797
Notizen.
Von Siegmund Fraenkel.
1. Zu S. 664 fiF. oben.
oi
Die Kombination von '^an-' mit xj.?! (S. 665, Mitte) wird auch
lautlich dadurch gestützt, daß der sporadische Lautwandel (aramäisch
-I = arab. !) sich in der Nachbarschaft von n noch einmal findet,
nämlich in der bekannten Gleichung JJo)J= J^t. Vielleicht liegt
■ein ähnlicher Fall auch bei "i-'n; vor, wenn man dies zu ziehen
darf. Zu dem arabischen Lautbestande stimmt allerdings syr.
= jüd.-ar. -inti Levy, Nhbr. WB. I, 56» 1. 32 Nr. 2 (dort wohl,
falsch erklärt). —
Mit seiner Bemerkung über das angeblich arabische, in Wirk¬
lichkeit aramäische Narf ist Fischer, wie ja schon durch den
Eingang der Nachricht des MidraS deutlich wird, zweifellos im
Rechte.') Dagegen bedürfen seine grammatischen Notizen S. 666,
Anm. 1 der Richtigstellung. 1. ^»bm kann niemals , die Kamele"
bedeuten. Die entgegenstehenden Angaben in der sehr unzuver¬
lässigen Abhandlung von Levias (Zeitschr. f. hebr. Bibliogr. 5,
S. 92—94), durch die Fischer irre geführt worden ist, beruhen auf
Mißverständnissen oder Textkorruptionen. 2. Das N am Anfange
von ^NbJiJN ist kein prosthetischer Vokal, sondern = br (Nöldeke,
Mand. Gramm. 58 Anm. 2).-)
1) Unter t<"'3n3' ist in jüdischen Schriften häufig die römische Provinz Arabia zu verstehen.
[2) Dieselbe Belehrung läßt mir brieflich W. Bacher zu teil werden, unter Hinweis auf Levias, Grammar, § 170. Auch Dalman, Grammatik, S. 180, 4 V. u. wäre zu vergleichen. Die Behandlung des l von 5y in diesen ost¬
aramäisehen Idiomen zeigt also eine gewisse Ähnlichkeit mit der des l von l^-^ in verschiedenen neuarabischen Dialekten. Vgl. Spitta, Grammatik, §§ 10, b und 83, b, 5; Reinhardt, Ein arab. Dial, gespr. in 'Omän und Zanzibar, §§ 8, 1, b und 175 ff.; Landberg, Proverbes et dictons, 413, und Dialectes de l'Arabie Meridio¬
nale, vol. I, p. 163, 3 v. u. ; auch Stumme, Grammatik des tunis. Arabisch, § 169, 5;
Meissner, Neuarab. Geschichten aus dem Iraq, §§ 2, 7 und 47, a, 3j Socin, Diwan
798 Fraenkel, Notizen.
2. Zur Pabel von Wolf und Kranich
(diese Zeitsclirift 57, 660).
Zu den verschiedenen von Hertel gesammelten Passungen dieser
Geschichte kann noch eine hinzugefügt Vierden. Genes. Rabb. Per.
64 g. E. : Rabbi Josua b. Ghanina trug, um das Volk von einer
Empörung gegen die Römer zurückzuhalten, Polgendes vor :
Einem Löwen, der seine Beute zerfleischte, blieb ein Knochen
im Halse stecken. Da sagte er: ,Wer kommt und ihn herauszieht,
den belohne ich". Es kam nun das ägyptische Rebhuhn, das einen
langen Schnabel hat, und zog den Knochen mit-seinem Schnabel
heraus. Als es dann aber sprach: ,Gieb mir meinen Lohn", da
sagte der Löwe: „Gehe und freue dich sagen zu können, daß du
unversehrt aus dem Rachen des Löwen gekommen bist, so wie du
hineinkamst".
Bemerkenswert an dieser Variante ist, abgesehen von der Ein¬
führung eines in den sonstigen Passungen nicht auftretenden Vogels,
besonders auch, daß sie mit den indischen Erzählungen vom Löwen
handelt und nicht wie die griechische und lateinische vom Wolfe.
Vielleicht ist auch hier ein alter, durch persische Vermittelung zu
erklärender Zusammenhang , wie bei der Pabel von dem Kamel,
das Hörner sucht (Nöldeke, Erzählung vom Mäusekönig, S. 10).
aus Centraiarabien, Teil III, § 167; Stumme, Märchen u. Ged. aus Tripolis, Teil II, § 175 u. a. Ansätze zu dieser fortschreitenden Verkümmerung von ^^.c
^ f
finden sich schon im Altarabischen in Bildungen wie ij^J^. für IJ^J^\ i^ß^
und sLJlc für tUt ^g'- I'' ^' ^ und dazu Jahn; Mufassal
S. llv, 3 und dazu Ibn j^asis II, Ifil, 9; Anbäri, Asrär III, 16; Kämil Itl, 14;
HamSsa f, 6 v. u. etc. A. Fischer.]
799
Der hebräische Vokalname Melopum.
Von W. Bacher.
In einer „didaktischen Studie' zum hebräischen Leseunterrichte,
die N. Adler, Lehrer in Fürth, im März d. J. im Anschlüsse an
„Hebräische Buchstabenbilder' herausgab, fand Eberhard Nestle
eine übrigens ganz unwissenschaftliche Liste der Namen der hebrä¬
ischen Vokalzeichen und in dieser Liste für —-. (ü)^ ' die Benennung D
, Melupum», unmittelbar nach „Schuruk', der Benennung des 1 (ö).
Von diesem Kuriosum ausgehend, stellte er (oben S. 597—600)
in einer, mancherlei Angaben darbietenden interessanten kleinen
Studie die Tatsache fest, daß in Bezug auf den Terminus „Melupum'
ein sonderbarer Widerstreit zwischen den grammatischen Schrift¬
stellern obwaltet, speziell daß jüdische Grammatiker mit demselben
Terminus auch das gewöhnlich Cholem genannte Vokalzeichen be¬
nennen. Um diese Sonderbarkeit der grammatischen Terminologie
zu beleuchten, will ich eine kurze Geschichte der Anwendung des
Ausdruckes Melopum (so muß es richtig heißen: D1E-Nb72)i) bieten,
welche die von Nestle festgestellte Tatsache vielleicht weniger
auffallend erscheinen lassen wird.
I. Von den ältesten Zeiten bis Joseph Kimchi (excl.).
In diesem Zeiti-aume, der mit der Terminologie der Mas sora
beginnt und durch die Neuerung Joseph Kimchi's und seiner
Söhne schließt, kannte die hebräische Grammatik nur sieben Vokale
(resp. Vokalzeichen), die sogen, „sieben Könige". Kurzes o (ö)
wurde mit demselben Zeichen geschrieben und also mit demselben
Namen (Kamez) benannt wie langes a (a) ; die Vokalzeichen gründeten
sich auf die Qualität der Vokale, die Quantität war ganz unberück¬
sichtigt geblieben. Zwischen — und 1 bestand nur ein ortho¬
graphischer Unterschied , ebenso ' wie , und das bleibt so auch in
1) Die richtigere Aussprache wäre': Melophum. Ich selbst behalte das p bei, um nicht zu sehr von Nestle's Schreibung abzuweichen.
Bd. LVIII. 58