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Das Archiv der Technischen Universität Graz

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Bernhard A. Reismann

Das Archiv der Technischen Universität Graz

Geschichte und Gegenwart

Unter den österreichischen Universitätsarchiven ist das Archiv der TU Graz wohl ei- nes der Jüngsten. Bestehend seit dem Jahr 1996, kann es zwar dem Archiv der „großen steirischen Schwester“, der Karl-Franzens-Universität, was die Dauer seiner Existenz und das Alter seiner Bestände anbelangt, nicht das Wasser reichen, die Bestände des Archivs der TU Graz sind allerdings, nicht zuletzt aufgrund der an ihr traditionell starken und innovativen Architekturfakultät, ebenso eine wahre Fundgrube für die Wissenschaft, insbesondere im Hinblick auf die Landes- und Stadtgeschichtsfor- schung. Doch dazu später mehr und ausführlicher. Zunächst sollen folgende Eckda- ten zu den Beständen des Archivs genügen: Rund 2.200 Laufmeter Aktenbestand ab dem Jahr 1826, eine Foto- und Diapositivsammlung im Umfang von rund 230.000 Objekten, derzeit (mit Stand Mai 2016) 46 Vor- und Nachlässe von Lehrenden und Studierenden an der Technischen Hochschule Graz bzw. der seit 1976 bestehenden Technischen Universität Graz (Erzherzog Johann-Universität) sowie von steirischen Architekten und Architekturbüros aus den vergangenen 100 Jahren bilden eine gute Basis für ausgedehnte und erfolgreiche Forschungsvorhaben.

Zur historischen Entwicklung des Archivs

Die Verwaltungsakten des Rektorats der Technischen Hochschule Graz wurden ur- sprünglich in größeren zeitlichen Abständen an das Steiermärkische Landesarchiv abgegeben, die laufenden Verwaltungsakten sowie jene Akten, die von der Personal- abteilung produziert wurden, waren zunächst in der sogenannten „Alten Technik“, Rechbauerstraße Nr. 12, gelagert. Ein Schreiben der Universitätsdirektion an die Per- sonalabteilung vom 7. Jänner 1980 erwähnt diese „Aktenablage oberhalb des Vor- zimmers und des Ganges“ beim Rektorat.1 Die Errichtung eines eigenen Universi-

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tätsarchivs war an der Technischen Universität Graz in diesen Jahren noch keines der wirklich brennenden Themen.

Sensibilisiert wurden die Verantwortlichen erstmals Mitte der 1980er-Jahre des vorigen Jahrhunderts durch eine Anfrage der Universität für Bodenkultur in Wien, die damals die Errichtung eines eigenen Archivs ins Auge fasste und aus diesem Grund den damaligen Grazer Universitätsdirektor Dr. Friedrich Auer kontaktierte. Ihm wur- den die Fragen gestellt, ob an der Technischen Universität ein eigenes Archiv be- stünde, seit wann die Akten dort „eingeordnet“ seien, ob eine eigene Archivordnung bestünde und wie man es mit der Aktenablage und etwaigen Skartierungen halte. Di- rektor Auer antwortete darauf, die allgemeine Registratur bestehe seit dem Jahr 1888, die Akten würden vom Steiermärkischen Landesarchiv aufbewahrt, und die Akten ab dem Jahr 1970 würden im Haus selbst im Bereich des Rektorats archiviert. Dazu kamen noch Bestände der Personalabteilung für die Jahre 1889 bis 1965.2

Die Idee, tatsächlich ein eigenes Universitätsarchiv an der Technischen Universität Graz zu etablieren, geht bereits auf einen Vorschlag Professor Walter Höflechners von der Karl-Franzens-Universität aus dem Jahr 1985 zurück. Er unterbreitete Anfang Dezember dieses Jahres dem damaligen Rektor der Technischen Universität, Rudolf Domiaty, den Vorschlag „aus Anlass der 175-Jahr-Feier der Technischen Universität Graz in Hinblick auf die kommende 200-Jahr-Feier ein Universitätsarchiv der Erzher- zog-Johann-Universität einzurichten“.3

Höflechner führte dazu näher aus, dass er selbst im Jahr 1968 die Akten der Universität Graz aus dem Steiermärkischen Landesarchiv an die Karl-Franzens- Universität zurückgebracht und anschließend ein von ihm geleitetes Universitätsarchiv aufgebaut hatte. Er argumentierte, erst die Rückführung der Akten der Technischen Hochschule würden, in Zusammenführung mit den im Haus selbst noch lagernden älteren Materialien, die Basis für eine kontinuierliche Bearbeitung bilden. Gleichzeitig wäre natürlich auch ein eigener Archivar anzustellen. „Der mit der Führung des Ar- chivs betraute Archivar wäre selbst mit der Bearbeitung der Geschichte des Hauses und mit der Unterstützung und Förderung diesbezüglicher Arbeiten dazu befähigter anderer Personen zu beauftragen.“4 Damit wäre es nicht nur möglich, eine kontinuier- lich und aus den Quellen erarbeitete solide Geschichte des Hauses zu erstellen, sondern auch „zur Beratung bei der Organisationsplanung im Bereiche der Geschäftsführung der jeweils gegebenen Geschäftsstellen im Hause unter dem Aspekt der möglichst günstigen Archivierbarkeit der entstehenden Akten“ beizutragen. Und Höflechner beendete seine Ausführungen mit den Worten: „Die Existenz eines eigenen, wissen- schaftlich geführten Archivs ist eine für jegliche sinnvolle Bearbeitung der Geschich- te des Hauses in einigermaßen entsprechender Dimension unabdingbar notwendige Vorbedingung.“5 Abschließend listete er all jene Schritte auf, die zur Schaffung eines Archivs notwendig wären.

Zum Schmunzeln regt übrigens eine Formulierung Walter Höflechners aus dem Dezember 1985 an, die auf den Punkt bringt, wie man sich damals in Österreich von- seiten des Gesetzgebers, im Besonderen der Verfasser des Universitäts-Organisations- gesetzes (UOG), ein Universitätsarchiv vorstellte. In diesem Zusammenhang führte er nämlich aus:

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„Die Verfasser des UOG glaubten, daß ein Archiv ein Raum sei, in den man im Augenblick oder vermeintlich nie mehr benötigte Akten hineinwirft; sie wußten nicht, daß – will man die Institution nicht zielstrebig ihrer Geschichte berauben – ein Archiv eine wissenschaftliche Institution ist, die in fachkundi- ger Weise für die Sicherung, Aufbewahrung, Zugänglichmachung und für die Bearbeitung dieser Materialien sorgt.“6

Die Folge dieses externen Anstoßes war jedenfalls, dass am 7. August 1986 im Rekto- rat der Technischen Universität eine Besprechung stattfand, welche die Schaffung der Voraussetzungen zur Gründung eines eigenen Archivs zum Inhalt hatte. Anwesend waren bei dieser Sitzung Rektor Rudolf Domiaty, Prorektor Stefan Schuy, Professor Walter Höflechner und der damalige Bibliotheksleiter der Technischen Universität, Hofrat Karl F. Stock. Nachdem eine Beratungs- und Beschlussgrundlage in dieser Angelegenheit für den Akademischen Senat ausgearbeitet worden war, wurde dieser in seiner Sitzung vom 1. Dezember 1986 mit der Schaffung eines eigenen Archivs be- fasst. Der Senat beantragte daraufhin die Schaffung einer Planstelle „für den Aufbau, Ausbau und die Führung eines Dokumentationszentrums sowie für die wissenschafts- geschichtliche Bearbeitung des dort archivierten Materials.“7

Die Gründe, weshalb es in der Folge doch nicht zur Errichtung eines eigenen Uni- versitätsarchivs an der Technischen Universität kam, sind unbekannt. Nichtsdestowe- niger lag die Notwendigkeit, ein solches Archiv zu etablieren, auf der Hand. Mit dazu bei trug wohl das im Jahr 1988 veröffentlichte Werk Hans Peter Weingands: „Die Technische Hochschule Graz im Dritten Reich. Vorgeschichte, Geschichte und Nach- geschichte des Nationalsozialismus an einer Institution.“8 Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Notwendigkeit eines eigenen Universitätsarchivs neuerlich zum Thema.

Im Jahr 1991 war es dann Marcus Ludescher, der schriftlich Überlegungen und Vorschläge zur Nutzung eines Archivs an der Technischen Universität vorlegte, wobei er darauf hinwies, dass er damit ohnedies „offene Türen einrennen“ würde, und zwar insofern, „als nach Auskunft von Dr. Auer bereits entsprechende Schritte zur Schaffung eines solchen eingeleitet wurden.“9 Das Ansuchen um die Zuweisung einer entspre- chenden Planstelle sowie die Absicht, das zukünftige Archiv in den Räumlichkeiten der Technischen Universität in der Schörgelgasse 9 unterzubringen, waren damals bereits bei den zuständigen Stellen deponiert worden. Nun war es am neuen Rektor Hartmut Kahlert, am 8. Oktober 1992 einen Werkvertrag mit Marcus Ludescher abzuschließen, demzufolge dieser in Koordination und Absprache mit dem späteren Vizerektor Hof- rat Johann Theurl vom Planungs- und Entwicklungsdienst der Technischen Universität Planungen zum Aufbau einer Archiv- und Dokumentationsstelle an der Technischen Universität durchzuführen hatte. Als Ergebnis dieser Arbeiten legte Ludescher ein de- tailliertes Projektprogramm inklusive erster Berechnungen des notwendigen Raumbe- darfes vor.10 Marcus Ludescher war es auch, der in den Jahren 1993 bis 1995 im Rahmen erster Vorarbeiten aus den Archivalien des Rektorats die zweibändige Publikation „Das wissenschaftliche Personal an der Technischen Universität Graz“ schuf.11

Vorläufig ließ die Umsetzung des Projekts aber weiter auf sich warten. Der ent- scheidende Impuls zur Schaffung eines eigenen Universitätsarchivs kam schließlich

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vom Steiermärkischen Landesarchiv, das im Jänner 1994 ankündigte, „im Hinblick auf die voll belegten Depoträume unseres Hauses“12 die weitere Aktenübernahme einzu- stellen. Weiters führte der damalige Archivdirektor Hofrat Dr. Gerhard Pferschy aus:

„Vielmehr schlagen wir vor, den umfangreichen Bestand an historischen Uni- versitätsakten im Landesarchiv (250 Faszikel, 194 Bände) mit den seit den Ab- lieferungen neu in der Universität erwachsenen Registraturbeständen in einem eigenen Archiv der Technischen Universität, nach Möglichkeit im Universitäts- bereich selbst, zusammenzuführen und der Forschung zugänglich zu machen.“13 Da es zunächst hinsichtlich dieser Thematik zu keiner Einigung kam, lagerte das Stei- ermärkische Landesarchiv die betreffenden Akten in das Außendepot „Humanic-Hal- le“ aus, wobei die Verpackung derselben im November 1994 durchgeführt wurde, da die bisherigen Depoträumlichkeiten in der Alten Universität wegen der bald da- rauf erfolgenden Rückgabe an das Priesterseminar geräumt werden mussten. Weiters formulierte die Direktion des Steiermärkischen Landesarchivs an Universitätsdirek- tor Auer: „Vielleicht können Sie aber diese Zwangssituation für die Betreibung Ihrer Anträge nutzen.“14 Nun war tatsächlicher Handlungsbedarf gegeben. Die inzwischen beim Bundesministerium eingereichten Anträge der Technischen Universität um die Gewährung eines entsprechenden Dienstpostens für die Archivleitung wurden mit Nachdruck betrieben, und erste Räumlichkeiten für die Unterbringung des neu zu gründenden Universitätsarchivs wurden gesucht und gefunden.

Im Lauf des Jahres 1996 wurde schließlich tatsächlich ein reguläres Archiv an der Technischen Universität Graz errichtet, das ab September 1996 unter der Leitung von Dr.in Marieluise Vesulak stand (Abb. 1).15 Zu diesem Zweck wurden nun auch die bis dahin vom Steiermärkischen Landesarchiv verwalteten und mit dem Jahr 1826 einset- zenden Aktenbestände des Studiendirektors der Technischen Lehranstalt am Joanne- um sowie des Rektorats der Technischen Hochschule endgültig an die neu gegründete Institution abgegeben.

Das Archiv der TU Graz wurde zunächst in Kellerräumlichkeiten des Baukomple- xes Steyrergasse 4/Petersgasse 16 auf rund 90 m2 Fläche untergebracht. Noch fehlten ein Manipulationsraum, ein Benutzerraum und ein eigenes Büro für die Archivarin, die ihre Amtsgeschäfte von einem Arbeitsplatz in der Bibliothek der Technischen Uni- versität aus führen musste.16

Marieluise Vesulak hatte am Beginn ihrer Tätigkeit als „Einfraubetrieb“ alle Agen- den auszufüllen, die an eine Universitätsarchivarin herangetragen werden: Die Über- nahme und das Verzeichnen des abgegebenen Aktenmaterials, Schriftguts und ande- ren Quellenmaterials, die damit verbundene Depotverwaltung, die Ordnung und die Erschließung, aber auch die Beantwortung von Anfragen aus dem Haus selbst und aus ganz Österreich. Aufgrund der Qualität der Bestände und der traditionell internatio- nalen Ausstrahlung der Universität kamen rasch auch internationale Anfragen dazu, und so entstand in diesen Jahren unter anderem durch bedeutende Unterstützung des Archivs eine 2003 erschienene Biografie zum wohl international bedeutendsten Stu- dierenden an der alten „Technischen Hochschule“, zu Nikola Tesla.17

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Bedeutende Bestände wie der Vorlass des namhaften Grazer Geodäten Franz All- mer wurden ins Haus geholt, Ausstellungen und Projekte wurden geplant, und bereits im Jahresbericht 1997/1998 der Technischen Universität Graz merkte die damalige Archiv leiterin an: „In naher Zukunft sollen alle Interessierten auch die Möglichkeit haben, via Internet in den Beständen zu recherchieren.“18 Somit waren Grundaus- richtung und Zielvorgabe für das Archiv der TU Graz bereits in seiner Anfangsphase relativ genau definiert.

Eine weitere, bedeutende Schwerpunktsetzung für das Archiv ergab sich durch die Übernahme der Nachlässe nach den bedeutenden Architekten und Lehrenden an der Technischen Universität Graz, Karl Raimund Lorenz, Ferdinand Schuster und Hubert Hoffmann. Damit wurde der Grundstein für den mittlerweile höchst ansehnlichen und qualitativ hochwertigen Architekturschwerpunkt des Archivs gelegt.

Bescheiden waren zunächst die Räumlichkeiten, die dem Archiv zur Verfügung gestellt wurden. Adäquate Büroräumlichkeiten wurden erst gefunden, als die ehema- lige Hausmeisterwohnung im Bereich Petersgasse des Campus frei wurde.

Zu einem Schlüsseljahr für die weitere Entwicklung des Archivs wurde das Jahr 2006. Um die bereits 1998 angekündigte elektronische „Archivrecherche“ voran- zutreiben, wurde nicht nur ein erstes Archivverwaltungsprogramm erworben – das vom Steiermärkischen Landesarchiv gemeinsam mit Joanneum Research entwickelte

„Archivis“ –, sondern es wurde auch personell aufgerüstet. Vom Zentralen Informa- Abb. 1: Dr. Herwig Christalon von der Steiermärkischen Sparkasse und die Leiterin des Archivs der TU Graz, Dr.in Marieluise Vesulak bei der Vernissage zur Ausstellung „100 Jahre Technisches Doktorat“ in Graz am 23. Oktober 2001 (© Gerhard Moderitz, TU Graz)

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tikdienst (ZID) der Technischen Universität Graz wurde dem Archiv Frau Dr.in Hel- ga Reinbacher zugeteilt, um die elektronische Archivverwaltung und die Ermögli- chung der Archivrecherche über das noch junge Internet voranzutreiben. 1995 war ja erstmals die Nutzung des world wide web für Studierende und Lehrende an der Technischen Universität möglich geworden.

Da die Bestände und die Aufgaben des Archivs der TU Graz ständig wuchsen, kam es im Jahr 2008 zu einer weiteren Personalaufstockung. Für den Bereich der De- potverwaltung sowie für das Verzeichnen der Neuzugänge wurde der Historiker Mag.

Christian Carli angestellt. Etwa gleichzeitig wurde auch ein zusätzliches, klimatisch allerdings höchst problematisches Außendepot in der Belgiergasse bezogen.

Universitätsinterne Umstrukturierungsmaßnahmen führten im Jahr 2010 dazu, dass die bisher eigenständige „Organisationseinheit“ Archiv mit der Organisations- einheit „Bibliothek“ zusammengeführt wurde, wobei man einem in Zentraleuropa da und dort damals bereits einsetzenden Trend im Universitätsbereich folgte. Das bisher völlig eigenständige Archiv wurde damit zur Abteilung „Archiv und Dokumentation“, die allerdings auf Wunsch Marieluise Vesulaks weiterhin mit einem eigenen Budget ausgestattet wurde. Gleichzeitig wurden die Büroräumlichkeiten des Archivs in das Bibliotheksgebäude der Technischen Universität in der Technikerstraße 4 übersiedelt, wo man zusätzlich ein klimatisch einwandfreies Depot mit neuen Verschubregalen in Nutzung nehmen konnte. In diesem neuen Raum wurden in weiterer Folge die Rekto- ratsakten der Jahre 1826 bis 1993 und mehrere wichtige Kernbestände, die besonders häufig nachgefragt wurden, untergebracht.

Da um dieselbe Zeit mehrere größere Forschungs- und Publikationsprojekte zu betreuen waren und das 200-Jahr-Jubiläum der Technischen Universität herannahte, wurde der Personalstand um eine Freie Dienstnehmerin aufgestockt. Es handelte sich dabei um die Ethnologin Mag.a Maria Eibelhuber, die in die genannten Projekte ein- gebunden wurde und unter anderem gemeinsam mit Marieluise Vesulak den 2011 er- schienenen TU Graz Art Guide herausgab.19 Mit Jänner 2012 schied Dr.in Marieluise Vesulak aus dem Dienst der Technischen Universität Graz aus und die Leitung des Archivs wurde mit Mai 2012 von Dr. Bernhard Reismann übernommen.

In der Folge wurde insbesondere der Architekturschwerpunkt des Archivs ver- stärkt. So wurden in den Jahren 2012 bis 2015 die Vor- und Nachlässe Herta Fraune- der-Rottleuthner, Team A, Konrad Frey, Fritz Hodnik, Peter Hellweger, Hans Karl Zisser und Karl Augustinus Bieber für das Archiv gesichert, große Diapositiv-Be- stände mehrerer Architekturinstitute übernommen und gleichzeitig mithilfe der Mit- arbeiterinnen Dr.in Marion Starzacher, DI Elisabeth Seuschek, Mag.a Silke Moosba- cher-Zechner, Mag.a Nina Giesen und DI Bettina Paschke mit der Digitalisierung und Erschließung dieser Bestände begonnen. Möglich wurde dies unter anderem durch die Mitarbeit am Hochschulraum-Strukturmittelfonds-Projekt „Repositorium Steirisches Wissenschafts- und Kulturerbe“.

Die dafür notwendige Ausstattung an modernen und hochwertigen Gerätschaften für diese umfangreichen Digitalisierungsarbeiten wurde ab dem Mai 2012 geschaf- fen, und im Jahr 2013 erfolgte der Umstieg auf das neue, für das Archiv der TU Graz besser geeignete Archivverwaltungsprogramm ActaPro, das von Dr.in Helga Rein-

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bacher von der Fachtagung „Archivistica“ in Köln mit in die Steiermark gebracht worden war.

In diesem Bereich wurde ab 2013 neben der Erstellung einer praktikablen, auf der Archivtektonik beruhenden Datenstruktur die aufwendige und technisch anspruchs- volle Datenmigration sowie die Nachführung der Metadaten für Zehntausende Digi- talisate vorangetrieben (Abb. 2). Unter der Leitung von Frau Dr.in Reinbacher gelang es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Archivs bis Februar 2016, auch die neu hinzugekommenen Bestände in die Archivtektonik einzupflegen und so die bereits 1998 angekündigte Internetrecherche tatsächlich möglich zu machen. Nicht ohne Stolz darf erwähnt werden, dass es diese bedeutenden Leistungen waren, die dazu führten, dass das Archiv der TU Graz nunmehr als zweites österreichisches Universitätsarchiv über eine entsprechende elektronische Recherchemöglichkeit mit mittelweile mehr als 40.000 Datensätzen (Stand Mai 2016) verfügt.

Neben diesem „elektronischen Archiv“, das sich in ständiger Erweiterung be- findet, wurden auch die traditionellen Arbeiten, die in einem Archiv anfallen, nicht vernachlässigt. Durch die Beistellung mehrerer zusätzlicher Depoträume in der Pe- tersgasse gelang es dem Archivleiter in den Jahren 2015 und 2016, das klimatisch problematische Außendepot in der Belgiergasse aufzulassen und diese Bestände in das neue Zentraldepot Petersgasse zu überführen. Damit wurde es erstmals möglich, alle Bestände, die zuvor zerrissen waren, der Archivtektonik entsprechend in eine funktionierende Aufstellung zu bringen, sodass im Lauf der kommenden beiden Jahre auch eine elektronische Magazinverwaltung implementiert werden kann.

Abb. 2: Eine Freie Dienstnehmerin des Grazer TU-Archivs bei Digitalisierungsarbeiten im Bereich der Fotosammlung (© Dietmar Herbst, TU Graz)

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Gleichzeitig konnte in der Petersgasse ein eigener Manipulations- und Lagerraum ge- schaffen werden, in dem auch eine Reinraum-Werkbank installiert wurde, um schwer verschmutzt oder verstaubt angelieferte Archivalien in angemessener Weise reinigen zu können. Für die wertvollsten Archivalien wurde schließlich ein großer, feuerfester Tresor angeschafft.

Die Büroräumlichkeiten des Archivs wiederum wurden durch die Aufstockung der Mitarbeiterinnen über Freie Dienstnehmerinnen auf insgesamt acht Personen (Abb. 3, Stand Mai 2016) vermehrt und weitere Publikationen verfasst, darunter 2013 das als Band 3 der Schriftenreihe „Archiv und Bibliothek der TU Graz“ erschienene Werk „verMessen. Franziszeische Grundkataster von Graz“ und die ebenfalls 2013 erschienene Festschrift „125 Jahre Alte Technik“ aus der Feder des Archivleiters.

Abb. 3: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Grazer TU-Archivs im Jahr 2015 (v.l.n.r.): DI Bettina Paschke, Dr.in Marion Starzacher, Mag.a Silke Moosbacher-Zechner, Leiter Dr. Bern- hard Reismann, Mag.a Nina Giesen und Mag. Christian Carli. Nicht auf dem Bild: Dr.in Helga Reinbacher und Victoria Reitbauer (© Dietmar Herbst, TU Graz)

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Tektonik und Bestände des Archivs der TU Graz

Die Tektonik zur Erschließung der Bestände des Archivs wurde gemeinsam mit dem seit 2007 bestehenden Unternehmen „Archiversum“ in Wien, geleitet von Dr. Martin Stürzlinger, erarbeitet, wobei natürlich auf die Verwaltungsstruktur der Technischen Hochschule bzw. Technischen Universität Graz Rücksicht genommen wurde. Folgen- de Bestandsgruppen sind darin enthalten:

1. Rektorat

2. Akademischer Senat 3. Fakultäten

4. Dienstleistungseinrichtungen der Technischen Universität 5. Sammlungen, Vor- und Nachlässe

6. Studentische und sonstige Einrichtungen 7. Unterrichtseinrichtungen

Die Bestandsgruppe „Rektorat“ umfasst die Akten der „Allgemeinen Registratur“, der Einfachkeit halber auch als „Rektoratsakten“ bezeichnet (Abb. 4). Überliefert ab dem Jahr 1826 umfassen diese Akten Schriftstücke und Dokumente, die im Rahmen der Verwaltungsarbeit entstanden und bis zur Errichtung des Archivs der TU Graz im Jahr 1996 im Steiermärkischen Landesarchiv gelagert waren. In diesem Jahr an das Archiv übergeben, reichen sie bis in die jüngste Vergangenheit, der Bestand wird Abb. 4: Mag. Christian Carli mit einem Indexbuch zu den Rektoratsakten im Depot Techniker- straße (© Dietmar Herbst, TU Graz)

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Abb. 5: Titelseite der Satzungen des Grazer Akademischen Turnvereins aus dem Jahr 1863 (© ATUG)

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regelmäßig erweitert. Erschlossen werden diese Akten größtenteils durch Index- und Protokollbände, die mit dem Jahr 1826 einsetzen und beinahe lückenlos überliefert sind. Diese Bände wurden bis zum Jahr 1999 geführt.

Die Rektoratsakten sind nicht nur für die Erforschung der Geschichte der Techni- schen Hochschule bzw. Technischen Universität selbst von größter Bedeutung, son- dern auch wirtschafts- und kulturgeschichtlich interessant. Hier finden sich alte Fir- menprospekte, die einen Beitrag zur Erforschung der technischen Entwicklung leisten können, hier finden sich auch Einladungen zu Bällen und Veranstaltungen in Graz und der gesamten Steiermark, und hier finden sich unter anderem auch Vereinssatzungen von Vereinigungen, die in einem näheren oder ferneren Verhältnis zu Lehrenden und Studierenden der Technischen Hochschule gestanden haben, zum Beispiel die Satzun- gen des Akademischen Turnvereins in Graz aus dem Jahr 1863 (Abb. 5).

In den „Selekta“ des Rektorats finden sich Haupt- und Fachkataloge aus den ersten 60 Jahren des Bestehens der Technischen Hochschule, die Auskünfte über Lehren- de, Studierende und belegte Studien enthalten. Dazu kommen noch „Nationale“ der Studierenden aus dem Zeitraum zwischen 1955 und 1970, Personenstandsblätter von Bediensteten der Hochschule von etwa 1875 bis 1935, die Auskunft über biografische Daten, Studium und wissenschaftliche Leistungen der betreffenden Personen geben, Bauakten zur Alten Technik (1884–1888), zur Neuen Technik (1920–1926) und zu den nach 1945 entstandenen Gebäuden der Technischen Universität sowie Berufungsakten zahlreicher Lehrender.

Weitere Serien des Bestands „Rektorat“ betreffen die jüngere Verwaltungsge- schichte ab dem Jahr 2003, Doktoratsangelegenheiten und Doktoratsakten sowie die mit dem Jahr 1901 einsetzenden Promotionsbücher und schließlich die Serie „Jubiläen und Feiern“. Diese umfasst alle akademischen Feiern, von Sub-Auspiciis-Promotionen über die Verleihung akademischer Würden und die Erneuerung akademischer Grade bis hin zu Rektorsinaugurationen und Jubiläumsfeierlichkeiten. Die Serie setzt mit dem Jahr 1899 ein.

Die Bestandsgruppe Senat umfasst folgende vier Serien: Protokolle, Sitzungspro- tokolle, Bewerbungen sowie Unterlagen und Schriftverkehr. Bei den Protokollen und Sitzungsprotokollen handelt es sich um die 1873 einsetzenden Protokolle der Sitzun- gen des Professorenkollegiums als Vorläufer des heutigen Akademischen Senats. Die- se sind bis zum Jahr 1938 mehr oder weniger lückenlos erhalten geblieben. Sie sind durch die Archivrecherche bis zum Jahr 1936 voll zugänglich. Die Sitzungsprotokolle des Akademischen Senats setzen im Jahr 1949 ein und werden ebenso elektronisch er- schlossen. Neben diesen Protokollen werden im Archiv der TU Graz auch Unterlagen und Schriftverkehr des Büros des Akademischen Senats ab dem Jahr 1981 verwahrt.

Die Bestandsgruppe „Fakultäten“ beinhaltet Zeugnisse der Ersten und Zweiten Staatsprüfung sowie Verwaltungsakten der einzelnen Fakultäten bzw. Dekanate. Die Zeugnisse der Ersten Staatsprüfung existieren beinahe lückenlos ab dem Jahr 1879 und reichen bis zum Jahr 1980. Die Zeugnisse der Zweiten Staatsprüfung sind, je nach Fakultät unterschiedlich, ab dem Jahr 1879 mit teilweise allerdings großen Lü- cken innerhalb der ersten Jahrzehnte erhalten geblieben. Anzumerken bleibt in diesem Zusammenhang, dass der Studiengang jeder Studentin und jedes Studenten über die

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„Studienblätter“, die sich in Verwahrung der Studienabteilung befinden, vom Archiv aber mitgenutzt werden können, dennoch lückenlos nachzuvollziehen ist. Die Akten der einzelnen Fakultäten bzw. Dekanate sind in unterschiedlichem Maße erhalten ge- blieben.

In der Bestandsgruppe „Dienstleistungseinrichtungen“ finden sich die Serien des

„Zentralen Services“, der kurzzeitig bestehenden Einrichtung des „Universitätsdi- rektors“, der Rechtsabteilung, der Abteilung „Studienservices und Prüfungsangele- genheiten“, des Büros für Auslandsbeziehungen, der Abteilung für Forschungs- und Technologieinformation, der Bibliotheksservices und des Archivs der Technischen Universität Graz. Dazu kommen noch Unterlagen des Büros für Gleichstellung und Frauenfragen sowie des Büros des Unirates.

Ein wichtiger Bestand ist jener der Abteilung „Studienservice und Prüfungsange- legenheiten“. Dieser umfasst folgende drei Serien: Registratur inländische Studieren- de und Registratur ausländische Studierende sowie Verwaltungsakten. Der Bestand setzt für die inländischen Studierenden mit dem Jahr 1959 ein, für die ausländischen Studierenden mit dem Jahr 1965. Relativ umfangreich und viele Bereich abdeckend stellt sich vor allem der Bestand der Verwaltungsakten der Bibliothek der Technischen Universität und ihrer Vorläufer ab dem Jahr 1875 dar. Die geschichtliche Entwicklung dieser Institution, aber auch die Auslagerung von Buchbeständen während des Zwei- ten Weltkrieges inklusive damit verbundener Auflistungen von Verlusten sind darin ebenso enthalten wie Miszellanea und einzelne, kleinere Bestände zu den dislozierten Fachbibliotheken.

Die Bestandsgruppe „Sammlungen“ ist neben den Rektoratsakten wohl jene Grup- pe, die für die Forscher, insbesondere jene, die sich mit der steirischen Geschichte und der Geschichte der steirischen Architektur im Besonderen befassen wollen, die reichste Fundgrube bietet. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang zunächst einmal die Sammlung analoger Fotografien zur Geschichte der Technischen Universität, die inzwischen auch zur Gänze in digitalisierter Form vorliegt. Sie ist nach den Serien Veranstaltungen, Persönlichkeiten, Gebäude der Technischen Universität Graz und Sonstiges geordnet.

Die Diasammlung wiederum umfasst insgesamt an die 200.000 Diapositve vom Kleinbild-Diapositiv bis zum Glasplattendiapositiv im Format 9 x 13 cm und reicht bis in das ausgehende 19. Jahrhundert zurück. Digitalisiert wurden bislang vor allem jene Bestände, die einen Steiermarkbezug aufweisen oder für Forschung und Lehre an der Technischen Universität Graz wichtig erscheinen. Besondere Bedeutung kommt dabei den Sammlungen des Instituts für Architektur und Landschaft, des Instituts für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften, des Instituts für Gebäudelehre, des Instituts für Raumgestaltung, des Instituts für Stadt- und Baugeschichte (Abb. 6) sowie des Instituts für Städtebau zu. Für Forscher, die sich mit der steirischen Archi- tektur nach 1945 befassen, ist besonders die Diapositivsammlung Wolfdieter Dreib- holz von Bedeutung, die vom Land Steiermark über das Haus der Architektur an das Archiv der TU Graz gekommen ist. Sie umfasst an die 6.000 Diapositive und ist voll- ständig digitalisiert sowie mit Metadaten versehen. Fotosammlungen bzw. Sammlun- gen von großformatigen Diapositiven und Glasplattennegativen existieren aber auch

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im Bestand der einzelnen Unterrichtseinrichtungen. Hier warten Tausende von alten Orts- und Gebäudeansichten aus der Steiermark, ganz Österreich und dem europäi- schen Ausland darauf, beforscht und verwendet zu werden. In vielen Fällen handelt es sich dabei um Unikate, die für die Lehre angefertigt wurden und damit eine her- vorragende Ergänzung zu den umfangreichen Sammlungen von Bilddokumenten im Steiermärkischen Landesarchiv oder im Universalmuseum Joanneum darstellen. Zu erwähnen sind hier unter anderem Originalfotografien ab den 1860er-Jahren mit den Schwerpunkten Wien und Steiermark, ein Fotoband aus dem Persien der 1880er-Jahre oder Dokumentationen alter Österreichischer Schmiedeeisenkunst aus den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Letztere ist auch online bereits voll recherchierbar.

Die Plansammlung wiederum umfasst rund 1.500 Baupläne zahlreicher Bauwerke der Technischen Universität Graz. Die Pläne von einzelnen Architektinnen, Architek- ten und Architekturbüros finden sich bei den einzelnen Vor- und Nachlässen sowie Sammlungen. Unter diesen sind unter anderem die Bestände zu Herbert Eichholzer, Fritz Hodnik und Hans Karl Zisser zu erwähnen, die mit ihren Bauten, Geschäftsfas- saden und Geschäftseinrichtungen das Grazer Stadtbild teils bis heute prägten und prägen. Besonders Zissers zahlreiche Geschäfts- und Fassadengestaltungen ab den späten 1920er-Jahren (Gummi Neger, Kaufhaus Schreiner am Jakominiplatz, Frisier- Abb. 6: Dieses Bild des Bereiches Grazer Glacis/Ecke Rechbauerstraße aus der Zeit um 1928 stammt aus der Glasplattensammlung des Instituts für Stadt- und Baugeschichte. Es steht sym- bolisch für eine Vielzahl von historischen Bilddokumenten mit Bezug auf die Stadt Graz und die gesamte Steiermark (© ATUG).

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salon Buna, die heute noch bestehenden Tabakkiosks am Joanneumring, Café Herren- hof, Stiefelkönig u. v. a.) harren noch der intensiven Beforschung.

Es würde hier zu weit führen, alle Sammlungen, Vor- und Nachlässe im Detail zu schildern. Einige besonders wichtige sollen in der Folge allerdings vorgestellt werden.

Das Privatarchiv des Grazer Geodäten Franz Allmer (1916–2008) zum Beispiel kam im Jahr 1998 in Rahmen einer Schenkung Franz Allmers an das Archiv der TU Graz und wurde nach seinem Ableben um weiteres Material ergänzt. Es umfasst ne- ben Lebensdokumenten und gesammelten Materialien zu geodätischen Themen noch 48 Laufmeter Aktenordner mit gesammelten Materialien zu berühmten Geodäten aus der ganzen Welt und zu einzelnen Themenbereichen der Geodäsie, Realien und rund 5.000 Diapositive, die das Leben Franz Allmers sowie geodätische Themen betref- fen. Ein Großteil dieser Diapositive steht mittlerweile in digitaler Form zur Verfü- gung. Zum „Allmer-Archiv“ gehört auch die rund 1.000 Bände umfassende Bibliothek Franz Allmers, die gesondert aufgestellt ist.

Der Nachlass Dietrich Ecker (1938–1995) kam nach seinem Tod an das Archiv der TU Graz und umfasst Materialien zur steirischen Architekturgeschichte, Hunderte Fotodokumente und rund 3.500 Diapositive zu dieser Thematik.

Der Nachlass des Architekten und Lehrenden Karl Raimund Lorenz (1909–1996) wurde im Jahr 2000 für das Archiv erworben und umfasst rund 1.500 Pläne zu ver- schiedensten Projekten. Karl Raimund Lorenz unterrichtete von 1947 bis 1979 am Institut für Gebäudelehre und Entwerfen der Technischen Universität Graz. Seine zahlreichen Bauprojekte ab den 1950er-Jahren im Bereich der Grazer Hochschulen und Universitäten wie die „Neue Chemie“, das Wasserbaulabor der TU Graz oder das Heizhaus der Karl-Franzens-Universität in der Heinrichstraße sind durch die Samm- lung des Archivs bestens dokumentiert.

Der Nachlass des Architekten und Lehrenden Ferdinand Schuster (1920–1972) wiederum wurde im Jahr 2005 für das Archiv der TU Graz erworben und umfasst rund 1.500 Pläne zu verschiedensten Projekten, die großteils in der Steiermark ver- wirklicht wurden. Ferdinand Schuster unterrichtete von 1964 bis 1972 am Institut für Baukunst und Entwerfen der Technischen Universität Graz.

Der Nachlass nach dem Architekten und Lehrenden Hubert Hoffmann (1904–

1999) umfasst Lebensdokumente, Korrespondenzen, zahlreiche von ihm verfasste architekturtheoretische Abhandlungen sowie Fotodokumente und Pläne zu Projekten Hoffmanns, darunter spannende Projekte und Entwurfsskizzen für die Neugestaltung von Teilen der Grazer Innenstadt. Hubert Hoffmann unterrichtete von 1969 bis 1974 am Institut für Städtebau und Entwerfen der Technischen Universität Graz, war eine der prägenden Grazer Persönlichkeiten im damaligen Städtebau und engagierte sich auch stark rund um die Bürgerbewegung zur Verhinderung der offenen Pyhrnauto- bahntrasse durch die Stadtteile Eggenberg und Wetzelsdorf.

Der Vorlass des Grazer Architekturbüros Team A wurde im Jahr 2013 bei der Auflösung des Büros an das Archiv der TU Graz übergeben, wobei einige wenige Projektunterlagen sowie Modelle auch an das Architekturzentrum Wien gingen. Viele der umgesetzten Projekte des Architekurbüros, unter anderem das Bundesgymnasium Dreihackengasse, das Raiffeisenbankgebäude Graz-Andritz, das Ämtergebäude der

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Bundespolizeidirektion Graz in der Paulustorgasse oder das neue Stadion Liebenau, sind durch Pläne, Plakate, Fotodokumentationen und teilweise auch durch die entspre- chenden Modelle dokumentiert.

Die Sammlung nach der Architektin Herta Frauneder-Rottleuthner (1912–1999), der ersten Architektin, die an der Technischen Hochschule Graz einen Abschluss er- warb, kam im Jahr 2012 als Schenkung ihrer Tochter Elisabeth Rottleuthner an das Archiv der TU Graz. Die Pläne werden in ihrer Gesamtheit digitalisiert und mit den notwendigen Metadaten versehen.

Der Werknachlass nach dem Grazer Architekten und Lehrenden an der Techni- schen Universität Graz, Fritz Hodnik (1910–1974), der das Büro von Herbert Eichhol- zer übernahm, wurde im Jahr 2011 für das Archiv der TU Graz gesichert.

Die Sammlung Leopold Theyer (1851–1937), im Jahr 2012 von Institut für Archi- tekturtheorie an das Archiv der TU Graz übergeben, besteht aus Drucken und Origi- nalfotografien zur österreichischen und internationalen Architekturgeschichte ab dem 18. Jahrhundert. Die Originalfotografien aus den Jahren ab 1864 wurden mittlerweile zur Gänze digitalisiert und sind online recherchierbar. Leopold Theyer unterrichtete von 1907 bis 1923 Technisches Zeichnen und Freihandzeichnen an der Bauingenieurs- schule und ab 1914 Hochbaukunde und Eisenbahnhochbau an der Technischen Hoch- schule Graz. Er prägte Teile des Grazer Stadtbildes, besonders am Joanneumring.

Die Bestandsgruppe sechs betrifft studentische und sonstige Einrichtungen. Unter diesem Begriff subsummiert sind die Bestände der Österreichischen Hochschüler- schaft an der Technischen Universität, des Betriebsrates und der Alumni der Techni- schen Universität, wobei diese Bestände mit dem Jahr 1946 einsetzen.

Die letzte der Bestandsgruppen, die Bestandsgruppe sieben, betrifft die Unter- richtseinrichtungen der Technischen Universität, also die Institute. In diesem Zusam- menhang ist zu erwähnen, dass nur rund ein Viertel der Institute bisher Unterlagen, die ihre Tätigkeit betreffen, an das Archiv abgeliefert haben. Inhaltlich bestehen dabei große Unterschiede. Teilweise reichen die einzelnen Bestände bis in das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts zurück, der Großteil des Materials setzt aber erst nach dem Jahr 1945 ein. Eine nähere Auflistung der entsprechenden Bestände unterbleibt an dieser Stelle. Nicht unerwähnt bleiben soll aber, dass sich in den Institutsbeständen teilweise Materialien von eminenter Bedeutung finden. So werden in den Beständen des In- stituts für Stadt- und Baugeschichte Tausende Diapositive und Glasplattennegative, entstanden ab dem Jahr 1895, aufbewahrt, die von Bedeutung für ganz Mitteleuropa sowie den Nahen Osten und Asien sind. In den Beständen des Instituts für Raumkunst wiederum findet sich zum Beispiel eine Glasplatten-Diapositivsammlung, die den Er- zeugungsprozess von Thonetmöbeln in Österreich und der Tschechoslowakei während der 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts zum Inhalt hat.

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Möglichkeiten der Nutzung Die Internetrecherche

Wie bereits erwähnt, wurde in den vergangenen Jahren vom Team rund um Frau Dr.in Helga Reinbacher mit großer Energie an der Umsetzung der Digitalisierung und der Archivrecherche mithilfe des Internets gearbeitet. Seit dem Frühjahr 2016 stehen durch diese Aktivitäten bereits mehr als 40.000 digitale Datensätze zur Onlinerecherche be- reit (Abb. 7). Diese Daten können unter http://archivbestand.tugraz.at abgerufen wer- den. Gesucht werden kann entweder über einen Tektonikbaum, der die Tektonik des Archivs der TU Graz widerspiegelt, oder über die „Suchfunktion“, in der man nach Suchbegriffen bzw. Stichworten ebenso suchen kann wie nach der eventuell bereits bekannten Signatur der betreffenden Archivalie. Die Metadaten zu den Digitalisaten wurden nach den gängigen ISAD- und ISAAR-Normen erstellt, wobei das verwendete Archivverwaltungsprogramm ActaPro, ein deutsches STARTEXT-Produkt, nach den Wünschen des Archivs der TU Graz an die österreichischen universitären Bedürfnisse angepasst wurden, und im nächsten Release auch die wichtige gesetzliche Vorgabe der Barrierefreiheit erfüllen wird. Das Grazer TU-Beispiel machte inzwischen Schule, und so konnten, basierend auf den Grazer Erfahrungen, inzwischen mehrere weitere österreichische Hochschularchive für die Arbeit mit diesem Programm, das besonders Archiven mittlerer Größe sehr entgegenkommt, gewonnen werden.

Als „Grazer Besonderheit“ darf herausgestrichen werden, dass gemeinsam mit dem Einpflegen der Datensätze zum „Dreibholz-Archiv“ von Dr.in Marion Starzacher und Dipl. Ing. MSc Stefan Fink mit der Erstellung eines umfangreichen Thesaurus begonnen wurde, der mit der GND-Datenbank (Gemeinsame Normdatei) verknüpft wurde und wird. Dies eröffnet stark erweiterte Suchfunktionen und Verknüpfungen, die zum Beispiel dann wichtig werden, wenn man rasch recherchieren möchte, welche Architektin bzw. welcher Architekt einzeln oder im Rahmen von Architektenbüros mit anderen Berufskolleginnen und Berufskollegen zusammengearbeitet hat.

Über die „Stichwortsuche“ erhält man rasch alle digital verfügbaren Dokumente zu Personen und Orten auf den Bildschirm, aber auch Informationen zu einzelnen Gebäuden und Einrichtungen und zu einzelnen Akten, soweit diese bereits verzeichnet und in das System eingespielt wurden. Besonders wichtig ist, dass über diese Suchfunktion auch sofort die entsprechenden, vorhandenen Bilddokumente gefunden und nach ihrer allfälligen Relevanz für die jeweilige Recherchearbeit beurteilt werden können. An der Möglichkeit, Archivalien auf diese Weise vorzubestellen oder sie sich digital gleich zusenden zu lassen, wird zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Beitrages gerade gearbeitet.

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Die Archivrecherche vor Ort

Natürlich besteht weiterhin auch die „traditionelle“ Möglichkeit der Archivrecher- che vor Ort, in den Büroräumlichkeiten des Archivs der TU Graz, Technikerstraße 4. Während der Zeiten des Vorlesungsbetriebes steht das Archiv allen Benutzerinnen und Benutzern täglich zwischen 8 Uhr und 12 Uhr vormittags offen, darüber hinaus nach vorheriger Vereinbarung. Gewünschte Archivalien sollten allerdings einen Tag früher telefonisch oder via E-Mail bestellt werden, eine vorherige Kontaktaufnahme mit dem Archiv unter Bekanntgabe des zu bearbeitenden Themas wäre wünschens- wert. Im Archiv werden auf Wunsch kostenpflichtig auch Digitalisate und Xerokopien angefertigt, wobei Studierenden dieses Service kostenlos zur Verfügung steht.

Abb. 7: Arbeit an der Internetrecherche des Archivs der TU Graz im Jahr 2015 (© Dietmar Herbst, TU Graz)

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1 Archiv der Technischen Universität Graz (ATUG), Rektoratsakten, Akte Nr. 37/1980, Schreiben vom 7.1.1980.

2 Ebenda, Akte Nr. 1020/1986, Schreiben vom 11.11. und 3.12.1986.

3 Ebenda, Akte Nr. 101/1987, Schreiben vom 6.12.1985.

4 Ebenda.

5 Ebenda.

6 Ebenda.

7 ATUG, Rektoratsakten, Akte 101/1987, Ak- tennotiz vom 7.8.1986 und Schreiben des Aka- demischen Senats vom 1.12.1986.

8 Hans Peter WEINGAND: Die Technische Hochschule Graz im Dritten Reich. Vorge- schichte, Geschichte und Nachgeschichte des Nationalsozialismus an einer Institution, Graz

11988, Graz 21995.

9 ATUG, Rektoratsakten, Akte 783/1991.

10 Ebenda.

11 Marcus LUDESCHER: Das wissenschaftliche Personal an der Technischen Universität Graz,

Teil 1. Von den Anfängen bis 1914, Typoskript, Graz 1993, Teil 2. 1914 bis 1995, Typoskript, Graz 1995.

12 ATUG, Rektoratsakten, Akte 164/1994, Schreiben vom 27.1.1994.

13 Ebenda.

14 ATUG, Rektoratsakten, Akte 164/1994, Schreiben vom 27.1.1994 und 1.12.1994.

15 Ebenda, Akte 322/1997, Schreiben vom 29.9.1997.

16 Ebenda, Akte 283/1997, Bericht Marielui- se Vesulaks an Rektor Irolt Killmann vom 4.7.1997.

17 Dan M. MRKICH: Nikola Tesla. The Europe- an years, Ottawa 2003.

18 Marieluise VESULAK: Das Archiv der TU Graz, in: Technische Universität Graz, Bericht 1997/1998, Graz 1998, 53.

19 Maria EIBELHUB, Marieluise VESULAK (Hgg.): TU Graz Art Guide (= Archiv und Bi- bliothek der TU Graz, 2), Graz 2011.

Referenzen

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