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Archiv "Beta-Rezeptorenblocker und Psoriasis" (04.10.1990)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BUNDESÄRZTEKAMM

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft informiert:

Auslösung aseptischer Meningitiden und Nierenschäden durch Ibuprofen

BEKANNTMACHUN

Nach Angaben des Bundesgesund- heitsamtes (1) „wurde die Einnahme von Ibuprofen-haltigen Arzneimitteln erstmals 1978 in Zusammenhang mit dem Auftreten einer aseptischen Me- ningitis gebracht (2, 3, 4). In den be- schriebenen Fällen traten nach der Einnahme Ibuprofen-haltiger Arznei- mittel starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Nackensteifigkeit, Eintrübung bis hin zu einem komatö- sen Zustand auf. Auch die Liquorbe- funde dieser Patienten wiesen auf eine Meningitis hin. Typischerweise ver- schwanden die Symptome rasch nach dem Absetzen des Arzneimittels. Eine in einigen Fällen erfolgte Reexposition hatte innerhalb von Stunden das Wie- derauftreten der genannten Symptome zur Folge. Soweit die eingenommenen Ibuprofendosen angegeben sind, lagen keine Überdosierungen vor. Die Beur- teilung des Kausalzusammenhangs war erschwert, weil bei den beobachteten Patienten als Grunderkrankung ein systemischer Lupus erythematodes (SLE) vorlag, bei dem eine aseptische Meningitis als seltene Komplikation auftreten kann (5, 6, 7). In späteren Veröffentlichungen (8, 9) wurde je- doch auch über Patienten berichtet, bei denen offenbar kein SLE vorlag, je- doch die gleichen Symptome nach Ein- nahme Ibuprofen-haltiger Arzneimittel auftraten. Der Pathomechanismus ei- ner durch Ibuprofen hervorgerufenen aseptischen Meningitis ist nicht be- kannt. Aus einer neueren Arbeit (10) ergeben sich Hinweise darauf, daß eine durch Ibuprofen induzierte Immunre- aktion zu Grunde liegen könnte. Zeitli- cher Zusammenhang zwischen Ibupro- fen-Einnahme und Auftreten einer Meningitis-Symptomatik, die nach Be- endigung der Einnahme abklingt, sowie positive Reexposition in einigen Fällen und erste Ergebnisse aus immunologi- schen Laboruntersuchungen markieren den gegenwärtigen Kenntnisstand.

Dem Bundesgesundheitsamt liegen in seiner Dokumentation spontan mitge- teilter unerwünschter Arzneimittelwir- kungen bislang jedoch keine derartigen Berichte vor.

Ärzte, die Ibuprofen zur innerli- chen Anwendung im Rahmen einer Rheuma- oder Schmerzbehandlung

verordnen, werden daher gebeten, beim Auftreten der beschriebenen Symptome auch an eine durch Arznei- mittel ausgelöste Meningitis zu denken und eine gezielte Arzneimittelanamne- se zu erheben."

Zusätzliche Information der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft:

Der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft wurde bis heute erst ein Verdachtsfall einer Encephalo- meningitis in Zusammenhang mit der Einnahme eines Ibuprofen-haltigen Fertigarzneimittels berichtet. Da bei der Patientin auch ein systemischer Lu- pus erythematodes als Grunderkran- kung bekannt war, bleibt ein kausaler Zusammenhang mit der Tablettenein- nahme daher in diesem Falle offen.

Wie bei der Anwendung anderer nichtsteroidalen Antirheumatika, gilt das Auftreten von Nierenschäden auch nach der . Einnahme von Ibuprofen als möglich. Eine neue Studie (11) bestä- tigt noch einmal diesen Zusammen- hang.

Die Aufnahme dieser unerwünsch- ten Arzneimittelwirkungen zumindest in die Fachinformationen der jeweili- gen Fertigarzneimittel scheint drin- gend geboten. Das Bundesgesundheits-

Nach einer Information des Bun- desgesundheitsamtes (1) sind Beta-Re- zeptorenblocker „sowohl mit der Aus- lösung psoriasiformer Exantheme als auch mit der Provokation einer beste- henden Psoriasis in einen ursächlichen Zusammenhang gebracht worden. In der Literatur wurden 1974 psoriasifor- me Exantheme nach Oxprenolol- und 1976 auch nach Pindolol und Propra- nolol-Gabe beschrieben (2, 3, Uber- sicht: 5). Bei den betroffenen Patienten können schwere Verlaufsformen auf- treten, die sich z. T. als resistent gegen konventionelle Psoriasis-Therapiefor- men erweisen. In einigen Fällen lag keine Familien- oder Eigenanamnese für eine Psoriasis ior (3, 5, 6, 7). Nach den 'V eröffentiichungen scheint diese unerwünschte Wirkung durch alle Be-

amt beabsichtigt, diese Angaben anzu- ordnen.

Das Bundesgesundheitsamt und die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft bitten um Mitteilungen derartiger Verdachtsfälle, die Angaben zu Krankheitsverlauf, Grund- und Be- gleiterkrankungen sowie die Dosierung enthalten sollen. Patienten, bei denen die genannten Beschwerden nach Ibuprofen-Einnahme auftreten, sollten Ibuprofen nicht weiter einnehmen und unverzüglich einen Arzt aufsuchen.

Für einen Bericht können die in unre- gelmäßigen Abständen im Deutschen Arzteblatt abgedruckten Erhebungsbö- gen verwendet werden. (Anschrift:

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Aachener Straße 233-237, 5000 Köln 41)

Literatur:

1. Arzneimittelschnellinformation 7/1990 2. Widener, H. L., Littman, B. H. JAMA

1978; 239: 1062-1064

3. Wasner, C. K., J. Rheumatol. 1978; 5:

162-164

4. Samuelson, C. 0. Jr., Williams, H. J., West. J. Med. 1979; 131: 57-59 5. Johnson, R. T., Richardson, E. P., Me-

dicine (Baltimore) 1968; 47: 337-369 6. Bennett, R., Hughes, G. R. V., Br.

Med. J. 1972; 4: 342-345

7. Canoso, J., Cohen, A., Arthritis.

Rheum. 1975; 18: 369-374

8. Perera, D. R., Seiffert, A. K., McLean Greely, H., Ann. Int. Med. 1984; 100:

619

9. Bouland, L. D., Specht, N. L., Hegstad, D. R., Ann. Int. Med. 1986; 104: 731 10. Chez, M., Sila, C. A., Ransohoff, R. M.,

Longworth, D. L., Weida, C., Neurolo- gy 1989; 39: 1578-1580

11. Whetton, A. et al., Ann. Int. Med. 1990;

112: 568-576

ta-Rezeptorenblocker ausgelöst wer- den zu können (4).

Die durch Beta-Rezeptorenblocker induzierten psoriasiformen Exantheme lassen sich z. T. von der nichtarzneimit- telinduzierten Psoriasis dadurch ab- grenzen, daß sie weniger stark papulös, weniger schuppend und weniger ery- thematös sind. Sie zeigen eine symme- trische Verteilung, die Akren sind häu- fig nicht befallen. Darüber hinaus wer- den histopathologische, immuncyto- chemische und elektronenmikroskopi- sche Befunde beschrieben, die beide Formen unterscheiden.

Der Behandlungszeitraum bis zum Auftreten der Hauterscheinungen kann in einem Bereich von 2-60 Mona- ten liegen und beträgt durchschnittlich etwa ein Jahr. Dieser lange Zeitraum

Beta-Rezeptorenblocker und Psoriasis

A-3008 (76) Dt. Ärztebl. 87, Heft 40, 4. Oktober 1990

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bis zum Auftreten der psoriasiformen Hauterscheinungen kann dazu führen, daß der Beta-Rezeptorenblocker nicht in einen ursächlichen Zusammenhang mit der Hautveränderung gebracht wird. In einem Fall wurde auch von ei- nein Patienten ohne Psoriasis-Ana- mnese berichtet, bei dem 18 Tage nach Beginn einer Atenolol-Therapie pso- riasiforme oder ekzematöse Läsionen auftraten. Die Hauterscheinungen ge- hen im allgemeinen, aber nicht in je- dem Fall, einige Wochen nach Abset- zen des Beta-Rezeptorenblockers zu- rück. In einem anderen Fall führte die Reexposition mit Propranolol nach Ab- klingen der Hauterscheinungen zu ei- nem Wiederauftreten innerhalb von 5 Tagen.

Der Wirkungsmechanismus für die Auslösung psoriasiformer Exantheme durch Beta-Rezeptorenblocker ist nicht bekannt. Eine mögliche Erklä- rung liegt in der Blockade der in der Haut vorhandenen Beta-2-Adrenore- zeptoren. Dies führt zu einer Abnahme der cAMP-Bildung. So wird die Neu- bildung epidermaler Zellen über das physiologische Maß hinaus ähnlich wie bei der Psoriasis stimuliert. Über Kreuzreaktionen zwischen den einzel- nen Beta-Rezeptorenblockern gibt es keine eindeutigen Erkenntnisse . . .

Das BGA macht hiermit auf die Möglichkeit aufmerksam, daß psoriasi- forme Hautveränderungen, die wäh- rend einer Beta-Rezeptorenblocker- Behandlung auftreten, durch diese aus- gelöst worden sein können. Eine Be- handlung von Psoriasispatienten mit Beta-Rezeptorenblockern sollte vorab sorgfältig abgewogen werden. Da Kreuzreaktionen möglich sind, muß bei Patienten, bei denen ein psoriatischer Schub unter Beta-Rezeptorenblocker- Therapie ausgelöst wurde, auch bei ei- nem Wechsel zu einem anderen Wirk- stoff innerhalb dieser Substanzklasse mit einer Fortdauer der Reaktionen oder einem erneuten Schub gerechnet werden (5, 6). Gegebenenfalls muß der Beta-Rezeptorenblocker abgesetzt und die Therapie mit einem anderen Wirk- stoff fortgeführt werden."

Der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft wurde von Ärz- ten ebenfalls über das Auftreten pso- riasiformer Exantheme bzw. die Ex- azerbation einer bereits bekannten Psoriasis berichtet. Zusammen mit dem Bundesgesundheitsamt bittet die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft daher alle Kolleginnen und Kollegen, entsprechende Beobachtun- gen formlos oder auf dem in unregel- mäßigen Abständen im Deutschen

Ärzteblatt erscheinenden Berichtsbo- gen mitzuteilen (Anschrift: Arzneimit- telkommission der deutschen Ärzte- schaft, Aachener Straße 233-237, 5000 Köln 41)

Literatur:

1. Arzneimittelschnellinformation des Bundesgesundheitsamtes 5/90

2. Wright, D. E.: The Canadian Journal of Hospital Pharmacy (1988) 41: 36-37

Nach einer Information des Bun- desgesundheitsamtes (BGA) hat die

„Interkantonale Kontrollstelle für Heilmittel der Schweiz (IKS) Anfang Mai 1990 nach einem längeren Ermitt- lungs- und Verwaltungsverfahren die Registrierung für Percodnorm® 4/8 mg Injektionslösung gelöscht. Das Arznei- mittel befindet sich dort nicht mehr im Verkehr. Die Begründung für diese Entscheidung der IKS liegt dem BGA noch nicht vor, jedoch hat die IKS schon früher die wesentlichen Gründe dargelegt.

Orgotein wird bei der Behandlung rheumatischer Erkrankungen neben den klassischen Antiphlogistika, aber auch zur Behandlung der Induratio pe- nis plastica und durch Strahlenbehand- lung hervorgerufener zystischer und proktitischer Beschwerden eingesetzt.

Nach Auffassung der IKS ist die Wirksamkeit von Orgotein in den mei- sten der zugelassenen Indikationen un- genügend belegt, und die Auswertung der bisher vorliegenden Berichte über unerwünschte Wirkungen dieses Arz- neimittels, darunter anaphylaktische Schockreaktionen, zeige unvertretbare

Das Fertigarzneimittel Peroxi- norm® (Freiname: Orgotein) enthält als wirksamen Bestandteil das Enzym Superoxid-Dismutase. Bei diesem Fremdeiweiß aus Rindererythrozyten ist nach Angaben des Herstellers (Fachinformation) sowohl nach Erst- anwendung als auch nach wiederholter Gabe mit 6 bis 8 Überempfindlichkeits- reaktionen bei 1000 Behandelten und mit schweren anaphylaktischen Reak- tionen bei 3 von 10 000 Behandelten zu rechnen. Sowohl in der Packungsbeila- ge als auch auf der äußeren Packung finden sich entsprechende Warnhin- weise, die vor Injektion von Orgotein

Jensen, H. A. et al.: Acta medica scandi- navica (1976) 199: 363-367

Gold, M. H. et al.: Journal of the Ameri- can Academy of Dermatology (1988) 19:

837-841

Abel, E. A. et al.: Journal of the Ame- rican Academy of Dermatology (1986) 15: 1007-1022

Doerfler, W.: Z. Hautkr. (1988) 57:

1520-1521

Heng, M. C. Y., Heng, M. K.: Int. Jour- nal of Dermatology (1988) 27: 619-627

Risiken. Da die Erkrankungen, zu de- ren Behandlung Orgotein vorgesehen ist, nicht lebensbedrohlich und thera- peutische Alternativen verfügbar seien, falle die Bewertung des Arzneimittels insgesamt negativ aus.

Das BGA hat bereits im März 1987 in einer Arzneimittelschnellinformati- on die Eigenschaften von Orgotein und die bis dahin bekannten Risiken be- schrieben (Bundesgesundheitsblatt 30 [1987] 119). Die Auswertung aller da- mals vorliegenden Erkenntnisse führte zu einer Präzisierung der Anwendungs- gebiete und zu besonderen Hinweisen auf ein Schockrisiko bei Anwendung von Orgotein in den urologischen Indi- kationen. Seit diesem Zeitpunkt sind dem BGA keine neuen Erkenntnisse zugegangen, die zu einer veränderten Bewertung von Orgotein führen. Das BGA wird jedoch unter Einbeziehung der Entscheidungsgründe der IKS die bisherige Bewertung überprüfen."

Aus diesem aktuellen Anlaß wie- derholt die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft auszugswei- se ihre Bekanntgabe vom 30. Novem- ber 1989:

stets beachtet werden sollten. Auf- grund von Berichten über schwere Überempfindlichkeitsreaktionen, wie Angioödem, Bronchospasmus und ana- phylaktischer Schock, empfiehlt die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft eine sorgfältige Nutzen-Ri- sikoabwägung bei den sehr umfangrei- chen Anwendungsgebieten.

In jedem Falle sollte vor der Orgo- teingabe — wie bei allen Arzneistoffen, bei denen mit bedrohlichen überemp- findlichkeitsreaktionen

zu rechnen ist

— ein Notfallbesteck bereitliegen.

Präparat: Peroxinorm®

3.

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7.

Widerruf der Registrierung von Peroxinorme (Orgotein) in der Schweiz

Orgotein-Überempfindlichkeitsreaktionen bei der Nutzen-Risikoabwägung beachten

Dt. Ärztebl. 87, Heft 40, 4. Oktober 1990 (77) A-3009

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