Aus Bund und Ländern
Baby-Jahr im berufsständischen Versorgungswerk
BONN. Der Deutsche Ärztinnenbund hat darauf aufmerksam gemacht, daß die Mitglieder berufsständi- scher Versorgungswerke be- nachteiligt würden, wenn ih- nen nicht — wie den Mitglie- dern der gesetzlichen Ren- tenversicherung — Kinderer- ziehungszeiten bei der Er- mittlung der Berufsjahre an- gerechnet werden. Die Aner- kennung des sogenannten Babyjahrs bei den berufs- ständischen Versorgungswer- ken sei zwar schwierig, da sie sich nur aus Mitgliederbeiträ- gen finanzieren und keine Bundeszuschüsse erhalten.
Um so mehr begrüßt es der Ärztinnenbund, daß einige ärztliche Versorgungswerke (Berlin, Bremen, Trier) be- reits Wege gefunden haben, die Unterbrechung einer Be- rufstätigkeit wegen der Erzie- hung von Kindern anzurech- nen. Es sei zu hoffen, daß die anderen Versorgungswerke der Ärzte und Zahnärzte die- sem Beispiel folgen. WZ
Freiberufliche Pflege- kräfte rügen Kassen
DÜSSELDORF. In die Diskussion um AIDS hat sich jetzt auch die Bundesarbeits- gemeinschaft Hauskranken- pflege (BAGH), Berlin (Schildhornstraße 20), einge- schaltet. Sie initiierte einen Kongreß, auf dem Antwor- ten zu konkreten Fragen nach dem Umgang mit AIDS-Patienten in der täg- lichen häuslichen Kranken- pflege gegeben werden soll- ten. Die Arbeitsgemeinschaft wurde im Sommer 1987 ge- gründet. Mitglieder sind Re- gionalverbände, die derzeit 100 freiberufliche Kranken- pflegeeinrichtungen reprä- sentieren. Die Vorsitzenden der BAGH nutzten die Kon- greßeröffnung auch dazu, die Situation der freiberuflichen
Hauskrankenpflegekräfte darzustellen. Bernd Kügler, 1. Vorsitzender der BAGH, bezeichnete es als problema- tisch für die freiberuflichen Hauspflegekräfte, daß die Wohlfahrtsverbände als die geeigneten Leistungserbrin- ger gelten. In Bayern und Ba- den-Württemberg herrsche ein „vertragloser Zustand"
zwischen den freiberuflichen Pflegern und den Kranken- kassen: Kassenabrechnungen würden per Rechnung über den Patienten abgewickelt.
So könnten die Krankenkas- sen die Honorierung aber von einem zum anderen Tag stoppen. Zusätzlich bemän- gelte Kügler, daß die Lei- stungsvergütungen geringer seien als die, welche die Ver- bände bezögen. th
Praktikantenbörse
ERLANGEN. Bundesar- beitsminister Norbert Blüm und der (inzwischen aus dem Amt geschiedene) Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages, Otto Wolff von Amerongen, haben ge- meinsam die Schirmherr- schaft über die Praktikanten- börse des Ringes Christlich Demokratischer Studenten übernommen Diese Einrich- tung des Bildungs- und So- zialwerks des RCDS betreibt seit Ende 1986 eine bundes- weite Vermittlung von Prak- tikantenplätzen für Studen- ten. Da bisher die Anzahl der suchenden Studenten das Angebot von Unternehmen und Organisationen für Be- triebspraktika bei weitem übersteigt, rufen die Schirm- herren die Wirtschaft dazu auf, Praktikantenplätze zur Verfügung zu stellen (Infor- mationen vom Bildungs- und Sozialwerk des RCDS, Neue Straße 34, 8520 Erlangen, Tel. 0 91 31/60 43 74). WZ
Drei weitere Nierenlithotripter
DÜSSELDORF. Mit den vom Gesundheitsministerium anerkannten neuen Standor-
ten am Kreiskrankenhaus Detmold, am Universitätskli- nikum Köln und an den Evangelischen Krankenan- stalten Oberhausen verfügt das Land Nordrhein-Westfa- len demnächst über ein flä- chendeckendes Netz von Nie- rensteinzertrümmerern.
Die ersten fünf Geräte stehen bereits in Aachen, Dortmund, Düsseldorf, Her- ne und Wuppertal.
Die drei neuen Geräte der zweiten Generation benöti- gen einen wesentlich kleine- ren Installationsaufwand und sind außerdem im Betrieb kostengünstiger. Für die Be- handlung sind auch kein Wasserbad und meist keine Anästhesie notwendig. Nach Erkenntnissen des nordrhein- westfälischen Gesundheits- ministeriums verkürzt die Be- handlung mit dem Nierenli- thotripter den Krankenhaus- aufenthalt von durchschnitt- lich mindestens 20 auf etwa sechs bis zehn Tage. WZ
Aus der DDR
Erfolge
der Jod-Prophylaxe
OSTBERLIN. Über ei- nen „drastischen" Rückgang der Neugeborenenstruma in- nerhalb von nur drei Jahren berichtete das SED-Organ
„Neues Deutschland". In Halle ist die Strumahäufig- keit bei Neugeborenen von 1983 bis 1986 von 12,6 auf 1,2 Prozent zurückgegangen, in Jena sogar von 4,6 auf 0,1 Prozent.
Die Strumahäufigkeit in der DDR — in den siebziger Jahren waren mehr als zehn Prozent der Bevölkerung be- troffen — ist im Süden weit stärker als im Norden. Der Rückgang wird in erster Linie darauf zurückgeführt, daß 1981 auf Beschluß des Mini- sterrats mit dem Zusatz von Kaliumjod zum Speisesalz begonnen wurde. Hinzu kommen seit dem Jahre 1986 Jodanreicherungen im Vieh- futter, die dann über Fleisch- produkte ebenfalls den Men- schen erreichen. gb
Ausland
Schadenersatz für HIV-infizierte Hämophile
LONDON. Die britische Regierung stellt zugunsten von Hämophilen, die in den Jahren 1980 bis 1985 durch importierte Faktor-VIII- Konserven mit HIV infiziert wurden, 10 Millionen Pfund zur Verfügung. Damit ist je- doch kein Rechtsanspruch verbunden, es gibt auch kei- ne detaillierte Regelungen über Renten oder Beihilfen für einzelne Betroffene. Statt dessen wird der Betrag an die Hämophilie-Gesellschaft ge- zahlt, die ihn nach eigenem Ermessen verteilen soll. Sie vertritt 1200 Betroffene be- ziehungsweise deren Ange- hörige. Bisher sind von den 1200 Betroffenen 49 an AIDS gestorben.
Gesundheitsminister An- tony Newton, Gesundheits- politiker und führende Ver- treter der Ärzteschaft haben gefordert, daß HIV-infizierte Ärzte ebenso Anspruch auf Anonymität haben müßten wie jeder andere Bürger. Sol- che Ärzte sollten sich aller- dings beraten lassen darüber, in welchem Ausmaß sie noch ärztlich tätig sein können.
Bei entsprechendem Verhal- ten des Arztes könne die In- fektion von Patienten ganz und gar ausgeschlossen wer- den. Mit dieser Begründung ist einer Londoner Sonntags- zeitung gerichtlich untersagt worden, die Namen zweier AIDS-kranker Allgemein- ärzte zu veröffentlichen (sie waren der Zeitung von einem Angestellten des Staatlichen Gesundheitsdienstes „ver- kauft" worden). Es bestehe kein öffentliches Interesse daran, daß die Identität der beiden Ärzte bekannt werde.
Eine andere Sonntagszeitung veröffentlichte jedoch den Namen eines AIDS-kranken Nierenspezialisten. Dieser hatte allerdings nach entspre- chender Beratung seine ärzt- liche Tätigkeit aufgegeben;
er ist an AIDS gestorben. gb A-656 (24) Dt. Ärztebl. 85, Heft 11, 17. März 1988