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Archiv "Krankenhaus ohne Chef" (30.05.1974)

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Krankenhaus ohne Chef

Die Kran- kenhaus- reform ist durch das Inkraft- treten des Kranken- haus-

finanzierungsgesetzes und der Bundespflegesatzverordnung nun in Gang gekommen. Kein Wun- der also, daß auch der Hörfunk dieses höchst aktuelle Thema jetzt erneut aufgreift, diesmal um am Beispiel zweier „Re- formkliniken" aufzuzeigen, wie die traditionellen hierarchischen Strukturen des Krankenhauses durch eine Kollegialordnung er- setzt wurden.

Der Autor, Josef Scholmer, schil- derte im Deutschlandfunk die Situation in den als „Reform- krankenhäuser" apostrophier- ten Kliniken in Neustadt am Rü- benberge und — wie einfalls- reich — Herdecke/Ruhr. In dem niedersächsischen Kreiskranken- haus wie an der Ruhr arbeiten Ärzte in einer Kollegialverfas- sung für ein festes Gehalt.

Sämtliche Entscheidungen auf organisatorischem, personellem und finanziellem Gebiet werden durch Kollegialorgane getroffen, in die Vertreter aller Kranken- hausberufe durch Wahlen dele- giert sind. Wie der Autor zu be- richten wußte, funktioniert offen- bar in Herdecke und in Neustadt dieses System bisher reibungs- los. Die traditionellen Funktio- nen von Chefarzt, Ober- und Stationsschwester sind auf ge- wählte Vertreter der Kliniklei- tung übergegangen. Die einzel- nen Fachärzte sind gleichrangig und üben eine selbständige Tä- tigkeit aus.

Der Autor, der voll des Lobes über das Experiment des „klas- senlosen Krankenhauses" war, verschwieg allerdings den Hö-

rern einige Schönheitsfehler:

Immerhin können sowohl Her- decke als auch Neustadt nicht auf den Privatpatienten als will- kommene Einnahmequelle ver- zichten. In Herdecke beispiels- weise werden den sogenannten

„Komfortpatienten" bei Inan- spruchnahme eines Einbettzim- mers 65 Prozent Zuschlag bzw.

38 Prozent in einem Zweibett- zimmer abverlangt, obwohl das Gesetz nur Mindestzuschläge in Höhe von 35 bzw. 15 Prozent vorschreibt. Der rigorose Ver- zicht auf persönliche finanzielle Vorteile seitens der Ärzteschaft und die an den Krankenhausträ- ger abgeführten Privateinnah- men trugen dazu bei, das Defizit im „Bereich Sozialversicherte"

zu decken sowie die Schulden abzubauen (Defizit in Herdecke:

über 1 Million DM im Jahr 1972).

Daß dies ein Systemfehler der beiden vielgerühmten Reform- versuche ist — darauf allerdings ging der Autor nicht ein, ebenso nicht auf den darin enthaltenen Verstoß gegen das Kostenverur- sachungsprinzip.

Obwohl sich vor allem in sozial- demokratisch regierten Bundes- ländern der Trend zur Festge- haltsregelung im Krankenhaus nach dem Muster der Herdecker und Neustädter Klinik abzeich- net, dürfte es noch ein weiter Weg bis dahin sein. Denn bis- lang sperren sich die Kranken- hausträger gegen solche Full- time-Lösungen, da dies die Pflegesätze zu Lasten der Bei- tragszahler erhöhen muß. Zu- dem dürfte es nicht unproble- matisch sein, an einem so sen- siblen Gebilde wie dem Kran- kenhaus ausgerechnet eine De- mokratisierungswelle um jeden Preis zu beginnen, ohne vorher überhaupt geprüft zu haben, ob solche Rezepte auf die über 3000 Krankenhäuser hierzulande übertragbar sind. HC

Die Information:

Bericht und Meinung

22.00 Bericht vom 23. Deutschen Kongreß für ärztliche Fort- bildung (1)

RIAS, 2. Programm Dr. Harald Henning 23.00 Als Juso im Lande Maos

Chinesisches Tagebuch Sender Freies Berlin, 1. Programm

Heinz-Otto Gralki

Freitag, 7. Juni

17.30 Aufbruch zu einer humanen Medizin:

Perspektiven Deutschlandfunk Joseph Scholmer

Samstag, 8. Juni

10.05 Infarkt und Infarktforschung Sender Freies Berlin, 1. Programm

Johannes Schlemmer Noch vor 50 Jahren war das Krank- heitsbild des Herzinfarkts nur wenigen Ärzten bekannt. In den damaligen Lehr- büchern wurde der Infarkt überhaupt nicht, oder wenn, dann nur flüchtig er- wähnt. Was hat sich in diesen wenigen Jahrzehnten ereignet, daß dieses Krankheitsbild inzwischen nicht nur eine unübersehbare Flut von Fachpubli- kationen, von Illustriertenberichten, sondern auch von Furcht bestimmten Vorstellungen in der Öffentlichkeit her- vorgerufen hat?

15.05 Wechseljahre der Frau Sender Freies Berlin, 2. Programm

Ann Schäfer

Beim heutigen Stand der medizinischen Forschung ist es möglich, einer Frau in und nach dem Klimakterium das Gefühl zu geben, noch elastisch und leistungs- fähig zu sein. Die Östrogenbehandlung bringt fast immer Erfolg. Dies erklärt in dieser Sendung, Professor Lauritzen von der Universität Ulm.

19.00 Zum Freitod gezwungen — Aus der Arbeit der Gesell- schaft für Selbstmordverhü- tung

Studiowelle Saar Anneliese Steinhoff

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 22 vom 30. Mai 1974 1605

Referenzen

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