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Die Skulpturen vom Tempel in Sunion

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(1)

MITTHEILUNGEN

DES

INSTITUTES

IN A T H E N .

\ E l . \ T U R J A H R G A N G .

M i t e i n u n < l z w a n z i g T a f e l n , s i e b e n B e l l a g e n u n d m e h r e r e n H o l z s c h n i t t e n i m T e x t »

A T H E N ,

IN C O M M I S S I O N BEI K A R L W I L B E R G

1884

(2)

Die Skulpturen vom Tempel in Sunion.

(Tafel X V I I — X I X . )

A u f den Tafeln X V I I , X V I U u n d XIX. s i n d die üeberresle der S k u l p t u r e n des A t h e n a - T e m p e l s in S u n i o n vollständig zusammengestellt in L i c h t d r u c k e n nach Federzeichnungen, die E . G i l l i e r o n a u f K a p S u n i o n , woselbt die Originale vor- läufig verbleiben sollen, i m vergangenen S o m m e r angefertigt h a t . V o n den hier mitgetheilten dreizehn Reliefplatten und grösseren Fragmenten sind z w e i , die N u m m e r n 7 u n d 10 be- reits Expedition de Moree III T f . 33 nach ganz ungenauen Z e i c h n u n g e n p u b l i z i r t1, w ä h r e n d Skizzen von f ü n f weiteren Platten, 1 bis 4 u n d die grössere Hälfte von 13, von K o n r a d L a n g e M i t t h . VI Tafel I X veröffentlicht w o r d e n sind. Neu k o m m e n also h i n z u ausser dem F r a g m e n t 5 die vier ganz er- haltenen Platten 6, 8 , 11 und 12, von denen 8 das verhält- n i s s m ä s s i g a m besten erhaltene Stück von allen ist, s o w i e das grössere F r a g m e n t 9 u n d die rechte Hälfte von 13, meist Stücke die erst jetzt gut sichtbar gemacht worden sind bei den v o m Institut u n t e r n o m m e n e n A u s g r a b u n g e n , über deren V e r l a u f u n d architektonisches Ergebniss Herr D r . Dörpfeld i m Vorstehenden berichtet hat.

D i e neuen Platten lagen ebenso w i e die bereits früher be_

• Vgl. die Bemerkungen zu den Abbildungen der Skulpturen Text S. 19:

la frise est formte par une suite de bas-reliefs: ü est impossible de reconnai- tre le sujet que I on a voulu reprisenler; le fragment que nous donnons ici, est celui qui nous a paru le mieux conservi. Nous devons pourtanl prtvenir ms lecteurs que le graveur a trop arreU le contour des figures reprisenltes sur ce bas-relief. Man könnte in der That zweifeln, ob das links abgebildete Stück mit PI. 7 identisch ist, wenn nicht die ebenso unrichtige Zeichnung von PI. 10 daneben stände.

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DIE SKULPTUftüN VOM TEMPEL IN SUNION 339 kannten vor der Ostseite der Tempelcella, theils i n n e r h a l b , theils ausserhalb der ehemaligen, d u r c h die äussere S ä u l e n - stellung gebildeten Vorhalle. Die verschiedenen Stellen, a n welchen die Stücke aufgefunden w u r d e n , sind aus d e m k l e i - nen G r u n d r i s s des T e m p e l s auf Tafel X V I ersichtlich.

In der erwähnten französischen Publication s i n d die R e - liefplatten, w e l c h e D o d w e J l m i t anderen früheren Reisenden i r r t h ü m l i c h für Metopen gehalten hatte, n i c h t n u r richtig als T h e i l e eines Frieses erkannt, sondern auch in der Reconstruc- tion bereits an die Stelle gesetzt, welche sie ohne Zweifel a m B a u e i n g e n o m m e n h a b e n , über die E p i s t y l i a , welche über die beiden A n t e n u n d die zwei zwischen ihnen stehenden Säulen des Pronaos h i n w e g von der dritten Säule der nördlichen z u r dritten Säule der südlichen Langseite reichten *. Dieses R e - sultat der Französischen Untersuchung hat Lange von N e u e m bestätigt, indem er besonders auf die ungleichen Breiten der Reliefs h i n w i e s , die eben nur d a n n sich verstehen lassen, w e n n die Platten Theile eines fortlaufenden Frieses waren (a.

a. 0 . S. 233 f.). Lange hätte n u r nicht als V e r m u t h u n g , son- dern als unzweifelhafte Thatsache aussprechen sollen, dass der Fries, a u f der Ostseite der Cella angebracht, ebenso, w i e b e i m Theseion, auf die äusseren Säulen übergriff. Noch heute liegt das E p i s t y l i o n in situ, welches die nördliche A n t e des P r o n a o s m i t der in derselben Flucht liegenden dritten Säule der benachbarten Langseite verbindet ( v g l . Ewped. d. M. T f . 3 0 ) . W e l c h e n Zweck sollte aber dieses B a u g l i e d gehabt h a - b e n , w e n n n i c h t den, den darüber angebrachten Fries zu tragen?

D i e jüngsten Ausgrabungen haben es ermöglicht, über die- ses Resultat, das sich aus der blossen Betrachtung der R u i n e mit N o t h w e n d i g k e i t ergiebt, noch h i n a u s z u k o m m e n . D i e E n t -

1 Vgl. Tf. 35 u. Text S. 17 —Interessant ist, dass bereits Transfeld, der erste Reisende, von dem wir Nachrichten über die Skulpturen von Sunion haben, mit richtigem Blick die Stelle gefunden hat, an welche die Relief- platten gehörten. Er sagt von der einen Platte, die er genauer beschreibt:

in limine supra Januam Tempil stetisse darum est. Vgl. Mitth. I 8. 106.

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340 DIE SKULPTUREN VOM TBMPEL* IN SÜNlON

fernüng von der inneren Fluchtlinie der Eptetylia der einen*

Langseite bis zur entsprechenden Stelle der anderen beträgt n a c h Dörpfelds A u f n a h m e l l , 3 0m. Schön ein flüchtiges Z u - s a m m e n z ä h l e n der Breiten der a u f unseren Tafeln abgebildet ten 12 Reliefplatten lehrt, dass der Fries länger war, als jenes Maass. Z u d e m konnten w i r unter den auf der Ostseite der R u i n e herumliegenden T r ü m m e r n noch zwei Blöcke n a c h - w e i s e n , die nicht n u r dieselbe H ö h e und Tiefe zeigen, wie alle übrigen Reliefplatten, sondern auch aus dem gleichen, gelblich weissen, von grossen Rrystallen durchsetzten M a r m o r gearbeitet s i n d , der sich, worauf Lange bereits aufmerksam ge- m a c h t hat, deutlich v o n dem bläulich weissen, feinkörnigen M a r m o r der übrigen W e r k s t ü c k e des Tempels unterscheidet.

O b w o h l diese beiden Stücke derart zerstört sind, dass von der ehemaligen Skulpturarbeit auf ihrer Vorderseite nicht e i n m a l eine E r h ö h u n g mehr bemerkbar ist, so kann m a n doch an ihrer Zugehörigkeit z u m Fries nicht zweifeln. Die Zahl der noch vorhandenen Platten des letzteren steigt d a m i t auf

14, u n d w e n n man die Längen dieser Platten zusammenzählt, erhält man 15,(Mm, eine A u s d e h n u n g , die hinter dem für die ursprüngliche Länge des Frieses anzunehmenden M i n i m u m deshalb noch bedeutend zurückbleibt, w e i l mehrere Platten a u f einer Seite unvollständig sind. Nach Langes zutreffenden A u s l ü h r u n g e n ist es u n m ö g l i c h , etwa einen Theil der Reliefs als Metopen a m T e m p e l unterzubringen, u n d ebenso wenig gestatten die F u n d u m s t ä n d e , die überschüssigen Platten ei- n e m zweiten Fries auf der Westseite des T e m p e l s zuzuweisen.

W o w a r also der Theil des Frieses angebracht, der über der V o r d e r w a n d des Pronaos keinen Platz findet?

D r . Dörpfeld hat m i c h darauf a u f m e r k s a m gemacht, dass die E p i s t y l i a über den Anten u n d Säulen des Pronaos an i h - r e m oberen R a n d e nicht, w i e sonst a m T e m p e l , eine einfache Leiste mit oder ohne Regulae zeigen, sondern durch ein weit- ausladendes lesbisches K y m a t i o n abgeschlossen sind ( v g l . die Z e i c h n u n g dieses Gesimses auf Tafel X V I o b e n ) . Es liess sich noch constatiren, dass derselbe Abschluss auch auf der I n -

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DIE SKULPTUREN VOM TEMPEL IN 8UNION 341

nenseite derjenigen Epistylia angebracht w a r , die die drei ö s t - lichsten Säulep der beiden Langseiten überspannten, w ä h r e n d die übrigen Jnnenarehitrave der Langseite n u r die einfache Leiste tragen, lieber den ästhetischen Zweck jener lesbischen K y m a t i a , d e m jonischen Fries als Unterlage zu d i e n e n , k a n n u m so weniger ein Zweifel bestehen, als b e i m Theseion sich genau derselbe Abschluss der Epistylia unter beiden Friesen findet ( v g l . auch Michaelis Parthenon T e x t 8 . 20 f.). B e i m Theseion ist im Gegensatz zur Westseite, w o n u r unter d e m dort bekanntlich nicht bis auf die Säulenstellung h i n ü b e r g e - henden Fries das K y m a angebracht ist, auf der Ostseite dieser reichere Abschluss der Epistylia auf allen vier Seiten der d u r c h die V o r d e r w a n d des Pronaos und die Frontsäulen g e - bildeten Vorhalle herumgeführt. Dieser Umstand zeigt, dass m a n , nachdem einmal Epistyl und Fries von den A n t e n a u f die Aussensäulen übergeführt waren, den d a d u r c h a b g e t r e n n - ten R a u m als etwas Ganzes e m p f a n d , und es w a r n u r noch ein Schritt weiter auf derselben B a h n , w e n n m a n ausser d e m K y m a auch den Reliefschmuck des Frieses, w e n n nicht ganz h e r u m , so doch rechts und links vorführte bis über die b e i - den Ecksäulen der Front. Dies also ist in S u n i o n geschehen.

D e r Eintretende sah, sobald er die Säulenreihe der Facade durchschritten hatte, vor u n d neben sich den doppelt g e b r o - chenen Fries. Der langgestreckte R a u m gestattete i h m w e i t genug zur Seite zu treten, um namentlich die beiden k l e i n e - ren Stücke ü b e r den Säulen der Langseiten mit aller B e - q u e m l i c h k e i t betrachten zu k ö n n e n . Dagegen k a n n die Stelle über den Säulen der Front auf der vierten Seite der Vorhalle k a u m als ein für S k u l p t u r s c h m u c k geeigneter Platz bezeich- net werden. Er w ü r d e den Eintretenden gerade a u f der Schwelle des Pronaos z u m U m d r e h e n genöthigt und auf i h n ganz die entgegengesetzte W i r k u n g ausgeübt haben, für die doch augenscheinlich der S c h m u c k dieses Vorraumes b e - s t i m m t g e w e s e n ist: den Besucher d u r c h die Steigerung des E i n d r u c k e s auf das Innere des T e m p e l s vorzubereiten u n d zugleich auf den E i n g a n g der Cella h i n z u w e i s e n . Trotzdem ist

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342 DIE SKULPTUREN VOM TEMPEL IN 8UN10N

s c h w e r l i c h a u s z u k o m m e n o h n e die A n n a h m e , dass der Fries a u c h über die vierte Seite der Vorhalle, über die Rückseite der T r i g l y p h e n und Metopen der Ostfacade ausgedehnt w a r .

M i t den beiden Stücken n ä m l i c h über den drei ersten Säu- len der Langseiten k o m m e n zu den l l , 3 0m, dem f ü r den Fries verfügbaren R a u m über d e m Pronaos, zwei Mal 4 , 0 0m

h i n z u ; w i r erhalten also i m G a n z e n 19,30m. Dieses Maass s t i m m t n u n z w a r gerade zu der oben für den Fries a u s den Breiten der einzelnen Platten berechneten A u s d e h n u n g . A l - l e i n bei jener B e r e c h n u n g sind n u r die 14 erhaltenen Platten des Frieses berücksichtigt, w ä h r e n d doch alles dafür spricht, dass die einst z u m Fries gehörigen Marmorblöcke das gleiche Schicksal gehabt h a b e n , w i e s ä m m t l i c h e W e r k s t ü c k e der ein- gestürzten T h e i l e des T e m p e l s , von denen über die Hälfte v e r s c h w u n d e n sind. Sicher verloren ist die " s e h r schön g e - a r b e i t e t e " Platte, die D o d w e l l a m Fuss des Felsens so nahe a m W a s s e r , dass sie v o m Anschlagen des Meeres völlig a u s - gefressen w a r , gefunden h a t1. Ferner lassen die erhaltenen Platten schon äusserlich erkennen, dass u n s noch m a n c h e Stücke des Frieses f e h l e n ; so vermisst man z. B. den W a g e n z u m Viergespann a u f P I . 8. E s k o m m t h i n z u , dass eine ganze A n z a h l v o n kleineren B r u c h s t ü c k e n , die bei den A u s g r a b u n - gen gefunden sind u n d unten aufgezählt werden sollen, sich a u f den vorhandenen Platten nicht unterbringen lassen. D i e - ses E r g e b n i s s der äusserlichen P r ü f u n g des E r h a l t e n e n , w i r d d e n n auch d u r c h die genauere Betrachtung der auf den noch v o r h a n d e n e n Reliefs dargestellten Scenen durchaus bestätigt, die n i c h t bloss zeigt, dass ein bedeutender T h e i l des Frieses fehlt, sondern auch eine ursprüngliche Viertheilung dessel- b e n , w i e ich glaube, als passender erscheinen lässt, w i e eine den drei sicher nachgewiesenen Abschnitten entsprechende D r e i t h e i l u n g .

D i e ersten ausführlicheren Beobachtungen über die a u f den

1 Reise durch Griechenland 1 2 8. 386. Ich habe nach dieser Platte unter den Trümmern des Tempels, die am Felsenstrand des Kaps herum liegen, vergeblich gesucht.

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DIE SKULPTUREN VOM TEMPEL IN SÜNION 343

Platten mehr oder minder deutlichen Reste der Darstellungen hat Lange a. a. 0 . S. 234 f. mitgetheilt, zu denen F u r t w a n - gler Mitth. VII S. 396 f. nicht u n w i c h t i g e Nachtrage gelie- fert hat. E i n e genaue Beschreibung der einzelnen Platten u n d der bei den Ausgrabungen gefundenen F r a g m e n t e ist diesem Artikel beigefügt. Die Mehrzahl der erhaltenen Reliefs gehört zu einem C e n t a u e r n k a m p f , sicher die N u m m e r n 2 , 3 u n d 4 w a h r s c h e i n l i c h auch 1, 6 und 11. Selbst 8 Hesse sich zur Noth m i t der Centauromachie in V e r b i n d u n g bringen, w e n n m a n sich n ä m l i c h auf dem von vier Rossen gezogenen Streit- w a g e n A t h e n a dächte den bedrängten Hellenen hülfreich n a - h e n d , so wie Apollo und Artemis a u f dem mit zwe. Hirschen bespannten W a g e n in der Centauromachie aut dem Fr.es von P h i g a l i a . ü e b e r die Fragmente 5 und 9 k a n n n.cht m i t B e - s t i m m t h e i t geurtheilt werden. Dagegen sicher nicht zur C e n - taurenschlacht gehörig sind 7, 10, 12 u n d 13. F ü r die auf der letzteren Platte links dargestellte Scene hat Lange bereits die richtige E r k l ä r u n g gefunden: es ist Theseus, w i e er den Marathonischen Stier bändigt. W i r haben also als Z w e i - tes neben d e m Centaurenkampf einzelne T h e s e u s t h a t e n ; d e n n das Abentheuer mit dem marathonischen St.er k a n n n i c h t das einzige dieser Reihe gewesen sein.

D a m i t ist aber der ursprüngliche Inhalt des Fneses noch n i c h t erschöpft. In der Z u s a m m e n s t e l l u n g der N a c h n c h t e n älterer Reisender über die T e m p e l s k u l p t u r e n von S u m o n , die

Lange a. a. 0 . S. 235 gegeben h a t , fehlt die älteste u n d wichtigste aller E r w ä h n u n g e n , die in T r a n s f e r s Examen an, tiquitatum Atheniensium (Mitth- I S. 104 f.), w o es m dem Descriptio Promontorii Snnij überschriebenen Abschn.tt he.sst.

Id tarnen qvod pluris argumenti est pro templo Mmervae, repe- rii coelum ( d . i. opus caelatum) in qvo exsculpta est Effigies die- tae Deae in representatione pugnantis hastamque jaculantrs con- tra Neptvnum, ut coniieere licet, Neptuni autein nulla hxc me- moria extat, deletasive antiqvitate sive iniquitate temporis aut aliquo inverso coelo, tanqvam victus, cum face in terram pro-

cumbit. Transfeld hat also eine Reliefplatte gesehen, auf w e l -

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3 4 4 W * SKULPTUREN VOM TEMPEL m 8BNIOM

e h e r eine die Lanze s c h w i n g e n d e A t h e n a dargestellt w a r i m K a m p f m i t einem zu Boden gesunkenen Gegner, dessen G e . stait schon fest gänzlich zerstört gewesen ist. Dieses Relief ist k e i n anderes als P I . 7, das n o c h heute an derselben Stelle hegt, w o Transfeld es gesehen, in fronte ante columnas. Seine B e s c h r e i b u n g der k ä m p f e n d e n Athena s t i m m t so ganz mit den heute noch s i c h t b a r e n Resten der weibliehen F i g u r über- e i n , dass über d i e Identität der Platten kein Zweifel sein k a n n ; a u c h von d e m zu Boden gestürzten Gegner s i n d noch deutliche S p u r e n erhalten. O h n e , w i e es seheint, T r a n s f e r s B e s c h r e i b u n g der Platte zu kennen, hat F u r t w ä n g l e r bereits e r k a n n t , dass sie A t h e n a i m G i g a n t e n k a m p f zeige, eine D e u - t u n g , die d u r c h die Notiz bei Transfeld noch m e h r gesichert w * r d . W i r erhalten also als dritte G r u p p e der Darstellungen a u f d e m Fries Scenen a u s einer G i g a n t o m a c h i e . A u c h für Platte 1 0 w i r d m a n .die E r k l ä r u n g noch a m w a h r s c h e i n l i c h - sten bei den K ä m p f e n der Götter gegen die Giganten finden, u n d Platte 8 m a c h t n u n m e h r gar keine Schwierigkeit, da in den meisten Darstellungen der G i g a n t o m a c h i e die Götter z u W a g e n in den K a m p f ziehen ( v g l . Michaelis Parthenon

« t o t S. 1 4 4 ) . W e n n aber die D e u t u n g von 7 als K a m p f der A t h e n a gegen E n k e l a d o s oder einen anderen Giganten richtig ist, so ist d a m i t b e w i e s e n , dass viele Platten sicher verloren s i n d . D e n n zu einer G i g a n t o m a c h i e gehört ebenso w i e zur Centauernschlacht n o t h w e n d i g eine längere Reihe von K a m p f - seenen D e r Versuch einer Vertheilung der verschiedenen D a r s t e l l u n g s g r u p p e n a u f die T h e i l e des Frieses rnuss n a t ü r - l i c h z u r Voraussetzung h a b e n , dass sich beide e n t s p r e c h e M a n w i r d a l s d a n n m i t W a h r s c h e i n l i c h k e i t behaupten d ü r - f e n , dasstCentauerEikampf u n d G i g a n t o m a e h i e , die m a n sich a m iiebeten als Gegenstücke d e n k e n möchte, die beiden Lang- seiten »der Vorhalle e i n n a h m e n , w ä h r e n d die Theseusthaten s i c h passend w ü r f e n a u f die beiden kürzeren, die N o r d - u n d S i e Südseite vertheilen lassen, der A n o r d n u n g a m - T h e s e i o n

entsprechend, w o bekanntlich die Theseusthaten a u f den vier ersten Metopen einer j e d e n Langseite angebracht sind.) O h -

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pljä SKULPTUREN VOM TEMPEL IN ^Ü.NION 345

w o h f aus den Fundorten bei einem yerhältn^^mäs.sig so ^lei- nen Gebäude und .bei der leichten Transportfätiigkeit der Platten nicht viel geschlossen werden kam», (möchte ich. doc,h vermuth^en, dass hinsich^ichider G i g a n j o m a c h i e , deren sjcher zugehörige Stücke 6 und 7 den Säulen des Pronaos^am näch- sten liegen, Transfeld bereits das Richtige getroffen h a t , al,s er,der Ath,e.napla,tte die Stelle über diesen Raulen gab. D e n n der K a m p f gegen die Giganten, an dem die Göttin d e s . T e m - pels gelbst .theilnahm, musste ebenso, wie (ip der Metopen- reihe des P a r t h e n o n , den vornehmsten Pla,tz erhalten, w ä h - rend der Vergleich mit dem Theseion zejg1* dasjf m a n Cw- taue rasch lacht und T^eseusthajten eher zuriicktijeten .liess.

Z u d e m lässt sich noch ein äusserer , G r u n d d.af(ir a^ftthrgp, dass die Gigantomacfye über dem Pronaps angebracht w a r . D i e einzige von allen PlaUen, N° 12, deren Steife ,wir .genau nachzuweisen vermögen, gehört als .südlichste der Reihe auf djese Seite, und die schwachen iSpuren des Reliefs lassen yer- m u t h e n , dass die Platte zur Gigantomachie (gehört hat. E i n Centauer w a r , d a r a u f jedenfalls nicht dargestellt. P l a t t e 12 hat genau die Länge, welche wir nach dem Dübelloph, das auf d e m erhaltenen Epistylblock, der die Ante mi t der dritten Säule der südlichen Langseite verband, noch sichtbar ist, für die letzte Platte bestimmen konnten, und sie liegt gerade unter i h r e m ursprünglichen Aufstellungsplatz.

Bei verschiedenen Breiten haben die Platten alle dieselbe H ö h e ( 0 , 8 2 5m) und ungefähr gleiche D i c k e ( 0 , 2 8 - O , 3 5m) . Ihre Unterseiten und Oberseiten sind d u r c h w e g gut geglättet, die Seitenflächen als Stossfugen nach hinten etwas abgearbei- tet, die Rückseiten grob gespitzt. Der Marmor ist nach F j i r t - wänglers Ansicht zweifellos parisch. Die F i g u r e n der Reliefs waren fast noch mehr aus der Platte herausgearbeitet, wie bei den Skulpturen des Theseion u n d des Apqllontempels von P h i g a l i a , die meisten Gliejlmassen ganz unterhöhlt, was bei der Brüchigkeit des verwendeten Marmors die Zerstörung der Skulpturen sehr erleichtert hat. We^hrgehänge, Zügel und Geschosse (w a r e n aus .Metall gefertigt und angesetzt, wie^ahl-

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346 DIE SKULPTUBEN VOM TEMPEL IN 8UNION

reiche Zapfenlöcher beweisen. Und wenigstens in einem Fall, bei Platte 8 , lässt sich die V e r w e n d u n g von Farbe mit S i - cherheit nachweisen. Die Stellung der Figuren war weit w e - niger eng w i e a u f d e m Fries von Phigalia. In der Regel hat m a n für die verschiedenen G r u p p e n die Platten so g e w ä h l t , d a s s die Fugen zwischen die F i g u r e n fielen. In zwei Fällen indessen werden Figuren durch eine Fuge durchschnitten, bei 6 u n d 12, n i c h t j e d o c h bei 4, wie Lange behauptet hat.

Ueber den künstlerischen W e r t h der S k u l p t u r e n v o n S n - n i o n istbei dem traurigen Zustand der Reliefs schwer zu urthei- l e n . I m m e r h i n w i r d m a n aber behaupten d ü r f e n , dass sie we- nigstens h i n s i c h t l i c h der Composition hinter den besseren Metopen u n d den Skulpturen v o m Theseion und von P h i g a - l i a zurückstehen. Der Vergleich v o n PI. 3 z. B. unserer R e - liefs m i t den ä h n l i c h e n Compositionen jener W e r k e fällt ent- schieden zu Ungunsten der ersteren a u s : die B e w e g u n g des L a p i t h e n erscheint kraftlos, der Pferderücken des Centauern s o g a r verzeichnet. E b e n s o kann m a n bei der Gegenüberstel- l u n g der beiden Darstellungen von Theseus Abenteuer mit d e m Marathonischen Stier in S u n i o n und a m Theseion nicht

s c h w a n k e n , welcher v o n beiden man den Vorzug zu geben h a t : W ä h r e n d man bei d e m R e l i e f in Sunion k a u m versteht, w i e Theseus eigentlich den Stier anfasst, u n d s c h w e r l i c h für m ö g l i c h halten w i r d , dass der Held das gar nicht e i n m a l sehr mächtige T h i e r " z u m Ueberschlagen zu bringen " vermag, w i e Lange sich den V o r g a n g dachte, lässt die D a r s t e l l u n g auf der Metope des Theseion den Beschauer keinen M o m e n t d a r - über im Zweifel, dass der Held das ungleich stärkere Thier zu F a l l bringen und d a d u r c h b ä n d i g e n w i r d . Bei dieser Ver- schiedenheit aber des künstlerischen W e r t h e s der Skulpturen von S u n i o n u n d der a m T h e s e i o n , die an sich auf einen Zeit- unterschied n i c h t schliessen lässt, ist es schwer über das sti- listische Verhältniss beider W e r k e zu urtheilen, z u m a l an eine stilistische Analyse der S k u l p t u r e n von Sunion nicht ge- dacht werden k a n n . Nach Furtw'änglers A n s i c h t zeige der Stil der letzteren z w a r keinen archaischen^ aber eipen d u r c h -

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DIE SKULPTUREN VOM TEMPEL IN BUNION 0*7 aus strengen Charakter, so dass m a n die A u s f ü h r u n g j e d e n - falls nicht später als das Theseion setzen dürfe. Ich m e i n e r - seits k a n n an den Skulpturen nichts finden, w a s der A n n a h - m e widerspräche, dieselben seien k u r z nach den Friesen des Theseion entstanden, die sich j a nach Dörpfelds B e o b a c h t u n - gen über die Stellung der Säulen und die B i l d u n g des A b - schlusses a m Architrav des Pronaos bei beiden Bauten e m - pfiehlt.

D i e nachstehende Beschreibung der einzelnen Platten habe ich vor den Originalen entworfen, z u s a m m e n m i t Herrn G i l - lieron, dessen scharfes A u g e alle diejenigen zu schätzen w i s - sen, die Gelegenheit gehabt h a b e n , m i t diesem trefflichen Künstler zu arbeiten.

1. ( L a n g e E, i r r t h ü m l i c h auf den K o p f gestellt; r u n v o l l - ständig, b r . O , 7 8m) . Gewaffneter Krieger, n . r. ausschreitend, Oberkörper e. f.. Beide Beine und der r. A r m waren ganz frei gearbeitet u n d sind weggebrochen, ebenso wie K o p f und Bi'ust abgesprungen sind. Ueber der 1. Schulter erkennt m a n noch einen Rest des H e l m k a m m e s , der Kopf w a r also der B e w e - g u n g des Körpers entgegen n. 1. gewendet. A m grossen r u n - den Schild, den der 1. A r m trägt, sind die beiden Griffe deut- l i c h . Den K ö r p e r umschloss ein Panzer, wie an der E r h e - b u n g des unteren Randes an Leib u n d Hüften zu erkennen ist. Z w e i Zapfenlöcher hinter der 1. Hüfte lassen schliessen, dass u r s p r ü n g l i c h ein W e h r g e h ä n g e in Bronze angebracht w a r . Die Stellung der Beine (1- gebeugt, r. gestreckt) ergiebt sich aus ganz geringen E r h ö h u n g e n , die ich auf der Platte zu erkennen glaubte. R . unten ist a u f der Platte ein Ansatz e r - halten, der zu einer anderen Figur gehört haben m u s s . — A e h n - liche Figuren sind auf verwandten Reliefs h ä u f i g ; ich e r i n - nere z. B . an den entfliehenden J ü n g l i n g rechts von der K a i - n e u s - G r u p p e auf dem Fries von P h i g a l i a .

2- ( L a n g e C , br. 1, 3 3 , unten u n v o l l s t ä n d i g ) . K a i n e u s w i r d v o n zwei, i h n von rechts und von l i n k s angreifenden C e n - tauern in den Boden gedrückt. V o n d e m Centauern 1. sind die Umrisse n u r ganz i m A l l g e m e i n e n erkennbar. E r scheint

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?48 pq? SJSULPTURBIN V0JK TEJCPJJL ipr SBNIQtf

halb, e. f. ge,wend/et, m i t beider) B ä n d e n s j n fejsstüyek yor d § r B r u s t getragen u n d ebep a u f den Gegner geworfen $u bar ben. D e r andere Centauer hatte dagegep beide FJände (jber den K o p f erljobßq. Offenbar bripgt er einen Felsblock heran u n d w | l l i h n grade a u f K a i n e u s niederschmettern ((dasselbe Mppiv, n u r m i t ejne.ni A s t §tatt des Steines in den erhobenen Häjoden des Centauern, begegnet a u f der Bqlogneser Vase Mon. X I T f . X I V ) . K a i n e u s w a r e. f. mit geringer W e n d u n g n . r. dargestellt, a m 1. aufgereckten A r m hiejt er den S c h i j d , d j e ganze r . Körperseite ist in Folge dayon gestreckt, die r.

H ü f t e eingebogen. Der 1- Q b e r a r m war gesenkt. E i n Z a p f e n - loch an 4er 1. Seite der Brust lässt a u f ein u r s p r ü n g l i c h a b - gesetztes W e h r g e h ä n g e von Metall schliessen. Ein zweites, schräg vqn 1. nfiqh r . gerichtetes Einsatzloch findet sich 1.

oben arn 1. Hinterbein des Centauern rechts. Das,s in dieses

^ppb ein Gesphos§ gehört habe, ist schwer a n z u n ß h m e p , da diß gewaltige Kraftanstrepgupg gerade dieses Centauern einer Y e r w u n d u p g zu widersprechen scheint. Unterhöhlt waren die äusseren Beine der Cepts*uern. u n d der 1. Upterarm des K a i - n e u s ; das r. Vqrderbein des Centauern rechts ist unter der 1. SQhulte,rhöhlung des, Kaineus., s i c h t b a r . — D i e G r u p p e ent- spricht n u r i m A l l g e m e i n e n den andern Darstellungen d e r - selben Sjcene,.

3. (kange, 4 . ; r. « p v o j l s t ä p d i g , fcr. 0 , 9 9 ? ) . E i n v o n 1.

k o m m e n d e r M p i t b (e, f . ) ip der C h l a m y s , die die, 1. Seite des K ö r p e r s bedeckt und a m R ü c k e n hinter der r . Hüfte sichtbar w i r d ( h i e r von U n g e i r r t ü m l i c h für den r. A r m gehaltep), greift den. vor i h m z u r ü c k w e i c h e n d e n Centauern ( n . r.) von hinten a n . Mit dem h o c h erhobenen r. A r m holt der U p i t h z u m H i e b qder Stich w e i t aus, seine L. w a r gegen die r.

Schulter des Centauern gerichtet. D e r K o p f des letzteren w a r , w i e m a n aus den erhaltenen U m r i s s l i n i e n n o c h erkennt, z u - r ü c k g e w e n d e t d e m Angreifer zu, der A r m m u s s über die (erst neuerdings g a n z abgesprungene) Brust und den Hals h i n w e g gegangen sein : v e r m u t h l i c b s c h w a n g also der Centauer einen Ast ftd.er ein Felss,tück m i t beiden, Händen. ü.her o\er 1. Schulter.

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6>Ä SKtJt.i'tUR'fcN VOM Tgtf^BL iN SUNldfl 940

Dei" Lapitlr Scheint m i t detri in diö C h i a n a s geBfillten, ausge- streckten 1. Arttf deh drdhendert Schlag Seines GegHerä h m d e r l i öder pariren zu" wollen. Fast alle weggebrofchenen Glieder des Lapithen wären v o m Reliefgrund losgelöst.

4 . ( L ä n g e B', ö ü r Eckert abgebrochen, b r . l , 2 8m); E l ü Centaüer ( n . r., Oberkörper e. f.) sprengt troü 1. heran, in beide« Händen einen ausgerissenen B a u m s t a m m haltend. Der r. A r m ist v o m Reliefgrund losgelöst hoch erhoben zu d e n - k e n , die H a n d w i r d ungefähr a m H i n t e r k o p f gelegen haben.

D a s Ganze ist derart abgeblättert, dass die E p i d e r m i s flor an beiden Hüften u n d a m Hals des Ceritauern erhaltet! ist, i m Contötir erkennt man ausser dem I Artn auch daS stehr hoch gehobene 1. Vorderbein. V o m Gegner, der r. ergänzt werden müSs, ist n u r ein ganz undeutliches Stück erhalten.

5. ( F r a g m e n t , b r . 0 , 4 3 , h. 0 , 4 8 ) . E i n bärtiger M a n n (e.

f.) w a r nach 1. auf einen Felsen gestürzt dargestellt; der 1.

A r m ist h o c h erhoben. D a s Stück passt ari keine der erhäl->

terieii Platte«. Weitere Fragmente siehe unten*.

6 . ( b r . 1 , 1 6m, vollständig). D i e Oberfläche dieser Platte ist derart abgeblättert, dass nur von 2 Figuren geringe aber sichere, von einer dritten r. gänz unsichere Sparen erhalten"

s i n d . D i e äusserste F i g u r 1. scheint ein Centauer gewesen vä sein. D e r Pferderücken, der äuch auf P I . 3 auffallend tief sitzt, müSste über die Füge hinweggegängeö sein.

7. ( L a n g e F1 Eärpidit. d. Marie tll T f . 3 f ? b r . 1 , 0 3 , litak*

u n v o l l s t ä n d i g ) . E i n e w e i b l i c h e F i g u r irr l a n g e m Chiton tttit Ueberschlag ist in heftiger B e w e g u n g n . r. fast gänz e. f. dar^

gestellt. D e r 1. A r m w a r wagrecht ausgestreckt, der K o p f u n d der* jedenfalls Ursprünglich hocherhobene r. A r m wären frei gearbeitet Und sind weggebröeheü. Ä . ist a u f d e m R e - liefgrdhd die Spür eirier zu Boden Sinkende* F i g ü r sichtbar^

n ü r undeutliche Masse. Nach der zuerst Von F o r t w ä n g l e r aus- gesprochenen Deutung erkennen w i r in der F i g u r 1. A t h e n a , die den gestürzten Gegner mit der L . arid H e l m oder an den Haaren ergriffen hat, u m i h m m i t der Lanze, die sie in d e f R . Schwingt, den Todesstoss zu geben. D i e A e g i s reichte biö

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$50 DIE SKULPTUREN VOM TEtfPEL IN SUNlOtJ

über den 1. O b e r a r m . D i e G r u p p i r u n g der beiden F i g u r e n w a r g a n z ä h n l i c h der a u f der Metope v o m sog. Heraion i n S e l i - n u n t ( T e m p e l E) B e n n d o r f Taf. X . Von Vasenbildern lassen sich u. A . vergleichen das rothfig. Schulterbild einer H y d r i a i m British M u s e u m n o . 7 5 8 Elite cSramogr. 1 T f . III, w o A t h e n a , die L a n z e in der R . den gestürzten Giganten m i t der L . a m H e l m ergriffen h a t , und die beiden Berliner Schalen a u s Vulci Gerhard T r i n k s c h a l e n Taf. 10, 11 und T r i n k s c h . u. Gef. Taf. 2 , 3 ( m i t der Meisterinschrift des E r g i n o s u.

A r i s t o p h a n e s ) .

8 . ( b r . l , 0 5m, r. u n v o l l s t ä n d i g ) . Diese, die besterhaltene von allen noch vorhandenen Platten, zeigt ein Viergespann in Profilstellung n . 1. N u r die beiden mittleren Rosse s i n d fest an das J o c h gespannt, w ä h r e n d den beiden äusseren ein frei- erer S p i e l r a u m gelassen ist, so dass sie u m Kopflänge den an d i e Deichsel geschirrten Pferden voraneilen k ö n n e n . D e r K ü n s t - ler hat sie deshalb auch lebhafter bewegt dargestellt w i e die mittleren Pferde, deren Vorderfüsse i m Gegensatz zu denen des anderen Paares gesenkt s i n d . Der K o p f des hintersten Pferdes w a r hochaufgereckt, lieber dem R ü c k e n der m i t t l e - ren Pferde erkennt m a n bei schräger Beleuchtung vom J o c h ausgehend die Linie des Zügels, die u r s p r ü n g l i c h nur gemalt w a r , jetzt aber ganz w e n i g erhaben ist, w e i l die F a r b e die Oberfläche des M a r m o r s vor Corrosion b e w a h r t hat. A l l e s übrige Geschirr m u s s i n Metall angesetzt gewesen sein, d a an den Köpfen u n d Hälsen der Rosse nicht weniger w i e 15 kleine Bohrlöcher zu zählen s i n d : 2 a m Nacken des äussersten, 4 a m Nacken 2 a m H a l s u. 2 an der Schnauze des zweiten Pferdes, 3 a m Nacken von Pferd III u n d j e eines a m H a l s von Pferd I V u n d a m J o c h . K o p f , 1. V o r d e r - u n d 1. Hinterbein v o n Pferd I w a r e n unterhöhlt. G a n z regelmässig sind bei alt- griechischen Darstellungen von Viergespannen die Pferde paarweise geordnet, die beiden mittleren Pferde, über d e - ren Nacken das J o c h liegt, m e h r z u r ü c k , die beiden äusse- r e n , die loser angespannt zu denken s i n d , v o r a n . T f . X V H I u n d X I X v o m Nordfries des Parthenon lassen diese A n o r d -

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DIE SKULPTUREN VOM TEirfPEL IN SÜNION 35<

n u n g deutlich erkennen, u n d regelmässig bei den e. f. gestell- ten Viergespannen auf Vasenbildern ist das J o c h n u r über den Nacken der mittleren Pferde gezeichnet ( v g l . z. B. die E x e - k i a s - V a s e Gerhard A . V. B . 107, oder die C h a l k i d i s c h e Vase ebenda 105 106, die schwarzfig. Vase ebenda 137).

9 . ( b r . l , 1 7m unten und rechts u n v o l l s t ä n d i g , 1. ein k l e i - nes Stück der Seitenfläche erhalten). Zur L. erkennt man Brust u . Schulter einer m ä n n l . Gestalt m i t einem Rest des ü b e r den 1. Oberarm herabfallenden G e w a n d e s ; der h o c h e r - h o b e n e r. A r m muss völlig frei gearbeitet gewesen sein. R . ist von einer zweiten F i g u r ein Rest ( r . S c h u l t e r ? ) erhalten.

10. ( L a n g e G, Expedit, d. Moree III T f . 3 3 ; vollständig, b r . l , 1 4m) . Dargestellt ist, wie es scheint, eine G r u p p e von 3 F i g u r e n : rechts schwingt ein nackter Mann in beiden (?) erhobenen Händen eine W a f f e über den K o p f , gegen eine von 1. heranschreitende, l a n g bekleidete Gestalt, w ä h r e n d eine dritte Figur in der Mitte am Boden zu liegen scheint. D i e ganze F i g u r des Mannes r. ist absichtlich weggemeisselt, w o - bei der Contour verdorben ist. W e l c h e m Zweck das tiefe E i n - satzloch gedient hat, das rechts von dieser F i g u r i m R e l i e f - g r u n d sichtbar ist, sowie der Ansatz am r. R a n d der Platte, ist nicht k l a r . Noch schwieriger ist es das Motiv der beiden anderen F i g u r e n zu erkennen. Die zu Boden gesunkene Gestalt dachten w i r uns in folgender W e i s e ergänzt: das 1. Bein ist angezogen u n d w i r d von einem v o m 1. A r m herabfallenden dicken G e w a n d ( F e l l ? ) bedeckt, vor dessen Falten die A n - satzfläche des r. Oberschenkels zu erkennen ist. Der K o p f müsste auf die Brust gesunken, die r. Hand a u f den Boden auf- gestützt oder z u m Schutz über den K o p f erhoben gewesen sein. Gestürzte Figuren in ä h n l i c h e r Lage begegnen o f t : auf der Südmetope IV des P a r t h e n o n , zwei M a l auf der Westseite des Theseion ( h i e r e i n Mal der Angreifer von h i n t e n ) etc.

F n r t w ä n g l e r dachte sich die F i g u r bloss auf das r. K n i e ge- s u n k e n mit aufgestelltem 1. Fuss u n d erinnert z u m Vergleich f ü r das Motiv der G r u p p e an die Darstellung der Kassandra a u f archaischen Vasen, für welche Athena schützend eintritt.

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tiie dritte F i g d r endlich w a r nach Ueberresten t o n G ö w a n d - falten am ausgestreckten r. Beih 211 schliessen m i t l a n g e m Chitöri bekleidet ü h d daher l e i b l i c h . D e f I. Atta w a r w a g - recht ä u S g e W e e k t . Vielleicht gehören die Ansätze über dem A r m zu einem Bogeii u n d zur r. H a n d , die die Sehne anzog.

Vom" K o p f ist n u r ein kleiner Ansatz noch v o r h a n d e n . — D a d i e langbekleidete F i g u r l i n k s Wohl n u r als Göttin (Artemis?) gefleület werden k ä n n , erkennen w i r o h n e S c h w i e r i g k e i t i ö d e m näckteö Gegiler einen Giganten. A u c h die gestürzte F i g u r nitisste man d a n n als Giganten deuten> o b w o h l es b e i m jetzigen ZastäÖd der Platte scheint, als w e r d e sie v o n der w e i b l i c h e n Gestalt ehr geschützt als b e d r o h t . — F ü r t w ä n g l e r bezieht g e - w i s s m i t Recht a u f dieses Relief die Beschreibung einer Platte bei F o u r m o n t (Acad. Inscr. v. V I I Hist. S. 7 5 0 ) : une femme

assise avec un petit enfant qui, comme eile, leve les bras et pa- rait regarder avec effroi un komme nu qui se prtcipite du haut d'un röchet.

11. ( v o l l s t ä n d i g , b r . i,l2m). D i e u r s p r ü n g l i c h e Oberfläche dieser Platte ist nirgends erhalten. O b ein n . 1. sprengender Ceütaüef m i t einem geraubten M ä d c h e n , oder zwei Centauern neben einander dargestellt w a r e n , ist k a u m zu entscheiden.

A ü c h ein Centäüer, der von hinten einen Lapithen angreift, liesse sich d e n k e n .

12. (ebenfalls v o l l s t ä n d i g , br. l , 2 1m) . Erhalten sind n u r Undeutliche Reste von drei F i g u r e n , d i e Platte ist aber in s o - ferb w i c h t i g , weil sie r . eine m i t gebeugtem K n i e n . 1. a u s - tehreitende F i g u r erkennen lässt, die über eine Fuge h i n w e g g i n g . A ü e h die mittlere Gestalt w i r d n. 1. ausschreitend ge- dacht w e r d e n m ü s s e n . Sie trug vielleicht einen Panzer u n d j e e i ä L o c h an beiden H ü f t e ü w i r d zur Befestigung des W e h r - gehänges gedient h a b e n , ü e b e r die Reste der dritten F i g u r 1. lässt sieh weiter tiiehts sagen, als dass sie nicht a u f einen Centäüer h i n w e i s e n , der also ü b e r h a u p t auf dieser Platte nicht dargestellt w a r .

13. ( L a n g e D, b r . l , 3 3m) . Lange, dem n u r die 1. Hälfte b e k a n n t war> hat die D a r s t e l l u n g auf Theseus m i t d e m m a -

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DIE SKULPTUREN VOM TEMPEL IN SUNION 353

rathonischen Stier gedeutet. Das neu hinzugefundene Stück schliesst hinten genau an das ältere a n , w ä h r e n d vorn z w i - schen beiden ein breiter Spalt offen bleibt. D i e beiden T h e i l e gehören genau so aneinander, w i e auf unserer Tafel wieder gegeben ist, nicht enger. W i r erkennen l i n k s Thesens (e. f.), der mit beiden Händen das mit gebücktem K o p f nach 1. s t ü r - mende T h i e r ergriffen hat und sich der W u c h t seines Laufes entgegenstemmt. Unweit der Schulter des Stieres befindet sich ein Einsatzloch, dessen Zweck m i r nicht k l a r i s t : verwundet k a n n das T h i e r , das Theseus lebendig einfängt, doch u n m ö g - lich dargestellt gewesen sein. Das 1. O h r w a r aus einem b e - sonderen Stück gearbeitet u n d eingesetzt, w ä h r e n d das rechte auf einem kleinen, genau anpassenden F r a g m e n t erhalten ist.

D i e Stellung der abgebrochenen Vorderbeine des Stieres w i r d m a n sich am besten nach der Darstellung derselben Scene auf der Metope des Theseion [Man. X 4 3 ) ergänzt denken.

A u f dem kleineren Bruchstück ist das Hintertheil des Stieres deutlich d u r c h einen schmalen Streifen R e l i e f g r u n d von der Darstellung rechts getrennt. Bei dem Versuch die letztere zu erklären (eine menschliche F i g u r die einen jetzt formlosen Gegenstand trägt?) konnten w i r zu keinem sicheren Resultat gelangen.

V o n kleineren Fragmenten des Frieses, die es nicht v e r - l o h n t a b z u b i l d e n , wurden folgende Stücke bei den A u s g r a - b u n g e n g e f u n d e n : a. T o r s o eines anscheinend r u h i g stehen- den Kriegers in Chiton u n d Panzer, 0,30'" hoch, m i t vielen kleinen B o h r l ö c h e r n . — b. Hintertheil eines Centauern oder eines Pferdes n . r . - c. ein 1. B e i n , oben R a n d des G e w a n - des oder des Panzers, unter d e m K n i e a b g e b r o c h e n . — d.

R a n d s t ü c k einer Platte 0 , 5 3 l a n g oder h o c h , mit Theilen e i - nes ausgehöhlten Gegenstandes (zu einem W a g e n oder Schild

g e h°r i g ? )' E R N S T F A B R 1 C I Ü S .

JUTTH. D. ABCH. ISST. I I . 2 3

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