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Archiv "Muschallik: Erneute Überprüfung im Fortschreiten des Jahres 1980" (03.04.1980)

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Konzertierte Aktion

Vor fast genau einem Jahr habe ich Ihnen die Grundlage einer in vielen Beratungen von den Ver- tragspartnern erarbeiteten spezifi- zierten honorarpolitischen Rah- menvereinbarung darstellen kön- nen. Unter Abwägung mit den Orientierungsdaten für das Jahr 1979 haben Sie von dem damals noch nicht ratifizierten Vertrags- werk zustimmend Kenntnis ge- nommen, wobei Klarheit darüber bestand, daß seine Laufzeit das gesamte Jahr 1980 einschließen sollte.

Heute kann ich Ihnen nach der weitgehenden Verwirklichung der Empfehlung in den Gesamtverträ- gen auf Landesebene über erste Ergebnisse berichten, die aus der Sicht der Kassenärzte wegen der deutlich schlechter werdenden wirtschaftlichen Entwicklung we- nig erfreulich sind.

In der ersten Jahreshälfte 1979 hat sich die kassenärztliche Gesamt- vergütung entsprechend der Emp- fehlung von 1978 entwickelt. Die kassenärztliche Gesamtvergütung wurde zu diesem Zeitpunkt nach einem Kopfpauschale errechnet, und analog dem vorgesehenen Steigerungsprozentsatz wuchsen die Ausgaben der RVO-Kassen um 5,5 v. H. je Mitglied.

Im zweiten Halbjahr 1979 wurde die kassenärztliche Gesamtvergü- tung wieder nach Einzelleistungen errechnet. Jedoch wurden gewis- se Einschränkungen vereinbart:

So blieb zum Beispiel das Gesamt- volumen für das Laborhonorar pauschaliert, und für die Entwick-

lung des Fallwertes wurde eine Obergrenze empfohlen.

Heute kann man nach vorliegen- den Abrechnungsergebnissen des 3. Quartals und ersten Trendmel- dungen über den Verlauf des 4.

Quartals 1979 feststellen, daß die Ausgabenentwicklung für ambu- lante ärztliche Leistungen der RVO-Kassen im zweiten Halbjahr 1979 hinter der Entwicklung des ersten Halbjahres und damit hinter der allgemeinen Erwartung, die der Honorarempfehlung zugrunde lag, zurückbleiben wird. Dies wer- te ich mit der gebotenen Vorsicht als Zeichen eines weiter zuneh- menden Kostenbewußtseins bei den Ärzten wie aber auch bei den Versicherten, ich sage dies aber insbesondere auch im Hinblick auf den deutlich verringerten Zu- wachs der Zahl der Behandlungs- fälle.

Auch die Ausgabenentwicklung bei den Ersatzkassen blieb im Be- reich der ambulanten vertragsärzt- lichen Versorgung äußerst stabil.

Einschließlich der zum 1. Juli in Durchführung der Dernbacher Er- klärung vereinbarten Abstriche beim Honorar für Laborleistungen stabilisierte sich die Ausgabenent- wicklung im weiteren Verlauf des Jahres sehr schnell und erreichte zum Ende des Jahres eine Ausga- bensteigerung von insgesamt 5,3 v. H. je Mitglied.

Damit kann ich feststellen, daß für 1979 die Ausgabenentwicklung in der gesetzlichen Krankenversiche- rung für ambulante ärztliche Lei- stungen deutlich hinter dem An-

stieg der Grundlohnsumme von rund 6 v. H. zurückblieb.

Andererseits hat aber die Zahl der Kassenärzte 1979 erneut um 2,2 v. H. —'dies entspricht einer Zahl von 1288 — zugenommen.

Da weiter die im Orientierungsda- tenpapier für 1979 genannte Preis- steigerungsrate von 3 v. H. deut- lich überschritten wurde — was ganz besonders auf die Kosten in den Arztpraxen durchschlug —, kann heute auch ohne die Kennt- nis der endgültigen Abschlußzah- len mit großer Sicherheit gesagt werden, daß die Praxiskosten auch 1979 überproportional ge- stiegen sein werden.

Die durchschnittliche Umsatzstei- gerung je Arztpraxis wird wohl ge- rade ausgereicht haben, den An- stieg der Praxiskosten aufzufan- gen. Eine Anpassung des Einkom- mens des Arztes an die gestiege- nen Lebenshaltungskosten hat 1979 nicht stattgefunden.

Wie sieht

es nun für dieses Jahr aus?

Der mit den Ersatzkassen für 1980 abgeschlossene Vertrag sieht eine Steigerung der Gebührensätze um 4,5 v. H. vor. Unter sorgfältiger Abwägung der allgemeinen Aus- sagen und Erwartungen in der Empfehlung zur Veränderung der kassenärztlichen Gesamtvergü- tungen der Konzertierten Aktion vom März letzten Jahres haben Er- satzkassen und Ärzte um diesen Prozentsatz hart gerungen.

Angesichts der Preissteigerungs- raten in den ersten Monaten die- ses Jahres kann man zum jetzigen Zeitpunkt bereits feststellen, daß auch diese Anhebung der Gebüh- ren nicht ausreichen wird, um das durchschnittliche Realeinkommen eines Vertragsarztes zu erhalten.

Dies wiegt um so schwerer, als die Praxiskosten bei bestimmten Arzt- gruppen durch explosionsartige Preissteigerungen bei häufig oder

Muschallik: Erneute Überprüfung im Fortschreiten des Jahres 1980

Ausführungen des Ersten Vorsitzenden der KBV in der Sitzung der Konzertierten Aktion im Gesundheitswesen vom 21. März 1980 zum Tagesordnungspunkt „Empfehlung zur Veränderung der kassen- ärztlichen Gesamtvergütungen"

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 14 vom 3. April 1980 871

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Konzertierte Aktion: Muschallik

fast immer benötigten Ver- brauchsmaterialien in die Höhe schnellen.

C> So sind beispielsweise die

Preise von Röntgenfilmen als Fol- ge des Preisanstiegs für Silber im Laufe der letzten acht Monate um nahezu 90 v. H. angehoben wor- den. Da die Filmkosten vor dieser rasanten Preisbewegung zirka 15 bis 20 Prozent der gezahlten Ver- gütung für Röntgenleistungen ausmachten, können Sie selbst er- messen, mit welchen Praxisko- stensteigerungen die röntgenolo- gisch tätigen Arztgruppen kon- frontiert werden. Es mehren sich die Fälle, in denen die berufliche Existenz insbesondere bei jung niedergelassenen Röntgenologen, in Frage gestellt ist.

C> Um so nachdrücklicher begrü-

ße ich die Bereitschaft aller Kran- kenkassenverbände, mit uns ge- meinsam für diesen besonders eklatanten Tatbestand über den Bewertungsmaßstab einen Aus- gleich zu schaffen.

Unter dem Eindruck der seinerzei- tigen stabilen Preisentwicklung hatten wir im März 1979 einer Ho- norarempfehlung mit den RVO- Kassen schon für das ganze Jahr 1980 zugestimmt, wobei ein Preis- anstieg von 2,25 v. H. im Jah- resdurchschnitt zugrunde gelegt worden war.

Im ersten Halbjahr 1980 steigt der Punktwert - unter Ausklamme- rung der Laborleistungen- um 3,5 v. H. Im zweiten Halbjahr 1980 soll der Punktwert - unter Einbezie- hung der Laborleistungen - um weitere 1,5 v. H. steigen. Bleibt die Fallzahlentwicklung in der Größenordnung des letzten Jah- res, so werden die Ausgaben der Krankenkassen für kassenärztli- che Leistungen im gesamten Jahr 1980 deutlich geringer steigen als im Jahr 1979, und dies, obwohl die Grundlohnsumme in diesem Jahr stärker als im Vorjahr wachsen wird.

C> Die Entwicklung des durch-

schnittlichen Umsatzes je Kassen- arzt wird keine Größenordnung er- reichen, durch die der zu erwar- tende Praxiskostenanstieg aufge- fangen werden kann - nicht zu reden von einer Erhaltung des Realeinkommens des Kassenarz- tes. Die Steigerung der Praxisko- sten wird in dem Ihnen vorliegen- den Orientierungsdatenpapier für 1980 auf 5,5 v. H. geschätzt. Diese Schätzung stellt- um in der Spra- che der Bundesregierung zu blei- ben - nicht nur ein ehrgeiziges Ziel dar, sondern muß von mir nach dem heutigen Erkenntnis- stand als zu niedrig und damit als unrealistisch bezeichnet werden.

..,. Schon mit diesen wenigen Zahlen wird deutlich erkennbar, daß die Grenze des für die Kassen- ärzteschaft Zurnutbaren über- schritten wird. Bei allem Verständ- nis für die komplizierte volkswirt- schaftliche Allgemeinsituation, für die Notwendigkeit einer ausgewo- genen Kostenentwicklung im Ge- sundheitswesen und für das Be- mühen um die Stabilität des Bei- tragssatzes - für mich steht dem gleichrangig und gleichgewichtig die Forderung nach mindestens der Erhaltung des Realeinkom- mens des freipraktizierenden Kas- senarztes gegenüber. Wem es ernst ist mit dem Willen zur Erhal- tung unseres Gesundheitssiche- rungssystems mit den in ihm frei- beruflich tätigen Kassenärzten, der muß Verständnis für diesen meinen Standpunkt und die dar- aus resultierende Forderung auf- bringen.

Angesichts der von mir geschil- derten Situation aus der Sicht der Ärzteschaft haben wir in einge- henden Erörterungen mit unseren Vertragspartnern versucht, auch in diesem Jahr einen gemeinsa- men Vorschlag für eine Empfeh- lung der Konzertierten Aktion zur Veränderung der kassenärztlichen Gesamtvergütung zu erarbeiten. Aufgrund des unterschiedlichen Erkenntnisstandes bei Ärzten und

872 Heft 14 vom 3. April1980 DEUTSCHES ARZTEBLATT

Krankenkassen über die Auswir- kungen der letzten Empfehlung der Konzertierten Aktion auf die kassenärztliche Gesamtvergü- tung, die Einnahmen der Kassen- ärzte, die Praxiskostenentwick- lung und die Ausgabenentwick- lung bei den Krankenkassen konn- te eine gemeinsame Empfehlung nicht unterbreitet werden.

..,. Gemeinsamkeit hingegen konnte zwischen den Partnern darüber erzielt werden, daß wir im Fortschreiten des Jahres 1980 in eine erneute Überprüfung der dann besser für alle Seiten er- kennbaren Entwicklung eintreten werden. Dann sich ergebende Konsequenzen werden auf der Ebene der gemeinsamen Selbst- verwaltung, wie sie § 368 f Abs. 4 RVO beschreibt, gezogen werden.

ln diesem Sinne haben die Bun- desverbände der Krankenkassen und die Kassenärztliche Bundes-

vereinigung eine gemeinsame Er-

klärung abzugeben (welche auf Seite 873 im Wortlaut wiedergege- ben ist).

Wir bitten alle Mitglieder der Kon- zertierten Aktion im Gesundheits- wesen, welche uns in den Sitzun- gen der vorangegangenen Jahre dankenswerterweise behilflich wa-

ren, zu übereinstimmenden Emp-

fehlungen zu kommen, um ihr Ver- ständnis, daß angesichts der be- sonders schwierigen Lage im ge- genwärtigen Zeitpunkt die Träger der gemeinsamen Selbstverwal- tung von Ärzten und Krankenkas- sen keinen übereinstimmenden Vorschlag vorlegen konnten und daher um die Respektierung bei der Ausschöpfung des ihnen ge- setzlich überlassenen Handlungs- rahmens.

Entnehmen Sie bitte abschließend meinen Ausführungen sowohl meine große Sorge um die ZukUnft der deutschen Kassenärzte als auch meine unveränderte Bereit- schaft, zur Lösung der Probleme, vor denen die Konzertierte Aktion steht, beizutragen.

D

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