Die Asthmatherapie lässt sich verbessern, indem mehr Auf- merksamkeit der Entzündung in den kleinen Atemwegen ge- schenkt wird. Nach neuen Un- tersuchungen sind die inflam- matorischen Prozesse in den Terminalbronchien, Alveolen und Bronchioli bei asthmati- schen Patienten stärker ausge- prägt und folgenschwerer als diejenigen in den mittleren und großen Bronchien. Bei der Therapie eines Asthmati- kers mit inhalativen Gluco- corticoiden sei eine wirksame Antiinflammation nur mög- lich, wenn die eingeatmeten Steroidpartikel auch in den kleinen Atemwegen depo- niert werden können, erklärte Dr. Thomas Voshaar (Moers) in München. Je feiner die Teilchen, desto größer die Chance.
Das topisch wirksame Beclo- metason-Dipropionat (BDP) ist in einer neuen galenischen Form erhältlich. Es ist das er- ste Corticoid, das im Treibgas HFA gelöst ist und nicht wie die anderen BDP-Präparate in einer Suspension. Durch die Lösung kann der mittlere Durchmesser der Teilchen kleiner gehalten werden als bei herkömmlichen Dosier- aerosolen oder bei Trocken- pulversystemen. Durch die In- halation der extrafeinen Stero- idpartikel bessert sich die anti- entzündliche Wirkung vor al- lem in der Peripherie.
Wie eine kanadische Ar- beitsgruppe nachweisen konn- te, nahm die Eosinophilenzahl im späten Sputum, das die In- flammation in den kleinen Atemwegen widerspiegelt, un- ter dem extrafeinen BDP-Lö- sungsaerosol (Junik®) im Ge- gensatz zu einem Budesonid- Trockenpulversystem deutlich ab. HFA-BDP wurde auch zur Therapie der chronisch ob- struktiven Lungenerkrankun- gen (COPD) zugelassen.
Gerade bei Kindern mit Asthma, bei denen die inhala- tiven Glucocorticoide zur First-Line-Therapie gehören,
seien die Erfolgschancen bes- ser, wenn die inhalierten Teil- chen möglichst klein sind, be- tonte Dr. Andrea von Berg (Wesel). Die Angst der Eltern vor systemischen Nebenwir- kungen einer Steroidtherapie lässt sich meist durch den Hin- weis abschwächen, dass die Dosis nach einigen Wochen schrittweise reduziert werden kann. In der Erhaltungsthera- pie kommen viele Kinder mit ein bis zwei Hüben (zum Bei- spiel Junik®junior 50 µg Au- tohaler®) pro Tag aus.
Studienergebnisse bei päd- iatrischen Patienten unter- mauern den Nutzen der neu- en galenischen Darreichungs- form von BDP. In einer zwölf Monate dauernden Studie an 300 asthmakranken Kindern zwischen fünf und elf Jahren reichte bei Behandlung mit HFA-BDP die Hälfte der Dosis im Vergleich zu einem
herkömmlichen BDP-Dosier- aerosol (200 bis 400 µg versus 100 bis 200 µg), um eine gleich gute Symptomenkontrolle zu erzielen. Auch in einer Ver- gleichsstudie über fünf Monate war die kleinstmögliche Erhal- tungsdosis für HFA-BDP nur halb so hoch wie die für Bude- sonid (82 versus 173,5 µg).
In einer Placebo-kontrol- lierten Crossover-Studie an 27 Kindern im Schulalter, in dem in 70 bis 90 Prozent der Fälle das Asthma durch kör- perliche Anstrengung aus- gelöst wird, konnte eine ein- malige abendliche Gabe von 50 beziehungsweise 100 µg extrafeinem HFA-BDP vor belastungsbedingter Bron- chialobstruktion schützen.
Dr. med. Karin Kreutzberg
Pressegespräch: „Feinste Partikel für die kleinen Atemwege“ in München, Veran- stalter Fujisawa Deutschland GmbH V A R I A
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A810 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1219. März 2004
Inhalative Asthmatherapie
Blick auf die kleinen Atemwege
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Bei Migränepatienten ist die anhaltende und schnelle Schmerzbefreiung vordring- lich. „Ein Nasenspray mit dem Wirkstoff Zolmitriptan (Asco- Top®Nasal, AstraZeneca) er- füllt diese Wünsche weitestge- hend“, betonte Dr. Astrid Ei- kermann (Essen) in Rottach- Egern. Studien zeigen, dass die schmerzlindernde Wirkung des Sprays innerhalb von 15 Minuten einsetzt. Durch die
direkte Aufnahme des Wirk- stoffs über die Nasenschleim- haut ist dieser schon nach zwei Minuten im Blut nachweisbar.
Dabei hält die Wirkung ebenso lange an wie bei der Einnahme von Tabletten.
Mit dem Migraine Disabili- ty Assessment Score (MIDAS) können die Patienten den Schweregrad ihrer Krankheit und ihre Befindlichkeitsstö- rung im Alltag nach Punkten selbst einteilen. „Bei mehr als zehn Punkten ist von Anfang an die Behandlung mit Tripta- nen zu empfehlen“, erklärte Prof. Hans-Christoph Diener (Essen). Bei leichterer Migrä- ne sollte sofort zu Beginn der Attacke ein Mittel zur Anre- gung der Magen-Darm-Mo- torik und anschließend ein Schmerzmittel eingenommen werden.
Frauen sind häufiger von Migräne betroffen als Män-
ner . Die typische Migränepa- tientin ist die berufstätige, ak- tive Frau zwischen 35 und 45 Jahren. Die Auslöser für eine Kopfschmerzattacke seien va- riabel und individuell sehr unterschiedlich, erklärte Prof.
Karl-Max Einhäupl (Charité Berlin). Äußere Einflüsse, so genannte Triggerfaktoren, kön- nen zu einer Reizüberflutung führen. Bei manchen lösen auch bestimmte Nahrungs- mittel Migräne aus.
Eine Kopfschmerzphase kann bis zu 72 Stunden dau- ern. Die Attacke kündigt sich durch Vorboten wie beispiels- weise Heißhunger oder Stim- mungsschwankungen an. Et- wa 15 Prozent erleben dabei die Migräne-typische Aura mit visuellen Erscheinungen, zum Beispiel Flimmern vor den Augen oder Gesichtsfeldde- fekten. Als Ursache gilt eine komplexe Störung im Zusam- menspiel des Gefäß- und Ner- vensystems des Gehirns. Zu- mindest für eine spezielle Ausprägung der Migräne konnte ein Gendefekt nach- gewiesen werden. Für die all- gemeine Migräne sind geneti- sche Ursachen aber bisher schwer einzugrenzen. EB