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VII. Workshop Informations, News on Research and

Publications in Progress.

Das neue Historisch-Kritische Wörterbuch des Marxismus.

KURZBESCHREIBUNG DES PROJEKTS, VON THOMAS LAUGSTIEN, BERLIN

Historisch-Kritisches Wörterbuch des Marxismus. Unter Mitwirkung von mehr als 500 Wissenschaftlerinnen und Wis- senschaftlern, herausgegeben von Wolf- gang Fritz Haug. Vol. I: „Abbau des Staa- tes" bis „Avantgarde", Hamburg, Argu- ment-Verlag, 1994, ISBN 3-88619-431- 0. Preis: 129,- DM, Subskriptionspreis bis 30. 6.1995: 98,- DM.

Nach zehnjähriger Vorarbeit ist jetzt der erste Band des Historisch-Kritischen Wör- terbuchs des Marxismus erschienen. Er be- handelt auf über 800 Spalten 110 Stich- worte. Band 2 soll mit den Stichworten

„Bank" bis „Dummheit", die ebenfalls für den ersten Band angekündigt waren, in diesem Jahr folgen. Damit hat das ur- sprünglich auf 6 Bände konzipierte Unter- nehmen schon jetzt den vorgesehenen Rahmen gesprengt. Das Gesamtwerk wird nicht vor dem Jahr 2000 abgeschlossen sein.

Dabei hatte es bescheiden angefangen:

„Ergänzungsbände" waren einmal ange- kündigt gewesen, und zwar zur deutschen Ausgabe des Kritischen Wörterbuch des Marxismus (KWM), dessen Herausgeber Georges Labica nun den ersten Band HKWM mit dem Artikel, Abbau des Staa- tes" eröffnet. Zwischen beiden Werken - die französiche Originalausgabe des KWM

erschien 1982 • liegt mittlerweile ein epo- chaler Einschnitt. Als Ende 1989 der letzte Band des KWM auf deutsch erschien, war die Sowjetunion im Umbruch begriffen;

das sich anbahnende Ende der DDR nahm das der SU vorweg. Ein geschichtlicher Bruch vollzog sich, dessen Radikalität Bis- heriges schlagartig der Vergangenheit überantwortete.

Vollzog das KWM bereits den Bruch mit der Ideologie der Dritten Internationa- le, so blieb es doch in starkem Maße kri- tisch auf diese Tradition bezogen. Im HKWM waren die Akzente durch die Öff- nung für die theoretische Kultur unter- schiedlicher nationaler und kontinentaler Prägungen von vorneherein vielfältiger gesetzt. Was es aber mehr als alles andere unterscheidet, ist die Prägung durch die- sen historischen Moment, der, so der Her- ausgeber, „einer der Historisierung und der unbefangenen Kritik ist, aus der Im- pulse für die Zukunft entspringen kön- nen"

Wer den ersten Band durchblättert, wird zudem den stark „philologischen" Ak- zent bemerken, den Haug mit den Nöten und Notwendigkeiten der „postkommuni- stischen Situation" begründet: Als festge- fügte Weltanschauung ist marxistisches Wissen nicht mehr zu tradieren, geschwei- ge denn zu vermitteln. Als das „unüber- sichtliche Material" des HKWM erweist sich statt dessen nun ein „zerklüftetes, von

THE INTERNATIONAL NEWSLETTER OF HISTORICAL STUDIES ON COMINTERN, COMMUNISM AND STALINISM, Vol. II. (1994/95). No 5/6

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vielfältigen Antagonismen durchzogenes Wisen mit seinen Einsichten und Blindhei- ten, seien Anmaßungen und Erfahrungen, seinen widerlegten Annahmen und unerle- digten Potentialen", das weder erschöp- fend noch umfassend dargestellt werden kann. So fällt denn auch auf, daß Haug im Vorwort kaum noch Bezug nimmt auf bis- herige marxistische Wörterbücher, die vor dem Erscheinen des KWM traditionell den

„enzyklopädischen Standpunkt" verfoch- ten, wie ihn noch Hans-Jörg Sandkühlers Europäische Enzyklopädie 1990 zu erneu- ern versucht hat, sondern sich in dieser Hinsicht vor allem an den Ansprüchen und Maßstäben des Historisch-Kritischen Wörterbuchs der Philosophie von Joachim Ritter reibt. Freilich gibt es, so wird betont,

„nicht nur kaum Überschneidungen, son- dern es ist, als spräche das Historisch-kriti- sche Wörterbuch des Marxismus in ein gähnenden Schweigen hinein, das den Dis- kurs jenes Werks als bürgerlichen charak- terisiert, so wie das Brechen des bürgerli- chen Schweigens die Notwendigkeit des marxistischen Wörterbuchs ausmacht"

Mehr als 500 Mitarbeiter aus dem In- und Ausland sind bisher für diese Projekt gewonnen worden. Sie werden am Ende über 1200 Begriffe bearbeitet haben, die für den Marxismus in seinen theoretischen wie praktischen Linien und für soziale Be- freiungsbewegungen relevant geworden sind. Zugleich enthält das Wörterbuch eine Reihe von Begriffen, die in der marxisti- schen Tradition bisher keine Berücksichti- gung gefunden haben, sofern sich in ihnen neuartige Problemfelder und Erkennt- nisansprüche der letzten Jahrzehnte arti- kuliert haben: die der globalen Krisen und des Übergangs zur hochtechnologischen Produktionsweise des transnationalen Ka- pitalismus, des dadurch bedingten Schei- terns der sowjetischen Gesellschaftsforma- tion und des Aufbrechens des nicht länger durch den Ost-West-Gegensatz überdeter- minierten „Nord-Süd-Konflikts". Nicht zu- letzt haben neue soziale Bewegungen - vor allem die Frauen- und die Ökologiebewe- gung - die neue Lexik, die sich jetzt in der

Auswahl der Stichwörter spiegelt, mitge- schaffen.

Allerdings sind aus Haugs Vorwort auch Probleme anderer Art herauszuhö- ren: Daß das Projekt - abgesehen von ei- ner zweijährigen ABM-Stelle und der insti- tutionellen Verankerung am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin - bisher nicht gefördert wurde, verdanken sich die nach so langem Vorlauf endlich erschienenen ersten Bände allein dem En- gagement der Mitwirkenden und der Mit- arbeiterinnen des Verlags. „Mit bloßem Idealismus aber wird ein Werk dieses Um- fangs schwerlich zu vollenden sein", pro- phezeiht der Herausgeber. So ist man denn darauf angewiesen, nicht zuletzt durch die Qualität des Geleisteten, sprich:

durch dessen materiellen Niederschlag in Subskriptionen und Fördermitteln, den Fortgang des Unternehmens zu sichern.

Auch das ist sicherlich ein, wenngleich am- bivalenter, Fortschritt in der Geschichte marxistischer Wörterbücher.

THE INTERNATIONAL NEWSLETTER OF HISTORICAL STUDIES ON COMINTERN, COMMUNISM AND STALINISM, Vol. II. (1994/95). No 5/6

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