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Strauch, AnneKompetenzbilanzierung im Betriebskontext – Eine Fallstudie

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REPORT 3/2009 (32. Jg.)

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mit Bezug auf die Erwachsenenbildung gebo- ten. Dabei geht der Detailreichtum an einigen Stellen zu Lasten der Prägnanz. Da für die Dis- ziplin über thematische Einzelbeiträge hinaus noch kein theoretisch fundiertes Zeitkonzept besteht, stellt die Arbeit ein aufschlussreiches Werk dar, von dem aus sich eine zeitliche Pers- pektive weiter professionstheoretisch entfalten kann.

Ute Holm

Strauch, Anne

Kompetenzbilanzierung im Betriebskontext – Eine Fallstudie

Schneider Verlag Hohengehren, Baltmanns- weiler 2008, 265 Seiten, 19,80 Euro, ISBN 978-3-8340-0468-0

Die Dissertation von Anne Strauch ist eine interessante Publikation, die frischen Wind in die Kompetenzdiskussion bringt. Die Ar- beit überzeugt durch einen klaren Aufbau, eine generell sehr gute Lesbarkeit und ein empirisch in die Tiefe gehendes Vorgehen.

Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie können im betrieblichen Kontext die Kom- petenzen der Mitarbeiter so bilanziert wer- den, dass sie sowohl betrieblich als auch individuell nutzbar sind? Diese spannende Forschungsfrage demonstriert, dass Kompe- tenzbilanzierungen im betrieblichen Kontext einen für Beschäftigte und Unternehmen unterschiedlichen Nutzen zeigen. Sehr oft wurde bislang in der Debatte ein generel- ler Nutzen von Kompetenzbilanzierungen postuliert, der weder empirisch untersucht noch nach verschiedenen Nutzergruppen nä- her unterschieden wurde. Anne Strauch lie- fert in diesem Zusammenhang empirisches Material auf der Basis leitfadengestützter Interviews mit fünf Beschäftigten und fünf Leitungskräften in einem Betrieb. Sie zeich- net detailliert die verschiedenen Nutzendi- mensionen je nach Bezugsgruppe auf. In der Formulierung dieser Forschungsfrage und ihrer empirischen Bearbeitung liegt die große Stärke dieser Dissertation, die Studierenden

und Wissenschaftler/inne/n zur Lektüre zu empfehlen ist.

Der kritische Zugang zur Arbeit setzt schon bei der Forschungsfrage an. Diese legt eine Konvergenz betrieblicher und in- dividueller Interessen nahe. Damit wird die Thematisierung grundsätzlicher Interes- sengegensätze, die nicht auflösbar, sondern nur regulierbar sind, erschwert. In diesem Zusammenhang hätte der Arbeit eine einge- hende theoretische Beschäftigung mit dem Interessenbegriff gut getan. So schlägt die Engführung der Forschungsfrage stellen- weise auf die Interpretation der Ergebnisse durch. Es gibt neben dem Kapitel „Nutzen von Kompetenzbilanzierung“ ein Kapitel

„Hindernisse“, in dem u.a. die Kritik des Betriebsrats an der Kompetenzbilanzierung als Gefährdung der Umsetzung des Verfah- rens, aber nicht als möglicherweise berech- tigte Vertretung der Mitarbeiterinteressen differenziert interpretiert wird. Dabei wird an anderer Stelle (S. 170) erwähnt, dass durch die Einführung von Kompetenzbilan- zierungen der durchschnittliche Stundenlohn von 72 auf 55 Euro gesenkt wurde – eine Ko- stensenkung, die natürlich im Interesse des Unternehmens ist, aber auch im Interesse der Beschäftigten? Auf diese Frage geht Strauch zunächst leider nicht ein. Erst im Fazit/Aus- blick behandelt sie die unzureichend berück- sichtigten Interessen der Beschäftigten. Bei der Lektüre entsteht der Eindruck, dass die Autorin mit großem Engagement die Kompe- tenzdebatte voran bringen will, was ihr auch durchaus gelingt. Dies ist verdienstvoll, aber manchmal scheint dabei die wissenschaft- liche Distanz zu dem Thema verloren gegan- gen zu sein. In diesem Zusammenhang muss zudem angemerkt werden, dass die Darstel- lung der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen am Anfang der Arbeit mit rund sieben Seiten sehr kurz ausfällt und leider die Standortde- batten-/Aktivierungsrhetorik u.a. durch For- mulierungen wie „Schritt halten zu können“

oder „den neuen Herausforderungen Stand halten zu können“ (S. 9) repliziert. Kom- petenzbilanzierung wird hier tendenziell als

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Re ze ns io ne n

Rezensionen Antwort auf die Fragen der Zeit dargestellt.

Kritische Stimmen zur Kompetenzdebatte wie z.B. diejenige von Ingrid Drexel werden bei der „Ausgangslage“ jedoch nicht rezi- piert. Es wird viel mit den bekannten, apo- diktischen, aber trotzdem kaum empirisch belegten Setzungen („das einmal erlernte Wissen reicht nicht aus“, „die derzeit favo- risierten Lernformen wie selbstorganisiertes Lernen“) argumentiert. Ähnlich undifferen- ziert und wenig komplex wird auch der für die Arbeit eigentlich zentrale Nutzenbegriff eingeführt (S. 158f.).

Trotz dieser Kritik ist Strauch für ihre Arbeit nachdrücklich zu danken, da sie ei- nen sehr konkreten Einblick in die Praxis der Kompetenzbilanzierung in einem ausgewähl- ten Betrieb liefert. Die Ergebnisse der Inter- views sind sehr lesenswert und regen zur Interpretation an. Im empirischen Teil liegt für den Rezensenten die große Stärke der Arbeit, während die theoretische und kon- textspezifische Einbindung der Publikation in den größeren gesellschaftlichen und er- wachsenenpädagogischen Rahmen optimier- bar erscheint. Die Impulse Strauchs in dieser Veröffentlichung sollten eine Diskussion um den Nutzen von Kompetenzbilanzierungen für Betriebe und Beschäftigte in Gang setzen.

In ihrem Fazit/Ausblick weist die Verfasserin deutlich auf diverse „Baustellen“ der Kom- petenzdiskussion im betrieblichen Bereich hin und wirft damit wichtige Forschungs- und Gestaltungsfragen auf.

Bernd Käpplinger

Wolf, Frieder

Bildungsfinanzierung in Deutschland VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wies- baden 2008, 142 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 978-3-531-16055-9

Nachdem man die rund 100 Seiten des Textteils – Anhang und Literaturverzeich- nis machen noch einmal 40 Seiten aus – mit wachsendem Staunen gelesen hat, fragt man sich, warum eigentlich nicht andere, der

Rezensent eingeschlossen, schon vor Jahren auf den eigentlich naheliegenden Einfall ge- kommen sind, mithilfe von Regressionsana- lysen die Bildungsausgaben mehrerer Staaten unter den Aspekten zu vergleichen, die in Deutschland seit den 1960er Jahren als rele- vante Einflussgrößen der Bildungspolitik und der Bildungsbeteiligung angesehen werden:

religiös-kulturelle Prägungen („katholisches Mädchen vom Lande“), wirtschaftliche Leis- tungskraft („soziale Selektion“), Einfluss unterschiedlicher Parteien („rückständiges Bayern“), um nur einige zu nennen. Die Ar- beit basiert auf der Analyse der OECD-Sta- tistiken „Education at a Glance“. Die Daten stammen aus dem Jahr 2004. Jüngere Daten standen nicht zur Verfügung, sind aber nach Wolf auch nicht zwingend erforderlich, weist er doch schon in der Überschrift eines Ka- pitels auf „die Rolle des Politikers und die relative Langsamkeit von Veränderung“ (im Bildungswesen, Anm. d. Verf.) (S. 15) hin.

Einerseits ist dies eine beruhigende These, die den Grad der Verzweiflung angesichts der Stetigkeit der deutschen Bildungsmisere mildern kann. Andererseits schwächt dieser Hinweis die Bereitschaft, etwas zu tun, da man erwartet, „in diesem Leben“ keine Er- folge mehr wahrnehmen zu können.

Dem aktuellen Trend folgend, demzu- folge nur eine deutliche Ausweitung des pri- vaten Anteils an der Bildungsfinanzierung (z.B. Studiengebühren, Studienkredite, Ab- schaffung der Lehrmittelfreiheit) die Not der Bildungsinstitutionen lindern kann, widmet Wolf sein Interesse vorrangig der Verteilung der Bildungsfinanzierung auf die öffentli- chen und privaten Haushalte. Dabei steht Deutschland im internationalen Vergleich bei dem privaten Anteil an den Gesamtkos- ten des Bildungssystems nicht so schlecht da.

Dies ist jedoch fast ausschließlich dem An- teil der Wirtschaft an der Finanzierung der Berufsbildung zuzuschreiben. Dieser Beitrag, in den meisten OECD-Ländern unbekannt, gleicht aus, was dort die Finanzierung des Schul- und Hochschulbesuchs aus privaten Mitteln ausmacht. Zwar gibt es auch in Deutschland zunehmend Privatschulen. Die-

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