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Die Tempel der Assyrer Von W. Andrae-Berlin

G. Martiny's Ausführungen über die assyrischen Tempel,

die er in seinen ,, Gegensätzen im babylonisch-assyrischen

Tempelbau" (AfdKM XXI, 3) gibt, bedürfen in wesentlichen

Punkten der Berichtigung.

Fest steht folgendes in den Ausgrabungen gefundenes

Material: Es gibt Hochtempel (Zikurrate, auf Hochterrassen

gelegene Heiligtümer) und Tieftempel (Erscheinungs- oder

Wohntempel zu ebener Erde). Die letzteren unterscheiden

sich durch die Lage der Kulträume in Rücksicht auf die

kultische Achse, bzw. auf die Eingliederung in eine größere

Raumgruppe (z. B. Hof und anliegende Nebenräume). Die

Völker haben ihre typischen Tieftempelgestaltungen geprägt.

Die Sumerer den Langhof- oder Langraumtempel, die se¬

mitischen Babylonier den Breitraumtempel, ein noch un¬

bekanntes Volk den (nach Martiny „knickachsigen") Herd¬

haustempel, die Kassiten und ebenfalls die Assyrer den Lang¬

raumtempel mit breitem Vorraum.

Den Typus des sumerischen Langhof- oder Langraum¬

tempels geben die guterhaltenen Grundrisse der Schichten V

und IV in Uruk, wo die letzten Jahrhunderte des IV. Jahr¬

tausends ihn abgewandelt haben.

Den akkadisch-babylonischen Breitraumtempel vom Ende

des III. und vom II. und I. Jahrtausend besitzen wir in typi¬

schen Zeugen in Uruk, Ur, Babylon, Borsippa, Assur, Isch-

dschali. Man kann sich den torgestdtigen Kultbau dieser

Tempel leicht aus dem Gesamtplan herauslösen.

Den Typus Herdhaustempel, den wohl die Churriter und

die mit ihnen verbundenen frühen Assyrer übernahmen, hatte

erstmalig der Ischtartempel der Schichten H bis D-in Assur

Zeitaobrttt d. DUO Bd. al (Neue Folge Bd. 16) *

(2)

50 VV. Andrae, Die Tempel der Assyrer

kennengelehrt. Jetzt kennt man ihn auch vom Tempel des

Abu in Eschnunna und von Sin-Tempel in Ghafadsche

(OIC 17, 19). Man stellt mit diesem Typus das nordsyrische

Hilani von Scham'al, den Tempel vom Teil Halaf zusammen.

Den Assur-Tempel in Assur rechnet G. Martiny (S. 13) hinzu,

obwohl der früheste zu bestimmende Kultbau, derjenige

Samäi-Adad's (I.), nur in den Fundamenten erhalten ist, die

nicht voll beweiskräftig sind, sondern einen Herdhaustempel

nur wahrscheinlich machen. Ein kleines, bisher nur im Stadt¬

plan Assur-Nordost veröff entlichtes ^) Wohnhaus, das wie an¬

dere Nebenbauten am Südrande der alten Ellil-Terrasse in As¬

sur (östlich der Ellil-Zikurrat) liegt, möchte Martiny ebenfalls

zum Herdhaustempel stempeln, wiederum ohne Beweiskraft,

da auch hier nur Fundamentmauern und keine Türen erhalten

sind. In zwei Räumen waren hier zudem Ziegel-Grüfte einge¬

baut, die nach allen uns bekannten Analogien nur in Wohn¬

häusern, nicht aber in Tempeln liegen können. Der alte und

sichere Beispiel-Bestand an Herdhaustempeln vermehrt sich

also in Assur nicht. Hingegen mag die Unterscheidung von

Tempeln und Palästen in Scham'al berechtigt sein. Denn

nicht bei allen Hilani ist dort der Herd, und damit das Wohn-

nen der Menschen, d. h, des Fürsten, im Hilani gesichert, das

Wohnen des Gottes im wohnhausähnlichen Tempel also

wahrscheinlich *).

Über diese Tempel hinaus will Martiny die folgenden, bisher

als Langhaustempei geltenden beiden Doppel-Heiligtümer des

Sin. und des Samaä, des Anu und des Adad in Assur als Herd¬

haustempel glaubhaft machen (S. 14ff.). Der versuchte Be¬

weis ist mißlungen. Er stützt sich auf die vorgefaßte Meinung,

der Langbaustempel sei spät, nämlich erst im 9. Jahrhundert

eingeführt worden. Auf S. 23 wird dieselbe von „sechs

Punkten" unzureichend unterbaut. Auch Martiny's eigener

Kultrichtungshypothese zuliebe sollen sich die Tatbestände

beugen.

1) WVDOG 23, Taf. II.

2) A. Moobtgat. Bildwerk und Volkstum Vorderasiens zur Hethiter¬

zeit. Leipzig 1934, S. 3 f.

(3)

W. Andrae, Die Tempel der Assyrer 51

Über den Sin-Samas-Tempel und das darunterliegende

archaische Wohnhaus, das Martiny ebenfalls zum Tem¬

pel machen will, steuert A. v. Haller, der sich der Vorbe¬

reitung der Veröffentlichung dieser Bauten unterzogen hat,

die folgende Richtigstellung bei :

„In seinen „Gegensätzen" beruft Martiny sich zweimal

(auf S. 14 und 15) auf mich zur Bestätigung seiner Datierung

des Sin-Schamasch-Tempels in Assur. Er gibt aber nicht an,

wo er die mir zugeschriebenen Datierungen entnommen hat.

Das kann er auch nicht, da bisher von mir keine Publikation

über den Sin-Schamasch-Tempel erschienen ist. Martiny hat

aber Einblick in mein Manuskript gehabt, das eine verkürzte

Bearbeitung von W. Andrae 's Manuskript über das gleiche

Thema darstellt, bisher aber noch nicht veröffentlicht werden

konnte. In diesem Manuskript habe ich als den Erbauer der

älteren Anlage Asurnirari I. (1682—1657) und als den der

jüngeren Anlage Tukulti-Ninurta I. (1245—1218) angesehen.

Die Angaben der Regierungszeiten der Herrscher habe ich,

wie im Manuskript ausdrücklich vermerkt. Weidner AfO IV,

S. 16ff. entnommen.

Die Zitate bei Martiny^ erwecken den Eindruck, als ob ich

die Jahreszahlen herausgefunden hätte imd für sie verant¬

wortlich wäre. Das auf S. 15 zitierte Jahr 1259 entspricht

nicht einmal den von mir angegebenen von 1245—1218.

Bevor ich an eine Kritik der von Martiny in seinen

„Gegensätzen", Abb. 4 und S. 15, 16 gegebenen Ergänzungen

des älteren Sin-Schamasch-Tempels und des „ältesten Sin-

Schamasch-Tempels" herantrete, möchte ich auf die von

Martiny in KIM (Die Kultrichtung in Mesopotamien), Taf. 5,

veröffentlichten Sin-Schamasch-Tempel zurückgreifen.

In der Tabelle auf S. 8 führt Martiny den alten Sin-

Schamasch-Tempel an, dabei benutzt er für die Gradbe¬

stimmung die Richtung der Mittelachse des Tempels,

die von Nordwesten zu Südosten verläuft, und operiert mit ihr

in der Tabelle auf S. 9 bei der Datierung. Als Kultrichtung im

allgemeinen versteht er (s. S. 5) die Richtung des Adoranten

zum Kultbilde.

(4)

52 W. Andhae, Die Tempel der Assyrer

Dies ist m. E. der Ausgangspunkt für den neuen Ergän¬

zungsvorschlag. Die Kultrichtung des Tempels nach Andrae's

und meiner Ergänzung (nach Südwest bis Nordost, bzw.

Nordost bis Südwest) paßt nicht in Martiny's Hypothese

von den Kultrichtungen.

Daher wird von Martiny eine neue Lösung in den „Gegen¬

sätzen" S. 16 „vorgeschrieben". Auf kleine Ungenauigkeiten,

in den von ihm veröffentlichten Plänen, kommt es ihm dabei

nicht an. Daß er es mit der getreuen Wiedergabe nicht genau

nimmt, ist zu sehen, wenn man den auf T. 5 in KIM veröffent¬

lichten Plan des älteren Sin-Schamasch-Tempels mit dem

Befund der Ausgrabung vergleicht. Um dieses zu verdeut¬

lichen, füge ich drei Skizzen bei, die alle im gleichen Maßstab

gezeichnet sind :

1. Den Tempelplan nach der Befundaufnahme.

Die schwarz ausgezogenen Linien zeigen die freigelegten

vorhandenen Fundamentkanten, die gestrichelten dagegen die

zu ergänzenden. Die vorhandenen Reste des Gipssteinsockels

sind durch Schraffur kenntlich gemacht.

2. Martiny 's Tempelplan aus KIM Taf. 5.

Das schraffiert Dargestellte soll den vorhandenen Gips¬

steinsockel bedeuten.

3. Martiny's neuer Tempelplan von Abb. 4 der „Gegen¬

sätze".

Legt man die drei Skizzen aufeinander so decken sich die

Pläne keinesfalls. Plan 2 ist wohl ebenso lang wie Plan 1

(62 m), aber schmäler. Plan 3 ist dazu noch um 2,5 m kürzer.

Von der Verschiedenheit der Sockelreste ganz zu schweigen.

Aus der Skizze sieht man, daß manche von Martiny ange¬

gebenen Türen nicht möglich sind, während an anderen

Stellen Mauerwerk angegeben ist, wo keins mehr vorge¬

funden wurde.

Hier sei bemerkt, daß vom Sin-Schamasch-Tempel die

Fundamente aus Lehmziegehi fast vollkommen vorhanden

sind und zwar ohne Aussparung der Türen. Vom Aufbau sind

nur geringe Reste des Gipssteinsockels vorhanden.

(5)

W. Andbab, Die Tempel der Assyrer 53

In KIM Taf. 5 hat Martiny noch das Ergänzungsschema

nach Andrae gebracht, nämlich den Langraumtempel mit

vorgelagertem Breitraum. In den ,, Gegensätzen" Abb. 4

bringt Martiny eine Ergänzung des älteren Sin-Schamasch-

Tempels mit dem Vermerk ,,aus KIM Taf. 5". Die beiden

Pläne stimmen aber gar nicht überein. In einem Fall ist der

Tempel 62 m lang, im anderen bloß 59,5 m. Die Abb. 4 stellt

eine neue Ergänzung dar, die seiner Hypothese der Nordwest-

Kultrichtung genau entspricht. Soll das ein neuer Beweis der

Hypothese sein oder müssen die Erbauer der Tempel sich der

Diktatur Martiny's unterwerfen?

Das Wesentliche der neuen Planung ist, daß erstens der

bisher als Kultraum angesehene Raum zum „Hof" und zwei¬

tens der bisherige Vorraum zum knickachsigen „Kultraum"

mit im Nordwesten anschließenden „Allerheiligsten" be¬

stimmt wird. Die Begründung gibt Martiny auf S. 15. Das

„Allerheiligste" im Nordwesten begründet Martiny durch

die angeblich gleiche Raumbreite mit dem „Kultraum". Der

kleine Raum ist aber tatsächlich schmäler, wenigstens in den

Fundamenten des westlichen Tempels. Ferner glaubt Martiny

in der Trennwand zwischen „Allerheiligstem" und „Kultraum"

eine breite Öffnung annehmen zu können, obgleich nur die eine

Leibung im Aufbau vorhanden ist.

In der Hauptsache stützt sich Martiny's Ergänzung dar¬

auf, daß in der Wand zwischen Vorraum und Kultraum keine

axial mit der Eingangstür liegende Tür angenommen werden

könnte, weil ein Gipsstein in dieser Wand um ganze 20 cm vor

die Flucht der Leibung der Eingangstür vorragt. Martiny

ineint sogar, daß dieser Stein nicht die Leibung darstellt,

sondern die Mauer zerstört sei und überhaupt keine Öffnung

angenommen werden kann. Dies ist nicht ausgeschlossen, aber

ebenso ist es möglich, daß dieser recht leichte Gipsstein bei der

Ausplünderung der Mauer verschoben worden ist.

Es ist aber auch gar nicht notwendig, daß beide Türen ge¬

nau gleich breit und in einer Mittelachse des Kultraumes liegen

müssen. Die Achse der Kultraumtür kann um 20 cm von der

Achse der Eingangstür verschoben sein. Die Tür kann eben

(6)

54 W. Andrae, Die Tempel der Assyrer

SO gut um 20 cm enger sein, ja, sogar um 2 x20 cm, dann liegt

sie auch in der gleichen Achse.

Nimmt man die äußere Tür in der Achse des Mittelhofes

an, so erhält man für sie eine Breite von 12,30 — 2 x 4,80 =

2,70 m. Will man die Tür zum Kultraum in der gleichen Achse

annehmen, so erhält man eine Breite von 2,70 — 2 x 0,20 =

2,30 m. Das sind beides recht stattliche Breiten. Die Tür liegt

dann allerdings stark an die südöstliche Wand des Kultraunis

herangerückt, es bleiben nur etwa 0,30 m Mauer nach. Bei

schmälerer Tür, etwa 1,80 m, vergrößert sich der Mauerrest

auf 0,80 m. Daß die Türen nicht immer in den Raumachsen

liegen, zeigen viele Beispiele, so auch bei Martiny KIM Taf. 7

im Palasttempel in Dur-Scharrukin.

An anderen Stellen, die ihm nicht wichtig genug erscheinen,

beachtet Martiny weit größere Mauerreste nicht und ordnet

großzügig Türen an, wo es ihm gefällt.

Der von Martiny angenommene „Hof" hinter dem „Kult¬

raum" ist nur durch den „Kultraum" auf Umwegen, z. T.

durch das Allerheiligste zugänglich, so daß drei der um den Hof

gruppierten Räume dem Durchgangsverkehr ausgesetzt sein

müßten. Martiny beruft sich bei der Deutung des Kultraumes

auf „Hof" auch darauf, daß die Mauer zwischen Vorraum und

Kultraum dort stärker gemauert seien, wo sie die nordöst¬

liche Begrenzung des vermeintlichen „Hofes" bilden, also als

Außenmauern zu werten seien. Diese Mauer ist aber an der

betreffenden Stelle gar nicht stärker, höchstens hat das Funda¬

ment einen Vorsprung, sie mißt im Aufbau nur 1,60 m,

während die Außenmauern 2,00 m bis 2,50 m messen.

Die nordwestliche Kultraummauer hat eine Stärke von

2,20 m, weil sie die Balkendecke des 5,50 bis 6,00 m breiten

Raumes zu tragen hat, aber nicht, weil sie die „Hofmauer",

also Außenmauer ist.

Betrachtet man in dem Fundamentgrundriß des alten Sin-

Schamasch-Tempels die Raumreihe an der Nordwest-Front,

so stechen die von Martiny als „Allerheiligstes" benannten

Räume gar nicht durch solche Besonderheiten hervor, die

ihnen eine außerordentliche Stellung zubilligen würden.

(7)

W. Andbae, Die Tempel der Assyrer 55

Nach all dem sehe ich keinen stichhaltigen Grund, von der

ANDRAE'schen und meiner Terapelergänzung abzuweichen. Da

aus späterer Zeit Langraumtempel mit vorgelagerten Breit¬

räumen bekannt sind und die Fundamente und die Aufbau¬

reste des älteren Sin-Schamasch-Tempels eine gleiche Lösung

zulassen, kann man auch eine solche annehmen.

Auf Abb. 4 seiner „Gegensätze" gibt Martiny den Grund¬

riß des altassyrischen Wohnhauses, das er als „archaischen

Sin-Schamsch-Tempel" bezeichnet. Er ergänzt den Grundriß

symmetrisch zum Außenhof nach Nordwesten zu, um wieder

zwei Tempel zu erhalten. Martiny betrachtet den südöstlich

am Hof liegenden Raum als ,, Kultraum" und die in Nord¬

osten anschließende kleine Kammer von 1,90 m Tiefe und

3,80 m Breite als „Allerheiligstes", und so ergibt sich dann

die gewünschte Nordost-Kultrichtung. Denn für die archa¬

ischen Tempel „schreibt" Martiny die Nord ost-Kultrich¬

tung ,,vor". Beim archaischen Ischtar-Tempel liegt tatsäch¬

lich diese Richtung vor, vom archaischen Assur-Tempel be¬

hauptet es Martiny bloß. Ein solcher ist bisher mit Be¬

stimmtheit nicht bekannt.

Nun zurück zur Ergänzung des „archaischen Sin-Scha¬

masch-Tempels". Das „Allerheiligste" ist nur durch eine 1 m

breite Tür mit dem ,, Kultraum" verbunden. Martiny möchte

hier aber gern eine breite Öffnung sehen, wie er sie im alt¬

assyrischen Sin-Schamasch-Tempel angenommen hat. Daher

zeichnet er in die Trennmauer eine neue, nordwestliche Tür¬

leibung ein, die eine breite Türöffnung ergeben würde.

Die Verdoppelung des Gebäudes nach Nordwesten be¬

gründet Martiny durch „freilich geringe Spuren" von Mauer¬

werk, das in zwei kleinen Suchgräben innerhalb des nord¬

östlichen „Kultraumes" des älteren Sin-Schamasch-Tempels

freigelegt wurde. Diese Reste passen nur dann zur Verdoppe¬

lung des Grundrisses, wenn der Plan des altassyrischen Wohn¬

hauses nicht genau in den Plan des Tempels eingehängt wird,

wie Martiny es in Abb. 4 und in meiner Zeichnung getan hat.

Hängt man die Pläne aber genau ein, so kommen diese Mauer¬

reste für den verdoppelten Tempel gar nicht in Frage. Für die

(8)

56 W. Andiue, Die Tempel der Assyrer

Annahme des Hofeinganges von Nordosten liegt keinerlei

Anlaß vor, als allein Martiny's Wunsch."

Soweit von Hallbr.

Bei dem MARTiNY'schen Ergänzungsvorschlag für den alt¬

assyrischen Anu-Adad-Tempel in Assur (S. 17 f und Abb. 5)

kann man sich, meine ich, kurz fassen. Ein Blick auf den Plan

Abb. 5 genügt, um die Haltlosigkeit eines solchen Verbesse¬

rungs-Spiels zu erkennen. Daß die Hauptfront der beiden

Tieftempel in dem vorgelegten Vorhof liegt und somit auch die

Zugänge von hier aus genommen werden mußten, wird man ver¬

nünftigerweise nicht bezweifeln wollen. Es kommt dabei wenig

auf die schmalen Mauerstege in den Vorräumen 01, PI und 02,

P 2 an, die man als Fundamente von Trennmauern oder als

Gangbahnfundamente ansehen kann. (Beides hatte ich im er¬

gänzten Plan seiner Zeit dargestellt.) Die Verwandtschaft mit

den späteren Langhaustempeln, in Assur z. B. mit dem Nabu-

(und Ta§met?-) Tempel Sin-§ar-iSkun's (JIT, Taf. 7) ist so

schlagend, daß man sich nicht mit einem zweiten Tempelein¬

gang von der Rückseite her, mit einem Stollensystem und

höhlenartigen Vorräumchen abzuquälen nötig hat, wie Mar¬

tiny. Auch seine ,, sechs Punkte" werden von dieser Verwandt¬

schaft geschlagen.

Außer den bekannten jung- und spätassyrischen Langhaus¬

tempeln in Dur-Scharrukin, Kalach, Assur ist gerade der

kassitisclie Innin-Tempel in Uruk für diesen Zusammenhang

wichtig. Er ist 1450 entstanden und gut datiert (UVB 1, Taf. 10)

steht also zwischen Sin-Schamasch und Anu-Adad. Niemand

wird die Typenverwandtschaft leugnen wollen. Vorraum,

Langraum mit Postament, schmale Seitenräume hier wie dort.

Bei Anu-Adad ist als Standort des Postaments zweifellos die

tiefe Nische des Langraums anzunehmen, die bei den späteren

im Aufbau erhaltenen Tempeln, insbesondere in Dur-Scharru¬

kin, ein sehr hocherhabenes Stufenpostament in sich schließt.

Ähnlich wird man es bei Sin-Schamasch ergänzen dürfen, wie¬

wohl dort die Nische im Fundament nicht angedeutet ist.

Daß dieses verhältnismäßig hohe Postament einen wesent¬

lichen Bestandteil des assyrischen Kultraumes bildet, zeigen

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(10)

L

(11)

PLAN .3 SIN SCHAMASCH TEMPEL IN ASSUR. nach martiny

"GEGENSÄTZE IM BABYL U ASSYR. TEMPELBAU'.'AI»:.*

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W. .\ndbae, Die Tempel der Assyrer 57

auch die Herdhaustempel, angefangen vom Ischtartempel der

G-Schicht, besonders eindrucksvoll der Ischtar-Tempel Tukul-

ti-Ninurta's I., und der Breitraumtempel des Assur in Kar-

Tukulti-Ninurta. Auf Stufen und hohen Standort des Gottes¬

bildes kam es hier an im Gegensatz zum niedrigen Standort

desselben in den babylonischen Tortempeln des 2. und 1. Jahr¬

tausends. Zu Beginn des 2. Jahrtausends und früher sind auch

im Süden hohe Postamente vorgeschrieben.

Das Postament ist jedoch immer ein nachträglicher, wenn

auch von vornherein mit beabsichtigter Einbau, nicht ein

Bestandteil der Raummauern. Bei den Assyrern ist kein Fall

bekannt, wo es tief gegründet war, es steht etwa auf Fu߬

bodenhöhe oder nur wenig tiefer, nicht anders wie Kultgeräte,

zu denen es mehr rechnet, als zu Bauteilen mit Tiefgründungen.

Bei den Babyloniern gibt es dagegen sehr tief gegründete Posta¬

mente, z. B. in Barsip das des Nebo, in Sippar das des Scha¬

masch. Es ist schon gesagt, daß sie nur wenig über die Ebene

des Fußbodens hervortraten. Auch darin spricht sich ein ver¬

schiedenartiges Erleben des Göttlichen aus.

Sind die verschiedenen Gestaltungen, zu denen das ver¬

schiedenartige Gotteserleben hinführt, klargestellt, so darf

man wohl nach den tieferen Ursachen und Beweggründen

fragen und wird auf diese Frage auch Antwort erhalten.

G. Martiny hat es abgelehnt, diesen Weg zu gehen. Wir hoffen

es an anderer Stelle tun zu können.

(14)

Beiträge zur iranischen Kulturgescliichte Von Walther Hinz-Göttingen

I.

Ergebnisse einer Forschungsreise nach Iran

Mit Unterstützung des Reichserziehungsministeriums und

der Deutschen Forschungsgemeinschaft unternahm ich in

der Zeit von Juli bis November 1936 eine wissenschaftliche

Reise nach dem Nahen Osten, vornehmlich nach Iran. Im

Zusammenhang mit meinen Forschungen zur Geschichte der

Safaviden und ihrer Wegbereiter ergaben sich aus dieser

Reise mancherlei aufschlußreiche Beobachtungen. Über einige

von diesen berichte ich im folgenden, und zwar als Ergänzung

zu früheren Veröffentlichungen.

1.

Tabriz

Die Blaue Moschee

Die Blaue Moschee {gök gämi\ masged-e kabüd), das

schönste der wenigen erhaltenen Bauwerke des mittelalter¬

lichen Tabriz, steht heute unter Denkmalschutz und ist sorg¬

fältig ummauert worden, um einem weiteren Schwund der

kostbaren Einlegefliesen vorzubeugen. Infolge mehrfacher

Erdstöße, die Anfang August 1936 die Bewohner von Tabriz

in Schrecken versetzt hatten, waren erneut solche Fayence¬

verkleidungen abgefallen. Es stellt dem Baukönnen Irans im

15. Jahrhundert ein schönes Zeugnis aus, daß trotz zahlloser

Erdbeben noch so eindrucksvolle Teile der Blauen Moschee

erhalten geblieben sind.

Obwohl im einschlägigen Schrifttum die Blaue Moschee

ausführlich erwähnt und erörtert worden ist, besteht über

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