erbe: Jesus und seine Gleichnisse
Allgemeiner Teil „Gleichnisse“
Lehrerinformation
Jesus war ein meisterhafter Gleichniserzähler. Die Gleichnisse Jesu waren Geschichten aus dem Alltag seiner Zuhörer. Er wollte, dass die Menschen verstehen, was er ihnen über Gott und dessen Reich sagte. Die Geschichten handeln von Bauern, Fischern, Vätern und Söhnen, Schafen, Hirten etc. und sie erhellen Beispiele aus dem alltäglichen Leben wie z. B. Hochzei- ten, Hausarbeit usw. Die Leute damals kannten dies aus eigener Erfahrung – so konnte Jesus sie direkt erreichen. In Gleichnissen steckt eine bestimmte Botschaft: Sie sagen uns, wie Gott ist, oder sie spiegeln uns unser Verhalten wider. Sie fordern den Zuhörer zum Nachdenken auf, zur Deutung, zur Zustimmung oder zum Widerspruch. Jeder muss für sich die Wahrheit entdecken. Teilweise werden normale Verhaltensweisen aufgegriffen und in Frage gestellt.
Gelegentlich erklärte Jesus sein Gleichnis, doch manchmal mussten die Menschen dies auch selbst herausfinden.
Insgesamt enthält das Neue Testament 40 Gleichnisse, wobei der Evangelist Johannes nicht explizit den Begriff „Gleichnis“ verwendet. Er benutzt vielmehr alltägliche Vergleiche, um Aus- sagen über Gott und Gottes Welt zu verdeutlichen. Sie werden vielfach als Bildworte bezeich- net. Gleichnisse sind meist kürzere Texte mit erzählendem Charakter, die zwei Ebenen aufwei- sen: eine Bildebene (die erzählende konkrete Geschichte) und die Sachebene („Was will uns das Gleichnis sagen?“). Diese beiden Ebenen beziehen sich aufeinander und tangieren sich im sogenannten Vergleichspunkt.
Im Neuen Testament lassen sich vor allem drei Formen des Gleichnisses finden: Gleichnisse im engeren Sinn, Parabeln und Beispielerzählungen.
Beim „Gleichnis im engeren Sinn“ wird die Sachebene parallel zur Bildebene genannt, ein expliziter Vergleich mit „so wie“ macht dies deutlich. In der Erzählung findet ein alltäglicher Vorgang statt und auch die verwendeten Bilder sind der Alltagswelt der Zuhörer Jesu entnom- men. Die Erzählzeit ist das Präsens.
Die „Parabel“ greift oft ein interessantes Einzelereignis auf, das sich so oder so ähnlich irgend- wo ereignet hat. Sie enthält, ebenso wie das Gleichnis, vertraute Elemente, aber immer ist der Vorgang recht ungewöhnlich und erfährt eine unerwartete Wendung. Die Erzählzeit ist das Präteritum. Der Zuhörer muss die Bildebene auf die Gedankenebene übertragen und heraus- finden, was die Lehre der Parabel ist.
Die „Beispielerzählung“ funktioniert erzählerisch wie die Parabel. Wir finden diesen Typus nur im Sondergut des Lukas-Evangeliums. Sie kritisiert an einem Beispiel ein bestimmtes Verhal- ten, was den Zuhörer zur Verhaltensänderung auffordert. Inhaltlich muss keine Übertragung vom Bild auf die Sache geleistet werden, denn das Verhalten, um das es geht, wird an einem Musterfall beschrieben.
Im allgemeinen Teil der Gleichnisse geht es zunächst darum, Kinder für bildhafte Sprache im Alltag und in der Bibel zu sensibilisieren. An der Stelle sollte man fächerübergreifend arbei- ten und das Fach Deutsch einbeziehen. Die Schülerinnen und Schüler überlegen, was Bilder generell wollen (einen Eindruck festhalten, uns erfreuen, uns warnen, Zeichen für etwas sein
VORSC
HAU
Maria Zerbe: Jesus und seine Gleichnisse r Verlag
Immer wieder beschreibt Jesus den Menschen das Reich Gottes. Er verwendet dazu unter- schiedliche Bilder aus dem Alltag der Menschen, um mit diesen das Reich Gottes zu verglei- chen.
Jesus erzählt: So ist es mit dem Reich Gottes, es ist vergleichbar mit einem Senfkorn, dem Kleinsten aller Samenkörner. Ein Mann sät es in seinem Garten in der Erde aus.
Ihr habt vorhin ein Senfkorn betrachtet. Wie groß wird wohl die Pflanze werden?
Das kleine Senfkorn geht auf und wächst, es wird größer als andere Gewächse und treibt kräftige Zweige wie bei einem Baum, sodass die Vögel des Himmels dort nisten können.
Das Gleichnis vom Senfkorn und Sauerteig
(nach Lk 13,18–21)
Womit kann ich das Reich Gottes auch noch vergleichen?
Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau nahm und unter den Brotteig mit Mehl mischte. Der Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig und verändert ihn so. Der Brotteig geht auf und man kann Brote backen.
Kennt ihr auch Dinge, die zuerst unscheinbar klein sind, dann aber groß und schön werden?
VORSC
HAU
erbe: Jesus und seine Gleichnisse
Senfkorn und Sauerteig
a) Die beiden Gleichnisse vom Senfkorn und Sauerteig sind durcheinandergeraten.
Schneide die Satzstreifen aus und sortiere sie. Nun kannst du sie in die vorgesehenen Kästen kleben.
Er sagte: „Wem ist das Reich Gottes ähnlich, womit soll ich es vergleichen?
Es ist wie ein Senfkorn,
es wuchs und wurde zu einem Baum,
den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, das ein Mann in seinen Garten in die Erde steckte;
bis das Ganze durchsäuert war.
Außerdem sagte er: „Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen?
Es ist wie der Sauerteig,
und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen.
Das Gleichnis vom Senfkorn (Lk 13,18–19)
Das Gleichnis vom Sauerteig (Lk 13,20–21)
VORSC
HAU
Maria Zerbe: Jesus und seine Gleichnisse r Verlag
Sauerteig: Was ist das?
Schon die Steinzeitmenschen, Ägypter und Griechen nutzten das Brot als wichtigstes Nah- rungsmittel, denn es enthält fast alle Stoffe, die wir für unsere Ernährung benötigen. Heute gibt es viele verschiedene Brotsorten, doch das älteste Brot bestand nur aus Mehl und Wasser;
daraus wurde ein Teig geknetet und gebacken. Das fertige Fladenbrot allerdings war sehr hart.
Die Sauerteigherstellung haben wir vermutlich einem Zufall zu verdanken, da die Menschen immer gerne experimentiert haben. Man kann sagen, dass mit dem Jahre 10 000 v. Chr. die Geschichte des Brotes begann und sich bis heute fortsetzte. Bereits die Ägypter kannten Sau- erteigbrot (ca. 1500–2000 v. Chr.) und über 40 verschiedene Arten der Backwarenzubereitung.
Sauerteig ist eine kleine Portion vom angesetzten Mehlbrei (dieser enthält noch kein Salz, da es die Säuerung hemmt), der einige Tage kühl gelagert stehen gelassen wird, bevor er für neues Brot verwendet wird. Das mit Sauerteig gebackene Brot schmeckt kräftiger als Hefe- brot, es ist außerdem luftiger und lockerer.
In Palästina reichte es aufgrund des heißen Klimas aus, den Brei einige Stunden in der Sonne stehen zu lassen. Er säuerte dann von selbst. Jede Hausfrau hob aber ein Stück Sauerteig in einem Krug auf und mischte ihn bei Bedarf wieder unter den neuen Teig, um ihn zu säuern.
Sauerteig kann man selbst herstellen oder auch als Sauerteigextrakt im Reformhaus oder beim Bäcker kaufen.
So stellt man Sauerteig her:
Man rührt 2 gehäufte Esslöffel Roggenmehl und 1 gehäuften Teelöffel Kümmel mit lauwar- mem Wasser in einem Gefäß zu einem dicken Brei an. Mit einem Tuch bedeckt, lässt man ihn 4–6 Tage im warmen Raum stehen. Es bilden sich Blasen und der Teig beginnt, säuerlich zu riechen. Man sagt, der Brei gärt – das liegt an der Wärme und an den Bakterien, die sich überall befinden.
Dieser Masse werden 2 Tage vor dem Brotbacken 2 gehäufte Esslöffel Roggenmehl zugesetzt und so viel Wasser, bis wieder ein dicker Teig entsteht. Bis zum nächsten Tag wird er warm- gestellt und nochmals mit 2 Esslöffeln Roggenmehl und Wasser angereichert. Nach ungefähr 10–12 weiteren Stunden ist der Sauerteig für den Brotteig gebrauchsfertig.
a) Lies den Text.
b) Beantworte die Fragen und bearbeite die Aufgaben.
• Was ist Sauerteig?
• Was bewirkt Sauerteig?
• Woraus bestand das älteste Brot?
• Welche Brotsorten isst du gern und wie werden sie hergestellt?
(Frage dazu am besten beim Bäcker nach.)
• Sammelt verschiedene Brotrezepte und stellt ein Brotbackbuch zusammen.
VORSC
HAU
Gottes Reich heute
So wie Sauerteig und Senfkorn wachsen, so wächst auch Gottes Reich heute. Was unschein- bar und verborgen beginnt, bekommt durch eine geheimnisvolle Kraft eine gewaltige Wirkung.
a) Was können wir Menschen für das Reich Gottes tun? Male und schreibe mit zwei anderen Kindern in einer 3er-Gruppe in den Baum.
Lasst uns wie Sauerteig oder ein Senfkorn sein!
b) Stellt euren Reich-Gottes-Baum in der Klasse vor und erzählt, wie ihr an die Aufgaben- stellung herangegangen seid.
c) Was hat das folgende Sprichwort mit dem Reich Gottes zu tun?
erbe: Jesus und seine Gleichnisse