Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
thie häufig voll entspricht. Er- schwert wird die Abgrenzung auch dadurch, daß bei Patienten mit einer alkoholischen Herzerkrankung an- dere Manifestationen eines chroni- schen Alkoholabusus wie eine Le- berzirrhose oder eine periphere Neuropathie in der Regel fehlen (19).
Während das klinische Bild der Schwangerschafts-Kardiomyopathie dem der dilatativen Kardiomyopa- thie ebenfalls weitgehend ent- spricht, ist es doch durch einige spe- zifische Merkmale gekennzeichnet, die eine Abgrenzung im allgemeinen ermöglichen.
Die Schwangerschafts-Kardiomyo- pathie tritt immer in einem zeitlichen Zusammenhang mit einer Schwan- gerschaft auf, das heißt entweder während der letzten Wochen der Gravidität oder — wesentlich häufi- ger — während der ersten Monate nach einer Entbindung (5).
Bei etwa der Hälfte der Patientinnen kommt es innerhalb eines halben Jahres zu einer Remission, was bei der dilatativen Kardiomyopathie als selten gilt. Allerdings ist die Rezidiv- quote bei einer erneuten Schwan- gerschaft hoch (3).
Schwierig ist es, in jedem Fall eine schon vorbestehende myokardiale Erkrankung wirklich auszuschlie- ßen, bei der die Schwangerschaft le- diglich dazu geführt hat, daß die Kardiomyopathie entdeckt oder kli- nisch manifest wurde.
Die Diagnose einer Myokarditis ist bei allen Patienten mit den klini- schen Kriterien einer dilatativen Kar- diomyopathie zu erwägen. An eine Myokarditis wird man vor allem den- ken, wenn die Anamnese nur kurz ist, und der Beginn der Beschwer- den in einem engen zeitlichen Zu- sammenhang mit einem grippalen Infekt steht. Dabei ist aber stets zu erwägen, daß unter dem grippalen Infekt lediglich eine bislang klinisch nicht evidente dilatative Kardiomyo- pathie manifest geworden sein kann (13). Erst der weitere Verlauf ermög- licht in vielen Fällen eine Differen- zierung, da die Prognose bei einer
Dilatative Kardiomyopathie
Myokarditis meist wesentlich günsti- ger ist, und es bei der Mehrzahl der Fälle zu einer vollständigen Remis- sion kommt (11, 24).
Während Diagnose und Differential- diagnose der dilatativen Kardiomyo- pathie in den letzten Jahren wesent- lich erleichtert wurden, sind einer wirksamen Therapie noch enge Grenzen gesetzt. Leider sterben über die Hälfte der Patienten inner- halb weniger Jahre nach Diagnose- stellung. Zur Behandlung mit positiv inotropen und diuretisch wirkenden Substanzen ist in jüngster Zeit das Prinzip der Vasodilatation hinzuge- kommen, das über eine Verminde- rung der Vor- und Nachlast zu einer erheblichen Entlastung des Myo- kards führt. Bei medikamentös nicht mehr zu kompensierenden Patien- ten ist in den letzten Jahren auch mehrfach eine Herztransplantation durchgeführt worden, wobei die Er- gebnisse relativ günstig waren (9).
Literatur
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Anschrift des Verfassers:
Privatdozent Dr. med.
Volker Carstens
Medizinische Universitäts-Klinik und Poliklinik
Innere Medizin III/Kardiologie Josef-Stelzmann-Str. 9 5000 Köln 41 (Lindenthal)
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antigene HLA-A und HLA-B für die Überlebensrate
Die Bedeutung der Histokompati- bilitätsantigene HLA-A und HLA-B für die Nierentransplantation von Leichennieren wird untersucht.
Die Daten von 2500 Patienten ste- hen zur Verfügung, die zwischen 1967 und 1979 transplantiert wur- den. Davon wurden mehr als 500 über einen Zeitraum von 5 Jahren oder länger beobachtet. Die Auto- ren berichten, daß die Dauer der Transplantatfunktion und die Überlebensrate der Patienten ab- hängt von der Übereinstimmung zwischen Spender und Empfänger
im HLA-A- und HLA-B-System.
Wenn kein „mismatch" vorlag, funktionierten nach 5 Jahren noch 51 Prozent der Transplantate und 72 Prozent der Empfänger waren noch am Leben. Bei 3 bis 4 „mis- matches" lagen die Raten signifi- kant niedriger, mit 32 und 54 Pro- zent jeweils. Die Autoren betonen, daß in anderen Studien die relative Bedeutung des HLA-A- und HLA- B-Systems geringer eingeschätzt und weiteren Faktoren (z. B. HLA- Dr-System, vorangegangene Blut- transfusion) größere Bedeutung zugemessen wird. Über die zuletzt genannten Faktoren macht die Ar- beit keine Angaben. Die verringer- te Überlebensrate bei verringerter Kompatibilität im HLA-A- und HLA- B-System wurde vor allem inner- halb der ersten sechs Monate nach Transplantation beobachtet.
Vermutet wird, daß dies ein uner- wünschter Nebeneffekt hoher Do- sen von lmmunsuppressiva bei vermehrten Abstoßungskrisen ist.
Daten über die tatsächliche Zahl der Abstoßungen und die Mengen an Immunsuppressiva sind nicht bekannt. Mnn
Persijn, G. G., et al.: Effect of HLA-A and HLA-B matching an survival of grafts and recipients after renal transplantation, New Engl. J. Med.
307 (1982) 905-908, Eurotransplant Founda- tion, University Medical Center Leiden, Nie- derlande
Ausgabe B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 48 vom 3. Dezember 1982 33