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Editorial

492 Ärzteblatt Sachsen 12 / 2014

Wirklich krank?

Meine sehr verehrten Kollegen, wie oft stellen Sie sich die Frage, wel- chen Leidensdruck der Patient vor Ihnen eigentlich hatte, um Ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen? Und wie oft kommen Sie zu dem Schluss, dass kein zwingender Anlass für eine Konsultation vorgelegen hat?

Ich frage mich das öfter. Aber ich bleibe in meinen Vermutungen und vor allem in der Ursachensuche vage.

Als Hausarzt erlebe ich allzu oft die unterschiedlichsten Gründe für eine Konsultation. Manchmal scheint es so, als ob die Schwere der Erkran- kung eher nur mäßig bis überhaupt nicht vorhanden ist, um eine Konsul- tation zu rechtfertigen. Nicht zu sel- ten stelle ich fest, dass der Anlass des Arztbesuches oder weiterer Nachfragen aufgrund eines vom Patienten anderweitig erlangten oder suggerierten Wissens erfolgen.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich selbst bin sehr froh, wenn ich einen Patienten beraten kann, der

interessiert ist, der sich informiert und bemüht ist, seine Beschwerden selbst in den Griff zu bekommen.

Aber ist Information und Informati- onsbedürfnis allein ausschlaggebend für einen mündigen Patienten?

Ich denke nicht. Denn erst mit unse- rer ärztlichen Hilfe wird der Patient in die Lage versetzt, Wahrheit von Unwahrheit zu unterscheiden. Darin liegt des Pudels Kern. „Doc Internet“

kann einem Patienten zwar viele richtige wie falsche Informationen bieten. Diese einzuordnen, zu verifi- zieren oder zu falsifizieren, obliegt weiterhin dem Arzt. Diese Aufgabe wird mit dem wachsenden Markt an Medizin-Apps weiter zunehmen.

Diese Entwicklung hat zwei wesent- liche Auswirkungen auf das Arzt- Patient-Verhältnis:

1. In unserer täglichen Arbeit sollten wir das Informationsbedürfnis der Patienten akzeptieren. Wir müssen damit umgehen lernen, dass Patien- ten sich jederzeit online über vielfäl- tige Kanäle Wissen beschaffen kön- nen. In unserer medialen und globa- lisierten Welt besteht eine derartig unübersichtliche Vielfalt von Infor- mationsmöglichkeiten, die wir selbst kaum überblicken. Aber auch ich entdecke immer wieder auch Infor- mationen, die mir in meiner Arbeit zugutekommen. Ich lerne also selbst, indem ich mich mit den Fragen mei- nes Patienten auseinandersetze und mir Unbekanntes nachverfolge.

Allerdings wird es bei steigenden Patientenzahlen und immer kürzerer Zeit immer schwieriger, den Über- blick zu behalten. Auch sollten bei allem Verständnis für unsere Patien- ten diese selbstkritisch mit den ihnen zur Verfügung stehenden Angebo-

ten umgehen, und sich immer wie- der hinterfragen, ob „immer Alles und zu jeder Zeit“ das richtige Maß ist.

2. Wir Ärzte selbst sollten mit Infor- mationen über Behandlungen und Diagnostik sowie Therapiemöglich- keiten, welche wir in die breite Öffentlichkeit unkritisch abgeben, sehr vorsichtig sein. Nicht selten wer- den solche, besonders zweifelhafte Informationen dann, jeder denke sich den Grund, in bunte Lettern ver- packt. Hier scheint mir besondere Zurückhaltung als ethische Pflicht gegeben. Wir Ärzte sollten dabei auch bedenken, welchen Nutzen der Informationsgeber hat und welch unkollegiales Verhalten sich dahinter verbergen könnte.

Der Grundsatz im Behandlungszim- mer sollte daher weiterhin lauten:

Eine gute Arzt-Patient-Beziehung basiert auf Vertrauen und gegensei- tige Achtung. Dazu gehört auch das Gespräch. Manche Ärzte lehnen jedoch ein Gespräch ab und Patien- ten trauen sich nicht, Fragen zu stel- len. Und so bleibt jeder in seiner Welt. Dies aber wird den Anforde- rungen an eine künftige Arzt-Pati- ent-Beziehung in keiner Weise gerecht, denn unsere Patienten wer- den sich zunehmend von „gut auf- gemachter“ Information verleiten und in die Irre führen lassen. Daher müssten wir uns wieder mehr Zeit nehmen für die Bedürfnisse unserer Patienten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine besinnliche Weihnacht und ein gutes Neues Jahr.

Ihr Erik Bodendieck Vizepräsident

© SLÄK

Wir wünschen allen Lesern ein besinnliches Weihnachtsfest.

Ihr Redaktionskollegium des „Ärzteblatt Sachsen“

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