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Erneuerbare Energie und Lebensmittel - weniger Konkurrenz durch räumlichePlanung

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Academic year: 2022

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Erneuerbare Energie und Lebensmittel - weniger Konkurrenz durch räumliche Planung

Thomas Guggenberger1, Norbert Bartelme2

1Lehr und Forschungszentrum für Landwirtschaft Raumberg-Gumpentein, Österreich

2Technische Universität Graz, Institut für Geoinformation, Österreich thomas.guggenberger@raumberg-gumpenstein.at

Abstract: Am Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein wird in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Graz ein Infor- mationssystem entwickelt, welches sowohl die Potentialanalyse der Landwirtschaft für die Lebensmittel- und Energieproduktion, als auch die räumliche Interaktion der Produktionszweige berücksichtigen kann. Die Berechnungen werden auf Basis der einzelnen Grundstücke durchgeführt, deren Ergebnisse in Folge in homogene Zellen umgewandelt werden. Die- se Geodatenstruktur wird über das höherrangige Straßennetz an die Verbraucher angeschlossen. Das bildet wiederum den Ausgangspunkt für diverse lokale und nationale Versorgungsberechnungen. Das entwickelte System ist sensitiv für neue Nutzer wie die Energieproduktion und ermög- licht so eine rasche Berechnung alternativer Stoffströme.

1 Einleitung

Mehr und mehr an Fläche wird zur Produktion von erneuerbarer Energie verwendet und tritt so in Konkurrenz zu bestehenden Produktionssystemen. Marktwirtschaftliche Wir- kungsmechanismen, Spekulationsgeschäfte und wetterbedingte Ertragsschwankungen verstärken die Konkurrenz für die Lebensmittelproduktion – die Preise steigen. Das Problem wird sich in Zukunft verstärken, will doch die EU den Anteil an erneuerbarer Energie bis zum Jahr 2020 auf 20 % steigern. Der entstehende Veränderungsprozess ist auf allen Ebenen durch nationale und supranationale Planungs- und Steuerungsprozesse zu begleiten. Von den Autoren dieses Beitrags wird derzeit ein Informationssystem ent- wickelt, welches einen Beitrag zur dargestellten Problematik leistet. Aufbauend auf den pflanzenbaulichen Potentialen der einzelnen Bauernhöfe und der Betriebsentscheidung über eine eventuelle Veredelung der Pflanzen in tierische Produkte wird ein Lebensmit- telstrom berechnet, der bis zum Konsumenten führt. Jede alternative Nutzung außerhalb der Lebensmittelproduktion (erneuerbare Energie, Primärrohstoffe für Industrie) wird in dieses Basissystem eingetragen um den maximal zulässigen Konkurrenzgrad zu berech- nen. In Folge können politische Akteure zielgerichtet handeln.

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2 Die Agricultural-GIS-Sphere (AGS) – das Basiswerkzeug

Die AGS vereint zwei Informationssysteme. Für die Berechnung der landwirtschaftli- chen Stoffkreisläufe wurde ein umfangreiches Fachinformationssystem (FIS) geschaffen, welches seine Ergebnisse direkt an bestehende Methoden des geographischen Informati- onssystems (GIS) weitergeben kann. Diese Methoden können im Idealfall über Biblio- theken direkt in die Programmumgebung des FIS eingebettet werden. Ist dies nicht mög- lich, werden Datenschnittstellen verwendet. Kernprobleme und mögliche Implementie- rungsarten werden in [GU06] dargestellt. Im Falle der AGS wurde der Systementwurf auf einen „Fat Client“ mit einer ausgeprägten Schnittstellenarchitektur zugeschnitten und in der objektorientierten Sprache Java umgesetzt.

FIS und GIS wurden von ihrer relationalen Ausgangsstruktur losgelöst und in einer ech- ten OO-Datenbank persistent gespeichert. Mit dieser Maßnahme konnte die Laufzeit- komplexität des Systems nicht nur enorm gesteigert, sondern auch auf eine konstante Größe festgelegt werden (Oberechne Individualklasse= 0.00045 s). Die Klassenstruktur des Pro- jektes orientiert sich an einem hierarchischen Entwurfsmuster [CO99 1999, GU05]. Das FIS wurde für die bedeutendsten Ackerkulturen, das Grünland sowie alle Arten der tieri- schen Produktion entwickelt (~ 150 Klassen) und bildet alle Mengenströme, den Ener- giestrom sowie diverse Stoffströme ab. Die einzelnen Flächen des Betriebes werden als räumliche Objekte an dieses Bilanzsystem angebunden, um in Folge eine räumliche Pla- nung zu ermöglichen. Insgesamt wurden 144.000 österreichische Bauernhöfe mit über 3 Millionen Einzelflächen (21.800 km²) berücksichtigt [BF03].

GIS

OO-Datenbank FIS

Primäredaten (Quelle)

Schnittstelle

Sekundärdaten (Daten+Logik)

Local / 1 .. n Server

MSSQL-Server Oracle Access PostgreSQL ArcSDE Access2003 Shape-File WMS/WFS

Local / 1 .. n Server

O/JDBC GeoTools ArcSDEAPI

HTTP

JDO Hibernate db4objekts Ob.Store

GI-Objekte mit reduzierter Daten- und Methodentiefe

verbinden GIS und FIS.

Extended Linking Entwurfsmuster unterstützte

Integration

Entwurfsmuster für kombinierte Netze Netzbeschreibung

Description Elementarbausteine

Objects Kombination aus

GIS zu FIS-Objekten

User Inter.

FIS-Client User

(Ant, JEB, Servlets) GI-Software

(ArcGis, ...) GIS

OO-Datenbank FIS

Primäredaten (Quelle)

Schnittstelle

Sekundärdaten (Daten+Logik)

Local / 1 .. n Server

MSSQL-Server Oracle Access PostgreSQL ArcSDE Access2003 Shape-File WMS/WFS

Local / 1 .. n Server

O/JDBC GeoTools ArcSDEAPI

HTTP

JDO Hibernate db4objekts Ob.Store

GI-Objekte mit reduzierter Daten- und Methodentiefe

verbinden GIS und FIS.

Extended Linking Entwurfsmuster unterstützte

Integration

Entwurfsmuster für kombinierte Netze Netzbeschreibung

Description Elementarbausteine

Objects Kombination aus

GIS zu FIS-Objekten

User Inter.

User FIS-Client User

(Ant, JEB, Servlets) GI-Software

(ArcGis, ...)

Abbildung 1: Systementwurf der Agricultural-GIS-Sphere

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3 Bildung von navigierbaren Netzwerken

Die österreichische Landwirtschaft besitzt eine feingranulare Flächenstruktur (Grund- stückgröße < 0,7 ha) in einem inhomogenen Geländerelief mit unterschiedlichen Klima- bedingungen. Diese drei Aspekte führen dazu, dass eine nationale Generalisierung ein- zelner Themen lokal zu großen Fehlern führt. Allerdings sind weiterführende Berech- nungen auf Basis der Einzelgrundstücke technisch kaum zu bewältigen und aus der Sicht des Datenschutzes nicht zulässig. Deshalb werden die Ergebnisse der AGS über die ein- zelnen Grundstücke auf die quadratischen Zellen des European Reference Grid bezogen [EEA08]. Für land- und forstwirtschaftliche Daten wird eine Zellgröße von 6.25 und 25 ha verwendet. Attributiv werden die Zellen mit den produzierten Stoffmengen (Nah- rung, Energie) als lokale Stoffüberschüsse ausgestattet. In Ergänzung mit dem lokalen Bedarf der Wohnbevölkerung, der ebenfalls in der gleichen Zellgröße abgebildet wird, kann eine Beziehung zwischen Angebot und Bedarf hergestellt werden. Der räumliche Ausgleich erfolgt über ein navigierbares Netzwerk auf der Basis des hochrangigen Stra- ßennetzes.

4 Analysen

Die Knoten des Netzwerkes werden als objektorientierte zelluläre Automaten implemen- tiert, die in ihrer Attributierung beliebige Eigenpotentiale speichern [TA97]. Zusätzlich werden Methoden entwickelt, die aus den Eigendaten in Verbindung mit topologisch zugeordneten Nachbardaten neue Einzelwerte und Summen bilden. Zur Laufzeit entwi- ckeln sich die Algorithmen rekursiv über die Knoten-Kanten-Struktur der Netzwerke.

Alle Ausbreitungsanalysen müssen zusätzlich über die Fähigkeit des Multithreading ver- fügen, da häufig an mehreren Ausgangspunkten gestartet wird. Folgende Analysen wer- den implementiert:

1. Berechnung der Stoffbilanzen in definierten Gebieten. Implementiert wer- den die Mengenströme von Milch, Fleisch, Holz und Energie sowie die Stoff- ströme von Stickstoff, Phosphor und Kalium. Diese werden im räumlichen Netzwerk durch Knoten, gebildet aus dem Zentroid der einzelnen Zellen, ver- treten. Importe und Exporte werden global implementiert.

Ausgangsdaten Methode: Ergebnis

Intersect Zerschneiden der Polygongrenzen, Aufbau eines Datenmodells mit den

Identifier (Übernahme der Werte möglich) Datenmodelle Multiplizität irrelevant, da jedes Datenmodell an die Identifier gehängt werden

kann.

Zelle 2500 m

Zelle 125 m

Abbildung 2: Lokale Generalisierung der Grundstücksdaten

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2. Ausbreitungsrechnung von zusätzlichen Potentialen. Diese Methode be- rechnet sowohl die regionale Pufferzone als auch den Veränderungsfaktor im Gesamtsystem. Die Veränderung wirkt in beide Richtungen. Zusätzliche Poten- tiale werden positiv über höhere Erträge oder negativ über zusätzliche Verbrau- cher wie z.B. allfällige Energieerzeuger, eingeführt.

3. Untersuchung von Versorgungskorridoren. Für einzelne Städte wird der Versorgungsbereich soweit ausgedehnt, bis entweder der Bedarf erfüllt, oder die Fläche verbraucht ist. Diese Analyse erzeugt ein Bild über die Versorgungs- sicherheit.

4. Ausweisung von autarken Regionen. Für kleinräumige Entwicklungsstrate- gien wird jene Regionsgrenze gesucht, die zu einer definierten Bilanz führt.

5 Erste Ergebnisse

Sowohl die AGS als auch die Bildung der navigierbaren Netzwerke wurde bereits umge- setzt. Derzeit wird an den einzelnen Analysemethoden gearbeitet. Als erstes Ergebnis kann eine nationale Energiebilanz auf Basis des Brennwertes präsentiert werden. Es zeigt sich, dass die externe Energiezufuhr (Produktionsmittel, Energie, Maschinen und Gebäude) der österreichischen Landwirtschaft (45 PJ, Peta Joule) mit dem Faktor 2,3 in Lebensmittel (102 PJ) umgesetzt wird. Hier zeigt sich die Wirkung der Sonnenenergie.

Die Mengensteigerung wird von einer qualitativen Aufwertung begleitet. Der Nutzungs- grad der verfügbaren Grünland- und Ackerflächen ist bereits extrem hoch. Allerdings zeichnet sich auch ab, dass die Erwartungshaltung der Politik an das Potential für erneu- erbare Energie aus der Landwirtschaft derzeit zu hoch ist. Bei konstanter Fläche, können die bis zum Jahr 2020 erhofften zusätzlichen 74 PJ nicht erreicht werden. Eine Annähe- rung an die Zielsetzung ist nur durch neue Technologien und eine Umstellung der Ernäh- rungsgewohnheiten der Bevölkerung, in Richtung pflanzlicher Ernährung, möglich.

Literaturverzeichnis

[BF03] Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Inte- griertes Verwaltungs- und Kontrollsystem 2003

[CO99] Coad, P.: Modelling in Colour with UML. Prentice Hall, New York.

[EEA08] European Environment Agency: Common European Chorological Grid Reference Sys- tem (CGRS), 50 km x 50 km UTM grid

[GU05] Guggenberger, T., Bartelme, N.: GIS gestützte Modellierung der Nährstoffbilanzen Teil 1: Erstellung eines geographischen Informationssystems zur Beurteilung ökologischer Zusammenhänge, Veröffentlichungen HBLFA Heft 43, 2005

[GU06] Guggenberger, T.: Low-Cost Modell zur Integration von Geodatenbeständen in objekt- orientierte Fachinformationssysteme. Angewandte Geoinformatik, Strobl und Griesebner (Hrsg.) 2006

[TA97] Takeyama, M., Couclelis, H.: Map dynamics: integrating cellular automata and GIS through Geo-Algebra“, International Journal of Geographic Information Science 11(1), p.73-91.

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