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Archiv "102. Deutscher Ärztetag vom 1. bis zum 5. Juni 1999 in Cottbus: Öffentliche Einladung an die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland" (29.01.1999)

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Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,

der 102. Deutsche Ärztetag wird vom 1. bis zum 5. Juni 1999 zum ersten Mal in Cottbus stattfinden, dem Sitz der Landesärztekammer Brandenburg.

Nahezu ein Jahrzehnt nach der Wie- dervereinigung Deutschlands werden die Beratungen der Delegierten wei- terhin von den großen politischen, ge- sundheits- und sozialpolitischen Ver- änderungen in Deutschland und in Europa geprägt sein. Die Öffnung der Grenzen nach Osten hat vielen Men- schen die lang ersehnte Freiheit ge- bracht; gleichzeitig sind seit-

dem allerdings auch die politischen und wirtschaft- lichen Rahmenbedingun- gen raschen Veränderungen ausgesetzt, die durch die Einführung des Euro als gemeinsamer europäischer Währung zum 1. Januar 1999 eine weitere Dynamik erfahren haben. Zusammen mit der steigenden Lebens- erwartung und der starken Zunahme der Zahl älterer Menschen mit oft erhöhtem (Dauer-)Behandlungsbedarf sind daraus für unsere sozia- len Sicherungssysteme und damit auch für die Gesetz- liche Krankenversicherung Probleme entstanden, die auf Dauer tragfähige Lö- sungen erfordern.

Allen Beteiligten dürfte inzwi- schen klargeworden sein, daß die seit über 20 Jahren in immer rascherer Folge vorgenommenen gesetzlichen Eingriffe wegen der Ausgabenstei- gerungen im Gesundheitswesen die Leistungsdynamik nicht beeinflussen konnten. Der in der abgelaufenen Le- gislaturperiode politisch bedingte Re- formstau verhinderte viele seit lan- gem notwendige Anpassungen an die veränderten Gegebenheiten. Das hat

zu einer Politikverdrossenheit ge- führt.

Nach der Bundestagswahl vom 27. September 1998 ist nach Aussage der neuen Bundesgesundheitsmini- sterin Andrea Fischer eine „Kehrt- wende in der Gesundheitspolitik ein- geleitet“ worden. Die neue Bundesre- gierung hat dazu nach dem am 1. Ja- nuar 1999 in Kraft getretenen „Solida- ritätsstärkungsgesetz“ nunmehr für das Jahr 2000 eine grundlegende Re- form angekündigt, für die sich bereits in der Koalitionsvereinbarung Eck- punkte finden. Die für die „Gesund- heitsreform 2000“ erarbeiteten Ge-

setzentwürfe werden einen Schwer- punkt der Beratungen der Delegier- ten des 102. Deutschen Ärztetages bil- den. Für eine patientengerechte Ge- sundheitsreform sind Antworten und Forderungen zu formulieren, die sich nach dem Versorgungsbedarf der Pa- tienten richten müssen. Notwendig ist eine medizinische und ökonomische Orientierung zur Sicherung eines hu- manen Gesundheitssystems.

Anpassungen der Versorgungs- strukturen in Krankenhaus und Praxis

an die Fortschritte der Medizin sind seit langem überfällig. Die künftigen recht- lichen Regelungen müssen jedoch den medizinischen Notwendigkeiten einer dem Stand medizinisch-wissenschaftli- cher Erkenntnisse und der technischen Möglichkeiten entsprechenden Patien- tenversorgung gerecht werden. Eine Fortsetzung der reinen Ausgabenbud- getierung dagegen muß zwangsläufig zu einer Leistungsbudgetierung füh- ren, die auch durch Rationalisierungs- maßnahmen langfristig nicht kompen- siert werden kann. Außerdem verla- gert eine starre Begrenzung der finan- ziellen Mittel das Morbiditätsrisiko auf den Arzt, zwingt ihm letztlich bei der Behandlung der Pa- tienten medizinfremde Ent- scheidungen auf und bringt ihn in Konflikte zwischen Sozial- und Haftungsrecht.

Budgetierung erzwingt also geradezu eine Rationierung der Krankenversorgung.

Schon heute ist dies in unter- finanzierten Gesundheitswe- sen anderer Länder Europas zu beobachten. Wichtigste Aufgabe der Ärzteschaft ist es daher, sich mit Nachdruck für die dauerhafte Sicherung der Leistungsfähigkeit und Finanzierbarkeit unseres freiheitlichen Gesundheits- wesens einzusetzen.

Faszinierende Fort- schritte der Medizin erfor- dern aber auch verstärkte Bemühun- gen in der ärztlichen Fortbildung, die seit langem als lebenslange Verpflich- tung in der Berufsordnung verankert ist. Klare Regelungen über Umfang und Inhalt der Fortbildung sollen zur Qualitätssicherung der ärztlichen Tätigkeit ebenso beitragen wie medi- zinisch-wissenschaftlich begründete Leitlinien als Entscheidungshilfen für ärztliches Handeln in Klinik und Pra- xis. Qualitätssicherung ist inzwischen auf gesetzlicher Grundlage zu einer A-176 (24) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 4, 29. Januar 1999

P O L I T I K EINLADUNG

Cottbus bietet den Charme einer kleinen Großstadt. Fotos: Amt für Tourismus

102. Deutscher Ärztetag vom 1. bis zum 5. Juni 1999 in Cottbus

Öffentliche Einladung an die

Ärztinnen und Ärzte in Deutschland

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wichtigen Aufgabe der verfaßten Ärz- teschaft geworden. Die Delegierten des 102. Deutschen Ärztetages wer- den zur weiteren Verbesserung der Effizienz der Patientenversorgung nunmehr über die Einführung eines Fortbildungsnachwei-

ses beraten. Auch da- durch wird die zentrale Position der Ärzte- schaft im Gesundheits- wesen gegenüber der Politik unterstrichen.

Neben modernen Formen der integrier- ten Versorgung und Vernetzung werden auch Probleme der Re- habilitation zu beraten und zu entscheiden sein.

Wie in jedem Jahr müssen sich die Dele- gierten des Deutschen Ärztetages mit den Fi- nanzangelegenheiten

befassen, um auch angesichts der durch den Gesetzgeber erweiterten Aufgaben der ärztlichen Selbstverwal- tung eine erfolgreiche Arbeit der Bun- desärztekammer zu gewährleisten;

dem Vorstand der Bundesärztekam- mer ist ferner Entlastung zu erteilen.

Mit dem 102. Deutschen Ärztetag geht die zweite Wahlperiode nach der Vereinigung der beiden Teile Deutsch- lands am 3. Oktober 1990 und der anschließenden Erweiterung der Bun- desärztekammer als Arbeitsgemein- schaft von nunmehr 17 Ärztekam- mern zu Ende. Vieles ist in dieser Zeit erreicht worden, was in den Jahrzehn- ten zuvor kaum noch jemand zu hof- fen wagte. Andere wichtige Aufgaben bei der Gestaltung der Gesundheits- und Sozialpolitik in Deutschland und in Europa liegen aber noch vor uns.

Neben den Vorständen der Deut- schen Akademie für Allgemeinmedi- zin, der Deutschen Akademie der Ge- bietsärzte und den ordentlichen Mit- gliedern des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung haben die Dele- gierten des 102. Deutschen Ärztetages auch den Präsidenten, die Vizepräsi- denten und zwei weitere, durch den Deutschen Ärztetag in den Vorstand der Bundesärztekammer zu entsen- dende Ärztinnen oder Ärzte zu wäh- len. Gerade in Anbetracht der bevor- stehenden politischen Entscheidungen

über die künftige Gestaltung unseres Gesundheitswesens kommt diesen Wahlen eine große Bedeutung zu.

Noch so verständliche Einzel- oder Gruppeninteressen der in verschiede- nen Bereichen unseres Gesundheits-

wesens tätigen Ärztinnen und Ärzte müssen sich deshalb dem allen gemein- samen Ziel unterordnen, auch künftig eine möglichst gute, individuelle ärztli- che Versorgung der Patienten zu si- chern. Zerstrittenheit, der Vorrang von Verbands- oder Parteipolitik und persönliche Eitelkeiten gefährden die- ses Ziel ebenso wie eine alleinige Kon- zentration auf die Durchsetzung ver- meintlicher Augenblicksvorteile.

Es ist zu wünschen, daß die Bera- tungen des Deutschen Ärztetages auch

1999 zu richtungweisenden Beschlüs- sen führen werden und darauf hinwir- ken, bei Wahrung der Belange der All- gemeinheit berufliche Unabhängigkeit und ärztliche Entscheidungsfreiheit auf der Basis wirtschaftlicher Sicher- heit und frei von staatli- cher und administrati- ver, fachfremder Be- vormundung auch in Zukunft zu sichern und auszubauen.

Die Ärztinnen und Ärzte in Deutsch- land lade ich zu diesem 102. Deutschen Ärzte- tag in der insgesamt 126jährigen Geschich- te Deutscher Ärzteta- ge ein, nach Cottbus zu kommen und durch ih- re Teilnahme an den Beratungen der Dele- gierten und der Vertre- ter ärztlicher Organi- sationen und Verbände die Geschlos- senheit und den Willen der deutschen Ärzteschaft zu dokumentieren, die Leistungsfähigkeit unserer sozialen Sicherungssysteme unter veränderten Rahmenbedingungen über die Jahr- tausendwende hinaus zu wahren.

Als Gastgeber hat die Landesärz- tekammer Brandenburg ein interes- santes, abwechslungsreiches Rah- menprogramm erarbeitet, um den Delegierten und Gästen nach der Be- ratung teilweise brisanter Probleme Gelegenheit zu Gespräch und Ent- spannung zu geben und allen die ab- wechslungsreiche, interessante Land- schaft Brandenburgs näherzubringen.

Städtische Parklandschaften, Museen und Sammlungen, die Entdeckung der sorbischen Kultur und nicht zu- letzt der einzigartige Spreewald wer- den allen Besuchern nachhaltige Ein- drücke vermitteln können.

In der Hoffnung, viele von Ihnen in Cottbus begrüßen zu können, bin ich mit freundlichen Grüßen

Ihr

A-177

P O L I T I K EINLADUNG

Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 4, 29. Januar 1999 (25)

Eröffnungsveranstaltung

Dienstag, 1. Juni 1999

15.00 Uhr, Stadthalle Cottbus, Berli- ner Platz 6, 03046 Cottbus

1. Begrüßung durch den Präsidenten der Landesärztekammer Branden- burg, Dr. med. Udo Wolter 2. Grußansprachen

3. Totenehrung

4. Verleihung der Paracelsus-Medail- le der deutschen Ärzteschaft 5. Referat des Präsidenten der Bun-

desärztekammer und des Deut- schen Ärztetages, Prof. Dr. med.

Dr. h. c. Karsten Vilmar 6. Nationalhymne

(Musikalische Umrahmung) Empfang: ca. 18.00 Uhr im Foyer der Stadthalle Cottbus, Berliner Platz 6, 03046 Cottbus

Die Plenarsitzungen finden im Messe- und Tagungszentrum am Branitzer Park statt.

(Prof. Dr. med. Dr. h. c. Karsten Vilmar) Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages

Referenzen

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