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Facharztweiterbildung in den USA: Klare Struktur, wenig Patientenkontakt

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438 Bayerisches Ärzteblatt 7-8/2007

Varia

Eine Stärke der Wei- terbildung in den USA liegt meiner Meinung nach in ihrer klaren Strukturiertheit und der Betonung des

„teachings“. Das Ro- tationssystem durch die verschiedenen Teilgebiete der Radi- ologie ist inhaltlich zum größten Teil de- tailliert vorgeschrie- ben und muss von den Weiterbildungspro- grammen peinlich genau eingehalten werden.

Auf diese Weise hat jeder Assistenzarzt sämt- liche der für die Zulassung zur Facharztprü- fung erforderlichen Ausbildungsstationen bis zum Ende seiner festgelegten Weiterbildungs- zeit durchlaufen. Die Assistenzärzte erhalten täglich zwei Stunden Fortbildung nach einem gut strukturierten Lehrplan, der eine einstün- dige Vorlesung über die Bildgebung eines be- stimmten Organsystems vorsieht. Eine weitere Stunde beinhaltet eine interaktive Falldemons- tration, in der die Assistenzärzte Fälle interpre- tieren und Fragen beantworten. Das „teaching“

beschränkt sich nicht nur auf diese tägliche Fortbildung, sondern erstreckt sich im Rahmen der individuellen Befundbesprechung mit dem zuständigen Oberarzt über den gesamten Ar- beitstag. Zusätzliche Kurse sind beispielsweise

in Physik für die Assistenzärzte im ersten Jahr ihrer Weiterbildung und zur Vorbereitung auf die Facharztprüfung für die Assistenzärzte im letzten Jahr ihrer Weiterbildung vorgesehen.

Die Bestehensquote eines Jahrgangs bei der Facharztprüfung gilt als Gütemaßstab für das Ausbildungsprogramm und führt so zu einer Anreizstruktur für das Krankenhaus, ihre Assis- tenzärzte so gut wie möglich auszubilden. Ne- ben der Strukturiertheit gefällt mir der Enthu- siasmus der Kollegen, der aus deutscher Sicht anfangs etwas ungewohnt erscheinen kann, aber sehr mitreißend und motivierend ist.

Einen signifikanten Unterschied bildet der ver- gleichsweise geringe Patientenkontakt im be- ruflichen Alltag. Der Grad der Arbeitsteilung und Subspezialisierung an den größeren ame- rikanischen Krankenhäusern führt zu einer Effizienzsteigerung und hat zur Folge, dass sich Radiologen und Nuklearmediziner fast ausschließlich auf die Befunderstellung kon- zentrieren können. Während in Deutschland ein Assistenzarzt in der Nuklearmedizin fast immer selbst eine Anamnese erhebt, selbst den venösen Zugang legt und das Radionuklid inji- ziert, wird dies in den USA alles von den Radio- logisch-technischen Assistenten erledigt. Bei schwierigem venösem Zugang wird der spe- ziell dafür ausgebildete „Phlebotomist“ geru- fen. Ultraschallbilder werden meist von den

„Ultrasound Technologists“ angefertigt und die

Bilder dann vom Radiologen am Computer in- terpretiert, ohne dass eine Interaktion mit dem Patienten stattfindet. Somit ist für den Radio- logen oft ein Verlassen des Arztzimmers gar nicht mehr nötig.

Aus deutscher Sicht kann auch der sehr attrak- tive amerikanische Arbeitsmarkt für Radiolo- gen ein Grund sein, eine Facharztweiterbildung in den USA zu erwägen. Allerdings ist der durch diese Attraktivität bedingte Wettbewerb um die Weiterbildungsstellen zu berücksichtigen sowie ein insgesamt relativ hoher administra- tiver Aufwand im Hinblick auf Visum und die Zulassung als Arzt in den USA.

Neben der klinischen Ausbildung ist auch der Aufenthalt in Boston eine Bereicherung, weil sich die Gelegenheit bietet, Kollegen aus der ganzen Welt kennen zu lernen – auch wenn ich meine ehemaligen Münchener Kollegen sehr vermisse. Allerdings sind in Boston sehr viele Ärzte aus Bayern in Klinik und Forschung tätig, die sogar ihr eigenes kleines Oktoberfest orga- nisieren.

Dr. Jan Stauss

Facharztweiterbildung in den USA:

Klare Struktur, wenig Patientenkontakt

Seit fast zwei Jahren arbeitet Dr. Jan Stauss als Resident (Assistenzarzt) in Boston. Er befindet sich in der Weiter- bildung zum Facharzt für Nuklearmedizin und Radiolo- gie. Vor seinem Umzug in die USA hat er zwei Jahre lang als Assistenzarzt in Deutschland gearbeitet. Im „Baye- rischen Ärzteblatt“ berichtet er über die Besonderheiten der ärztlichen Weiterbildung in den USA.

Dr. Jan Stauss

Foto: BilderBox.com

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