungs-prinzip, um Vokabeln schnell und effizient aufzufinden. Die Verfasser sind

bei der Auflistung offensichtlich den Assoziationen gefolgt, die sich in den praktischen

(12)

Konversationsstunden zu einem bestimmten Thema ergeben haben. So liommt es, daß man unter Pkt. 30 Gemüse und Obst erst nach „Natur - Wald - Forst - Gestrüpp - Kraut - Gras" und weiteren Einträgen zu Linsen! als erstem Gemüse gelangt. Nach subjektiven Gesichtspunkten sind unter Pkt. 45 Die Staaten der Welt „einige europäische Länder, einige asiatische (afrikanische, amerikanische) Länder" ausgewählt, ebenso wie unter

Pkt. 9 Das Wetter sämtliche Zeitangaben (Jahreszeiten, Tageszeiten, Wochentage, Mo¬

natsnamen) versteckt sind.

Da Gedächtnisprozesse ihrem Wesen nach assoziativ sind, mag die Nutzung assozia¬

tiver Reaktionen bei der Erarbeitung von Wortschatz für die Konversation u.U. positive Behaltenseffekte ergeben. Andererseits verlaufen aber assoziative Gedächtnisprozesse

ganz individuell und abhängig von den Zufälligkeiten persönlicher Erfahrung. Beim

Aufsuchen einer bestimmten Vokabel innerhalb der Themenkreise muß der Benutzer den

Ideennetzen der Verfasser folgen. Dafür seien nur einige Beispiele genannt. Unter Pkt. 23 Gesellschaft und Gemeinschaftsleben folgen auf S. III ohne erkennbaren Zusammenhang

aufeinander „Mode - Umweltverschmutzung - Zukunft - Völkermord - Minderheiten¬

schutz", warum steht „monotheistische Religionen" (S. 21) unter Pkt. 4 Die arabischen

Länder und nicht unter Pkt. 37 Religionen} Und unter welchem Punkt findet man die

Arabische Liga? Bei gewünschter Beibehaltung des Assoziationsprinzips hätte eine nach

deutschem oder arabischem Alphabet geordnete Liste aller Wörter im Anhang den Um¬

gang mit der Lexik praktikabler gestaltet.

Der erste Eindruck oberflächlichen Korrekturlesens nach dem bedauerlichen Schreib¬

fehler im Vornamen Werner Arnolds auf dem Titelumschlag bestätigt sich nicht. Das

reichhaltige sprachliche Material ist vielmehr sehr akribisch und im arabischen Teil zuverlässig vokalisiert aufgelistet. Die Ubersetzungen sind, soweit dies bei Anführung

isolierter Wörter ohne Kontext möglich ist, bis auf wenige Ausnahmen (z.B. S. 120

mustahdam - Aushelfer, Diener statt Angestellter, Arbeitnehmer, muräfiq - Leibwächter statt Begleiter, S. 41 mutanabbi' für Meteorologe) adäquat.

Die Organisierung von Sprachhandlungen als Mittel zur Entwicklung der Konversa¬

tionsfähigkeit soll in dem Kurs durch die Fragen gesteuert werden, die den thematischen Listen folgen. Die Verfasser haben damit ein gewaltiges „Füllhorn" möglicher Gesprächs¬

impulse geöffnet. In bezug auf die didaktische Aufbereitung dieses Materials für die Ent¬

wicklung der Kommunikationsfähigkeit wird der Benutzer aber völlig allein gelassen. In

einem Übungsbuch zur Konversation darf er jedoch Übungen erwarten, die sowohl die

äußere Etappe einer Sprachhandlung, also die sprachliche Verlautbarung, als auch die vor¬

bereitende innere Etappe, also die Herausbildung einer Sprechintention, die gedankliche

Konzipierung der Äußerung und ihre innersprachige semantisch-grammatische Reali¬

sierung unterstützen. Fragen allein, und seien sie thematisch noch so vielfältig, können derartige Übungen nicht ersetzen.

Das Fragematerial enthält zahlreiche Beispiele für die Kommunikationsarten mono¬

logisches und dialogisches Sprechen. Bei den dialogbezogenen Fragen finden sich die

Anredeformen der 2. Person Sg. oder PI. beim Verb oder mit suffigiertem Personalprono¬

men (z.B. S. 129 kaifa hasalta 'alä gurfatika allati taskun fihäf). In der realen Kommu¬

nikationspraxis ist ein Dialog in der Regel durch den Wechsel von Rede und Gegenrede gekennzeichnet. Die Fähigkeiten, sich in Arabisch initiativ und reaktiv zu äußern, sollten z.B. mit Musterdialogen geübt werden.

Viele Fragen bieten Impulse für das monologische Sprechen, da sie eine zusammenhän¬

gende Darlegung von Informationen und Gedanken in sachbetonter (Bericht, Beschrei¬

bung) oder erlebnisbetonter Weise (Schilderung, Erzählung) verlangen (z.B. S. 265 mädä ju'älig 'ilm al-luga al-muqärin? I S. 59 li- mäda yumärisu an-näs ar-riyäda 'ädatan?).

(13)

Es wäre zu üben, wie längere monologische Antwortpassagen sprachlich und inhaltlich fixiert und korrekt wiedergegeben werden.

Innerhalb des Fragekorpus vermißt man eine Progression nach Schwierigkeiten. So

stehen die Fragen des Typs hai hunäk ...f hai 'indaka matä aina ... / ilä aina ...f

kam zu Alltagserfahrungen, Aufzählungen, Zeit- und Ortsangaben o.ä., die relativ

leicht zu beantworten sind, neben sehr komplexen Fragethemen, die umfassende Sach¬

kenntnisse voraussetzen (z.B. hai ta'rif mädä yatadamman qänün al-' uqübät bi-saklin

'ämm?), oder aber zu Begründungen, Argumentationen, Wertungen u.ä. (kaifa tagid

sahsiyat mu'allimik ? balyu'gibuk mä ra'iyuk bi. .. ? hai ta'taqid. ..?) veranlassen.

Soll mit diesem Konversationsmaterial eine ausgezeichnete Sprechfertigkeit erwor¬

ben werden (s. Vorwort), muß es mit großem methodischen Geschick eingesetzt wer¬

den. Wortlisten und Fragen zur Konversation, wie sie viele Arabischlehrer mit gewisser

Lehrerfahrung gesammelt haben dürften, sind sicher eine wichtige Grundlage für die

Ausbildung arabischer Kommunikationskompetenz. Sie müssen ergänzt werden durch

sprachliche Muster sowie Vorgaben für ein präkommunikatives Übungsgeschehen, das

über gelenkte und gelenkt-variierende Übungsformen sukzessive zu immer komplexeren schöpferischen kommunikativen Sprachhandlungen führt.'

Im Übrigen wird auch im akademischen Unterricht nicht nur mit Hilfe des abstrakten Denkvermögens, sondern mit allen Sinnesorganen gelernt. Dies könnte bei der äußeren Gestaltung von Konversationsmaterial bedacht und durch mehr als eine Karte mit Zeich¬

nungen, Fotos, Statistiken etc. realisiert werden. Ein echtes Übungsbuch mit vielfältigen

Anregungen und Anleitungen zur arabischen Konversation bleibt in diesem Sinne noch

immer ein Desiderat.

Ingelore Goldmann, Leipzig

Marfa Heimbach: Die Entwicklung der islamischen Gemeinschaft in Deutschland

seit 1961. Berlin: Schwarz 2001. 208 S. (Islamkundliche Untersuchungen. 242.) ISBN 3-87997-295-8. € 29,-.

Marfa Heimbach widmet sich in der vorliegenden Untersuchung der Entwicklung der

islamischen Gemeinschaft(en) in Deutschland vor dem Hintergrund des deutschen Staats¬

kirchenrechts. Dabei beschränkt sie sich exemplarisch auf die größten türkischen (mit Aus¬

nahme der Ahmadiya-Bewegung) islamischen Organisationen, die einen Körperschafts¬

antrag gestellt haben. Der zeitliche Rahmen für die entwicklungshistorische Perspektive berücksichtigt nach eigenen Angaben die Anwerbephase ab 1961 bis ins Jahr 2001.

Neben der Einleitung als erstem Kapitel (S. 7-21), in dem eingehend Methode, Ziel¬

setzung und Forschungsstand beschrieben werden, gliedert sich das Werk in drei wesent¬

liche Bereiche: a) die Phase bzw. die Strukturen islamischer Präsenz vor der Arbeitsmig¬

ration (S. 23-60); b) die Anwerbungen seit 1961 und ihre Bedeutung für die Entwicklung islamischer Verbandbildungen in Deutschland (S. 61-122) und c) die islamischen Organi¬

sationen in den Strukturen der Bundesrepublik Deutschland (S. 129-171).

Die Autorin kritisiert zu recht die Fülle populärwissenschaftlicher Literatur zum

Thema Islam in Deutschland und das Fehlen einschlägiger wissenschaftlicher Unter¬

suchungen. Begrüßenswert ist auch ihr Ansatz, den Status und das Selbstverständnis der

' Siehe dazu auch: Diglossic Tension: Teaching Arabic for Communication. Leeds 1990 (Beaconsfield Papers. Folia Scholastica).

(14)

Mushme in Deutschland nicht durch die bloße Verknüpfung von idealtypischen theologi¬

schen Theorien mit der Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts betrachten zu wollen. Aufmerk¬

sam sichtet sie die Selbstdarstellung der muslimischen Organisationen in verbandseigenen Schriften oder im Internet und ihre widersprüchlichen Aussagen in deutscher und türki¬

scher Sprache, die einem Laien auf den ersten Blick entgangen wären.

Heimbach klammert in ihrer Studie theologische Aspekte islamischen Selbstver¬

ständnisses in Deutschland aus. Das birgt aber den Nachteil, in den Organisationen von vornherein nur das Gestell einer (politischen) Bewegung zu sehen. Den Sinn und Zweck einer Selbstorganisation und den Zulauf von Muslimen kann man dadurch nicht erklären.

Auch geht sie von einer allbekannten These aus, dass das islamische Recht keine zentrale Organisation kennt, die islamische Gemeinschaft nicht hierarchisch strukturiert ist,

keine Gemeindeleitung, kein Lehramt und keine Lehrautorität kennt. Wenn man dem die

rechtlichen Voraussetzungen für die Anerkennung als Körperschaft gegenüberhält, endet die Frage nach dem öffentlich-rechtlichen Status der Muslime in der Sackgasse, noch bevor die Diskussion angefangen hat. Tatsache ist, dass Muslime sich organisiert haben und daran glauben, für eine bestimmte Mehrheit sprechen zu können. Heimbach erkennt diesen Umstand zwar, doch führt ihre Untersuchung zu einem etwas vagen Schluss, näm¬

lich auf Zeit zu setzen und abzuwarten, da für die Muslime die Entwicklung einer oder mehrerer islamischer Gemeinschaften in (?) Deutschland gerade erst begonnen habe und jede „undifferenzierte Eile" (S. 171) unangebracht wäre. Im Rahmen dieser Untersuchung wäre es jedoch möglich gewesen, die einzelnen Verbände hinsichtlich dieses Dilemmas zu befragen und zu verfolgen, welche Art von Bemühungen sie unternehmen, um eventuell

gemeinsam mit anderen islamischen Verbänden dem Vertretungsanspruch gerecht zu

werden, oder aber auch, wie sich die Ansätze eines einzelnen Verbands im Laufe der Zeit gewandelt haben.

Als Ergebnis der Entwicklungsgeschichte islamischer Organisation in Deutschland stellt Heimbach u.a. fest, dass Muslime der ersten Generation sich kaum organisierten.

Als Gründe hierfür arbeitet sie folgende Aspekte heraus:

1. Die fremd empfundene Umwelt in der Anfangsphase.

2. Die Vorstellung von der Begrenztheit des Aufenthalts, die sich erst mit dem Anwerbe¬

stopp geändert hat. Eine Befristung des Aufenthalts führte auch zum Desinteresse an umfangreichen finanziellen Investitionen (z.B. für den Moscheebau) sowohl bei den Herkunftsstaaten als auch bei den Migranten selber.

3. Die Feststellung, dass türkische Migranten aus den 60er und 70er Jahren aus einer Tür¬

kei kamen, in der das kemalistische Prinzip des Laizismus noch viel stärker ausgeprägt war, als es etwa seit Mitte der 80er Jahre der Fall ist. Diese Feststellung ist zwar richtig, reicht jedoch nicht als Grund dafür aus, den Mangel an religiösen Ansprüchen in einer neuen Umwelt zu erklären, denn die Migranten kamen meistenteils aus ländlichen Ge¬

bieten, die traditionell sehr wohl religiös geprägt waren.

4. Die wenigen vorhandenen islamischen Strukturen in den Städten wurden nicht ge¬

nutzt, weil keine gemeinsame Verständigungssprache gegeben war, zumal die meisten

Deutsch als gemeinsame Sprache kaum beherrschten. Hieraus leitet Heimbach folge¬

richtig einen der Gründe ab, warum sich bei den ersten Vereinsbildungen zunächst Sprachgruppen zusammenfanden.

Der sich abzeichnende dauerhafte Verbleib führte zu Deutschlandbeilagen türkischer

Zeitungen. Heimbach streift die türkische Medienlandschaft hinsichtlich ihrer inte¬

grativen bzw. desintegrativen Funktionen, ohne eine Wirkungsanalyse vorzulegen. Sie

stellt fest, dass sich türkische Zeitungen selten an der Frage der Etabherung des Islam in Deutschland beteiligen, sondern statt dessen auf eine Bindung an das Heimatland hin-

(15)

arbehen. Dieser Vorwurf ist nur aus morahschen Gründen hahbar; finanziehe Interessen

und großer Konkurrenzdruck bestimmen die Themenwahl. Über Qualität und Effizienz

im ümgang mit diesem Themenkreis könnte freilich gestritten werden, aber plakativ zu

sagen, dass Fragen zu Berufsausbildung, Bürokratie und Schulwesen in den gängigen

türkischen Zeitungen nicht berücksichtigt werden und solche Themenbereiche den isla¬

mischen Organisationen überlassen werden, ist schlichtweg falsch.

Die vielen Moscheevereine und Gemeindeorganisationen im Wohngebiet bildeten

sich nicht nur nach den Kriterien der religiösen Ausprägung, sondern darüber hinaus auch nach nationalen Kriterien bzw. regional-nationalen Gemeinsamkeiten (S. 166). Aus diesen Moscheevereinen erfolgte ab Ende der 70er Jahre der Zusammenschluss zu Zweck¬

verbänden, aus denen wiederum die Großorganisationen hervorgegangen sind. Warum

gerade im Gruppenbildungsprozess die türkisch-islamischen Verbände eine Sonderent¬

wicklung einnahmen, erklärt Heimbach daraus, dass die in Deutschland agierenden

türkisch-islamischen Verbände im wesentlichen aus den Oppositionsbewegungen (mit

Ausnahme von DITIB) zum staatlich verordneten Laizismus entstanden sind. Die lo¬

kalen Moscheevereine seien von den politischen Bewegungen instrumentalisiert worden, die sich dadurch ein bundesweites Netz von .unselbständigen' lokalen Niederlassungen verschafft haben (S. 167-168).

Auf ihre Ausführungen zu den großen und bedeutenden Organisationen soll nicht

einzeln eingegangen werden, jedoch dürfen an dieser Stelle einige generelle Schwächen der Untersuchung nicht unerwähnt bleiben. In der Beschreibung der Organisationen und deren politischer Verwicklung mit dem Herkunftsstaat steht vielfach zu knapp die Ver¬

bindung zur Türkei im Vordergrund. So bedeutsam dies auch ist, reicht ein Feststellen al¬

lein nicht aus. Der Leser hätte eine Analyse der Folgen und der Hemmnisse einer solchen ,Heimat'-Bindung an dieser Stelle begrüßt. Da die Untersuchung den Zeitraum von 1961

bis Anfang 2001 umfasst, wäre auch die Analyse der politischen Landschaft der Türkei in den letzten Jahren effektiv gewesen. Ebenfalls fehlt die Analyse der Faktoren, die zur spezifischen Ausformung der muslimischen Organisation in Deutschland geführt haben.

Heimbach erklärt das Phänomen nur monokausal, d.h. aus der Berücksichtigung der im

Herkunftsstaat entstandenen Bewegung heraus und stellt das Phänomen analytisch nicht konsequent in den Zusammenhang deutscher Politik, gesellschaftlicher Prozesse und der .Diaspora-Situation'. Schließlich ist nicht zu vergessen, dass die meisten Migranten aus ökonomischen Interessen nach Deutschland emigriert sind und die wenigsten aus religiö¬

sen oder auch aus politischen Motiven heraus.

Die komplizierte Entstehungsgeschichte von Milli Görü? und ihre weltanschaulichen

und personalen Verbindungen zu Necmettin Erbakan werden von Heimbach gut darge¬

stellt. Doch die Behauptung, Necmettin Erbakan wäre auf jeder Jahreshauptversammlung von IGMG anwesend gewesen, ist nach meinen Kenntnissen nicht richtig. Um sich von den Publikationen gleichen Themas abzuheben, hätte Heimbach spätestens an dieser Stelle die vielfältigen Abteilungen der IGMG zu gesellschaftspolitischen Fragestellungen be¬

züghch ihrer Tragweite näher untersuchen können. Gerade die Angebote zur Kinder- und

Jugendarbeit und deren Umsetzung könnten den Einflussbereich der IGMG auf sozialer

Ebene sehr viel klarer hervorheben. Den islamischen Vereinigungen wird vorgeworfen, die Integration ihrer Anhänger in die deutsche Gesellschaft hindern zu wollen oder nicht aus¬

drücklich zu unterstützen. So werden selbst konkrete Aussagen zum Integrationswillen

als nicht glaubwürdig angesehen (S. 121). Diesen Vorwurf kann man aber nur dann un¬

terstreichen, wenn es einen klaren Maßstab für Integration geben würde. Das Verständnis von Integration ist in den Vereinen in dem Maße widersprüchlich und unglaubwürdig, wie die Ansichten zur Integration in der deutschen Gesellschaft und Politik es sind.

(16)

Einige formale Fehler, wie der inkonsequent gehandhabte Fettdruck in den Litera¬

turangaben, fehlerhaftes Zitieren im Falle des IGMG-Reports (S. III; 180) und gewisse Schönheitsfehler im Druck sind zwar noch hinnehmbar, zeugen aber von einer relativen

Lässigkeit im Umgang mit dem Drucktext. Zu bemängeln wäre noch der Gebrauch von

Fußnoten für wichtige, relevante Aussagen, die im laufenden Text einen besseren Platz gefunden hätten.' Ein formaler (vermutlich ein drucktechnischer) Fehler, über den man gerade im Kapitel über Milli Görü? nicht hinwegsehen kann, ist das Fehlen der Quellen¬

angaben auf S. 121. Nicht nachvollziehbar, obgleich lesenswert, ist der verhältnismäßig lange Anlauf zum Hauptthema (erst auf Seite 61), das die islamischen Gemeinden seit 1961 berücksichtigen will.

Insgesamt ist die Arbeit eher deskriptiv als analytisch, ohne dabei zum einen wesent¬

lich neue Erkenntnisse in der Entwicklungsgeschichte der islamischen Gemeinschaften

zu liefern und zum anderen besonders übersichtlich zu sein. Thomas Lemmen^ und

Eberhard Seidel^ haben, obgleich im Ansatz, in der Qualität und Gestaltung stark dif¬

ferierend, dennoch sehr informative Studien herausgebracht, von denen sich Heimbach hätte gut absetzen können. Heimbachs Studie enthält zweifelsohne auch gute Ansätze wie auch Ergebnisse, doch der hier etwas zu knapp gehaltene Raum zwischen Ansatz und Ergebnis zeigt die obengenannten Schwächen.

Alev Masarwa, Münster

Kamal Abdel-Malek and Wael Hallaq (ed.): Tradition, Modernity, andPostmodernity in Arabic Literature. Essays in Honor of Professor Issa f. Boullata. Leiden: Brill 2000.

XV, 415 pp. ISBN 90-04-11763-6. € 133,-.

This collection of articles is dedicated to the prominent scholar Issa J. Boullata, who has made an outstanding contribution to the study and popularization of Arabic literature for more than forty years. The facts of his career are recorded in the volume by Kamal Abdel-Malek, accompanied by a list of publications which demonstrate the broad range

of Boullata's interests and his great erudition. His many friends, colleagues and former students are the authors of the essays, and their aim, as formulated in the Preface, is to show "the vitality and range of the modern Arabic tradition" and "to reflect the develop¬

ment of Arabic literature from tradition to postmodernity".

Although the twenty essays and three translations included in the collection do not reflect a single, unified approach such as is usual in a collective monograph, it is easy to observe certain common features in the authors' attitudes towards the essence and char¬

acter of the development of Arabic literature. Likewise a uniformity in terminology and

' Als Beispiele seien hier genannt: Anm. 181 zum Laizismus, Anm. 190 zum Wesen

des islamischen Stiftungsrechts in der Türkei, Anm. 235 zur Praxis von Spendensammlun¬

gen bei DITIB, Anm. 238 zum Thema der Heimatbindung als Programmatik türkischer

Zeitungen und Anm. 278 zum geschichtlichen Hintergrund des Naqsbandiyya-Ordens.

^ Thomas Lemmen: Islamische Organisationen in Deutschland, [electr. ed.: Bonn:

FES Library, 2000] unter: www.fes.de.

' Heimbach berücksichtigt die Studie von Eberhard Seidel [u.a] nicht, obwohl in¬

haltliche Parallelen gegeben sind: Politik im Namen Allahs: der Islamismus - eine Herausfor¬

derung für Europa. [Brüssel: Die Grünen im Europäischen Parlament 2000. 103 S.] als PDF- Datei unter: www.AYPA.net/Pohtik-im-Namen-Allahs/ [Redaktionsschluss: 6.7.2000].

(17)

method is apparent in most of the contributions, a number of which display a marked homogeneity arising inevitably from similarities in the material under investigation.

Modern Arab writers have expressed themselves as the successors of the literary tradi¬

tions of previous centuries and each of them, in his own way, transforms the meaning of the ancient "signs" of belonging to a special world by finding new symbols of his "pres¬

ence" in the changing political, social and cultural space of the postcolonial period. This is vividly revealed in one of the first papers in the collection, entitled "Literary Creativity and the Cultural Heritage: The atläl \n Modern Arabic Fiction" by Hilary Kilpatrick.

The author does not intend to investigate the historical evolution of the atläl motif as such but to analyze the degree of its conceptualization in Muhammad al-Muwaylihi's Hadith 'Isä ibn Hishäm (1909), Yüsuf al-Sibä'i's Bayn al-Atläl (1952), Isaak Digs's A Bedouin Boy¬

hood (1967), Ghassän Kanafänl's 'Ä'id ilä H^yfä (1969), Emile (Imil) Habibi's Ikhtayya (1985) and Ahläm MustaghänimT's Dhäkirat al-Jasad (1993). Hilary Kilpatrick points out the variety of the atläl motif's function in modern works and its many semantic nu¬

ances which testify to the emergence of a new poetical approach concerned to modify the narrative genres, widen the framework of the traditional novel form and make significant changes in artistic space.

The persistence of traditions and their renewal are visible not only in the narrative gen¬

res but also in poetry. Terri de Young's paper "Love, Death, and the Ghost of al Khansä:

The Modern Female Poetic Voice in Fadwä Tüqän's Elegies for Her Brother IbrähTm" ana¬

lyzes the works of two remarkable poetesses of their time and draws attention to similari¬

ties and differences both in their poetry and their life. In addition the author extends the scope of her study to raise a number of important theoretical questions which will need the joint efforts of specialists to be answered. Among them, for example, is the problem of using Western terms for the periodization of non-Western literatures which, in Terri de Young's opinion, "always presents a difficulty" (p. 47), though she herself uses these terms very carefully in her own study of female poetry.

The artistic achievements of Arabic literature are due not only to the revision and renewal of the national cultural heritage but, most of all, to active contacts with world literature. This Is especially evident in the nineteenth century, when a new type of Arabic literature was created. Precisely this period is investigated in the paper "Sindbad the Sailor and the Early Arabic novel" by Roger Allen, whose aim is to provide "a link between the gradual process that led to the emergence of modern Arabic fictional genres and the indigenous tradition that precedes it" (p. 79). The author analyses Alexander Dumas's The Count of Monte Crista, whose translation into Arabic stimulated the literary activ¬

ity of Arabic writers in the nineteenth century, and he uncovers links "between Dumas's famous novel and some narrative features that are typical of A 1001 [Arabian] Nights"

(p. 84). Roger Allen's paper thus shows how important it is to study the most subtle trends of cultural interdependence and how necessary it is to pay close attention to cul¬

tural synthesis when a national literature which has already been developing within its own traditional framework over a long period finally begins to adopt the experience of other, more highly developed cultures which had formerly seemed strange and alien. As a result of this the artistic horizon of any literature will be widened.

Enrichment by the Western artistic experience is revealed in the works of the MahjarT writers and poets who are at the center of papers by Halim Barakat ("Explorations in Exile and Creativity: The Case of Arab-American Writers") and Irfan ShahTd ("Gibran

and the American Literary Canon: The Problem of The Prophet"). Halim Barakat is

interested mainly in the interrelationships between creativity and exile in the works of members of al-Räbita al-Qalamiyya. As he remarks, "Arab emigre writers did realize

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and appreciate the fact that they belonged to an ancient and rich culture, but they also knew they must make a break with the past and reorient themselves and the society to¬

wards the future" (p. 316). They therefore struggled to free themselves from the traditions of neoclassicism, drawing a distinction between the classical canon and modern literature.

This is confirmed in the paper of Irfan Shahid. Analyzing Gibran's works in the context of the American literary canon, he observes that the Lebanese writer "was the foremost literary figure of Arabic literature in America, who revolutionized the course of Arabic literature in the Arab homeland" (p. 325). Gibran and his colleagues became the pioneers of experiment in Arabic versification by introducing subjectivity into the expression of eternal themes and subordinating poetic forms to the spiritual state of the individual.

The works of the Mahjari writers have had an influence in one way or other on the following generations of Arab authors. Among them is the famous love-poet from Syria,

Nizär Qabbäni. Amila Buturovic explores both the thematic range and the formal

structure of his works in her paper "Only Women and Writing Can Save Us from Death:

Erotic Empowering in the Poetry of Nizär Qabbäni (d. 1998)". In his article "Modern Arabic Poetry: Vision and Reality" Bassam K. Frangieh also turns his attention to

Qabbänl's works, though in another context. Besides him he includes many leading

names such as KhalTl HäwT, 'Abd al-Wahhäb al-BayyätT, Mahmüd DarwTsh, Ahmad

'AlT Sa'Td (Adonis) and others who have made significant contributions to the renewal of Arabic poetry. In Bassam's view, "nowhere in the modern world are poets more ac¬

tively involved in the social, political and national realities of their societies than in the Arab world" (pp. 222-223). The author thus analyses the works of Arab poets through

the prism of their political and social engagement, which is very topical, too, in Miriam Cooke's paper "Living in Truth". Adapting Vaclav Havel's collection of essays with the same title "Living in Truth" and his ideas on dissidence and power in the post-totalitarian state, Miriam Cooke projects them upon the Arab world, and applies them to the writ¬

ings of Sa'dalläh Wannüs, Mamdüh 'Adwän and 'Abd al-Rahmän MunTf, who "are work¬

ing for freedom and justice, interrogating history in search of guidance" (p. 203). Another type of political commitment is revealed in the paper "Going Beyond Socialist Realism, Getting Nowhere: LuwTs 'Awad's Cross-cultural Encounter with the Other" by Abdul- Nabi Isstaif. The article's title itself represents the distillation of Isstaif's judgment of the works of the Egyptian critic LuwTs 'Awad, who was deeply committed to a socialist ideology which has since collapsed as a myth. Inevitably the writing and critical theory derived from and conditioned by this myth themselves become outdated too.

Since the nineteen-sixties various heterogeneous, even contradictory processes have emerged in Arabic literature as a whole. Mona Takieddine Amyuni's paper "Literary

Creativity and Social Change: What has Happened to the Arab Psyche Since the Six¬

ties? A Study in a few Literary Masks" attempts to answer the question posed in the title.

Based on her examination of Season of Migration to the North (1966) by al-Tayyib Sälih, Malhamat al-Haräfish (1977) by NajTb Mahfüz, The Secret Life of Sa'id, the Pessoptimist

(1974) by Emile Habiby (Imll HabTbT) and others, she detects "a new level of awareness

and maturity. With both comes a renewed reinvigoration of the Arab psyche which

refuses any complacency" (p. 112). This is strikingly apparent in Emile Habiby's works, which are analysed by Peter Heath in "Creativity in the Novels of Emile Habiby, with Special Reference to Sa'id, the Pessoptimist". Evaluating the unquestionable excellence of Habiby's novel. Heath concludes that "there is little doubt that it is his masterpiece, one of the great creative novels of modern Arabic literature" (p. 171). Aida A. Bamia is interested in works by another, no less famous Palestinian writer in her paper "Feminism in Revolution: The case of Sahar Khalifa". Even if the works of Sahar Khalifa are con-

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ventionally categorized as feminine prose, they demonstrate that "in intellectual activity there are no ranks and genders but merely power. This power is talent" (V. Belinsky).

Among the gifted men of letters appearing in this collection is the Lebanese novelist, critic and journalist Elias Khoury (Ilyäs KhürT), whose novel is analyzed at several differ¬

ent levels by Sabah Ghandour in her "History, Religion, and the Construction of Sub¬

jectivity in Elias Khoury's Rihlat Ghändi al-Saghir" . The Moroccan writer Muhammad Barräda's many-layered narrative Lu'bat al-Nisyan (1987) is represented by the paper of

Magda M. Al-Nowaihi "Committed Postmodernity: Muhammad Barräda's The Game

of Forgetting". The genre and thematic specificity of Egyptian prose of recent decades are investigated by Mona N. Mikhail ("Al-Balda al- Ukhrä: a Meta-Text Un-Veiled"), Samia Mehrez ("Dr. RamzT and Mr. Sharaf Sun'alläh IbrähTm and the Duplicity of the Literary Field") and Fedwa Malti-Douglas ("Postmoderning the Traditional in the Autobiogra¬

phy of Shaykh Kishk"). In his article "The Collapse of Totalizing Discourse and the Rise of Marginalized/Minority Discourses" Kamal Abu-Deeb highlights some theoretical problems of Arabic prose and poetry in an attempt to clarify the essence of Hadätha, the Crisis of Hadätha, the Politics of Feminist Writings and other notions. The volume also includes Kamal Boullata's paper "Visual Thinking and the Arab Semantic Memory"

on "the terms in the language which are related to visuality" (p. 284), as well as Kamal

Abdel-Malek's translations of the poems The December Flower by Fadwä Tüqän, Cross¬

ing the Threshold by Iman Mersal and a short story. The Infiltrators, by Hannä IbrähTm, which reveal the individuality of the Arab writer's vision of the world in our time.

The essays in this collection differ from each other in their authors' individual points of view and the level of analysis of the poetical and narrative texts, but they all bring us closer to a grasp of the main tendencies in the literary development and dynamic of artistic crea¬

tivity in the Arab world, as well as providing important material for more detailed study of the traditions and innovations in Arabic literature and drawing attention to the need for a more precise use of terms such as the Middle Ages and Postmodernity as applied to non- Western literatures. The appearance of such a topical book is therefore most welcome.

Baian Rayhanova, Sofia

Tobias Heinzelmann: Die Balkankrise in der osmanischen Karikatur. Die Satirezeit¬

schriften Karagöz, Kalem und Cem 1908-1914. Istanbul: Franz Steiner Verlag 1999

(Beiruter Texte und Studien. 75. Türkische Welten. 5.) ISBN 3-515-07604-2. € 48,-.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden innerhalb des Osmanischen Reiches die osmani¬

schen Niederlagen gegen Serbien, Bulgarien und Griechenland und die Verselbständi¬

gung Albaniens lebhaft diskutiert. Im Laufe dieser Diskussion wandten sich die türki¬

schen Intellektuellen zunehmend vom Osmanismus ab, der einen Staat mit verschiedenen, aber gleichberechtigten Sprachgruppen angestrebt hatte. Stattdessen favorisierten sie zunehmend die Bildung eines türkischen Nationalstaates, in dem sich die nicht-türkisch Sprechenden assimilieren müssten. Heinzelmann verfolgt im vorliegenden Buch, seiner

Freiburger Magisterarbeit, diese Diskussion sehr geschickt anhand von Bild und Text

dreier osmanischer Satirezeitschriften.

In den ersten drei Kapiteln stellt Heinzelmann das Material seiner Untersuchung bereit.

„1. Einleitung: Satirische Presse als historische Quelle" (S. 13-20) beginnt mit der Defini¬

tion der Begriffe „Zeitschrift" und „Satire" (mizah, hiev). Anschliessend skizziert Hein¬

zelmann die Forschungssituation und die Möglichkeiten und Grenzen der Auswertung

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