handelbaren Veränderungen einge- setzt. Auch hier erfolgt 24 bis 48 h nach intravenöser Injektion von 2 mg/kg KG Photofrin die Bestrahlung mit rotem Licht (Intensität 100 bis 150 mW/cm², Lichtdosis 100 bis 150 J/cm²). Postthera- peutisch kommt es im Behandlungs- areal zu einer auf den Tumor be- schränkten Nekrose, die im Verlauf na- hezu narbenlos abheilt (37).
Auch kutane Kaposi-Sarkome oder Hautmetastasen kolorektaler Karzino- me lassen sich nach systemischer Sensi- bilisierung mit Photofrin effektiv be- handeln. Vielversprechender bei dieser Indikation ist jedoch Indocyaningrün (ICG), ein für diagnostische Zwecke seit den 50er-Jahren zugelassener Farb- stoff. Von Vorteil ist die fehlende kuta- ne Photosensibilisierung der Patienten aufgrund der raschen Elimination. Da ICG im nahen Infrarot absorbiert, er- folgt die Bestrahlung mit einem Di- odenlaser bei 805 nm, was eine erhöhte Eindringtiefe in das Gewebe ermög- licht (1).
Hingegen wird die topische PDT mit ALA oder einem ihrer Derivate (Ester- verbindungen) in der Dermatologie wohl noch in diesem Jahr (ALA-PDT) zur Behandlung aktinischer Keratosen in den USA als therapeutisches Verfah- ren zugelassen werden. Die klaren Vor- teile der topischen PDT mit ALA wie die fehlende Invasivität und Kanzero- genität des Verfahrens sowie die her- vorragenden kosmetischen Ergebnis- se sind mittlerweile in zahlreichen Un- tersuchungen belegt worden (26). Auf- grund der bisher vorliegenden Unter- suchungen an über 10 000 Patienten mit oberflächlichen Hauttumoren stellen unserer Meinung nach bisher nur akti- nische Keratosen, Morbus Bowen und oberflächliche Basalzellkarzinome (klei- ner als 2 bis 3 mm) eine Indikation für eine kurative PDT im Rahmen ei- ner Einmalbehandlung (100 bis 150 mW/cm²; 100 bis 150 J/cm²) nach to- pisch applizierter ALA (20-prozentige Zubereitung, okklusiv für 4 bis 6 h) dar.
Zur Bestrahlung eignet sich ohne Ver- lust der therapeutischen Effektivität auch eine inkohärente Lichtquelle. Die einzige bisher bekannte Nebenwirkung der ALA-PDT ist der während der Illu- mination auftretende sonnenbrandähn- liche Schmerz (37).
M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 49½½½½8. Dezember 2000 AA3343
Zusammenfassung und Ausblick
Die PDT mit ihrem Prinzip der semi-se- lektiven, lichtinduzierten Gewebede- struktion unter Erhalt der anatomischen und physiologischen Integrität ist ein faszinierendes minimalinvasives Thera- piekonzept. Allerdings macht der vorlie- gende Statusbericht aus den einzelnen Teilbereichen klar, dass die PDT derzeit (noch) wissenschaftlich-experimentel- len Charakter hat und klinisch nur nach sorgfältiger Prüfung und Abgleich mit den derzeitigen therapeutischen Stan- dards beim Patienten zum Einsatz kom- men darf.
Zukünftig gilt es, die noch vorhande- nen methodischen Probleme (zum Bei- spiel Photosensibilisatoren, Dosimetrie, Gewebeinteraktion, Applikationstech- niken in Hohlorganen) zu lösen, das Ver- fahren teilgebietsbezogen zu standardi- sieren und zu ökonomisieren. Weiterhin bedarf es einer kritischen klinischen Prü- fung im Sinne von kontrollierten Studi- en unter gültigen Qualitätsstandards (Good Clinical Practice, GCP).
Die Zukunft der PDT liegt klar in der lokalen Therapie früher maligner Läsio- nen und nicht in der palliativen Behand- lung. Diese Zukunftsperspektive er- gänzt sich gut mit der allgemeinen Ten- denz, maligne Läsionen durch bessere Kenntnisse von Risikogruppen früher zu
erfassen. Dies gilt auch für andere Fach- bereiche, wie die Gynäkologie, Ophthal- mologie und sogar Neurochirurgie.
Ein völlig neues Feld kann sich für die PDT im Bereich nicht onkologischer Krankheitsbilder in den nächsten Jah- ren eröffnen. Nachdem in experimentel- len Untersuchungen auch immunmodu- latorische und antibakterielle Effekte durch die PDT gezeigt wurden, eröffnen sich Einsatzgebiete bei rheumatologi- schen Erkrankungen, dermatologischen Krankheitsbildern, wie zum Beispiel der Psoriasis vulgaris, ophthalmologischen Fragestellungen (zum Beispiel Makula- degeneration) und sogar bei der geziel- ten lokalisierten oder systemischen In- fektionsbekämpfung. Selbst der thera- peutische Einsatz der PDT bei stenosie- renden Gefäßerkrankungen wird der- zeit experimentell geprüft (22).
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2000; 97: A 3337–3343 [Heft 49]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Christian Ell Klinik Innere Medizin II Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken
Klinikum der Landeshauptstadt Wiesbaden Ludwig-Erhard-Straße 100
65199 Wiesbaden
E-Mail: C.Ell.hsk-wiesbaden@knuut.de
Die Sorge, dass die Therapie mit Azido- thymidin bei HIV-infizierten Schwan- geren oder eine Behandlung infizierter Säuglinge bei diesen Kindern kardioto- xische Wirkung hat, ist offenbar unbe- gründet. Das ist das Ergebnis einer Stu- die der Abteilung für pädiatrische Kar- diologie der Universität von Rochester, USA, bei der eine Gruppe Kinder HIV-infizierter Mütter von der Geburt bis zum fünften Lebensjahr alle vier bis sechs Monate echokardiographisch nachuntersucht wurden. Dabei handel- te es sich um 382 nichtinfizierte Kinder, von denen 36 entweder in utero oder
postnatal Azidothymidin ausgesetzt waren sowie 58 infizierte Kinder, zwölf davon mit Azidothymidintherapie. Die antiretrovirale Therapie oder Prophy- laxe war bei diesen Kindern weder mit akuten noch chronischen pathologi- schen Veränderungen der Funktion des linken Ventrikels assoziiert. silk Lipshultz SE et al.: Absence of cardiac toxicity of zidovu- dine in infants. N Engl J Med 2000; 343: 759–766.
Dr. Lipshultz, Division of Pediatric Cardiology, University of Rochester Medical Center, 601 Elmwood Ave., Box 631, Rochester NY 14642, steve-lipshultz@urmc.
rochester.edu
Azidothymidin wirkt bei Säuglingen nicht kardiotoxisch
Referiert