• Keine Ergebnisse gefunden

Umrisse: Frankfurt am Main: Stadt im Wandel

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Umrisse: Frankfurt am Main: Stadt im Wandel"

Copied!
196
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Frankfurt am Main

Stadt im Wandel

… zum Wohnen

… für »Grünfl aneure«

… mit Infrastruktur

… der Büro(hoch)häuser

… und Verkehr

[Umrisse]

Zeitschrift für Baukultur

l

h

E

a

(2)

Unser Leben, unsere Lichtspiele, unsere Frankfurter Sparkasse

„Das Kinogeschäft war schon immer etwas Besonderes. Wo sonst findet man hinten die besten Plätze? Nur bei unserem Finanzpartner sitzen wir gerne in der ersten Reihe.“

Die Firmenkundenbetreuung der Frankfurter Sparkasse:

Vorhang auf für Konzepte mit Weitblick.

1

(3)

Wie schön war zum Beispiel das fröhliche Miteinander während der Frauenfussball- weltmeisterschaft, wo Freude am Spiel und sportliche Fairness am Mainufer über- all und jederzeit dominierten. Und dann der Architektursommer Rhein-Main 2011:

Mit einer Fülle von Veranstaltungen bot er reichlich Gelegenheit, Planen und Bauen hautnah zu erleben und sich bei Diskus- sionen auch einzumischen. Hier gilt es, den beteiligten Akteuren besonderes Lob zu zollen. Neben der täglichen Arbeit all die Symposien, Vorträge, Ausstellungen und Besichtigungstouren zu planen und zu organisieren, stellte eine enorme Heraus- forderung dar. Das Ziel, dabei die Bürger mitzunehmen, wurde mit großem Erfolg erreicht. Auch unser Anliegen, nach 2001 und 2004 Frankfurt zum dritten Mal ein Themenheft zu widmen, erntete von allen Seiten Unterstützung pur. Im Vordergrund stand dieses Mal der Wunsch, nicht nur die Finanzmetropole und die Hochhaus- Skyline ins Blickfeld zu rücken, sondern zu zeigen, wie facettenreich das alltäg- liche Leben ist und welch hohes Maß an Lebensqualität die Stadt zu bieten hat.

Green-Building-Kriterien, Passivhaus- standards und Niedrigenergiebauweisen misst man in Frankfurt nicht von ungefähr großen Stellenwert bei. Es ist die klare Vorgabe seitens der Politik und der ver- antwortlichen Planer, neue Standards im Wohnungsbau zu setzen und die Innen- stadt behutsam zu verdichten. So werden etwa Gebäude, die den ursprünglichen Zweck nicht mehr erfüllen, in lichte, moderne und komfortable Wohnhäuser umgestaltet sowie Visionen für das Wohnen und Leben in den nächsten Jahrzehnten entwickelt.

[ Editorial

[Umrisse] [3

Stadt zum Leben: Frankfurt am Main

Ungezählte Vorträge, Diskussionen und Symposien befassten sich in den letzten Wochen und Monaten mit dem Umbau, der Zukunft und der demographischen Ent- wicklung von Städten. Auch die Debatten um das Für und Wider von Einkaufszentren gehörten zu diesem Themenkreis. Bei mir hat sich dadurch immer mehr der Gedanke festgesetzt, dass Städte sich als Marke verstehen und als genau diese sich auch positionieren wollen.

Nach zehn Jahren in München, zehn Jahren in Berlin sowie zahlreichen tempo- rären Aufenthalten in anderen Metropolen genieße ich es, in der Nähe meiner Lieb- lingsstadt – und das ist nun einmal Frank- furt am Main – zu arbeiten und zu wohnen.

Inmitten weitläufiger Grünflächen gelegen und von Parks und Anlagen durchsetzt, ist Frankfurt zu allen Jahreszeiten ein Eldorado an Farben, Formen und Bewe- gungen. Ich schätze es sehr, hier nach Lust und Laune Kunst und Kultur, Life- style und urbanes Leben genießen zu können. Ob es der Espresso bei meinem Lieblingsitaliener oder die kurze Ver- schnaufpause am Museumsufer bei Bruno in der »Maaschanz« ist. Die Tage kann man in Frankfurt wunderbar ver- bringen und ebenso wunderbar aus- klingen lassen.

Unser Appell an die Frankfurter Archi- tekten, an die das städtische Erschei- nungsbild prägenden Büros, das Themen- heft aktiv zu begleiten, ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Die Beiträge zeugen von hoher Qualität und sind derart aussage- kräftig, dass sie dem Leser nicht allein Vergnügen bereiten – er hält auch einen veritablen Stadtführer in den Händen.

Da diese dritte Frankfurt-Ausgabe »mein«

Heft ist, darf ich mich persönlich ganz herzlich bei allen Mitwirkenden bedanken.

Ich weiß es zu würdigen, dass neben der täglichen Arbeit, der Bewältigung von Wettbewerben oder Bauherrenwünschen viel Zeit und Interesse in das Heft geflos- sen sind.

Deshalb nochmals ein großes Danke- schön. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und sicherlich wird der eine oder andere durch die Lektüre auch zu einer Erkun- dungstour inspiriert.

Elisabeth Wiederspahn

(4)

Inhalt ]

Editorial

Stadt zum Leben: Frankfurt am Main 3

Elisabeth Wiederspahn

Forum Baukultur

6

Vorwort

Es geschieht einfach zu viel in Frankfurt … 10

Edwin Schwarz

Stadt im Wandel

Räumliche Perspektiven der Stadtentwicklung 14 Dieter von Lüpke

Frankfurt für alle 18

Michael Denkel

Innenstadtkonzept für Frankfurt am Main 22

Sonja Moers

Stadt zum Wohnen

Geschoßwohnungsbau im Passivhausstandard 26 Stefan Forster

Wohngebäude in Niedrigstenergiebauweise 32

Michael A. Landes

Stadthäuser im Westend 35

Michael A. Landes

Campo am Bornheimer Depot 38

Stefan Forster

Studierendenwohnheim am Wiesenhüttenplatz 45

Ferdinand Heide

Gebäudekomplex »Mainbow« 48

Jens Duffner

Campus Bockenheim 52

Stefan Forster, Karl Dudler, Jens Happ

Helenenhöfe im Europaviertel 56

Jon Prengel

Wohnen am Riedberg 59

Martin Teigeler

Heinrich-Lübke-Siedlung 62

Martin Teigeler

Stadt für »Grünflaneure«

Stadt der Gärten, der Grünflächen und Parkanlagen 66 Doris Stickler

Europagarten im Entstehen 70

Elmar Schütz, Thomas Thränert

Der Rothschildpark 74

Adelheid Schönborn

Stadt mit Infrastruktur

Das Haus am Dom 78

Jochem Jourdan

Instituto Cervantes im Amerika Haus 81

Michael Schumacher, Astrid Wuttke

Ordnungsamt der Stadt Frankfurt am Main 85

Claudia Meixner, Florian Schlüter, Martin Wendt

Depot Sachsenhausen 88

Michael A. Landes

Frankfurt am Main

(5)

Valentin-Senger-Schule in Bornheim 91 Manfred Lenhart

Erweiterung des Städel Museums 94

Michael Schumacher, Kai Otto

Veranstaltungszentrum von internationalem Rang 98 Hans Jürgen Pritzl

Erste Passivhausklinik Europas in Höchst 102

Stefan Traxler

Sportanlage Riedberg 105

Norbert Scholz, Manfred Lenhart

Skyline Plaza und Congress Center 108

Dirk Hünerbein, Andreas Fuchs, Klaus Lenz

Stadt der Büro(hoch)häuser

Das PalaisQuartier 114

Jürgen Engel

Der OpernTurm 118

Christoph Mäckler

KfW-Westarkade 122

Louise Hutton, Matthias Sauerbruch

Das WestendGate 126

Malte Just, Till Burgeff

Der Tower 185 130

Christoph Mäckler

Was macht(e) den Tower 185 attraktiv? 134

Elisabeth Wiederspahn, Thomas Mechthold

Die neuen Deutsche-Bank-Türme 137

Roger Schäublin, Klaus Thoma

Der Neubau der Europäischen Zentralbank 142 Andrea Jürges

Stabiles Fundament für den Euro 148

Matthias Vogler

(Hochhaus-)Fassaden für Frankfurt 150

Jochen Mignat

Neubau der Süwag-Zentrale 153

Volker Stockinger

KfW-Neubau im Westend 158

Jürgen Engel

Das Eastgate 160

Dörte Gatermann

Neues Maintor-Quartier 161

Jürgen Engel

Neubau Audi Zentrum 164

Uta Leconte

Stadt und Verkehr

Flughafen Frankfurt 167

Jürgen Hillmer

Zwei Haltestellen der Stadtbahnlinie 169

Malte Just, Till Burgeff

Regionaltangente West 172

Benjamin Jourdan

Rubriken

Immobilienmarkt 174

Produkte und Projekte 176

Nachrichten 185

Termine 192

Impressum 194

[ Inhalt

[Umrisse] [5

(6)

Fo ru m B a u k u lt u r ]

Den vielbeschworenen Aussichten auf höchsten Musikgenuss in einem architek- tonisch herausragenden und wirtschaft- licheren Neubau standen die baukünst- lerische und die historische Bedeutung der Beethovenhalle als ein maßgebliches Zeugnis der Bonner Republik gegenüber.

Dass sie durch langjährigen Sanierungs- stau nicht im repräsentabelsten Zustand war, bot Neubaubefürwortern sowohl von städtischer Seite als auch dem neu ins Leben gerufenen Verein der Festspielhaus- freunde Angriffsfläche und ließ Konsens- lösungen aus dem Blick geraten.

Neben einer sich schnell formierenden bürgerschaftlichen Gegenwehr war es vor allem die aus dem Oberseminar der ehe- maligen Kölner Stadtkonservatorin Hiltrud Kier hervorgegangene studentische

»Initiative Beethovenhalle« am Kunst- historischen Institut der Universität Bonn – zu deren Initiatoren auch der Autor ge- hört –, die sich vehement für den Erhalt des Bauwerks engagierte.

Nach Spiel Zeit

Das verlockende Angebot: ein »Jahrhun- dertprojekt«, das Stadt und Region neue Impulse verleihen und von drei vor Ort ansässigen, börsennotierten Unternehmen als schlüsselfertiges Geschenk im Wert von 100 Millionen Euro überreicht werden sollte. Für den Betrieb desselben durch eine Stiftung gaben Bund, Land und Stadt sowie zahlreiche weitere Förderer aus dem Einzugsgebiet eine verbindliche Zusage ab und waren international renom- mierte Architekten 2008 zu einem Wett- bewerb nach privatrechtlichem Verfahren gebeten worden, bei dem sie erwartungs- gemäß atemberaubende Entwürfe abliefer- ten. Die Rede ist vom Bonner Beethoven- Festspielhaus.

Parallel dazu hatten die weltweiten Turbulenzen an den Finanzmärkten auch auf Bonn ihre Auswirkungen. Begleitet wurden sie von hausgemachten Proble- men, vornehmlich dem undurchsichtigen Geschehen um den Bau des World Conference Center (WCCBI), thematisiert in Ausgabe 1∙2011 der [Umrisse]. Im April 2010 verkündete dann der Bonner Ober- bürgermeister Jürgen Nimptsch mit Verweis auf die gespannte städtische Haushaltslage das zwischenzeitliche Aus für das Festspielhaus, und im September des gleichen Jahres gab die Telekom ebenfalls ihren Rückzug aus dem Projekt bekannt; das ambitionierte Festspielhaus schien hiermit vorerst beerdigt.

Beethovenhalle in Bonn: 1959 und heute

© Initiative Beethovenhalle

Das Problem: Für das nach Ansicht vieler aufführungstechnisch dringend benötigte Festspielhaus konkretisierte sich im Ver- laufe der Diskussion ein Bauplatz heraus, der durch die von Siegfried Wolske 1959 fertiggestellte Beethovenhalle schon hoch- karätig besetzt ist. Ihr drohte trotz Denk- malschutz plötzlich der Abriss. Die Initia- toren des Neubauprojektes gaben sich diesbezüglich unbekümmert, aber ihre Pläne blieben nicht ohne Widerspruch, und schnell spitzte sich eine Kontroverse auf die knappe Frage »Beethovenhalle oder -Festspielhaus?«zu.

Durch mannigfaltige Aktionen konnte dem systematischen »Schlechtreden« des Gebäudes eine kompetente Stimme ent- gegengesetzt werden: ausdrücklich ohne das Neubauvorhaben an sich zu kritisieren.

Mit dem Verweis auf die architektur- und stadtgeschichtliche Bedeutung, nicht zuletzt aber aufgrund der emotionalen Verbundenheit vieler Bonner mit ihr wurde eine Neubewertung der Halle erreicht, die der Architekturhistoriker Wolfgang Pehnt als eine Ikone der Nachkriegszeit bezeich- net − und der studentische Einsatz 2010 sogar vom Deutschen Komitee für Denk- malschutz mit der Verleihung der Silbernen Halbkugel gewürdigt.

(7)

[ Fo ru m B a u k u ltu r

[Umrisse] [7

Aus Liebe zur Architektur

»Ich habe einfach mein Repertoire der letzten 30 Jahre abgespult, ohne viel darüber nachzudenken: Kiste in der Mitte, ein paar proportional bewusst gesetzte Fenster und rundrum einen Mauerring. (...) Das Haus ist ganz fesch, aber nichts an diesem Projekt ist auch nur ansatzweise innovativ.«Wer sich da so offen und mit viel Selbstironie über den Entstehungs- prozess eines seiner Brot-und-Butter- Werke äußert, ist niemand anderer als der diesjährige Pritzker-Preisträger Eduardo Souto de Moura.

Dass er zu wesentlich bemerkenswerteren architektonischen Leistungen fähig und die aktuelle Auszeichnung mehr als berechtigt ist, beweist er eindrucksvoll seit langer Zeit, aber im Gegensatz zu einigen vor ihm mit dem Nobelpreis der Architektur Gewür- digten eher unauffällig. Die Laudationes in Feuilleton und Fachpresse nach Bekannt- gabe der Komitee-Entscheidung waren daher sachlich verhalten und versuchten dem OEuvre eines Mannes nachzuspüren, der abseits des »Star-Architekten-Medien- zirkus« mit eigener Handschrift schwer- punktmäßig die portugiesische Landschaft gestaltet. Vielfach wurde dabei die Jury- begründung:»Eduardo Souto de Mouras Architektur ist nicht offensichtlich, frivol oder pittoresk, sondern voller Intelligenz und Ernsthaftigkeit«,zitiert.

Was er davon hält: »Das klingt gut! Aber ich mag Kategorisierungen nicht«,wofür er das Preisgeld einsetzen will: »Ich werde die 100.000 Dollar sicher nicht auf der Bank lassen …«,was ihn mit seinem Lehrer, Freund und Landsmann Álvaro Siza, Pritzker-Preisträger des Jahres 1992 ver- bindet und von ihm unterscheidet, wie er entwirft: »(...) manchmal brauch ich zehn Anläufe«, und welche Einstellung er zur Architektur hat, dazu befragte ihn Woj- ciech Czaja unter dem Titel »Für welche Zeit bauen Sie, Senhor Souto de Moura?«

für die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Das Interview von hohem Unterhaltungs- wert wurde am 13. August veröffentlicht, ist auf www.faz.net abrufbar und zur Lektüre empfohlen.

Dass er bei aller ihm attestierten Beschei- denheit Auszeichnungen nicht abhold ist, sei zum Schluss noch angemerkt:»Damals (nach Bekanntgabe des Mies-van-der- Rohe-Preises 2005) dachte ich mir: Ver- dammt, jetzt hätte ich aber schon gerne gewonnen! Vielleicht wird’s ja mal was mit dem Pritzker.«Recht hat er behalten.

E.P.

Letztlich also viel Lärm um nichts? Definitiv nein! Denn der Streit offenbart exempla- risch das Akzeptanzproblem, welches selbst architektonisch herausragende Bauten der unmittelbaren Nachkriegszeit haben. Zwar ließ sich der Abriss abwen- den, von einer überzeugten Wertschätzung der vielfältigen Qualitäten der Beethoven- halle über einen kleinen Kreis von Fach- leuten hinaus kann aber leider (immer noch) nicht die Rede sein, wie unlängst eine Aussage des Bonner Stadtbaurats Werner Wingelfeld (CDU) deutlich machte, der die Beseitigung der Beethovenhalle zugunsten eines Neubaus lediglich für

»politisch nicht durchsetzbar«hält.

Trotzdem stimmen aktuelle Entwicklungen positiv, bewilligte die Stadt doch mittler- weile Gelder in Höhe von 2,80 Millionen Euro für dringendste Instandsetzungen;

allein zu einer denkmalgerechten General- sanierung, für die sich auch der Verein ProBeethovenhalle stark engagiert, konnte man sich bisher nicht durchringen. Und sogar der Verein der Festspielhausfreunde lenkte ein und bevorzugt jetzt einen alter- nativen Standort in den Bonner Rheinauen für das neue Haus, dem ironischerweise inzwischen mehr Gefahr droht als der Beethovenhalle, da die durch den Bund zugesagten Fördergelder für den Neubau mit Ablauf des Jahres 2011 verfallen.

Durch eine originelle neue Werbe- kampagne unter dem Motto »Jetzt Schätzchen« versucht der Verein seit kurzem medienwirksam, die Stadt zu einer schnellen Zusage zu drängen.

Bei aller Begeisterung für das als Leucht- turmprojekt beworbene Festspielhaus:

Aus kunsthistorischer Sicht könnte auch die umfassende denkmalgerechte Sanierung der Beethovenhalle für Bonn ein solches sein – wie ein Blick auf www.initiative-beethovenhalle.de anschaulich zu beweisen vermag.

Martin Neubacher

Was wäre, wenn ...

... ist ein beliebtes, aber folgenloses Gedankenspiel, dem sich jeder gerne ein- mal hingibt – ein Luxus, der hier ein wenig Raum erhalten soll. Also: Was wäre, wenn Walter Gropius die Hallenser, Halloren und Halunken 1927 mit seinem Beitrag zum Ausbau Halles zu einer Kongressstadt überzeugt hätte und auf dem Lehmanns- felsen jene Stadtkrone realisiert worden wäre, die er den Anrainern der Saale vor- schlug? Die »Hängenden Gärten« waren seine in viel Glas und Beton gefasste Inter- pretation eines solchen Vorhabens, eine 32 m hohe Stadthalle mit 1.900 Plätzen, eine Konzerthalle, ein modernes Museum sowie ein Restaurant und eine Sport- anlage. Dann, so die Einschätzung vieler Experten, wäre Halle heute eine »Pilger- stätte der Architektur der Klassischen Moderne« und würde mit Weimar und Dessau ein Triumvirat der Bauhausorte bilden; selbstredend vorausgesetzt, die

»Gärten« hätten die politischen Umwäl- zungen und den Krieg überstanden.

»Hätte, wäre, könnte«: Das drängt sich sicher auf bei der Ausstellung unter dem auf den ersten Blick ein wenig irreführen- den Titel »Eine Krone für die Stadt Halle.

Walter Gropius im Wettbewerb«, die bis Mitte Oktober in der Moritzburg in Halle zu sehen ist. Denn neben Gropius beteiligten sich auch Hans Poelzig, Peter Behrens, Emil Fahrenkamp, Paul Bonatz und Wilhelm Kreis an einer Ausschreibung, bei der Gropius’ Vorschlag keine Befürworter fand und die weiteren Arbeiten ebenfalls nicht zu überzeugen wussten. Die beginnende Wirtschaftskrise bedeutete schließlich das endgültige »Aus« für ein ambitioniertes Vorhaben.

Der ausdrückliche Bezug auf Gropius im Titel der Ausstellung, die Pläne und Ideen von ihm wie seiner Gegenstreiter zeigt, liegt nach Verlautbarung der Direktorin der Stiftung Moritzburg daran, dass sein radikaler Ansatz sich deutlich von den Vorschlägen der Konkurrenz abhob. Über- prüfen lässt sich das anhand der erhalte- nen Zeichnungen und der Architektur- modelle, die von Studenten der Branden- burgischen Technischen Universität Cottbus im Maßstab 1:500 (nach)gebaut wurden. Da die Autorin eingestandener- maßen noch nicht vor Ort war, sollen die vorstehenden Zeilen lediglich als Veranstaltungshinweis dienen – oder wenigstens zum Nachblättern unter www.stiftung-moritzburg.de animieren.

E. P.

(8)

Fo ru m B a u k u lt u r ]

Weitere Preise (zu er)finden …

... wird wohl hoffentlich nicht das Resultat dieser Bekanntmachung sein, mit der auf die seit kurzem online abrufbare Preis- datenbank des Fördervereins der Bundes- stiftung Baukultur hingewiesen werden soll.

Bislang nur als Auflistung auf der Internet- seite des Vereins einsehbar, vermittelt der aufbereitete Datenpool nun neben einem Überblick über das (leider) fast unüber- schaubare Angebot an Auszeichnungen für Architektur und (wenige) Ingenieur- bauwerke im Schnellzugriff Angaben zu Intention, Modalitäten und teilnahme- berechtigten Zielgruppen. Verzeichnet sind zudem Auslober, Reichweite, Verlei- hungsintervall, Verfahren, Dotierung, Juryzusammensetzung und natürlich das Gründungsjahr. Gerade bei letztgenanntem Kriterium fällt die an dieser Stelle schon häufiger beklagte inflationäre Zunahme an Ausschreibungen meist marketingtech- nischer Ausrichtung auf. Und mit Erstaunen stellt man fest, welch große Geister der Architekturwelt oft für solche Preise ihren Namen hergeben mussten.

Als Service finden sich Links zu den Aus- lobern, teilweise mit direkten Ansprech- partnern. Zunächst ein wenig irritierend sind vor einzelnen Auflistungen markante rote Kreuze. Anders als erwartet, symbo- lisieren sie jedoch nicht weggefallene Auszeichnungen, sondern weisen den Auslober als Mitglied des aktuellen Konvents Baukultur aus. Und das sind von derzeit 156 mit 53 immerhin fast 10 %.

Laut Förderverein ist jene Plattform »eine Information über und eine Werbung für die Baukulturpreise in ihrer ganzen Vielfalt – bundesweit, landesweit und regional. In der Vielfalt der regelmäßig vergebenen Preise, Auszeichnungen und Ehrungen im Bau- und Planungswesen sind die Breite und der integrative Kern von Baukultur abgebildet. Sie sind wichtige Verfahren auf der Suche nach dem besseren Entwurf und dem besten Ergebnis.«Da bleibt nur zu hoffen, dass der letzte Satz als hehres Ziel und nicht als Zustandsbeschreibung aufgefasst wird. Das soll die Leistung, die hinter dem Projekt steckt, und den offensichtlichen Nutzen, den es bringt, kaum schmälern. Da die Datenbank noch nicht komplett ist, wird unter www.preise-baukultur.de um (weitere) Meldungen gebeten.

E.P.

Dazu gehört es, hilfesuchenden Hausbesit- zern Unterstützung bei ihrem Kampf durch den Antragsdschungel zu geben, eigen- ständig Häuser aufzuspüren, die in Gefahr sind, und potentiellen Mietern die Aufgabe,

»Hüter des Hauses« zu sein, attraktiv dar- zubieten. Letzteren winken günstigste Mieten für ungeheuer große Flächen, Besitzern und Mietern zudem Beratung bei der Instandsetzung, die gelegentlich auch schon einmal statt eines Mietzinses vereinbart wird. Abstriche an der Wohn- oder Büroqualität und Ausstattung müssen dafür dann in Kauf genommen werden.

Mittlerweile haben sich Ableger unter anderem in Görlitz, Dresden und Magde- burg gebildet, und sogar aus einigen west- deutschen Städten, die ähnliche Entwick- lungen zu verzeichnen haben, liegen Anfragen vor.

Das unkonventionelle Projekt hat vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmal- schutz eine der sieben 2011 verliehenen Silbernen Halbkugeln zugesprochen bekommen. Das war aber nicht die erste renommierte Auszeichnung, denn bereits 2009 gehörte es zu den Preisträgern des Wettbewerbs »stadt.bauen.stadt.leben«.

Wer mehr über HausHalten e.V. erfahren möchte, gegebenenfalls Interesse an der Gründung einer Dependance hat oder eben einfach auf der Suche nach Erlebnis- wohnraum zu kleinen Preisen ist, findet unter www.haushalten.org eine Fülle von Anregungen.

E. P.

Hilfe beim HausHalten

Alte, bauhistorisch erhaltenswerte Substanz gerade privater Eigentümer ist besonders in den östlichen Bundesländern häufig dem Verfall preisgegeben – und damit oft auch ein Stück Stadtstruktur, -geschichte und -identität gefährdet.

Obwohl es (noch) Programme und Förder- maßnahmen gibt, reichen die Mittel für umfassend notwendige Sanierungen in der Regel kaum aus, und die Anträge sind für Laien nicht selten Herausforderungen, die sie im schlimmsten Fall scheuen. Herrscht in der Stadt durch Abwanderung zusätzlich ein hoher Leerstand, also ein Überangebot an Immobilien, und befinden sich die Gebäude in eher unattraktiven Randlagen, sind sie schwer bis gar nicht vermietbar und »herrenlos« in größter Gefahr, Vanda- lismus anheimzufallen.

In Leipzig rief dies Ende 2004 einen Verein mit dem vieldeutigen Namen HausHalten e.V. auf den Plan. Die Initiative aus Stadt- und Regionalplanern, Architekten, Bau- ingenieuren, Geographen und Kommuni- kationswissenschaftlern will in interdiszi- plinärer Zusammenarbeit solchen Konse- quenzen entgegenwirken. Ihr selbsterklär- tes Ziel ist es, »beide skizzierten Probleme, Leerstand in unattraktiven Lagen und kreative Raumsuchende, als Chance zu betrachten und Eigentümer mit Nutzern zusammenzuführen«,um die charakteris- tische gründerzeitliche Bebauung Leipzigs als baukulturelles Erbe und Markenzeichen der Stadt zu erhalten.

(9)

[Umrisse] [9 Schützt die Mauer!

Anlässlich des 50. Jahrestages des Mauer- baus wurde in den letzten Wochen in unzähligen Reportagen in Presse und Fern- sehen über dieses Deutschlands geogra- phische, politische und gesellschaftliche Landschaft bis heute verändernde Ereignis berichtet. Man könnte meinen, damit sei alles gesagt. Dass dem nicht so ist und viele falsche Informationen verbreitet wur- den und werden, stellen Johannes Cramer, Leiter des Fachgebiets Baugeschichte und Stadtbaugeschichte im Institut für Archi- tektur der Technischen Universität Berlin, und sein Mitarbeiter Tobias Rütenik in ihrem Beitrag »Schützt die Mauerreste – bevor die Investoren kommen!«,den sie als Appell an die Politiker verstanden wissen wollen, in der Hochschulzeitung

»TU intern« klar.

Darin heißt es:»Der 13. August 2011, der 50. Jahrestag der Teilung Berlins, sollte Veranlassung sein, noch einmal und noch gründlicher darüber nachzudenken, was konkret von der Grenze rund um West- Berlin erhalten und dem Besucher erklärt werden muss, um zukünftigen Generatio- nen das Verständnis für dieses Phänomen der Zeitgeschichte zu ermöglichen und zu erhalten.«Und sie finden auch deutliche Worte für den bisherigen Umgang mit jenem Zeugnis aktuellster deutscher Geschichte, weisen überflüssige Zer- störungen nach, kritisieren die Maßnahme der »East Side Gallery« als ohne Restau- rierungsanspruch und fordern, dass der Schrecken der Grenze erlebbar bleiben müsse. Gerade die außerhalb der inner- städtischen Grenze noch existenten Relik- te, die sich nur deshalb noch zufällig erhal- ten hätten, weil die Investitionen bisher nicht in sämtliche Winkel des Grenzstrei- fens vorgedrungen seien – was aber dem- nächst passieren werde –, bedürften des sofortigen Schutzes, damit ein Verlust der

»sprechenden Sachzeugnisse«verhindert werden könne.

Cramers Ausführungen liegen weitrei- chende Forschungen zugrunde, in denen seine Mitarbeiter und er die Geschichte des Mauerbaues akribisch nachverfolgt und mittlerweile auf fast 450 Seiten in dem Band »Die Baugeschichte der Berliner Mauer« dokumentiert haben. Fünf zentrale Positionen beschreibt er hier:

– Es gab nicht vier Generationen der Mauer, sondern deren sechs.

– Wirkliche Systemsprünge (im Mauer- bau) sind zur zweimal zu verzeichnen.

– Das Mauersystem kann man nur verstehen, wenn man die Gesamtheit der Grenzanlagen mit allen ihren perfi- den Einzelheiten in den Blick nimmt.

– Es gab niemals die perfekte, nach neuester Erkenntnis modernisierte Grenze.

– Zum Grenzregime gehörte eine umfangreiche Infrastruktur.

»Die Technische Universität Berlin hat mit diesem Projekt für eine Neubewertung der historischen Bedeutung der Mauer eine Grundlage geschaffen. Jetzt ist es an der Politik, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen«,so Johannes Cramer. Der voll- ständige Beitrag zum Tag des Mauerbaus ist unter www.tu-berlin.de abrufbar, das Buch kürzlich im Michael Imhoff Verlag erschienen.

E. P.

(10)

Es geschieht einfach zu viel in Frankfurt …

Über zehn Jahre Stadtplanung und Stadtentwicklung

Unzählige Projekte

Es geschieht einfach zu viel in Frankfurt:

Wer versucht, einen umfassenden Über- blick über das Baugeschehen in Frankfurt am Main zu geben, wird scheitern – dafür gibt es zu viele Projekte. Das Spektrum reicht von kleineren Planungen bis hin zur Konzeption ganzer Stadtviertel.

Allein in meiner Amtszeit als Planungs- dezernent dieser Stadt seit dem Jahr 2000 bzw. seit Erscheinen von Ausgabe 1∙2001 der [Umrisse] mit dem Titel »Frankfurt – Visionen einer europäischen Metropole im 21. Jahrhundert« und dann von Heft 5/6∙2004 mit der Überschrift »Frankfurt – Die Metropole heute« haben wir eine Viel- zahl wichtiger Bauvorhaben angestoßen und zum Großteil auch umgesetzt.

Doch eine kleine Auswahl an wichtigen Projekten und städtebaulichen Entwick- lungen möchte ich Ihnen schon an dieser Stelle präsentieren: So haben wir bei- spielsweise mit der Fortschreibung des Hochhausentwicklungsplans die Weiter- entwicklung der Frankfurter Skyline auf Jahre hinaus gesichert. Nach wie vor werden in Frankfurt Hochhäuser gebaut – die Rahmenbedingungen stimmen also.

Quartiersplatz »Rosengärtchen« vor dem Haupteingang des Bethanienkrankenhauses

© Stadt Frankfurt am Main

(11)

[Umrisse] [11

Sämtliche Veränderungsprozesse erfolgen unter möglichst weitgehender Beteiligung der Anwohner und Nutzer. In den Genuss dieses Programms kam in der Innenstadt etwa die Zeil, die Platzfolge Roßmarkt, Goetheplatz, Rathenauplatz oder die Illumination des Stadtraums Main. Zum

»Schöneren Frankfurt« gehören aber eben- so viele kleinere Vorhaben in den Stadt- teilen, wie das Rosengärtchen in Born- heim, der Platz Am Wendelsgarten in Bonames oder der Dalbergplatz in Höchst.

Gerade der Stadtteil Höchst hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wahren Arbeitsschwerpunkt des Planungsdezer- nats entwickelt: Dort wurde ein städte- baulicher Rahmenplan erstellt, ein Förder- programm mit einem Gesamtvolumen von 21 Millionen Euro samt Modernisierungs- beratung aufgelegt, das Mainufer neu- gestaltet und die Bruno-Asch-Anlage saniert. Für die kommenden Jahre stehen weitere wichtige Projekte an: etwa die Planungen für eine Neugestaltung an der Bolongarostraße, der Bushalteanlage und des Bahnhofsvorplatzes. In weiteren Stadtteilen sind wir ebenfalls mit Sonder- programmen aktiv: etwa in Alt-Sachsen- hausen, im Bahnhofsviertel oder in Fechen- heim, dessen Stadtteilzentrum mit Hilfe des Förderprogramms »Aktive Kernbereiche in Hessen« in den nächsten Jahren in seiner Versorgungsfunktion und Attraktivität gestärkt werden wird.

Hervorheben möchte ich lediglich das Projekt der Europäischen Zentralbank.

Denn durch den Bau ihres neuen Haupt- sitzes erhält Frankfurt nicht nur ein spek- takuläres Aushängeschild, sondern der Erhalt der historischen Großmarkthalle wird durch ihn überhaupt erst ermög- licht.

Schöneres Frankfurt

Nennen möchte ich auch unser Programm

»Schöneres Frankfurt«, mit dem wir in den letzten Jahren zahlreiche Straßen und Plätze im gesamten Stadtgebiet aufge- wertet haben. Das Programm hat sich in den über zwölf Jahren seines Bestehens zu einem wahren Erfolgsmodell entwickelt.

Damals wurde eine Zielrichtung vorge- geben, die noch heute Gültigkeit besitzt:

Öffentliche Räume sollen in ihrer Struktur und ihrem Erscheinungsbild verbessert, ihre Aufenthaltsqualität erhöht werden.

Dafür müssen adäquate Nutzungen und Funktionen für diese öffentlichen Räume zunächst definiert und in der Folge auch verwirklicht werden. Durch wiederkehren- de Gestaltungselemente wird dabei ein einheitliches Erscheinungsbild angestrebt.

Einbeziehung der Bürger

Durch den vermehrten Einsatz von soge- nannten Planungswerkstätten werden heutzutage die Bürger sehr viel stärker, sehr viel früher und sehr viel effektiver in unsere Planungen einbezogen, als es noch vor wenigen Jahren üblich war. Denn wir wollen die Bürgerschaft nicht erst mit fertigen Plänen bekanntmachen, sondern sie einladen, zu einem frühen Zeitpunkt aktiv an der Erarbeitung mitzuwirken. Dass dies Personal und Zeit erfordert und dass sich daraus angesichts einer Sparzwängen unterliegenden Planungsverwaltung Gren- zen für offene Planungsverfahren ergeben, liegt auf der Hand.

Neugestaltete Zeil mit Erlebnisgastronomie

© Stadt Frankfurt am Main

Blick über den Rathenauplatz in Richtung Goetheplatz

© Stadt Frankfurt am Main

Sanierte Bruno-Asch-Anlage

© Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main

(12)

Planungswerkstätten haben wir beispiels- weise auch bei einem der größten und wichtigsten Projekte der vergangenen und der kommenden Jahre eingesetzt: bei der Neubebauung des Dom-Römer-Areals.

Dort, im Herzen der Stadt, wo früher das Technische Rathaus stand, wird ein Alt- stadtquartier mit einer Mischung aus rekonstruierten Gebäuden und Neubauten errichtet. Noch weit aufwendiger haben wir die Einbeziehung der Bürgerschaft beim Innenstadtkonzept betrieben. Ähn- liches gilt für den Kulturcampus Frankfurt, der auf dem bisherigen Universitätsareal in Bockenheim entstehen wird.

Aufwertung der Innenstadt

So unübersichtlich die Fülle an Bauvor- haben auch sein mag, Planung in Frankfurt folgt einem Leitgedanken: Als Stadt wollen wir die Metropolfunktion des Zentrums weiter ausbauen und zugleich das Heimat- gefühl in den über 40 Stadtteilen fördern.

Wer von außen auf eine Stadt blickt, der lässt sich vor allem vom Aussehen des Zentrums beeindrucken. Anders formuliert:

Je größer die Distanz des Beobachters, desto stärker wird das Image von der Innenstadt geprägt. Das gilt für Städte wie Paris oder Hamburg ebenso wie für Frankfurt am Main.

Deshalb wollen wir den Kern unserer Stadt stärken. Vor allem wollen wir die Aufent- haltsqualität im öffentlichen Raum verbes- sern und die Gebäudestruktur behutsam umbauen. Weiterentwicklung und Aufwer- tung der Innenstadt sind Schwerpunkte unserer Planungspolitik. In der nahen Zukunft werden wir große Teile unserer City umgestalten, um sie als lebendiges Zentrum für Handel, Dienstleistung, Wohnen, Kultur und Freizeit weiter voran zu bringen. Dabei geht es vor allem um neue und wiederhergestellte öffentliche Räume, um die Nachverdichtung zum Wohnen, um die Bewahrung und Inszenie- rung des baukulturellen Erbes und um den Umbau von Plätzen, Straßen und Wegen.

Gleichberechtigt sichern wir zudem immer die Lebensfähigkeit der Stadtteile.

Der Zuzug von Betrieben und Einwohnern ist das Ergebnis stetiger Anstrengung zur Stärkung der Standortattraktivität. Ich bin überzeugt, dass wir die richtigen Weichen- stellungen gesetzt haben, damit in Frank- furt die demographische Entwicklung auch weiterhin anders verläuft als in den meisten Teilen Deutschlands: Die Stadt soll weiter wachsen und auch künftig Menschen wie Unternehmen anziehen.

Sicherlich profitieren wir darüber hinaus von unserer überdurchschnittlichen Wirtschaftskraft, von der Funktion als zentraler Verkehrsknotenpunkt und von den hier ansässigen bedeutenden Unter- nehmen und Institutionen. Wir können hervorragende Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre, exzellente Bildungs- chancen und nicht zuletzt ein exzellentes Kultur- und Freizeitangebot vorweisen.

Und sicherlich haben wir mit unserer Wohnungsbauförderung überdies den Wohnstandort Frankfurt deutlich gestärkt.

Abendliche Illumination des Rossmarkts

© Stadt Frankfurt am Main

Rekonstruiertes Thurn-und-Taxis-Palais im neuen PalaisQuartier

© Stadt Frankfurt am Main

(13)

Blick auf die verkehrsberuhigte Hauptwache

© Stadt Frankfurt am Main

[Umrisse] [13

Herausforderung Wohnungsbau

Eine der größten Herausforderungen in der Stadtplanung der kommenden Jahre ist zweifellos mit dem Wohnungsbau verbun- den. Denn wir wollen Frankfurt als Wohn- standort noch weiter profilieren. Die Stadt Frankfurt am Main unternimmt seit vielen Jahren erhebliche Anstrengungen, um ein ausreichendes Angebot für alle Bevölke- rungsschichten zu schaffen, das gleicher- maßen hochwertigen wie kostengünstigen Wohnraum umfasst. Wir benötigen dabei attraktive Angebote in allen Marktseg- menten: Wir brauchen also sowohl Plätze in Studentenwohnheimen und Wohnge- meinschaften als auch Singlewohnungen in Wohnhochhäusern und Familienwoh- nungen. Wir brauchen generationenüber- greifende und seniorengerechte Wohn- formen gleichermaßen wie Reihen-, Doppel- oder freistehende Einzelhäuser.

Wir brauchen einfache Wohnungen ebenso wie attraktive Stadtvillen und exklusive Eigentumswohnungen. Daher sind wir dankbar für jede zusätzliche Wohnung, die einen ausgewogenen Mix überhaupt erst ermöglicht. Wir wollen im Übrigen nicht nur den Umfang von Neubau und Modernisierungen stabilisieren und möglichst erweitern, sondern die Qualität im Wohnungsbau insgesamt erhöhen.

Doch auch die Herausforderungen aus der Entwicklung globaler Märkte, den demographischen Veränderungen und dem Klimawandel werden starke Auswir- kungen auf das Wohnen in unserer Stadt haben. Sie machen es unerlässlich, die Wohnraumversorgung nachhaltig weiter zu verbessern. Unsere Stadt wird in den nächsten 20 Jahren keine Einwohner verlieren, sondern höchstwahrscheinlich gewinnen. Die Bürger beanspruchen, wo immer möglich, mehr Wohnfläche für kleiner werdende Haushalte. Dabei wird die Vielfalt unterschiedlicher Lebensstile, Herkünfte und kultureller Identitäten größer, und die Notwendigkeit, die ver- schiedenen Gruppen in unsere Stadt- gesellschaft einzubinden, wächst. Diese Integrationsleistung muss in erster Linie in den Wohnquartieren erfolgen, und sie gelingt nur in intakten, lebenswerten Wohnquartieren.

Frankfurt am Main ist in vielerlei Hinsicht anders als viele deutsche Städte; Frankfurt scheint sogar eine gewisse »Eigenlogik«

zu haben. Selbst in Zeiten einer Wirt- schafts- und Finanzkrise erweist sich die Wohnungsbautätigkeit in der Stadt als erstaunlich robust. Der Wohnungsbau wird immer mehr zum »Motor« des Stadt- umbaus und löst in dieser Funktion den Bürobau ab. Das wird gefördert von der hohen Attraktivität der Stadt als Wohn- und Arbeitsstandort – und basiert auf einer vorausschauenden Wohnbauland- entwicklung.

Allerdings stoßen wir dabei an Grenzen:

Das Flächenangebot in Frankfurt ist end- lich. Daher werden wir in Zukunft noch stärker darauf angewiesen sein, Konver- sion und Nachverdichtung zu betreiben – auch im Sinne einer nachhaltigen, umwelt- freundlichen Stadtentwicklung, die Frei- und Grünflächen schont. Wir müssen uns künftig auf bereits bebaute, genutzte und brachgefallene Flächen konzentrieren – der Riedberg wird aller Wahrscheinlichkeit nach das letzte große Neubaugebiet auf der »grünen Wiese« sein. Außerdem sollten alte, schlecht frequentierte oder weitgehend leerstehende Gewerbegebiete und Bürogebäude in weiteren Stadtquar- tieren als Wohnraum genutzt werden. In der Bürostadt Niederrad versuchen wir zum Beispiel, die Umwandlung von Büro- raum in Wohnungen gezielt voranzu- treiben. Und nicht nur in der Innenstadt verfügen wir über umfangreiche Poten- tiale, für die kein neues Bauland in An- spruch genommen werden muss, die aber eine Vielzahl weiterer Projekte ermög- lichen. Konversion und Nachverdichtung werden aktiv von der Stadt angestoßen, um genügend Bauflächen für ein wachsen- des Frankfurt zu erlangen – in erster Linie für Wohnungen. Das haben wir mit der Entwicklung des Europaviertels beispiel- haft umgesetzt.

Auswahl zum Lesen

Wie gesagt: Es geschieht einfach zu viel in Frankfurt am Main, um eine vollständige Aufstellung lesenswert zu dokumentieren.

Daher präsentiert das vorliegende Heft lediglich eine interessante Auswahl der wichtigsten Projekte – eine gelungene, wie ich denke. Dafür wünsche ich Ihnen eine aufschlussreiche und kurzweilige Lektüre!

Edwin Schwarz Dezernent für Planen, Bauen, Wohnen und Grundbesitz der Stadt Frankfurt am Main

(14)

Räumliche Perspektiven der Stadtentwicklung

Veränderungen, Konzepte und Projekte

Situation im Wandel

Die Stadt Frankfurt am Main stellt sich mit über 600.000 Arbeitsplätzen als der über- ragende Schwerpunkt des Wirtschafts- raums der Metropolregion Frankfurt–

Rhein-Main dar. Der weit überwiegende Teil der Arbeitsplätze ist dabei dem ter- tiären Sektor zuzurechnen. Entsprechend waren die Expansion des Dienstleistungs- gewerbes und die Investitionen in neue Bürogebäude in langen Phasen nach dem Krieg der maßgebliche »Motor« der Stadt- entwicklung. Die Entwicklung von Büro- flächen verlief oft so dynamisch, dass zur planungsrechtlichen Vorbereitung der Investitionen wenig Zeit verblieb und infolgedessen eine aus heutiger Sicht not- wendige Änderung oder Aufstellung von Bebauungsplänen abgekürzt oder ausge- lassen wurde. Wohnungsbauinvestitionen mussten vom Magistrat den Büroinves- toren in manchen Fällen als Voraussetzung für die Freigabe ihres Projektes und da- mit als »notwendiges Übel« abverlangt werden.

Seit ca. 15 Jahren wandelt sich diese Situation grundlegend: Die Stadt verfügt seit geraumer Zeit über ein erhebliches Potential an Standorten, an denen große Bürovorhaben auf der Basis rechtsver- bindlicher Bebauungspläne realisiert wer- den können. Der Hochhausentwicklungs- plan 2000 wurde dennoch mit weiteren Standorten auch für neue Bürohochhäuser fortgeschrieben – allerdings ohne diese Zielaussagen unmittelbar in neue Bebau- ungspläne zu überführen. Letzteres soll, und das unterscheidet die Fortschreibung in 2009 wesentlich von den Beschlüssen zum Hochhausentwicklungsplan 2000, grundsätzlich nur dann geschehen, wenn sich ein konkretes Investitionsinteresse zeigt. Das Engagement von Bauherren und Projektentwicklern bei der Realisierung neuer Bürogebäude ist im Vergleich zu früheren Phasen der Stadtentwicklung gebremst, weil deutlich über 2.000.000 m²

Büronutzfläche leerstehen. Auch wenn der Umfang des Büroleerstandes im Zeitablauf erheblich schwankt und die Standorte der ganz oder teilweise unvermieteten Büro- gebäude wechseln: Viel spricht dafür, dass es sich nicht um ein konjunkturelles, sondern um ein strukturelles Phänomen handelt, das in einer Größenordnung von weit über 1.000.000 m² leerstehender Büronutzflächen die Entwicklung Frank- furts über lange Jahre begleiten wird.

Während die Wertschätzung solcher Investitionen also relativ nachlässt, wächst diejenige von Wohnungsbauvorhaben.

Neue Stadtquartiere wie das Deutschherrn- viertel, der Westhafen, das Quartier am Theodor-Stern-Kai, das Südliche Ostend, das Quartier Rebstock/Batelle, die »City West«, der Stadtteil Am Riedberg, das Lindenviertel, das Quartier »Edwards Garden« oder »New Atterberry/New Betts«

resultierten aus Konversion und Nach- verdichtung bereits bebauter Areale oder aber aus Inanspruchnahme landwirt- schaftlicher Flächen am Rande der Stadt – und bewiesen, dass sie hohe Qualitäten nicht nur für ihre Bewohner besitzen, son- dern auch anderen Frankfurterinnen und Frankfurtern Angebote zur Erhöhung der Lebensqualität in der Stadt unterbreiten.

Die Stadt konnte so die Bindungskraft bezüglich ihrer Bewohner festigen und zugleich ihre Attraktivität für Zuzügler erhöhen. Erheblich verstärkt wurden diese Effekte durch steigende Transportkosten und fortschreitende Veränderungen der Haushaltsstrukturen – was die Wohnort- wahl zugunsten einer »Stadt der kurzen Wege« im Kern der Metropolregion für viele Haushalte erstrebenswert machte.

Im Ergebnis der diversen Einflussfaktoren erfreute sich Frankfurt am Main in den letzten Jahren einer relativ stabilen Woh- nungsbauproduktion und einer rapide steigenden Einwohnerzahl. Jüngere Einwohnerprognosen des Bürgeramtes, Statistik und Wahlen zeigen, dass die jetzt erreichte Zahl von ca. 690.000 Einwohnern nicht nur gehalten werden könnte, sondern dass ein weiteres Wachstum bis auf eine Zahl von ca. 724.000 Einwohnern im Jahre 2030 als möglich erscheint.

Bevölkerungsentwicklung in Frankfurt am Main seit 1960 und Vorausberechnung der wohnberechtigten Bevölkerung bis 2030

© Bürgeramt Statistik und Wahlen/Stadt Frankfurt am Main

(15)

[Umrisse] [15 Wohnungsbau mit Potential

Werden mit einer solchen Entwicklung die bekannten Wohnungsbaupotentiale erschöpft und überschritten? Wird es not- wendig, dass die Stadt sich vom Vorrang der »Innenentwicklung«, der Konversion und Nachverdichtung abwendet und sich erneut dem städtebaulichen Wachstum an ihren äußeren Rändern zuwendet? Oder sollte die Stadt nicht ohnehin versuchen, derartige Wachstumsprozesse abzuweh- ren und auf ihre Nachbargemeinden ver- weisen?

Aus Sicht des Stadtplanungsamtes ist die Stadt gut beraten, sich positiv zu diesen, je nach Interpretation, Entwicklungschancen oder Entwicklungszwängen zu stellen.

Mit einer weiteren Stärkung der Wohn- funktion der Stadt

– könnte die Zahl der Einpendler redu- ziert und damit ein Beitrag zur Vermin- derung des motorisierten Individual- verkehrs geleistet werden (nahezu 80 % der die Stadtgrenzen überschrei- tenden Einpendler nutzen den Pkw), – würde eine ausgewogene Sozialstruk-

tur gesichert und könnten »last, not least« Einwohner an die Stadt »gebun- den« werden, die sich für das Gemein- wesen und lokale Demokratie enga- gieren,

– würden die soziale Infrastruktur eben- so wird die privatwirtschaftlich betrie- benen Versorgungseinrichtungen in Stadtteilen mit schwindender Einwoh- nerzahl gestützt werden,

– würde die Basis der Einnahmen der Stadt verbreitert werden und – könnte mit Investitionen in den Woh-

nungsbau ein »Motor« des Stadtum- baus aufrechterhalten werden, der vorhandene Defizite und »Unorte«

aufgreift und neue städtische Quali- täten schafft.

Folgt man/frau diesem Ziel und proklamiert einen Paradigmenwechsel von der Büro- zur Wohnstadt Frankfurt am Main, so ist zunächst die zukünftige Nachfrage nach Wohnungen und Wohnbauland zu quantifi- zieren und ihr dann das bekannte Angebot an Wohnbauland gegenüberzustellen.

Neben der Einwohnerentwicklung ist für die Prognose des Bedarfs an Wohnbau- land die Frage entscheidend, ob sich der

»säkulare Trend« der Zunahme der Wohn- fläche pro Kopf auch in Zukunft fortsetzen wird. Hier ist nicht der Ort, die Problematik von Vorhersagen zu diskutieren oder alter- native Methoden zu erörtern. Eine einfache Modellrechnung soll dennoch vorgetragen werden, um die Größenordnung der Auf- gabe der Bereitstellung von Wohnbauland zu verdeutlichen: Geht man/frau davon aus, dass, wie oben erwähnt, die Stadt im Jahre 2030 die 724.000 Einwohner besitzen wird bzw. soll, und wird angenommen, dass in dem vor uns liegenden Zeitraum die Wohnfläche pro Kopf im gleichen Um- fang wie in den vergangenen 20 Jahren wachsen wird, so entsteht ein Bedarf an Bauland für ca. 4.530.000 m² Wohnflächen.

Das sind ca. 57.000 Wohneinheiten mit einer durchschnittlichen Größe von 100 m² Geschoßfläche pro Wohneinheit.

Auch bei der Quantifizierung des Angebots an verfügbaren Wohnbauflächen gibt es Unsicherheit. Wir wissen, dass einige Areale aus dem Wohnbaulandentwick- lungsprogramm entlassen wurden, weil sie als baureif eingeschätzt wurden. Deren noch nicht in Anspruch genommenes Potential ist mit ca. 5.000 Wohneinheiten zu beziffern. Wie viele Wohnungen dar-

über hinaus in Geltungsbereichen älterer Bebauungspläne oder im unbeplanten Innenbereich realisierbar sind, kann der- zeit nicht zuverlässig angegeben werden.

Sicher ist dagegen, dass im Rahmen des Wohnbaulandentwicklungsprogramms daran gearbeitet wird, Flächen mit einem Potential für insgesamt 18.000 Wohn- einheiten für eine Bebauung vorzube- reiten.

Da Bebauungsplanverfahren prinzipiell ergebnisoffen sind und da Konversion wie Nachverdichtung oft schwierige Prozesse der Baureifmachung von Grundstücken, zum Beispiel mit Verlagerung von Betrie- ben, voraussetzen, ist aber keineswegs sicher, dass im Ergebnis der Arbeiten tatsächlich Grundstücke für die genannte Zahl von 18.000 Wohneinheiten zur Ver- fügung stehen werden. Bei großen Projek- ten des Stadtumbaus muss nach unseren Erfahrungen mit Entwicklungszeiten von ca. 15 Jahren von der ersten Idee bis zur überwiegenden Fertigstellung gerechnet werden. Dies sind Zeiträume, in denen rechtliche und tatsächliche Randbedin- gungen sich ändern, in denen Akzeptanz und politische Unterstützung erodieren können – und in denen entsprechend Projektergebnisse erzielt werden, die von ursprünglichen Zielen und Erwartungen erheblich abweichen können.

Wohnbaulandentwicklungsprogramm: Lage und Dimensionierung von potentiellen Wohnbauflächen, Fortschreibungsstand 2009

© Stadtplanungsamt/Stadt Frankfurt am Main

(16)

Konsequenz aus den vorgetragenen Pro- gnosen und Abschätzungen unter Berück- sichtigung der doppelten Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Nachfrage nach Wohnungen sowie des verfügbaren Wohnbaulandes sollte nach Auffassung des Stadtplanungsamtes sein, eher mehr als weniger Wohnbaulandentwicklung zu betreiben. Dies unter der Voraussetzung, dass sich genügend Projekte definieren lassen, bei denen städtische Qualität entwickelt und nachhaltig gesichert werden kann – unter Berücksichtigung ökologischer und ökonomischer Gesichts- punkte.

Stadtentwicklungsinitiative 2030: Projektkarte

© Stadtplanungsamt/Stadt Frankfurt am Main

Luftbild des stadträumlichen Verflechtungsbereiches Bornheim-Seckbach

© Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main

Entwicklungskonzept Bornheim-Seckbach; Planer: Albert Speer & Partner

© Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main

Strategien und Beispiele

Dabei gibt es drei strategische Gesichts- punkte, die sich bei einzelnen Projekten oft miteinander verknüpfen:

– Neue Wohnquartiere können an vorhandene Stadtquartiere mit hoher Wertschätzung »andocken« und deren Qualitäten weiterbauen.

– Neue Wohnprojekte können städte- bauliche Defizite aufgreifen und

»Unorte« zu qualitätvollen Quartieren wandeln.

– Und stadtwirtschaftliche Vorteile können erreicht werden, indem eine erneuerungsbedürftige soziale, kultu- relle oder verkehrliche Infrastruktur durch einfachere und nachhaltigere Lösungen ersetzt wird.

Unter diesen Aspekten erarbeitete das Stadtplanungsamt unter dem Titel »Stadt- entwicklungsinitiative 2030« eine erste Idee für die räumliche Weiterentwicklung der Stadt. Dies einerseits im Sinne einer Fortschreibung des Wohnbaulandentwick- lungsprogramms, andererseits aber auch zur Weiterentwicklung des vorhandenen Angebots an insbesondere öffentlichen Grünanlagen. Das Ergebnis zeigt die folgende Abbildung, wobei hier die im Rahmen des Wohnbaulandentwicklungs- programms bereits in Realisierung befind- lichen Flächen mit neuen Ideen zusam- mengeführt wurden.

Die dargestellten Vorschläge sind keine ausgereiften Planungskonzepte. Sie bedür- fen der kritischen Überprüfung vor allem im Gespräch mit der von ihnen betroffenen Bürgerschaft, sie bedürfen der Konkreti- sierung und der Überprüfung im Hinblick auf technische und finanzielle Machbar- keit. Zwei hinsichtlich ihrer Größe und Komplexität herausragende Vorschläge sollen nun beispielhaft erläutert werden.

Das Luftbild zeigt die Bundesautobahn A 661, die aufgrund ihrer innenstadtnahen Lage potentielle »Grünverbindungen« zwi- schen Huthpark, Hauptfriedhof, Wasser- park, Bornheimer Friedhof und Günthers- burgpark ausschließt und die zudem benachbarte Wohnquartiere mit Lärm- emissionen belastet. Mit einer »Deckelung«

(17)

[Umrisse] [17

Luftbildkarte: Bereich Rosa-Luxemburg-Straße und Miquelknoten

© Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main

Städtebauliches Konzept: Umbau von Rosa-Luxemburg-Straße und Miquelknoten; Planer: Albert Speer & Partner

© Stadtvermessungsamt/Stadt Frankfurt am Main

der im Geländeeinschnitt verlaufenden Autobahn könnte nicht nur mehr Ruhe in den Randbereichen, sondern zugleich ein Landschaftsraum mit »grünen Verbindun- gen« zwischen den vorgenannten Grün- anlagen gewonnen werden, der für die Gesamtstadt von außerordentlicher Bedeutung wäre. Und wie ein erster städtebaulicher Entwurf des Büros Albert Speer & Partner zeigt, lassen sich über- dies Flächen für qualitätvollen Wohnungs- bau nutzen. Derzeit erfolgen vorbereitende Untersuchungen, um zu klären, ob das finanziell aufwendige Projekt als städte- bauliche Entwicklungsmaßnahme zu reali- sieren wäre. Im positiven Falle ließen sich die planungsbedingten Wertsteigerungen der Grundstücke dann auch zur Mitfinan- zierung der Einhausung der Autobahn mobilisieren.

Ein zweiter Vorschlag betrifft den Stadtteil Ginnheim. Das Luftbild zeigt seine Belas- tung durch den raumgreifenden Miquel- knoten, eine weit in die Innenstadt hinein- reichende Autobahn sowie die in Hochlage geführte Schnellstraße Rosa-Luxemburg- Straße:

Mit dem ebenfalls von Albert Speer &

Partner angefertigten städtebaulichen Konzept lassen sich Vorteile für unter- schiedliche Anliegen erreichen: Der drin- gend benötigte Lückenschluss der Stadt- bahn zwischen Ginnheim und Bocken- heimer Warte kann überwiegend ober- irdisch, integriert in der Mitte einer Haupt- verkehrsstraße, umgesetzt werden. Der Rückbau des Miquelknotens zu einem Kreisverkehr mit Hochstraße spart Flächen zugunsten einer Grünverbindung, signali- siert dem Autofahrer auf der Autobahn den Beginn der Stadt – und ermöglicht viele Verkehrsbemühungen selbstver- ständlicher als bisher. Zwischen Grüne- burgpark und »Grünem Y«, den Grün- anlagen im Bereich Platen- und Raimund- straße, wird eine großzügigere Grünver- bindung realisierbar, die umso bedeutsa-

mer ist, als das »Grüne Y« Verknüpfungen zum Sinaipark und zum Volkspark Niddatal herstellt. Die Rosa-Luxemburg-Straße wäre auf normalem Geländeniveau neu zu bauen, was Radwege, Bäume und Gehwege sowie eine überzeugende städtebauliche Integration erlaubt. Und

wenn Ersatzstandorte für mehrere Sport- plätze gefunden werden können, lassen sich erhebliche Potentiale für weiteren Wohnungsbau gewinnen, die von den neuen Grünverbindungen und der neuen Stadtbahnerschließung Nutzen ziehen.

Ob diese Vorteile die mit dem Vorschlag verbundenen Eingriffe und Kosten recht- fertigen, wird die künftige Erörterung zei- gen – die Prüfungen und Diskussionen sind weniger weit vorangeschritten als bei dem anderen Planungsvorschlag!

Dieter von Lüpke Leiter des Stadtplanungsamtes

der Stadt Frankfurt am Main

(18)

Frankfurt für alle

Handlungsperspektiven für die internationale Bürgerstadt

Situation und Potential

Frankfurt am Main ist eine erfolgreiche und prosperierende Stadt. In den vergangenen Dekaden wurden hier viele intelligente Programme zur Stadtentwicklung erarbei- tet und beeindruckende Projekte realisiert.

Frankfurt ist dadurch schöner, bedeutender und lebenswerter geworden. Dennoch hal- ten sich sowohl innerhalb wie außerhalb der Stadt hartnäckig die eindimensionalen Bilder der rauen Wirtschaftsmetropole, des kühlen Finanzplatzes oder der lang- weiligen Provinzstadt mit belächelten Ambitionen zur »Global City«. In Zeiten wachsender nationaler wie internationaler Konkurrenz der Städte um die fähigsten Fachleute und prosperierende Firmen darf dieses Image nicht hingenommen werden.

Das erscheint auch gar nicht als notwen- dig. Bei genauer Betrachtung zeigt Frank- furt nämlich eine ganze Reihe außerge- wöhnlicher Ressourcen und Begabungen:

die große und lebendige Tradition als Bürgerstadt, einen aktiven und erfolgrei- chen Mittelstand, über 180 verschiedene Nationalitäten in friedlicher Nachbar- schaft, exzellente Wissenschafts-, Kultur- und Museumseinrichtungen, überraschend intensiven Naturbezug, ressourcenscho- nende Bau- und Siedlungskonzepte,

vergleichsweise gute Umweltbedingungen und einiges mehr an unvermuteten, oft versteckten Werten. Dieser Schatz ist zu heben. Die in der Stadt angelegten Fähig- keiten können weiterentwickelt werden, und Frankfurt kann neue, zeitgemäße Fertigkeiten erlernen.

Zielhorizont und Basis

Zu Beginn ihrer dritten Amtszeit entwi- ckelte Oberbürgermeisterin Petra Roth die Vorstellung, Frankfurt mit Hilfe einer langfristig angelegten Leitlinie für die stra- tegische Stadtentwicklung im globalen Wettbewerb der Metropolen auch zukünf- tig erfolgreich zu positionieren. Der Ziel- horizont sollte das Jahr 2030 sein. Nach über 40 Jahren strategischer Politikbera- tung in und für Frankfurt war es uns und unserem Büro ein Herzensanliegen, eine Frankfurt am Main: Green Global City

© AS&P Albert Speer & Partner GmbH

(19)

[Umrisse] [19

städtischen Haushalt zu belasten. Den Finanziers (DIC AG & Co. KGaA, IFK GmbH, Handwerkskammer Rhein Main, IHK Frank- furt am Main, Steubing AG, UBS Deutsch- land AG) kommt dabei eine mehrfache Bedeutung zu: Durch ihren offenkundigen Bürgersinn ließ sich das Vorhaben reali- solch faszinierende und ausgesprochen

vielschichtige Aufgabe aufzugreifen. Das finanzielle Engagement einer Reihe Frank- furter Unternehmen und zweier Kammern, die sich in bester bürgerlicher Tradition für die Entwicklung ihrer Stadt einsetzten, ermöglichte diese Arbeit, auch ohne den

sieren, und gleichzeitig standen sie als wichtige und geistreiche Gesprächspart- ner zur Verfügung. Die Legitimation der Bearbeitung einer öffentlichen Aufgabe in privater Finanzierung aber führten sie erst durch den Verzicht auf die Vertretung ihrer Partikularinteressen und auf jed- weden Lobbyismus herbei. So konnte eine unabhängige Denkschrift für Frankfurt in Frankfurt entstehen, die sich als Politik- beratung begreift, also der Stadtregierung eine Strategie, Ideen und Projekte zur Diskussion vorlegt und deren Umsetzung anempfiehlt.

Themen und Projekte

Ziel der Studie mit Perspektive 2030 war es also, Frankfurt im nationalen und inter- nationalen Wettbewerb der Städte zu profilieren und sie attraktiv für die weltweit mobilen Wissenseliten und die mit ihnen verbundenen Unternehmen zu machen.

Dafür formuliert die Zukunftsstudie Emp- fehlungen zur Weiterentwicklung Frank- furts in fünf Themengebieten:

– Lebensqualität, – Wirtschaftskraft, – Bildung, Wissenschaft,

Verantwortung, Mitwirkung, – Umwelteffizienz und – Zukunftsregion.

Aufbauend auf den vorhandenen, oft aber nicht offenkundigen Begabungen und den analytisch antizipierten Zukunftsbe- darfen der Stadt wurde eine Matrix von 120 Projektvorschlägen und 40 konkreten Leitprojekten entworfen. Bereits während der Bearbeitungszeit konnte die Reali- sierung einiger Leitprojekte angestoßen werden: Als Erstes wird beispielsweise die Heinrich-Lübke-Siedlung mit ca. 600 Wohn- einheiten derzeit umfassend überarbeitet und soll schon bis 2013 zu einem Modell für nachhaltige Sanierung nicht mehr zeit- gemäßer Großsiedlungen werden.

Leitprojekt: Korridore zum Grüngürtel

© AS&P Albert Speer & Partner GmbH Leitprojekt: Neues Wohnen in Frankfurt

© AS&P Albert Speer & Partner GmbH

(20)

Graphik: Logo der Denkschrift

© AS&P Albert Speer & Partner GmbH

Anspruch und Realisierung

Die Erarbeitung der Denkschrift begann bei der Erkenntnis, dass der zukünftige Erfolg Frankfurts von der Attraktivität der Stadt für die kreativen Eliten der Wissens- gesellschaft abhängen wird. Eine genaue Betrachtung der Wirkmechanismen mün- dete aber sehr bald in der Schlussfolge- rung, dass die Konzentration auf hoch- qualifizierte Wissensarbeiter allein nicht zum gewünschten Resultat einer prospe- rierenden und lebenswerten Stadtgesell- schaft führen würde. Nur ein stabiles Gemeinwesen mit ausgeglichenen, fairen sozialen Strukturen, mit engagierten und leistungsbereiten Bürgern und gut inte- grierten Zuwanderern unterschiedlicher Herkunft, mit Bildungs- und Lebens- chancen für alle kann das Fundament für den erwünschten Stadtorganismus dar- stellen. Der Arbeitstitel »Frankfurt für alle«

wurde entworfen und steht für diesen erweiterten Handlungsansatz.

Mitunter als umfassendes Stadtentwick- lungskonzept fehlinterpretiert, sah sich die Studie trotz jener Prämisse der Kritik aus- gesetzt, die sozialen Aspekte des städti- schen Lebens und damit die spezifischen Bedürfnisse eines Teils der Bevölkerung weitgehend auszuklammern. Dem ist ent- gegenzuhalten, dass die Arbeit im Licht ihrer vorgegebenen Aufgabenstellung, der Sicherung und Förderung städtischer Prosperität, bewertet werden muss. Dies soll aber keineswegs negieren, dass auch den Bedürfnissen gesellschaftlicher Rand- gruppen und sozial Benachteiligter im Rahmen einer umsichtigen Stadtentwick- lung über das vorgeschlagene Maß hinaus Rechnung getragen werden muss.

Schon der gewählte Anspruch der Studie weist deutlich über die üblichen Kompe- tenzen der Stadtplanung hinaus. Deshalb war es ein Glücksfall, dass wir als Exper- ten für die Fokusthemen Bildung, Wissen- schaft, Verantwortung und Mitwirkung Prof. Dr. Klaus Ring (Kapitel Wissenschaft) von der Polytechnischen Gesellschaft und Dr. Roland Kaehlbrandt (Kapitel Bildung, Verantwortung und Mitwirkung) von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft als Coautoren zu gewinnen vermochten.

Unmittelbar im Anschluss der Bearbeitung konnten, darauf aufbauend, durch die Stif- tung Polytechnische Gesellschaft einige der formulierten Projektvorschläge direkt aufgegriffen und realisiert werden.

So baut »Frankfurt für alle« nicht zuletzt auf die Anziehungskraft und das Identifika- tionsangebot, die aus der langen Tradition bürgerschaftlichen Engagements in Frank- furt erwachsen und die Bestandteile des unverwechselbar »Frankfurterischen«

sind. Einen weiteren wesentlichen Anteil an den Inhalten des Gutachtens hatten die etwa 130 Experten und relevanten Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wis- senschaft und Kultur, mit denen oft lange und hochinteressante Einzelgespräche geführt wurden. Mit einem überschauba- ren Aufwand konnten deren wissenschaft- liche Expertise, politische Erfahrung und wirtschaftliche Kompetenz eingebunden werden: Nur mit Hilfe dieses kollektiven Sachverstandes ließ sich eine Vielzahl von Strategien und Projekten lokalisieren, die realistische Chancen auf eine baldige Verwirklichung haben. Wir als die Autoren der Studie erheben deshalb auch nicht den Anspruch, alleinige Urheber aller Ideen und Vorschläge zu sein. Oft bedurfte es lediglich des Sammelns und des Heraus- präparierens sowie der Herstellung von Zusammenhängen zwischen den einzelnen Mosaiksteinen, die am Ende die Denk- schrift ausmachen. Ebenso wurden Ideen erst im Dialog zwischen uns und den Befragten geboren, bereits lose vorhan- dene Gedankenstränge zudem gemeinsam verknüpft.

(21)

Übergabe der Studie:

Prof. Albert Speer und

Oberbürgermeisterin Dr. Petra Roth

© AS&P Albert Speer & Partner GmbH

[Umrisse] [21

Resultat und Resonanz

Nach Vorlage der Studie (Bearbeitung:

Februar 2008 bis Februar 2009) konnten sich deshalb viele der relevanten gesell- schaftlichen, politischen und wirtschaft- lichen Akteure Frankfurts in den Projekt- vorschlägen wiederfinden, fühlten sich in ihrer Anschauung bestärkt und brachten Prozesse in Bewegung. Kritiker bemängel- ten allerdings, dass die Denkschrift ledig- lich eine Zusammenstellung vorhandener Ansätze sei. Auch die Urheberschaft einzelner Anregungen wurde reklamiert.

Beides stört uns als die Autoren überhaupt nicht. Wir begrüßen die Umsetzung jeder der vorgeschlagenen Ideen und betrach- ten das Werk als »open source«, als eine Quelle, an der sich alle Gutwilligen nach Belieben bedienen können und sollen.

Die Urheberschaft einer Idee sollte dabei zweitrangig sein, und die Experteninter- views hatten ja gerade den Sinn, Anstöße relevanter Akteure zu sammeln.

Mindestens ebenso wichtig wie die Ver- wirklichung konkreter Projekte ist es, dass die Studie zumindest dazu beitragen konn- te, das Selbstbild Frankfurts sowie das spezifische Zielsystem seiner Kommunal- politiker und Entscheider zu verändern.

Die Stadt ist sich ihrer hohen Lebens- qualität bewusster geworden, und es hat den Anschein, als trüge sie diese Überzeu- gung nun selbstbewusster nach außen. Sie versteht sich als Finanz- und Wirtschafts- platz, aber gleichzeitig auch als Ort von Wissenschaft und anwendungsorientierter Forschung. Sie bewirbt sich selbstbewusst um den Titel der »European Green Capital«

und ist Motor verstärkter regionaler Akti- vitäten. »Frankfurt für alle« hat diesen Ent- wicklungen den Weg geebnet.

Der von den Autoren gewünschte, öffent- liche Diskurs der Vorschläge mit den Bür- gern ist leider kaum erfolgt. Lediglich das Integrationsdezernat hat den Ball aufge- nommen und mit Geschick gespielt. Die nicht ausreichend fundierte Vorbereitung eines Folgeprozesses und dessen Veranke- rung im politischen Raum ist sicher eine berechtigte Kritik, die wir selber am nach- drücklichsten an uns üben. Dennoch fan- den die Empfehlungen vielfältigen Eingang in die öffentliche Diskussion, in die Print- medien und vor allem in die Kommunal- politik. Liest man den Koalitionsvertrag zwischen CDU und Die Grünen vom Mai 2011 mit entsprechendem Blick, so las-

sen sich erfreulicherweise reihenweise Elemente und Ideen der Denkschrift entdecken: Lebensqualität als eines der zentralen Politikziele, die erwähnte Bewerbung als Europas grüne Hauptstadt, Tempo 30 auf Grundnetzstraßen, Fahrrad- expresswege und -infrastruktur, umfas- send nachhaltige Modellstadtteile in Neu- bau und Bestand, ein Haus der Region und eines als Kompetenzzentrum für Nach- haltigkeit, der erste Schritt eines detail- lierten Wohnbaulandkonzeptes, Frankfurt/

Rhein-Main als Leitregion für Nachhaltig- keit, interkommunale Gewerbegebiete und einiges mehr.

Gemeinsam mit unseren Coautoren sind wir überzeugt, mit »Frankfurt für alle«

nützliche und zielführende Anregungen für die Positionierung und Entwicklung Frankfurts in den Netzwerken der Rhein- Main-Region, Deutschlands und der Welt zu offerieren. Unsere Empfehlungen und Ideen sollen aber auch die Herzen der Frankfurter Bürger, seiner Wirtschafts- unternehmen und Gäste ansprechen.

Dr. Michael Denkel Mitglied der Geschäftsleitung AS&P Albert Speer & Partner GmbH, Frankfurt am Main

(22)

Innenstadtkonzept für Frankfurt am Main

Leitlinien und Maßnahmenschwerpunkte

Ausgangslage und Ziel

Frankfurt am Main ist eine internationale Metropole im »Taschenformat«. Dies spie- gelt sich in der Kompaktheit ihrer Innen- stadt wider, die bei geringer Flächenaus- breitung eine hohe Erlebnisdichte bietet.

Sie ist eine Stadt der kurzen Wege und der Kontraste. Zum einen finden sich hier die Spuren einer europäischen Stadt mit besonderer historischer Bedeutung und einem reichen kulturellen Erbe. Zum anderen zeichnet sie sich durch hohe Entwicklungsdynamik und Internatio- nalität aus.

In diesem interessanten Spannungsfeld steht die Innenstadt: als moderne, aktive Stadt mit tiefen historischen Wurzeln, als

»Global Player« mit lokaler Identität. Das größte Defizit der Frankfurter Innenstadt liegt auf der anderen Seite in der hohen Verkehrsbelastung und der Dominanz des motorisierten Individualverkehrs im öffent- lichen Raum. Durch die Barrierewirkung der Hauptverkehrsachsen Berliner Straße, Mainkai und Kurt-Schumacher-Straße zerfällt sie in Teilbereiche und wird nicht als Einheit wahrgenommen. Die östliche Innenstadt ist vom attraktiveren und belebteren westlichen Teil abgetrennt.

Durch die schlechte fußläufige Vernetzung fehlen wichtige Verbindungswege in Nord- Süd-Richtung zwischen Mainufer, Zeil und Wallanlagen.

In einem offenen Planungsprozess im Jahr 2010 unter Moderation des Büros Stein und Schulz wurden Frankfurter Bürgerinnen und Bürger zu ihren Wünschen und Zielen für den Innenstadtkern, begrenzt durch Wallanlagen und Mainufer, befragt. Das

Architektur- und Stadtplanungsbüro raum- werk nahm diese Anregungen auf und entwickelte in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt ein übergeordnetes Konzept, welches die Basis für die aktuelle Fortschreibung bildet. Aufbauend auf einer differenzierten Analyse der bestehenden Potentiale und Defizite, benennt das Innen- stadtkonzept wichtige Handlungsleitlinien und Maßnahmenschwerpunkte, die als Entscheidungsgrundlage für zukünftige Aktivitäten im Bereich der Innenstadt die- nen sollen. Sie werden zum Teil in Bebau- ungsplänen verankert, steuern die Vertei- lung städtischer Investitionen oder stellen Angebote an private Eigentümer dar.

Acht Handlungsleitlinien

Zur leichteren Orientierung und Hierarchi- sierung der Handlungsfelder erfolgt eine Fokussierung des Innenstadtkonzepts in folgende acht Leitlinien:

– Identitäten und Qualitäten der Quartiere herausstellen, – Vernetzung der Innenstadt

vorantreiben,

– Stadtgestalt ausbauen und stärken, – Freiraum ausbauen und stärken, – Wohnen in der Innenstadt stärken, – Einzelhandel und Gastronomie in der

Innenstadt fördern,

– Arbeitsort Innenstadt entwickeln, – Kulturangebot herausstellen.

Identitäten und

Qualitäten der Quartiere herausstellen:

Eine besondere Qualität der Innenstadt ist ihre bunte Mischung. Diese eigen- ständigen Identitäten, basierend auf der individuellen Entwicklungsgeschichte der Quartiere, gilt es zu stärken. Vorhandene Profilierungen sollen erkannt und ausge- baut werden.

Identitäten der Quartiere

© raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Stadt- und Universitatsbibliothek Frankfurt am Main. Georg

Bedauerlich ist in diesem Zusammenhang, daß die Bibliothek sich erfolgreich um eine Umsetzung der Neuordnung im Rahmen der Zuständigkeiten der Stadt Frankfurt am Main '

eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die bis zur nächsten Sitzung Vorschläge ausarbeiten sollen. Die Bibliotheksschule wurde im übrigen gebeten, eine umfassende Erhebung zu den

Da das bisherige Strukturgebäude: Einstellung als AnwärterIAnwärterin an einer wissenschaftlichen Bibliothek, anschließend Übernahme durch die Ausbildungsbibliothek oder eine

Es wurden insgesamt 446 Titel abgeliefert: 27 Promovenden haben sich im Jahr 2000 für eine elektronische Ablieferungsform entschieden, von denen wollten aber nicht alle

Damit waren Ende 2001 insgesamt 3.406 Online-Zeitschriften für Nutzer der Universität Frankfurt frei zugänglich, die entweder über Konsortial-Pakete erworben wurden oder aber

Natürlich ließe sich mit einem Mehr an Mitteln auch ein Mehr an Leistung erbringen, aber im Zuge all- gemeiner Einsparungstendenzen sollte doch hervorgehoben werden, dass die

den Preisvorteil und bestellen 2.B. englischsprachige Literatur hier statt in England, wo für die Esledigung einer Bestellung aus dem Aus- land umgerechnet Ca. Damit die StUB