• Keine Ergebnisse gefunden

Qualitätssicherung vs. Bürokratieabbau?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Qualitätssicherung vs. Bürokratieabbau?"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

4

Ärzteblatt Sachsen 3|2021 Dr . med . Dirk Müller

EDITORIAL

Qualitätssicherung vs. Bürokratieabbau?

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Sie werden mir Recht geben, hohe Qualitätsmaßstäbe sind eine Selbstverständlichkeit in unserer wissenschaftlich fun- dierten Patientenversorgung . Bekanntermaßen hat schon Hippokrates in seinem Eid darauf aufmerksam gemacht . Gleiches verspricht unsere junge Ärztegeneration bei Erhalt ihrer Approbation im Ärztlichen Gelöbnis . Nun haben sich die Zeiten von Paracelsus bis Sauerbruch geändert . Im Rahmen unserer Freiberuflichkeit dürfen und müssen wir berufs- ständige Angelegenheiten selbst regeln . Dazu zählen nach meinem Verständnis auch die qualitätsrelevanten Themen . Die Gesundheitspolitik fühlt sich dieser Materie auch ver- pflichtet und favorisiert seit Jahrzehnten eine zusätzliche Betrachtungsweise . Obwohl Qualitätssicherung unser aller ureigenes Interesse ist, hat dieses Thema einen bitteren Beigeschmack bekommen . Der seit den letzten Jahren deut- lich zunehmende bürokratische Aufwand im Bereich der gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätssicherung steht in kei- nem Verhältnis mehr zum Nutzen hinsichtlich Patientenver- sorgung oder Qualitätsverbesserung . Allerdings lassen sich die erhobenen Daten hervorragend als externe Kontrolle nutzen, erkennbar an der Sanktionierung durch den G-BA . In der stationären Versorgung müssen zum Beispiel im Modul der hüftgelenksnahen Femurfrakturen pro Datensatz 44 Fragen beantwortet werden . Eine Vielzahl ethischer Aspekte rücken häufig im Alltagsgeschäft in den Hintergrund, um die

geforderten Qualitätsziele zu erreichen . Qualität lässt sich nicht immer rein mathematisch erfassen . Wir behandeln einzelne Individuen mit ihrem ganz persönlichen Schicksal . Zu jedem Ärztetag klagen wir zu Recht den dringend not- wendigen Abbau an Bürokratie ein . Die unzähligen, am Schreibtisch zu verbringenden Stunden fehlen bei der Pati- entenversorgung . Wir im Ausschuss Qualitätsmanagement der Sächsischen Landesärztekammer diskutieren immer wieder über die Effizienz verschiedenster Methoden hin- sichtlich Risikominimierung, Patientensicherheit, Qualitäts- sicherung und Qualitätsmanagementverfahren . Auch die eben erwähnte und stark kritisierte externe Qualitätssiche- rung hat in meinen Augen ihre Berechtigung, wenn sie als Benchmark eingesetzt wird, also unter dem Motto „Lernen von den Besten“ . Unter diesem Blickwinkel könnte eine enorme Verschlankung der Verfahren eingeleitet werden . Wir geben den bewährten Instrumenten des internen Quali- tätsmanagements, wie Peer Review und Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen, den Vorrang . Diese sind zeit- und kostensparend . Diese Methoden bieten eine effizientere Möglichkeit der unmittelbaren Verbesserung der Patienten- versorgung als die ausufernde Qualitätssicherungskontroll- bürokratie . Nur so werden wir im Rahmen der Freiberuflich- keit unserem Anspruch gerecht, dass wir uns selbst um die Qualitätsstandards kümmern . Die Bedeutung der Qualitäts- sicherung in allen Bereichen unserer Tätigkeit steht damit in keinem Widerspruch zum notwendigen Bürokratieabbau . Auf der Basis dieser Frustration hat die Bundesärztekammer mit einem Beschluss des Vorstandes vom 21 . August 2020 ein Memorandum „Qualitätssicherung/Qualitätsmanage- ment 2020 aus ärztlicher Sicht – Mehrwert für die Patien- tenversorgung“ an die Gesundheitspolitik gesandt (www . baek .de) . Es handelt sich um ein bemerkenswertes Papier . Es resultiert aus der Arbeit des Ausschusses Qualitätssiche- rung der Bundesärztekammer und der Ständigen Konferenz Qualitätssicherung der Bundesärztekammer und ist Ergeb- nis der Zusammenarbeit aller Bundesländer seitens der Aus- schüsse . Es legt in sieben Eckpunkten sachlich argumentativ den geschlossenen Standpunkt der Ärzteschaft dar und bie- tet in einem 10-Punkte-Programm effiziente Lösungsan- sätze an . Hauptziel dabei ist es, die ineffiziente Eigendyna- mik der externen Qualitätssicherung und den bürokratischen Aufwand zu stoppen . Die Ärzteschaft bekennt sich aktiv, unabdingbar und engagiert zur kontinuierlichen Verbesse- rung der Patientenversorgung als zentrales Anliegen . Mein großer Wunsch wäre es, die Politik traut uns dies zu .

Dr . med . Dirk Müller Vorsitzender Ausschuss Qualitätsmanagement

© Erzgebirgsklinikum Annaberg gGmbH

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Darum muss der Patient auf einen Teil seiner Grundrechte “freiwillig” verzichten, sonst wird er aus der Studie ausgeschlossen: So darf er sich keine Mistel verabreichen, wenn

Wählen Sie den gewünschten Forum-Bereich in dem Sie darauf klicken.. Um ein neues Diskussionsthema zu erstellen, klicken Sie auf Neues Thema erstellen. Auf das leere Formular können

Das ist ja ungefähr so, als wenn man einen Menschen darauf hinweist, dass er atmen muss, damit er nicht umfällt (auch wenn es unstrittig mit Mund-Nasen-Schutz etwas

Da für unsere Anleger nicht nur die durchschnittliche Performance unserer Anlageportfolios in Relation zu unseren Vergleichsgruppen, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, ein

gebote sind vielfältig, um die individuellen Bedürfnisse der KlientInnen  abzudecken.  Im  Fachbereich  Beratung  und  Therapie  ist  die  Berner  Ge‐..

und löst den Schalter aus. Wie sie darauf gekommen sind, liegt auf der Hand: Die beiden beobachteten die Hotelgäste, die sich in der Pandemie trotz extensiver Reinigung beim

nidazol bzw. Ein solchermaßen vereinfachtes Therapie- Schema würde eine H. pylori-Eradikation auch in breiterem Umfang erlauben. Aus diesem Grund bedürfen die Ergebnisse

Solche Ansprüche können sich jedoch auch dahingehend auswirken, daß vom Arzt Handlungsweisen gefordert werden, die unter qualitativen Aspekten wenig zu rechtfertigen sind, er