M E D I Z I N
A
A1268 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 199. Mai 2003
Lebensjahr erreicht. Sie wird von einem komplexen Zusammenspiel von Um- welt- und genetischen Faktoren be- stimmt. Je höher sie ist, desto niedriger ist das statistische Risiko, dass sich im Laufe des weiteren Lebens eine Osteoporose entwickelt (22). Eine leichte Herabset- zung der Aktivität der Osteoklasten könnte daher protektive Wirkung haben.
Die molekularen Be- funde bei den verschie- denen Formen der Osteopetrose weisen darauf hin, dass der Mechanismus der Säu- resekretion für die Funktion der Osteokla- sten von zentraler Be- deutung ist. Rezessive Mutationen in OC-116 und ClC-7 bringen sie scheinbar völlig zum Er- liegen und resultieren in einem sehr schweren Krankheitsbild. Defek- te der Carboanhydrase Typ II beeinträchtigen die Säuresekretion et- was weniger stark, be- dingen jedoch folgen- schwere Fehlfunktio- nen der Niere und des Gehirns. Dominante Mutationen in ClC-7 führen offensichtlich zu einer nur geringfügigen Hemmung der Osteo- klastenfunktion und daher zu einer langsamen Akkumulation von Knochen- gewebe.
Extrapoliert man diese Befunde, so ist es denkbar, dass Mutationen in ClC-7 mit nur geringer Auswirkung auf
die Funktion, so genannte Polymorphis- men, an der individuellen Regulation der Knochenmasse beteiligt sind.
Gleichzeitig könnte dieses Kanalpro- tein ein potenzielles Drug-Target sein.
Substanzen, die ClC-7 blockieren, könnten die Knochenresorption brem- sen und Einsatz in der Therapie der Osteoporose finden. Damit könnte die Analyse einer pathologischen Rarität – noch dazu zuerst bei der Maus – neue Wege in der Therapie einer Volkskrank- heit eröffnen, die durch die Steigerung des Durchschnittsalters in den Indu- strienationen immer häufiger wird.
Manuskript eingereicht: 18. 6. 2002, revidierte Fassung angenommen: 14. 1. 2003
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2003; 100: A 1258–1268 [Heft 19]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das beim Verfasser erhältlich oder im Internet unter www.aerzteblatt.de/lit1903 abrufbar ist.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. rer. nat. Uwe Kornak Institut für Medizinische Genetik Universitätsklinikum Charité Augustenburger Platz 1 13353 Berlin
E-Mail: uwe.kornak@charite.de Abbildung 4: Lokalisation des Ionenkanalproteins ClC-7 im Osteo-
klast. Immunhistochemische Detektion mithilfe der alkalischen Phosphatase-Reaktion (rot) und Toulidinblau-Gegenfärbung. Die höchste Konzentration von ClC-7 findet sich an der Bürstensaum- membran („ruffled membrane“, RM). Daneben sind auch einige ClC-7-positive zytoplasmatische Vesikel zu erkennen (V).
Die Gummibandligatur scheint der Sklerotherapie bei der Prävention ei- ner Ösophagusvarizen-Rezidivblutung überlegen zu sein. Unklar war bislang, ob die endoskopische Therapie einer medikamentösen Therapie mit Beta- blockern und Nitraten zur Senkung des Pfortaderdrucks gleichwertig oder überlegen ist.
Die Autoren berichten über eine Stu- die bei 102 Patienten mit frischer Vari- zenblutung, die im blutungsfreien Inter- vall entweder einer Gummibandligatur oder einer medikamentösen Therapie unterzogen wurden. Etwa die Hälfte der Patienten wies eine dekompensierte Le-
berzirrhose CHILD C auf. Nach einem Jahr war es bei 43,7 Prozent der medika- mentös behandelten Patienten und bei 53,8 Prozent der Patienten, bei denen eine Gummibandligatur durchgeführt worden war, zu einer Rezidivblutung ge- kommen. Zu diesem Zeitpunkt waren 32 Prozent der Patienten unter konser- vativer Therapie und 22,5 Prozent der ligierten Patienten verstorben.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass zur Prävention der Vari- zenblutung eine medikamentöse Thera- pie mit Betablockern und Nitraten ge- nauso effektiv ist wie die Gummiband-
ligatur. w
Patch D, Sabin CA, Burroughs AK et al.: A randomized, controlled trial of medical therapy versus endoscopic ligation for the prevention of variceal rebleeding in patients with cirrhosis. Gastroenterology 2002; 123:
1013–1019.
Dr. A. K. Burroughs, Department of Liver Transplantation and Hepatobiliary Medicine University Department of Surgery, Royal Free Hospital Hamstead NHS Trust, Pond Street, London NW3 2 QG, Großbritannien, E-Mail:
andrew.burroughs@talk21.com Referiert