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Der Mondgott bei den Hebräern.
Von Ed. König.
In neuerer Zeit ist der Gott der israelitischen Religion mehr¬
fach als eine Naturmacht aufgefaßt worden. Man hat ihn einen
,Gewittergott", oder „Berggott, der über den Gewitterwolken thront',
einen ,Feuerdämon' und speziell .Vulkangott', oder einen „Wetter-
und Vulkangott' oder „strengen Gewitter- und Feuergott' genannt 5
Nun aber ist er auch unter die Astralgottheiten versetzt worden.
Man hat ihn als den Mondgott hingestellt. Dies ist bei Ditlef
Nielsen ZDMG. 68, 715 im Zusammenbange mit seiner ausgezeichnet
orientierenden Berichterstattung über die Deutsche Aksum-Expedi¬
tion geschehen. Dort begegnet uns die frappierende Behauptung, lo
daß „der Mondgott bei den Hebräern Jahu (Jahve) heißt'. Sehen
wir zu, was wohl als die Grundlage dieser Anschauung gemeint
sein mag !
Nun neuerdings ist ja vielfach darauf hingewiesen worden,
daß Abrabam aus einer Stadt ausgewandert sei, die uns aus den i5
Keilschriften als eine Hauptkultstätte des Mondgottes Sin bekannt
geworden ist ^) , und daß er von dort nach einer anderen Haupt¬
pflegestätte des Mondkultus, Charran in Mesopotamien, sich begeben
habe. Indes gerade der Religion wegen verließ dort Abraham
seine Verwandten (Gen. 12,1 J; Jos. 24,2 E)! Doch hat man so
den früheren Mondkult der Israeliten weiter aus der Anfertigung
und Anbetung des „goldenen Kalbes' (Ex. 32, 4 ff.) ableiten wollen.
Bei diesem Symbol der Gottheit bringt man die Stierhömer mit
der Mondsichel zusammen 8). Aber das ist schon an sich eine etwas
komplizierte Verknüpfung des Stieres mit dem Monde, und die 2b
Parallelen, die jenes Stierbildnis bei den Ägyptern und auch den
Kanaanitern besitzt, liegen näher. Denn bei der Darstellung des
1) Die Belege für alle diese Auffassungen von Jahve und eine Diskutierung derselben kann man finden in meiner „Geschichte der alttestamentlichen Religion kritisch dargestellt' (1912), S. 168 f. 174f.
2) A. Jeremias, Handbuch der altorientalischen Kultur (1913), S. 245.
3) F. Hommel, Grundriss der Geschichte und Geographie des alten Orients I (1904), S. 90; Im. Benzinger, Hebr. Archäologie (1907), S. 327; S. Landers¬
dorfer, Die Bibel und die südarabische Altertumsforschung (1910), S. 64,
284 König, Der Mondgott bei den Ilebräern.
Gottes der israelitischen Religion durch Stierbildnisse bleibt es ein
denkwürdiger ümstand, daß dieses Symbol zuerst von der gerade
aus Ägypten gekommenen Volksmasse und sodann von dem eben¬
falls aus Ägypten heimkehrenden Jerobeam I. (IKön. 12, 28 fif.)
6 gewählt wurde. Nun wurden aber dem Sonnengotte Ra, mit dessen
Hauptkultort On (Heliopolis) die Israeliten ja genau bekannt waren
(Gen. 41, 45), kleine Bildnisse des Mnevis oder weißen Stieres ge¬
weiht, und ein silbernes Kalb wurde dem Gotte Tum gewidmet,
der der spezielle Gott von Pa-tum, dem aus Ex. 1, 11 bekannten
10 Orte Pithom, war^). Aber auch sogar von den Kanaanitern, die
ihren Baäal unter dem Bilde des Stieres verehrten*), könnte der
Gedanke, die Gottheit in der Nachbildung eines Stieres zu ver¬
anschaulichen, leichter zu den Israeliten gekommen zu sein, als von
Südarabien her.
16 Auf jeden Fall würde, wenn die Hörner jenes Jungstieres von
Ex. 82, 4 ff. und IKön. 12, 28 ff. mit denen des Mondes zu¬
sammengebracht werden dürften , in dieser plastischen Darstellung
der Gottheit nur eine Erscheinungsform der neuerdings immer
besser beachteten „Volksreligion" Israels zu sehen sein 8). Denn 80 nur von der Volksmasse, die von Ägypten mit seinen vielen heiligen
Tieren herkam, ging der Gedanke aus, die Gottheit in einer sinn¬
lich wahrnehmbaren Gestalt zu symbolisieren. Aaron fügte sich
diesem Wunsche. Aber der große Verkündiger der Jahvereligion,
der große Anfänger eines neuen Stadiums in der religiösen, poli-
26 tischen und sozialen Entwicklung seines Volkes, wurde von gewal¬
tigem Ingrimm erfaßt, als er die vom Enthusiasmus für die bilder-
dienerische Gottesverehrung erfüllte Volksmenge sah: er zerschmetterte
die Gesetzesgrundlagen der mit Jahve (dem Ewigen) geschlossenen
Verbindung und sammelte mit dem Rufe „Her zu mir, wer Jahve
80 angehört!" (Ex. 32,26) eine Schar von Getreuen. Nun aber soll
dieser „Jahu (Jahve)" selbst der Mondgott gewesen sein?
Bei der Beantwortung dieser Frage muß wohl vor allem ein
Wort darüber gesagt werden , daß der von Mose verkündete Gott
nicht Jahu hieß, und dieses nicht die zeitliche Priorität vor Jahve
86 bei den Hebräern besaß. Vielmehr tritt die Form Jahu im Hebrä¬
ischen zunächst als begreifliche Kurzform am Schlüsse von zu¬
sammengesetzten Namen auf. Dann wurde diese vollends zu jäv
verkürzt, wie z. B. in iEgeljäv „Kalb oder Jungstier ist Jahve"
1) Brugsch, Steininschrift nnd Bibelwort, 2. Aufl., S. 205. Von „Bildern des Stieres", „Bildern heiliger Tiere, die vor dem Könige hergetragen wurden", zahlreichen „Tierstatuetten, bisweilen in Lebensgröße und prächtiger Ausstattung, wie die Kuh, welche Naville in der Kapelle zu Der el-bahari entdeckte", spricht auch A. Wiedemann, Der Tierkult bei den Ägyptern (1912), S. 16 f. 18.
2) Abbildungen gibt Greßmann, Altorientalisehe Texte und Bilder (1909), Bd. II, S. 76.
3) Vgl. meinen Artikel „Volksreligion überhaupt und speziell bei den Hebräern" im Archiv für Religionswissenschaft (1914), S. 35 ff. und in meiner
„Geschichte usw.", S. 20 f. 35 ff. 149 usw.
König, Der Mondgoti bei den Hebräern, 285
(zii Bethel!) usw.^). Die Kurzform jahu als zweiter Teil von zu¬
sammengesetzten Eigennamen zeigt sich auch in keilschriftlicher
Gestalt: z. B. Hiskia begegnet im Berichte Sanheribs über seinen
Zug gegen Juda im Jahre 701 (bei Greßmann I, S. 120) in der
Form ffazakija-u usw. Erst zuletzt tritt Jahu auch als selb 6
ständige Form des Namens für den Gott der Beligion Israels
auf. Dies geschieht erstens auf Krugstempeln , die bei der Aus¬
grabung Jerichos entdeckt worden sind, und zweitens in den Texten
aus Elephantine, wo stets irr^ (neben drei nrr") geschrieben ist, und
daß damit Jahu und nicht Jaho gemeint ist, dürfte durch meinen lo
Artikel in der Orientalistischen Literaturzeitung 1913, Sp. 107 ff.
gesichert worden sein. Es ist auch ganz begreiflich, daß die an-
föngliche Kurzform durch die mehr volkstümlich-profane Verwen¬
dung (auf jenen Ostraka-Etiketten aus dem 9. Jahrhundert) hin¬
durch schließlich an die Oberströmung der Sprachentwicklung i6
emporstieg und so in die Literatursprache eintrat.
Ist nun Jahve .der Mondgott bei den Hebräern' gewesen?
Um keine Möglichkeit außer Augen zu lassen, so könnte man
denken, daß wenigstens ursprünglich Jahve mit der Vorstellung
des Mondgottes zusammengehangen habe, und wie wäre dies wohl »o
möglich?
Man könnte da zunächst an den Namen des Berges Sinaj an¬
knüpfen. Denn es wird ja meistens angenommen, daß dieser Name
mit dem babylonischen Namen für den Mondgott, Sin, zusammen¬
hänge. Aber in neuester Zeit haben sich doch, wie mir scheint, ss
mit Kecht mehrere gegen die Sicherheit dieses Zusammenhangs aus¬
gesprochen: Paul Haupt in der ZDMG. 63 (1909), S. 608, und
auch Kittel in seiner Geschichte Israels I (1912), S. 300 urteilt,
daß „diese Gleichung keineswegs auf Sicherheit Anspruch machen
kann'. Nach Paul Haupt a. a. 0. »hängt Sinaj jedenfalls mit aene ao
zusammen'. Er meint nSD „Dornbusch* (Ex. 3,2; Deut. 33, 16),
im Syrischen sanjä (J-»pr»' „rubus'). Er verknüpft also zwei von
der hebräischen Sprachüberliefemng ganz getrennte Worte. In
meinem Hebräisch-aramäischen Wörterbuch (1910) s. v. wird vor¬
geschlagen, daß der Sinaj von dem Küstenstrich Sin an der Süd- 86
ostküste der Sinaj-Halbinsel (Ex. 16, 1; 17, 1; Num. 33, llf.) her
seinen Namen habe : Es war der mit diesem Küstenstrich zusammen¬
hängende Berg*). Diese Deutung wird auch von Greßmann als
die wahrscheinlichste bezeichnet*). Also an einen durch den Berg
Sinaj vermittelten Zusammenhang von Jahve mit dem Mond - 40
gotte zu denken, ist eine sehr unsichere Operation.
1) Auf den 1909/10 zu Samaria ausgegrabenen Ostraka.
2) pip parallel dem syr. scänä, aram. sejän = Morast, Schlamm, und diese oft fiberflutete Küstenstrecke kann einstmals weiter nach dem Sinai hin¬
gereicht haben, da sich die Sinaibalbinsel gehoben hat.
S) H. Gressmann, Mose und seine Zeit (1913), S. 24.
2 2
286 König, Der Mondgott f>ei den Hebräern.
Ferner aber könnte Jahve die Vorstellung des Mondgottes ver¬
körpert haben, indem der Jahvekult von den Kenitern oder
Midianitern entlehnt worden wäre. Dies ist ja eine jetzt weit¬
verbreitete Ansicht, die auch z. B. von D. Nielsen vertreten wird i Indes diese Keniter-Theorie betreffs des Jahvekults kann einerseits
durch keine positiven Momente hinreichend gestützt werden und
wird andererseits durch eine Reihe von Tatsachen zu Boden geworfen.
Freilich Nielsen sagt: „Mose war Tempelhirt' (S. 133); „mit
dem Stabe (Ex. 4, 1—4) wird Mose im arabischen Heiligtum in
10 das Priesteramt eingesetzt' (S. 137). Aber einen Stab hatte Mose
als ein Hirt, wie andere Hirten (1 Sam. 17, 10 usw.), ganz natür¬
licherweise. Übrigens ist Mose auch später niemals in den Quellen
ein Priester genannt, was gegen eine neuestens häufig auftretende
Behauptung zu bemerken ist, und nur bei dem die Verbindung
15 Jahves und Israels sanktionierenden Bundesopfer (Ex. 24, 4) hat er
als Vermittler dieser Verbindung natürlicherweise das die Gottheit
und das Volk gleichsam uniformierende Blut gesprengt, im übrigen
aber auch damals die priesterliche Punktion den Jünglingen (wahr¬
scheinlich : Erstgeborenen) Israels zugewiesen. Während aber die
»0 von Nielsen aufgerichteten Stützen der Keniter-Hypothese höchst
zerbrechlich sind, erheben sich gegen dieselbe viele starke Gegen¬
gründe. Denn die von den Kenitern herstammenden Rekhabiter bildeten
mit ihrem Beduinenideal ja eine kulturelle Enklave innerhalb
Israels (2 Kön. 10, 15 f.; Jer. 35, 7) und nicht dessen altes Vorbild.
S5 Ferner konnte der Name Jahve nicht mit dem Berge Sinaj , an
dessen Fuße Moses Schwiegervater Jithro sein midianitisches Priester¬
amt ausübte , verknüpft sein , denn sonst hätte Mose , während er
an diesem Berge stand, nicht fragen können, welches der Name des
Gottes sei, der sich ihm dort enthüllte (Ex. 3, 13 b). Sodann bilden
so die Eigennamen der Keniter, die aus älterer Zeit überliefert sind,
durchaus keine Zusammensetzungen mit Jahve : Reäu el oder Jithro,
Chobab usw. usw. Komposita mit Jahve tauchen unter den Eigen¬
namen der Keniter zuerst im neunten Jahrhundert auf, be¬
gegnen aber dann auch sehr häufig, so daß man die neue Epoche
S5 erkennt. Sie beginnt mit Jonadab, der sich in der Nachfolge des
großen Elia mit Jehu (842) zur Bekämpfung des BaSalkults ver¬
bunden hat. Eine Hauptsache aber ist noch diese. Wenn Jahve,
der sich Mose am Sinaj enthüllte, bis dahin der Gott des Stammes
der Keniter gewesen wäre, dann hätte dieser keine Beziehung
40 zu den in Ägypten weilenden Israeliten und kein Interesse für
deren Schicksal haben können. Von Jahve als dem Gotte der
Keniter fehlt die Brücke zum Volke Israel, fehlt der Schlüssel
zu dem Satze: „Ich habe gesehen das Elend meines Volkes,
das in Ägypten ist" (Ex. 3, 7).
1) D. Nielsen, Die altarabische Mondreligion und die mosaische Über¬
lieferung (1904), S. 133ff.
2 2
König, Der Mondgott bei den Hebräern. 287
Schon durch diese wenigen Momente , die aus meiner Kritik
der Keniter-Hypothese 1) hier vorgeführt worden sind, meine ich
gezeigt zu haben, daß auch die Behauptung des kenitischen oder
midianitischen oder minäischen Ursprungs der Jahvereligion nicht
irgendwie eine ursprüngliche Beziehung derselben zum Mond- 5
kultus begründen kann. Diese Beziehung müßte eine vollkommen
latente sein. Denn die wirklich nach den alten Zeugnissen existierende
Jahve - Idee besitzt auch nicht den blassesten Schimmer von Be¬
ziehung zum Mondgotte. Es müßte also, wenn trotz dieser
Zeugnisse ein genetischer Zusammenhang zwischen Moses Jahve- lo
Gedanken und dem Kultus der Keniter oder Minäer angenommen
werden sollte, hier wieder einmal jener geradezu wunderbare Auf¬
flug des religiösen Denkens aus der Region der Natur in die des
Geistes, jene imponierende Beseitigung des Mythischen
konstatiert werden , über die man z. B. bei der Vergleichung des is
babylonischen Schöpfungsepos und der althebräischen Schöpfungs¬
darstellung staunen muß. Wie ist doch der Schwann der Götter
und Göttinnen zerstoben ! Wie ist das Göttliche aus dem kosmischen
Prozeß entnommen!
Denn wie der Gott der alttestamentlichen Religion überhaupt 20
über alle Naturpotenzen erhaben ist, sie vielmehr souverän be¬
herrscht*), so zeigt auch die Jahve-Vorstellung der Quellen nicht
den mindesten Zusammenhang mit dem Mondgott«). Der wirklich
im religiösen Schrifttum der Hebräer sich wiederspiegelnde Jahve-
Gedanke ist von der Vorstellung eines Mondgottes so weit entfernt, 25
daß es eine Profanierung der Jahvereligion wäre, wenn sie ein
Mondkult genannt werden sollte. Wie wenig das israelitische Alter¬
tum ein Bewußtsein von einem Zusammenhang zwischen Jahve und
dem Mondgotte hatte , ergibt sich , wenn es noch eines Beweises
dafür bedürfte , aus folgender Tatsache. Als mit dem steigenden so
Einflüsse des assyrisch-babylonischen Polytheismus auf manche Kreise der israelitischen Nation sich in ihr auch Liebhaber des Mondkultes
fanden, wird dies als ein Symptom der Untreue gegen Jahve be¬
zeichnet. Anstatt in dem Mondkultus eine mit der Jahvereligion
verwandte Art der Gottesverehrung zu sehen , legten die Pfleger »6
der Jahveverehrung sofort scharfen Protest gegen den Kult von
„Sonne, Mond usw." ein (2 Kön. 23,5). Wie ergreifend ist es
auch, wenn der Urheber der Hiobdichtung seinen Haupthelden sagen
läßt:. «Sah ich das Licht an, wenn es erglänzte, und den Mond,
1) Geschichte der alttestamentlichen Beligion (1912), S. 162 — 168.
2) Nach Ex. 14, 21 verwendet Jahve „einen starken Ostwind' als sein Werkzeug!
3) Schon in dem Dehoraliede, das von Nöldeke, Ed. Meyer u. a. fUr das älteste Denkmal der hebräischen Literatur gehalten wird, kämpfen „von ihren Bahnen aus' die Gestirne im Dienste Jahves (Ri. 5, 20), während er selbst als Persönlichkeit „unter den Helden' kämpft (V. 13), und Israel von seinen „Ge¬
rechtigkeitserweisungen' singt (V. 11).
288 König, Der Mondgott bei den Hebräern.
wenn er prächtig einherging?' (Hi. 31, 26)! Wie sehr verwahrt er
sich im darauffolgenden Verse dagegen , daß er etwa durch Ku߬
hände, die er den Gestirnen zugeworfen hätte, diesen seine Huldigung bezeigte'^) ! Nach der althebräischen Religion läßt Jahve beim Völker-
i gericht den blassen Mond erröten, wie er die Glühende (Sonne) er¬
blassen läßt (Jes. 24, 23)*). Also ist es eine religionsgeschichtliche
Unrichtigkeit, die Idee von Jahve mit dem Mondgotte zu kom¬
binieren.
Dagegen ist nichts einzuwenden , daß der Mondgott bei den
10 Minäern WacW, bei den Sa'bftern Ilmukah, bei den Katabanern
iAmm hieß, aber man soll nur nicht fortfahren mit den Worten
„bei den Hebräern Jahu (Jahwe)'. Das ist eine Konstruktion der
Religionsgeschichte neben ihre einzige Grundlage, und das sind
die Aussagen der Quellenschriften. Die vergleichende Religions-
15 Wissenschaft darf nicht zur Ausgleichung führen. Die eigenartigen
Gestalten der Kulturgeschichte sind ebenso in ihrem Charakter zu
schützen, wie das Gemeinsame im Flusse des Werdens zu beachten ist.
1) Das Küssen als symbolischer Ausdruck der Verehrung ist ja auch im althebräischen Schrifttum ausdrücklich erwähnt: 1 Kön. 19, 18; Hos. 13, 2.
2) Dort heißt der Mond leband „alba", wie noch in 80, 26 uud Bohesl.
6, 10, bis dieser poetisch-rhetorische Ausdruck gleich chamma dann (in der Mischna usw.) in die Prosasprache Uberging!
289
Indologische Analekta.
Von Johannes Hertel.
(Schluß; I, 1—7 s.ZDMG. 67, 609—629; 1,8 s. 68, 64—84; I, 9 s. 69, 113—128).
II. Einzelnes.
1. ZDMG. 65, S. 324, 3 ff. bessert Speyer mit Recht Tanträ¬
khyäyika 139,5 in ^«[^. Ich hatte an ^^I^ „gehen'
(Dhätup. 1, 934) gedacht, da die andern Rezensionen an der Stelle
oder ein Kompositum von 1»^ verwenden ; aber die Korruptel 5
'S 1^44^1 (P) entscheidet ebenso wie der Sinn für Speyer's Besserung, die ich, wie ich bier ausdrücklich bemerken will, HOS. XIII, Parallel
Specimen IV, unter Sär. ß Z. 8 nachträglich eingesetzt habe. In
der Textausgabe des Tanträkhyäyika in der HOS. wird zu der
betr. Stelle bemerkt werden, daß die Besserung auf Speyer zurück- lo
gebt. Ebenso ist, wie Speyer S. 320, 27 ausführt, Tanträkhyäyika 49, 12 das bs. >in^<4<J ricbtig. Schon Thomas hatte das gesehen
(JRAS. 1910, S. 1349), und ich hatte auf diese Richtigstellung
WZKM. XXV, S. 23 verwiesen.
Der Sinn ist übrigens auch an der entsprechenden Stelle von 15
den Herausgebern Ksemendras verkannt worden (ind. Ausg. XVI,
358 c = V. Marikowski I, 105 c). Die indische Ausgabe liest wie
v. Maiikowski's Hs. f^a?8*<'«l«*'S« ; v. Maiikowski bessert dies in
f%IgRS »T^WiTf ^. Es ist zu lesen: f>iI^CT>TOT§W, da sich
Ksemendra ja, wie ich nachgewiesen habe, des Tanträkhyäyika ß w
ausgiebigst bedient.
2. WZKM. XXIV, S. 418 unter 17 habe ich kurz mitgeteilt,
daß der Zusatz, den Sär. ß S. 120, 1 Fußnote hat, auf Kautillya¬
sästra I, 16 (S. 30) zurückgeht, und daß es eine Änderung des
Ursprünglichen ist, wenn an entsprechender Stelle das SP. (III, 32) 25
und Pürnabhadra (III, 79) Strophen haben. Bei einer näheren
üntersuchung, die ich jüngst darüber anstellte, zeigte sich, daß
Zeitichrift der D. M. G. Bd. 09 (1915). 19
2 2*