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Zur jüdisch-persischen Literatur.
Von W. Bacher.
Die an Handschriften besonders reiche Bibliothek des Jüdisch-
Theologischen Seminars in> New-York besitzt auch einen in
hebräischer Schrift meist persische Texte enthaltenden Kodex,
der mir durch die Freundlichkeit des Bibliothekars, Herm Dr.
Alexander Marx zur Verfügung gestellt wurde. Aus dem In¬
halte dieses Kodex kann ich meinen bisherigen Beiträgen zur Kennt¬
nis der jüdisch-persischen Literatur*) einige wertvolle Einzelheiten
hinzufugen. Zunächst sei der Kodex kurz beschrieben. Es ist ein
stattlicher Oktavband von 306 Blättern, von 6iner Hand geschrieben.
Der Schreiber nennt sich am Schlüsse des umfangreichsten Stückes,
das in dem Kodex enthalten ist , nämlich in der Nachschrift zur
persischen Übersetzung des Targum scheni (216''), wo angegeben
ist, daß die Abschrift desselben am 23. Tebeth des Jahres 5603
(= 1843) durch David b. Ahäbä") vollendet wurde, und zwar
für Barchwardär b. Mordechai, ,der es mit seinen Kindes-
kindera lesen möge'*). Der Anfang, sowie der Schluß der Hand¬
schrift fehlen , sodaß nicht ersichtlich ist , ob sie einen zusammen¬
fassenden Titel bekommen hat. Der Inhalt ist ein sehr mannigfacher,
wie aus der folgenden Übersicht hervorgeht. Ein Prinzip der An¬
ordnung ist nicht zu erkennen, es ist zumeist religiöse Poesie und
sonstige erbauliche Lektüre in ihm vereinigt.
1) Außer meinem Artikel Judaeo-Persian Literature in der Jewisli Ency¬
clopaedia. VIII. Band, Kol. 317a —324» s. die im Vorworte meiner Schrift ,Zwei jüdisch-persische Dichter' (Straßburg, KarlJ. Trübner 1907, 1908), S. 2 genannten Arbeiten , von denen einige in dieser Zeitschrift erschienen sind
(51,392—425; 52, 197—212; 53,889—427, 693—695; 55,241—257; 56, 729
—759; 64, 87—90).
2) Der Name AbSbt (nSÜt*) findet sich öfters unter den in der poetischen Cbronilt Bäbäi b. Lutf's erwähnten persischen Juden.
3) irsSa i25m5 ns pati ■'n-i ■'STTb '-a 'wn -ja 'iNi-ns^a '-a ...
ttjrSlJTnD n;t"lD t<a. Das Adjektiv ^|j'jjJ>y ist in der Bedeutung .glück¬
lich" »um Personennamen geworden, vielleicht dem bebr. ITCN (Ascher) oder aiu bTW (Mazzäl Tob) entspfochend.
Zeitschrift der D. M. G. Bd. LXV. 34
524 Bacher, Zur jüdisch-persischen Literatur.
Den Anfang machen zwei Gruppen von Gebeten und Lita¬
neien für Regen und Tau, die also zum Schlußfeste (Schemini-
Azereth), an dem in der synagogalen Liturgie das Gebet um Regen
eine Stelle erhielt, und zum ersten Tage des Pesachfestes, an dem
s um Tau gebetet wird, gehören. Die zweite Gruppe hat die Über¬
schrift Van TilTO "jTnTD (4*); wahrscheinlich hatte die erste Gruppe,
deren Anfang fehlt, die Überschrift: auan ninTO itotd. Die Stücke
beider Gruppen sind hebräisch, zu kleinem Teile mit Aramäisch
gemengt. Das die zweite Gruppe eröffnende Stück beginnt mit
10 den Worten: ^)TaT Nm Diosn nnTO i73T -iayn pa-'Wip -paiias -idiw
ban T'm». Mit ähnlichen Worten begann wohl auch die erste
Gruppe; darum haben Bl. 1—^6 die Kolrmnenüberschrift laiw.
Eine in großen Buchstaben geschriebene Überschrift (6 *>) kündigt
nun ausgewählte Gedichte aus Zemiroth Israel, das ist aus der
IS im Jahre 1599 in Venedig erschienenen Liedersammlung Israel
Na garas, an"). Jedoch dieser, nach der Kolumnenüberschrift
(nTT"aT) bis p. 28» reichende Teil der Handschrift enthält auch
andere Dichtungen, nicht nur solche Nagaras, wie denn auch die
weiteren Teile der Handschrift, wie schon bemerkt war, jeder leiten -
20 den Regel entbehren. Deshalb ziehe ich es vor, in meiner Inhalts¬
angabe die in der Handschrift enthaltenen Stücke selbständig zu
gruppieren und von der willkürlichen Aufeinanderfolge, wie sie die
Handschrift bietet, abzusehen.
I. Gedichte Israel Nagaras mit persischer Übersetzungä).
28 1. (9»») = Zemiroth Israel N. 180*). — 2. (12»): -^-nj -i-na
nDT'O). — 8. (IS") = Z. L 131«). — 4. (15») = Z. L 168 —
5. (17") = Z. L 152. — 6. (20*') = Z. L 109. — 7. (70»'): mii
mNtt naai ntost'). — 8. (49»): njsna min inn b-^bi dii*).
1) .Euer Knecht — d. i. der Vorbeter — bringt es eucb in Erinnerung, daS ..." Das beziebt sich auf das Rezitieren der Worte T^IIMI mm aiffiW DWan in der zweiten Benedilition des Hauptgebetes, an deren Stelle im Musaph- gebete des ersten Pesachtages bun 'l '~ 'M gesetzt wird.
2) m-iiMTTO D'^aip-'b ainab binn« bNimi nwna •<ivs bs niTia bNnwr
3) Die persische Übersetzung, die Strophe um Strophe das Original be¬
gleitet, hält sich an die Strophenform des letzteren und ist in der Regel sehr frei.
4) Auch in Cod. Adler, B. 38, s. Jewish Quarterly Review XVI, 547, N. 5.
5) Ib. N. 7.
6) In Cod. Adler T. 72 und T. 64b, s. j. Q. R. XVI, 527, N. 9; ib.
530, N. 3.
7) Auch in Cod. Adler T. 64b, J. Q. K. XVI, 530, N. 9; B. 38, ib. XVI, 547, N. 4. S. aucb ZDMG. 55, 242 f. (wo die pers. Übersetzung abgedruckt ist).
8) Mit der Überschrift NIpWI "liOSn niT'WT (das Wort Niptt bezeicbnet den hebräischen Text des Gedichtes). Auch Cod. Adler, B. 38, J. Q. R. XVI, 547, N. 10. — In dem in Jerusalem 1901 gedruckten hebr.-pers. Liederbuche bsi^i nWlü'' finden sich von diesen acht Nummern folgende: 3. (N. 20);
5 (N. 6); 6. (N. 11); 7. (N. 9). Siehe J. Q. R. XIV, llOf.
Bacher. Zur jüdisch-persischen Literatur. 525
Ohne Übersetzung enthält unser Kodex folgende Gedichte
Nagaras: Z. I. 25 (107"); Z. I. 52 (8») Z. 1.112 (6"); Z. I. 125 (20»); Z. I. 135 (22»); Z. I. 182 (19»)i).
II. Andere hebräische Gedichte mit persischer
Übersetzung. 5
11». Salomon Ibn Gabirol's bekanntes Weinlied (mbaa
,3,-,, s. Steinschneider, Monatsschrift f. G. u. W. d. J. 46, 1902,
275). Der Verfasser der persischen Bearbeitung nennt sich in der
Schlußstrophe: Tobija. Auch in Cod. Adler T. 64»' (J. Q. E.
XVI, 530, N. 10) und B. 38 (ib. 547 N. 6). 10
41». Ein Gedicht von Siraan-fob, mit einer vom Verfasser
selbst herrührenden persischen Übersetzung Es steht auch im Cod.
Adler B. 88 (J. Q. E. XVI, 546, N. 2) und in dem Liederbuche
bN-iW nwffii (s. J. Q. E. XIV, 118).
III. Gemischtsprachige (hebräisch-persische) Gedichte. 16
28». Das Gedicht Benjamin Amina's, das in ZDMG. 53, 420 f.
abgedruckt ist. Es steht auch in Cod. Adler, (J. Q. E. XVI, 548,
N. 32).
40». Das Gedicht Jehuda's, das in J. Q. E. XIV, 127 f. ab¬
gedruckt ist. Auch in Cod. Adler, B. 38 (ib. N. 33). so
45». Ein anonymes Gedicht in Kasidenform, mit dem Alphabet
im Akrostich; die Zweizeiler sind in der ersten Hälfte hebräisch,
in der zweiten persisch. Der erste Zweizeiler lautet:
triina lab ■'"1 nnDi
";mttTi n-fiD niiaa tun »
(,Gott öffne mein Herz mit der Thora, damit ich Lied und Lob¬
sang anstimme!')
Der letzte: -iNnJNi bnb Ti72Nia mm
«■ni« niffitt iNffi5aa ai ni
(.Lerne Thora Tag und Nacht. — 0 Herr, gewähre uns den Messias!') so
IV. Persische Gedichte.
25». Ein anonymes Gedicht mit der Überschrift: Nia3 mw
ny iwn:, .Preis des treuen Propheten' (d. i. Moses). Zehn vier¬
zeilige Strophen, deren letzte Zeile durchgehend lautet: D^W INaip
Nm V®"" (»Opfe*' Moses')^). Moses' Name ist mit den Buch- 35
1) Vielleicht gehört Magara auch das Tb stehende Gedicht mit dem Akrostich bNIffii, worin jede Strophe mit einem auf bNIUJi ausgehenden Bibel¬
satze schließt. Anfang: i21WN bnp ^in nb? na »12513 bNIffli.
2) Zuweilen sind hebräische Worte auch im persischen Stichos angewendet und umgekehrt.
3) Ein Ausdruck der vollständigen Hingebung an Moses.
3i*
3 i
526 Bacher, Zur jüdisch-persischen Literatur.
Stäben desselben umschrieben. Die Anfangsbuchstaben der Verse
zeigen das Alphabet. Die erste Strophe lautet:
-153 larsa bn«
law mao Tain «nnä
6 ^)"it: n ■'3'aa bsia
Nm yv>-\ D'W "(Na-ip
28''. Ein Gedicht mit der Überschrift: TiWNW p fim 'nb nii«.
David b. Ma'mln nennt sich auch in der Schlußstrophe:
VWNW p N-N
10 ymi ii»w "i^a -.aaT
riNia n33 ii nwa
")b3:Nn nnu) nwNS Nn na
Die 25 Strophen, von denen die ersten 22 in ihren Anfangs¬
buchstaben das Alphabet zeigen, haben den durchgehenden Endreim
15 -ll oder -el. An der Spitze steht als Leitvers, der auch jeder
Strophe als Refrain angehängt ist: bNiUJi "^nann bN ^CW bN ^dw.
Dieser Vers ist der Anfang des unter den persischen und
jemenischen Juden sehr beliebten Liedes zum Peste der Ge¬
setzesfreude*). Ein ähnliches Gedicht mit dem Refrain . . . bN -eW,
20 über die Befreiung aus Ägypten, findet sich im Cod. Adler, T. 40
(s. J. Q. R. XVI, 538, N. 7).
31''. Ein Gedicht mit der Überschrift: qmb p iNaNa "«nnBi.
Bäbäi b. Lutf ist der durch seine poetische Chronik bekannte
Dichter (s. mein Les juifs de Perse au XVIP et au XVIIP siäcles,
25 R«vue des Etudes Juives, 1906—1907). Das Gedicht, aus 22 Strophen
bestehend, ist ein Hymnus an den Propheten Elija. Der Schlu߬
vers der ersten Strophe: -|iaa onoT N^bN Ni (,0 Elija, ergreife
mir die Hand*), wiederholt sich am Schlüsse aller Strophen. Das
Gedicht (aber nur 14 Strophen desselben) findet sich auch in Cod.
so Adler 341 (siehe J. Q. R. XVI, 543).
34''. Überschrift: T^ia i-sr aNnia inncJ TN nmiWT. Es ist
jedoch nur ein einziges Lied von 17 Strophen (Reimschema a a a b).
Die erste lautet: ^,„3 „-,^^5 -;^j,p ,5,
NWOT ynN ySNlS IN
»5 Nwa iwm 135 mm
*)nw3 n-np -inNp in
1) „Zuerst blicke auf das erste Gebot Cp-N, Exod. 20, 2), niemals bete Götzen an; den Erlöser wirst du mit Augen seben."
2) ,0 David b. Mä'mTn, sei nicbt bekümmert ob der Gewalt der Spbäre (des Gescbickes), balte dich fest an den Weg des Glaubens, damit dein Be¬
gehr erfüllt werde."
3) Siehe meinen Aufsatz in Grunwald's Mitteilungen der Gesellschaft für jüdische Volkskunde VII (1900), 68—75; VIII, 111—113. Femer J. Q. R.
XIV, 122.
4) ,0 Allmächtiger, Allmacht Erweisender, 0 Schöpfer der Erde und des Himmels, fortwährend übst du Erbarmen an uns, 0 Allmächtiger, Allmacht Erwebender!*
3 3
Bacher, Zur jüdisch-persüchen Literatur. 527
Der erste (und letzte) Stichos dieser Leitstrophe bildet den
vierten Stichos der übrigen. Es ist ein religiöser Hymnus, der
Gottes in der Schöpfung und in der Befreiung Israels aus Ägypten
erwiesene Allmacht preist. Die letzte Strophe lautet:
DNlp nsp 1« t
yo ÜN2 no3Nr!tt) onEÜ
1» oto ra isjis
*)6«W2 mp nsp IN
Der volle Name des Dichters war offenbar Schihäb-al-dln
(einen jüdischen Träger dieses Namens siehe bei Hägi Chalfa, II, 295, lo
angeführt von Steinschneider, J. Q. E. XI, 615). Daß Jezd
seine Heimat war, erfahren wir aus der Überschrift.
36*. Benjamin Amina's Gebet, in dem das Verdienst der
zwölf Söhne Jakob's (der .Stämme') angerufen wird. Einiges aus
demselben habe ich ZDMG. 63, 420 angeführt. S. auch J. Q. E. i6
XIV, 124 f.; XVI, 531, N. 15 (Cod. Adler, T. 64).
38*. Überschrift: NJitt« 'nnsj rrnss nNS«:« (»Buch der ver¬
traulichen Unterredung — d. h. der Andacht — Gedicht von Amina').
Es ist ein Gebet Benjamin Amina's (s. unten N. V.), bestehend
aus 12 Distichen (in Kasidenform), die in den Anfangsbuchstaben so
der Zeilen das hebräische Alphabet darbieten. Der Anfang lautet
(persisch transkribiert) :
bLcj 0<fJiijy»- »A^JjSt jjU.*«? (^!v>j» j_^t
•Ia; r^/ ;^ "
(,0 Gott, der du den Himmel geschaffen hast, die Sonne und den ss
Mond, sei mir Beistand, daß ich niemals vom rechten Wege mich
abwende !') Der Schluß:
ijLü« ouL^ qj! uiMM> j5 jyifi Luyo!
)
»L:^ v-*-«;jJ e)'"*^^ .T^' ^^^^ *"
(,0 Amiha, hege keinen Kummer und jammere nicht ob der Gewalt
dieser Heimsuchung; schließlich wirst du befreit werden, wie Joseph aus der Zisterne.*)
88''. Überschrift: ns bNptni N^a: r)l£i nWNS nNSN3M (.Buch
der vertraulichen Unterredung; Preis des Propheten Jecheskel'). js
Eine Kaside von 16 Distichen, in welcher der Prophet Ezechiel
um Fürbitte bei Gott angerufen wird"). Der durchgehende Eeim
1) ,0 der du mit Allmacht mein Dasein bestimmst! Ich spreche es aus, mein Name ist SchihSb. O der du meinen Wunsch gewährt hast, o Allmächtiger*.
2) Das Grab des Propheten Jecheskel (bei Birs Nimrud) wird bis auf deu beutigen Tag von jüdischen Pilgern aufgesucht. Schon Jehuda Alcbarizi
528 Bacher, Zur iiidiseh-persüchen Läeratur.
ist b— (oder b— ) und der Name des Propheten bildet in der
ersten und in der letzten Zeile das Reimwort. In dieser nennt der
Dichter damit seinen eigenen JNamen, der dem des Propheten
entnommen ist: •jsmn"' b:3 yDiB
5 i)bNpTni "jiDow im:a -jaiSD
Das Gedicht findet sich auch in Cod. Adler, T. 72 (siehe J. Q. R.
XVI, 527, N. 6).
43». Überschrift: bs"T TifflU 'm ■'nnci. Eine Symbolik der
Buchstaben des hebräischen Alphabets. Fragmente des Gedichtes,
10 dessen Verfasser Gerschon mir sonst nicht begegnet ist, finden
sich sich in Cod. Adler 341 und T. 40 (s. J. Q. R. XVI, 544,
N. 28; 536, N. 1.)
48 ^ Mit der Überschrift bta (Ghazel): ein kleines Liebes¬
gedicht aus zwei Strophen , dem eine dritte , die Begrüßung des
15 Bräutigams enthaltend, angefügt ist. Das Ganze lautet (transkribiert):
) )
ß^ \stfM\iXs>- b iS)y^ 1^
^ji^ ß jj' ^ ^ *^
' . '.:
^Lsp ^y* «j
rj^ c5;'y> "^^i '')^/ cy
so irin fS
lUii) ««XjOjj vXjLö
inaini ^ ian
Ji3 iji/js> ^»,^0 Lj iS
(»Was soll ich tun,.daß du so fern, so fern bist? Was soll ich
25 tun, daß du ungeduldig bist ? Was soll ich tun ? Ich habe Niemand,
der mir Nachricht bringe! — Bei Gott! Wenn ich sterbe, reiße
ich mein Herz nicht von dir los. Du gehst vorüber, du rastest
auf meinem Grabe; dann erst werde ich Ruhe finden. — Nicht sei
dein Dasein verringert, o Bräutigam , nicht komme dir der Satan
80 nahe ! Du bist ein Preund, wie Jonathan , der mit David fröhlich
beisammen war.*)
(Anfang des 13. Jahrhunderts) widmete ihm ein Gedicht. In einem 1906 in Bagdad erschienenen Liederbuche (Qi-Iiiun 'O, s. Kevue des ^Itudes Juives,
Bd. LXU, p. 75) haben zwei bebräiscbe Nummern (228 und 229) und eine
arabische (241) das Lob des Propheten Jecbesltel zum Gegenstande.
1) „Fürsprecher und Bürge (l'nMT == ^^{jta) aller Juden, besonders (Loyia^) des armen Knechtes Jecheskel."
2) Diese erste Strophe stebt zur Ausfüllung leeren Raumes aucb auf S. 258 a unseres MS.
Bacher, Zur jüdisch-persischen Literatur. 529
50». Übei-schrift: Onp-J» bnai -\-^ozr\ („Übersetzung von Jigdal:
die 13 Glaubensartikel'). Eine freie Bearbeitung des bekannten, das
Morgengebet eröffnenden Gedichtes, dessen Gegenstand Maimuni's
dreizehn Glaubensartikel bilden, in 15 Distichen. Der Schluß lautet:
■jNT 1» nONns"« T'n biSN. Der Verfasser ist nicht genannt. s
V. Die Übersetzung der Azhäröth (d.i. der poetischen Be¬
arbeitung der pentateuchischen Gebote von Salomo Ibn Gabirol)
von Benjamin b. Mischael (92''— IO?*").
Benjamin b. Mischael ist identisch mit dem oben in den
Gruppen III (28») und IV (36». 38») vertretenen Benjamin lo
Amina. Er bezeichnet sich selbst innerhalb der Dichtung mit dem
Namen Amina. Er ist bekannt durch seine poetische Bearbeitung
einer die Akeda (Opferung Isaaks) behandelnden hebräischen Dichtung
von Jehuda Samuel Abbas, die er im Jahre 1718 verfaßte
(s. J. Q. B. XVI , 525; Zeitschr. f. Hebr. Bibliographie XIV, 19), i5
sowie durch eine metrische Bearbeitung des Esther bucbes
(J. Q. B. XVI, 540). Die zur Liturgie des Wochenfestes gehörende
Dichtung Ibn Gabirol's übersetzte er im Metrum des Originals;
jedoch liegt in unserer Handschrift nur die erste Hälfte (91 Strophen)
über die 248 Gebote (Anfang: n:yb -ab rntta) vor. Vorangeht 20
(96'*—98'') die Übersetzung der poetischen Introduktion zu den
Azhäröth Ibn Gabirol's von David b. Eleazar Bakoda ("pT:«
nt Dl-). Dem Ganzen sendet der Übersetzer zwei einleitende
Dichtungen (im Metrum der Übersetzung) voraus, und zwar ein
Gebet als Einleitung (nwipTobN -d) , ans 11 Strophen bestehend, 25
und einen Abschnitt , wie er in der persischen epischen Dichtung
üblich ist, über die Ursache der Abfassung des Werkes (aao "i"
T>-NU"i£ asna "ps C1l::)i ^us 21 Strophen bestehend. In der nächt¬
lichen Vision, in der er zur Übertragung der Dichtung Ibn Gabirol's
die Anregung erhält, ist es ein Hätif, der die Muse der griechischen so
und römischen Dichter vertretende Himmelsbote ^) , der ihn zur
Arbeit ermutigt^).
Vom hebräischen Originale der Ibn Gabirolschen Dichtung und
der Introduktion ist nur die erste Strophe gegeben ; von den übrigen
Strophen nur je das Anfangswort. Um die Art der Übertragung 35
zu kennzeichnen , stelle ich drei Strophen des Ibn Gabirol'scben
Gedichtes nebst Benjamin Amina's Übertragung hierher, die letztere
in persischer Schrift.
1) Vgl. meine Schriften: Zwei jüdisch-persisvno Dichter, Schahin und Imrani (1908), S. 154, 171; Die hebräische und arabische Poesie der Juden Jemens (1910), S. 45.
2) iiip bn o"irw .-iNTaa rjnn i-n ncaa .nsiana :]nN!-; "ira -;{<rOa "p biDTin .in"! („Der HStif sprach zu mir aufs neue: Laß diese Rede — des Verzagens — sein, fürchte nichts und kräftige dein Herz, vertraue dem AUbescbützer!)
3 9 *
530 Bacher, Zur jüdisch-persischen Literatur.
Strophe 13. DVN b« nn-ib ui«-»*>j-il
Di^a OWE Tiia i lj"
DV bbcnnb
L55^ 5.5311!
D'-inBT D-a-iy
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Jyh u^l-^j
s Strophe 19. man Di:a naa
^ii^j^/*' ^Y'^ >isl
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Cl«..«.?' Iis? jl ^
mnn "rrraai \:iK*H.y —Li T^V?'!'
J.^ Qj • • :
D->nBaa bT>:m
^Ui! ^UiT ^
Strophe 31. Diyrayia T>?35m JjU DiT^'abnj
10 Diysnbi -nnb
^
o^y-i nnaim JJ'L?:', LjÄ:^5u^
tJi-iann nansi
jXi m>
VI. Habib's Vierzeiler.
Unter der Überschrift -fis a^an nN-SNai b« "b sind zwanzig
15 Vierzeiler zusammengestellt (82''—85''). Der in der Überschrift
genannte Habib kommt sonst nicht vor^). Die Vierzeiler sind
mit Überschriften versehen, die den Gegenstand der Verse nennen :
1, 2. Adam; 3. Abraham; 4. Isaak; 5. Jakob; 6. Joseph; 7. Moses;
8. Aharon; 9. David; 10. Salomo; 11.—13. Moses; 14. Thora;
20 15. 16. ohne Überschrift; 17. die vier Elemente: Erde; 18. Peuer;
19. Wasser; 20. Wind (Luft). Es sind Sinngedichte, deren zwei
hier (in persischer Schrift) stehen mögen:
David.
> >
iii^MtJ> Jj-ot^ iJ>+1j »-^ ^i'^
85 ^iif-M^y^ \y b IjijU«
b^] ^ y /
C
*)cl^*«.>jb »-«Äjj Ijj jL. ^^1 1) Ibn Habib ist ein häufiger jüdischer Familienname.
2) ,Der Prophet David ist Gottes Nachtigall. All sein Spiel ertönte voll Melodie auf der Laute. Was immer du von melodischem Spiel in der Welt gewahrst, dies melodische Spiel stammt von der Sangeskunst David's*.
3 9 *
Bacher, Zur jüdisch-persüchen Literatur. &S1 Die Thora.
... — *
vii«-*«J> ^J^jj" i^'^'^ V' *-*-^^f
^yJ\ ßß u5ül9 vJsLb JO
£ M i.:<<.A>«-w.Aj jXsö jl »j<3 u5Lj
^)o«.A«j"Lo 20C^ u5<-) 6
VII. Jehuda Läri's .Schatzkammer der Ermahnung".
Die Überschrift lautet: "<iNb unrf 'n bnp iicbf» iri?: axnD.
Der Name und Titel des Dichters Rabbi Jehuda Läri beweist
seine Zugehörigkeit zum Judentume; das Werk selbst, eine Samm¬
lung von 151 Zweizeilern paränetischen Inhaltes, hat gar lo
keinen konfessionellen Charakter und schließt sich auch in der
Sprache — die nirgends hebräische Elemente aufweist — der
der didaktischen Poesie Sa'di's und seiner Nachfolger an. Viel¬
leicht war Imrani's Schatzbuch, die poetische Bearbeitung der
.Sprüche der Väter" ") Jehuda Lari's Vorbild ; das Metrum seiner 16
Zweizeiler ist dasselbe , wie im Schatzbuche. Der Titel , den er
seiner Spruchsammlung gab, erinnert einerseits an Nizämi's Machzan-
alasrär , anderseits an Ferid-addin 'Attär's Pendnämeh ; denn
"iScbN (i>-UJl) ist nichts anderes als das arabisierte und mit dem
Artikel versehene JUj {pend). Sich selbst nennt der Dichter in 20
dem Schlußverse:
N'isa mimttN os "jiN (l. insb«) TTiNb«
*)Nnini 13 i-iu Ito nwni no
In den Distichen 136—150 gibt Jehuda Läri in der bekannten
Manier persischer Dichter der Befriedigung über seine Dichtung 25
und der Hoffnung, daß sie seinem Namen dauernden Ruhm ver¬
schaffen werde, Ausdruck. Er apostrophiert sich selbst mit den
Worten (138, 139):
(_5oL*i' ^yfd vyA^Lt Nnmi
iJU^fiS jl ^-i^. y%i »0
1) ,Ein Quell des Lebenswassers ist die Tbora; die neun HimmelssphSren sind ibren Sätzen Untertan. Ein Atom von ihr gilt mehr als alle Bücher; ein Punkt machte Alexander verwirrt'. — Die Handscbrift bat nOnlTO für nOntTO;
doch ist dieses durcb Reim und Sinn gesichert. Nur müjSte es oLo beißen.
Die vom Reim geforderte Verlängerung des Wortes ist syntaktisch unerklärlich.
2) S. meine Schrift: Zwei jüdisch-persische Dichter, 8. 172, 196.
3) ^0 Gott, möge Sündenvergebung dem zu Teil werden, der Jebuda mit dem Segensworte: Erbarmen über ihn! erwähnt.
532 Backer, Zur jüdisch-persischen Literatur.
3
lUjs- j
i)jaiJt ^Iju
Nur ein einziges Mal findet sich in den Sprüchen Jehuda Läri's
das Wort „Jude" und auch da, wie es scheint, nur des Reimes
5 wegen (104):
ß sy k^'
^)L5'^j+i / j' y CT*=^'
Es sind Lehren weiser Lebensführung und Ratschläge für den
richtigen Verkehr mit den Menschen, die hier ohne jede Gruppierung 10 aneinandergereiht sind, ohne daß die eigentlich religiösen Elemente
der Sittlichkeit herangezogen wären.
VIII. Persische Gedichte nicht jüdischer Autoren.
1. (85''— SS*»): niNtt-iS ifflNin 3D0 -«nisp („Erzählung vom
Steinhauer"). Ein erzählendes Gedicht in (46) Reimpaaren, als
15 deren Verfasser sich am Schlüsse "Nav (^Lkc), also wohl Perid-
addin 'Attär nennt. Den Inhalt dieser die fromme Einfalt ver¬
herrlichenden Dichtung habe ich bereits bei der Beschreibung von
Cod. Adler, T. 40 (J. Q. R. XVI, 537), in dem das Gedicht eben¬
falls enthalten ist, angegeben. Hier wiederhole ich nur kurz, daß
20 Moses die ihm blasphemisch klingenden Worte eines Steinhauers
am Berge Sinai hart tadelt, von Gott aber dafür zurechtgewiesen,
zum frommen Steinhauer zurückkehrt und ihn beruhigt^).
2. (88''-92''). Erzählung vom Schafe und Wein¬
stock (T^ia Tm TB-W "nsp). Der Autor ist nicht genannt, und
26 da keinerlei Spur jüdischer Herkunft zu bemerken ist , habe ich
die Erzählung in diese Gruppe gesetzt. Der Inhalt ist kurz folgen¬
der: Es war große Trockenheit, so daß die Tiere aus Mangel an
Futter umkamen. Da geschah es , daß sich ein gutherziger Mann
eines am Leben gebliebenen Schafes annahm , es in sein Haus
so brachte und ihm seiuen Garten als Aufenthalt anwies. Nachdem
das Schaf im Garten allenthalben Nahrung gefunden hatte, kam es
an einen Weinstock und wollte ihn benagen. Der Weinstock wies
das Schaf mit mahnenden Worten zurück. Da begann das Schaf
1) ,0 Jehuda, endUch hast du einen Scbatz eröffnet. Jedermann eine Gabe aus der Schatzkammer gespendet; hast aus der Weisheit Fülle mancbe Perle gebohrt und das Ganze erhielt den Namen Schatzkammer: der Ermahnung."
2) ,Bei Nacbt gehe nie allein aus, Gewinn erhoffend; sei auch nicbt jedem Juden gegenüber voll Vertrauen!"
3) Ein Teil der Erzählung (die Verse 28—46) findet sich in unserem Manuskript noch einmal: 257»—258», ohne daß die Ursache dieser Wieder¬
holung (der Schreiber ist derselbe) ersichtlich wäre.
Bacher, Zur jüdisch-persüchen Literatur. 533
seine Vorzüge und seine Unentbehrlichkeit für den Menschen dar¬
zulegen. Auf die Rede des Schafes erwiderte der Weinstock mit
einer ähnlichen langen Rede, in der er die Vorzüge seiner edlen
Frucht dartut und beweist, um wieviel höher der Wert des Wein¬
stockes als der des Schafes sei. Das Schaf erklärt sich für besiegt 5
und erkennt aufrichtig die Überlegenheit des Weinstockes an. Man
sieht, dieses Gedicht — das aus 61 Zweizeilern besteht — gehört
in die Klasse der sogenannten Rangstreitgedichte ^) und das
hauptsächliche Interesse liegt in den Einzelheiten, die die Streitenden
zur Darlegung ihres höheren Wertes vorbringen. 10
3. Zwei kleinere persische Gedichte stehen auf S. 51» und
217», um leergebliebenen Raum auszufüllen.
IX. Hebräische Gedichte verschiedener Autoren.
24». Das alte Pesach-Lied riNi ib "'S nN3 ii (s. Zunz,
Literaturgeschichte der synagogalen Poesie, S. 88). — 46*. Ein is
Gesang zum Laubhüttenfeste mit dem Akrostich rrnbiB. (Es ist
das bei Zunz, ib. S. 590, N. 25 erwähnte.) — Ein Gedicht mit
zweimaligem Akrostich iTJ>bN. (Es ist das bei Zunz, S. 547,
N. 15 erwähnte.) —
S. 51'' wird eine längere Reihe von religiösen Dichtungen mit 20
folgender Überschrift eingeleitet : binriN Qijiyw pnia in© b« nirya
a-siinm d-Ui-d airob. Es sind acht hebräische Gedichte, von
denen das erste (SP) und das fünfte (65'') Samuel b. Nissim
zum Verfasser haben. Diese beiden Gedichte ("j-mnbn -npi© und
qipiüi ins stehen in dem Liederbuche Jismach Jisrael (N. 35 und 25
36, s. J. Q. R. XIV, 119) und in Cod. Adler, T. 64'' (s. J. Q. R.
XVI, 534, N. 34 und 35) nebeneinander. — Femer enthält die
Gruppe zwei Gedichte von Refuah b. Eleazar Hakohen.
Das eine (53'') hat die Überschrift: nsisi t< ina ")'-iWN'n "jM mapa
bST ]ro. Es ist ein langes Gebet, bestehend aus 24 vierzeiligen so
Strophen (Reimschema aaaa), von denen die ersten 22 das Alphabet
im Akrostich zeigen, die letzten zwei mit dem Worte Nsn und b«
beginnen, also auf den Namen des Dichters hinweisen. Jede Strophe
schließt mit der Bitte, Gott möge um die Verdienste einer der
biblischen Personen willen Gnade gewähren. So schließt die erste 35
Strophe: v®^""^ O'T* niDTa i3:ni issy. Dann nennen die Strophen -
Schlüsse die andern heiligen Männer der Vorzeit , bis Esra und
1) Siehe M. Steinschneider, Rangstreit-Literatur in den Abhandlungen der Kais. Alcademie der Wissensch. Wien, Philos.-hist. Klasse, 155. Bd., 4. Abt.
(1908) und meine Abbandlung: Zur Rangstreit-Literatur. Aus der arabischen
Poesie der Juden Jemens, in Melanges Hartwig Derenbourg (Paris 1909),
S. 131—147.
^
2) nwNW Ttt = pers. xÄai" j!. "in"a = ain naa; n = Na«
{Aga), welcher Titel zuweilen den Namen persischer Juden vorgesetzt ist. Siehe den Index in meinem : Les juifs de Perse.
534 Bacher, Zur jüdiich-persitchen Literatur.
Nechemja. — Das zweite Gedicht Refuah's (60^) besteht aus
23 vierzeiligen Strophen, deren jede mit den Worten "ifflyb B-NbD5 (Ps. 139, 14) beginnt, mit dem Satze 'rt •\^tssn ibn; rrn (Ps. 92, 6)
schließt. Die den zwei Anfangsworten folgenden Wörter, sowie die
6 dem erwähnten Schlußsatze der Strophen vorangehenden, Bibeltexten entnommenen und mit i"*! schließenden Sätze zeigen je das Alphabet
im Akrostich. Die Worte der letzten (23.) Strophe zeigen das
Namensakrostich pD -iT^bt« p nt<iD-i. Der Inhalt dieses kunstvoll
gebauten Gedichtes ist Gottes Preis aus Schöpfung und Geschichte
10 mit kosmologischen und kabbalistischen Einzelheiten. Der Name
dieses Dichters findet sich auch in Cod. Adler, T. 30. Ein sonstiges
Vorkommen des Eigennamens riNiDl (vgl. die Namen rwiC, npnJt)
ist mir nicht bekannt.
Das letzte Gedicht dieser Gruppe (69'') hat Elischa b.
16 Samuel zum Verfasser; es steht auch in dem Liederbuche Jismach
Jisrael (59*—60"), s. J. Q. R. XIV, 121. Die anderen drei sind
anonym: iisnp bs^n b« ninmuN (58»), 12 vierzeilige Strophen,
mit den Versen des III. Psalms als Strophenschluß; 67»: qoN
Dib» 1B13, alphabetisch mit Anknüpfung an den 73. Psalm; 69»:
io i:b nyinji ^D•<nr, umgekehrt alphabetisch (piinn). Dieses letztere
Gedicht findet sich auch in Cod. Adler, T. 72, s. J. Q. R. XVI,
526, N. 3.
Ein Lied zu Ehren des Bräutigams, der zur Thora gerufen
wird, von Moses b. Joseph Halevi, und ein Lied für die
»6 Beschneidungsfeier , von demselben, ferner zwei anonyme Elija-
Lieder bilden den Schluß der ersten Abteilung unseres Kodex
(109»—112"). Ein Seitenstück zum erstgenannten Liede von dem¬
selben Dichter findet sich auch in Cod. Adler, 341, s. J. Q. B.
XVI, 544, N. 29.
so X.
Das umfangreichste Stück in unserem Kodex ist, wie bereits
im Eingange erwähnt war, die persische Übersetzung des
Targum scheni zum Estherbuche (S. 113»—216"). Die
Überschrift lautet: main i-iosn mnsb b-<nnN n-bn ITW bxn 0ffi2
S5 "inON nbaw "«sia. An den Beginn der Absätze sind die hebräischen
Anfangsworte der Bibelverse gesetzt. Zu Esther 5, 1 folgt der
Übersetzung des Targum scheni die Übersetzung des ersten Targum
zu diesem Verse (189"—193»); Überschrift: iiiDNl Diiin TN "i"»«
non).
40 XI.
Der Midrasch vom Hinscheiden Moses' (218" bis
256"): Überschrift: n"T irai niatt miüD ainab b^nns iD"na.
Es ist die persische Übersetzung des bekannten Midrasch-
werkchens, das bei Jellinek, Beth-Hamadrasch I, 115—129 ediert ist.
45 — Dieser Midrasch ist zuerst in einem Sammelwerke gedruckt
worden (Konstantinopel 1516, Venedig 1554), das nach der ersten
Bacher, Zur jädiech-persüchen Läeratur. 535
Nummer desselben als ni23tt 2ii) D-wn nan bezeichnet wird (s.
Benjacob, Thesaurus libr. hebr. S. 105», N. 93). Die zwei letzten
Nummern desselben Sammelwerkes (Nr. 9 und 10) sind in den
beiden letzten Nummern unseres Manuskriptes in persischer
Übersetzung dargeboten, und zwar: 258''—266», Die Rätsel 5
des Isopeto. Die Überschrift lautet: nTmon nn-n ainDb b-inn«
nu-DiTi« rrn-n iiacDb aia npb npi init» Nipi ibn ba. S. über
dieses Werk Steinschneider, Die hebräischen Übersetzungen
des Mittelalters, S. 845. — 266"—30^": Erzählungen, in denen
zumeist König Salomo eine Rolle spielt. Überschrift: ainab binnetio
Dibffln Iiby ^bün nttbo b© Dibttjw.
Die letzten Stücke sind für die Tendenz des Urhebers nnseres
Manuskriptes besonders charakteristisch. Er wollte in ihm Poesie
zu religiöser und sittlicher Erbauung und Prosa zur Unterhaltung
bieten. Es ist volkstümliche Literatur für persisch lesende Juden is
im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts, ein Maßstab für ihre
geistigen Bedürfnisse und für die Quellen, aus denen sie die Be¬
friedigung dieser Bedürfnisse schöpften.
536
Zum Ortsnamen at-Tajjiba.
Von Bichard Hartmann.
In den arabischen Lexicis wird sub voce at-Ttgjiba gewöhnlich
bemerkt, das sei ein Beiname i_Jü von al-Madlna, der Stadt des
Propheten. Der Sinn des Epithetons ist hier ohne weiteres ver¬
ständlich. Es gibt aber eine ganze Reihe von Ortschaften des
6 Namens at-Tajjiba, bei denen der Grund zu der Benennung nicht
so klar einleuchtet wie bei ihrer berühmten Namensschwester.
Besonders in Palästina ist der Ortsname häufig. Ich erinnere neben
den im Folgenden zu erwähnenden Ortschaften nur an das at-Tajjiba
im nordöstlichsten Galiläa südlich vom LitänT-Knie, an das gleich-
10 namige Dorf im Südosten Galiläas, das ältere Reisende meist Umm
at-fajjiba nennen, das aber schon in dem von Sprenger, Post-
und Reiserouten des Orients S. 9 mitgeteilten Stationenverzeichnis
aus Nagm ad-din Muhammad al-Kalka§andi's Kalä'id
al-gumän vom 9./15. Jahrhundert iUAtaM heißt, endlich an das
16 Dorf desselben Namens im Haurän südöstlich von Dar'ät.
In Ibn Fadlalläh al-'Omarl's (t 748/1348; s. Brockel -
mann II, 141) at-Ta'rif bil-Mustalah a^§arif (gedruckt Kairo 1312)
ist nun auf Seite 112 mehrfach der bekannte Ort at-Tajjiba im
'Aglün als am Weg von Baisän nach Irbid gelegen erwähnt. Auf-
20 fallenderweise fehlt an einigen Stellen der Artikel. Den Schlüssel
zur Lösung des Rätsels geben die Handschriften. Die von mir ein¬
gesehenen Kodices Berlin 8639, Gotha 1657, Leipzig 659, Leiden 350
haben übereinstimmend ^! ÄJ.Ai3. Nachdem ich mir das anfangs
als mißverstandene Bemerkung das Diktierenden, daß SCj-^kJ! hier
26 ein Name sei, zurecht gelegt hatte, kam ich bald darauf, daß
diese Wortverbindung vielmehr offenbar im Sinne von evcovvfiog zu
deuten ist. Sie kommt nämlich auch sonst nicht gar selten vor.
Im südlichen Arabien erwähnt Eduard Glaser in seiner „Skizze
der Geschichte und Geographie Arabiens" II, 133 einen Ort Tajjib
so el Ism ; al-Makrlzi benennt in der Histoire des Sultans Mamlouks
trad, par Quatremöre I, 2 S. 13 das at-Tajjiba am Abhang des
samarischen Berglands westlich von Näbulus: Tal'bat-alism ^'^\ x*aL.
ü -