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Erfahrungsaustausch der Lebendspende-kommissionen

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Erfahrungsaustausch der Lebendspende- kommissionen

Am 4. September 2015 trafen sich in der Sächsischen Landesärztekammer ca. 35 Ärzte und Juristen, darunter Vertreter von zehn Landesärztekam- mern sowie weitere an dem Thema der Lebendorganspende Interessierte, zu einem bundesweiten Erfahrungs- austausch. Dabei handelte es sich um die erste von einer Landesärzte- kammer organisierte Veranstaltung dieser Art, wie der Vizepräsident Dr.

med. Rainer Kobes in seinen Eröff- nungsworten betonte. Mit einem philosophischen Ansatz gab er einen guten Einstieg in die Veranstaltung, welche thematisch in drei große Blöcke gegliedert wurde. „Lebend- spende ist gleichzeitig ein Geschenk und eine Forderung, je nachdem aus welcher Sicht sie betrachtet wird.

Eigentlich kann nur der Schenkende also der Spender entscheiden, ob das, was er tut, richtig oder falsch ist.“

Ein Ziel der Veranstaltung war, erste Harmonisierungstendenzen in den Lebendspendekommissionen der ver- schiedenen Bundesländer zu unter- stützen und einen ersten Konsens im Zusammenwirken zu erzielen.

In Sachsen führt immer wieder die Auslegung des sogenannten Nähe- verhältnisses nach § 8 Abs. 1 Satz 2 Transplantationsgesetz zu Schwierig-

keiten. Der Text „Die Entnahme einer Niere, des Teils einer Leber oder anderer nicht regenerierungsfähiger Organe ist darüber hinaus nur zuläs- sig zum Zwecke der Übertragung auf Verwandte ersten oder zweiten Gra- des, Ehegatten, eingetragene Lebens- partner, Verlobte oder andere Perso- nen, die dem Spender in besonderer persönlicher Verbundenheit offen- kundig nahestehen“ gibt einen Inter- pretationsspielraum, der oft sehr kri- tisch hinterfragt wird.

Daher steht das persönliche Nähe- verhältnis zwischen Spender und Empfänger ganz besonders im Span- nungsfeld zwischen den Lebend- spendekommissionen und den Trans- plantationszentren. Diesem Thema widmete sich der erste Referent,

Prof. Dr. iur. Adrian Schmidt Recla, Lehrstuhlvertreter in der Georg- August-Universität Göttingen, in sei- nem Vortrag zu „Juristischen Aspek- ten der Lebendspende unter beson- derer Berücksichtigung des nach

§ 8 Abs. 1 Satz 2 TPG erforderlichen Näheverhältnisses“. Ergänzend dazu referierte auch Priv.-Doz. Dr. med.

Maria Birnbaum, Vorsitzende der Lebendspendekommission der Ärzte- kammer Berlin, die zum Thema

„Näheverhältnis“ mit ihrer Kommis- sion eine deutlich weitere Betrach- tungsweise als der Jurist einnimmt.

Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich psychologischen Aspek- ten der Lebendspende und deren Freiwilligkeit. In § 8 Abs. 3 des TPG ist geregelt, dass „Weitere Voraus- setzung für die Entnahme von Orga- nen bei einem Lebenden ist, dass die nach Landesrecht zuständige Kom- mission gutachtlich dazu Stellung genommen hat, ob begründete tat- sächliche Anhaltspunkte dafür vorlie- gen, dass die Einwilligung in die Organspende nicht freiwillig erfolgt.“

Es war der Sächsischen Landesärzte- kammer gelungen, dafür Prof. Dr. Dr.

h.c. Thomas Hillenkamp, Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozessrecht Universität Heidelberg, als Gastred- ner zu gewinnen, welcher einen her- vorragenden Vortrag zu den ver- schiedenen Aspekten der Freiwillig- keit hielt.

Gleichfalls zu diesem Block sprach Dr.

med. Thomas Barth, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie im Klinikum Chemnitz, der die Sicht des Psychia- ters auf das Konstrukt der Freiwillig- keit darstellte.

Über die Problematik des Einflusses medizinischer Aspekte auf die Stel-

lungnahme der Lebendspendekom- missionen referierten Prof. Dr. jur.

Bernd-Rüdiger Kern, Vorsitzender der Lebendspendekommission der Sächsischen Landesärztekammer, sowie Prof. Dr. med. Joachim Beige, Chefarzt der Abteilung Nephrologie im Klinikum St. Georg in Leipzig. Die Frage dabei war, ob die Lebendspen- dekommission auch zu medizini- schen Fragen im Zusammenhang mit der Lebendspende Stellung beziehen kann und darf. Das Gesetz sieht dazu keinen expliziten Auftrag vor, die sächsische Kommission gibt aber im Sinne eines fairen kollegialen Mit- einanders bei Auffälligkeiten einen entsprechenden Hinweis an das Transplantationszentrum.

Die Ärztliche Geschäftsführerin der Sächsischen Landesärztekammer, Dr.

med. Patricia Klein, welche die Ver- anstaltung moderierte, bedankte sich bei den Teilnehmern für die kon- troverse und sehr konstruktive Dis- kussion. Die Lebendspenden würden mehr denn je gebraucht und die gesellschaftliche Anerkennung ist hoch. Sie verband ihre Schlussworte mit der Hoffnung, dass nach dieser Initialzündung der Staffelstab an eine andere Ärztekammer weiterge- geben wird und sich die Lebendspen- dekommissionen im nächsten Jahr vielleicht an anderer Stelle erneut zu einem Erfahrungsaustausch treffen könnten. Dafür bestand ein großes Interesse unter allen Teilnehmern, die auch anregten, die Vorträge in einem Berichtsband zu veröffentli- chen. Die Sächsische Landesärzte- kammer wird dies sobald als möglich organisieren.

Ass. jur. Anke Schmieder Leiterin Referat Ethikkommission

502 Ärzteblatt Sachsen 11 / 2015

Themenheft Organspende

Teilnehmer des Erfahrungsaustausches der Lebendspendekommissionen © SLÄK

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