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Archiv "Fakultät 1980" (31.07.1980)

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Bericht und Meinung SATIRE

M A

ontag, 17.00 c. t., Sitzung des Fakultätsrates, Hörsaal 16, Ebene 2.: Nach fristgerechter Ein- ladung kamen, wie üblich, keines- wegs alle.

Unter TOP 1 teilt der Dekan zu- nächst mit: „Ich darf bekanntge- ben, daß Kollege Müller-Wichtel- mann einen Ruf auf den Lehrstuhl für Sozialastrologie in Ein . . Zwei ..., nein, sogar in Dreizinnen erhalten hat." (Gedämpfte Zustim- mung: Der Kerl hat doch da be- stimmt dran gedreht!) Weiterhin die langfristige Wettervorhersage für das laufende Sommerseme- ster: Kühl und heiter, je nachdem.

Was soll denn . .? „Pardon, das war aus dem Gutachten zur Arbeit Schwede über die Abhängigkeit des Ausschlüpfens von ... warten Sie, Tigerladies (?), nein, Fliegen- babies — ach so, das hatten wir ja in der letzten Sitzung schon disku- tiert."

Also kommen wir nun zu TOP 2:

„Kollege Dotzenau — Sie kennen ihn? — ist seit langer Zeit Akademi- scher Oberrat am hiesigen Institut für Molekularpsychologie. Die Stelle wird nun in eine Akademi- sche Stabsratsstelle überführt, deshalb muß eine Kommission ge- wählt werden. Die Kommission muß aber nicht gewählt werden, weil nur Kollege Dotzenau selbst für die Stelle in Frage kommt, und den kennen wir ja schon. Wegen der demokratischen Transparenz muß die Stelle natürlich ausge- schrieben werden, aber möglichst unauffällig, sonst meldet sich wo- möglich jemand, und Kollege Dot- zenau sitzt doch schon auf der Stelle! Ich schlage deshalb eine Annonce im Landwirtschaftlichen Auktionsanzeiger für das Fürsten- tum Lippe-Detmold vor, Text:

,Akademische Stabsratsstelle am Institut für Molekularpsychologie an der Universität Schilda zu be- setzen. Die Stelle wird durch den Kollegen Dotzenau besetzt wer- den. Bewerbungen erbeten bis zum 1. April 1981 an das Dekanat der Fakultät für Metawissenschaf- ten, Postfach 47112

Irgendwelche Wortmeldungen?"

Zur Geschäftsordnung! „Bitte, Herr von Nähling": „Steht dies, Herr Dekan, mit dem § 14 a unse- rer Fakultätsordnung in Überein- stimmung? Muß es nicht besser heißen: Stelle eines Akademi- schen Stabsrates am Institut . usw. In der vorliegenden Form ist es doch vielleicht mißverständlich, und potentielle Bewerber könnten abgehalten werden, sich zu be- werben ...?" „Danke, Herr Kolle- ge. Darf ich noch mal hervorhe-

Fakultät 1980

ben: Es soll sich doch gar keiner bewerben! Herr Müller-Wichtel- mann hatte sich als nächster ge- meldet" : „Ich möchte vorschla- gen, im Institut anstelle von am Institut zu sagen, der Stelleninha- ber sitzt ja später im Gebäude und nicht am Gebäude, nehme ich an!

Es heißt schließlich auch Stellen- inhaber und nicht Stellenanha- ber." (Teils gedämpfte Heiterkeit, teils mittleres Augenbrauenhoch- ziehen, teils leises Kopfschütteln — 5 Hz/min — natürlich wieder Müller- Wichtelmann, Armleuchter, der!)

„Ja, kann ich dann formulieren:

Stelle eines Institutes . .., Ent- schuldigung ... Stelle eines Aka- demischen Staatsrabes, nein, Stabsrates im Institut für Moleku- larpsychologie ... was ist denn nun schon wieder? Herr Kollege Wupplich, lassen Sie mich doch zu Ende . . — ach so, zur Geschäftsordnung:" (Wupplich knöpft die Weste zu und den Mund auf) „Spectabilis, meine Herren Kollegen, aufgrund einer langjäh- rigen Tätigkeit im Zentralrat wer- dender Väter — ich komme übri- gens gerade aus Usbekistan und habe dort meine Ansicht bestätigt gefunden — frage ich mich, warum wir überhaupt ausschreiben, also eine Annonce aufgeben? Wir wis- sen doch schon jetzt, daß Kollege Dotzenau auf die Stelle soll!"

Verdutztes Schweigen. Unerhört undemokratisch, außerdem man- gelnde Transparenz usw.: Stellen müssen ausgeschrieben werden!

„Herr Kollege, ich bitte Sie herz- lich, wir wollen immer korrekt vor- gehen, der Herr Präsident hat mich übrigens persönlich wissen lassen — persönlich! —, daß wir ver- waltungsrechtliche Schritte ...

wenn wir, also bitte, meine Herren, Ruhe, meine Dame auch, verzei- hen Sie, ich hatte nicht gesehen, daß Sie heute als Frau da sind, äh, ich meine ... Herr Steinfeger hat das Wort." „Sind wir eigentlich beschlußfähig?" „Moment, Herr Schriftführer, zählen Sie mit? 3 — 7

— 15 — 18 — 20 — 23, passe, Null ouvert — ja, so gerade eben. Also ich möchte die Aussprache gerne beenden — Herr Kollege Dreizack, muß es wirklich noch sein? Bitte nur, wenn es unmittelbar zur Sa- che gehört!" „Herr Dekan, könnte man nicht den Text etwas verfrem- den, dann wäre dem Recht genü- ge getan, nich' wahr, und es wür- de sich doch keiner melden kön- nen, weil er nicht weiß für wasund wo. Ich habe hier einen Vorschlag, nich' wahr, bitte über Einzelheiten läßt sich noch sprechen: Also, warten Sie, hier, nein, dort, nich' wahr: ,Am Stabstitut für Moleku- Iarakademie ist die UniVersität der Besetzungsstelle Schilda offen.

Kollege Dotzenau sitzt auf der Be- werbung, die bis 4711 metawis- senschaftlich fakultativ ist.' Ginge das nicht?"

(Schweigen und angestrengtes Nachdenken) Dekan: „Es hört sich sehr gut an, ist auch kürzer und daher billiger als mein Ausschrei- bungsvorschlag — aber ich weiß nicht recht, ob es juristisch ein- wandwrei, also einwandfrei ist. Ja,

— Herr Piffke":

„Ich meine, die Sache ist doch von prinzipieller Bedeutung, wir hat- ten Probleme ähnlicher Tiefe im Nationalen Forschungskonvent oft zu behandeln, es ist auch für andere, gleichgelagerte Fälle in Zukunft von Belang; daher schla- ge ich die Bildung einer Kommis-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 31 vom 31. Juli 1980 1895

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Bericht und Meinung Fakultät 1980

sion vor, welche zu überprüfen hätte, inwieweit Annoncen für Stellen verfremdet werden dürfen

— oder sogar sollten! — um ih- re ordnungsgemäße Besetzung durch den vorgesehenen Kandida- ten nicht zu gefährden. Ich möch- te das jetzt zum Antrag erheben — Herr Dekan, soll ich noch mal

.?" „Nein, nein, wir haben, glaube ich, alle verstanden, um was es geht. Wer ist dafür? Hand- zeichen bitte: 14; Dagegen? 2;

Enthaltungen? 7. Das gibt wieder 23, ich passe, will sagen, der Vor- schlag ist wohl angenommen. Da- mit kommen wir zu TOP 3: ,Ver- schiedenes'." (Der Dekan fixiert die Versammlung energisch:)

„Gibt es noch Wortmeldungen?

Herr Langhals, ja bitte".

„Spectabilis, ich habe vielleicht nicht alles mitbekommen oder ver- standen — aber können Sie mir ganz kurz sagen, warum ich ei- gentlich hierher gekommen bin?"

„Herr Kollege, woher soll ich das denn wissen? Sie sind doch selbst ein erfahrener Hase! War's nicht immer so?"

Ja, vielleicht früher und in Schilda.

Aber heute 2 R. v. P.

BLÜTENLESE

Fiat iustitia

Am 6. November 1455 zwang der reiche Mainzer Bürger Jo- hann Fust den Johannes Gensfleisch, genannt Guten- berg, wegen zweier Darlehen von je 800 Gulden und der an- gelaufenen. Zinsen vor dem Notar Helmesperger, seine Werkstatteinrichtung und die fertigen und halbfertigen Druckerzeugnisse zu verpfän- den. Darunter befand sich auch das herrlichste Werk der Frühzeit der Druckkunst, die 42zeilige Bibel, aus der Fust das geliehene Kapital mit Zins und Zinseszinsen und einen Gewinn von mehr als 100 Pro- zent erlöste. Gutenberg ver- armte. Dr. Fleiß

PRESSESTIMMEN

Gefälliges Horn

„Der Beschluß des Ärztetages, Selbstbeteiligungsmodelle in der Krankenversicherung zu erpro- ben, ist unsicher, unbestimmt und mit dem Vorschlag der Wahlfrei- heit zudem psychologisch und rechnerisch falsch.

Ihr Kommentar dazu ist wiederum altklug und enghorizontig. So sto- ßen Sie eben in das gefällige, Bei-

etaöteingigtr

fall versprechende Horn der Kas- senpatienten, ohne dabei zu mer- ken, daß gerade diese mittels einer sorgfältig ausgedachten direkten Beteiligung an den Kosten der Ge- sundheit weit weniger geschröpft würden, als dies jetzt der Fall ist.

Bisher kommt aber keiner der Kas- senpatienten auf die Idee, daß er gerade durch das herrschende Sy- stem des Blankoschecks Kranken- schein mit überhöhten Beiträgen zu seiner Krankenversicherung ausgebeutet wird, und zwar nicht zum Schaden der Ärzte, der Phar- mazeutik und anderer Leistungs- erbringer.

In den europäischen Nachbarlän- dern wird der direkt aufzubringen- de Kostenanteil überall zwecks Kostendämpfung erhöht — jetzt so- gar in Italien, wo gerade eine Staatsversicherung eingeführt worden ist. Bei uns hortet die Schwiegermama vier Schuhkar- tons mit Arzneimitteln, kaum an- gebrochene Packungen, die über- schlägig einen Wert von 1500 Mark darstellen. Und im Kranken- haus zahlt die Krankenkasse die während der stationären Behand- lung eingesparten Verpflegungs- kosten. Sind übrigens Privatpa- tienten, die fast stets einen Teil der Kosten selbst bezahlen, Dumm- köpfe oder etwa vollgepackt mit verschleppten Krankheiten? Über das, was der Berliner Ärztetag zu diesem Thema geboten hat, kann man mit gutem Recht den Kopf schütteln. Aber mit der Feststel-

lung, daß Geld das adäquate Er- ziehungsmittel für den Erwachse- nen ist, hat Ärztepräsident Vilmar doch gar nicht so unrecht. Einer vierteljährlichen Direktbeteiligung von 1,5 Prozent des Lohnes, also 6 Prozent im Jahr, könnte eine Bei- tragssenkung von 12 auf 11 Mo- natsbeiträge gegenüberstehen, al- so keine zusätzliche Belastung.

Fazit: Nur wer tatsächlich krank wird — und das dann viermal im Jahr —, würde soviel zahlen müs- sen wie jetzt. Die Einsparungen an unnötigen Ausgaben würden den Ausgleich der Mindereinnahmen schaffen, weil unnötige und unsin- nige Inanspruchnahme gebremst würde. Dazu 2,— DM je Arzneimit- tel, damit die Schuhkartonsamm- lungen verkleinert würden, und 7,-- DM je Krankenhaustag für die eingesparten Verpflegungskosten

— bald würden die Bilanzen der Krankenkassen anders ausse- hen.'' (Leserbrief)

Dr. Helmuth Köhrer, Köln 60

Teure Ausbildung am Bedarf vorbei

„In Indien gibt es etwa 80 000 Ärz- te zuviel, von denen viele für die Bedürfnisse des Landes zu hoch qualifiziert sind. Dies wird in ei- nem in Delhi veröffentlichten Be- richt der Weltgesundheitsorgani- sation (WHO) behauptet. Dem Re- port zufolge werden an den Hoch- schulen des Landes Ärzte ausge- bildet, die ,häufig außerstande

Süddeut sch eleit u ng

sind, unter den Bedingungen zu arbeiten, die in einem armen Land wie Indien vorherrschen, vor allem in den ländlichen Gebieten'. Auf Grund des geringen Ansehens der Krankenpflege gebe es dagegen viel zu wenige Krankenschwestern und -pfleger. Von den rund 180 000 Ärzten Indiens waren nach Angaben der Regierung vom letzten Jahr 11 400 arbeitslos . ."

1896 Heft 31 vom 31. Juli 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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