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Ärzte haften bei unzureichender Aufklärung

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Ärzteblatt Sachsen 3|2019

rEcht und mEdizin

Lebendorganspenden sind keine Sel- tenheit . Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation haben im vergangenen Jahr 638 Menschen eine Niere sowie 37 einen Teil ihrer Leber an ihnen nahe stehende schwer- kranke Menschen gespendet .

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat am 29 . Januar 2019 die Rechte von Le bend- organspendern gestärkt . Wenn Organ- spender über die möglichen gesundheit- lichen Risiken einer Organspende unge- nügend aufgeklärt und die Ge spräche nicht dokumentiert werden, können sie Schadensersatz erhalten . Dies ent- schied der für Arzthaftungsfragen zu - ständige VI . Zivilsenat des BGH in Karlsruhe in einem Grundsatzurteil . Voraussetzungen für eine Lebendorganspende

Eine Organentnahme bei lebenden Spendern ist nur unter den Vorausset- zungen des § 8 Abs . 1 Satz 2 Transplan- tationsgesetz (TPG) möglich . Das Transplantationsgesetz sieht eine ärzt- liche Aufklärung über die Risiken der Organspende in Anwesenheit eines neutralen Arztes ausdrücklich vor . Zwei Nierenspender hatten Kliniken und Ärzten eine ungenügende Aufklä-

rung vorgeworfen . Nach einem jahre- langen Rechtsstreit waren sie nun vor dem Bundesgerichtshof erfolgreich . Das Gericht stellte fest, dass Fehler bei der Aufklärung zwar nicht zwangsläu- fig zur Unwirksamkeit einer Aufklärung führten, sie seien aber bei einer Be - weiswürdigung „ein starkes Indiz“ . Ein Spender, der seiner Frau eine Niere spendete, leidet nach eigenen Angaben seit der Organentnahme an chronischer Erschöpfung . Ebenfalls ein solches Fatigue-Syndrom sowie eine Nierenin- suffizienz beklagt die zweite Klägerin, die ihrem Vater eine Niere spendete . Beide werfen den Ärzten vor, nicht aus- reichend über die Risiken aufgeklärt und insbesondere nicht über Risiken für ihre eigene Gesundheit informiert wor- den zu sein . Schon vor dem Eingriff seien die Nierenwerte der Spender nicht optimal gewesen . Sie fordern deshalb Schmerzensgeld und Schadenersatz . In den Vorinstanzen waren ihre Klagen abgewiesen worden .

Einwilligung unwirksam

Der BGH hob die Entscheidungen im Revisionsverfahren auf und verwies die Fälle zurück an das Oberlandesgericht Hamm . Die Bundesrichter haben den Klagen der beiden Spender aufgrund der „festgestellten inhaltlichen Aufklä- rungsmängel“ stattgegeben . Die Ein- willigungen in die Organentnahme seien unwirksam, die Eingriffe damit rechtswidrig .

Das Oberlandesgericht Hamm hatte zwar im Berufungsverfahren Fehler bei der Aufklärung festgestellt, ging aber zu Unrecht davon aus, ,,dass die Kläger auch bei ordnungsgemäßer Aufklärung der Organspende zugestimmt hätten .“

Dieser Argumentation folgte der Bun- desgerichtshof nicht . Die im Arzthaf- tungsrecht entwickelten Grundsätze der sogenannten hypothetischen Ein- willigung sind nicht auf die Lebendor- ganspende übertragbar .

Mit der Frage zur Höhe der Schadener- satzansprüche muss sich nun das Oberlandesgericht Hamm beschäftigen . Umfassende Aufklärung

der Spender

In der Folge des Urteils sollen zukünftig gesunde potenzielle Lebendspender erst nach kompletter Kenntnis über die zum Teil gravierenden möglichen Ein- schränkungen und Konsequenzen des Nierenverlustes eine möglichst freie Entscheidung treffen . Der Spender befinde sich dabei „in einer besonderen Konfliktsituation, in der jede Risikoin- formation für ihn relevant sein kann“

und bedarf besonderen Schutzes . Im Transplantationsgesetz habe der Gesetzgeber besonders strenge und sogar strafbewehrte Aufklärungsvor- gaben für Lebendspenden gemacht .

„Sie dienen dem Schutz des Spenders vor sich selbst“, betonte der BGH . Die- ses Ziel werde unterlaufen, wenn die behandelnden Ärzte wegen der ja schon gesetzlich vorausgesetzten „persönli- chen Nähe“ von einer „hypothetischen Einwilligung“ ausgehen könnten .

Die Bundesrichter bezeichneten die Einhaltung der Vorgaben zudem als

„unabdingbare Voraussetzung“, wenn die Bereitschaft der Menschen zur Organspende langfristig gefördert wer- den solle .

Ass . jur . Anke Schmieder Leiterin Referat Ethikkommission

Ärzte haften bei

unzureichender Aufklärung

BGH-Urteil zur Lebendspende

© goos

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